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Vorwärts

Nr. 276.- 32. Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

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,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 6. Oftober 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Keine bulgarische Antwort auf das russische Ultima

Vom Balkan.

Uebereichung des russischen Ultimatums.

Petersburg, 5. Oktober.  ( W. T. B.) Meldung der Peters. burger Telegraphenagentur. Das russische   Ulti­matum an Bulgarien   ist dem Ministerpräsidenten Radoslawow  gestern Montag, den 4. Oktober, um vier Uhr nachmittags überreicht worden.

*

Sofia  , 5. Dktober.( 2. U.) Die Nachricht vom Ultimatum Rußlands   hat durch ihren herausfordernden Ton die größte Erbitterung gegen die Prawoslawen ausgelöst. Sämtliche politische Faktoren sind in fieberhafter Tätigkeit. Jm Königs­palast finden ununterbrochen Beratungen statt, zu denen alle leitenden Staatsmänner und hohe Offiziere herangezogen werden. In Sofia   herrscht erhigte Stimmung, wie sie vor dem Ausbruch eines Krieges zu sein pflegt. Eingeweihte Po­litifer waren auf diese kritische Wendung der Dinge vor­bereitet, das Ultimatum kam also nicht unerwartet. Wie der Korrespondent der Telegraphen- Union" von beſtinformierten Amtsstellen erfährt, wird Bulgarien   auf das Ultimatum eine abschlägige Antwort erteilen. Die diplomatischen Vertreter Italiens  , Frankreichs  ; Serbiens   und Montenegros   haben ihre Bässe verlangt, die ihnen auch zugestellt wurden und sind bereits abgereist. Nur der englische Gesandte O'Beirne verblieb auf seinem Posten, um das letzte Angebot der Entente zu unterbreiten, das jedoch zu spät eintraf, da die endgültige Entscheidung bereits getroffen war.

Bulgarien   hat das russische   Ultimatum unbeantwortet gelassen.

Lugano  , den 5. Oktober.  ( T. U.) Nach Meldungen der italienischen   Blätter ist das russische   Ultimatum an Bulgarien   Mon­tag mittag um 12 Uhr abgelaufen, ohne daß die bulgarische Re­gierung eine Antwort erteilt hätte. Der Corriere della Sera  " er­flärt, daß die Gesandten Englands, Frankreichs   und Italiens   der bulgarischen Regierung noch im Laufe des Sonntags mitgeteilt hätten, daß die Regierung dieser drei Mächte sich völlig mit Rußland  identifizieren und sofort nach Abreise des russischen Gesandten auch ihre Vertreter abberufen würden. Die hier vorliegenden Nachrichten, ob der russische Gesandte Sofia   bereits verlassen hat, lauten wider­spruchsvoll.

Wie die Blätter weiter berichten, haben sich Sonntag dort nach Bekanntwerden des russischen Ultimatums große deutschfreundliche Demonstrationen ereignet. Die Menge zog in hellen Haufen vor das deutsche   und dann vor das österreichische Gesandtschaftsgebäude unter Hochrufen auf die Zentralmächte und Absingung der bulgarischen Nationalhymne. Gewalt gegen die Gebäude der Vierverbandsmächte, die verschiedentlich versucht wurde, konnten die starken Polizeiposten mühelos verhindern, doch wurden überall dem Bierverbande kräftige Bercatrufe dargebracht.

ITALIEN  

Monten Se Soti

letife Pristen

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Albanien  

Kaprili

Ochrida ni

Monastir

dika

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Sdupku Slim Burge

Phainonopel

Chalkide

henla Bul

Watona

Korfu  

Jandria

Kephalonia

Padras

Bante Pyrgos

Larissa

Athen

Halaman

Malapan Kythird

Festungen Kriegshäfen Eisenbahnen Gebirgs Passe

Maßstab

50 100

200 Sp0 Kilonmr.

ailos

arien

Marba

Adrianopel Konstantinopelan

Callipol

Kale­Sultanie

Myilinga

Criosd

Kandia

Asta1718

Marma, Skutari

00 Brussa

Klein

Mytilira

Samos

recta ad. Kandia

Harissa

Smyrna

Paltin

Mende

res

Asien

Marmaras

Rhodos  

Karpathos  

Meldung des Großen Hauptquartiers. Krieg und Bevölkerungsproblem.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 5. Oftober 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Englische Handgranatenangriffe auf das Werk nörd­lich von 2003 wurden wieder abgewiesen. Bei den ver­geblichen Angriffen auf dieses Wert haben die Engländer außer den sonstigen sehr beträchtlichen Verlusten an Toten und Verwundeten über 80 Gefangene und 2 Minenwerfer in unserer Hand gelassen.

Das von den Franzosen an der Höhe nordwestlich Givenchy besetzte Grabenstück ist gestern zurüderobert, 4 französische Maschinengewehre wurden dabei erbeutet.

In der Champagne lag stärkeres feindliches Ar­tilleriefeuer auf der Stellung nordwestlich von Sonain, wo auch Angriffsabsichten beim Feinde erkennbar waren. Unser Artilleriefeuer verhinderte ein feindliches Vorgehen.

Bei Vauquois kamen wir mit Minensprengungen dem Feinde zuvor, zahlreiche feindliche Minenstollen wurden abgequetscht.

Feindliche Flieger bewarfen den Ort Biache St. Vaast  nordöstlich Arras mit Bomben, ein Einwohner wurde ge­tötet, sonst entstand kein Schaden.

Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Nach ihren Niederlagen am 3. Oktober haben die Russen gestern die Angriffe gegen unsere Stellungen nur mit schwachen Abteilungen wiederholt; sic wurden leicht abgewiesen. Bei den

anderen Heeresgruppen

hat sich nichts ereignet.

Russische   Patrouillen tragen, wie einwandfrei fest­gestellt ist, zur Täuschung unserer Truppen deutsche   Helme. Es ist selbstverständlich, daß solche russische Militär­personen, wenn sie in unsere Hände fallen, nach dem Kriegsrecht behandelt werden. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 5. Oktober.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: Wien  , 5. Oftober 1915.

Nichts Neues.

Russischer Kriegsschauplas.

Italienischer Kriegsschauplas.

Die Lage an der Südwestfront ist unverändert. Auf den Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun   hat der Feind seine Angriffe gestern nicht erneuert.

Südöstlicher Kriegsschanplay. Unsere Truppen unternahmen von der Drinagrenze aus Streifzüge auf serbisches Gebiet. Es wurden Gefangene eingebracht. Sonst keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generatstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Venizelos   bekennt sich zum Bündnis

mit Serbien  .

11

Es dürfte noch erinnerlich sein, daß in den letzten Jahren vor dem Kriege die Tatsache des Geburtenrückgangs" Anlaß zu weitschweifigen Erörterungen gab. In Arbeiterfreisen wurde die Diskussion zugespigt, weil der Gedanke des Gebär streifs" von Anhängern des Neumalthufianismus in die Massen geworfen wurde. Da der Krieg selbstverständlich gewaltige Opfer an Menschenleben fostet, so ist die Frage durchaus be­rechtigt, wie wohl nach diesem Kriege das Problem der Ver­mehrung der Bevölkerung sich darstellen wird.

Es ist nicht recht klar, warum juft 1912/1913 die öffent­liche Meinung fich plöglich so stark mit dem Geburtenrückgang beschäftigte. Die Tatsache selbst besteht nämlich schon lange. Das statistische Material für das gesamte Reich ist leider nicht ganz einwandfrei, weil bisher in den verschiedenen Vaterländern die Bevölkerungsstatistik verschieden gehandhabt wird. Da gegen besitzen wir für Preußen eine lückenlose Zusammen­stellung. Für die letzten Jahrzehnte ergibt sich da folgendes: Auf 1000 der mittleren für das Jahr berechneten Be­völkerung entfielen durchschnittlich jährlich Lebendgeborene: auf dem im ganzen Lande Staate

Jahre 1876-1880. 38,66

in den Städten

39,64

39,28

1881-1890..

35,12

38,32

37,11

1891-1895,.

34,38

38,66

36,93

1896-1900..

33,16

38,95

36,50

1901-1905

81,70

37,39

34,88

1906-1910

29,01

35,18

82,82

Die Zahlen illustrieren, was ja auch allgemein bekannt ist, daß die Geburten in den Städten relativ weniger zahl­reich sind als auf dem Lande, ferner, daß die Geburten­häufigkeit in den Städten in den letzten Jahrzehnten sehr schnell abnimmt, daß schließlich aber auch die ländliche Be­völkerung weniger Kinder zeugt als früher.

"

Ueber die Ursachen dieses Geburtenrückganges ist man sich im großen und ganzen klar. Es handelt sich da nicht unt cine mysteriöse Erschöpfung der Rasse", sondern um die Folgen der Tapitalistischen Entwicklung: unter dem Einfluß der wirtschaftlichen Zustände schränkt ein großer Teil der Be­völkerung die Kinderzeugung ein. Das ist keineswegs städtische Verderbnis", denn bei jenen Bauern, die an der Vererbung des ungeteilten Hofes festhalten, war das Zwei­findersystem" schon seit langem Brauch. Doch kann nicht ge­Yeugnet werden, daß in dem Maße, als die Großstädte kulturell auf immer weitere Volksfreise eimvirken, auch in den ländlichen Gebieten, in denen früher diese Sitte nicht herrschte, die bewußt gewollte Einschränkung der Geburten immer mehr um sich greift. Es ist das cin sozialer Prozeß, der sich nicht aufhalten läßt.

Der Krieg bewirft nun nicht nur den Tod Hundert­tausender von Männern, sondern er bewirkt ferner, daß eine noch größere Zahl von Männern zu Krüppeln wird. Diese Männer werden leider dauernd int ihrer Erwerbstätigkeit geschädigt. Auch wenn wir an nehmen, daß in ausgiebigstem Maße vom Staate für sic gesorgt werden wird, ist doch mit großer Sicherheit anzunehmen, daß sie als Ehemänner keine Neigung haben werden, durch Vermehrung der Kinderzahl ihre wirtschaftliche Lage zu ver­schlechtern.

Wir haben also mit der Tatsache zu rechnen, daß nicht nur während des Krieges die Zahl der Eheschließungen starf zurückgeht, wie es auch früher der Fall war, sondern daß eine gewaltige Zahl von bestehenden Ehen aus dem genannte: Grunde dauernd für die Dauer einer Generation weniger fruchtbar sein wird.

Es kommt ein weiteres Moment hinzu, das in seiner sezen, daß Bulgariens   Haltung die Alliierten gezwungen habe, ihre Vorschläge zurückzuziehen und daß Bulgarien   sich den Armeen der Wirkung wohl noch fräftiger und nachhaltiger wirfen wird, Allierten gegenübersehen werde, falls es Eerbien angreife. Man als das erste die Zunahme der Berufstätigkeit der Frauen. wisse nicht, ob diese Aufforderung den Charakter eines Ultimatums Der Strieg bewirkt, daß eine gewaltige Zahl von Frauen und haben werde, das eine fofortige unbedingte Antwort Mädchen zur Eriverbstätigkeit greifen muß und daß die Bulgariens   verlangen würde. tapitalistische Unternehmerschaft schon infolge des faktischen Mangels an männlichen Arbeitskräften in noch höherem Maße als in normalen Zeiten sich der Frauenarbeit bedient. Kann man auch annehmen, daß nach Friedens. schluß eine große Zahl der Frauen wieder aus dem Erwerbs­Bern, 5. Oktober.  ( W. T. B.) Mailänder Blätter erfahren aus leben ausscheiden wird, so unterliegt doch gar keinem Zweifel, Athen  , Venizelos   habe gestern in der Kammer mitgeteilt, daß der Strieg einen gewaltigen Anstoß zur Ausdehnung der daß die Ententemächte ihre Angebote an Bulgarien   gewerblichen Frauenarbeit geben wird. Diese Frauenarbeit Nochmalige Vorstellungen der Entente in zurüdgezogen hätten, und hinzugefügt, er werde von ist aber eines der stärksten Motive zur Einschränkung der der serbischen   Regierung die Ermächtigung zur Kinderzahl. Es wird also nach dem Kriege einen stärferen Veröffentlichung des serbisch  - griechischen Bünd- Prozentjat Ehen geben, in denen die Frau, weil sie außer Baris, 5. Oktober.  ( W. T. B.) Einer Meldung des Temps" nisvertrages einholen, durch welchen Griechenland   sich dem Hause tätig ist, feine große Kinderschar aufzichen kann. aus Saloniki   zufolge haben die Alliierten einen Schritt in Sofia   verpflichtet habe, in jedem Falle jede Macht, die, Diese beiden Gründe verringerte Erwerbstätigkeit von unternommen, um die bulgarische Regierung zu benachrichtigen, daß mit Bulgarien   verbündet, Serbien   angreifen Hunderttausenden kriegsinvalider Ehemänner und Zunahmte sie die Fortsetzung der friegerischen Vorbereitungen nicht dulden würde, zu bekämpfen. Diese Erklärung habe in der Kammer der Erwerbstätigkeit der Frauen werden daher sicher ein Lönnten. Der Bierverband werde Radoslawow davon in Kenntnis großen Eindruck gemacht. weiteres Zurückgehen der Geburtenzahl herbeiführen.

Zur Truppenlandung der Alliierten in Saloniki  .

Sofia  .