Gewerbefleiß einen offenen Markt geboten hat: höhere Lebens n: ittelpreise in Deutschland infolge direkter Erhöhung der landwirtschaftlichen Zölle oder Erweiterung der Geltung des hohen autonomen Tarifs. Seit der Geltung des neuen Zolltarifs ist der Anteil der loeiterverarbeitenden In- dustrie, in deren Produkten am meisten menschliche Arbeit steckt, am Gesamtexport gesunken! Wie soll es in Zu- kunst werden, wenn sich der Absatzmarkt ver- engt und die Gestehunngskosten infolge der gestiegenen Lebensmittelpreise und Löhne wachsen? Und zum Trost nicht einmal ein erleichterter Warenverkehr mit Oesterreich- Ungarn , dessen gegenwärtige Zölle gegen Deutschland nur nicht erhöht werden sollen! Die Propagandisten des vom Kriegsausschuß der deutschen Industrie vertretenen handelspolitischen Programmes haben Gefolgsleute in sehr weit linksstehenden Parteien. Im fort- schrittlichen Lager sind es Friedrich Naumann und das „Berliner Tageblatt", die als Künder des neuen Evangeliums ganz besonders scharf nach sozialdemokratischen Proselyten auslugen. Sie mögen auch den oder jenen Glau- digen gefunden haben, der mehr dem Gefühle als dem Ver- stände folgte. Die Enthüllung des Herrn von Gerlach wird naive Gutgläubigkeit erschüttcry und denen, die nicht sehen und hören wollten, die politische, handelspolitische und wirtschaftS - politische Bedeutung dieser Stellung der Wirtschaftsverbändc klarer vor die Augen rücken und sie darüber belehren, daß der berühmte Block der schaffenden Stände eine fertige Tatsache ist, die die Zeit nach dem Kriege aufs stärkste beeinflussen, vielleicht sogar charakterisieren wird. Wir glauben unser eigenes Lob mit der Feststellung singen zu dürfen, daß wir als die ersten auf das trügerische Wesen des sogenannten Wirtschaftsbündnisses hingewiesen haben. Das „Berliner Tageblatt" quittierte alles redliche Bemühen, Selbst- Verständlichkeiten zu erklären, mit dem Ausdruck souveräner Ueberlegenheit. Um so angenehmer ist es uns, feststellen zu dürfen, daß dieses Blatt unter dem Eindruck der Enthüllung heute ablehnt, was es gestern propagiert hat. Es läßt sich in einen«, wie sich versteht, sehr kurzen Kommentar zu dem Rundschreiben des Verbandes der weiterverarbeitenden In- dustrie also vernehmen: „An der Echtheit diese? Schreibens ist wohl ebenso wenig zu zweifeln, wie an den Talsachen, die ihm zugrunde liegen. Daß die weiterverarbeitende Industrie sich gegen diese Absichten wehrt, ist verständlich. Darüber hinaus hat aber auch die erdrückende Mehrheit des deutschen Volkes allen Anlaß, vor diesen „dunklen Plänen" auf der Hut zu sein." »» » Ein Appell an öie Arbeiterorganisationen. Herr von Gerlach ruft in seiner„Welt am Montag" fol« gendermaßen zum resoluten Widerstande gegen die hochschutzzöllne- rische Gcheimpolitik der Wirtschaftsverbände auf: „Die Wirtschastsverschworenen suchen, wie wir hören, einen Druck auf die Regierung auszuüben. Ich halte eS für selbstverständlich, dag sie von vornherein leine willigen Ohren finden werden- Aber sie sind mächtig, zähe und rücksichtslos. Darin liegt immerhin eine Gefahr. Lebten wir in Friedenszeiten, so wäre natürlich der gewaltigste/ öffentliche Massenprotest geboten. Aber während des Krieges ziemch, sich andere Methoden./ Es darf nicht geduldet werden, daß die Regierung>nur die Stimmen der einen Seite hört. Sonst könnte sie in Jmum übet die Volksstimmung versetzt werden. Sache der gewaltigen Organi- salioncn der Konsumenten ist es, sich zu rühren. Wenn dem Reichs- amt des Innern die Vertrauenswünsche von Schwerindustrie und Landwirtschaft übermittelt werden, so sollen ihm die entgegengesetzten Forderungen der Arbeitergewerkschaften, der Angestelltenverbände, der Beamtenvereininungen nicht vorenthalten bleiben. So sollen die gleichfalls bedrohten Kreise des Handels und der Veredelungsindustrie aus ihrer Zurückhaltung heraustreten. Burgfrieden ist proklamiert. Aber der Burgfrieden darf nicht dazu mißbraucht werden, daß eine Minderheit deS Volkes in aller Stille Vorbereitungen trifft, der großen Mehrheit des Volkes unerträgliche Lasten aufzuerlegen. Aktionen, wie die der sechs Wirtschaslsverbände stellen einen offenbaren und gesähr- lichen Bruch des Burgfriedens dar. Sie erheischen die energischsten Gegenaktionen, wenn die Regierung sich nicht sofort, was mir im Interesse des Burgfriedens am zweck« mäßigsten schiene, zn der Erklärung entschließt, daß sie selbstverständlich den Plänen der WirtschaftSverbände völlig ab« lehnend gegenübersteht. Nachdem sie bisher während des Krieges ebenso wie die Militärbehörden sich so oft bemüht hat, auch den Interessen der Konsumenten gerecht zu werden, darf bei ihr ohne weiteres die Geneigtheit zu einer solchen Stellungnahme voraus« gesetzt werden."
politische Uebersicht. Zur Bekämpfung der Wohnungsnot. Das Reichskartell der Verbände der Beamten und Arbeiter staatlicher Verkehrsanstalten, eine Organisation mit 130 000 Mit- gliedern, ersucht den Reichskanzler, dem Reichstag einen Notgesetz« entwurf zur Beseitigung der Wohnungsnot der Kriegerfamilien vor« zulegen, der auf folgender Grundlage aufgebaut sein soll: 1. Das Reich stellt aus den allgemeinen Kriegskosten Mittel be- reit zur Bezahlung der entstandenen M i e t s s ch u l d e n der un« bemittelten Kriegerfamilicn nach Beendigung de« Krieges. 2. Das Reich legt allen Gemeinden die Verpflichtung auf, s o« fort für kinderreiche Familien Wohnungen zu bauen, eventl. in Verbindung mit gemeinnützigen Bauvereinen. 3. Das Reich übernimmt für sich und überträgt auf alle öffentliche Gewalten, Staat, Provinz, Kreis, Gemeinde, Eisenbahn , Post, Militär« und Marinewerlstätten das Recht der Enteignung des notwendigen Bodens zu dem Werte, den die Besitzer bei der Selbsteinschätzung zum Wehrbeitrag dasür angegeben haben. 4. Schaffung eines Reichswohnungsgesetzcs und Bereitstellung der Mittel zur Schaffung einer ReichSpfandbriesanstalt für Klein- Wohnungsbau. Zum Schluß werden noch Kriegerheimstätten in Stadt und Land gefordert. Teuerungszulagen für die beim Staate Bremen beschäftigten Arbeiter. Der Gemeinde, und Staatsarbeiterverband, Zahlstelle Bremen , hatte beim bremischen Senat beantragt, eine gleich- mäßige wöchentliche Teuerungszulage von 3 M. allen vom Staate beschäftigten Arbeitern zu bewilligen. Diesen Antrag lehnte der �enat leider ab. Er hat sich aber nicht ganz der Einsicht verschließen können, daß eine Teuerungszulage am Platze ist und beantragte eine solche bei der Bürgerschaft. Ter Antrag hält sich in sehr bescheidenen Grenzen. Die Teue-
rungszulage vom 1. Juli an— also mit rückwirkender Kraft— bis zunächst Ende September lausend, soll sich nur auf die Arbeiter bis 18<Xi M. Jahreslohn beziehen. Tie Zulage beträgt wöchentlich für eine Familie ohne Kinder 1,50 M., für Familien mit Kindern außerdem 50 Pf. für jedes Kind, das das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und noch nicht selbst verdient, ferner für ledige Arbeiter, die einer Unter- stützungspflicht genügen, 1,50 M. Bei sortdauernder Lebensmittelteuerung wird nach dem Antrage des Senats die Zah- lung der Zulage über Ende September hinaus beschlossen werden. Auf Beamte und Angestellte mit kleinem Ein- kommen bezieht sich dieser Teuerungsantrag nicht-, der Senat will in jeden: einzelnen Falle von Bedürftigkeit helfen. Der Senat hatte, bevor er über einen Teuerungs- Zuschlag definitiv Beschluß faßte, die Handelskammer und die Gewerbekammer gutachtlich über die Sache gehört. Beide Kammern nahmen dabei einen sozial rückständigen Stand- Punkt ein. Uebereinstimmend erstatteten sie ihr Gutachten dahin, daß zwar grundsätzlich einer Kriegsteuernngszulage zuzustimmen sei, diese jedoch nur aufAntragbeinach- gewiesener Bedürftigkeit und nicht über ein Ge- samteinkommen von 1600 M. hinaus gewährt werden möge. Der Senat hielt diese Höchstgrenze selbst für zu niedrig, vor allem aber die Gewährung der Zulage nur auf Antrag und bei nachgewiesener Bediirftigkeit weder für angemessen noch für in völlig gerechter Weise ausführbar.
Tie Kartoffelversorgung in Thüringen . Das Ministerium des Herzogtums Gotha hat folgendes verfügt: Jeder Unternehmer oder Betriebsleiter eines landwirt- schaftlichcn Betriebes, in dem mindestens ein Hektar Kartoffel- land angebaut wird, ist verpflichtet, den Ertrag dieser Kartoffelernte sogleich während der Erntearbeiten zu ermitteln und innerhalb einer Woche nach Beendigung der Ernte dem Gemeindevorstand wahrheitsgemäß anzuzeigen. Dabei ist an- zugeben, auf welche Weise das Ergebnis ermittelt ist. Abzüge für Schwund und Verderb dürfen nicht vorgenommen werden, dagegen ist möglichst genau festzustellen, welcher Teil der Ernte auch kranke und verdächtige Knollen enthält. In jeder Ge- meinde ist ein Ausschuß von erfahrenen Landwirten zu bilden, der darüber zu wachen hat, daß der Unternehmer bei der Ernteermittlung mit der erforderlichen Sorgfalt verfährt. Der Ausschuß und ebenso der Gemeindevorstand dürfen zur Er- mittlung der Kartoffelerträge die Felder während der Ernte betreten, die Vorratsräume untersuchen und die Anzeigen nachprüfen. Man rechnet damit, daß die anderen thüringischen Staaten die gleichen Maßnahtnen treffen. Durch einen gemeinsam festzusetzenden Höchfkpreis hofft man dann die Bevölkerung vor Ausbeutung zm/fchützen._ / Mus öer Partei. yS Internationale Klatsch-Zentrale. yblan schreibt uns: / Die Baumeistersche„Internationale Korrespondenz'(,J. K.") hält es im Interesse ihrer„objektiven Berichterstattung" für geboten, ihren Leiern nnd Abonnenten eine Insinuation vorzusetzen, die die „Ukrainischen Nachrichten", daS in Wien erscheinende Organ des Bundes zur angeblichen Befreiung der Ukraina, einem Ariikel von Alexinsky in einer russischen Aufsätzesammlung über den Krieg ent« nommen hat. AlexinSky, früher Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion der zweiten Duma, führt seit einigen Monaten in der russi- schen Presse des In- und Auslandes einen erbitterten Kampf gegen die Mehrheit der russischen Partcischriftsteller, die namentlich in der Pariser „Rasche Slowo", früher im„Golos", den Standpunkt des Jnter« Nationalismus hervorheben und die nationalistischen Ent- gleisungen einer Anzahl von Parteigenossen, darunter Plechanows und Alexinskys, scharf zurückgewiesen haben. Grund genug für Alexinsky. folgende Jnsinuarion gegen eine Anzahl Mitarbeiter der „Nasche Slowo" loszulassen<wir zitieren nach der„J. K."): „Der verbissene Revolutionär Wojnow führt aus den Seiten des„GoloS" und des„Nasche Slowo" einen titanischen Kampf gegen den„Patriotismus" und den„gelben Sozialismus", und sein bester Freund LunatscharSkij preist auf den Seiten der„Kijewskaja Myßlj" Jeanne d'Arc als die patriotische Heldin Frankreichs und schildert ganz ver- zückt de» schönen Schritt der englischen Soldaten. Trotzkij spricht erhaben von der Errettung der Internationale vor der Hydra des Sozialpatriotismus, und sein Freund und Antipode Herr Antid-Olo schreibt in der„Kijewskaja Myßlj" herzzerreißende Artikel über die„deutschen Greueltaten" und verbeugt sich bis zur Erde vor der Montur des Generals French. Charles Rappoport (wie bekannt, ist er auch ein Hüter großer Vermächtnisse) ist zugleich Mitarbeiter des ultraantipatriotischen„Nasche Slowo" und der ultrapatriotischcn„La Guerre Sociale", be- schimpft die russischen revolutionären Sozialisten wegen ihres Patriotismus und besingt den revolutionären Patriotismus des noch vor kurzem von ihm verleumdeten Tribuns des französischen Proletariats Jean Jaurös. K. Salewskij schreibt eines im„Nasche Slowo", etwas ganz anderes im„Wjcstnik Jewropy"(in Peters- bürg). Alle diese„Retter" der Internationale und„Hüter" der Prinzipien stehen nicht nur zueinander, sondern auch mit sich selbst in Widerspruch. Wojnow und Trotzkij gehen in einer Richtung, Antid-Olo. LunatscharSkij und Gebrüder laufen gerade in ent- gegengesetzter Richtung." Die„J. K." fügt diesen Worten— wohl um die Denunziation Alexinskys an die russischen Behörden noch wirkungsvoller zu machen — folgende Bemerkung hinzu: „In den russischen Kreisen ist es kein Geheimnis, daß Wojnow und LunatscharSkij einerseits sowie Trotzkij und Antid-Olo anderer- feits identisch sinK Es ist daher höchst interessant, zu hören, was die Angegriffenen auf diese„Enthüllungen" antworten werden." Die„J. K." kommt mit ihrer— natürlich vom Geiste höchster Sittlichkeit getragenen—„Anfrage" um etliche Wochen zu spät. Genosse K. Salcwsky hat bereits in Nr. 137 der„Nasche Slowo" vom 11. Juli ausführliche Erklärungen über die gegen ihn erhobene Anschuldigung abgegeben. Und in Nr. 142 desselben Blattes wendet sich Genosse Trotzky mit einer Anfrage an Plechanow , er möge klipp und klar erklären, ob er sich die„ohne eine Spur von Beweisen erhobene" Anschul- digung seines Mitarbeiters Alexinsky zu eigen mache. Er würde in diesem Falle Mittel und Wege finden, um ungeachtet aller äußeren Schwierigkeiten nachzuweisen, ob es sich hier tatsächlich um politische Gesinnungslosigkeit oder um eine niedrige Verleumdung gegen ihn handle. Dies der Sachverhalt, soweit er sich auf Salewsky und Trotzky bezieht und den die„I. K." erwähnen mußte, wenn sie es schon für notwendig fand, über diese Angelegenheit zu„berichten". Wir mußten notgedrungen auf diese Einzelheiten eingehen, denn dieser Fall bietet ein klassisches Beispiel dasür, mit welcher Gewissenhastigkeit die„J. K." bei der Verbreitung ihrer Klatschnolizen vorgebt. Wie in einem Bassin sammeln sich in ihr die schmutzigen Wässerchen aus allen Ländern, in denen es so leicht ist, im Trüben zn fischen. Was tutS, daß Alexinsky(an dessen jetzigem Gesinnungsgenossen Plechanow die„J. K." fortwährend verletzende Kritik übt) seine un- bewiesenen Anklagen erhebt, um an seinen Fraktionsgegnern sein
Mütchen zu kühlen? was tuts, daß die„Ukrainischen Nachrichten', die noch vor wenigen Wochen die unanständigen Angriffe Alexinskys gegen die ukrainische Bewegung heftig zurückwiesen, ihn plötzlich zum Kronzeugen machen, um der verhaßten„Nasche Slowo" am Zeuge zu flicken— die„J. K." kümmert sich um derlei Kleinig« leiten nicht, ihr ist jede Verleumdung, jeder Klatsch teuer, der sich gegen internationale Sozialdemokraten richtet. „Aber was, zum Teufel, geht die deutschen Arbeiter, die wahr« lich andere Sorgen haben, dieser Klatsch und Tratsch der I. K. an? Robert Hauschild -f. Am Freitag ist Genosse Robert Hauschild nach mehrjährigem Leiden 67 Jahre alt gestorben. Hauschild ge- hörte zu den Veteranen der C h e m n i tz e r Arbeiterbewegung. Zu An- fang der siebziger Jahre, als unter Most sich die ersten nachdrück« lichen sozialdemokratischen Regungen unter den Arbeitern bemerkbar machten, war er einer der rührigsten Werber für die Partei. Ge- radezu unschätzbare Dienste leistete der Verstorbene der Partei in den ersten Jahren des Sozialistengesetzes als Vertrauensperson, deren Name die Deckadresse für alle Sendungen war, die man vor der Polizei verborgen halten mutzte. Späier wurde das Haupt« tätigkeitsgebiet Robert Hauschilds im öffentlichen Leben das Kranken« kaffenwesen. Hierbei wirkte er weit über die lokalen Grenzen hinaus. Als Vorsitzender der Chemnitzer Allgemeinen Ortskrankenkasse erwarb er sich große Verdienste um die Schaffung des großen Genesungsheims in Grünhain . Viele Jahre gehörte Robert Hauschild dem Chemnitzer Stadt- verordnetenkollegium an. Auch als Vorstandsmitglied der Landes« Versicherungsanstalt des Königreichs Sachsen bat er seine Pflicht bis zum Tode treu ersüllt. Die Chemnitzer Arbeiterschaft wird ihm stets ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren. Otto Pcplies. Der Tod hat einen unserer alten, braven Partei« genossen, den GeschästSführerOtto Peplies in Braunschweig dahingerafft. Mit ihm scheidet einer der Aeltesten auS unseren Reihen, ein Mann, der seine Kraft viele Jahre in den Dienst der Arbeiterbewegung gestellt hat. Der Verstorbene wurde am 13. Dezember 1842 in Guinbinnen als der Sohn eines Schneidermeisters geboren und verlebte seine Jugend als Proletaricrkind im Osten. Aus der Wanderschaft kam er nach Braunschwcig. Er genoß bald das größte Vertrauen nicht nur seiner engeren Berufskollegen, sondern aller Parteigenossen. Die Leitung des Fachvereins der Schneider wurde ihm mehrere Jahre lang immer wieder übertragen. Bis in sein hohes Alter hinein hielt PeplieS es für seine Partei- genössische Pflicht, einer der eifrigsten in der Kleinarbeit mit zu sein. Die Partei erkannte denn auch die schätzenswerte Kraft des alten Genossen sehr bald und übertrug ihm gleichfalls hohe Ehrenposten. Als langjähriger Stadtverordneter sowohl wie als Mitglied der Preßkonimission, der er viele Jahre angehörte, war der immer noch zu früh Verstorbene bemüht, die Interessen der Arbeiterschaft mit all feinen Kräften zu vertreten. Mit Peplics verschied ein Mann, der sich da? Anrecht reichlich verdient hat, daß seiner von der Arbeiter- schaft in Ehren gedacht hat._ Mus Industrie und Handel. Preisrückgang im Kartoffelhandel. Die Woche vom 29. August bis 5. September brachte nach Mit« teilung der Firma Schistan-Breslau im Großhandel eine weitere Ermäßigung der Karloffelpreise. Das Frühkartoffelgeschäft ist so ziemlich beendet. Es komnien schon mittelfrühe Sorten an den Markt? teilweise werden auch späte Sorten zur Lieferung September« Oktober angeboten. Es unterliegt nunmehr keinem Zweifel, daß dieses Jahr der Ertrag der Spälkartoffelernte den des Vorjahres wesentlich übertreffen wird. Es wird allgemein angenommen, daß der Ertrag der dies- jährige Kartoffelernte den Ernteertrag des Jahres 1913 mit ö40 Millionen Doppelzentnern noch übertreffen wird, da die dies- jährige Anbaufläche größer ist als die des Jahres 1918, während der Hektarertrag dem Hekiarertrage deS Jahres 1913 nicht nachstehen wird. Welche Mengen der diesjährigen Kartoffelernte für den Speise- kartoffelmarkl frei werden, läßt sich heule allerdings noch nicht übersehen. Es wird dies im wesentlichen davon abhängen, welche Mengen für den Futterbedarf, sowie die Stärke« und Flockenindustrie und den Brennereibetrieb dem Speisekartoffelmarkt entzogen werden. Es steht aber heute schon fest, daß wir mit weiter zurückgebenden Preisen zu rechnen haben werden, wenn auch die Preisbildung, nachdem durch Bnndesratsverordnung vonr 26. August die alten Höchstpreise aufgehoben sind, unter einer gcivjssen Unklarheit leidet, zumal durch die Preisveröffentlichungen über die Großhandelspreise in Kartoffeln, die seitens einer Anzahl Großstädte vorgenommen werden und die nicht den waggonweisen Großhandel, sondern das fuhrenweise Lokal« angebot zum Gegenstand haben und daher entsprechend höher sind, viele Verwirrung geschaffen wird. Es ist jedoch zu erwarten, daß schon in der allernächsten Zeit durch das täglich größer werdende Angebot, ebenso wie durch die stärker werdende Nachfrage die Klärung der Herbstpreise eintreten wird. Zucker für die Aktionäre! Die Aktienzuckerfabrik Schroda schlägt 4ä Proz. Dividende gegen 24 Proz. vor.— Die Aktienzuckerfabrik T u c z n o(Kreis Hohensalza ) schlägt 30 Proz. gegen 15 Proz. vor. � Zuckerfabrik K u j a v i e n(Kreis Hohensalza ) gibt 29 Proz. Dividende. Die Aktionäre der Zuckerfabriken dürfen also zufrieden sein. Und die Zuckerverbraucher?_ Goldscndungcn nach Amerika . „Daily News" meldet aus New Dork, daß dort eine neue Gold- sendung von 4 Millionen Pfd. Sterl. und autzerdem amerikanische Werte im Betrage von 5 Millionen Pfd. Sterl. aus London für die Firma Markob angekommen sind, und zwar hauptsächlich für die Rechnung Frankreichs. _
Letzte Nachrichten. Französischer Tagesbericht. Paris , 6. September. (W. T. B.) Amtlicher Neri ch t von he u t c nachmittag. Im Laufe der Nacht hef- tige gegenseitige Beschießung mit Artillerie aller Kaliber nördlich und südlich von Arras . Von Roclinrourt bis Bieten- court. In der Champagne im Gebiete von Auberive ziemlich lebhaftes Kanonenfeuer. In den Argonnen Minenkämpfe in Courtes Chausfes. Unsere Flugzeuge warfen Bomben auf die Kasernen von Dieuze und Mörchingen. Zur Torpedierung der„Hesperian". Washington, 6. September. Präsident Wilson und Staatssekretär Lansing erfuhren von der Torpedierung der „Hesperian" aus Telegrammen an die Presse. Sie warten weitere Mitteilungen ab. In amtlichen Kreisen glaube man, daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Amerika und Deutschland wieder in Gefahr seien. Ein politisches Attentat in Aegypten . Mailand , 6. September. (Ueber Bern.) Wie„Secolo" aus Alexandrien erfährt, ist auf den Wakufminister Fathi Pascha gestern abend in Kairo am Bahnhof bei der Abreise nach Ober- äghpten inmitten seiner Begleitung durch einen jungen Regierungs- beamten ein Anschlag verübt worden. Der Minister wurde durch drei Dolchstiche verwundet, verteidigte sich aber durch zwei Revolver- schüsse. die den Täter jedoch nicht trafen. Ter Täter wurde dann verhaftet. Der Zustand des Ministers gibt zu Besorgnissen keinen Anlaß. j,