die in der Finanzgeschichte so oft aufgetretenen Schwierigkeiten erwogen werden, die die Umwandlung schwebender Schulden in dauernde Anleihen im Frieden kennzeichnen, in dem dann vom Staat Handel und Gewerbe vom Geldmarkt Vertrieben werden. Aber thöricht wäre es zu glauben, daß damit die Schwierigkeit beendet sei, den Krieg zu finanzieren; sie beginnt vielmehr erst im Frieden, wenn neue Steuerquellen erschlossen werden müssen. England hat versucht, diese Schwierigkeit schon im Kriege zu bewältigen. Anders aber als im Burenkrieg können die steuerlichen Mehrcrträge nicht zur Deckung der Kriegskosten verwendet werden, sondern reichen mit knappster Not zur Be- zahlung der Anleihezinsen aus. In Deutschland werden die Anleihezinsen, die Pensionen, Entschädigungen und Kosten der Umwandlung des Kriegs- zustandcs in den Friedenszustand noch durch Steuern gedeckt werden niüssen. In der Verteilung der steuerlichen Lasten tvird Macht und Einfluß der Gesellschaftsschichtcn offenbar werden. »* * Die Besteuerung üer Kriegsgewinne in England. In der vom englischen Finanzminister eingebrachten'Steuer- Vorlage spielt die profits tax" sProfitzuwach-Zstcuer) eine der Hauptrollen. In seiner einleitenden Rede gab Mac Kenna darüber folgende Einzelheiten: Die Regierung beantragt die Ein- Hebung einer besonderen Steuer auf Handels- und BetricbSgewinne, die Ivährend des Krieges gewachsen sind. Unterworfen sind ihr alle Handelsfirmen und Gesellschaften, industrielle Betriebe und Agenturen, deren Gewinne in dem mit 1. September 1914 be- ginnenden, mit 1. Juli 1915 endigenden Buchjahre den Gewinn, aus den die Einkommensteuer für das Jahr 19l4 vorgeschrieben war, mit mehr als 100 Pfund Sterling übertreffen. Die Steuer auf diesen Gewinnzuwachs beträgt 5 9 Proz. Der Fiskus soll mit Zugrundelegung des im Jahre 1914/15 besteuerten fdreijährigen) Gewinnstdurchschnitts die Angabe des wirklichen Gewinns des Buch- jahres fordern und nach Abzug von 100 Pfund die Hälfte des Gewinn- Zuwachses für sich beanspruchen. Doch soll in den Fällen, wo der für 1914/15 unbekannte Durchschnittsgewiun weniger als S Proz. der am 5. April 1914 im Betriebe gebrauchten Kapitals betrug, 6 Proz. als Basis angenommen werden, von der aus erst der Ge- winnzuwachS zu berechnen ist. Weiter soll die Extrasteuer von den Betrieben, die vor dem Kriege hauptsächlich auf MunitionS- und Rüstungslieferungen an das Reich angewiesen waren und in den letzten drei Jahren nur geringe Gewinne gemacht haben, durch eine besondere Kommission veranschlagt werden.(ES kommen indes hierfür nur 6 Betriebe in Betracht.) Endlich soll Rücksicht ge- nommen werden auf den besonderen Zustand jener Betriebe, in die während des Krieges neues Kapital gesteckt worden ist, ferner jene, wo dieS in den letzten drei dem Krieg vorangegangenen Jahren ge- fchehen ist, ohne daß sich daraus ein Gewinn ergab. Die Extra- steuer soll neben der gleichzeitig erhöhten Einkommen steuer eingehoben werden. Sie wird, diese mitgerechnet, bis 00 Proz. des Nettogewi nn st es betragen. Ihr Gcsamterträgnis ver- anschlagt der Minister auf 30 Millionen Pfund(000 Millionen Mark.) Der doktrinär liberale„Economist ", der das neue KricgSbudget scharf kritisiert und eigentlich nur die neue Einkommensteuer, be- sonders nur der Verbreiterung ihrer Grundlage wegen billigt(er fggt übrigens, daß die Einhebung von mehr als einem Drittel der Einkommen der Neichen ein deutlicher Beweis sei, daß der moderne Krieg eine Beschlagnahme des Eigentums bedeute, der gegenüber die Forderungen der Soziali st en in Friedcnszeit klein und unbedeutend erscheinen), meint, daß die Besteuerung der Kriegsprofite schwer durchzuführen sein werde, da sie mit starken Versuchen, sich ihr zu entziehen, werde zu rechnen haben und daß die Veranschlagung nur durch höchst kompetente, unparteiliche und vollkommen unkäuf- liche Beamte mit besonderen Kenntnissen in Geschäften und Buch- Haltung werde geschehen dürfen. Hinter diesem wenig schmeichelhaften Mißtrauen der Finanzleute gegen die Beamten des Staates könnte man allerdings auch noch anderes vermuten, als den selbstlosen Wunsch nach unparteiisch strenger Anwendung der Steuervorschriften. Zu bemerken ist, daß die neue Steuer keineswegs alle Kriegsgewinne trifft. Abgesehen von privaten Spekulanten— und wer hat nicht alles feit Kriegsbeginn Geschäfte gemacht!— scheinen die inländischen Grundbesitzer frei aus- zugehen. Und die Agrarier haben doch auch in England glänzende Geschäfte gemacht!_ Zrenchs Melöuns. London , 2. Oktober. (SB. T. V.) Feldmarschall French meldet vom 1. Oktober abends: Am 29. September machte der Feind ver- schiedene Angriffe auf unsere Stellungen nordwestlich von Hulluch. De» ganzen Tag wurde heftig gefachte» mit dem Ergebnis, daß Ivir alle unsere Stellungen hielten, außer am äußersten linken Flügel, wo 150 Meter Schützengräben verloren gingen. Unsere Stellung wurde kräftig verstärkt. Die feindlichen Augriffe sind jetzt schwächer. Am 29. September nachmittags brachte der Feind unter den südlich de? Weges nach Meenen gelegenen Schützengräben eine Mine zur Explosion und faßte festen Fuß in unserer vordersten Linie. Am nächsten Tag eroberten wir bis auf ein kleines Stück Schützengraben alles wieder zurück. Heute ist der Zustand unserer Front unverändert. In der letzten Nacht waren unsere Flieger sehr tätig. Siebzehn Luftgefechte wurden gemeldet: nur in einem Falle unterlag der britische Flieger. Ein deutsches Flugzeug wurde zur Landung in unseren Linien gezwungen. Gestern beschädigten unsere Flieger die Eisenbahnen im feindlichen Gebiete. Die Hauptlinie wurde an 15 Stellen beschädigt. Fünf, wahrscheinlich sechs Züge, sind teilweise zerstört. Die Lokomotivschuppen zu ValeneienneS wurden durch Bomben in Brand geschossen. Im dcut- schen Zugverkehr wurde eine wichtige Unterbrechung verursacht. wjeüereröffnung öer französisch- schweizerischen Grenze. Genf , 2. Oktober. (W. T. B.) Die französisch-schweize- rische Grenze ist für den Personen- und Postverkehr wieder geöffnet. Unterbrechung ües Schiffsverkehrs mit England. Maasluis, 2. Oktober. 9 Uhr vormittags.(W. T. B.) Der Schiffsverkehr mit England ist seit 36 Stunden gänzlich unter- brachen. Der russische Generalstabsbericht. Petersburg, 2. Oktober.<W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 1. Oktober. Ter Angriff der Deutschen in Gegend Mißhof an der Eisenbahn östlich Mitau (31 Kilometer Richtung Jakobstadt ) hatte
keinen Erfolg. Deutsche Flugzeuge warfen einige Bomben auf Düna münde, Riga und den Bahnhof O g e r<32 Kilo- meter nordöstlich Friedrichstadt ), richteten jedoch keinen militärischen Schaden an. In der Gegend Grendsen(14 Kilometer westlich Dwinsk ) nordwestlich des Swenteniees gingen die Deutschen nach heftiger Beschießung zum Angriff über und eroberten einige unserer Schützengräben, Der Kampf dauert an. Die deutschen Angriffe in der Gegend Berghof am Meddumsee(13 Kilo- meter südwestlich Dwinsk) und bei der Enge am Nordzipfel des Dryswjatysees wurden zurückgeschlagen. Wir nahmen im Sturm den Ort Dunilowilsche nordöstlich des Miadziolsees(25 Kilometer). Ebenfalls wurde der Feind aus dem Dorfe Oshuny in Gegend Dunflowitsch(3 Kilometer nordwestlich) und aus Miadziol geworfen. In Gegend des Dorfes Ugly, ein wenig östlich des Naroczsces (11 Kilometer) griff unsere Kavallerie feindliche Infanterie- bedcckungsmannsckiaften an, nahm an einer Stelle zahlreiche Wagen und machte 10 Gefangene. An einer anderen Stelle wurden mehr als 100 Wagen. Pferde und Waffen erbeutet und einige Dutzend Gefangene gemackt. Viele Deutsche wurden bei der Verfolgung niedergesäbclt. Bei dem Dorfe Jaly südlich des Narocz-Sees(20 Kilometer) wurde eine feindliche Kompagnie auf- gerieben, ihre Reste gefangengenommen. Am unteren Serwetsch östlich Nowogrodek<22 Kilometer) machten unsere Truppen, ohne zu schießen, einen Einfall in das Dorf Shuki nordwestlich Korelitschi. Die Deutschen flüchteten in ihre Hauptstelluug, warfen Waffen und Munition von sich und ließen bei Korelitschi etwa 100 Tote zurück. In der Gegend Nowosjolki, unweit des Serwetsch, südöstlich Nowogrodek(20 Kilometer) wurden die Deutschen durch einen plötzlichen Angriff von uns zurückgeworfen. Wir machten Gefangene und Beute. Die Höhe derselben ist noch nicht festgestellt. Bei Sarjetschje und Denissowscht südöstlich Bara- nowitschi(3 und 15 Kilonieter) wurde der Feind über die Schtschara zurückgeworfen. Am Mittellauf des S t y r in der Gegend von B o l a r k a südöstlich von Kolki(28 Kilometer) griffen die Deutschen nach Artillerievorbereitung unsere Truppen an. Als jene kaum hundert Schritt vorgegangen waren, erlitten sie enorme Verluste, sie konnten sich nicht mehr halten und flohen in Unordnung. Hart- näckiger Kampf entwickelt sich in der Gegend zwischen Majdan und Blarka. Nach erhaltenen Nachrichten führten die Oesterreicher eine Lufterkundung über unserer äußersten linken Flanke aus, um eine Beschießung durch unsere Truppen zu vermeiden, überflogen sie rumänisches Gebiet. Nach Meldungen der Führer verwenden die deutschen und österreichischen Truppen in den letzten Kämpfen am Sthr fast ausschließlich Explosivgeschosse. Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom , 2. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom Freitag. In dem gebirgigen Teil des Kriegsschauplatzes hemmen häufige, dichte Nebel die Tätigkeit der Artillerie, gestatten jedoch zu- weilen unserer Infanterie kühne Einbrüche kleinerer Abteilungen, die sich den feindlichen Stellungen nähern, die Vorwerke zerstören, breite Breschen in die Drahtverhaue schlageen und bei den Ver- teidigern Beunruhigung hervorrufen. Im Slbschnitte von T o l m e i n griffen unsere Truppen in der Nacht vom 29. zum 30. September an der ganzen Front vom Mrzli Vrh bis Vodil und auf den Höhen von Santa Maria und Santa Lucia an, wo es ihnen trotz der außerordentlichen Geländeschwierigkeiten, die durch die Ungunst der Witterung noch verschärft waren, gelang, einige sehr starke feindliche Verschanzungen zu erobern und einige Dutzend Gefangene zu machen. Da ein heftiger Gegenangriff starker feindlicher Streitkräfte einsetzte. konnten die hart errungenen Erfolge auf dem linken Flügel bei den feindlichen Forts vom Mrzli Vrh und von Vodil nicht behauptet werden. Auf dem rechten Flügel auf den Höhen von Santa Maria und Saara Lucia jedoch konnte das gewonnene Gelände behauptet und befestigt werden._ Cadorna. Die türkische tzauptquartiersmeldung. Konstantinopel , 2. Oktober. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. Au der Dardanellenfront vertrieben unsere Aufklärungsabteilungen in der Nacht vom 29. zum 39. Sep- tember bei A n a f a r t a feindliche Aufklärungsabteilungen, verfolgten sie bis zu ihren Schützengräben und erbeuteten zwanzig Gewehre, Bajonette und Kriegsmaterial. Bei A r i b u r u n zerstörte unsere Artillerie auf dem linken Flügel feindliche Schützengräben und Deckungen in der Umgegend von Kanlisirt. Am 29. September zerstörte bei S e d d- u l- Bahr eine Mine, die wir auf dem rechten Flügel zur Explosion brachten, einen Teil der feindlichen Schützengräben. In der Nacht vom 29. zum 30. September vernichtete unsere Aufklärungskolonne auf dem linken Flügel die Sandsäcke und Drahtverhaue, die sich vor den feindlichen Schützengräben be- fanden. Sonst nichts zu melden. Konstantinopcl, 2. Oktober. (W.T.B.) Das Haupt- quartier meldet von der Dardanellen front: Die Lage ist unverändert. Unsere aufklärenden Kolonnen fahren fort, bei ihren Angriffen Gewehre und Kriegsmaterial zu er- beuten. Unsere Artillerie beantwortete das Feuer eines feindlichen Kreuzers, der wirkungslos unsere Stellungen auf der Höhe von Jonk im Abschnitt von Ari Burun beschoß und erzielte einen Volltreffer an Bord. Der Kreuzer entfernte sich darauf. Bei Sedd ul Bahr ging der Artilleriekampf eine Weile weiter. Einige feindliche Batterien wurden zum Schwei- gen gebracht. Auf dem linken Flügel wurde ein Teil der feindlichen Schützengräben zerstört. Auf dem rechten Flügel vernichtete eine von uns entzündete Gegenmine eine feindliche Mine und tötete die Sappeure. Sonst hat sich nichts ereignet. Kämpfe im Kaukasus . Konstantinopcl, 2. Oktober. (W. T. B.) Wie aus E r z e r u m gemeldet wird, ist es an der kaukasischen Front in Richtung gegen Kirzakgedighi zu einem Gefecht zwischen einer türkischen Aufklärungsabteilung und einer Schwadron russischer Reiterei gekommen, die in die Flucht gejagt wurde, 21 Tote, darunter der Generalstabshauptmann Stanislas, so- wie 51 Verwundete zurückließ und einige Gefangene verlor. Diese Gefangenen erklären, daß die in das russische Heer ein- gereihten Armenier sich Verwundungen beibringen, um nicht kämpfen zu müssen, daß sie jedoch von Kosaken niedergemacht werden, die schlechte Ernährung der russischen Truppen Ver- heerungen anrichte. Aus Furcht vor einem plötzlichen Angriff auf Batum suchten die Russen die Umgebung mit Schein- Werfern ab._ vom- Dootkrieg. Christiansand, 2. Oktober. (W. T. B.) Der Leichter„Flo- r i d a der mit Grubenholz von Kristiania nach Hull unterwegs und von einem Dampfer begleitet war, wurde südwestlich vom Kap Lindesnaes von einem deutschen Unterseeboot in Brand ge- steckt. Die Besatzung wurde vom Dampfer„Wangarva" in
Christiansand gelandet. Vom Schiff aus wurden noch zwei brennende Fahrzeuge gesehen. Farsund, 2. Oktober. (W. T. B.) Ein Torpedoboot landete die Besatzung der Schoo nerbrigg„ F l o r a" aus Kristiania , die mit Grubenholz auf der Reise von Tönsberg nach Leith von einem deutschen Unterseeboot in Brand geschossen worden war. vom öalkan. Der Ausammenbruch der Dalkanpolitik der Ententemächte. Breslau , 2. Oktober. (T. U.) Ueber den Zusammenbruch der Balkanpolitik der Entente erfährt die„Schlesijche Zeitung" aus Brüssel :?!och hier eingetroffenen Londoner und Pariser Stimmungsberichten hat die Mobilmachung Bulgariens in den dortigen amtlichen Kreisen einen außerordentlich peinlichen Eindruck gemacht. Bis zum letzten Augenblick hoffte man dort auf die gute Wirkung der in Sofia von den Gesandten der verbündeten vier Großmächte überreichten Note, noch mehr aber auf den Einfluß der Oppositionsführer Genadiew, Geschow und Genossen, die von der Entente in ihrem Sinn seit Kriegsbeginn bearbeitet worden sind. Um so überraschender kam für die Regierungen an der Themse und an der Seine die Entschließung des Zaren Ferdinand, denn sie geben sich über die Folgen der bulgarischen Mobilmachung keiner Täuschung hin. Sie wissen, daß das Wort von der bewaffneten Neutralität keinen praktische» Sinn hat und daß der Einmarsch der Bulgaren in Mazedonien nur noch eine Frage von Tagen ist. Neben den der Entente ungünstigen Verwickelungen auf dem Balkan fürchtet man in London und Paris von dem Eingreifen Bulgariens eine gewaltige Einbuße an Prestige für den Vierverband, der trotz seiner zur Schau getragenen Siegeszuversicht mit seiner ganzen Balkanpolitik eine der schwersten diplomatischen Niederlagen erlitten hat. vierverbandserklärung an Bulgarien . Paris , 2. Oktober. (W. T. B.) Der„Temps" meldet, daß die Vertreter des Vierverbandes in Sofia die bulgarische Regierung von dem Entschlüsse des Vierverbandes in Kenntnis gesetzt hätten, Serbien im Falle eines bul - garischen Angriffs zu unter st ützen, entsprechend den Erklärungen Sir Edward Greys im Unterhause. Ein englisches Dementi. Sofia , 2. Oktober. (W. T. B.)(Meldung der Agence Bul - gare.) Die britische Gesandtschaft veröffentlicht folgende Note: Nach einer im„Preporetz" veröffentlichten Nachricht soll der Ge- sandte Englands im Namen der Vertreter der Vierverbandsmächte der bulgarischen Negierung gewisse neue Vorschläge unterbreitet haben, worin von der Art der Besatzung des sogenannten nicht- strittigen Gebietes von Mazedonien die Rede sein soll. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß O'Beirne keinen Schritt dieser Art unternommen hat. Die Haltung Rumäniens . Bukarest , 2. Oktober.<W. T. B.) Die.Jndvpendance Roumaine" schreibt: Der von der parlamentarischen Gruppe FilipeScuö und Take JonescuS unter- nommene Feldzug ist in sein neuestes Stadium getreten. Ursprünglich verlangte sie von der Regierung ein sofortiges Ein- greisen Rumäniens . Heute scheint sie bereits einen heftigen Kampf zu beginnen, um dem Land den König als das große Hindernis für die Verwirklichung der nationalen Forderungen Rumäniens darzustellen. Bei der gestrigen Versammlung ging man so weit, zu sagen, daß die Regierung zur Not das tun würde, was die Opposition verlangt, wenn sie nicht beim Könige hart- näckigen Widerstand fände. Man weiß, daß dies nicht richtig ist. Die Politik der Regierung ist ihre eigene Politik, die das Vertrauen des Königs besitzt, die von der Mehrheit des Parlaments gebilligt wird, und für die sie allein die Verantwortung trägt. Die Krone in den politischen Kampf hineinzuziehen, ist ungerechiferligt und verbrecherisch. Alle Unterrickteten wissen, daß die Forderungen Rumäniens auch die Forderungen des Königs sind. Es hieße ihn beschimpfen, wenn man behauptete, daß in so entscheidenden Augenblicken der König auf der einen, das Land auf der anderen Seite stehe. Es ist ein Verbrechen, eine solche Agitation zu beginnen, weil da? Land heute mehr als je Einigkeit nötig hat, sowie die Sammlung aller seiner Kräfte, zu deren mächtigsten die Dynastie gehört. Die rumänische Dynastie ist weder eine Jmprovisatian, noch ist sie uns vom Auslande aufgedrängt. Die Erfüllung unseres Geschickes darin zu sehen, daß die Grundlage unserer Macht erschüttert wird, ist eine Verirrung, die der ge- sunde Sinn des Volkes mit Entrüstung zurückweisen wird. Rumänien könnte nicht zugeben, daß Interessen zuliebe, die wir heule nicht untersuchen wollen, ihm das Schicksal Polens bereitet wird. Wir wollen glauben, daß eine andere Auffassung der patriotischen Pflicht Platz greifen wird; anderenfalls sind wir sicher, daß die Regierung als treuer Ausdruck der Gefühle des Volkes die grundlegenden Einrichtungen des Staates zu verteidigen wissen wird, denn wir haben die Ileberzeugung. daß auf diese Slrt die wahren Interessen des Landes verteidigt werden, und nicht, indem in schwierigen Augenblicken der Keim des HaderS geweckt wird, oder indem die Türen für alle Abenteurer und alle Katastrophen weit geöffnet werden.
Das Referendum über den Krieg. Das Exekutivkomitee der„British S o c i a l i st Party"(nicht der Labour Party also) hat beschlossen, unter den Parteimitgliedern ein Referendum über die Politik gegenüber dem Krieg zu veranstalten. ßreiwilligenspsiem mit Nachhilfe. Das Parlament von Neuseeland hat am 27. September einstimmig ein Nationalregistergesetz beschlossen, wonach die Männer zwischen 19 und 45 Jahren gefragt werden sollen, ob sie sich schon freiwillig zum Heeresdienst gemeldet haben oder— wenn das nicht der Fall ist— ob sie es tun wollen oder sonst in irgendeiner Eigenschaft dienen wollen. Sind sie dazu nicht bereit, müssen sie ihre Gründe angeben. Verknüpfungen des englischen Aeitungs- kapitals. I. T. Walton Newbold deckt in den letzten Nummern des „Labour Leader" die Kräfte auf, die hinter den wichtigsten englischen Zeitungen stehen. Recht interessant ist, was er über die nationalistische „Times" zu sagen weiß. Die Familie Walter, die Generationen hindurch mit den„Times" verbunden war, ist noch immer stark an ihrem Schicksal interessiert. Sie besitzt 99 500 ordentliche und mehr als 42 700 Vorzugsaktien. Lord Northcliffe hat 110 069 ordentliche und 42 700 Vorzugsaktien in seiner Hand; Sir John Eller- man, einziger Sohn des Joh. Hermann Ellerman, der von Hamburg herüberkam und sich in Hull niederließ, besitzt 33 000 ordentliche und 31 190 Vorzugsaktien. Unter den Teilhabern befindet sich merkwürdigerweise, allerdings nur als Be- sitzer einiger Vorzugsaktien, das liberale Parlamentsmitglied Sir