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Nr. 272.- 32. Jahrg.

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Telegramm Adresser Sozialdemokrat Berila

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 2. Oktober 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Erneute Angriffe der Franzosen   in der Champagne   abgeschlagen

Die neue Durchbruchsschlacht| Meldung des Großen Hauptquartiers.| Die englisch  - französische Anleihe

im Westen.

General der Infanterie 3. D. v. BIume schreibt über das ge­waltige Ringen an der Westfront:

Berlin  , ben 29. September 1915.

Der fünfte im großen Stile unternommene Versuch der Feinde, unsere befestigte Linie im Westen zu durchbrechen, hat be­gonnen. Wenn er zur Entlastung ihrer in Not befindlichen Ver­bündeten im Osten dienen soll, so kommt er reichlich spät. Wie dem aber auch sei, so steigert er die Spannung der allgemeinen Kriegslage, und die Frage, ob er gleich den ihm voraufgegangenen bei Neuve Chapelle, in der Champagne  , im Woebre und in Artois   erfolglos bleiben oder gelingen wird, beschäftigt natur­gemäß die Gemüter hüben und drüben lebhaft.

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Das von unseren Gegnern diesmal eingeschlagene Verfahren unterscheidet sich von dem in den früheren Fällen befolgten dadurch, daß der Angriff dort sich gegen einen einzelnen Abschnitt der Front richtete, im gegenwärtigen Falle aber mit einer lebhaften Ranonade auf der ganzen Front begann, der an mehreren Stellen gleich­zeitig ein durch überwältigendes Artilleriefeuer vorbereiteter An­Sturm folgte. So haben am 24. d. M. die Engländer auf der Front bon Ypern und südwestlich von Lille  , die Franzosen   in der Cham­ pagne  , zwischen Reims   und den Argonnen  , angegriffen. Bei pern wurde der Angriff blutig abgeschlagen und ist seitdem nicht er­neuert worden. An den beiden anderen Stellen gelang es den Feinden, nicht unbeträchtliche Teile unserer vordersten Linie, deren Verteidigungswerte durch Artilleriefeuer zusammengeschossen waren, zu erobern. Aber alle Versuche, darüber hinaus festen Fuß zu fassen, sind an den nachfolgenden drei Tagen gescheitert, an ver schiedenen Stellen wurde seitens der Unsrigen bereits erfolgreich zum Gegenangriff geschritten. Dadurch ist die Hoffnung der An­greifer auf Gelingen des Durchbruchs, wenn nicht bereits gänzlich bernichtet, so doch auf ein sehr geringes Maß herabgefunken. Denn nunmehr haben die Verteidigten Zeit gewonnen, starte Reserven an die bedrohten Abschnitte heranzuführen, und die Gegner können die durch zeitraubende Vorbereitungen erzielte artilleristische Ueber­Tegenheit, der sie hauptsächlich ihren ersten Erfolg verdanken, nicht mehr in gleichem Maße wie gegen unsere vorderste Linie geltend machen. Da das Eingeständnis ihres abermaligen Mißerfolges für fie schwer ist, so werden sie ihre Versuche, weiter vorzubringen, wahrscheinlich noch mehrmals wiederholen, aber der Ausgang wird tein anderer sein. Und schließlich könnten uns selbst die Folgen eines gelungenen Durchbruchs nicht erschrecken, denn die nächste Folge wäre voraussichtlich eine uns willkommene Feldschlacht.

Daß wir am ersten Schlachttage nicht nur eine ansehnliche Bahl von Gefangenen gemacht, sondern auch solche verloren haben, ist bei tapferster Verteidigung und nachfolgendem Verlust von Schüßengräben unvermeidlich. Denn, wenn die Verteidiger, wie es ihre Pflicht ist, dem zerstörenden Artilleriefeuer mutig standhalten, und beim Ansturm der feindlichen Infanterie bis zum letzten Augenblic von der Feuerwaffe und dem Bajonett tapfer Gebrauch machen, und wenn ihnen trotzdem nicht gelingt, den Angriff abzu­schlagen, so ist für sie ein Entkommen aus dem engen und tiefen Schübengraben unmöglich. Wer da nicht fällt, gerät in Gefangen­schaft. Das ist ebenso unvermeidlich, wie unter solchen Umständen ber Verlust des in den Gräben befindlichen Kriegsmaterials.

Unsere braven Truppen aber, die nun im Westen seit einem Jahre standhaft und unverdrossen in den ihnen angewiesenen Stellungen ausgeharrt haben, werden den gegenwärtigen Kampf besonders freudig durchfechten in der Hoffnung, daß der Erfolg den Zeitpunkt des siegreichen Vorwärtsschreitens näher bringt.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 1. Oktober 1915.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

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Feindliche Monitore beschossen wirkungslos die Um­gegend von Lombartzyde und Middelkerke.  - Einen neuen Angriff versuchten die Engländer gestern nicht wieder. Unsere Gegenangriffe nördlich von Loos machten bei heftiger feindlicher Gegenwehr weiter Fortschritte. Einige Gefangene, zwei Maschinen­gewehre und ein Minenwerfer fielen in unsere Hand. Versuche der Franzosen  , östlich von Souchez und nörd­lich von Neuville Raum zu gewinnen, mißglückten. In der Champagne   scheiterte ein mit starken Kräften unternommener feindlicher Angriff östlich Aubérive. Ebenso erfolglos waren sämtliche französische   Angriffe in Gegend nordwestlich Massiges, an denen Truppenteile von sieben verschiedenen Divisionen beteiligt waren. Die Zahl der bei den Angriffen in der Champagne   bisher gemachten Gefangenen ist auf 104 Offiziere, 7019 Mann gestiegen.- Erfolgreiche Minensprengungen beschädigten die fran­ zösischen   Stellungen bei Bauquois.-Französische Flieger bewarfen Hénin- Liétard   mit Bomben, durch die acht fran­ zösische   Bürger getötet wurden, wir hatten keine Verlufte. Deftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Westlich von Dünaburg   bei Grendsen wurde eine weitere Stellung des Feindes gestürmt; in Kämpfen östlich von Madziol sowie auf der Front zwischen Smorgon und Wischnew find russische Angriffe unter schweren Verlusten zusammengebrochen.- Die Heeresgruppe   machte gestern 1360 Gefangene.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Der Feind wiederholte seine vergeblichen Teilangriffe; alle Vorstöße sind abgewiesen; 6 Offiziere, 494 Mann und 6 Maschinengewehre blieben in unserer Hand. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackenfen. Die Lage ist unverändert.

Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen. Unser Angriff schreitet fort.

Die Zahl der im Monat September von deutschen   Truppen im Osten gemachten Gefangenen und die Höhe der übrigen Beute beträgt: 421 Offiziere, 95 464 Mann, 37 Geschütze, 298 Maschinengewehre, 1 Flugzeug. Oberste Heeresleitung.

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Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 1. Oktober.  ( W. Z. B.) Amtlich wird ver­

Hoffnungen des russischen Generalstabes. lautbart: Wien  , 1. Oftober 1915.

Dem Briefe eines russischen Beamten an das in Genf   erscheinende sozialrevolutionäre Organ Shifn" entnehmen wir über die Hoff nungen des russischen Generalstabes folgendes:

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Der russische   Generalstab glaubt, daß ihm die Menschenreserven der Deutschen   gut bekannt seien. Er nehme an, daß die Deutschen  feinesfalls später als im Oftober in der Lage sein würden, neue Truppenteile zu bilden, um sie an die Front zu schicken, und daß sie im April schon nicht mehr imstande sein würden, die Lücken in den Reihen der Armeen auszufüllen. Folglich würde von diesem Augenblick an die deutsche Armee langsam, aber ununterbrochen zu schmelzen" anfangen. Bis zu dieser Zeit würden deshalb alle ernsten Offenfibhandlungen der Verbündeten vertagt. Daher auch die Parole: Den Krieg fortzusetzen und ihn bis ans Ende" zu führen."

Da der Verfasser des erwähnten Briefes fich im allgemeinen gut unterrichtet zeigt, erscheint es nicht ausgeschlossen, daß die dar­gelegten Hoffnungen" des russischen Generalstabes in der Tat die Grundlage für den andauernden Stegeswillen" der leitenden Kreise Rußlands   bilden.

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Nachmusterung in Ungarn  .

Budapest  , 30. September.  ( W. T. B.) Eine Kundmachung des Landesverteidigungsministers fordert alle Stellungspflichtigen, welche in den Jahren 1873 bis 1896 geboren und bei früheren Muste rungen für untauglich befunden worden sind, auf, sich zur Ersatz­musterung neuerdings zu melben. Gleichzeitig wurde die Kon­stribierung der vom effektiven Landsturmdienst befreiten Stellungs­pflichtigen der Jahrgänge 1873 bis 1896 angeordnet.

Russischer Kriegsschauplah.

In Otgalizien fiel nichts Besonderes vor. Bei Nowo­Aleksiniec scheiterte ein russischer Angriffsversuch unter unserem Artillericfener schon in der Vorbereitung. An der Jiwa und im wolhynischen Festungsgebiet keine Aenderung der Lage. Am Korminbach gewannen die Verbündeten erneut Raum. Ruffische Gegenangriffe wurden abgewiesen. Fünf öster­reichisch- ungarische Estabronen nahmen bei einem solchen Vorstoß des Feindes zwei Offiziere und vierhundert Mann gefangen und erbeuteten ein Maschinengewehr. An den letzten zwei Ge­fechtstagen fielen in diesem Raum zehn Offiziere und zweitausendvierhundert Mann des Feindes in die Gefangenschaft.

Italienischer Kriegsschauplah.

An der Tiroler- und Kärntnerfront fanden gestern nur Geschüßkämpfe statt. Die bereits gemeldeten Vorstöße gegen unsere befestigten Linien westlich des Bomaschgraben wurden von den braven Salzburger   Schützen abgeschlagen.

Gestern früh griffen die Italiener den Mrzli Vrh und die Südwesthänge dieses Berges mit starken Kräften dreimal ver­gebens an; dabei erlitten sie sehr schwere Verlufte. Angriffs­versuche gegen einzelne Punkte des Tolmeiner Brückenkopfes wurden ebenfalls, wie immer, abgewiesen. Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: vou oefer, Feldmarshalleutnant.

in Amerika  .

Eine Schwergeburt. Seit Wochen meldet der Telegraph fort­gesezt die widersprechendsten Nachrichten über den bevorstehenden Abschluß einer großen englisch  - französischen Anleihe auf dem New Yorker Geldmarkt. Die Firma J. P. Morgan, die nicht nur als Finanzagentin, sondern zugleich als Vermittlerin der Kriegsauf­träge der englischen   Regierung an die amerikanische   Industrie fungiert, arbeitete mit Bolldampf, um die amerikanische   Bank­finanz für die Emission einer englisch  - französischen Anleihe in Amerita zu gewinnen, als deren Betrag zuerst die Summe von 1000, dann von 800 und schließlich von 600 Millionen Dollar ge­nannt wurde. Als troß dieses Eifers die Angelegenheit nicht vom Fled tam, erschien eine besondere englisch  - französische Finanz­tommission in New York  , um dort und in Chicago   die leitenden Bankgrößen für ihr schönes Anleiheprojekt zu bearbeiten. Und schließlich ist es ihr denn auch nach schweren Mühen gelungen, die begehrte englisch  - französische Anleihe zustande zu bringen wenn auch nicht in dem ursprünglich geplanten Umfang und in der ge= wünschten Form.

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Wie das Reutersche Bureau aus New York   meldet, ist vor einigen Tage die Anleihe mit einem Bankkonsortium, an deffen Spitze die Morgangruppe steht, formell abgeschlossen worden. Frei­lich hat die englisch  - französische Finanzkommission ihre Wünsche wesentlich einschränken müssen: die beiden Verbündeten erhalten nicht eine Milliarde Dollar, sondern nur die Hälfte, und ferner müssen, wenn die Gläubiger es verlangen, die Schuldscheine bereits in fünf Jahren zum Pariturse zurüdge= zahlt werden, doch können die Besitzer sie nach Ablauf dieser Beit auch gegen 4½prozentige Anleihescheine mit gehn- bis zwanzigjähriger Laufzeit umtauschen.

Auch die Bedingungen, zu denen England und Frankreich   sich der amerikanischen   Bantwelt gegenüber haben verstehen müssen, können keinesfalls als günstig gelten. Der Binefab beträgt näm­lich 5 Proz. und der Emissionskurs 98 Proz., so daß also die eigent­liche Verzinsung, auf fünf Jahre berechnet, 5,4 Proz. beträgt. Außerdem erhält das Bankkonsortium für seine Bemühungen noch 2 Proz., das heißt 10 Millionen Dollar oder ungefähr 42 Millionen Mart. Zu welchen Garantien und Zugeständnissen die beiden berbündeten Westmächte sich sonst noch haben bequemen müssen, geht aus der kurzen Reutermeldung nicht hervor; boch kann als ziemlich sicher angenommen werden, daß die neuen Anleihepapiere frei von jeder britischen und französischen   Steuer, auch der eng­lischen Ginkommensteuer, sein werden.

Wie aus diesen Bedingungen hervorgeht, erhalten also beide Mächte statt 500 nur 480 millionen Dollar. Aber auch diese Summe steht nicht etwa zu ihrer freien Verfügung. Wahrschein­lich ist sogar, daß davon gar nichts nach England und Frankreich  gelangt. Beide Verbündeten haben nämlich in den letzten Monaten große Aufträge auf alle möglichen Arten von Kriegsmaterialien in den Verteinigten Staaten erteilt und auf diese Lieferungen sind meist bisher nur 20 oder 25 Proz. des Betrages angezahlt worden; der übrige Teil der Beträge wird im Oktober und Novem­ber bei der Abnahme oder Verschiffung der bestellten Materialien fällig. 8ur Bezahlung dieser Forderungen find bie obigen 500 ber richtiger 480 millionen Dollar in erster Reihe bestimmt.

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Dennoch, trotzdem England und Frankreich   kein neues Geld zur Verfügung erhalten, bedeutet zweifellos in der jetzigen Kriegs­lage der Abschluß der neuen Anleihe für sie einen entschiedenen Vorteil. Mag immerhin durch diese Anleihe das Bestreben der amerikanischen   Finanz, sich unabhängig vom Londoner   Geldmarkt zu machen, eine gewisse Stärkung erfahren und sie für ihren zu­fünftigen finanziellen Konkurrenzkampf gegen England in Mittel­und Südamerika waffnen, so verschafft doch im jezigen Augenblick diese Finanzaktion England freie Luft und Bewegung. Es ist durchaus irreführend, wenn schon wieder einige liberale Blätter versuchen, das Anleiheabkommen als eine nebensächliche Sache hin­zustellen, die im ganzen wenig Beachtung verdient. So uner­fahrene Politiker und Einfaltspinsel sind die englischen Finanz­männer keineswegs, daß sie seit Wochen mit allem Eifer unter durchaus nicht angenehmen Umständen hinter einer Anleihe her­jagen, die für England keinen eigentlichen Zwed hat. Wenn die beiden Westmächte nicht die 480 Millionen Dollar in Amerika  geliehen erhalten hätten, so müßten sie natürlich aus ihren eigenen Geldmitteln die betreffenden zur Ablieferung gelangenden Kriegs­materialien bezahlen, und zwar größtenteils in Gold. Das wäre für Frankreich   ein höchst heifler Zwang gewesen, denn nach dem letzten Ausweis der Bank von Frankreich steht deren Goldvorrat im Betrage von 4500 Millionen Frank bereits ein Notenumlauf von 13 309 Millionen Frank gegenüber; und noch schwerer wären vielleicht Old England die großen Goldtransporte nach der nordamerikanischen   Union   gefallen, hat sich doch ohnehin infolge der Goldverschiffungen nach Amerika   während der drei Wochen vom 1. bis 22. September der Goldbestand der Bank von England Don 68,43 auf 6200 milftonen Pfund Sterling vermindert,