Einzelbild herunterladen
 

Oer englische öergarbeiterkonflikt. London . LS. August.(W. T. B.) A S q u i t h hat gegen die Lohnforderung der Bergleute von Northum. berland entschieden, indem er nicht die geforderten 11, son» dern nur 2 Proz. Lohnzulage bewilligte. Ter Ausschuß ist gestern zusammengetreten, um die Lage zu erörtern. Delegierte deS aus- führenden Ausschusses der Bergleute von Süd-Wales sind nach London abgereist, um eine Unterredung mit Runciman nachzu- suchen, obwohl Runciman in einem Briefe die Besprechung abge- lehnt hatte. DieTime S" meldet aus Cardiff :Sollten die nach Lon. don gesandten Delegierten das Ziel nicht erreichen, und die Grubenbesitzer von dem Schiedsspruch Runrimans strikt festhalten, so wird die Lage sehr ernst»erden. Die Bergleute im Rhonddatal sind zweifellos starrköpfig und werden durch jüngere Agitatoren aufgehetzt. Eine Massenversammlung findet am Sonntag in Toy. pandy statt. Es wird vielleicht schwer sein, die Arbeiter zu ver- hindern, ohne Rücksicht auf ihre Führer die Entscheidung in die eigene Hand zu nehmen." DieM o r n i n g Post" meldet aus Cardiff :Der Ar» beiterführcr HartShorn riet den Arbeitern in einer Rede in Albmillery, ihr Pulver trocken zu halten und für die Interessen des Gewerkschaftsverbandes zu sorgen, solange sie die Macht in Händen hätten, denn nach der Einführung der Wehrpflicht müßten sie verhungern. Die jetzigen Schwierigkeiten seien größer als seit Beginn de? Streites. Aber selbst wenn die ganze Regierung gegen sie wäre, hätten doch die Arbeiter recht und die Regierung unrecht. Lloyd George müsse sein« Zusage erfüllen, dann würden die Bergleute die Arbeit sofort wieder aufnehmen. Die Wirkung der Rede waren neue Streiks." Ein schwarzer Stock gegen üie Duma. Petersburg, 29. August. (W. T. B.)R j e t sch" meldet: Verschiedene Abgeordnete der Rechten haben einen sichnxzrzen Block zum Kampf gegen die Linke in der Duma ge- gründet. Wie auf ein Signal eröffnete die gesamte Presse der Rechten einen Feldzug gegen die Duma, die sie be- schuldigte, eine Revolution anzustiften und alles gegen eine glückliche Durchführung deS Krieges zu tun. Regierungsfeinüliche Demonstration in Moskau . Petersburg, 29. August. (SS. T. B.)(Heber Kopenhagen .) Rjeifch" meldet: Am 23. August wurden in den Hauptstädten Rußlands Gerüchte verbreitet, daß Kowno Wiedererbbert und die Dardanellen gefallen feien. In Petersburg und Moskau fanden deshalb Kundgebungen statt, obwohl die Polizei diese sogar unter Androhung don Strafe verboten hatte. In ZlloSkau artete die Kundgebung in eine regierungsfeindliche Demonstration aus. Am Denkmal des Generals Gkobeleff wurden Reden ge» halten, darunter eine von einem jungen Manne, die die Polizei veranlaßt«, ihn sofort zu verhaften. DaS Publikum wollte ihn be- freien. Es kam zu einem Kampfmitber Polizei, bei dem mit Fahnenstangen und Steinen gekämpft wurde. Viele Personen und auch Polizisten wurden verwundet. Die Menge lief hinter den Polizisten her und zertrümmerte die Scheiben des Polizeirevier«. Erst in später Nacht gelang eS der Polizei, die Menge auseinander- zusprengen. Sulgarien. DieBoss! sch e Zeitung" brachte die ersten Dkeldungen von der Unterzeichnung de» bulgarisch-türkischen Vertrages. Fetzt gehen dem Blatte von einem hervorragenden bulgarischen Staats- niann, der in engen Bezishungen zu den leitenden Kreisen in Sofia steht, längere Ausführungen zu über die politische Lage in Bul - garien, denen wir folgende? entnehmen: Der vor einigen Tagen zustande gekommene Abschluß der türkisch -bulgarischen Verhandlungen ist ein Ereignis von größter Tragweite, denn er bedeutet nichts weniger als den unzweideutigen und entschiedenen Ucbertritt Bulgariens auf die Seite der ver-

Jahre 18S7 vorgenommen wurde. Sie stellte eine Kopfzahl von 125 640 021 fest. Seitdem wurde in Rußland nicht wieder eine all- gemeine Zählung veranstaltet, sondern die Bevölkerungszahl wird nach den alljährlich vorgenommenenRevisionen" geschätzt, wonach sie sich im Jahre 1S12 auf rund 171 Millionen belief. Der Schicktung der Bevölkerung legen wir am besten die ge- nauen Zahlen de» letzten Zensu» von 16S7 zugrunde, da« gegen­seitige Verhältnis hat sich in der seither verflosienen Zeit kaum ver­ändert. Von den 125'/, Millionen werden nur 02 Millionen als Slawen bezeichnet und auch diese stellen keineswegs eine einheitliche Masse dar. Die Hauptmaste bilden nach der Angabe Rüsten, fast 84 Millionen(83 033 567). Aber selbst diese Russen bilden keineswegs eine einheitliche Nation, so wenig etwa wie die Skandinavier (Schweden , Norweger, Dänen) oder Engländer und Deulsche, die eine größere Stammesverwandtschaft haben als die verschiedenen Teil« dieser Russen. Sie zerfallen in die Großrusten (53 Millionen). Kleinrnsten(25 Millionen) und Weißrussen (6 Millionen), die durch Sprache und Sitte sehr von einander ver- schieden sind. Speziell die Kleinrnsten, die sich selbst Ukrainer nennen und für die Erhaltung ibrer selbständigen ukrainischen Sprache gegen- über den gewaltsamen Unterdrückung«- und RusfifizierungSversuchen kämpfen, sieben in einem starken Gegensatz zu den herrschenden Großrusten. Die nächste Stelle nimmt auch ein slawstcher Voltsstamm ein, die Polen mit beinahe 8 Millionen(7 031807) Seelen, doch zeigt ja der Jubel der polnischen Bevölkerung beim Einzug der verbündeten Deutschen und Oesterreicher in Warschau , wie sehr sich die Polen nach Befreiung von der russischen Herrschaft sebnen. Ihnen schließen sich die.lieben Juden" deS Zaren mit 6 070 205 Köpfen an, diese Sermften der Armen, denen im heiligen Rußland auch die einfachsten Menschenrechte versagt sind. Erhebliche Teile der»svölkerung stellen außerdem noch dar die Kirgisen und Kosake» mit 4 084 ISS , die Tataren mit 3 737 627, Deutsche mit 1 700 4SS, die Baschkiren, Tegtjaren mit 14ZS136, die Letten mit 1435 037, Georgier, Jmmeretler und Minarelier mit 1 8S6 448, Litauer mit 1 210 510, Armenier mit 1 17SVS6, Moldavier und Rumänen mit 1 121 660, Morduaten mit 1 028 841 und Esten mit 1 008 788. Mit geringeren iffern. unter einer Million, treten hinzu die Sorten mit 068 655, die huwaschen mir 848 755, die Tscheischensen mit 810 576, dt« Kara« kirgisen mit S0HS07. die Usbeken mit 706 534. die Kalmücken und Burjaten mit 460 811, die Schmudien mit 448 022, die Tateten und TaMchiks mit 446 453, die Wotjaken mit 420 070, die Ticheremissen mit 375 430, die Finnen und Korelcn mit 851 160, die Turkmenen mit 28l 857, die Kurden und Ostelen mir 271 665, die Sirianen und Permjuken mit 258 300, die Jakuten mit 227 884, Türken mit 208 822, Griechen mit 186 025. Buloaren mit 172 726, die Kabardiner und Abchasier mit 170 672, die KumikS und Rogai» mit 147 488, endlich 86 270 Turgll'en und 50 885 Böhmen . DaS ergibt 48 einzelne Volksstämme, wozu noch 682 667 Vertreter verschiedener ganz kleinor Völkerschaften treten. Man ersieht hieran«, welch schwieriß« Aufgaben die Entwirrung der rulsiiche»»ölterSunde der Wisienschan noch vorbebält, denn selbst- Verständlich ist die Abstammung der eiimlnen Stämme und ihre etwaige Verwandtschaft unter einander noch weitaus nicht genügend erforscht. Die von dieser wirren Masse erreichte Kulturhöhe erkennt man recht gut au» den Schlußworten der ftanzöfischen Ouelle diese« Berichte«(Mouvemeut Gsographique): Nur'/, der eigentlichen russischen.Bürger' können ihren Namen schreiben, kaum der eigentlichen russtschen Frauen können lesen, aber alle können trinken.

bündeten Zentralmächte. Im Zusammenhang damit steht auch die Ernennung deS neuen Kriegsministers General Jekow, welcher die türkifch-bulgarischen Verhandlungen zu Ende führte und sonst als eifriger Anhänger einer deutschfreundlichen Politik gilt. Nach alledem mag noch offiziell von bulgarischer Neutralitätspolitik ge- sprocheu werden, tatsächlich dürfen schon jetzt die Bulgaren als Deutschlands und Oesterreichs Verbündete betrachtet werden, waS hoffentlich in küiAester Zeit sich auch durch Bulgariens aktives Ein- greifen erfolgreich bewähren wird.... Für den endgültigen Entschluß, der Politik Bulgarien « eine deutschfreundliche Richtung zu geben, war der Friede von Bukarest von entscheidender Bedeutung. Während des ersten Balkankrieges im Jahre 1012 hatte in Bulgarien allgemein der Glaube an die Möglichkeit geherrscht, Rußlands Interessen mit denen eines ver- größerten und vereinigten Bulgariens in den Grenzen des Friedens von San Stefano zu vereinbaren. Jedoch nach der im Jahre 1013 stattgefundenen Zerstückelung Bulgariens folgte diesbezüglich eine allgemeine Enttäuschung, und zwar hauptsächlich in den breitesten Volksschichten, welche bis dahin au? Ueberlieferung ruffen freundlich gesinnt waren. Infolgedessen konnte das gegen- wärtige Ministerium Radoslawow ans Ruder kommen, nachdem eS öffentlich erklärt hatte, daß Bulgarien nunmehr sein Heil im engen Zusammenwirken mit den Zentralmächten anzustreben habe. Die planmäßige Begünstigung, welche die Ententemächte beim Abschluß des Bukarester Friedens den Feinden Bulgariens hatten angedeihen lassen, hat Tank der erwähnten Umwälzung in der bulgarischen öffentlichen Meinung zu Ergebnissen geführt, die für die Entente die unangenehmste Ueberraschung waren. Schon im September 1013 haben die Bulgaren , die den schlauen Plan der Entente durchschaut hatten, mit dem türkisch -bulgarischen Frieden?» vertrag von Konstantinopel den ersten Strich durch die Rechnung der Entente gemacht. Dadurch wurde auch die erste solide Grund- läge für eine zukünftige Verständigung auch mit Oesterreich und Deutschland geschaffen.... Wegen der verschiedenen Anschauungen über den Ausgang deS Weltkrieges bildeten sich in Bulgarien zwei gegnerische Richtungen. Der scharfe Gegensatz zwischen diesen Richtungen wurde aber mit den Erfolgen der Zentralmächte milder und ist nach ihren letzten großen Siegen im Verschwinden. Zu seiner gänzlichen Beseitigung trägt viel die volle Einstimmigkeit bei, die im bulgarischen Volk gegenüber den feindseligen Nachbarn, besonders gegenüber Serbien , herrscht, dessen Züchtigung und Nötigung zur Herausgabe des Raube? von 1013 die Hoffnung jedes Bulgaren ist. Unter so günstigen Stimmungen hat da» Ministerium RadoS- lawow den ersten Schritt zu seinem Bündnis mit Oesterreich-- Ungarn und Deutschland getan. ES ist augenscheinlich, daß RadoS- lawow in vollem Vertrauen auf Garantien beider Großmächte in bezug auf das künftige Schicksal Mazedoniens handelt Garan­tien dafür, daß Mazedonien au« feiner gegenwärtigen Knechtschaft befreit und seinem Mutterland Bulgarien einverleibt wird..." Im Sanne üer Kriegspsychose. In einem so überschriebenen Leitartikel sagt die.Kölnische Zeitung "(Nr. 880): .Der Krieg hat in der öffentlichen Meinung der Völker eine Geistesverfassung gezeitigt, die man in unserem Zeitalter der Jnternationalttät und intellek- tuellen Aufklärung nicht für möglich gehalten hätte. Nationalstaatlicher Egoismus und das Streben, die eige- neu DafeinSintereffen mit allen Mitteln durchzusetzen, beherrschen so ausschließlich die kriegführenden Völkergruppen, daß diese in sich abgeschlossene VorstellungSkreise bilden, in denen jene Kräfte mit autosuggestiver, fast alle Individuen erfassender Wirkung die ein- zige Ouelle de» Denken« und Handeln« geworden sind. So be- stehen diese VorstellungSkreise nebeneinander, ohne sich zu berühren, und au« Tatsachen, die in Friedenszeiten zweifellos hier wie dort dieselbe Beurteilung erfahren würden, werden unter dem Ein- fluh de» alle« Denken und Wollen gefangen neh- menden nationalen EgoiSmu» Schlüsse gezogen, die sich schnurstrack» widersprechen, so daß man den Eindruck erhält, al» ob Logik und gesunder Menschenverstand gänzlich au» dem Kriegsbegriffvermögen ausgeschaltet seien. Da» Streben der Kulturvölker, sich gegenseitig zu verstehen, hat der Drang abgelöst, sich gegenseitig mißzuverstehen, mit Hilfe der absichtlichen Mißdeutung der Motive des anderen sich gegen- feitig in» Unrecht zu setzen und die eigenen Volksgenossen selbst auf Kosten de» logisch geordneten Denken» in dem nationalen, aus- schließlich auf den Sieg gerichteten Vorstellungsbanne festzuhalten. In jedem(?) Zeitungsblatte findet man heute zahllose Beweise dieser Geistesverfassung." DieKölnische Zeitung " bezieht diese Feststellung eine» krank- haften ZustandeS ausdrücklich auch auf Deutschland : .Aber wir wollen nicht nach Pharisäerart an unsre Brust schlagen und sagen: Herrgott, wir danken dir, daß wir nicht find wie diese Zöllner. Wir wissen, daß auch wir in unserem Vor- stellungSkreise befangen sind, und wir müssen e» fein und bleiben, weil auch un» der nationale Egoismus beherrscht, siegen zu wollen." Gegen Annexionen für Grenzberichtigungen. DieFreisinnige Zeitung" veröffentlicht eine in politi- fchen Kreisen bereits bekannte Eingabe an den Reichskanzler über die Kriegsziele. Die Eingabe ist vom 27. Juli datiert und hat folgenden Wortlaut: Deutschland ist in den Krieg nicht mit der Absicht auf Eroberung gegangen, sondern zur Erhaltung seines von der feindlichen Koalition bedrohten Daseins, seiner nationalen Einheit und seiner fortschreitenden Entwickelung. Nur WaS diesen Zielen dient, darf Deutschland auch bei einem Friedens- schluß verfolgen. Eingaben(der 6 Wirtschaftsverbände und einiger Professoren. Die Red. desVorw."), welche Euer Exzellenz zugegangen sind, verstoßen gegen diese Ziele. Wir halten es daher für unsere Pflicht, diesen Bestrebungen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten und offen auSzu- sprechen, daß wir in ihrer Verwirklichung einen folgenschweren politischen Fehler und nicht eine Stärkung, sondern eine verhängnisvolle Schwächung des Deut- scheu Reiches sehen würden. In rein sachlichen Erwägungen bekennen wir uns zu dem Grundsatz, daß die Ein derlei- bung oder Angliedern ng politsch selbständi- ?er und an Selbständigkeit gewöhnter Völ- er zu verwerfen ist. DaS Deutsche Reich ist hervor- gegangen auS dem Gedanken der nationalen Einheit, der nationalen Zusammengehörigkeit. ES hat nationalfremde Elemente nur langsam und noch unvollkommen mit sich ver- schmolzen, und wir wollen unS weder durch Ereignisse noch durch Personen, noch durch leicht erzeugbare Stimmungen dazu drängen lasten, die leitenden Grundlinien der Reichs- schopfung aufzugeben und zu verändern und den Charakter des Nationalstaates zu zerstören. Es ist ganz selbstverständlich, daß die von uns nach Maß- gäbe unserer Friedensbedingungen zu räum�aden Gebiete nicht zu einem Bollwerk für unsere Gegner werden dürfen. daß kein Rivale Deutschlands sich dort festsetzen darf. Die Möglichkeit darf nickt bestehen, daß feindliche Gefühle der!

Bewohner sich in feindselige Handlungen umsetzen, die den Frieden und die Sicherheit unserer Grenzen bedrohen könnten. Solchen Gefahren kann vorgebeugt werden, und wir ver- trauen darauf, daß es gelingen wird, geeignete und wirksame Mittel auszuwählen und zu verwirklichen. Dazu ver- mögen wir aber wiederum solche Mittel nicht zu rechnen, die uns auf Umwegen schließlich doch zur Annexion hinleiten würden. Wir alle sind mit dem ganzen Volke fest überzeugt, daß dieser Krieg mit einem vollen Siege Deutschlands enden wird. Nach so bewunderungswürdigen Heldentaten, nach so unendlichen Opfern und Mühen, nach so viel Ruhm und so viel still und mit Seelengröße getragenem Leid wird das deutsche Volk einen SiegeSpreis beanspruchen dürfen, der soweit das überhaupt möglich ist dem, was es hingegeben hat, entspricht. Der höchste Siegespreis wird immer in der stolz errungenen Gewißheit bestehen, daß Deutschland auch eine Welt von Feinden nicht zu befürchten braucht, und in dem beispiellosen Kraftbeweis, den unser Volk den andern Völkern der Erde und den kommenden Generationen gegeben hat. Das deutsche Volk kann aber nur einen Frieden schließen, der den st rategi scheu Bedürfnissen, den poli- tischen und wirtschaftlichen Interessen des Landes und der ungehemmten Betätigung seiner Kraft und seines Unternehmungs- geisteS in der Heimat und auf dem freien Meere gesicherte Grundlagen gibt. Wir hegen daS Vertrauen, daß es Euer Exzellenz mit den verfassungs- mäßig berufenen Instanzen gelingen wird, unbeirrt, zu ge- gebener Zeit, auf der Höhe unserer militärischen Erfolge einen solchen Frieden zu schaffen." Die Eingabe ist von mehreren hundert hochgestellten Männern unterzeichnet, Professoren, Fabrikanten, Kauf- leuten, Direktoren, Schriftstellern, auch Offizieren. Von ein- zelncn Namen heben wir hervor: Pros. Schmoller, Dr. Paul Rohrbach , Prof. Hans Delbrück , Staatsminister z. D. V. Ber­lepsch, Prof. Brentano, Fürst Henckel v. Donnersmark, Prof. Ernst Francke, Prof. Ad. Harnack, Fürst Hatzfeld v. Drachen- berg, Prof. W. Kahl, Generalsuperintendent Lahusen, Prof. Walter Lötz, Dr. Dcrnburg, Prof. Herkner, Prof. v. Liszt , Prof. Lötz. Graf v. MontS, Major v. Parfeval, Prof. Martin Kade, Prof. Schücking, Prof. Max Weber-Hiedelberg, A. Stein (Redakteur derFranks. Ztg."), Theodor Wolfs(Chef- redakteur desBerliner Tageblattes").

politische Uebersicht. Pressezensur. In einem Rückblick auf die ReichStagSderhanblungen schreibt die konservativeKreuz- Zeitung " über die Pressezenfur: WaS Staatssekretär Delbrück zur Frage der Pressezensur aus- führte, war leider wenig tröstlich. Er begründete die Auf- rechterhaltung de» Belagerungszustandes über die Zeit der Mobil- machuna hinaus, zu deren glatter Durchführung er zunächst nur eingeführt war, mit der Zunahme der Spionage, der Anschläge auf Eisenbahnen und Brücken und der Notwendigkeit weiterer Truppen» Verschiebungen, und fügte hinzu, daß die Beschränkungen sich im Rahmen deS absolut Notwendigen halten sollten. Wer daraus nun aber herausgelesen hätte, dag die Beschränkungen sich nur auf da» aus den obigen militärischen Gesichtspunkten durchaus Not- wendige erstrecken sollte, wurde sofort eines andern belehrt, als der Staatssekretär darlegte, daß sie sich auf alle Dinge beziehen müßte,deren Verbreitung im Auslände zu einer unrichtigen Be- urteilung unserer Widerstandskraft, Leistungsfähigkeit und Ziele führen" könne. Eine nach diesem Grundsatze durch- geführt« Zensur muß natürlich die BewegungS- freiheit der Presse aufs äußerste beschränken, und deshalb eröffnen die Ausführungen des Staatssekretärs leider keine Aussicht auf Besserung von Zuständen. deren BesserungSbedürfttgreit von allen Seiten zugegeben wor- d-n ist."... Wir empfehlen diese» konservative Urteil einigen Partei- blättern, die sich kürzlich wegen einer Zensurfrage an demVor- wärtS" zu reiben versuchten._ Schlachtverordnungen deS Bundesrats. Amtlich. Berlin , 29. August. (W. T. B.) Der Bundesrat hat in feiner Sitzung vom 26. August den Er- laß eines Schlachtverbotes für trächtige Kühe und Sauen beschlossen. Die Schlachtung trächtigen Viehs stellt einen Mißbrauch dar. der im Interesse der Aufzucht und damit der Fleischversorgimg schon seit langem von sachver- ständiger Seite bekämpft worden ist. Gleichzeitig hat der Bundesrat die Landesregierungen ermächtigt, noch weitere S ch l a ch t v e r b o t e für Vieh zu erlassen. Auf Schlachtvieh, das aus dem Ausland eingeführt wird, findet die Verordnung keine Anwendung._ Billiges Schweinefleisch in Brnssel. Während auf den deutschen Biehmärkten die Schweinepreis« immer mehr In die Höhe getrieben werden, hat der Gouverneur von Brüsset für Groß-Brüssel Höchstpreise für Schwein« festgesetzt, di« 200 M. für 100 Kilogramm nicht übersteigen dürfen. In Deutsch « land stehen die Preis- um 50 Proz. höher. Dabei sind aber die Schweine in Belgien noch knapper al« in Deutschland. Auch auS de» besetzten Gebieten Nordfrankreichs werden von der Militär« behörde festgesetzte Preise gemeldet, die tief unter den in Deutsch « land üblichen stehen._ Belgische » Geld an» Zink. AuS Brüssel wird gemeldet: In Belgien herrscht seit Monaten ein starker Mangel an Nickelgeld Der Generalgouverneur erließ darum eine Verord- nuug, die die Prägung von Scheidemünzen in Zink zuläßt. Es sollen Stücke im Werte von fünf, zehn und fünfundzwanzig Ccn- ttmeS herausgegeben werden. Niemand wird aber verpflichtet fein, solche Zinkmünzen im Betrage von mehr al» fünf� Frank in Zahlung zu nehmen. DaS neu« Geldstück wird da» umkränzte Bild eine» Löwen und die AufschriftBelgien " in französischer und flämischer Sprache zeigen._ Monarchistische Unruhen in Lissabon . Pari», 20. August. (W. T. B.) DerTempS" erfährt auS Lissabon : Der Minister de» Innern hat der Kannner bekannt- gegeben, daß in Nordportugal die Monarchisten die Bevölkerung von neuem aufwiegeln. Gogenmahregeln sind getroffen worden. Trotz- dem ist die Kaserne des Infanterieregiments in Guimaraß ange- griffen worden. ES gab dabei mehrere Verletzte. Der Minister fügte ssiner Mitteilung hinzu, man habe Bomben und Waffen be- schlagnahmt. Die Brücke von Trofa, halbwegs zwischen Porto und Braga . ist durch ein« Dynamitexplosion leicht beschädigt worden. Die Verbindungen zwischen Braga und Guimaraß sind abge- schnitten. In den anderen Bezirken ist die Ruh« nicht gestört. In Lissabon ereigneten sich nur unbedeutende Zwischenfälle. Augen- blicklich ist die Lage in Portugal normal. Von anderer Seite ver- lautet, daß die Verbindung zwischen Braga und Taipas, die ab- geschnitten waren, wiederhergestellt sind. 40 Verhaftungen sind vorgenommen worden.