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Nr. 258.- 32. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 18. September 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Heftige ruffische Angriffe in Wolhynien  .

Der russische Generalstabsbericht.

aber

Petersburg, 17. September.  ( W. T. B.) Bericht des Großen Generalstabes von gestern: In der Gegend südwestlich von Dünaburg   warfen wir wiederholte deutsche Angriffe vor unseren Drahtverhauen zwischen der Straße nach Dünaburg   und dem Samarasee zurück. Kleine deutsche Reiterabteilungen erschienen in der Gegend an der Eisenbahn Molodetschno- Polozk. Weiter nordöstlich von Wilna   gelang es dem Feinde, auf das linke Ufer der Wilija zu gelangen. Weiter südöstlich von Prany versuchen die Deutschen   den Versovkafluß zu überschreiten, einen Neben­fluß der Meretschanka. Bei dem Dorfe Eisenvuyeismonty(?) warfen unsere Truppen den Feind in den Fluß. In der Gegend von Pinst ziehen sich unsere Truppen unter dem Druck des Feindes zurück. In der Gegend von Nijnistochod schlugen wir die Offensive des Feindes gegen Ugrinitschi ab. Der Feind unternimmt weiterhin Gegenangriffe in der Gegend von Derajem und an verschiedenen Zeilen unserer galizischen Front. Der Feind, der erschüttert ist, sucht seine Stellung durch diese Gegenangriffe zu befestigen, er hat bei diesen Bemühungen und Versuchen im besten Falle nur kleine örtliche Erfolge erzielt und unsere Truppen fahren fort, Erfolge im Kampfe zu haben. Westlich von dem Dorfe Pendyti in der Gegend von Derazno machten wir 410 Gefangene und erbeuteten vier Maschinengewehre. Als wir uns einer Brennerei und des Friedhofes bei Derazno be­mächtigten, machten wir über 700 Gefangene und nahmen vier Maschinengewehre. Erbitterte Gegenangriffe des Feindes wiesen wir ab. Bei dem Grenzdorfe Neuplerinch, der Stadt Vischnewetz und an der Strypa westlich der Linie Tarnopol­Trembowla liefern wir dem Feinde, der sich an die Flußüber­gänge flammert, an verschiedenen Stellen erbitterte Stämpfe. Der amtliche Wiener   Bericht vom 12. September erklärt, daß wir in der Richtung auf den Brückenkopf von Tarnopol  zurückgeworfen wurden und daß wir bei Tarnopol   ungewöhn­lich hohe Verluste gehabt hätten. Der Feind besitzt indessen feine Unterlagen für die Beurteilung des Umfanges dieser Verluste, und zwar darum, weil wir in den Kämpfen am 10. und 11. September während der ganzen Zeit das Schlacht­feld behaupteten und weil der Feind an den folgenden Tagen trog der erhaltenen Verstärkungen noch mehr westlich von Tar­ nopol   gegen die Dörfer Gliadki und Zebrow abgedrängt wurde und zum Teil noch sogar über die Linie am Strypafluß hinaus.

Der französische   Tagesbericht.

Paris  , 17. September.  ( W. T. B.) Amtlicher Be­richt von gestern nachmittag. Handgranatenfämpfe an den Sappenköpfen im Abschnitte von Neuville. Ein Bom­bardement der Vorstädte von Arras   rief eine heftige Erwide­rung unserer Artillerie auf die feindlichen Batterien und Schützengräben hervor. Im Gebiete von Frise( Somme  ) Minenkampf. Kanonade während der ganzen Nacht um Roye  und Lassigny, wo unsere Geschosse Brände verursachten. Im Gebiete von Berry- au- Bac  , in der Champagne, in der Nähe von Saint Hilaire und Auberive, in Nordwoevre, in den Vogesen   am Ban de Sapt war die Nacht durch eine ziemlich lebhafte Artillerieunternehmung ausgezeichnet.

Paris  , 17. September.  ( W. T. B.) Amtlicher Kriegs­bericht von gestern abend. In Belgien   im Abschnitt von Nieu­port wirksames Feuer unserer schweren Artillerie. Im Gebiete von Neuville und Roclincourt, um Arras sowie zwischen Avre und Aise energische Unternehmungen unserer Batterien als Antwort auf heftige feindliche Beschießung. Andauernd leb­hafte Kanonade um Sapigneul am Aisne- Marnekanal sowie nördlich des Lagers von Chalons  . Gegenseitige Beschießung mit Geschützen verschiedener Kaliber zwischen Aisne   und den Argonnen  . In Saint Hubert Stampf mit großen Bomben mit verschiedentlichem Eingreifen unserer Artillerie. Im Priester­wald rief die Tätigkeit der deutschen   Minenwerfer eine heftige Entgegnung unser Schüßengrabenkanonen und Feldartillerie her­vor. In Lothringen   an Seille   und Loutre   führten unsere Batterien ein Zerstörungsfeuer gegen die feindlichen Anlagen aus.

Meldung der italienischen Heeresleitung.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich.

Großes Hauptquartier, den 17. September 1915.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

In der Champagne wurde den Franzosen nordwestlich von Perthes durch einen Handgranatenangriff ein Graben­stück der vorderen Stellung entrissen. Ein Gegenangriff wurde abgeschlagen.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Südlich von Dünaburg   wurde die Straße Widsy­Goduzischki- Komai erreicht. Widsy wurde heute früh nach heftigem Häuserkampf genommen.- Nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Wilna   wird unser Angriff fortgesetzt. Die Lage östlich von Olita- Grodno ist im wesentlichen unverändert. Die Szczara wurde bei dem gleichnamigen Orte überschritten.

Auch bei der

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern erzwangen unsere Truppen an mehreren Stellen den Szczara­Uebergang.

Heeresgruppe des Generalfeldmaridhalls v. Mackenfen. Die Sumpfgebiete nördlich von Pinst wurden vom Feinde gesäubert.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Von den deutschen   Truppen nichts Neues. Oberste Heeresleitung.

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Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 17. September.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: Wien  , 17. September 1915.

Russischer Kriegsschauplas.

Die Russen versuchten, die Wirkung unseres gestern gemel­deten Flankenstoßes nordöstlich von Buczacz   durch einen Gegen­angriff zu vereiteln. Sie wurden geworfen. Unser Artilleriefeuer vernichtete hierbei ein feindliches Panzerauto. Von den drei Offizieren der Besakung wurden zwei getötet, einer unverwundet gefangen genommen. Von der Mannschaft blieb alles mit Aus­nahme eines gleichfalls in Gefangenschaft geratenen Chauffeurs tot am Blaze. Im übrigen ließ in Ostgalizien   und an der Jtwa Linie die Gefechtstätigkeit wesentlich nach. Die Lage blieb völlig unverändert. Angesichts der Unmöglichkeit, in diesen Räumen einen Erfolg zu erringen, führt der Feind neuestens um so heftigere Angriffe gegen unsere im wolhynischen Festungsgebiet stehenden Streitkräfte. Die hier gestern entbrannten Kämpfe dauern noch an. An der Szczarg nichts Neues.

=

Italienischer Kriegsschauplak.

An der Tiroler Front fanden gestern wieder vielfache Ar­tilerickämpfe statt. Nachmittags wurde das feindliche Feuer gegen die Hochflächen von Lafraun   und Bilgereuth heftiger. Heute nach Mitternacht   griff stärkere italienische Infanterie den Monte Coston und unsere Stellungen nördlich dieses Grenzberges an. Diese Vorstöße wurden unter beträchtlichen Verlusten des An­greifers abgewiesen. Jm Kärtner Grenzgebiete entfaltet die gegnerische Artillerie namentlich gegen den Raum von Tarvis eine lebhafte Tätigkeit. Dieser Ort, und zwar insbesondere das dortige Spital wurde aus den Stellungen nächst des Grenzpasses von Sondogna von weittragenden Geschützen beschossen. An der küstenländischen Front sette der feindliche Angriff gegen den Raum von Flitsch wieder ein. Mehrere Vorstöße der Italiener wurden zurückgeschlagen; die Kämpfe find jedoch noch nicht abge­schlossen. Weiter Isonzo   abwärts bis einschließlich des Görzer Brückenkopfes herrschte verhältnismäßig Ruhe. Einige Ortschaften südlich von Görz   und der Nordwestrand der Hochfläche von Do­ berdo   standen unter lebhaftem feindlichen Geschütfeuer. Weftlich San Martino wurden Annäherungsversuche der Italiener wie immer vereitelt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Italiens

Kriegs- und Wirtschaftslage.

ber

Italien   ist zuletzt in den Weltkrieg eingetreten, leidet aber trotzdem vielleicht heute schon am schwersten von allen friegführenden Staaten unter dem Druck des Riesenkampfes; und kaum wird es noch lange dauern, dann kann es mit größtem Recht an seine Grenztore die bekannte Dantesche Hölleninschrift anschlagen: Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate!"( hr, die ihr hier eintretet, laßt alle Hoffnung fahren!) Obgleich Italien   seit dem Spätherbst vorigen Jahres sich auf das Eingreifen in den Krieg vorbereitet und im Stillen mit allem Eifer gerüstet hat, hat es in dem bisherigen An­sturm gegen die Bergpässe an der österreichischen   Grenze nichts anderes erreicht, als eine gewaltige Abschlachtung seiner Jugend. Der von den liberalen Blättern Italiens   verheißene Spaziergang der italienischen   Armee nach Wien   ist bislang über einige Kilometer an einzelnen Grenzstellen kaum hinaus­gekommen, und alle schönen wortreichen Sieges- und Witterungsberichte des großen Generals Cadorna mögen nicht darüber hinwegzutäuschen, daß Italien   in den vier Monaten, in denen seine Heere gegen die österreichischen Grenzbefestigungen anrennen, so viel wie nichts erreicht hat. Von einer Eroberung von Triest   und Görz   wie des Trentino   und der Gebiete nördlich des Gardasees ist Italien   heute noch ebensoweit entfernt, wie zu Kriegsbeginn. Einige fleine Dörfer sind zusammengeschossen, ein paar Schutz­hütten niedergelegt, aber in solchen Errungenschaften besteht doch wohl kaum der Zweck des Krieges. Sicherlich entspricht der Erfolg nicht den großen Anstrengungen und Opfern. Dazu kommt, daß sich mit dem Herannahen des Winters die Aussichten auf Ueberwindung der großen Hindernisse für die italienischen Heere feineswegs bessern. Bereits ist im Hoch­gebirge rauhe Winterwitterung eingetreten. Sie erschwert den Italienern nur noch mehr ihre Operationen, zumal der Tod den berggewandten, wetterfesten Alpini sehr auf­geräumt hat und die aus dem warmen Süditalien   heran­gezogenen Truppen dem rauhen Gebirgsklima nur schwer zu widerstehen vermögen.

Zudem aber ist Italien   durch den Krieg nicht nur finan­ziell, sondern auch in seiner Versorgung mit Kohlen, Eisen, Stahl und anderen unentbehrlichen Rohstoffen, teilweise sogar in seinem Lebensmittelbezug völlig abhängig von England ge­worden, das diese Zwangslage in seinem Interesse ausnutt und Italien   diktiert, was es zu tun hat. Die neugeschaffene italienische Kriegsindustrie steht völlig unter der Aufsicht eng­lischer, zum Teil auch französischer Ingenieure und Dirigenten. Was will auch Italien   machen? Es produziert nur ungefähr den fünfzehnten Teil seiner Steinkohlen selbst, und seine ganze Roheisenproduktion hat in den letzten Jahren nur 350 000 bis 380 000 Tonnen betragen. Ohne die englische Zufuhr müßten seine industriellen Betriebe, auch die, die für das italienische Heer Kriegsmaterialien fabrizieren, notgedrungen stillgesezt werden. Italien   muß also die englische Aufsicht dulden, und es muß ebenso unweigerlich den englischen Er­porteuren und dem unter deren Obhut stehenden neugebildeten Rohmaterialientrust die Preise für die aus England bezogenen Rohstoffe und Nahrungsprodukte bezahlen, die die englischen Gönner für angemessen finden. Und das nicht allein. Es fann gar kein Zweifel daran bestehen, daß die Kriegserklärung Italiens   hauptsächlich auf Betreiben Englands erfolgt wahrscheinlich auf das Versprechen hin, daß England die Kosten der italienischen Truppenerpedition nach den Dardanellen tragen und auch weiterhin sich durch Hergabe von Geldmitteln und Kohlen erkenntlich erweisen werde. Wie wenig die italienische Regierung troh ihrer Großmannssucht Neigung verspürt, sich an dem Dardanellenabenteuer zu be­teiligen, beweist am besten die Tatsache, daß sie bisher noch immer gezögert hat, sich militärisch dem englisch  - französischen Vorgehen gegen die Dardanellen anzuschließen.

ist

-

Sicherlich leiden alle am Kriege beteiligten Staaten wirt­schaftlich schwer unter den Kriegswirkungen, doch Italien   am schwersten; denn schon vor dem Kriegsbeginn waren seine Finanzen zerrüttet, sein Bankwesen vielfach faul, seine Industrie im Vergleich zu Deutschland  , England, Frank­ reich  , Belgien   wenig entwickelt und seine Erzeugung an landwirtschaftlichen Produkten unzureichend für den eigenen Bedarf. Ungleich anderen Agrarstaaten, die gewöhnlich einen

Rom  , 17. September.  ( W. T. B.) Amtlicher Kriegs­bericht von gestern. Unsere Gebirgsabteilungen voll­führten am 14. September kühne Einfälle gegen die feindlichen besonders erwähnenswerten Ereignisse zu. Die chemische Stellungen vom Stamm von Villa Corna, von der Spike des Untersuchung von höchsterplosiven Bomben, die der Gegner großen Ueberschuß an Getreide, Vieh und anderen landwirt­Nocetales und vom Becken von Presena im Hochtal von vor einigen Tagen gegen unsere Annäherungsgräben auf dem schaftlichen Produkten erzeugen und mit der Ausfuhr solcher Genova  . Unter großen Schwierigkeiten des Gletschergeländes, Karst geworfen hat, ergab das Vorhandensein einer starken Erzeugnisse ihre Einfuhr an ausländischen Industrieerzeug­die mit der gewohnten Erfahrung und Stühnheit überwunden Menge Blausäure. Ein feindlicher Flieger führte gestern einen nissen aller Art decken, kommt Italien   infolge seiner rück­wurden, erreichten unsere Alpini die feindlichen Schüßen- schnellen Einfall ins Vicentino aus und warf aus großer ständigen Betriebsweise mit seiner Agrarproduktion nicht aus. gräben, griffen sie an und zerstörten sie zum Teil. Dann Höhe eine Bombe auf Asiago und acht Bomben auf Vicenza  , Es hat z. B. im Jahre 1912 für 630, 1913 für 569 Millionen fehrten sie in die eigenen Stellungen zurück, ohne irgendwie durch die nur sehr leichter Sachschaden angerichtet wurde. Lire( 1 Lire= 80 Pf.) Getreide aus dem Auslande cin­gestört zu werden. Auf der übrigen Front trugen sich keine Einige Personen wurden leicht verletzt. geführt, das heißt fast ein Sechstel der ganzen Einfuhr be­