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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morizplak, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 11. September 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Heftige Kämpfe am mittleren Sereth.

Luftangriff auf Baltisch Port.| Meldung des Großen Hauptquartiers.

Berlin , 10. September. ( W. T. B.) Amtlich. In der Nacht vom 9. zum 10. September hat eines unserer Marineluft­schiffe auf den russischen Flottenstühpunkt Baltisch Port und auf seine Eisenbahnanlagen eine Anzahl Bomben mit gutem Er­folg geworfen. Das Luftschiff wurde vom Gegner mehrfach wir­tungslos beschoffen und ist unbeschädigt zurückgekehrt.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Einzelheiten vom Luftangriff auf London .

Berlin , 10. September. ( W. T. B.) Wie wir an zu­ständiger Stelle erfahren, sind beim Angriff unserer Marineluftschiffe auf die City von London in der Nacht vom 8. zum 9. September insbesondere die Stadtteile um den Holnborn Viadukt herum getroffen worden. Zahlreiche umfangreiche Einstürze und gewaltige Brände fonnten von den Luftschiffen, da die Vérhältnisse für die Beobachtung äußerst günstig waren, ein­wandfrei festgestellt werden. Bei Norwich wurde eine große Industrieanlage im Südwesten der Stadt ausgiebig mit Bomben belegt, worauf mehrere langanhaltende Explosionen und Brände beobachtet wurden. Bei Middlesborough wurden hauptsäch­lich die Hafenanlagen und die Hochofenwerte an der Bahn Southbank- Redcar mit Bomben belegt. Auch hier konnte guter Erfolg festgestellt werden. Die amtliche englische Berichterstattung verschweigt aus naheliegenden Gründen, wie üblich, die bedeutenden materiellen Erfolge der deutschen Luft­angriffe und beschränkt sich im wesentlichen auf die Angabe einer willkürlich gegriffenen Zahl von Menschenverlusten..

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bon

Der russische Generalstabsbericht. Petersburg, 10. September. ( W. T. B.) Der Große Generalstab teilt unter dem 9. September mit: In der Gegend von Riga und bei Friedrichstadt keine wesent­liche Veränderung. Zwischen Jakobstadt und dem Fluße Lauze ( nicht Dause?) werden die Kämpfe mit gleicher Hart­nädigkeit fortgesezt. Die Deutschen können unseren mit dem Bajonett durchgeführten Gegenangriffen nicht standhalten. Der Feind unternimmt eine Reihe von Angriffen, deren Zwed augenscheinlich ist, uns auf das rechte Ufer der Düna zu werfen. In der Richtung auf Dünaburg bei Abeli heftigeres Gewehrfeuer. Auf den Straßen nach Wilna ist die Lage im allgemeinen gleich geblieben. Der Feind verschanzt sich fräftig. In der Richtung von Grodno südwestlich, bei Stidel und längs des linken Njemenufers in der Gegend der Mündung des Roß hielten unsere Truppen am 8. Sep­tember durch heftige Stämpfe die Offensive des Feindes auf, um ihm Verluste beizubringen. Der Feind wirft besonders heftige Angriffe gegen unsere Front in der Gegend von Stidel. Wir fegen unseren Rückzug voll. tommen planmäßig fort und gehen von Zeit zu Zeit zu Gegenangriffen über, so bei Kochowo westlich Stidel. Die Deutschen fliehen bor unseren Gegen­angriffen. Zwischen Njemen und Pripiet ziehen fich unsere Truppen in die Gegend zwischen dem Flusse Selwjanta und dem Flecken Roshany zurück. Am linken Ufer des Pripjet hielten wir eine starke Offensive feindlicher Infanterie und Kavallerie auf der Straße von Ramentaschirsti nach Pinst an. Auf den Straßen nach Row no haben unsere Truppen am 8. September nach einem Kampf mit bedeutenden feindlichen Kräften, die an der Eisen­bahn Dinta- Klevan vorrückten, das Vordringen dieser Kräfte den Stellungen oberhalb der Flüsse Stubel und Itwa quf­gehalten. Der Feind unterſtüßt seine Offensive durch heftigstes Artilleriefeuer, dem unsere Truppen tapfer standhalten. Sereth in der Gegend südwestlich von Trembomla ent. widelt sich unsere Dffensive immer weiter und führte am 7. September zu einem Erfolg von derselben Bedeutung wie derjenige, den wir bei Tarnopol erzielt haben. Wir machten hier am 7. und 8. September hundertfünfzig Offiziere und siebentausend Soldaten zu Gefangenen und erbeuteten drei Kanonen und sechsunddreißig Maschinengewehre. Unsere Ver­Lufte waren unbedeutend. Am Abend des 8. September zog fich der Feind eiligst zurück, von unseren Truppen bis jen­feits der Strypa berfolgt. Insgesamt hat unser Erfolg seit dem 3. September an der gesamten Front am Sereth dreihundertdreiundachtzig Offi­ziere, mehr als siebzehntausend Soldaten, bierzehn schwere und neunzehn leichte Geschüße, ſechsund­sechzig Maschinengewehre und fünfzehn Artillerie- Munitions­wagen als Beute eingebracht. Im ganzen führen unsere Heere fest und entschlossen die planmäßigen Bewegungen durch und sehen der Zukunft mit Vertrauen entgegen. Die uns treu ver­bündete französische Armee beschießt seit vierzehn Tagen mit furchtbarer Heftigkeit die deutsche Front.

Am

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 10. September 1915.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Nördlich von Souchez wurde ein vorgeschobener französischer Graben genommen und eingeebnet. Die Be­sakung fiel bis auf einige Gefangene im Bajonettkampf.

In den Vogesen wurden nahe vor unseren Stellungen am Schragmännle und Hartmannsweilerkopf liegende Gräben gestürmt und dabei 2 Offiziere, 109 Mann gefangen genommen, 6 Maschinengewehre, ein Minenwerfer erbeutet. Ein Gegenangriff am Schragmännle wurde blutig abgewiesen.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg .

In den Gefechten südöstlich von Friedrichstadt und bei Wilkomierz machten unsere Abteilungen einige 100 Gefangene; sonst ist die Lage zwischen der Ostsee und dem Njemen bei Merecz im wesentlichen unverändert.

Bei Skidel und am 3elwianka Abschnitt ist der Kampf noch im Gange. Die Höhen bei Pieski( an der Zelwianka) wurden gestürmt; im Laufe des Tages find 1400 Gefangene eingebracht und sieben Maschinengewehre erbeutet.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Die Heeresgruppe ist im Angriff gegen feindliche Stellungen an der oberen Zelwianka und östlich der Rozanka. Olszanda ist genommen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackenfen. Unsere Verfolgungskolannen nähern sich dem Bahnhof Kossow( an der Straße von Kobryn nach Milowidy). Beiderseits der Bahn nach Pinsk erreichten wir die Linie Tulatycze- Owzicze.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Dentsche Truppen warfen die Ruffen aus Bucniow ( am Sereth südlich von Tarnopol ). Südwestlich von Buc­niow und bei Tarnopol find heftige feindliche Angriffe abgeschlagen. Oberste Heeresleitung..

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Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 10. September. ( W. T. B.) Amtlich wird ver laytbart: Wien , 10. September 1915.

Russischer Kriegsschauplak.

Die im Raume westlich von Now no kämpfenden russischen Kräfte wurden über die Stubielniederung geworfen. Unsere von Zalosce vorbrechenden Truppen drängten den Feind in der Richtung gegen 3 baraz zurück. Bei Tarnopol schlugen österreichisch- ungarische und deutsche Bataillone mehrere russische Angriffe zurüd. Unsere Verbündeten nahmen das Dorf Boc­niow. Westlich des mittleren Sereth traten neuerlich feind liche Verstärkungen ins Gefecht: es wird dort heftig gekämpft. Deftlich der Serethmündung und an der bessara­bischen Grenze herrschte Ruhe. Die t. und t. Streitkräfte in Litauen haben das breite Sumpfgebiet der Jasiolda und der Orla vollends überschritten und kämpfend den Raum südöst lich von Rozany gewonnen.

Italienischer Kriegsschauplas.

Gestern nachmittags und abends griffen die Italiener den Tolmeiner Brüdentopf mehrmals heftig an, wurden jedoch jedesmal unter schweren Verlusten an unseren Hindernissen zurückgeschlagen. Im Abschnitte von Doberdo wiesen unsere Zruppen die üblichen Annäherungsversuche des Feindes wie immer ab. Die Gesamtlage ist unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See.

Gestern wurde bei einer Rekognoszierung unser Torpedo­boot 51 von einem feindlichen Unterseeboot tor­pediert und am Bug beschädigt. Das Torpedoboot ist in seinen Basishafen eingelaufen.

Flottenkommando.

Der Welthandel im ersten Kriegsjahre.

Zu den Ueberraschungen, die der Krieg gebracht hat, gehört auch die Zähigkeit des Weltverkehrs. Wer dachte zu Beginn des Krieges nicht, daß nun der Welthandel arg lahm­gelegt werde? Mancher übereilter Patriot erklärte sogar, daß man nun umlernen" und, statt den freien Austausch von Produften zu fördern, zur Selbstgenügsamkeit" und zur zoll­politischen Abgeschlossenheit zurückkehren müsse. In Wirklichkeit erweist sich nun, daß sich auch der Weltverkehr an die neu­geschaffene Lage angepaßt hat und daß das Bedürfnis nach einem Warenaustausch in der kapitalistischen Gesellschaft nicht vor der Hand überwunden werden kann.

England weist in den ersten sieben Monaten dieses Jahres einen sehr bedeutenden Weltverkehr auf. Die Einfuhr stellt fich auf 504,5 Millionen Pfund oder 16 Proz. höher als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die Ausfuhr ist dagegen auf 279,1 Millionen oder um 24 Proz. gesunken Von der Ein­fuhr ist insbesondere die von Nahrungsmitteln um 37,1 Proz. angewachsen, was zum großen Teil auf die Preissteigerung dieser Gegenstände zurückzuführen. Aber auch der Menge nach weist diese Einfuhr eine Zunahme auf, so die von Ge­treide und Mehl von 105,09 auf 115,08 Millionen englischer Zentner.

Man denkt dabei sicher an die Kriegsbestellungen Eng­lands. Diese werden aber von der Handelsstatistik, da sie für den Staat bestimmt sind, nicht berücksichtigt. In den an­geführten Zahlen kommt vielmehr der normale Bedarf der Bevölkerung zum Ausdruck. Der Strieg hat aber auf den englischen Handel insofern eingewirkt, als die Ausfuhr darunter leidet. Da die englische Industrie vollauf mit Kriegsbestellungen beschäftigt ist, verkauft sie nach dem Aus­lande weniger. Die Ausfuhr von Fabritaten ist in den ersten fünf Striegsmonaten um 67,67 Proz., in den sieben Monaten dieses Jahres um 29,2 Proz., im Juli gar bloß um 22 Proz. zurückgegangen. Daraus geht deutlich hervor, daß die englische Industrie trotz aller ungünstigen Umstände den Weltmarkt wieder zu erobern beginnt.

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Schlechter schneidet Frankreich ab, dessen Handel noch immer geringer ist als in der normalen Zeit. Die Einfuhr ist aber in den ersten sieben Monaten dieses Jahres schon nicht viel niedriger als im Vorjahre, nämlich 4269,4 Millionen Frant gegen 4984,1 Millionen im Vorjahre, oder um 17 Proz.; die Ausfuhr zeigt dagegen noch einen Ausfall von beinahe 56 Proz. In der Einfuhr weist die Abteilung für Nahrungs­mittel eine Zunahme von 100 Millionen, der Import von Fabrikaten gar eine Steigerung von fast 400 Millionen( von 20 Proz.) auf, während der Import von Rohstoffen noch um 40,9 Proz. geringer ist als im Vorjahre. Hier machen sich die auswärtigen Striegsbestellungen bemerkbar, die vor allem in der Einfuhr von Nahrungsmitteln und Fa­brikaten zum Ausdruck kommen. Der Rückgang der Ausfuhr erklärt sich nicht nur aus dem Grunde, daß Frankreich in der Hauptsache Lurusgegenstände ausgeführt hat, für die jetzt weniger Nachfrage vorhanden ist, sondern auch dadurch, daß der industrielle Teil Frankreichs besetzt ist. Daher ist der Export von Rohmaterialien auf ein Drittel gesunken.

Ueber den Handel Deutschland 3 werden bekanntlich feine Angaben veröffentlicht. Er ist aber keineswegs so gering, wie man gewöhnlich annimmt.

Sehr beachtenswert ist die Entwickelung des Handels der Vereinigten Staaten von Nordamerika . In den ersten acht Kriegsmonaten vermochten sie nur wenig mehr auszuführen, als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Nur der Erport nach Europa wies eine Zunahme von 160 Millionen Dollar auf. Nach allen anderen Welt­richtungen war die Ausfuhr geringer. Bis Ende Juni hat

sich aber der amerikanische Handel kräftig gehoben. Im Fiskal­jahre 1913/14 betrug der Export 2364,6 Millionen Dollar, im Fiskaljahre 1914/15 dagegen 2768,64 Millionen oder um 400 Millionen Dollar mehr. Da der Import gleichzeitig unt 220 Millionen Dollar zurüdgegangen war, so stieg der Aus­fuhrüberschuß um 620 auf 1094 Millionen Dollar an.

Infolge des Rückganges der Baumwollpreise, und in den ersten Kriegsmonaten auch der Preise der anderen Rohstoffe, ist die Gesamtausfuhr von Rohstoffen in dieser Zeit um 283 Millionen Dollar auf 509 Millionen gefallen. Dagegen ist die Ausfuhr von Nahrungsmitteln von 430,71 auf 959,83 Millionen Dollar, und die von Fabrikaten um 84 Millionen angestiegen. Die Preis­steigerung und die großen Kriegsbestellungen auf Nahrungs­mittel tamen somit diesem Lande in hervorragender Weise zugute.

Von Juli bis Ende Mai taufte Europa in den Ver­einigten Staaten 1913/14 für 1396 und 1914/15 für 1780,9