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Nr. 238.

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Berliner Volksblaff.

32. Jahrgang.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel zeile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewertschaftliche Vereins­und Versammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bort 20 Pig.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morisplat, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 29. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Die ruffische Front in Oftgalizien durchbrochen.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 28. August 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Ein französischer Handgranatenangriff auf Linge­kopf( nördlich von Münster ) wurde abgewiesen.

Auf einem großen Teile der Front war die Tätigkeit der Artillerien und der Flieger sehr rege.

Feindliche Flieger bewarfen ohne Erfolg Ostende , Middelkerke und Brügge ; in Müllheim ( Baden ) wurden drei Zivilpersonen durch Fliegerbomben getötet. 61100 ans ni

Deftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg . In den Gefechten nordöstlich von Bausk und Schön­jerg ist der Gegner geworfen. Ueber 2000 Russen wurden gefangen genommen, 2 Geschüße und 9 Maschinengewehre erbeutet. Feindliche Vorstöße gegen Teile unserer Front zwischen Radfiwilischki und Swja­dosze wurden abgeschlagen.

Südöstlich von Kowno schreiten die Truppen des Generalobersten v. Eichhorn siegreich weiter vor.

Zwischen dem Bobr und dem Bialowieska- Forst wird verfolgt, die Stadt Narew ist besetzt.

Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls Prinz Leopold von Bayern.

Die Heeresgruppe ist im Vordringen in den Bialo­wieska- Forst und über die Lesna- Prawa, deren östliches Ufer am Unterlauf bereits gewonnen ist.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackenfen. In der Verfolgung ist die Straße Kamieniec­Litowsk Myszczyce überschritten. Zwischen dem Mucha­wiec- und dem Pripjet- Fluß treiben unsere Truppen den geschlagenen Feind vor sich her. Deutsche Reiterei warf gestern bei Samary( an der Straße Kowel - Kobryn ) eine feindliche Kavalleriedivision.

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Unter Führung des Generals Grafen Bothmer haben deutsche und österreichisch- ungarische Truppen gestern an der Zlota- Lipa nördlich und füdlich von Brzezany die russischen Stellungen durchbrochen. Nächtliche feindliche Gegenangriffe wurden blutig abgewiesen. Heute früh

gab der Gegner nach weiteren Mißerfolgen den Wider. Ein deutsch - österreichisch­

stand auf. Es wird verfolgt.

Oberste Heeresleitung. Radsiwilischki liegt 10 Kilometer östlich Schönberg, Swjadosze liegt 60 Kilometer östlich Poniewiez.

bart:

*

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 28. August. ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­

Russischer Kriegsschauplak.

Unfere in Oft galizien stehenden Armeen haben gestern die seit Wochen ausgebaute russische Front an der 31ota- Lipa an mehreren Stellen durchbrochen. Sie kämpfen hierbei auf dem Ehrenfelde der ersten großen Schlach­ten, die zu Beginn des Krieges östlich und südöstlich Lemberg ausgekämpft wurden und sich in diesen Tagen zum ersten Male jähren. Sowohl östlich von Przemyslany als auch west­lich von Podhajce und von Monasterzyska drangen wir in die feindlichen Linien ein. Zwischen Gologory und Brzezany wurden die russischen Stellungen in einer Ausdehnung von 30 Kilometern genommen, wobei zwischen Gologory und Dunajow österreichisch- ungarische Regimenter und nächst Brzezany unfere und deutsche Truppen stürmten. Der geschlagene Feind, der 20 Offiziere und 6000 Mann als Gefangene zurückließ, versuchte vergebens, die verlorenen Positionen durch Gegenangriff wieder zu ge= winnen. Er mußte das Schlachtfeld räumen und trat heute früh an der ganzen Front den Rückzug an. Auch öftlich von Wladimir Wolynskij kam es zu kämpfen größeren Umfangs. Die Armee des Feldzeugmeisters v. Puhallo warf den Feind in der Richtung gegen Lud zurüd und hat die Ver= folgung übernommen. Nördlich der Pripiati Sümpfe nähern sich unsere Verbündeten der Stadt Ko brin von Süden und Westen. Die bei Kamieniec Litow 8t kämpfenden österreichisch- ungarischen Streitkräfte schlugen den Feind aus seinen Stellungen nördlich und öftlich dieser Stadt zurück. Italienischer Kriegsschauplay.

An der Küstenländischen Front versuchte der Feind heute nacht und bei Morgengrauen an mehreren Stellen anzugreifen, wurde aber überall abgewiesen; so östlich Polazzo und San Martino auf der Hochfläche von Doberdo , dann an unseren Höhenstellungen nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes. Im Raume von Flitsch dauert das Gefecht fort. In Tirol gehen die Italiener nördlich des Gugana- Tales näher an unsere Stellungen heran.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

ungarischer Zollverband.

Der rührige Propagandist eines engeren handelspoliti­schen Verhältnisses der verbündeten Mittelmächte, Dr. Julius Wolf, hat soeben seine Rede veröffentlicht, die auf der am 19. Juni 1915 abgehaltenen Hauptversammlung des Mitteleuropäischen Wirtschaftsvereins in Deutschland ge­halten worden ist.

Der kurz sfizzierte Gedankengang ist: Die Notwendig­feit einer noch engeren politischen Verbindung der Mittel­mächte und der Schaffung eines größeren Marktes zwingen die verbündeten Reiche, auch eine handelspolitische Einheit zu werden. In derselben Richtung wirken, sagt Wolf, die amerikanische Gefahr, der drohende handelspolitische Zusammenschluß der jeßigen Feinde Deutschlands und die Bildung eines wirtschaftlich nach außen abgeschlossenen größeren Britanniens.

Der Mitteleuropäische Wirtschaftsverein hat ursprüng­lich gegenseitige Vorzugszollbehandlung durch Bindung der gegenwärtig im Verkehr zwischen Deutschland und Desterreich­Ungarn geltenden Zölle nach oben, durch Erweiterung der Liste der zollfreien Waren und durch möglichst unbeschränkte Zulassung des gegenseitigen Veredelungsverkehrs empfohlen. Diese Vorschläge haben bei den Desterreichern keine Gegen­liebe gefunden. Unsere Bundesgenossen fühlen sich, wie es scheint, auch durch die gegenwärtigen Zölle nicht voll be­friedigt und würden auch im Falle des Eingehens auf die Vorzugsbehandlung es für richtig halten, gewisse Zölle gegen uns zu erhöhen und nur eben gleichzeitig die Zölle für das weitere Ausland noch stärker hinauf­zusetzen". Daher sei eine Zollunion mit gemeinsamer Bollgrenze und eine Zwischenzollinie wünschenswert, deren Abbau in einigen Jahrzehnten zu erfolgen hätte.

Aber auch dieses Projekt war aktuell, hat aber heute nur eine Art historisches Interesse. Die am 23. und 24. Juli in Berlin abgehaltene vertrauliche Besprechung der Mittel­ europäischen Wirtschaftsvereine erwähnt es in ihrer Ent­schließung nicht mehr. An seine Stelle tritt das Verlangen alleinbestimmend, durch Abänderung der Meistbegünstigungs­klausel eine alte Forderung der ungarischen Agrarier! dritte Staaten von den Vorteilen auszuschließen, die sich die beiden Mittelmächte im gegenseitigen Verkehr gewähren. Da­her durften auch die ungarischen Delegierten jedem, der hören wollte, erzählen, daß sie die Deutschen zu ihrem Evangelium der eingeschränkten Meistbegünstigung bekehrt hätten und eine Zollunion nicht zu fürchten sei. Herr Wolf, der deutsche Professor, gefällt sich aber in den Märchenschlössern der Phantasie, verlangt ein 3 o IIparlament und eine ge. meinsame Administrativbehörde und ahnt nicht, Sturme deutscher und österreichisch- ungarischer Truppen gefallen fei. garischen Unabhängigkeitsfanatiker vor den Kopf schlägt. Petersburg, 28. August. ( W. T. B.) Bericht des Ge- Diese Mitteilung ist unzutreffend und tendenziös. Tatsächlich war Die Wahrheit ist die, daß heute eine Einschränkung der neralstabes vom 27. August. In der Gegend von Riga bereits seit einiger Zeit entschieden, daß die Einschließung einer Meistbegünstigungsklausel nicht die Wirtschaftsgemeinschaft feine Veränderung. In der Gegend von Baust und Garnison von hunderttausend Mann in diesem festen Blaze nicht anbahnen, sondern offene oder latente 30II friege und Birshi nach Friedrichstadt hin führte der Feind im Laufe zweckentsprechend wäre; infolge dessen wurde das wertvollste Material eine fabelhafte Mehr belastung der arbeitenden des 25. und 26. August seinen starken Angriff gegen unsere zu rechter Zeit von dort zurückgezogen, und die Werke auf dem Klassen zur Folge haben würde. linken Bugufer leisteten nur Widerstand, um der in jener Gegend Der größere mitteleuropäische Markt wird nicht zustande Truppen fort, die diese Gegend verteidigen. Hartnädige operierenden Armee die Möglichkeit eines Rückzuges nach Osten zu kommen, weil die Oesterreicher, nach dem eigenen Zeugnis Kämpfe, die sich im Laufe der letzten Tage entspannen, wur- geben. Als diese Bewegung ausgeführt war, wurden Befestigungen Wolfs, die 3ölle erhöhen, nicht erniedrigen wollen. den auf den Straßen in der Richtung südlich von der Eisen- und Brücken zerstört und die Besazung dieser Werte schloß sich der bahn Tauerkal- Mengut geliefert. In der Gegend Feldarmee wieder an, wie dies in der amtlichen Mitteilung aus von Dünaburg und nördlich von der Eisenbahn Düna- dem Stabe des Großfürsten- Oberbefehlshabers bekanntgegeben burg- Ponie wiez bedrängten unsere Truppen am worden ist. 26. Auguſt die deutschen auf der Front Ponedeli­Skopischki. Aus der Gegend von Wilna wird vom

Die Meldung des russischen Generalstabes. Telegramme melden, daß die Festung Brest Litowsk nach einem wie sehr er damit die österreichischen und noch mehr die un­

Russischer Flieger über Lemberg .

Die Verwaltung Polens .

Die Massen werden belastet, weil jede Einschränkung der Meistbegünstigungsklausel alten Stiles die Wirksamkeit des autonomen 3olltarifes erweitert. Die Staaten pflegen nach eigenem Ermessen einen selbständigen autonomen Bolltarif aufzustellen, von dem einzelne Positionen durch Verträge herabgesetzt werden. Durch die Meistbegünsti­gungsklausel werden die Herabsetzungen verallgemeinert. Gewährt Deutschland Desterreich- Ungarn einen gegenüber dem autonomen Tarif niedrigeren Zoll auf Getreide und Vieh, so nehmen ohne weiteres an diesen Vorteilen auch Ruß­ land , Rumänien usw. teil. Das soll aufhören!

25. August keine besondere Veränderung gemeldet. Am Lemberg, 27. Auguft.( W. T. B.) Meldung des Wiener I. 1. mittleren Njemen und auf der Front zwischen den Quellen telegr. Korresp.- Bureau. Vorgestern abend erschien über der Stadt des Bobr und des Pripet dauert der Rückzug unserer ein russischer Flieger, der mehrere Bomben abwarf, wodurch vier des Bobr und des Pripet dauert der Rückzug unserer Eisenbahnbeamte getötet wurden. Der Flieger wurde Truppen unter dem Schuhe von Nachhutgefechten an. Sehr scharf beschoffen, und ergriff schließlich vor einen aufsteigenden heftige Versuche der Deutschen , in der Nacht zum 26. August österreichischen Flieger die Flucht. Da aber Deutschland gegenüber keinem Lande so viele und am folgenden Tage die Offensive in der Gegend von Zollsäte ermäßigt hat als gegenüber der Donaumonarchie, so Bialystok und nördlich von dieser Stadt aufzunehmen, finden sich die anderen Staaten in einer handelspolitisch viel wurden mit Erfolg aufgehalten und kosteten dem Feinde große Posen, 28. August. ( W. T. B.) Das Posener Tageblatt" ver- schlechteren Lage, wenn von der Meistbegünstigung die Vor­Verluste. Bei Brest- Litowsk sprengten wir die Befesti- öffentlicht folgende Meldung: Für das ganze unter deutscher Ver- teile ausgenommen sind, die sich Deutschland und Desterreich­gungen und Brücken gemäß dem erhaltenen Befehle in die waltung besetzte Gebiet im Osten wird ein Generalgouverneur be- Ungarn im gegenseitigen Verkehr gewähren. Sie werden Luft, und unsere Besatzungstruppen vereinigten sich mit der stellt. Als solcher ist der General v. Beseler bereits ernannt. Zum mit Kampfmaßnahmen antworten, die Deutschland um so Feldarmee. In Galizien feine bedeutenden Verände- Chef seines Stabes ist Generalmajor von der Eich ernannt, der bis- schwerer treffen werden, als 20 Proz. seiner Ausfuhr in das her als militärischer Beauftragter des Oberbefehlshabers Ost der britische Weltreich gehen, nach Desterreich- Ungarn aber nur Zivilverwaltung in Bolen angehörte. Die bisherige Zivilverwaltung 11 Proz., da Oesterreich- Ungarn seine Zölle außerdem noch Durch ein wirtschaftliches Angriffs­für Polen links der Weichsel in Kalisch wird nach Warschau ver- erhöhen will.

rungen.

Die russische Darstellung über Brest - Litowsk. fet, es wird ihr ganz Russisch- Bolen unterstellt. Ihr bündnis der Mittelmächte kann Wahrheit werden, was Petersburg , 28. August. ( W. Z. B.) Die Zentralbirektion bisheriger Präsident Dr. v. Kries ist zum Verwaltungschef beim heute Hirngespinst ist: die Vereinigung Englands, Frank­des Generalstabes hat gestern bekanntgegeben: Berliner Generalgouverneur mit dem Titel Exzellenz ernannt worden. reichs, Italiens und Rußlands zu einem Abwehrbunde.