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Br. 273. 32. Jahrgang 1. Beilage 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 3. Oktober 1915.

Schrednissen des Krieges noch das Elend des inneren Zusammen­

Russische Sozialdemokraten über udes fügten.

die Aufgaben der Gegenwart.

Im Namen des ausländischen Sekretariats des Organisations­komitees der russischen Partei haben sich die Genossen Arelrod, Astrow, Martow , Martynow und Semkowsky an die in Rußland tätigen Berteigenossen mit einem Schreiben gewandt, in dem die Anschauungen dieser Genossen, die im menschepistischen Teil der russischen Partei eine führende Rolle spielen, zu der gegenwärtigen Kriegslage und den daraus resultierenden Aufgaben des Proles tariats Rußlands dargelgt werden. Diese Kundgebung kann bei der großen Popularität der meisten der erwähnten Genossen unter den russischen Arbeitern keineswegs als eine private Außerung einflußloser Ginzelpersonen im Auslande angesehen werden. Sie muß vielmehr bei der engen Verbindung zwischen dem ausländi schen Sekretariat und dem Organisationskomitee als eine 8u sammenfassung der Anschauungen angesehen werden, die in einem großen Teil der Funktionäre der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands vorherrschend sind. Nachstehend seien die wichtigsten Stellen aus dieser Rundgebung wiedergegeben:

" Jm Bunde mit den organisierten Kapitalisten und Grundbe­fizern, im Bunde mit den Mehrheitsparteien der Duma, hat die Regierung eine äußere Politik verfolgt, die früher oder später Rußland in einen Weltkrieg hineinziehen mußte. In Persien , in der Mongolei , in der Mandschurei , in Türkisch- Armenien, am Baltan, in Galizien , in Ungarn hat die russische Diplomatie ihre Intrigen gesponnen, mit dem Säbel geraffelt, wo es möglich war von fremden Ländern Bejiz ergriffen und bedrückte Völkerschaften aufgewiegelt. Nachdem sie die Balkanvölker in einen Krieg hinein­gehebt, sette sie bei dem verbündeten Frankreich eine starke Ver­mehrung der Armee durch, entfesselte sie bei der französischen Bour­geoisie friegerische Gelüste und brachte dadurch den Augenblic näher, wo aus dem Zusammenprall ihrer Intrigen mit den In­trigen der... das Feuer des Weltkriegs aufflammte.

Jest bezahlt Rußland diese Politik der Gegenrevolution mit der Schmach seiner militärischen Niederlage.

Jezt, wo die Geschichte über die russische Monarchie und das Regime vom 16. Juni zu Gericht fist, treten als Ankläger und Richter namentlich diejenigen gegen sie auf, die aus Eigennuß oder Unvernunft sich für die Eroberungsbestrebungen begeistert, sich mit der Raubpolitik der Regierung solidarisiert und das Volk zur Unterstützung des Krieges aufgerufen hatten. Die einen verletzt in ihren patriotischen Gefühlen, die andern enttäuscht in ihren eigennützigen Bestrebungen, die dritten beunruhigt, daß der be­ginnende Zusammenbruch das Wohlbefinden der Privilegierten stören könnte, find sie alle bestrebt, eine gesellschaftliche Bewegung gegen die direkten Schuldigen an der militärischen Niederlage Rußlands ins Leben zu rufen.

Die Regierung hat ihre Erwartungen nicht gerechtfertigt: für das Geld, das ihr aus der Tasche des Voltes bewilligt worden war, hat sie infolge ihrer Käuflichkeit und Unfähigkeit und ihrer ge­famten inneren Politik nicht die Vernichtung des sogenannten äußeren Feindes, sondern den Zusammenbruch Rußlands vorbereitet und durchgeführt.

Natürlich haben fie recht, wenn sie behaupten, die Regierung habe sich für den Krieg schlecht vorbereitet; sie habe unnüß Milliarden verschwendet, die für die Verteidigung des Landes be­willigt waren; sie habe Diebe und Verräter an die Spitze der Ver­waltung geduldet und durch ihre Politik der Unterdrüdung und Entrechtung das russische Reich innerlich geschwächt. Dies alles ist richtig, aber vom Standpunkt des Wolfes ist dies nicht das Hauptverbrechen des Zarismus.

Vom Standpunkt der Demokratie und der Interessen der Boltsmassen besteht das Hauptverbrechen des Zarismus darin, daß er durch seine imperialistische Eroberungspolitik Rußland in den Weltkrieg hineingehegt und dadurch die Explosion beschleunigt hat, die in dem einem Pulverlager ähnelnden Europa eintrat. Und es fann feine Schuld vor dem Volte nur noch verschärfen, daß er in Berfolgung einer solchen Politik zugleich die Ordnungen be­feftigte, die das Land zu Niederlagen führten und die zu den

Bei den Armierungstruppen im Osten. im Often.

Ein böser Zag.

Weithin dehnt sich der Wald von Krüppelfiefern über hügeliges Land. Eine lange und breite weiße Ader teilt seine dunklen Massen. Dort sind die Bäume niedergeschlagen und der baum­grüne Grund von Moosen und welken Nadeln ist umgewühlt. Wei­Ber lockerer Sand liegt leuchtend zutage. Eine wimmelnde Schar bon deutschen Armierungsfoldaten hat das Werk vollbracht. Sie stellt den Damm her, bestimmt, Kampftruppen in das Herz feind licher Stellungen zu führen. Die Arbeit drängt, jede Stunde ist kostbar. Unermüdlich müssen Spaten und Schaufel, Art und Hacke geschwungen werden. Gespräche und Gesänge begleiten den Klang der Werkzeuge. Die Augustsonne sendet schon am frühen Morgen fengende Strahlen über das Bild, reichlichen Schweiß und brennen den Durst erzeugend. Je höher die Sonne steigt, je mühevoller wird die Arbeit. Die Stimmung der arbeitenden Soldaten leidet, man wird stiller und stiller, der Klang der Spaten wird durch nichts mehr gestört.

Deshalb darf man vom Standpunkt der Demokratie nicht daran denken, schlechte Generäle durch gute zu ersetzen und an die Stelle untauglicher Imperialisten talentvolle und tüchtige zu setzen. Vielmehr muß man daran denken, mit jenen Bedingungen ein Ende zu machen, in denen Imperialisten und Militaristen, Helden der Plünderung und des Raubes über die Schicksale eines Voltes ent­scheiden können.

Die Nationalisten und Oktobristen, die Progressisten und Ka­detten, die Industriellen und selbst ein Teil der radikalen Intelli­genz, die einstimmig über die Unfähigkeit der Bureaukratie, das Land zu verteidigen, schreien, fordern die Mobilisierung der ge­sellschaftlichen Kräfte zur Verteidigung des Landes und die Kon­trolle der Gesellschaft bei diesem Werke.

Sie wenden sich an die Arbeiter, an die Bauern mit der Auf­forderung, an dem gemeinsamen Volkswerk der Verteidigung des Landes gegen die fremde Invasion teilzunehmen. Die Parole Krieg bis ans Ende" haben sie zur Parole des ganzen Volkes gestempelt.

Lüge, Heuchelei und Unvernunft feiern ihren Triumph in die sem Lager der ratlosen Patrioten.

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Das tägliche Brot.

Das alte Lied.

Die Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts- Gesell­schaft" warnen vor einer Ueberschätzung der Kartoffelernte: Die Ernte wird wesentlich höher geschäßt, als im Vorjahre und wie es scheint, mit Recht; aber wir sollten diesem Segen gegenüber, den wir höherem Walten zu danken haben, bescheiden und einsichtig sein. Unsere erste Pflicht ist es, sie vor Verderben und Berfaulen zu schüßen, denn die Frucht hat unter der Nässe gelitten. In jenem Geiste der Erkenntnis der Unzulänglichkeit unserer Theorien wird die Verbrauchsregelung besser gelingen, als mit dem Schlachtruf hie Welf, hie Waiblingen ".

Uns scheint vielmehr die erste Pflicht die zu sein, das Vorhandensein einer ausreichenden Menge von Kartoffeln zu­zugeben und die zweite, dafür zu sorgen, daß diese Frucht der Bevölkerung zu einem erschwinglichen Preise zur Verfügung steht. Werden diese Pflichten nicht beobachtet, so werden alle Hinweise auf das höhere Walten nicht verhindern, daß Rufe ertönen, die den verteuernden Spekulanten recht unan­genehm in den Ohren flingen.

Sie rufen zur allgemeinen Einigung auf, um die nationale Gefahr abzuwenden. Es gibt aber keine andere, keine schlimmere nationale Gefahr als die Herrschaft eines Häufleins Beamter und Kartoffelwucher, Regierung und Landwirtschaft. Junker mit dem Zaren an der Spike über das russische Reich. So­Der Generalsekretär der Christlichen Gewerkschaften Steger lange diese Herrschaft dauert, ist kein Fortschritt, keine Entwidelung wald, veröffentlicht in der Kölnischen Zeitung "( Nr. 999) ein in Rußland möglich. Diese Herrschaft zerstückelt Rußland weit Nachwort zu der von den Ministern mit westdeutschen Arbeiter­mehr in gegenseitig sich bekämpfende Völker und Provinzen, als organisationen in Düsseldorf abgehaltenen Kartoffelkonferenz. dies der schlimmste vom siegreichen Deutschland aufgezwungene Stegerwald fagt, niemand könne nachweisen, daß die Friede tun könnte. Rußland durch die Ginigung der lebendigen Ge stehungskosten für Kartoffeln 1915 im Durch­Kräfte des Landes mit diesem Häuflein Räuber vor dem Zu- ihnitt teurer als 1,50 Mart für den Zentner zu sammenbruch retten, bedeutet, mit der einen Hand zerstören, was te ben tommen. Der größte Teil werde billiger erzeugt. Mit­mit der andern aufgebaut worden ist. Ein seien die westdeutschen Verbraucher nicht bereit, mehr als 3,50 M. frei Keller zu zahlen. Er sagt ferner:

Um diese Einigung aber mit den jezigen Herrschern Ruß­ lands , seinen Bureaukraten, Junkern und Generälen zum Zweck Breite Verbraucherschichten des Westens find ferner der Ansicht, der Verteidigung des Reiches handelt es sich bei den bürgerlichen daß die Reichsregierung zu ihrem Widerstand gegen Zwangsmaß­Patrioten aller Schattierungen. Niemand denkt daran, diese Bande nahmen und Höchstpreise auf dem Startoffelmarkt nicht durch bon Räubern und Volksfeinden völlig zu stürzen und an der Stelle ausreichende fachliche Gründe bestimmt werde, sondern der Selbstherrschaft des Zaren und der junkerlich- bureaukratischen vielmehr in der Hauptsache vor dem Widerstande zurüd­Clique die Selbstherrschaft des Volkes aufzurichten.... fchreden, der ihr aus landwirtschaftlichen Kreisen Die Bourgeoisie und ihre politischen Vertreter, die sich in die- und aus Kreisen des Handels gemacht werde. Der fem Kriege mit der herrschenden Bande durch Mittäterschaft an Ver- verhältnismäßig starke politische Einfluß der Landwirtschaft und des brechen gegen das Volk verbunden haben, sind unfähig und außer- Handels in Preußen ist aber für die ärmeren Verbraucherschichten stande, die herannahende Katastrophe abzuwenden. Ja, wenn sie fein ausreichender Grund, höhere Kartoffelpreise zu zahlen, als sie auch fönnten, würden sie es nicht wollen, wenn die Rettung ver- in den Gestehungskosten in einem angemessenen Gewinn der Land­knüpft wäre mit dem Triumph der Demokratie. wirtschaft und in den unvermeidlichen Spesen begründet sind."

Allein nur dieser Triumph, nur die Vollstreckung des Testa­ments, das die Revolution von 1905 dem russischen Volke hinter­laffen hat, kann dem Volke Rettung bringen, die Kriegsleiden nach Möglichkeit lindern und die in Rußland lebenden Völkerschaften von dem traurigen Schicksal, das sie erwartet, bewahren: aufge­teilt zu werden zwischen den Siegern, gezwungen zu sein, die Ent­scheidung über ihr Schicksal von den Waffen zu erwarten ohne jede Rüdsicht auf ihren eigenen Willen.

Der siegreiche deutsche Imperialismus kann nicht durch die Kraft der Waffen auf seinem Wege aufgehalten werden: er hat sich als die stärkste unter allen imperialistischen Kräften erwiesen. Nur eine Kraft kann ihm den Weg zu weiteren Siegen, zur weiteren 3ertretung des besiegten Rußlands versperren. Dies ist die Kraft der Voltsrevolution....

Nur indem die russische Demokratie bestrebt sein wird, das Bollwerk der Weltreaktion, den russischen Barismus, zu stürzen, wird sie das Werk fördern, daß dieser Krieg ohne neue Vergewal tigungen der Völker Rußlands , ohne Lostrennung von Gebieten, deren Bevölkerung eine solche Lostrennung nicht wünscht, ohne Kon­tribution, die das Land für lange Zeit ruinieren, ohne Bertretung Polens , Belgiens und Serbiens durch die Sieger ein Ende nehme. Nur dadurch kann die russische Demokratie das Unheil gut machen, das die Schuldigen an dem Weltkriege über Europa und Rußland gebracht haben."

Langsam schiebt sich eine neue Wolkenmasse am Himmel

Zur Lebensmittelversorgung des Westens. In der Konferenz der Minister in Düsseldorf mit den Vertretern von Konsumvereinen und Gewerkschaften über die Versorgung des westlichen Industriegebietes mit Kartoffeln, Milch und anderen Lebensmitteln wurde auf Vorschlag des Oberpräsidenten v. Rhein­baben ein Ausschuß von 12 Mitgliedern gewählt. Der Ausschuß setzt sich aus Vertretern der freien und der christlichen Arbeiter­bewegung und der Konsumgenossenschaften zusammen. Er ist auf den 4. Oftober zu einer Besprechung in das Ministerium des Innern eingeladen.

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Die teure Zwiebel und der verkannte Landwirt. Interessante Tatsachen über die Verteuerung der Zwiebeln werden der Magdeburger Boltsstimme" von fachkundiger Seite mitgeteilt. Danach ist in der Magdeburger Börde , die ganz Deutsch­ land mit Zwiebeln versorgt, eine Ernte zu verzeichnen, die höchstens einen Preis von 3 bis 4 M. für den Zentner vom Felde rechtfertigen würde. Schon vor drei Wochen aber kostete der Zentner 7 M., der Preis ging dann schnell auf 12 M. in die Höhe. Die Gründe sieht der Gewährsmann der Magdeburger Wolfsstimme" in folgendem: ,, Ga kamen auf einmal holländische Auffäufer nach Kalbe und trieben die Preise hoch, so daß heute Zwiebeln zu 12 Mark vom Felde verkauft werden. Die Großhändler halten die Lagerivare zurück, die Produzenten, welche die kapitalkräftige Clique kennen, verkaufen nicht mehr zu 12 M., sondern verlangen

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Die Soldaten sichen dem Wetter entgegen. empor scheint als wüchse sie aus der fernen Hügelkette empor. den Häuserresten. Ueber schlüpfrigen Grund, die Laufgräben über­

In der Dunkelheit suchen die Soldaten ein Unterkommen in springend, bahnen sie einen Weg. Laute Rufe ertönen, um die In ihrem Rücken leuchtet noch die abendliche Sonne. Die nachfolgenden Kameraden vor gefährlichen Stellen zu warnen. In haltsam dringen die tiefschwarzen Massen am Himmel vorwärts; Wänden, werden die Quartiere eingerichtet. Feuchtes Stroh dunklen Schatten gleiten vor den Männern über den Boden Unauf- den Scheunen ohne Dächer, in den Häusern mit eingestürzten die Sonne ist bald verhüllt und Sturm pfeift über das ebene Land. schichten die Armierungssoldaten zum Lager. Die marschierenden Soldaten beschleunigen ihre Schritte. Den Drud des Rucsaces scheinen sie nicht mehr zu fühlen. Der Hügel - sie beim Scheine brennender Holzscheite und elektrischer Taschen­Ruhe finden sie indeß noch nicht. Mitten im Dorfe entdecken rand ist erreicht und soll in einem Hohlweg durchquert werden. lampen einen Holzstoß. Mit freudigem Jubel begrüßen sie den Da bricht das Wetter los. Helle Blike erleuchten für Augenblicke kostbaren Fund. Die Scheite werden fortgetragen und an verschie­gespenstisch das unheimliche Dämmerlicht, krachende Donner lassen denen Stellen zu großen Scheiterhaufen gestapelt. Bald leuchten die Erde erdröhnen, das ferne Geschützgrollen übertönend. Und der gierig zuckende Flammen zum stoddunklen Himmel empor und Gewitterregen verwandelt sich plößlich in einen Wolkenbruch. beleuchten ein Bild unbeschreiblicher Zerstörung. In der Glut der Die Armierungssoldaten sehen nirgends Schutz. Wie eine Feuer trocknen die Männer des Spatens ihre Uniformen und Herde verängstigter Schafe bleiben sie einige Minuten eng anein Körper. In dichten Haufen umdrängen sie die Flammen, der andergedrängt im Hohlweg stehen. Das strömende Wasser hat die beißende Rauch stört sie nicht. Uniformen sowie die Unterkleider im Augenblick durchnäßt. Es fließt in die Halsbinden hinein, läuft am Körper entlang und füllt die hohen Schaftstiefel. Hagelförner mischen sich in die Wasser­massen.

Kleinere Kochfeuer leuchten auf. Auch der Magen will sich nicht länger mißhandeln lassen. In rühriger Geschäftigkeit wird Wasser herbeigetragen. Es muß aus einem Flusse entnommen werden und der Weg dorthin ist beschwerlich. Er führt zurück über Lauf­Bald nach der Mittagspause, in der die Feldküche die Mann- Die Truppe kämpft sich durch den strömenden Regen weiter. und Schüßengräben, durch Granatlöcher und über umherliegendes schaften mit warmer Nahrung versorgt hat, ist die Strede fertig- Die Wege stehen unter Wasser. Ohne Zaudern werden glitschrige Hausgerät. Ein einzelner macht den Weg nicht. Mehrere, von denen gestellt. Die Mannschaften sammeln sich, um das bereitliegende füßen und Moraste durchschritten und das Marschtempo wird der eine mit Fackel oder Taschenlampe bewehrt ist, vollbringen ge­Gepäck aufzunehmen und den Mavsch zur neuen Arbeitsstelle an- schneller und schneller. Die Soldaten scheuen die äußerste An- meinsam das gefährliche Werk. Das Ufer führt steil hinunter. zutreten. Keine Stunde wird versäumt, der Marsch löst die Arbeit strengung nicht, um unter schüßende Dächer zu kommen. Die Die Männer unterstüßen einander beim Ab- und Aufstieg und ab und die Arbeit den Marsch. Kleider fleben am Körper, aus den Stiefeln quilt bei jedem Tritt treten den Rückweg mit der kostbaren Beute, bestehend in einem Der Himmel hat sich mit dunklen, drohenden Wetterwolfen das Wasser. Jeder Schritt muß förmlich erkämpft werden. Kessel Wasser, an. Das Abendmahl kann bereitet werden. bezogen. Sturm zaust in den Aesten der verkrüppelten Föhren Der Gewitterregen geht allmählich in langsam rieselnden Regen Der Regen hat aufgehört. Lange noch umstehen oder um­und treibt Staubwolfen über die marschbereit stehende Kolonne über. Die Soldaten gewinnen ihren Humor zurück, scherzend be- siten die Männer die flackernden, stets neu genährten Feuer. Das der vierhundert Armierungssoldaten. Dann folgen Donner und trachten sie ihre verregnete Kleidung, ein Lied ertönt. Lager auf naffem Stroh, auf schmußigem Fußboden oder im halb­Blitz und strömender Regen. Unter Bäumen und Zeltbahnen Die Armierungssoldaten erreichen das Ufer eines kleinen zerfallenen Unterstand lockt sie nicht. fuchen die Männer dürftigen Schutz. Trotzdem ist die Kleidung Flusses, von dessen jenseitigem Ufer die Hütten eines polnischen Aus der Ferne ertönt dauernd der Donner der Kanonen und bald durchnäßt. Dorfes winken: der Quartierort ist erreicht. Nie wurde ein Quar- das Knattern der Maschinengewehre. Leuchtraketen steigen zum Aber das Unwetter legt sich bald und die Truppe tritt ihren tier mit so aufrichtiger Freude begrüßt, wie dieses. Nachthimmel empor. Die Kampffront ist nicht weit. Aber nichts Marsch an. Die Sonne hat die Wolkenmassen zerstreut und ihre Gine Holzbrücke gestattet den Uebergang über den Fluß. Am stört die Soldaten. Ruhig von ihren Erlebnissen plaudernd, ver­stechenden Strahlen trocknen die Kleider auf den Körpern der anderen Ufer starren Halbzerstörte Drahtverhaue. Mit Unter- harren sie an den Feuern. Immer von neuem betrachten sie mit Männer. ständen versehene Schüßengräben bilden ein weiteres Hindernis. finnenden Augen das trostlose Bild ihrer Umgebung. Und manche Der Wald ist schnell durchquert. Von seinem Rande überblicken In kühnen Säßen werden sie übersprungen, um endlich in das fühlen sich, fern von aller Menschlichkeit, einem dunklen, unerbitt­die Soldaten eine weitgedehnte Niederung. Auf sandiger Ebene Dorf eindringen zu können. lichen Geschick preisgegeben. Viele Kameraden schmiedet diese Nacht wachsen zerstreute Krüppelfiefern zwischen Gräsern und Flechten. Es ist menschenleer. Noch vor wenigen Tagen ist es die Stätte noch enger aneinander. Ginander stüßend wollen sie weiteren Un­Doorige Stellen mit faftigem Grün unterbrechen die trockene Flora, wütender Kämpfe gewesen. Laufgräben ziehen sich in Zidzad- bilden des Kriegslebens Trotz bieten. hohe Föhren und Wachholderbüsche bringen Abwechslung in das linien durch den Ort. Der Krieg hat hier friedliches und nüßliches Schließlich werden die Feuer einsamer. Die müden Glieder Bild. Krähenschwärme bevölkern das weite Feld. In der Ferne Leben mit seltener Gründlichkeit vernichtet. Die Hütten und heischen Ruhe und finden sie selbst hier. Das Dorf versinkt wieder schließt eine Sügelreihe die Gbene ein. Wie ein schüßender Wall Scheunen find alle zerstört. Hier fehlt das Dach, dort ist der in den Schlummer des Todes. begrenzt sie das flache Land. Durch das Grün der Hänge ziehen Giebel eingestürzt, Türen find nirgends vorhanden. Was nicht Am nächsten Morgen wird entdeckt, daß in einer dicht mit fich weiße Linien. Dort ist der Boden umgewühlt." Schüßen zum Bau der Unterſtände benutzt worden ist, haben Granaten und Soldaten belegten Scheune in unmittelbarer Nähe der Schläfer gräben!" geht es von Mund zu Mund. Die Männer wissen, daß Feuersbrünste vernichtet. Der ausrat der ehemaligen, längst ge- eine nicht explodierte Handgranate liegt. R. S. fie auf blutgedüngtem Boden schreiten. flohenen oder vertriebenen Bewohner liegt zerbrochen auf der Straße.