fammen, die Aerr b. S o e B e 1 1 im preußischen Ministerium des Innern etabliert hat, und deren Produkte er den Herren Landräten zu fleißigem Verschleiß bei den Verlegern der kleinen Provinzzeitungen empfiehlt. Daß eine solche Pro- paganda für ein derartiges Unternehmen im gegenwärtigen Zeitpunkt erfolgt, scheint uns mit dem von der Negierung doch selbst geforderten Burgfrieden deshalb nicht vereinbar zu sein, weil es dem Prinzip der Gleichberechtigung aller Parteien zuwiderläuft, die Organe der sogenannten öffentlichen Mei- nung zur Aufnahme eines Stoffes zu bestimmen, der im ein- seitig gouvernementalen Sinne zugerichtet ist, und wenn die Konservativen der Regierung das Recht zuerkennen, ebensogut wie jede politische Organisation oder jeder einzelne, Einfluß auf die Presse zu nehmen, so stellen sie sich wahrhaftig naiver als sie sind. Es genügt auch nicht, wie die„Deutsche TageS- zeitung" meint, daß der Verleger die Herkunft der ihm von dem freundlichen und unwiderstehlichen Herrn Landrat so dringend angepriesenen Ware kennt. Ein wenig kommt schließlich doch auch der Leser in Betracht, der keine Ahnung davon hat, aus welcher Küche das Gericht stammt, das ihm in seiner konservativ, liberal oder parteilos firmierenden Zeitung vorgesetzt wird. Weiß er, daß ein Artikel, der ihm die Vorzüge der Regierungspolitik in den leuchtendsten Farben vor Augen führt, unter der Oberaufsicht des preußischen Mi- nisteriums des Innern geschrieben ist, so wird er ihm von vornherein skeptischer gegenüberstehen, als wenn er ihn für die selbständige Meinungsäußerung eines Journalisten hält, der noch über so etwas wie eine eigene Meinung verfügt. Damit aber sind wir dann auch bei der Seite der An- gelegenheit, die wichtiger ist als die Bedenken, die sich aus der jetzigen Situation ergeben: Auch hier wird der Versuch gemacht, oder besser gesagt, erneuert, in der kriegSloscn Zeit eine Harmonie der Ansichten vorzutäuschen, die in Wirklich» keit nicht vorhanden sein kann. Dieses Bemühen hat nahe Verwandtschaft mit dem Streben der„Arbeitgeberzeitung", denn schließlich heißt es nur, denselben Gedanken auf ver- fchiedenen Wegen verfolgen, wenn man die Selbständigkeit der öffentlichen Meinung mit Hilfe von politischen Betrach- tungen untergräbt, die ihre amtliche Herkunft schamhaft und sorgfältig verbergen, oder wenn man den notwendigen Aus- trag vorhandener Gegensätze durch Maßregeln erschwert, deren Schärfe durch das schöne Wort„Burgfriede" nicht gemildert wird. Das eine Verfahren so gut wie das andere verfolgt die Absicht, gegebene Tatsachen zu verbergen, mit bunten Kulissen häßliche Risse zu verdecken und die Welt in einen rosaroten Nebel zu hüllen. Der Zweck wird immer mir un- vollkoinmen erreicht werden, denn die Widersprüche lassen sich niit aller Gewalt und mit all»n Kunststückchen nicht aus der Welt schaffen, aber immerhin kann eine Zeitlang der auf- wärtsstrebenden Schicht, die Gefahr läuft, den Schein für Wahrheit zu nehmen, ihr Vormarsch auf solche Art erschwert werden. Deshalb dürfen wir uns mit allem, nxis nach Burg- frieden schmeckt, im besten Fall nur für die Dauer des Aus- nahmezustandes abfinden. Für die Zeit, die kommt, ver- langen wir vor allem Klarheit und die Möglichkeit aus- zusprechen, dessen was ist, und will dann die Regierung die berühmte„Neuorientierung" einleiten, nun gut, so wird sich auch dieser Prozeß viel sicherer und viel glatter in der hellen Sonne der unbeeinflußten öffentlichen Meinung vollziehen als im Schatten eines durch KriegSgesetz« geschützten und durch amtliche Waschzettel genährten Burgfriedens. •* • Zu dem Erlaß des preußischen Ministers des Innern über die Beeinslussung der Presse wird aus München berichtet, daß Genosse Landtagsabgeordneter Adolf Müller bereits am 14. Oktober im Finanzausschuß der bayerischen Abgeordnetenkammer von diesem Zirkular vertraulich Kenntnis gab mit der Anfrage, ob die von der preußischen Regie- rung den Kreisblättern so warm empfohlene Korrespondenz auch in Bayern verbreitet würde. Ministerpräsident Graf H e r t l i n g erwiderte, daß er zwar nichts über die Erlasse einer anderen Regie- rung sagen könne, daß aber die Loebellsche Korrespondenz keines- Wegs in Bayern verbreitet würde. Auch in der Hauptversammlung de» Landesverbandes der bayerischen Presse wurde der Wortlaut deS Zirkulars vertraulich mitgeteilt. Der Eindruck, den die Mitteilung in der Versammlung machte, war der, daß man sich in Bayern der Gefahren durchaus bewußt ist, die der gesamten Press« und dem Journalistenstand drohen. der König von Griechenland für strikte Neutralität. New York , 27. Oktober. (W. T. B.) Meldung deS Reuterfchen Bureau«. Der griechische König hat dem Vertreter der Associated Preß in Athen folgendes über die Antwort Griechenlond» aus Serbiens Bitte um Hisse mitgeteilt: Griechenland hält das Schwert locker in der Scheide, bedroht aber niemand. ES kann auch nicht zulassen, daß durch die Ereignisse die Unverleylichkeit Griechenlands und die Freiheit deS Griechenvolkes bedroht werden. ES ist meine Pflicht, doS Volk vor der Gefahr der Vernichtung infolge Ein- mischen» in den europäischen Krieg zu bewahren. Ich werde daS, soweit möglich, auf jede Gefahr hin tun. £or6 Lansüowne über öie Galkanlage. London , 27. Oktober. (W. T. B.> Meldung de» Reuterfchen Bureaus. Im Oberhause richtete Lord L o r e b u r n an die Regierung eine Anfrage, in der er nähere» über die Unter- nehmung auf dem Balkan zu erfahren verlangte. Lord LanSdowne erörterte hierauf die Umstände, die zur AuS» fendung der Expedition geführt hätten. Es handle sich im Augenblick nur um eine kleine Truppen- macht, da gegenwärtig keine größere herangezogen werden könne. Inzwischen werde aber eine größere Streitmacht für den Dienst in Südostcuropa vorbereitet. Auch für Trans« portschiffe sei gesorgt, um die Truppen nach ihrem Bestimmungsorte zu bringen. Diese Matzregeln seien in aller Eile getroffen worden. da Schnelligkeit von größter Wichtigkeit sei und Serbien nur so entsetzt werden könne. Der Gebrauch, der von der großen Streitmacht gemacht werden solle, hänge zum Teil vom Stand der Dinge im Augenblick ihres Eintreffens ab. Die Ereig- nisse entwiclclten sich in Südosteuropa sehr schnell. Zwei Ereignisse der jüngsten Zeit hätten eine einschneidende Veränderung der militärischen und politischenLage mit sich ge- bracht. Erstens die Aenderung in der Haltung der griechischen Re« gierung, die zu dem woblüberlegten Entschluß gelangt sei, daß daS Land durch seine vertraglichen Pflichten nicht gebunden sei, Serbien in der heutigen folgenschweren Krise zu Hisse zu kommen. Dies sei«ine gründliche Veränderung der Lage. Lansdowne fuhr fort: Außerdem— eS tut mir aufrichtig leid, dies sagen zu müssen— nimmt der Feldzug in Nordserbien einen derartigen Verlauf, daß die serbischen Truppen höchstwahrscheinlich dem Angriffe, dem sie von den österreichisch-ungarischen und deut-
s che n Truppen ausgesetzt sind, während die Bulgaren diesen durch einen Dolchstich in den Rücken der Serben beisteben, nicht sehr lange werden widerstehen können. Bei dieser militärischen Lage sind die Alliierten darin völlig einig, daß die A u f st e l l u n g der neu ankommenden Ver- stärkungen mit Umsicht gewählt und eine E n t« s ch e i d u n g angestrebt werden müsse. Wir werden ver- suchen, die englilchen Truppen dazu zu verwenden, daß sie den Durchzug der Mittelmächte durch Bulgarien hindern. Hierüber wird noch beraten. Sir Charles Monra hat den Auftrag, so schnell wie möglich einen Bericht hierüber vor- zulegen. Die Regierung wird sich nicht zu übereiliem Auftreten hinreißen lassen, das sich aus unbestimmte Gefühle stützt, oder nur dem Wunsche folgt, ein begrenztes Ziel zu erreichen. Alle Schritte werden mit Berücksichtigung der besten Ratschläge, die auf mili- täriichem und maritimem Gebiete zur Verfügung stehen, unternommen werden. der französische Tagesbericht. Paris , 27. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Der Kampf um jeden Fuß Bodens gegen daS Schanzwerk La C o u r t i n e wurde mit Schwankungen von geringer Ausdehnung fortgeführt. Der erbitterte Widerstand unserer Truppen und ihr sofortiger offensiver Rückstoß brachen die Be- mühungen der feindlichen Gegenangriffe. Durch plötzlichen Angriff nordöstlich von Massiges machten wir unS zu Herren eines deutschen Schützengrabens in der Nähe der Stellung, welche wir kürzlich eroberten. Orientarmee. Am 22. Oktober griffen die Bulgaren bei Strumitza an. Sie wurden völlig geschlagen. Di, Nachrichlen. wonach die Franzosen auf das rechte Wardarufer zurückgeworfen seien, sind falsch. Paris , 27. Oktober. kW. T. B.) Amtlicher Bericht von g e st e r n a b e n d. ES ist nichts zu melden seil dem vorhergehenden Bericht. Einer unserer Flugzeugführer auf einsitzigem Flugzeug machte nördlich Dormons Jagd auf ein feindliches Flugzeug, welches er auf kurze Entfernung angriff, nachdem er es eingeholt halte. Das deutsche Flugzeug, dessen Motor an mehreren Stellen von Maschinengewehrgeschossen getroffen war, mußte bei Jaulgonne im Marnetal landen. Di« beiden darin befindlichen Oifiziere, ein Hauptmann und ein Leutnant, wurden in dem Augenblick gefangen- genommen, als sie ihr Flugzeug zu zerstören versuchten. Dieses blieb unversehrt in unseren Händen. Es ist ein zweisitziger, sehr chneller, mit den letzten Vervollkommnungen ausgerüsteter Apparat. Der rustlsche Generalstabsbericht. Petersburg, 27. Oktober. (W.T.B.) Amtlicher Heeres- b e r i ch t vom 26. Oklober. Auf dem linken Dünaufer südlich von Jlluxt versuchten die Deutschen , sich ohne Artillerievorbereitung durch«inen Angriff eines unserer Gräben zu bemächtigen, wurden aber noch rechtzeitig durch unser Feuer zurückgeworfen. Bei Linden an der Düna , flußabwärts von Friedrichstadt , Artillerie- und Jnsanteriefener. westlich Jacobstadt auf dem linken Düna - user, lebhafter Artilleriekampf. Erneuter Angriff der Deutschen östlich Jlluxt war ohne Erfolg. Der Kampf bei dem Dorfe Weinjuny westlich deS Boginikoje-SeeS(7 Kilometer) endete mit der Besitznahme dieses DorseS durch unsere Truppen. Weiter südlich bis zum Pripjet nichts von Bedeutung zu melden. Nordwestlich Nafalowka<13 Kilometer), auf dem linken Styruser, drangen unsere Truppen in das Dorf Wolka Holusta ein, erbeuteten Maschinengewehre und machten Gefangene. Der Angriff des FeindeS gegen das Dorf Miedwieze, nordwestlich Czartorysk(11 Kilometer), wurde zurückgeschlagen. Der Feind griff unS mit starken Kräften bei dem Dorfe Kulte, nördlich Kolli, an. Nach heftigem Kampf faßten unsere Truppen den Feind in der Flanke, warfen ihn zurück und machten 7 Offiziere und mehr alS 200 Mann zu Gefangenen. In dem gestrigen Bericht bekanntgegebenen Gefechten bei dem Dorfe Komaro verdanken wir unsere Erfolge den hohen Eigenschaften und der gegenseitigen Unterstützung unserer Truppen. Dank dieser gelang es uns, den Feind, welchem eS zuerst geglückt war, eine unserer Abteilungen zurückzuwerfen, zu umzingeln und unter großen Ber- lusten zurückzuwerfen. Die Zahl der gestern bekanntgegebenen Ge- fangenen wächst. Sie enthält zahlreiche Deutsche . Westlich vom Dorfe Wolica, nördlich Nowo Äleksiniec(6 Kilometer) griff der Feind dreimal an, wurde jedoch jedesmal zurückgeworfen. Haufen feindlicher Leichen bedecken das Schlachtfeld.
Melüung öer italienischen Heeresleitung. Rom , 27. Oktober.<W. T. B.) Kriegsbericht von gestern. Jm Ledrotals vervollständigten wir die Eroberung de« linken Ufers deS PonoleflusseS, indem wir om 25. untertags die Ortschaften Mezzolago, Molina und Biacesa besetzten, wobei einige Gefangene gemacht wurden. Gegen Dosis Casino und Dosia Remit südlich der am 24. eroberten Niederung von Loppio richtete der Feind gestern ein anhaltendes Artilleriefeucr vom Monte Creino und den Werken von Riva aus, ohne daß er den Widerstand der Unsrigen zu erschüttern vermochte. Im Hochcordevole und H o ch r i e n z setzten wir den Druck gegen die feindlichen Linien fort. Im Pontebbanatale ermöglichte uns unser Einfall, den Roß- kofelkomm zu erreichen, wo wir die feindlichen Verteidigungsanlagen beschädigten. Längs der I s o n z o f r o n t dauerte die anhaltende Tätigkeit unserer Artillerie fort, während die Infanterie s»i> in den neuen eroberten Stellungen verstärkt. Wir schlugen gestern kleine Gegenangriffe im Räume von Plava und auf dem Karst zurück und machten SS Gefangene. Am 24. bombardierten unsere Flugzeuge wirksam die feindlichen Lager auf den Hochebenen von Bainsizza und auf dem Karst. Ein feindliches Flugzeug wurde von einem unserer Flugzeuge mit Maschinengewehren angegriffen und in die Flucht getrieben. Alle unsere Flugzeuge kehrten unversehrt in unsere Linien zurück,_ General C a d o r n a. Meldung des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 27. Oktober. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: Auf der Dardanellen front machten bei Anaforta unsere Patrouillen, indem sie sich den feindlichen Gräben näherten, einen Teil der feindlichen Sol- daten mit Handbomben nieder, die bei Perschanzungsarbeiten beschäftigt waren. Sie verhinderten deren Wiederherstellung und brachten die Drahtverhaue einiger feindlicher Gräben als Beute mit. Bei Anafarta und Ari Burun fand ein Artillerie- kämpf zwischen unserer Artillerie und den Land- und Schiffs- geschützen des Feindes statt. Feindliche Verproviantierungs- kolonnen, die bei dem AuSschiffungSpunkt von Ari Burun gesichtet wurden, wurden durch unsere Artillerie zersprengt. Bei Sedd ul Bahr warf der Feind gegen unsere Schützen- grüben am linken Flügel ungefähr siebenhundert Granaten und Bomben, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Auf der Front am Kaukasus wurde am rechten Flügel nach einem Gefecht zwischen unseren Patrouillen und feindlichen Kompagnien der Feind gezwungen, sich zurückzuziehen. Sonst nichts Neues.
Unterürückung armenischer Unruhen. Berlin , 27. Oktober. (W. T. B.) Die Kaiserlich Türkische Botschaft teilt mit: In der Nacht vom 16. September haben armenische Banden einen Aufruhr veranstaltet. Sie hatten sich in starken Gebäuden auf den beherrschenden Punkten der Stadt U r s a ver- schanzt und eröffneten das Feuer gegcn unsere Gendarmerie- Patrouillen, von denen zwei Mann getötet und acht ver- wundet wurden. Unsere Gendarmerie wurde überall mit Feuer empfangen. Nachdem die Armenier sich der fremden Niederlassungen bemächtigt hatten, stellten sie dort Schieß- scharten her. Da diese Tatsachen bewiesen, daß die auf- rührerischcn Banden entschlossen waren, bewaffneten Widerstand zu leisten und die Unzulänglichkeit der in geringer Zahl Vorhände- nen Gendarmerie auszunützen, und da sie sich schließlich der Stadt- teile der Muselmanen bemächtigt hatten und die Einwohner niederzumachen begannen, wurden einige für die Front bestimmte Truppen nach Urfa abgeschickt. Der Schlupswinkel der Banden wurde zerstört und der Aufruhr war am 3. Oktober unterdrückt. Die Zahl der bei diesem Vorfall getöteten Soldaten und Gen- darmen beträgt 20, die der Verwundeten öO. Der Zweck, den die Banden mit ihrem Auffuhr verfolgten, war einerseits der, Schaden anzurichten, fremde Niederlassungen zu zerstören und Untertanen der mit der Türkei im Kriege befindlichen Staaten zu töten, um die Folgen dieser Morde dann auf die Türken abzuwälzen, andererseits wollten sie einen Teil der Kaiserlichen Truppen an ihre befestigten Schlupfwinkel fesseln und sie so vom Kriegsschauplatz abziehen. Dank den kräftigen und schnellen Maßnahmen der Kaiser - lichen Behörden hatte der Auffuhr nicht den gewünschten Er- folg. Er wurde unterdrückt, ohne daß einem Untertanen der mit der Türkei im Kriege befindlichen Länder oder einem Neutralen Schaden zugefügt worden ist. �ur Versenkung ües Transportöampfers Marquette ". London , 27. Oktober. (W. T. B.) DaS Kr»egZamt meldet: Der englische Transpor'.dampfer.Marquette' ist im Aegä- ischen Meere torpediert worden. Wie verlautet, werden nur 99 Mann vermißt.(Noliz deS W. T. B.: Der Vergleich mit unfern am 25. und 27. d. MlS. veröffentlichten Meldungen über die Ber- senkung dieses Schiffes zeigt, daß die absichtlich unbestimmt ge- halten« englische Mitteilung über die Zahl der dabei zugrunde ge- gangenen Mannschaften nicht richtig sein kann. Nach den früheren übereinstimmenden Meldungen sind von den 1000 Soldaten, die das Schiff an Bord hatte, nur>2 gerettet worden.)
Zur Seschkeßung öes Avalen/ Berlin , 27. Oi tober.(SB. T. B.) liebet die Beschießung des schwedischen Unterseebootes.Hoalen" durch ein deutsches Vorpostenboot geht uns von unterrichteter Seite so'.- gende Darstellung zu: Am 21. Oktober zwischen 7 und 8 Uhr vormittags sichtete der Kommandant eines deutschen BewachungsbooteS ein verdächtiges Fahrzeug südlich der schwedischen Küste zwischen Trelleborg und Fstadt. Er erkannte, daß es ein Unterseeboot war, auf dem trotz schärfster Beobachtung kein« Flagge ausgemacht werden konnte. Der Kommandant wußte, daß in diesen Tagen ein schwedisches Unterseeboot auf dieser Streck« passieren sollte, und fuhr daher, ehe er zum Angriff ansetzte, aus Vorsicht erst noch auf 1600 Meter heran, um eine Verwechselung auszuschließen. Auch aus diese sehr nahe Entfernung wurde kein« Flagge auf dem U-Boot gesichtet; ein Be- gleitfahrzeug, wie eS fiir das schwedische U-Boot zur Kenntlich- machung in Aussicht gestellt war, war nicht zu sehen. Nur einige Handelsschiffe waren in verschiedenen Entfernungen zu erkennen. So mußte der Kommandant de? WachtschiffeS zu der Ueberzeugung kommen, ein feindliches U-Boot vor sich zu haben. Hierin wurde er bestärkt, als er bemerkt«, daß e» stellenweise in der ziemlich be- wegten See verschwand, etwa so, wie ein U-Boot, das wegtaucht, wenn es sich zum Angriff anschickt. Do stand für den Komman- danten, dem seine Vorgesetzten das Zeugnis eines ruhigen und entschlossenen Charakters geben, fest, daß er einem Feind sich gegenüber befand, den zu vernichten seine höchste Pflicht sei. Er entschloß sich daher dazu. Feuer zu eröffnen und fuhr gleichzeitig mit höchster Fahrt auf da» U-Boot los, um eS durch Rammen zu vernichten. Auf 300 Meter vor dem U-Boot wurde plötzlich eine kleine Flagge sichtbar, die bisher durch den Turm des U-Bootes verdeckt worden war. Nach Einstellung des FeuerS wurde sie als schwedische KriegSflagge ausgemacht. Inzwischen hatte sich auch ein Fahrzeug, das anfangs etwa 4 Seemeilen vom U-Boot ent- fernt und für ein Handelsschiff gehalten worden war, auf l'A Seemeilen genähert und trat mit dem U-Boot in Signalverkehr; es war das schwedische Werkstattschiff„Blenda". Der Kommandant des Vorpostenbootes bemerkte auf Befragen des schwedischen U-Bootskommandanten, ob er denn die Flagge nicht gesehen hätte, mit dem Ausdruck des Bedauerns, daß weder er noch sein« Mannschaften eine Flagge gesehen hätten, sonst wäre selbstverständlich die Beschießung unterblieben. Ein« sofort angebotene Hilfeleistung wollte der schwedische U-Bootskommandant nicht annehmen. Der Ort des Vorkommnisses liegt etwa 414 Seemeilen von der schwedischen Küste entfernt, wie durch einwandffeie Doppelpeilung eines herbeigeeilten zweiten Wachschiffes am Orte des U-Bootes festgestellt wurde. Demgemäß entsprechen auswärtige Pressenach- richten über eine Verletzung de» schwedischen HoheitSgewässers nicht der Tatsache. Mit lebhaftem Bedauern«rsahren wir heute, daß der ver- mundete Steuermann des schwedischen Unterseebootes leider seinen Verletzungen erlegen ist.
politische Uebersicht. Versammluugsverbot für Ausländer. Der Gouverneur der Festung Köln hat eine Verordnung erlassen, nach der die Abhaltung von Versammlungen von Ausländern— auch wenn es sich um Besprechung von Arbeits- Verhältnissen eines bestimmten Werkes handelt— verboten ist, ebenso ist die Einladnng zum Besuche solcher Versammlungen verboten. Die Leiter von Versammlungen sind verpflichtet, darauf zu halten, daß anwesende Ausländer sich vor Eintritt in die Beratungen entfernen. Unter dieses Verbot fällt auch die Gründung von Vereinen und die Veranstaltung von ge- selligen Zusammenkünften jeder Art. Zuwiderhandlungen werden— sofern die Strafgesetze keine höheren Strafen be- stimmen— mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft.
Haussuchungen und Vernehmungen iu Düsseldorf . Am Montag wurde im Düsseldorfer Parteisekretariat wieder einmal durch Beamte eine Haussuchung abgehalten, ebenso in der Wohnung de« Schriftführers des Sozialdemokratischen Vereins. Gesucht wurde daS Protokollbuch des Verein». Weiter wurde eine Anzahl Genossen zur Polizei zitiert und darüber vernommen, ob in