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Nr. 256.- 32. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplay, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 16. September 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplak, Nr. 151 90-151 97.

Schwere Kämpfe an der oftgaliziſchen und wolhyniſchen Front.

Der russische   Generalstabsbericht.

Petersburg, 15. September.  ( W. T. V.) Die gestrige Mitteilung des Großen Generalstabes besagt: Der Vorstoß der Deutschen   in der Gegend am Pifsternsee, amt Saufener See und bei dem Dorfe Rakischki westlich der Linie Jakob­stadt- Dünaburg dauert an. In der Gegend des Bahnhofes von Podbrodse wurden wiederholte Angriffe des Feindes ab­gewiesen. Die Angriffe der Deutschen   westlich von Podbrodse in der Gegend von Meiszagola zeichneten sich durch großen Nachdruck aus. An der Front vor der Umgegend von Drany bis etwa in die Gegend der Dörfer um Kossowo setzte der Gegner sein vorsichtiges Vorrüden nach Osten fort. Ernsthaftere Gefechte entspannen sich hier in der Gegend der Dörfer Mosty und Szeiniaki westlich von Slonim  , südlich des Pina­flusses ging die feindliche Kavallerie in die Gegend am Zusammenfluß der Turija mit dem Pripjet zurück. Bei Zwizdje in der Gegend von Derashno haben wir den Goryn mit Er­folg überschritten und sind kämpfend vorgedrungen, wobei wir ein ganzes österreichisches Bataillon gefangen nahmen. In der Gegend von Derashno und Klewan ging der Gegner zur Offensive über, welche wir jedoch zum Stehen brachten. Mit einem träftigen Gegenstoß drangen wir darauf in der Gegend westlich von Klewan vor und machten dort in einem Gefecht bei dem Dorfe Oleszwa mehr als 1300 Gefangene.

Westlich von der Stadt Wischnewez( am oberen Goryn) berdrängten unsere Truppen den Gegner aus dem Dorfe Rydomel und seiner Umgebung. Der Feind zog sich am Abend eiligst zurück und wurde daun aus dem Dorfe Rostocki unter großen Verlusten verdrängt. Die Zahl der bis jetzt verzeichneten Gefangenen erreicht zwanzig Offiziere und zweitausend Soldaten. Unser Feuer vereitelte die Versuche des Feindes, welcher, um unsere Offensive zum Stehen zu bringen, zu Gegenangriffen in der Gegend der Dörfer Gontow   und Ditkowec jüdwestlich von Wisnieiwiec überging. Auch hier machten wir Gefangene, ungefähr hundertvierzig Offiziere, siebentausenddreihundert Soldaten und nahmen ein schweres und sechs leichte Geschütze, vier Munitionswagen, 26 Maschinengewehre und viel Striegsbeute. In Galizien  hatten wir auf der Verfolgung des sich von der Serethfront westwärts zurückziehenden Feindes einige heiße Waffengänge in der Gegend der Dörfer Gliadka, Bebrow und Juzephomka, westlich von Tarnopol   sowie bei dem Dorfe Dwiniacz, in der Umgegend von Zaleszczycki. In den Gefechten in der Um­gegen von Juzephowka und Dwiniacz, welche am 12. Sep­tember stattfanden, nahmen wir mehr als zweitausendfieben­hundert Soldaten mit fünfunddreißig Offizieren und vier Maschinengewehren gefangen. Die Zahl der vom 30. Auguft bis zum 12. September gefangengenommenen Desterreicher und Deutschen   übersteigt vierzigtausend. Im Schwarzen Meer haben unsere vor dem Kohlengebiet kreuzenden Torpedo­boote einen großen Dampfer vernichtet.

Der französische   Tagesbericht.

Paris  , 14. September.  ( W. T. B.) Amtlicher Be= richt von heute nachmittag: Die Artillerietätigkeit an der Front im Artois   bleibt sich andauernd gleich. Südlich der Somme gegenseitiges Bombardement, besonders heftig in der Umgebung von Le Cessier, Tilloloy und Beauvraignes. Zu andauernden Artillerieaktionen kam es am Aisne- Marne­Stanal, in der Nähe von Sapigneul und Godat in der Cham­ pagne  ( nördlich des Lagers von Chalons  ) und am Westrande der Argonnen  . Unsere Batterien brachten die deutschen  Maschinengewehre im Walde von Mortmare zum Schweigen. Sie richteten ihr erfolgreiches Feuer auf gewisse Vorsprünge der deutschen   Linie. Auf der übrigen Front war die Nacht ruhig. Unsere Flugzeuge bombardierten den Abzweigungsbahnhof und die Abzweigungslinie von Bensydorf in der Nähe von Mörchingen sowie die feindlichen Lager bei Chatel en Argonne   und Lange­mard nördlich von pern.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 15. September 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Ein französischer Angriffsversuch am Hartmanns­weilerkopf wurde durch unser Fener verhindert.

Ein bei Réchesy( nahe der französisch- schweizerischen Grenze) beobachteter Fesselballon wurde heruntergeschossen. Er überschlug sich und stürzte ab.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Am Brückenkopf westlich von Dünaburg   Kampf. Bei Soloki( südwestlich von Dünaburg  ) wurde feindliche Kavallerie geworfen.

An der Wilija, nordöstlich und nordwestlich von Wilna  , wurden feindliche Gegenangriffe abgewiesen. Dest­lich von Olita   und Grodno   draug unser Angriff weiter vor.

Südlich des Njemen wurde die Szczara an einzelnen Stellen erreicht. Es find rund nennhundert Gefangene gemacht.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Der Gegner ist über die Szczara zurück= gedrängt.

Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Mackenfen. Die Verfolgung auf Binst wird fortgesetzt. Die Ge­fangenenzahl hat sich auf über siebenhundert erhöht. Südöstlicher Kriegsschauplak.

Die deutschen   Truppen wiesen feindliche Angriffe blutig ab. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 15. September.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: Wien  , 15. September 1915.

Rufischer Kriegsschauplay.

Au der bessarabischen Grenze wiesen unsere Truppen einen russischen Angriff ab. Am Dnjestr   und vor unferen Stellungen öftlich von Buczacz   herrschte Ruhe. An allen anderen Zeilen unserer galizifchen und wolhynischen Front fam es abermals zu schweren, für den Feind erfolg losen Kämpfen. Nordöstlich von Dnb no ließ der Feind bei einem mißglückten Gegenangriff nebst zahlreichen Toten sechs Offiziere und achthundert Mann an Ge­fangenen und drei Maschinengewehre als Beute zurück. Un­garische Heeres- und Landwehrbataillone und das Otocaner In­fanterieregiment Nr. 79 haben hier unter Führung entschlossener, selbsttätiger Kommandanten neuerlich Proben kriegerischer Tüchtig­keit abgelegt. In dem Wald- und Sumpfgebiet des Styr und des Pripiati warf unsere Kadallerie in den letzten Tagen zahl­reiche feindliche Reiterabteilungen zurück. Die in Litanen kämpfenden f. und f. Streitkräfte erreichten im Verein mit unseren Verbündeten die Szczara.

Schutzzölle und Kampfzölle.

Das von Herrn v. Gerlach ans Licht gebrachte Rund­schreiben einer Vereinigung der weiterverarbeitenden Industrie" lenkt von neuem die Aufmerksamkeit auf die Bestrebungen der Schutzöllner. Jenes Rundschreiben zeigt, daß auch einem Teil der Industriellen angst und bange wird vor den Plänen der verbündeten Großgrundbesizer und der Beherrscher. der Kartelle, die darauf ausgehen, ihre Interessen noch wirksamer als bisher zu sichern, indem sie das neue Deutsch­ land  " nach dem Kriege durch eine noch höhere Zollmauer von der Welt abgrenzen möchten. Diese Befürchtungen sind durch­aus begründet, da die Schutzzöllner über eine politische Macht verfügen, die ihnen die Verwirklichung ihrer Pläne sichert. Die Männer der jezigen Regierung haben keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie an dem bewährten Wirtschafts­system" festhalten, d. h. für Ermäßigung der Zölle nicht zu haben sind.

Die bürgerlichen Parteien sind samt und sonders schutz­zölnerisch gesinnt. Auch in den Reihen der freisinnigen Par lamentarier, von den Nationalliberalen gar nicht zu reden, ist nicht einer zu finden, der die früher von einem Eugen Richter   pertretenen Freihandelsprinzipien vertritt. Dabei ver­fügen die Agrarier und jene Kreise der Industriellen, die an dem monopolistischen System, zu dem ausgiebiger Schußzzoll gehört, interessiert sind, über straffe Drganisationen, die es borzüglich gelernt haben, die öffentliche Meinung zu beein­flussen. Schließlich ist auch die sehr einflußreiche Hochfinanz in dem Maße, als sie sich mit den Kartellmagnaten literte, in das schutzölnerische Lager eingeschwenkt.

Man darf sich aber auch nicht darüber täuschen, da während des Krieges die schutzöllnerischen Vorstellungen an Popularität gewinnen und die Interessenten es vorzügkch verstehen, die Stimmungen, die der Krieg erzeugt, für ihre Ziele auszunäßen. Wie üblich, wird dabei mit Schlagworten gearbeitet, die um so mehr wirken, als bei der leider allge meinen Unwissenheit des großen Publikums in bolfswirt­schaftlichen Dingen die Trugschlüsse kritiklos hingenommen werden.

Einer dieser gefährlichen Trugschlüsse lautet: Deutschland  hat während dieses Krieges seine Bevölkerung ernähren können, trotzdem ihm die Zufuhr von Lebensmitteln fast gänglich ge­sperrt wurde; das verdanken wir der deutschen   Landwirtschaft, die infolge der Agrarzölle so leistungsfähig ist; folglich müssen wir in Zukunft diese Zölle beibehalten, womöglich noch er­höhen, um die Landwirtschaft noch leistungsfähiger zu machen. -Schon die Voraussetzung ist falsch. Die Ernährung der Bevölkerung kann während des Krieges nicht in ausreichendem Maße durch die Landesprodukte gesichert werden. Insbesondere ist gerade durch diesen Krieg eriviesen, daß es unmöglich ist, bei dem heutigen Stande der landwirtschaftlichen Produktion auf dem Boden Deutschlands   genügende Mengen von Nahrungsmitteln zu produzieren, daß die Haltung von so viel Vieh, wie nötig ist, um die Bevölkerung mit tierischen Nahrungsmitteln zu ver­sehen, ohne die Zufuhr von ausländischen Futterstoffen un möglich ist. Das" Durchhalten" im Sinne der Ernährung der Bevölkerung ist freilich für geraume Zeit möglich, aber es geschieht auf Kosten der Volkskraft, die infolge der Unter­ernährung untergraben wird, und es werden dabei die Vieh­bestände so stark reduziert, daß es vieler Jahre bedürfen wird, sie wieder in die Höhe zu bringen, wodurch ganz besonders die Kleinbauern betroffen werden. Ganz haltlos ist aber der Schluß, daß die deutsche Landwirtschaft ihre Leistungsfähigkeit dem Schutzzoll verdankt. Die Leistungsfähigkeit der Land­wirtschaft ist zu bemessen nach der Intensität der landwirt­schaftlichen Betriebe. Für alle Kenner der Verhältnisse aber steht fest, daß diese Intensität in Ländern mit dichter Be­völkerung und ohne Zollschutz, wie England, Belgien  , Holland  , Dänemark  , der Schweiz  , nicht geringer ist, als in Deutschland  . Das Gerede vom Verfall der englischen Landwirtschaft ist eine der kritiklos wiederholten Fabeln. Die Erträge pro Heftar an Weizen, Gerste, Hafer, Hackfrüchten sind in England nicht geringer als in Deutschland  . Dazu kommst, daß der englische   Landwirt bis auf den heutigen Tag der erfolgreichste Züchter ist, weil er unablässig Tierrassen und Getreide­varietäten veredelt. Wenn England pro Kopf der Bevölkerung mehr Nahrungsmittel einführt als z. B. Deutschland, so erklärt sich das einfach daraus, daß auf den Quadratkilometer in England mehr Menschen kommen und daß diese Menschen mand verlegt und kein Schaben angerichtet worden. Feste und be- einen stärkeren Verbrauch haben, weil ihr durchschnittliches wegliche Abwehrkanonen feuerten auf das Luftschiff. Einkommen höher ist als in Deutschland  . In Belgien   und Holland   vollzieht sich der Uebergang zu der bisher höchsten oftenglische Küste. London  , 15. September.  ( W. Z. B.) Meldung des Reuterschen Stufe der landwirtschaftlichen Produktion, der Uebergang vom Bureaus. Drei weitere Fälle von Verwundungen, die durch ein Ackerbau zum Gartenbau. Dänemark   forciert unter Aus­London, 15. September.  ( W. T. B.) Meldung des Reuterschen Flugzeug an der Küste von Kent verursacht wurden, find nüßung der natürlichen Bedingungen seine Viehwirtschaft und Bureaus. Das Pressebureau meldet: Ein Zeppelin suchte in der gestern gemeldet worden. Sonach find im ganzen sechs Frauen exportiert die hochwertigsten Produkte: Fleisch und Molkerei­Nacht vom 13. zum 14. September die Osttüste heim und ein Mann verlegt worden, davon zwei Frauen produkte. Wenn also in diesen Ländern die Zollfreiheit und warf Bomben ab. Soweit festgestellt werden konnte, ist nie- schwer. Iden Fortschritt nicht gehindert hat, se fann man mit

Paris  , 15. September.  ( W. T. B.) Amtlicher Heeres­bericht von gestern abend: Andauernd lebhaftes Artillerie­gefecht um Arras  , in den Gebieten von Roye und Nouvron sowie auf der Front in der Champagne  , besonders bei Auberive, Souain   und Perthes. Ebenso ziemlich heftiges Geschütfeuer im Walde von Apremont   und nördlich von Flirey, in Lothringen   im Gebiet von Embermenil.

Erneuter Zeppelinangriff auf die

Italienischer Kriegsschauplas.

Jm Tiroler Grenzgebiet hielten die gewöhnlichen Geschüß­kämpfe auch geftern an. Deftlich des Lodinutpasses schritten unsere Truppen zum Angriffe und eroberten die feindlichen Stellungen auf dem Findenigkofel und auf dem Kamm südöstlich dieses Grenzberges. An der Küstenländischen Front fenerte die italienische Artillerie mit erhöhter Heftigkeit gegen unsere Stellungen vom Javorcek bis zum Tolmeiner Brückenkopf. Feind­liche Angriffe auf den Javorcek und im Vrsicgebiete brachen zu­sammen. Ebenso wurden die üblichen Annäherungsversuche des Gegners im Abschnitt von Doberdo   vereitelt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.