tigen Politik Englands nur wenig die Rede war. Die beiden großen historischen Parteien Englands, die sich um. die parla- lnentarische Herrschaft stritten, vertraten im Gegenteil oft sehr gegensätzliche Anschauungen hinsichtlich der auswärtigen Po- litik und betrieben diese, wenn sie an der Macht waren, auch gemäß jenen Anschauungen. Hinsichtlich des Festlandes von Europa sind die Tories traditionell antirnsiisch und demgemäß die hilfsbereiten Freunde von Rußlands Gegnern, Oesterreich und später der Türkei , während die Whigs gern mit Peters- bürg liebäugeln und wiederholt Oesterreichs Gegner unterstützen! ebenso ist die Politik der Whigs im Gegensatz zu der der Tories längere Zeit durch Hinneigung der ersteren zu Paris bestimmt. �Ein Wechsel der Ministerien hat oft genug eine vollständige Schwenkung in der auswärtigen Politik zur Folge gehabt. Natürlich nicht immer zum Besten des Landes und der EntWickelung Europas , aber auch keineswegs immer zum Schaden dieser. Nur wurde England unter diesen Um- ständen ein unzuverlässiger Bundesgenosse, und das Wort vom„perfiden Albion" ist in nicht geringem Grade dem Um- stände geschuldet, daß abwechselnd Parteien mit sehr aus- einandergehenden Tendenzen Englands auswärtige Politik bestimmten. Wären alle Fürsten unfehlbar, Einflüssen unzugänglich und von Vorurteilen frci� so würde die Sondervollmacht der Krone als regulierender Faktor zum Besseren betrachtet wer- den können. Da sie es nicht sind, ist es auch mit dieser Regulierung zum Besseren keineswegs immer zum besten be- stellt gewesen. Kenner der Geschichte Englands wissen, wie verhängnisvoll zum Beispiel der Einfluß desjenigen englischen Königs gewesen ist, der von allen Trägern der 5irone Eng- lands„sein eigener Minister des Auswärtigen" hatte sein wollen, nämlich Georgs III. Ter sehr gemessen urteilende W. H. Lecky sagt in seiner„Geschichte Englands im 18. Jahr- hundert" von Georg III. , es könne„ohne Uebertreibung gesagt werden, daß er seinem Lande tiefere und schwerere Wunden schlug, als irgend ein anderer englischer König der neueren Zeit", und I. R. Green schreibt in seiner großen Geschichte des englischen Volkes:„Während der Dauer von North's Mini- sterium war tatsächlich Georg der Minister, die Schande der dunkelsten Stunde in Englands Geschichte liegt vollständig vor seiner Tür". Es bezieht sich dies auf den Unabhängigkeits- krieg der Vereinigten Staaten von Amerika , den des Königs Eigensinn und die Schwäche seines Ministers Lord North unvermeidlich gemacht hatten. Beiläufig war es auch dem Einfluß Georgs III. geschuldet, daß England während des Siebenjährigen Krieges plötzlich das Bündnis mit Preußen aufgab und durch Einstellung der Snbsidienzahlungen an letzteres beinahe dessen völlige Niederlage herbeiführte. Dyna- stische und nicht parlamentarische Macht bestimmte diesen Akt „schamloser Gleichgültigkeit gegen die nationale Ehre", wie Green ihn nennt. Nicht der große Parlamentarier Pitt- Ehatham, sondern dessen Gegner, der willige Fürstendiener Bute , stand Georg III. dabei zur Seite.
Der Notenwechsel mit Bulgarien . Sofia , 6. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird mit- geteilt: Am Montag zwischen I und 6 Uhr nachmittags empfing der Ministerpräsident den Besuch der Vertreter Rußlands , Frankreichs undGroßbritanniens. Die beiden ersteren überreichten ihm Noten, welche den Charakter eines Ultimatums tragen und in welchen sie der von Bulgarien proklamierten bewaffneten Neutralität und dem Zwecke der bulgarischen Mobilmachung eine ge- zwungene Auslegung geben und unter Androhung des Ab- brucheö der Beziehungen darauf bestehen, daß Bulgarien offen binnen 21 Stunden seine Beziehungen zu den Mittelmächten abbreche und die deutschen und österreichisch -ungarischen Offiziere entferne, die sich angeblich bei den verschiedenen Generalstäben der bulgarischen Armeen befinden. Der britische Vertreter überreichte eine kurze Verbalnote, wonach Großbritannien seine Beziehungen zu Bulgarien abbrechen werde, falls auf dem Balkan aus der Tatsache der bulgarischen Mobilmachung Feindseligkeiten aus- brächen. Infolge fehlender Instruktionen hat sich der Ver- treter Italiens diesem Schritt seiner Kollegen noch nicht angeschlossen. Sofia , 6. Oktober. (W. T. B.) Meldung der„Agence Bulgare". Die bulgarische Antwort auf das englisch - f r a n z ö s i s ch- r u s s i s ch e Ultimatum ist am Nach- mittag überreicht worden. Am Morgen ist seitens der bulgarischen Regierung den Vertretern des Vierverbandes die Antwort auf ihre Vorschläge vom 11. September mitgeteilt worden. Dw Truppenlandung in Saloniki. Pariö, 6. Oktober. (W. T. B.) Eine von der Agence Havas verbreitete Note meldet, daß die Landung von Truppen in Saloniki gestern begonnen habe. Seit mehreren Tagen hätten die ver- bündeten Regierungen ihre Beschiiisse sestgelcgt und die notwendigen Besehle erteilt. Die Note sagt serner : Sie verhandelten zunächst mit der griechischen Regierung, die als noch neutrale Negierung Proteste erhob. Gleichzeitig bereiteten die französtscheu Offi- ziere in aller Freiheit die Landung der Truppen vor. Die französischen und englischen Offiziere fanden sowohl bei den Zivilbehörden wie bei den Militärbehörden in Saloniki den herzlichsten Empfang und konnten sofort nach ihrer Ankunft ihre Arbeiten in aller Freiheit beginnen: denn die öffentliche Meinung begriff die Notwendigkeit der Untersilitzung, welche die Verbands- mächte in diesen schwierigen Verhältnissen ihren serbischen Freunden bringen, mit denen Griechenland übrigens durch einen Bündnis- vertrag verbündet ist. Paris , S. Oktober.(W. T. 83.) Die Agence H a v a S meldet aus A t h e n: Infolge des Belagerungszustandes in Sa« loniki unterliegen die Depeschen über Trnppenbetveguitgen der Zensur. Die Nachrichten über Landung französischer Truppen widersprechen sich. Die öffentliche Meinung in Athen scheint, nachdem der erste Augenblick vorüber ist, viel ruhiger zu sein. In politischen Kreisen wird die Lage hoffnnngsvoll betrachtet. Man erkennt an, daß die Truppen der Alliierten nicht als Feind der Griechen kommen, sondern diesen helfen werden, Bulgarien im Zaum zu halten. Gegebenenfalls werden sie sich an der Verteidigung Serbiens und Griechenlands gegen einen bulgarischen Angriff beteiligen.
Der französische Tagesbericht. Paris , 3. Oktober. sW. T. B.) Amtlicher NachmittagS- b s r i ch t. Im Artois ziemlich heftiges Geschützfeuer auf beiden Seiten aus der ganzen Front nördlich der Scarpe. Kämpfe mit Bomben und Lufttorpedos in den Abschnitten von OuenneviereS und Bic-fur-AiSne und auf der Hochfläche vonNouvron. In der Cham- p a g n e gleichfalls Geschützkampf, besonders in der Gegend von Epine-dc-Vedegrange, bei der Navarin- Farm und am Hügel von
Souain . In den A r g o n n e n Kämpfe von Schützengraben zu Schützengraben mit Handgranaten und Petarden bei Courte-Chauffee und Fille Morte. Nördlich von Verdun traf unsere Arnllerie in der Gegend von Ornes einen deutschen Eisenbahnzug und verursachte eine sehr heftige Explosion. Von den übrigen Teilen der Front ist nichts zu melden. Eines unserer Flugzeuggeschwader belegte den Bahnhof Biaches bei Peronne mit fünfzig Granaten. Paris , 6. Oktober. (W.T.B.) Amtlicher Bericht von gestern abend. Ziemlich hcfliges beiderseitiges Geschützsener fand nördlich der Scarpe und östlich von A r r a s statt. In den Ab- schnitten von Li Lihons und Andechy kam e§ zu Schützengraben - kämpfen mit Handgranaten und Bomben. In der Champagne setzt der Feind mit Hilfe erstickender Granaten die Beschießung der hinter unserer Front südlich der Navarinfarm in der Umgebung von Souain liegenden Gebiete fort. Unsere Artillerie antwortet sehr energisch den deutschen Schützengräben und Werken. Denselben nahe- zu ununterbrochenen Geschützkampf gab es in den A r g o n n e n, im Abschnitt von Lahouyette, in Eparges, im Walde von Apremont und in Lothringen bei Moncel, Arracourt und Ancerviller. Arn Abend des 1. Oktober versuchte der Feind einen Handstreich gegen unsere Posten östlich von Orbeh in den Vogesen . Er wurde völlig zurückgeschlagen._
Der russische Generalstabsbericht. Petersburg, ö. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher russischer Be- richt vom 6. Oktober: Auf der Front westlich Riga kleine Ge- fechte. Nördlich Birsgalen besetzien unsere Truppen einen Teil der deutschen Schützengräben und das linke Ufer des Korumflusses, welcher zwischen Elisenhof und Tannenfeld in die Dwina mündet (10 Kilometer nördlich Birsgalen). Die Kämpfe an der Front der Seen Meddum— Drhswjaty— Miadzol und Wiszniew dauern fort. Nach einem hesligen Bajonettkampf besetzten wir das Dorf Nassilina südöstlich Kosjany(6 Kilometer) und da-Z Dorf Nussaki an der Njadsjolka nördlich Postawij(8 Kilometer). Der Tajonettkampf bei dem Dorfe Rybtchany in der Gegend Russaki wandte sich zu unseren Gunsten. Wir besetzten das Dorf. In der Gegend am Smorgon und südlich davon, wie auch am oberen Njemen in der Gegend deS Dorfes Djeljatitschi fortdauernde Scharmützel mit dem Feinde, welcher sich ohne Erfolg bemüht, nach Osten vorzugehen. Südlich de? P r y p e d besetzten unsere Truppen in der Gegend des Eisen- bahnübergangcs Kowel — Sarny über den mittleren Styr die Dörfer Wolka, Huluzia(19 Kilometer nordwestlich des Eisenbahnüberganges) und die Dörfer Optowa, Wolczek und Miedwiece(6,12 und 17 Kilometer südlich Wolka Houzia); der Feind zog sich in Un- ordnung zurück. Russische Angriffe bei Gzernowitz. Czcrnowiü, 6. Oktober. (W. T. B.) An der b e ß n r a- bischen Grenze nordöstlich von Czernowiß fand in der Nähe des Pruthufcrs heute nacht ein äußerst heftiger Angriff der Russen statt. Der Angriff dauerte von 3 Uhr abends bis Mitternacht. Die Russen stürmten fünfmal. Sämtliche An- griffe wurden gut abgewiesen. Die Russen erzielten nirgends irgendwelche Erfolge. An einer Stelle beabsichtigten sie den Pruth zu durchschwimmen und unsere in der Nähe der rufst- scheu Grenze befindlichen Stellungen anzugreifen. Viele russische Soldaten ertranken dabei im Pruth . Zliegerangriff auf Nisch. Nisch, 6. Oktober. (W. T. B.) Meldung der Agence HavaS. Am Vormittag des 4. Oktober überflog ein feindliches Flugzeug Nisch, welches über der Mitte der Stadt mehrere Bomben abwarf, welchen sechs Personen zum Opfer fielen.
Nelüung üer italienischen Heeresleitung. Rom , 6. Oktober. (W. T. B.)« m t l i ch e r H e e r e S b e r i ch t vom 5. Oktober abends. Im Tonalegebiet erstieg am Abend des 3. Oktober eine italienische GebirgSabteilung den steilen Torrionegipfel am Ende des Strinotales, vertrieb einige Gruppen des Feindes, die sich dort festgesetzt hatten, zerstörte die von ihnen begonnenen Verteidigungsanlagen und kehrte in ihre Linien zurück, um sich dem heftigen Feuer der seiiidlichen Artillerie zu entziehen. Unsere Batterien setzten das Sperrfeuer gegen die Zugänge zum Torrione fort und verhinderten so den Gegner, ihn wieder zu besetzen. Im Fellatale versuchte der Feind in der Nacht zum 4. Oktober einen Angriff auf unsere Stellungen auf dem Ponteb- bana, wurde aber zurückgeschlagen. Auf dem Karst da? gewohnte Geschützsener. Noch weiterer Zugverkehr wurde auf der Triestcr Eisenbahnlinie zwischen den Stationen Nabresina und San Giovanni beobachtet. General Cadorna.
vom U-Dootkrieg. London , 6. Oktober.<W. T. B.) Lloyds meldet, daß die britischen Dampfer.Sailor Prince" und„Hahdn" versenkt worden sind. Die Besatzung der„Hoydn" befindet sich in Sicherheit. Auch vom„Sailor Prince" wurden einige Leute gerettet. Eine Erklärung Deutschlanös zum �Rrabic�-ßaU. Washington , 6. Oktober. (W. T. B.) Nachdem Gras Bernstorff das Staatsdepartement besucht hatte, teilte Staats- sekretär Lansing mit. Deutschland gebe zu. daß der Angriff des Unterseeboots aus die„Arabic " den erteilten In- struktionen nicht entsprochen habe. Deutschland sei bereit, jedoch ohne Anerkennung einer Ver- p f l i ch t u n g, eine Entschädigung für den Verlust amerikanischer Menschenleben zu zahlen. In dem Schreiben, das Graf Bernstorff Staatssekretär Lansing überreicht habe, werde gesagt, die Befehle des Kaisers an die U-Bootkomman- dantcn seien so bestimmt, daß eine Wiederholung des Vorfalles ausgeschlossen fei. Washington , 6. Oktober. (W. T. B.) Die Frage der zu zahlenden Schadenvergütung in der Angelegenheit der„Arabic " wird in direkten Verhandlungen mit dem Grafen Bernstorff erledigt werden. In einem Briefe an Lansing teilt Graf Bernstorff mit, der Kommandant des Unterseebootes, das die„Arabic " versenkt habe, sei nach seinen und der Besatzung dienstlichen und eidlichen Aussagen fest davon überzeugt gewesen, daß die,, Arabic " das Unter- seeboot angreifen wollte. Die kaiserliche Regierung habe andererseits den eidlichen Aussagen der englischen Offi- ziere der„Arabic ", die das Unterseeboot nicht gesehen haben wollen, Glauben nicht versagen wollen, und gebe danach zu, daß ein Rammversuch tatsächlich nicht vorgelegen habe. Der Angriff des Unterseebootes habe somit zu ihrem Bedauern den erteilten In- struktionen nicht entsprochen, was dem Komman- dantcn mitgeteilt worden sei.
Die Bemühungen öes Papstes. Rom , 6. Lltober.(W. T. B.)„ O s s e r v a t o r e Romano" erklärt die Nachricht, der Pap st habe den Kriegführenden einen Waffenstillstand für Allerseelen V o r g e- schlagen, für u n r i ch l i g. TaS Blatt weist außerdem darauf hin, daß infolge der Bedenken der englischen Regierung gegen eine Unterbringung der Jnva- l i d e n in der Schweiz die Unterbringung der in England befindlichen deutschen Gefangenen, vielleicht auch der in Deutschland befindlichen englischen Gefangenen in der Schweiz nicht verwirklicht werden könne. Dies treffe aber nicht auf die in Deutschland befindlichen französischen und belgischen Gefangenen und für die in Frankreich befindlichen deutschen Gefangenen zu, für die vom Heiligen Stuhle die Unterbringung vorgeschlagen wurde, und zwar auf Anregung der französischen Regierung, der alio das Verdienst hierfür zukomme, lieber die kriegsun tauglichen Zivilinternierten brachte der Heilige Stuhl tatsächlich ein Abkommen zwischen England und Deutschland zustande und erwirkte für diese die Erlaubnis ohne Rücksicht auf das Alter, in die Heimat zurückkehren zu können.„Ofiervatore" schließt, daß alle Vorschläge, die darauf abzielten, die Folgen des Krieges zu mildern, von Ersolg gekrönt waren, mit Ausnahme des Vorschlages auf Waffen- st i I l st a n d für Weihnachten 1914. Die neue österreichische Kriegsanleihe. Wien , 6. Oktober. (W. T. B.) Nach dem heute ver- öffentlichten Prospekt für die dritte österreichische Kriegsanleihe beträgt der Zeichnungspreis 93,60 Proz., die Verzinsung 5'/, Proz. Die Kriegsanleihe ist steuerfrei. Die Stücke lauten über hundert, zweihundert, tausend, zweitausend und zehntausend Kronen, sowie dem Mehrfachen von zehntausend. Bei Zeichnungen bis zweihundert Kronen ist der Gegenwert bei der Anmeldung sogleich voll zu entrichten. Bei Zeich- nungen über zweihundert Kronen sind bei der Anmeldung 10 Proz., am 6. Dezember und am 3. Januar je 20 Proz., am 5. Februar 25 Proz. und am 6. März der Rest von 23 Proz. einzuzahlen. Die östcrreichisch-ungarische Bank und die KriegSdarlehnskasse gewähren auf die Stücke beziehungs- weise Zivischcnscheine Darlehen zu einem um Va Proz. ermäßigten Zinsfuß, nämlich zum jeweiligen amtlichen Wechsel- diskontsatz. Die Zeichnungsdaucr erstreckt sich vom 7. Oktober bis zum 6. November. Die Rekrutierungsfrage in Englanü. London , 6. Okiober.(W. T. B.) Der parlamentarische Mit- arbeiter deS„Daily Chronicle" schreibt: ASquith und Kitchener würden es vorziehen, daß kein Systemwechsel in der Re- krutierung notwendig werde. Kitchener ist kein Freund der Wehr- Pflicht, aber er braucht Soldaten. Er gab dem Kabinett die Schätzung an, daß män im nächsten Jahre 70 Divisionen gleich 1400 000 Mann im Felde haben müsse. Er machte diese Schätzung vor dem Eintritt der neuen Wendung auf dem Balkan , die neue große Ansprüche an die Verbündeten stellen mag. Der Zu» wachs an Rekruten muß bis zum Januar gewaltig steigen. London , 6. Oktober.<W. T. B.) A r n o l d B e n n e t erörterte in der.Daily News" die Wehrpflichtfrage und sagt: Frank- reich kann seinen jetzigen HeercSbestand nicht aufrechterhalten, Eng- land hat auf Grund de» FreiwilligcnsystemS drei Millionen Mann, gleich einem Fünfzehntel der Bevölkerung, ausgehoben. Rußland muß nach dem gleichen Verhältnis 16 Millionen Man« aufstellen können. England kann nicht eine viel größere Zahl Soldaten als bisher aufbringen, da eS die industrielle Produktion für die Alliierten übernehmen muß. Jeder Versuch, einen staatlichen Zwang einzuführen, würde das fürchterlichste Fiasko sein und einen entsetzlichen Skandal verursachen. Es würde die schönste Hoffnung für Deutschland bedeuten. Da» Fiasko de« Munition«- gesctzes in SüdwaleS hatte einen possenhaften Beigeschmack, daS nächste Fiasko würde durchaus nicht possenhaft sein. London , 6. Oktober.<W. T. B.).Daily Mail" sagt in einem Leitartikel: Die Mächte des Bierverbandes stehen vor einem neuen großen Kriege. Obwohl die AJlliierten die Initiative haben, darf ihre Aufgabe nicht unterschätzt werden. England hat für den neuen Krieg«ine neue Armee aufzustellen, das ist ein neuer Faktor in der Werbefrage. Amerikanisches ßlottenrüsten. London , 6. Oktober.<W. T. B.) DaS Reutersche Bureau meldet aus Washington : In einer Besprechung im Weißen Hause, an der Wilson, der M a r i n e s e k r e t ä r und der Vorsitzende des MarineauSschusseS des Repräsentantenhauses teilnahmen, wurde beschlossen, daß der nächste Vor- anschlag eine Anzahl schneller Schlachtkreuzer einschließen soll. London , 6. Oktober. (W.T.B.).Daily Telegraph" bringt eine Meldung des Washingtoner Korrespondenten der«New- Jork Times", nach der das Flottenprogramm Wilsons u. a. den Bau des größten und schnellsten Schlachtkreuzers der Welt borsieht, der 20 Mill. Dollar kosten und eine Geschwindigkeit von 3ö Knoten besitzen soll._ Preistreiberei und Preisprüfungsstellen. Der Winter steht vor der Tür und noch immer steigen, wie die Marktausweise aus den größeren Städten beweisen, nicht nur die Preise für Butter, Schmalz, Käse, Kolonialwaren, sondern auch für Fleisch, besonders Schweinefleisch, und selbst die Preise für manche Gemüsearten sind in Weiterem Aufsteigen begriffen. Schon heute leiden die ärmeren Volksschichten zu einem großen Teil an Unterernährung: eine Tatsache, die durch alle schönen Kalorien-, Eiweiß- oder Fettgehaltsberechnungen weiser Professoren nicht aus der Welt geschafft wird; was soll erst werde», wenn die Preise wei- ter steigen und zugleich die Winterkälte viele Arbeiten einschränkt oder verhindert, bei denen bisher so mancher seinen Verdienst fand? Daß unter dem kapitalistischen Wirtschaftssystem der Krieg die Preise der Nahrungsmittel in die Höhe treibt, vornehmlich die zum Leben notwendigen Verbrauchsartikel der großen Masse, und zwar selbst in Agrarstaaten, ist eine alte Erfahrung; denn der Krieg per- teuert meist nicht nur die Herstellung, sondern erschwert zugleich die Transporte. Aber die Teuerung, die zurzeit in Deutschland herrscht, beruht keineswegs allein auf solchen unvermeidlichen Kriegswirkungen; sie ist vielmehr zu einem wesen t- lichen Teil eine Folge absichtlicher Preistrei- berei und wucherischer Gewin nspekulation. Kein vernünftiger Mensch wird ernstlich behaupten wollen, daß die hohen Schweinepreise, die heute mehr als dreimal so hoch stehen wie vor dem Kriege, darin begründet sind, daß jetzt die Schweineaufzucht sich tatsächlich dreimal teurer stellt als vorher. Und ebensowenig wird jemand den Nachweis erbringen können, die Bepflanzung eines