obgleich die B-wkleitung fast krampfhaft bemüht wai, den Gold- abfluß durch Heranziehung neuer Goldmengen zu ersetzen. AuS dieser Verlegenheit sind England und Frankreich jetzt durch den Abschluß der neuen Anleihe in New Aork befreit. Und zudem wird die Folge fein, daß Sterling- und FrankkurS, die in den letzten Tagen an der New Aorler Börse trotz aller StützungS- versuche der letzten Zeit doch nur auf 4,67 und 6,87 standen(d. h. beim Zweimonatswechsel auf London wurde das Pfund Sterling gleich 4,67 Dollar, beim Sichtwcchscl auS Paris 6,87 Frank gleich 1 Dollar gerechnet).nuninnächsterZeitvoraussichtlich st e i g e n werden. Daneben hat der Abschluß der Anleihe noch eine poli- tische Bedeutung. Er beleuchtet die Neutralität der Ver- einigten Staaten von Amerika . Bisher hat die Wilsonsche Regierung nichts von der Ausnahme einer englisch - franzö- fischen Anleihe auf dem amerikanischen Geldmarkt wissen wollen, da in solcher Anleihe eine einseitige Parteinahme Amerikas für eine der kämpfenden Mächtegruppen zu erblicken sei. Nun hat sie alle solche Bedenken fallen lassen und gestattet neben der Versor- gung Englands mit amerikanischen Kriegsmaterialien auch dessen Versorgung mit amerikanischen Geldmitteln. !-■*# H. C
Der französische Tagesbericht. Paris , 1. Oktober. (W. T.®.) Amtlicher Bericht vom Don- nerStagnach mittag. Im Artois nahm der Feind unsere neuen Stellungen östlich von Souchez unter heftiges Feuer. In der Champagne besetzten wir mehrere Stellen in den Schützengräben der zweiten deutschen Verteidigungslinie westlich vom Hügel von Tahur« und westlich von der Farm Navarin. An dieser Stelle über- schritten einzelne Teile unserer Truppen die deutsche Linie und stießen entschlossen weiter vor, aber ihr Fortschritt konnte wegen sehr heftigen Sperrfeuers der Artillerie und sehr heftigen Flankenfeuers nicht behauptet werden. Unsere Mannschaften haltendie eroberten Punkte der zweiten feindlichen Linie fest in ihrem Besitz. Südlich von R i p o n t erweiterten und vervollständigten wir die Eroberung der ersten deutschen Linie, indem wir ein Stück des wichtigen Stützpunktes, der Ouvrage de la Defaite genannt wird, einnahmen. Auf der übrigen Front war die Nacht ruhig. Trotz den ungünstigen WitterungSverhältnisien warfen unsere Flugzeuggeschwader gestern Bomben auf die Verbindungslinien hinter der deutschen Front. Der Bahnhof von Bazancourt im Suippetal, Warmeriville, Pont Faverger, St. Hilaire le Petit, sowie eine marschierende Kolonne bei Somme-Py wurden mit Granaten belegt. Pari», 1. Oktober. Amtlicher Bericht vom D onn er»- tagabend. In Belgien unterstützt unsere schwere Artillerie die Unternehmungen der englischen Flotte gegen die deutschen Küsten« Batterien. Keine bedeutende Kampfhandlung im Artoi». Der Feind zeigte einige Tätigkeit in der Umgebung von Roh e. Eine starke feindliche Aufklärungsabteilung wurde durch unser Feuer zerstreut. Vor BeuvraigneS sprengten wir mehrere Minen, welche die deutschen Schützengräben zerstörten. In der Champagne gewannen wir Gelände nördlich Le MeSnil und weiter östlich zwischen der Höhe ISS (nördlich Massige») und der Straße von Lille sur Tourbe nach CornaiS-en-DormoiS; an dieser letzteren Stelle machten wir Gefangene. Einem feindlichen Gegenangriff gelang e», in der Schanze„de la Defaite" wieder Fuß zu fassen. Ein zweiter sehr heftiger Gegenangriff in demselben Ab- schnitt wurde völlig zurückgewiesen. Der Feind erlitt bedeutende Verluste. Die Aufräumung der alten deutschen Stellungen gab Ge- legenheit, die erbeuteten Kanonen alle zu zählen; ihre Zahl ist viel größer, al» bisher gemeldet war; die Gesamtzahl der dem Feinde seit dem 26. September abgenommenen Feldgeschütze und s ch w eren Geschütze beträgt bis jetzt auf der Champagne- Front allein hunderteinundzwanzig. Eine Flugzeug- gruppe belegte heute den Bahnhof Guignicourt mit zweiundsiebzig Bomben, anscheinend sehr wirksam. Unsere heftig beschossenen Flug- zeuge kehrten wohlbehalten in ihren Heimatshafen zurück.
Der rujsische Heneralsiabsbericht. Amtlicher russischer Bericht vom 1. Oktober. Petrrsiurg, 80. September. (W. T. B.) In der Front der Gegend Riga einige nichtssagende Offensivbersuche der Deutschen . Die Deutschen , welche versuchten, das östliche Ufer de» Riwubache» in Gegend Kemmern (28 Kilometer östlich Tukkum) zu befestigen, wurden auf da» andere Ufer zurückgeworfen. Die Deutschen griffen ebenso den Kirchhof de» Dorfe » Rose nordwestlich Birsgalen(8 Kilometer west-nordwestlich) an, aber auch hier wurden sie zurückgeworfen. Die Offensive der feindlichen Infanterie südlich deS Sees Driswjaty wurde durch unsere Kavallerie aufgehalten. Auf der Front südlich des BoginSkiseeS(IS Kilometer östlich Widsh) wandten sich viele Kämpfe zu unserem Vorteil; an mehreren Orten gingen unsere Truppen nach Westen vor. In der Gegend de» Dorfes Lubki . südlich deS Narocz-SeeS(20 Kilometer) wurde der Feind durch einen energischen Handstreich von unS zurückgeworfen und zog sich in Unordnung zurück. Der Kampf bei dem Dorfe Daniuszewo an der Wilia, stromabwärts von Smorgon(S Kilometer nördlich), endete zu unserem Vorteil. Der Feind versuchte zur Offenfiv» überzugehen, aber ohne Erfolg. Auf der Front Krewo (20 Kilometer südwestlich Smorgon)— Kraschin nordöstlich Barano- witscht(12 Kilometer)— obere Schtschara— OginSlikanal zahlreich örtliche Gefechte ohne wichtigen Einfluß auf die allgemeine Lage. In der Gegend des mittleren Styr bei Czartorsk und östlich Kolki dauern die Kämpfe an. Der Feind wurde auS dem Dorfe Kulikowicze am Styr stromaufwärts von CzartorhSk(10 Kilometer südlich) geworfen. Ebenso wurde daS Dorf KorzyScze östlich Koiki(9 Kilometer) von uns zurückerobert. Wir nahmen dort 6 Offiziere und 100 Mann gefangen. Oestlich L u c k, welches wir vor zwei Tagen räumten, außerordentlich heftiger Kampf bei dem Dorfe Silno(33 Kilometer nordöstlich Lucy. Nach einem feindlichen Angriff mußten sich unsere Truppen auS einigen Ab- schnitten zurückziehen. Durch wiederholte Gegenangriffe bei dem Dorfe Tuman(10 Kilometer südöstlich Silno) gelang e» uns indessen vorzudringen und den Feind au» seinen Schützengräben herauszuwerfen. Ein feindlicher Gegenangriff in der Gegend de» Dorfes Karpilowka bei Cuman(6 Kilometer nordwestlich) wurde zurückgeworfen. Ebenso wenig Erfolg hatten die Offensivbersuche de» Feinde» in der Gegend des Dorfes Cebrow nordwestlich Tarnopol (20 Kilo- meter) und südöstlich von Kozlow(20 Kilometer westlich Tarnopol ). Unsere Kavallerie hatte mehrere Zusammenstöße mit feind- lichen Vorhuten am linken Ufer der Strypa in der Gegend der Dörfer Dobropole und Schmielowka südwestlich von Trembowla(22 und 17 Kilometer). In Erwartung genauerer Nach- richten von der Lage hielt der Generalstab, obgleich er viele für uns günstige Nachrichten besitzt, mit ihrer Veröffentlichung und Wieder« gäbe vorübergehend zurück. Gegenwärtig hält e» der Generalstab für günstig, bekannt zu geben, daß nach einer Folge für uns günstig verlaufener Gefechte der Zustand unserer Truppen auSge- zeichnet war. Der Geist unserer Truppen, welcher lebhaft seine Größe in unzähligen Nachhutgefechten kundtat, erhielt neue
Triebkraft durch den von uns errungenen Erfolg über die Deutschen in den Nahkämpfen in der letzten Zeit, welche besonders häufig in der Front östlich der Linie Swenzjany— Oschmganh— stattfanden und glücklich für un§ verliefen. Die in den deutschen Reihen bemerkte Entmutigung bleibt auf den Geist unserer Truppen nicht ohne Einfluß. Die Entmutigung zeigt sich in den häufiger vorgekommenen Fällen, daß die Deutschen die Leicht- verwundeten auf dem Schlachtfelde zurücklassen, Wagen auf der Rückzugsstraße stehen lassen, durch Imstichlassen von Waffen und Munition, in der Unordnung und in der Unruhe im Feuer. Die in breiter Front angesetzte und sachlich ausgeführte Offensive unserer Verbündeten an der deutschen Westfront, welche in gleicher Weise vorwärts geht, gibt den Verbündeten erneuten Antrieb und festen Glauben an die gegenseitige Kraft und Kriegstüchtigkeit.
Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom , 1. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 30. September, abends. In der Gegend des Stilfser Joches dauert die Offensive unserer Truppen beim Cevedale inmitten von Eis und Schnee fort, um diese Gegend von kleinen feindlichen Abteilungen zu säubern und der Belästigung durch ferne feindliche Artillerie ein Ende zu machen. Im oberen Cordevole wurde die Tätigkeit der feindlichen Artillerie seit einigen Tagen lebhafter. Unsere Artillerie nahm gestern bei Sief eine feindliche Kolonne unter Feuer, die sich infolgedessen auflöste und einen großen Teil ihre» Wagenparks auf dem Platze zurückließ. In Kärnten und im Becken von Flitsch fanden mehrfach kleine Gefechte statt, wobei wir einige feindliche Patrouillen gefangen nahmen. Die Zahl der in der Nacht zum 29. September bei dem Kampf im Abschnitt von Tolmein gemachten Gefangenen hat sich auf 88 erhöht, darunter 2 Offiziere. Ein feindliches Wasserflugzeug warf zwei Bomben auf Porto Büro, ohne daß es Opfer gab oder Schaden entstand. Eines unserer Flugzeuge bewarf mit sichtbarer Wirkung einige Ortschaften auf dem Karst, wo man die Anwesenheit höherer österreichischer Offiziere ge- meldet hatte._
vom v- Hootkrieg. Stockholm , 30. September. (W. T. B.) Da» Ministerium deS Auswärtigen erhielt von seiner Gesandtschaft in Berlin die Mit« teilung, die deutsche Regierung habe ihr Bedauern über die Versenkung des Dampfer». Malmland" aus- gesprochen und sich bereit erklärt, Schadenersatz für den erlittenen Verlust zu leisten. Neues englisches Minenfelü. Rotterdam , 1. Oktober. (W. T. B.)„MaaSbode" erfährt, daß die englische Admiralität ein neues Minenfeld angelegt hat, über das noch nichts Näheres bekannt ist.
Kämpfe bei /lüen. Konstantinopel , 80. September. (W. T. B.) Eingehende amt« fliche Berichte über die Einnahme der Stadt Lahadsch in dem an Aden angrenzenden Gebiete von Südarabien schildern die der Eroberung vorangegangenen Kämpfe als besonders er- bittert. Die oSmanifchen Streitkräfte, bestehend aus regulären Truppen aller drei Waffen und eingeborenen Kriegern, griffen am Morgen des 4. Juli die sehr starken Stellungen, die von den Eng- ländern vor der Stadt Lahadsch errichtet worden waren, an, indem sie plötzlich das Infanterie- und Artilleriefeuer eröffneten. Der Kampf, der gegen Abend an Heftigkeit zunahm, dauerte bis eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, worauf der Feind au» feinen ersten Schützengräben vertrieben wurde und sich auf seine zweite Linie zurückzog. Er wurde weiter hart bedrängt und wich gegen 10 Uhr abends bis zu den ersten Häusern der Stadt und zu den Basteien zurück. Türkische Infanterie drang in die Stadt ein. ES folgten erbitterte Straßenkämpfe, die vielfach zum Handgemenge führten. ES blieb nicht einmal so viel Zeit, um das Bajonett aufzupflanzen, weshalb man mit dem Kolben einHieb. Der Feind zog sich allmählich gegen Aden zurück. Ein Teil der Engländer, der nicht fliehen konnte, setzte den Widerstand in einigen verschanzungen fort, die von der türkischen Artillerie heftig beschossen und schließlich zerstört wurden._®a» Artilleriefeuer verursachte einen Brand. Als sich die Engländer kämpfend in der Richtung auf Aden zurückzogen, konnten die türkischen Truppen die Stadt gänzlich besetzen. Ein Reserveoffizier und fünf indische Soldaten wurden gefangen genommen, vier Schnellfeuer- geschützt sowie fünf Maschinengewehre erbeutet. Außerdem wurden neun Automobile und anderes Kriegsmaterial genommen. Die Verluste des Feindes sind sehr groß. Während des Rückzüge» litten die Engländer schrecklich unter Durst und Sonnenstich. Mehr als zweihundert Leichen wurden auf der Straße gefunden. Nach Meldungen aus Bagdad bestätigten englische Flieger- offiziere, die an der F'-ont in Mesopotamien ge- fangen genommen worden sind, daß unter den indischen Truppen, die in der englischen Armee dienen, ein Aufstand ausgebrochen ist. Die Engländer seien überdies den Angriffen der Stämme in der Küftengegcnd von Bassorah ausgesetzt, die sie in der ersten Zeit gut aufzunehmen schienen. Die Lage der Engländer im Irak sei aus diese Weise schwierig geworden. Die Offiziere find voll deS Lobes über die Haltung, die die türkischen Truppen gegen sie beobachtet haben._ die Sozialisten öes öalkans. Bekanntlich fand am 19., 20. und 21. Juli in Bukarest eine Konferenz der sozialistischen Parteien deS Balkans(mit Ausnahme der bulgarischen„Weitherzigen") statt, auf der die Bildung einer sozialistischen Arbecterföderation des BalkanS beschlossen wurde. Gemäß den Statuten der Föderation haben das Exekutivkomitee der sozialdemokratischen Partei und der General- kommission der Gewerkschaften in Rumänien �u Mitgliedern deS sozialistischen Jnterbalkanbureaus die Genossen Dr. C. R a- k o w s k>, Dr. Marinescu und Dr. Popp bestimmt, die die administrativen Funktionen des Bureaus, dessen ständiger Sitz Bukarest ist, auszuüben haben. Laut Beschluß der Konferenz gibt das Jnterbalkanbureau ein Bulletin in veutfcher und französischer Sprach« heraus, das die ausländischen Bruderparteien und Gewerkschaften über die Arbeiterbewegung in den Balkanstaaten, über die Propaganda für die Balkanföderation usw. unterrichten fall. Die erste Nummer dieses Bulletins ist nun erschienen und liefert mit ihren ausfuhr- lichen Berichten über die Sitzungen und Beschlüsse der Konferenz einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis der Bestrebungen der Balkansozialisten in diesem kritischen Augenblick ihrer Entwickelung. Einleitend heißt es in dem Bulletin:„Zu Weihnachten deS Jahres 1909 versammelte sich in Belgrad ,«inberufen von der ser- bischen sozialdemokratischen Partei, die erste sozialistische Jnter- balkankonferenz. Die serbische Partei ihrerseits führte einen Beschluß aus, der anläßlich des im Jahre 1907 in Swttaart stattge- fundenen Kongresses von den Delegierten der sozialistischen Balkan - Parteien in privater Beratung gesaßt worden war. Die zweite Jnterbalkankonferenz, deren Einberufung der An- regung der rumänischen sozialdemokratischen Partei zu verdanken ist,... ist die Fortsetzung der Belgrader Konferenz, deren Zweck und Prinzipien sie ganz und gar annimmt. Zur Belgrader sowie zur Bukarester Konferenz wurde die bul- garische sozialistische Partei der„Weitherzigen" nicht eingeladen. Alle Bemühungen der serbischen und rumänischen Sozialisten, um die Zustimmung der„engen" bulgarischen Sozialisten zu erlangen,
daß auch die„Weitherzigen" zur Konferenz eingeladen würden, blieben ohne Erfolg und dienten nur dazu, die Einberufung der sozialistischen Jnterbalkankonferenz zu verzögern. Und da anderer- seits die„Engeren" sich weigerten, an einer Konferenz teilzu- nehmen, auf der auch die„Weitherzigen" anwesend wären, so sah sich die rumänische sozialistische Partei vor folgendes Dilemma ge- stellt: entweder neuerdings auf die Einberufung der Konferenz zu verzichten, oder die Mitarbeiterschaft einer einzigen der bul- garischen sozialdemokratischen Partei zuzugeben. Sobald einmal die Notwendigkeit der Wahl zugestanden war, konnte es kein Zögern mehr geben. Die rumänischen Sozialisten entschieden sich für das Zusammenarbeiten mit den„Engeren", deren Programm und Taktik dem der rumänischen sozialdemokrati- scheu Partei gleich sind. In dieser Weise gelangte die rumänische sozialdemokratische Partei dazu, die zweite sozialistische Jnterbalkankonferenz einzu- berufen, deren Zusammentritt im Interesse des Sozialismus und des Friedens auf dem Balkan sich aufdrängte." Zu dem hier geschilderten Ausschluß der bulgarischen Partei der„Weitherzigen" von der sozialistischen Balkanföderation, der einzig und allein auf die Forderung der Partei der„Engern" er» folgt ist, erhalten wir einen an das Internationale Sozialistische Bureau und an die ihm angeschlossenen sozialistischen Parleien gerichteten Protest des Zentralkomitees der„Sozialdemokrati- fchen Arbeiterpartei Bulgariens "(d. h. der Weitherzigen), der vom Sekretär des Zentralkomitees C. T. Bozvelieff und dem Ver- treter der Partei im Internationalen Sozialistischen Bureau Janko Sakasoff unterzeichnet ist. Es ist im höchsten Grade bedauer- lich, daß die Tätigkeit der sozialistischen Balkanföderation, die die Bildung der Föderation der Balkanvölker zu einer ihrer Hauptaufgaben gemacht hat, mit deckt Ausschluß einer der Internationale angeschlossenen Partei des Balkans begonnen hat. Die Verantwortung dafür trifft die bulgarische Partei der „Engern", die sich gegenüber allen Mahnungen der serbischen und rumänischen Genoffen unzugänglich gezeigt hat. Wir verkennen freilich nicht die Unterschiede in den Auffassungen und der takti - fchen Haltung der.Engern" und„Weitherzigen", die zum Teil auch in den durch den Krieg aufgerollten Fragen zutage getreten sind. Aber gegenüber der höheren Aufgabe des Zusammenschlusses aller Balkcmfozialisten zu einer kräftigen Einheit und ihres gemein« famen Kampfes für� den Frieden und das Selbstbestimmungsrecht der Balkanvölker hätten diese Unterschiede um so mehr zurück- treten müssen, als sämtliche sozialistischen Parteien deS Balkans in ihren derzeitigen Hauptzielen: dem Kampf für den Frieden und die Balkanföderation durchaus einig sind.
Zur Haltung Sulgartens. New York , 1. Oktober. (W. T. B.) Der Sonderberichterstatter der„Associated Preß ' drahtet aus Sofia vom 29. September: Der Führer der Demokraten Malinow besuchte gestern, bevor er einen Entschluß über den Vorschlag, einen Sitz im Kabinett RadoSlawow anzunehmen, faßte, den russischen und den englischen Gesandten, um sich über die wahren Absichten der Alliierten gegenüber Bulgarien zu unterrichten. Am Nach- mittag de» 23. September hatte Malinow eine vierstündige Audienz bei dem König Ferdinand. Bis jetzt ist Malinows Entschluß noch nicht bekannt. Die Hoffnungen, daß die Ballanlage eine friedliche Lösung erhalte, schwinder mehr und mehr infolge der Halltung der serbischen Regierung, wie sie die serbische Presse widerspiegelt. Der Eindruck gewinnt Raum, daß ein Zurück- gehen Bulgariens für dieses Land eine Lage schaffen würde, die nach dem Kriege gefährlich werden könnte, da Serbien eine feindliche Haltung einnimmt und sich nicht gewillt zeigt, Bulgariens Forde- rungen auf Mazedonien anzuerkennen. Als das einzige Mittel, einem Balkankrieg vorzubeugen, erscheint die sofortige, bedingungs- lose Abtretung der unbestrittenen Zone Mazedonien ? durch Serbien und die sofortige Besetzung dieser Zone durch Bulgarien . Gut infor- mierte Kreise heben hervor, daß der Schlüssel der Lage nicht in Sofia , sondern in Nisch liege und daß die ViervcrbandSregierungcn, um die Angelegenheit zu regeln, ihre Tätigkeit don einsetzen müssen. Gestern erklärte Ministerprästdent RadoSlawow bei einem Empfang der Führer der agrarischen Partei, daß Bulgariens Hände durch keine Verpflichtungen gegenüber irgendeiner kriegführenden Partei gebunden feien, und daß die Verhandlungen betreffend Bulgariens Forderungen auf Mazedonien fortschreiten. Der Vertreter der „Affociated Preß" erfährt indessen, daß die Zeit, die noch für Unter- Handlungen übrig bleibt, sehr kurz ist, da die bulgarische Regierimg sich darüber im klaren ist, daß ein weiterer Aufschub ohne jede positive Aktion Bulgariens Interessen wahrscheinlich schädigen würde. Nenschikow über Bulgariens verrat. Petersburg, 80. Septbr.(W. T. v.) Die»Nowje Wremja" bringt einen Leitartikel M e n f ch i k o w s mit der Ueberfchrist „Bulgariens eigenes Grab", in dem es heißt: Der Verrat Bulgariens hat in Rußland große Aufregung hervorgerufen. insbesondere die Tatsache, daß der Vizepräsident der Sobranje ein Glückwunschtelegramm auS Anlaß der Einnahme der russischen Festungen an Kaiser Wilhelm gesandt hat. RadoSlawow erklärte, Rußland existiere nicht mehr, eS fei völlig von Deutschland ge- schlagen. Bulgarien dürfe sich nicht an einen Toten klammern. Un- geachtet deS Einspruches der Opposition macht Bulgarien mobil, ohne Zweifel in Erfüllung seiner Abmachungen mit der Türkei . Serbien kann nicht daran denken, gegen die Bulgaren zu kämpfen. da ihm schon die deutschen und österreichisch -ungarischen Heere in den Rücken fallen. Wenn der Vierverband nichr mächtige Hilfe senden kann, bleibt Serbien nur übrig, ent« weder seine Armee zu verlieren, oder sich auf Gnade und Ungnade dem Sieger zu ergeben. Auf diese Weise würde die Eroberung Mazedoniens nicht durch einen Krieg, sondern durch einfache Besetzung erfolgen, in ähnlicher Weise, wie Oesterreich Bosnien und die Herzegowina nach 1879 besetzt hat. Die Zulassung des Durchzuges deutscher Truppen nach Konstantinopel könnte dann, ähnlich wie dies in Luxemburg geschah, mit dem Druck der Uebermacht entschuldigt werden. In dieser Weise könnte der bulgarische Verrat ver- s ch l e i e r t werden. Es wäre unsinnig, Bulgarien irgendwelche Vorwürfe zu machen, daß es sich im allerfchwärzesten Augenblick« der russischen Geschichte unseren Feinden angeschlossen hat. Mit sitt- lichen Gründen ist hier nichts auszurichten. Das ideale Band war nur solange vorhanden, wie Bulgarien an Rußlands Stärke glaubte. Dieser Glaube wurde durch den mandschurischen Krieg geschwächt und durch den jetzigen Krieg völlig erschüttert. Ghenadiew sagte bereit« vor Jahresfrist, daß er an den Sieg der Mittelmächte glaube. Sonst hätte sich Bulgarien schon damals den Russen angeschlossen. So ist cS auch zu erklären, daß eS die Türkei gewagt bat, mit vier Großmächten Krieg zu führen, um Rußland den Kaukasus abzunehmen. ES ist nicht zu leugnen, daß die deutsche Diplomatie bei der Lösung dieser Fragen Talent gezeigt hat. Zwar hat auch deutsches Geld mitgewirkt, aber der deutsche General- ftab hat ebenfalls im richtigen Augenblick den Schleier gelüftet �und den neutralen Staaten die Aussicht auf den Sieg der Mittelmächte gezeigt._ Schweizerische Grenzkontrollabmachungen mit üem Auslände. Bern , 1. Oktober. (W. T. B.) In einem Rundschreiben an die Kantonsrcgierungen empfiehlt der Bundesrat, als Vor- Bereitung für Abmachungen, welche er mit den benachbarten Staaten über die Kontrolle schriftlicher Ausweise auf den Grenz-