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Nr. 284.- 32. Jahrg.

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Berliner Volksblaff.

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Telegramm Adreffe:

Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Ami Morigplat, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 14. Oftober 1915.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Beginn der Zeindjeligteiten zwischen Serbien und Bulgarien .

Vom Balkan . Bulgarien greift ein.

Nisch , 12. Oftober.( W. T. B.) Meldung der Agence Havas. Die Bulgaren haben uns auf der Front vou Kujazewac angegriffen.

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Zum bulgarischen Angriff auf Serbien . Der bulgarische Angriff auf Serbien .

London , 13. Oktober. ( T. 1.) Nach Meldungen aus Nisch er­folgte der bulgarische Angriff auf die Eisenbahnlinie längs des oberen Timot in den frühen Morgenstunden des gestrigen Diens tag. Serbischerfeits wird die Zahl der unmittelbar am Angriff be­teiligten Streitkräfte der Bulgaren auf 50-60 000 Mann geschätzt, wozu noch ungefähr 10 000 mazedonische Komitatschis tommen. Der Angriff erfolgte ziemlich überraschend und gleich mit Einseßung so Starter Kräfte, daß die serbische Vorhut auf allen Punkten schleu­nigft weichen mußte. Die Bulgaren dehnten sich nach dem lleber­schreiten der Grenze fächerförmig aus, so daß sie jest in breiter Front südlich der Abhänge des Babinnosgebirges den serbischen Verteidigungsstellungen längs des Timokflusses gegenüberstehen.

Nach weiteren Meldungen haben andere bulgarische Truppen die serbische Grenze am Oberlaufe des Nischavaflusses überschritten und befinden sich mit den dort stehenden serbischen Grenzbedeckungs­bataillonen in heftigem Gefecht. Die Bulgaren sind mit sehr Starter Artillerie ausgerüstet, von der sie ausgiebigen Gebrauch machen.

Die englische Breffe hegt starte Befürchtungen für das Schid­sal der Hauptstadt Serbiens Nisch, weniger der strategischen Wir­tung als des unleugbar großen moralischen Eindruds halber. Die Regierung wird aufgefordert, so schnell als möglich mit der Aktion des Expeditionstorps gegen die bulgarische Südgrenze zu beginnen.

Der serbische Kriegsbericht.

Meldung des Großen Hauptquartiers. | Arbeitsgemeinschaft der Klassen?

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 13. Oktober 1915.( 2. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Englische Vorstöße nordöstlich von Vermelles wurden leicht abgewiesen. Deftlich von Souchez ver­loren die Franzosen wieder einige Grabenstücke, in denen fie fich am 11. Oktober noch halten konnten.

In der Champagne scheiterte gestern abend ein französischer Angriff südlich von Tahure. Ein an derselben Stelle heute früh wiederholter, in mehreren Wellen ge­führter Angriff brach gänzlich zusammen.

Ju den Vogesen büßten die Franzosen am West­hang des Schratmännle einen Teil ihrer Stellung ein. Deftlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmaridhalls v. Hindenburg . Westlich Dinaburg brach ein russischer Angriff in unserem Artilleriefeuer zusammen.

der

Versuche des Geguers, sich der von uns besetzten Inseln des Miadziol- Sees zu bemächtigen, scheiterten. Ein russischer Angriff nordöstlich Smorgon, bis an unsere Hindernisse gelangte, wurde abgewiesen. Eins unserer Luftschiffe belegte in ber­gangener Nacht die befestigte und mit Truppen augefüllte Stadt Dünaburg ausgiebig mit Bomben. Beeresgruppe des Generalfeldmarichalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.

Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen.

Der Feind wurde aus seinen Stellungen bei Mudka Bielsko Wolskaja vertrieben sowie über die Linie M. H. Aleksandrija - Höhen nördlich davon zurückgeworfen.

Deutsche Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer warfen den Gegner nordwestlich Hajworonta ( südwestlich Burkanow) aus mehreren Stellungen.

Balkankriegsschauplah.

Der Widerstand der Serben konnte unsere Vorwärts­bewegung nur wenig aufhalten.

Südlich von Belgrad wurden Dorf Zeleznik und Höhen öftlich beiderseits der Topciderska gestürmt. Der Angriff auf Bozarevac ist im günstigen Fortschreiten. Die Straße Pozarevac- Gradiste ist in südlicher Richtung überschritten. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 13. Oftober.( W. Z. B.) Amtlich wird ver­lautbart: Wien , 13. Oftober 1915.

Russischer Kriegsschanplay.

Bel Burlanow an der Strypa wurde auch der vierte der gestern mitgeteilten russischen Angriffe durch öfter­reichisch- ungarische und deutsche Bataillone abgeschlagen; sonst im Nordosten leine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Gestern nachmittag begannen die Italiener ein lebhaftes Ge­schützfeuer aus schweren und mittleren Kalibern gegen die Hochfläche von Lafraun. Auch gegen einzelne Abschnitte der füstenländischen Front entfaltete die feindliche Artillerie cine erhöhte Tätigkeit. Annäherungsversuche italienischer Infanterieabteilungen gegen Brsic und den Tolmeiner Brücken­topf wurden abgewiesen. Am Nordwestteil der Hochfläche von Doberdo zwang ein Feuerüberfall den Feind zum fluchtartigen Berlaffen seiner vordersten Deckungen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unsere Angriffe schreiten tros heftigster Gegenwehr des Feindes überall vorwärts. An der unteren Drina warfen unsere Truppen die Serben aus mehreren Gräben. Südlich von Bel­ grad wurden dem Gegner einige zäh verteidigte Stützpunkte ent­riffen. Serbische Gegenstöße scheiterten stets unter großen Ver­luften für den Feind.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bou oefer, Feldmarschalleutnant.

Nisch , 12. Oktober. ( W. T. B.) Der amtliche Bericht über die Ereignisse am 9. und in der Nacht auf den 10. Oftober lautet: Auf der Donaufront werden an den Stellungen von Anatema, südlich von Ram, erbitterte Kämpfe geliefert. Unfere Truppen schlugen die Angriffe des Feindes zurüd. In dem Ab­schnitte zwischen Mlawa und Morawa gingen wir zur Offensive über und warfen den Feind an das Donaufer zurüd. Wir er­beuteten vier Haubigen und vier Maschinengewehre. Da wir sie nicht fortschaffen konnten, nahmen wir Teile davon fort. In dem Abschnitte zwischen Semendria und Godomina wurde der Feind verhindert, den Flußübergang fortzusetzen. Die feinds liche Abteilung, die den Fluß bei Semendria überschritten hatte, wurde teils vernichtet, teils ertrant sie. In Belgrad versuchte der Feind nach starker Artillerievorbereitung den großen Bratschar und Redigne zu nehmen. Er wurde mit schweren Verlusten zurück­geworfen. Auf der Savefront versuchte der Feind gleichfalls, fich der Stellungen von Zabregie und Keratinska zu bemächtigen. Paris , 13. Oftober.( W. T. B.) Meldung der Agence Havas. 3 miglang ihm. Wir warfen auch die feindlichen Angriffe in der Im heutigen Ministerrate teilte der Ministerpräsident Biviani Mutschwa, bei Obrenowatsch und in Baita zurück. An der Drina­front überschritten mehrere feindliche Abteilungen den Fluß im mit, daß Delcassé ihm sein Rücktrittsgesuch als Minister des Abschnitt Tarna- Botra- Badowinzi und versuchten vorzurücken, aber Aeußeren überreicht habe. Das Rücktrittsgesuch wurde es mißlang ihnen. Wir behaupteten alle unfere Stellungen. An der angenommen. Viviani übernimmt das Ministerium des übrigen Front nichts Wichtiges. Aeußeren zusammen mit dem Vorsitz im Kabinett.

Rücktritt Delcassés.

Von Rudolf Silferding.

III.

Wie steht es aber nun in diesem Buche mit der Ver­tretung der sozialdemokratischen Weltanschauung, für die ja zehn Mitarbeiter berufen waren? Davon zu sprechen ist Ver­legenheit. Zehn Sozialisten und kein Wort von Sozialismus, zehn Demokraten und fein Wort von Demokratie! Oder nein, das Wort ist wohl manchmal gefallen, aber vom Geiste fehlt die Spur. Nicht daß etwa unsere Wortführer etwas gegen unser Programm oder unsere Parteianschauungen sagten. Die Forderungen, die wir an die staatliche Sozial­politik oder an die Gemeinden zu stellen haben, werden aus­führlich und mit gewohnter Fachkenntnis erörtert, die politische Gleichberechtigung in Reich und Staat als Erfüllung einer Selbstverständlichkeit behandelt. Darüber hinaus wird die Leistung, die die Sozialdemokratie für die Kriegführung voll­bracht hat, ausführlich und mit Genugtuung geschildert. So schreibt Genosse Noske :

Die deutsche Sozialdemokratie fügte fich nicht nur dem harten Muz. Total falsch ist die einmal aufgestellte Behauptung, fie habe, um die politischen Vereine, die Zeitungen, die Millionen­werte darstellen und Tausende von Angestellten beschäftigen, zu retten und um die gewerkschaftlichen Organisationen vor Nach­teilen zu bewahren, mit innerem Widerstreben gute Miene zunt bösen Spiel gemacht, als sie den Kriegsausgaben zustimmte. Es wurde vielmehr aus ehrlichster Ueberzeugung jede Beeinträchti gung deutscher Interessen bermieden und mit restloser Hingabe bon Kraft, Gut und Blut versucht, nach Möglichkeit Bolt und Vaterland vor Schaden zu bewahren."

Und weiter:

Aus fester Ueberzeugung hat der größte Teil der sozial­demokratischen Zeitungen fich entschieden die Betonung der Ge­rechtigkeit des von Deutschland geführten Kampfes, als unserem Volfe aufgezwungen, zur Aufgabe gemacht. Mehr wie eine Million sozialdemokratischer Blätter gehen täglich ins Band hinaus. Viele tausend Exemplare gelangen in die Schüßen­gräben und an die Kampffront. Eines besonders großen Ver­frauens erfreut sich die sozialdemokratische Presse bei ihren Lesern. Befestigung des Zutrauens zur Sache unseres Bater­Tandes, Weckung des Verständnisses für die unabwendbaren wirt­schaftlichen Schäden, die der Krieg im Gefolge hat, die Be­schwichtigung des jeden Tag von neuem teimenden Unwillens über die Teuerung, Erhaltung höchster Opferbereitschaft bei den Kämpfern ließen fich die meisten unserer Zeitungen angelegen sein. Auch wenn sie Entgleisungen bei der Beurteilung des Aus­Landes entgegentrat oder innerpolitische Maßnahmen forderte, beziehungsweise bekämpfte, erwies die sozialdemokratische Presse fich als einfichtsvolle Förderin der Sache Deutschlands ."

Und über die Haltung der Gewerkschaften schreibt Noske: Ein ganz besonderes Maß von Hingabe an das Vaterland fomie verständnisvollstes Verhalten gegenüber der bedrängten Lage des gesamten Voltes durch Zurüdstellung von Wünschen und Forderungen ihrer Mitglieder haben die deutschen Gemert­schaften bekundet. Als wirtschaftliche Kampfesorganisationen find fie nach Ueberwindung riesigster Hindernisse, die Unternehmer, Regierungen und Behörden ihnen entgegentürmten, groß und start geworden. Die beste Kampfregel war noch immer, jede fich darbietende günstige Gelegenheit zur Erringung eines Vorteils auszunüßen. Aber unter wechselnden Verhältnissen während des Krieges haben auch die Gewerkschaften aufs strengste den Burg frieden gewahrt. Die organisierten Arbeiter leisten angesichts der Notlage des Vaterlandes Verzicht darauf, aus ihrer In­entbehrlichkeit Vorteile zu erkämpfen, wozu fic sehr wohl im stande gewesen wären. Die Organisationen taten für das Vaterland erheblich mehr. Ihre großen Mittel verwendeten fie darauf, gärender Unzufriedenheit entgegenzuwirken, indem sie meist weit über die durch ihre Sahungen festgelegten Grenzen hinaus den brotlos gewordenen Mitgliedern durch Unterstützungen über die schwere Zeit der Arbeitslosigkeit hinweghalfen. Daß eine andere Haltung möglich gewesen wäre, lehren die zahlreichen Lohnbewegungen während des Krieges in England."

Aehnliche Ausführungen finden sich auch in den meisten anderen sozialdemokratischen Beiträgen.

Am weitesten im Sinne der Arbeitsgemeinschaft der Klaffen sind wohl die Ausführungen Winnigs gehalten, wenn er schreibt:

Die Masse des Volkes weiß und fühlt, daß das Schicksal der Nation und ihres organisatorischen Ausdrucks: des Staates auch ihr Schicksal ist. Sie bestaunt den Staat nicht mehr als cine über den Wassern schwebende Urgewalt, sondern sie erkennt die Abhängigkeit seines Wesens von den frei wirkenden Kräften des Volksganzen und strebt und ringt, ihm mehr und mehr ihr cigenes Wesen einzuhauchen. Sie fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell an dieser durch den Staat ausgedrückten Gemein­schaft beteiligt und an sie gebunden. Ihr wirtschaftliches Woh!- ergehen hängt ab vom Stande der nationalen Volkswirtschaft, die der Bewegungsfreiheit bedarf, um sich entwickeln zu können. Ihre gewerkschaftlichen Organisationen lönnen nur dann Lohn und Arbeit günstig beeinflussen, wenn Handel und Wandel blühen. So ist die Masse der Arbeiterschaft an dem Schicksal der nationalen Volkswirtschaft und dadurch an der politischen Gel­tung der Staatsgemeinschaft interessiert, und so fühlt sie sich bei der Abwehr der Gefahren, die dieser von außen drohen, mit der Gesamtheit des Volkes solidarisch verbunden."