Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 288.

5 Pfennig

Abonnements- Bedingungen: Abonnements Brets pranumerando: Bierteljährl 8,80 mt, monatl. 1,10 m möchentlich 25 Bfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 fg. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags Beilage Die Reue Welt" 10 Bfg. Boft Abonnement: 1,10 Mark pro Monat Eingetragen in die Post Beitungs Breisliste. Unter Kreuzband Deutschland   und Desterreich- Ungarn  2,50 Mart, für das übrige Ausland Mark pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemart, Holland  , Italien  , Luranburg, Bortugal Rumänien, Schweden   und die Schweis

Sribeint täglich.

für

Montagsausgabe

5 Pfennig

Vorwärts

32.Jahrg.

Die Infertions- Gebühr Beträgt für die fechsgespaltene Rolonel geile oder beren Raum 60 fg., für politische und gewerkschaftliche Bereins. und Bersamminungs- Anzeigen 30 Big. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bort 20 Pfg.( zulafftg 2 fettgedruckte

orte), jedes writere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg.. jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition is bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm breffe: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 18. Oftober 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Erſtürmung von zahlreichen Höhenstellungen in Serbien  .

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 17. Oftober 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Feindliche Handgranatenangriffe in Gegend von Vermelles und Roclincourt waren erfolglos.

Der Westhang des Hartmannsweilerkopfs ist planmäßig und ohne vom Feinde gestört zu werden, heute nacht von uns wieder geräumt, nachdem die feind­lichen Gräben gründlich zerstört sind.

Bei Souplet nordwestlich von Souain   brachte Leut­nant Boelke im Luftkampf ein französisches Kampfflug­zeug, damit in kurzer Zeit sein fünftes feindliches Flug­zeug, zum Absturz.

Welche Erwartungen unsere Feinde im Westen auf ihre letten Unternehmungen gesetzt und welche Kräfte sie dafür aufgewendet hatten, ergibt sich, abgesehen von dem schon veröffentlichten Befehl des Generals Joffre   vom 14. September, aus folgendem weiteren Befehl, der am 13. Oktober bei einem gefallenen französischen   Stabs­offizier gefunden wurde:

,, Gr. H. Du. der Ostarmeen. Generalstab, 3. Bureau.

Nr. 12 975.

Gr.. H. Du., 21. September 1915. Geheim!

Weifung für die nördliche und mittlere

Heeresgruppe.

Allen Regimentern ist vor dem Angriff die unge­heure Kraft des Stokes, den die französischen   und eng­lischen Armeen führen werden, etwa in folgender Weise flar zu machen:

Für die Operationen find bestimmt:

35 Divifionen unter General de Castelnau,

18 Divisionen unter General Foch,

13 englische Divisionen und

15 Kavallerie- Divifionen( darunter 5 englische). Außerdem stehen zum Eingreifen bereit:

12 Infanterie- Divisionen und die belgische Armee. Drei Viertel der französischen   Streitkräfte nehmen somit an der allgemeinen Schlacht teil. Sie werden unterstüßt durch

2000 schwere und 3000 Feldgeschüße, deren Munitionsausrüstung bei weitem jene vom Be­ginn des Krieges übersteigt.

Alle Vorbedingungen für einen sicheren Erfolg find gegeben, vor allem, wenn man sich erinnert, daß bei unseren letzten Angriffen in Gegend Arras   nur 15 Di­visionen und 300 schwere Geschüße beteiligt waren. gez. J. Joffre."

Deftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Destlich von Mitau   warfen unsere Truppen den Gegner aus seinen Stellungen. Nördlich und nordöstlich Gr. Edau wurden die Russen bis über die Misse zurüd­gedrängt. Sie ließen 5 Offiziere und über 1000 Mann als Gefangene in unserer Hand.

Vor Dünaburg   wurden starke russische Angriffe abgeschlagen, die Russen verloren dabei 4 Offiziere, 440 Mann an Gefangenen.

Vom Balkan  .

Die Landungen in Saloniki  .

Wien  , 17. Oktober.  ( W. T. B.) Die Südslawische   Korrespon­denz meldet aus Saloniti vom 15. Oktober: Gestern und heute liefen neue Transportschiffe im Hafen ein und landeten weitere Kontingente englischer und französischer Truppen. Im Hafen wurde die französische   Flagge gehißt. Die Franzosen organi­fierten ein Hafentapitanat und einen Gendarmeriedienst. Aleine Truppenkontingente sind bereits in Richtung Gewgheli abtranspor­

tiert.

Ebenso wurden südlich von Smorgon russische Bor­stöße, z. T. in Nahkämpfen, überall abgewiesen. Beeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.

Heeresgruppe des Generals v. Clningen. Die Russen sind auch bei Mulczyce über den Styr ge­worfen. Angriffsversuche derselben am Kormyn schei­terten.

Balkankriegsschauplah.

Beiderseits der Bahn Belgrad  - Palanka wurde der Petrovgrob und der beherrschende Avala- Berg sowie der Vt. Kamen und die Höhen südlich von Ripotek( an der Donau  ) genommen; das Höhengelände südlich von Bel­ grad   ist damit in unserer Hand. Die Armee des Generals v. Gallwig warf den Feind von der Podunavlje hinter die Ralja( südwestlich von Semendria  ) und von den Höhen bei Sapina und Makei. Die Armee des bulgarischen Ge­nerals Bojadjeff erzwang sich den Uebergang über den unteren Timok und stürmte den 1198 Meter hohen Glo­govica- Berg( östlich Kujazevac), wobei 8 Geschütze er­beutet und 200 Gefangene gemacht wurden. Auch in Rich­tung Pirot   dringen bulgarische Truppen weiter vor. Die Heeresgruppe Madensen erbeutete bisher 68 serbische Geschützt.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 17. Oftober.( W. Z. B.) Amtlich wird ver. lautbart 17. Oktober 1915:

Russischer Kriegsschanplay.

Am Kormynbach wurden starke russische Angriffe abge schlagen. Sonft im Nordosten nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplas.

Nach kräftiger Artillerievorbereitung fegten die Italiener gestern früh gegen den Nordwestabschnitt des Plateaus von Do­berbo mehrere Infanterieangriffe an, die alle an unferen Hindernissen zusammenbrachen. Der Feind erlitt große Ber­lufte und ging in seine früheren Stellungen zurüd. Ein in den Nachmittagsstunden erneuter Angriff wurde schon durch unser Geschüßfeuer zum Stehen gebracht. Am Abend und während der Nacht versuchte die feindliche Infanterie noch weitere Borstöße, die wie alle früheren scheiterten. Die an­greifenden Truppen werden auf drei bis vier Infanterie- Negi­menter geschäßt. Weiter nördlich am Görzer und Tolmeiner Brückenkopfe ftanden unsere Stellungen tagsüber unter feind. lichem Artilleriefeuer. Der Gegner verschoß gegen Teile des Tolmeiner Brüdenkopfes Gasbomben. In Kärnten   und Tirol ftellenweise heftiges Geschüßfeuer. Reine Ereignisse.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Defterreichisch- ungarische und deutsche Bataillone haben gestern in umfassendem Angriff von Nord und West die ser­ bischen   Stellungen auf dem Avalaberge gestürmt. Die beider­seits der Straße Belgrad  - Grocka vordringenden I. und t. Truppen entriffen dem Feinde die Höhen Belky- Kamien und Pasuljiste. Südwestlich von Semendria   und südöstlich von Pozarevac wurde der Gegner durch die Deutschen   neuerlich ge­worfen. Die Bulgaren   überfesten abwärts von Zajecar den Timot und erstürmten die östlich von Knjazevac anfragende Höhe Glogovica, wobei fie 200 Mann gefangen nahmen und 8 Geschütze erbeuteten. Ihr Angriff schreitet überall vorwärts. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon oefer, Feldmarschalleutnant.

Blockade der bulgarischen Küste. London  , 17. Oktober.  ( W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus: Der Kommandant der verbündeten Flotten im östlichen Mittelmeer   teilt mit, daß die Blockade der bulgarischen Küste an der Aegäis   am 16. ds. 6 Uhr früh begonnen hat. Den neutralen Schriffen wird 48 Stunden Zeit gelassen, um aus der Blodadesone wegzufahren.

Militärische Maßnahmen Rumäniens  .

Bukarest  , 15. Oftober.( W. T. B.)( Berspätet eingetrof­durch welche der Jahrgang 1916 für den 20. d. Mts. fen.) Das Amtsblatt veröffentlicht eine königliche Verordnung, einberufen wird und jene Sahrgänge, deren aktive Dienst­zeit am 14. November enden würde, bis auf weiteres unter den Fahnen behalten werden.

Ein Praktiker über Klassen­

Solidarität.

In dem Thimme- Legienschen Buch der 20" äußern sich zehn bürgerliche Gelehrte zu der Frage, ob und wie eine Zu­sammenarbeit der Sozialdemokratie mit dem Bürgertum in Zukunft möglich sein wird. In den jüngst im Borwärts" veröffentlichten Artikeln des Genossen Hilferding   wurde be­reits aufmerksam gemacht, daß die Beantwortung dieser Frage durch bürgerliche praktische Politiker von größerem Werte wäre. Heute können wir wenigstens einen bekannteren Poli­tiker, den freifonservativen Abgeordneten v. Dewiß, zitieren, dessen Auffaz Unternehmertum und Arbeiterschaft in Gegenwart und Zukunft"( in der Zeitschrift Das neue Deutschland  ") sich wie ein Beitrag zu dem genannten Buche liest. Dewiß stellt die Frage sehr präzis nach dem Verhältnis von Unternehmertum und Arbeiterschaft; aber was die Pro­fessoren darüber während der Kriegszeit gesagt haben, nötigt ihm nur ein geringschäßiges Urteil ab:

" Der Abstieg von ideologischer Höhe zur praktischen Möglichkeit wird oft mit einer nicht beneidenswerten Leichtigkeit überwunden. Es ist zu bedauern, wenn unsere Gelehrten, welche dem praktischen Berufsleben meist fernstehen und dessen Lebensbedingungen nicht tennen, in wirtschaftlichen und politischen Fragen die Vorzugs­stellung beanspruchen, die ihnen auf ihrem Berufsgebiet zukommen mag. Man ist ihren Vorschlägen gegenüber nur zu oft zu dem Einwurf genötigt: welch ein Trugschluß gegenüber jeder Er­fahrung!"

Eine nähere Erörterung der Vorschläge, die von dieser Seite kommen, hält der Praktiker daher überhaupt für über­flüssig. Er begnügt sich mit einer Besprechung der aus Arbeiterkreisen stammenden Aeußerungen und sagt dazu:

" Was noch am meisten befriedigt, ist die von fast allen sozial­demokratischen Schriftstellern betonte und selbstbewußte Aeuße rung, daß sie es ablehnen, einen Lohn für Pflichterfüllung und Wohlverhalten im Kriege zu verlangen..

Weniger befriedigend wirkt es dagegen, baß keine der radikalen Forderungen, die vor dem Kriege von der Sozial­demokratie gestellt wurden, weder auf politischem, noch auf wirt­schaftlichem, noch auf kulturellem Gebiet fallen gelassen wird."

So zufrieden Dewiß nun zunächst mit den Gewerk. schaften in nationaler Beziehung" ist, so skeptisch äußert er sich über die wirtschaftlichen Bestrebungen der Gewerkschaf­ten. Ob die Gewerkschaften hier über jeden Zweifel hinaus­gewachsen sind, wird davon abhängen, wie sie ihr Roa­litionsrecht in Zukunft auszuüben gedenken". Das Unternehmertum, in dessen Namen Dewit spricht, wird jeden­falls seine Politik gegenüber den Arbeitern in wirtschaftlicher Beziehung kaum ändern können:

" Daß sie als reine Berufsorganisationen durch die Gesetzgebung anerkannt werden, liegt nach dem entgegenkommenden letzten Reichstagsbeschluß durchaus im Rahmen der Möglichkeit. Daß aber die sozialistische Kriegswirtschaft, in die uns die Not der Stunde hineinführte, in die Friedenswirtschaft eingereiht wird, steht nicht zu erwarten. Einen nahezu vollständigen Verzicht auf Selbständig­teit, wie er in der auch jetzt wiederholten Forderung der Gewerk­schaften nach einer Bebeiligung an der Verwaltung des Unter­nehmens, einer Lohnfestseßung durch Einigungsämter oder der staatlichen Festlegung von Mindestlöhnen liegt, wird und kann das Unternehmertum niemals annehmen. Auch die Bestrebungen auf eine allgemeine Einführung des Tarifvertragssystems sollten nicht zu hoch gespannt werden.... Ein wesentlicher Bestand­teil unserer Industrie verhält sich jedenfalls gegenüber der Ein­führung von Tarifverträgen mit den Gewerkschaften nach wie vor ablehnend. Die Absicht, sie auf dem Wege des wirtschaftlichen Zwanges durchseßen zu wollen, schließt daher die Ansage neuen Kampfes ein und jeden Versöhnungs- oder Vermittlungsgedanken aus.

Was die Arbeitslosenunterstübung betrifft, so ist fie bekanntlich durch das Zusammenwirten von Reich, staatlicher Sozialversicherung, Bundesstaaten, Gemeinden und Gewerkschaften im Krieg an einzelnen Orten durchgeführt worden. Die Vermitt­lung haben dabei die Gewerkschaften übernommen. In der Friedenszeit dürften sich aber für die Anwendung eines gleichen Verfahrens erhebliche Schwierigkeiten ergeben." heißungsvoll für die Arbeiterschaft flingen. Man kann nicht sagen, daß diese Säße gerade ver­

gegenüber. Im allgemeinen zwar soll sie mit anderen Augen Noch skeptischer steht Dewitz der Sozialdemokratie angesehen werden: Es hat sich aus ihrer Presse, namentlich in den Sozialistischen Monatsheften", eine große Zahl von Berührungspunkten mit den bürgerlichen Kreisen ergeben, die nicht unberücksichtigt bleiben sollte." Aber die Tatsache, daß die Gegner der Kreditbewilligung in der Frattion von 14 auf 36 gestiegen sind, ohne daß diese Genossen sehr bedenklich: aus der Partei hinausgeworfen worden sind, stimmt Dewit

kratie scheitert demnach im Ausmaß nationaler Gesinnung an der Ein ungeteiltes Vertrauen zur Gesamtheit der Sozialdemo anders gearteten Willensrichtung der bürgerlichen Parteien. Denn