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Ter Bericht, der der Abteilung vorgelegt wurde, betonte, datz Eng- In rrd als das reichste Land unter den Kriegführenden vermutlich am besten abschneiden würde. Es befände sich aber in schlechterer Lage als Amerika . Dieses werde nach dem Kriege die Sahne ab- schöpfen. Für England bleibe die Milch. Für die übrigen Krieg- führenden die abzerahmte Milch. In der Debatte befürwortete Drumond Fräser für die neue Anleihe eine einfachere volkstüm- lichere Form. Es sei in nationalem Interesse von der größten Be- dcutung, daß die Kriegsschatzscheine direkt von den Staatsbürgern genommen würden. Es sei notorisch, daß das veraltete System der ersten beiden Kriegsanleihen mit der kurzen Frist für Zeichnung und Zahlung die Masse des Volkes nicht angezogen habe, so daß die Banken einen großen Teil der Anleihe zeichneten. Da sei also Geld gewesen, das die Besitzer längst in die Banken eingezahlt hätten, lieber den auswärtigen Wechselkurs sagt der der Abteilung vorgelegte Bericht: Der Goldvorrat sei völlig unzureichend, um den Wechselkurs aufrechtzuerhalten. Amerika hätte auf die letzte Kriegs- anleihe zweifellos stark gezeichnet, wenn die ausländischen Zeichner von der britischen Einkommensteuer befreit gewesen wären. Man könne nicht darauf rechnen, daß die Goldausfuhr dauernd einen Ausweg aus den Schwierigkeiten biete. Sparsamkeit müsse nicht nur gepredigt, sindern erzwungen werden. Diese Lehre sollte um so leichter sein, als Deutschland bereits der ganzen Welt ein Musterbeispiel gegeben habe. In der Debatte sagte Professor Scott von der Universität St. Andrews, wenn die Kriegsausgaben jähr- lich nicht tausend Millionen Pfund Sterling überstiegen, könnte man einen solchen Krieg bis ins Unendliche finanzieren. Die Be- dingung sei freilich, daß die Nation viel mehr und fleißiger arbeite als in Friedcnszeiten. Der englische Gewerkschaftskongreß gegen üie Regierung. Hxm. London , 12. September. Ter Gewerkschafts­kongreß in Bristol nahm eine Resolution an, in der die Aus- beutung des Volkes durch die hohen Lebensmittelpreise zu- gunsten� einiger Spekulanten gerügt wird. Auch die der- brecherische Unachtsamkeit der Regierung, die nicht gegen die Teuerung eingeschritten und für"die Bezahlung der Kriegs- zuschlage an die Arbeiter nicht Sorge getragen hat, wird scharf getadelt. Knegsziele öer englischen Sozialisten. Eine interessante Debatte über die Möglichkeit eines Friedens ist zwischen der Redaktion des BlattesNew Age" und dem Jour­nalisten(5. H. Norman entstanden, worüber den Augustnummern der Zeitschrift folgendes zu entnehmen ist: Norman behauptet, daß niemand ein Aares Brfd über die Stimmung Englands gogen- über dnn Kriege besitzt, urch hat den Vorschlag gemacht, die riesige Statistik des Nat«naireg»sters zu einer Volksab-ftstnmung über Englands Stellung zum Kriege zu benutzen. Norman steht auf dem Standpunkte, daß nicht Deutschland das gefährliche Land des Mi- litarismus ist, sondern daß zwischen 1S»5 und 1914 Deutschlands angeblich so friedfertige Nachbarn, Rußland und Frankreich , für Heer und Flotte 414 Milliarden Mark mehr ausgegeben haben als Teutschland und Oesterreich ; oder wenn man Groftbrifarmien mit in die Berechnung einschließe, sei der Mehrbetrag auf feiten der sogenannten friedlichen Mächte 12 Milliarden Mark. Er weist darauf hin, daß bis zu Beginn des Krieges Serbien in England als eine gefährliche Räuberbande galt, und daß England wiederholt auigerordert wurde, das Schwert zu ziehen, um die belgischen Kongogreuel zu beendigen, daß also all die furchtbare Entrüstung gegen Deutschland nur künstliche Mache ist. Norman schlägt vor, Teuischland durch Verhandlungen zur Räumung von Belgien zu bringen und möglichst bald einen ehrenhaften Frieden abzu- schließen. Das fortwähvende Geschrei über den Bruch der Per- träge durch Deutschland stehe den Verbündeten übel an, die alles getan haben, um Italien zum Bruch des Dreivcrbandvertrages zu veranlassen. Demgegenüber suchtNew Age" jede einzelne Behauptung von Norman als nicht stichhaltig zu erweisen und tritt für energische Fortführung des� Krieges ein. Für Englands Existenz ist es un- bedingt nonvendig, daß Belgien vom Feinde befreit werde, und nach der Lage der Dinge ist Gewalt dazu das einzig mögliche Mittel. Denn nicht der Kanal ist Englands Grenze, sondern die Grenze von Belgien und Holland gegen Deutschland . Antwort auf öas üeutsche Sozialisten- manifest. scotsman" vom SO. August berichtet: Eine Antwort auf das kürzlich erlassene Manifest von 7<X> deutschen Arbeiter- und So- zmlistenführern für den Frieden ist von Rob. William?, dem Generalsekretär der Transportarbeitervereinigung, ausgearbeitet und von vielen bedeutenden Führern der britischen Gewerkschaften und Sozialisten gezeichnet. Diese Antwort besagt u. a.: Das britische Volk ist überzeugt, daß es einen Verteidigungs- krieg fichrt. Durch die Millionen, die zu den Waffen geeilt sind, sowie durch die Lpferinütigieit der Zivilbevölkerung hat cS be- wiesen, daß Leiden und selbst Tod der nationalen Schande vor- zuziehen sind. Tausende hoben ihr Leben gegeben, und noch mehr sind verwundet, um britisches Wesen zu erhalten und zu beschützen. Das Volk halt keine Opfer für zu groß, um die Unterwerfung unier feindliche und aggressive Regierungen zu verhindern. Der französische �rbeiterbunü gegen Grep. DieVossis che Zeitung" schreibt: Am 15. August hat in Paris der Allgemeine Arbeiterbund ge> tagt und mit 87 gegen 21 Stimmen ein ReferatDer Allgemeine Arbeiterbund und'dcr Krieg" auf ssine Tagesordnung gesetzt. Da sowohl dieHunianite" als dieBataille syndicaliste" sich über die Beschlüsse, die hier gefaßt worden sind, vollständig ausgeschwiegen haben, wurde Nicht bekannt, was sich auf dieser Konferenz ereignet hatte. Aus derB e r n e r Tagwacht" erfährt man nun, daß auf dem Kongreß, auf dem 42 Arbeitskammern, 34 DevartementS. Unionen und 38 Verbände, also insgesamt 114 Organisationen, darunter die stärksten und einflußreichsten Gewerkschaften, ver- treten waren, eine Rosolution gefaßt worden ist, die von dem Lecner Blatt wörtlich wiedergegeben in ihren das alte Klassen- kampfprogramm rekapitulierenden und den Wiederaufbau der zerbrochenen Internationale fordernden Teilen zwar nicht inter- c ssier!, darin aber sehr bemerkenswert ist, daß sie Sir Edward Grey mit der Verantwortung für den Ausbruch des Wellkrieges belastet. Oberflächlich betrachtet" so sagt die Resolutionscheint es, als ob Oesterreich und Teutschland die unmittelbaren Angreifer gewesen seien." In Wirklichkeit aber habe jeder Staat einen Teil der drückenden Verontwortung für die zunehmeude Verschlechterung der europäischen Situation mitzutragen. Frankreich habe Konflikt. stoff geschaffen,indem es sich in das marokkanische Abenteuer stürzte; Italien , indem es aus die Eroberung von Tripolitanien ausging; Oesterreich-Ungarn , weil es sich aus den Weg nach dem Balkan begab; Rußland , indem es beständig seinen Lieblingstraum, Konstaniinopel zu erobern, hegte; Deutschland und England durch ihre bestand ßgkn industriellen und kommerziellen Gegensätze." Immer zweifelhaft und unergründlich sei die Lage infolgedessen gewesen. Im übrigen habe Greyerstalseszuspätwar" jenes berübmte. vom 30. Juli 1314 datierte Schreiben an den G«- sandten s i r E.® o s ch e n gerichtet, worin er erklärte, daß er, wenn die gegenwartige.Krise noch einmal sollte beigelegt werden können, alle seine Kraft daran setzen werde,ein Arrangement zu ftnden, an wgicheln Deutschland mitwirken kann und das ihm die Garantie gibt, daß keine feindliche und aggressive Politik

gegenüber ihm und seinen Verbündeten betrieben wird, sei eS von feiten Frankreichs , Rußlands oder von uns selbst, vereinzelt oder gemeinsam."Die Konferenz," fährt die Resolution wörtlich fort, in Würdigung dieser Worte Sir Eduard GreyS, kommt zu der Schlußfolgerung, daß, wenn man ehrlicherweise eine Verständigung zwischen den jetzigen kriegführenden Staaten ge- wollt hätte, dies möglich und der Krieg zu verhindern gewesen wäre." Vermutlich dürfte dieser Passus die Ursache gewesen sein, daß nicht einmal die syndikalistische Presse Frankreichs die Resolution des Aftbeitevbundes veröffentlicht hat.'Denn auf wen jich das dunkleman" zu beziehen habe, ist ja sehr klar im Zusammen- hang mit der Versicherung, daß die Konferenzin Würdigung dieser Worte Sir Eduard Greys" zu ihrer Schlußfolgerung ge- kommen sei." Angriffe gegen die russische Regierung. Stockholm , 12. Septembe.r(T. U.) Während der Debatte in der Reichsduma über die Einkommensteuer machte der Sozialist Skobelew Angriffe aus die Regierung, die er nach demRjetsch" beschuldigte, das Land während des Krieges desorganisiert zu haben. Die Regierung habe keinen Kredit mehr, weder zu Hause noch im Auslände. Die ganze Weisheit des Finanzminisreriums bestehe im Druck von Banknoten. Solch eine Politik sei Falschmünzerei. Man spreche von Reformen ja, in Polen seien Reformen eingeführt worden, nachdem ganz Polen vom Feinde besetzt worden sei. Polen ? Selbständigkeit sei proklamiert, nachdem nur die polnischen Mit- glieder der Duma und des Reichsrats von der polnischen Bevölke- rung unter dem Zepter des Zaren übriggeblieben seien. Die Juden hätten Bewegungsfreiheit erhalten, aber erst nachdem sie in großen Scharen aus dem Lande flüchteten. In Fortsetzung seiner Rede sprach Skobelew von Desorganisatorcn, Dieben und Verrätern. Zu. letzt wurde ihm das Wort entzogen. Zur Daumwolisrage. Berlin , 12. September. (W. T. B.) Ein Teil der Ber - liner Presse druckt ein Telegramm derKöln . Ztg." aus Washington vom 11. September ab, nach welchem Ame- rika, gegenüber der Erklärung der Baumwolle als Bannware durch den Vierverband, die Lieferung von Baum- wolle nach deutschen Häfen durchgesetzt habe. Darüber, ob diese Meldung zutrifft oder nicht, liegen, wie wir erfahren, der zuständigen Stelle bisher noch keiner» lei Nachrichten vor. Zur Wiedererrichtung der chinesischen Monarchie. Hgm. Petersburg, 12. September. (Indirekt.) Einer Meldung derNswoje Wremj«" aus Peking zufolge organisiert der Friedens- verein in aller OeffeMlichkeit einen Kongreß der Vertreter der Provinzialorganisationen, in dem die Frage der Wiederherstellung der Monarchie erörtert werden soll. Ein Zensor, der einen gegen die Monarchie gerichteten Artikel passieren ließ, wurde verhaftet. Die Regierung bereitet in aller Eile die Einberufung des Parka- ments vor, um das Gesetz zur Wiederherstellung der Monarchie bald durchführen zu können. Wie dieBirschewija Wjedomosti" aus Tokio melden, läßt der japanische Premierminister in der Press« die Frage der Möglich- keit der Wiederherstellung der chinesischen Monarchie mit Jüan- schikai als Kaiser behandeln. Die Blätter erklären, Japan werde bei einem Wechsel des chinesischen Staatsshstems passiver Zuschauer bleiben. Dies könne jedoch nur so lange der Fall sein, als die Interessen Japans durch eine Staatsumwälzung in China nicht be- rührt werden. Die Unruhen in Persien . Konstantinopel , 10. September. (W. T. B.)(Verspätet ein- getroffen.) Aus Bagdad wird gemeldet: Der russische und der englische Konsul in K e r m a n s ch a h, die nach Hamadan geflohen waren, wurden aus ihrer Rückreise nach Kermanschah auf der Straße nach Kergaver von den dortigen Stämmen« n g e- griffen. Im Verlaufe des Kampfes wurde eine Anzahl von Mitgliedern der Karawane getötet. Die Konsuln entkamen. In der Umgebung von Abdan ist es zu Kämpfen zwischen den Engländern und den dortigen Stämmen ge- kommen. Die Engländer sollen zweitausend Tote gehabt haben. Die in Aserbeidschan befindlichen russischen Streit- kräfte sind in der Richtung auf CThoi geflohen; die Feindselig- keit gegen Russen und Engländer nimmt in ganz Persien an Aus- dehnung und Heftigkeit zu.

politische Uebersicht. Schreibtisch-Strirtogie. In der nationakliberalenMagdeburssischen Zeitimg" bespricht Dr. P. Rohrbach einen von ihm heraus- gesebenen Kolonrallalender. Staatssekretär S o l f stiftet« auch einen Beitrag für diesen Kalender und sagt darin: Deutschlands politische und wirtschaftliche Lage läßt es als dringend notwendig erscheinen, daß nach Beendigung des Krieges Unser Kolonialbesitz, unbeschadet etwaigen Land- besitzes in Europa und einer Neuregelung in den Be» Ziehungen der europäischen� Staaten zueinander, schalten und vergrößert werde.... Möglichst zusainmenhängende und ver« teidigungSsähige, die eigene Volitzwirtscha st ergänzende Kolonial - reiche wird voraussichtlich die kolonialvolitische Losung nach dem Kriege lauten. Dabei wird auf die Eigenart unserer Volkswirt- schaft noch besonders Rücksicht zu nehmen sein... Dr. Rohrbach knüpft an diese Warle diesen strategischen Kriegsplan: ,... Unser einzig starker Gegner auf kolonialem Gebiet ist England, und wie das zukünftige Deutschland über See aussehen wird, das entscheidet sich durch den Ausgang unseres Kampfes mtt England. Im Augenblick, wo wir die Verbindung mit den Meerengen und mit Konstanttnopel hergestellt haben, und die eng- lisch-französischen Landungstruppen auf Gallipoli samt den Jta- lienern, die vielleicht noch hinzukommen, ins Meer geworfen sind, wird sich alles weitere wie ein vorbereitetes Stück abspielen. Tie türkische Armee wird durch Kleinasien vorrücken, sie wird über den Taurus gehen, sie wird sich in Damaskus zum Vormarsch sammeln, und mit jedem weiteren Armeekorps, das durch die cilicischen Tore oder durch die Stadt Saladins zieht, wird der Alpdruck in London ärger weren... Wenn die engkiscbe Streitmacht am Nil, all die Australier, Kanadier . Inder und die wirklichen indischen Regi- menter, vor den Türken kapitulieren, oder in Alexandrien auf die Schisse steigen müssen, dann dröhnt ein Schlag von Gibraltar bis Singapore , unter dem das ganze Weltherrschaftsgewölbe dem ausgebrochenen Schlußstein in die Tiefe nachstürzt und was sich nachher wieder«mfbapien läßt, darüber wird England nicht meyr«Wft ztt oefrnoen haben...

Anarchie im LebenSmittelhandel. In der westfälischen Industriestadt Gelsenkirchen (etwa 200 000 Einwohner) hat der Kriegsausschuß für Kon- sumenteninteressen eine umfangreiche Untersuchung über Güte und Preise der zum Verkauf gelangenden Lebensmittel veranstaltet. Die zu prüfenden Waren wurden in 303 privaten Geschäften ohne Vorwissen der Verkäufer entnommen und einer Sachverständigenkommission(Obermeister der Metzger- innung, Borsteher des Nahrungsmitteluntersuchungsamts usw.) vorgelegt. Das Ergebnis offenbarte eine völlige Will- kür bei der Festsetzung der Preise und bei Be- Zeichnung der Qualitäten, dazu skrupellose Versäl- schung und schwindelhafte Reklame, kurz: die Anarchie im Lebensmittelhandel. Das mögen einige Auszüge aus dem Bericht dartun. In der Abteilung Wur st waren sind geradezu skandalöse Zustände entdeckt worden.Fast nur Schund und hohe Preise!" sprach sich zusammenfassend ein Sachverständiger aus. Die Waren waren meistens derart mit Wasser verfälsckit, daß sie innerhalb zwölf Stunden Gewichtsverluste von 8 bis 18 Proz. auf- wiesen. Bei der Butter waren zwei Proben pure Margarine mit Stärkemehlzusatz, eine Probe enthielt 28 Proz. Wasser. Bei Margarine enthielt eine Probe 33,16 Proz., also ein Drittel Wasser. Von 20 Proben Schmalz waren nur fünf einwandfrei, alle übrigen in hohem Prozentsatz mit Pflanzenöl, Talg usw. verfälscht. Bei den Eiern waren, nach dem Gewicht beurteilt,die billigsten immer die ieuersten"; eS sei zu fordern, daß die Eier nur nach Gewicht verkauft werden dürfen. Bei Zucker nicht die Qualität, sondern die Gewinnsucht, die hohen Preise".Ein Geschäft be- nutzte billigen Zucker als Lockmittel; eine dort gekaufte Flasckc Tafelöl" kostete 3,50 M., enthielt aber nur fünf Achtel Liter, so daß das Liter 5,60 M. kostete; überdies stellte der Chemiker fest: Erdnußöl, verunreinigt mit Laumwollsamöl und Scsamöl." Bei Salz wird berichtet, daßdie höchsten Preise und dabei die schlechtesten Qualitäten in den Arbeitervierteln zu finden waren". Bei der Qualitätsbezeichnung aller Warenarten herrschte kein System. Es kam wiederholt vor, daß gerade die teuersten Sachen die schlechtesten waren. Oester waren die zu den billigsten Sätzen� ausgezeichneten Qualitäten gar nicht vor- rätig. Tie Stadtverwaltung von Gelsenkirchen hatdie schärfsten Maßnahmen" gegen die aufgedeckten Zustände und betrügerischen Mißbräuche angekündigt. Ein ähnliches Vor- gehen wie in Gelsenkirchen wäre in allen Qrten des Reichs- gebiets geboten. Leider haben nur wenige Städte Nahrnngs- mittcluntersuchungsämter, die zur systematischen Heber- wachung des Lebensmittelvertriebs unbedingt erforderlich sind.

Die sächsische Regierung über die Verordnungen gegen den Lcbensmittelwucher. Die sächsischen Bezirksausschüsse des Kriegsausschusses für Konsumenteninteressen hatten das sächsische Ministerium des Innern ersucht, eine Feststellung darüber zu treffen, welche Gegen- stände gemäß den erlassenen Verordnungen als solche des täglichen Bedarfs anzusehen seien, und im übrigen gebeten, an die Kom- munalverwaltungen eine allgemeine Anweisung zu richten, daß Untersuchungen über die Angelegenheit eines Preises auch auf An- tr«g von Konsumentenvereinigungen eingeleitet werden müßten. Darauf hat das Ministerium des Innern geantwortet, daß es Be- denken trage,die Gegenstände des täglichen Bedarfes" in einer Liste festzulegen, zumal ja die in der Verordnung über den Preis- aushang angeführten Waren nur als Beispiele dafür zu betrachten seien, was unbedingt dem Preisaushang unterworfen werden muß. Tie Ortspolizeibchörden könnten ohne westeres über dieses Mindest- maß hinausgehen. Des weiteren hat das Ministerium des Innern erklärt, daß eS zur Einleitung von Untersuchungen, Ueberwachungen, Preisforderungen auf Antrag von Verbrauchervereinigungen keiner besonderen Anweisungen an die Polizeibehörden bedarf. Das Ministerium erklärt vielmehr ausdrücklich, daß eS eine lebhafte Unterstützung seiner Bestrebungen aus solchen Vereinigungen heraus nur begrüßen würde, denn alle Ntatzregeln der Reichsleitung und der Landesregierung könnten nur dann ihre volle Wirksamkeit ent- falten, wenn die zuständigen Behörden durch die beteiligte Oeffent- lichkeit in die Lage versetzt werden, einzugreifen. Heber den vom Kriegsausschuß gestellten Antr«g auf Anschlag der Ladenpreise soll noch besondere Entschließung seitens des Ministeriums getroffen werden. Der ministerielle Bescheid spricht dann zum Schlüsse aus, daß bei Feststellung unangemessen hoher Preise e» völlig belanglos sei, ob der Grund dafür beim Kleinhandelszwischenhändler oder Erzeuger liege. Der Antrag auf Einleitung einer Untersuchung brauche keine Anschuldigung einer bestimmten Person enthalten. Die Erörterungen der Behörden würden den Tatbestand ja ergeben. Endlich sagt da» Ministerium noch wörtlich:Die Tätigkeit des Kriegsausschusses für Konsumenteninteressen möchte indessen gleich- zeitig von dem Bersteben begleitet sein, irrige Vorstellungen mancher Verbraucher, die in oft recht törichter Weise jede Preis- steigerung auf irgendwelchen Kriegswucher zurückführen wollen, und vor ollem unbegründeten Verallgemeinerungen, die für die Ausschreitungen einzelner den Stand im ganzen verantwortlich machen, entgegenzutreten."_

Sachkundige Berichterstattung. Die von A. Baumeister als Ergänzung derI. K." heraus- gegebeneDeutsche AuSlands-Korrespondenz", die die Arbeiterpresse des Auslandes informieren will, meldet: Die besonder? im Auslände vielbesprochene Eingabe von sechs großen Wirti'chaftSverbänden in Deutschland an die Regierung, worin für Annexionen Stimmung gemacht wurde, ist, wie der Vorwärts" mitteilt, nicht von der Mitgliederversammlung de? Bundes der Landwirte, sondern nur im ganz kleinen Kreise, von einer Ausschußsitzung, beschlossen worden. Die Mitglieder sind von der Sache nicht einmal informiert worden. Von den Gelehrten, die sich dieser Eingabe angeschlossen haben sollen, erklären jetzt die bekannten Professoren Dr. Herm. Oncken und Dr. Friedr. Meinecke, daß sie ihre Unterschrift dazu nicht gegeben haben. Die Bedeutung der Eingabe wird also immer geringer......* Merkwürdig, daß eS derAuSlandS-Korrespondenz" nicht be- kannt ist, daß die Professoren Dr. Oncken und Dr. Meinecks über- Haupt nichts mit der Eingabe der sechs Wirtschaftsverbände zu tun haben. Ihr Dementi bezog sich auf die Meldung, sie hätten die Eingabe einer Anzahl Professoren mit unterzeichnet. Da diesen Dingen im neutralen Auslände eine große Bedeutung beigemessen wird, sollte die Berichterstattung mit einer solchen Sorgfalt geübt werden, daß jedem Verdacht, als sei irgend ein Organ der deutschen Arbeiterpresse besttebt, die Bedeutung der erwähnten Eingaben ab- zujchwächen, der Boden entzogen wäre. Genosse Troelstra ist zur weiteren Herstellung seiner Gesundheit in die Schweiz ge- reist, wo er ein halbes Jahr in Vevey am Genfer See zu wohnen gedenkt. Sein Zustand hatte sich schon vor der Abreise beträchtlich gebessert.