Nr. 299.- 32. Jahrg.
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,, Sozialdemokrat Berlin"
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 29. Oftober 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplag, Nr. 151 90-151 97.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 28. Oktober 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Reine wesentlichen Ereignisse.
Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg . Nordöstlich des Ortes Garbanowka sind neue Fortschritte gegen russische Angriffe behauptet. Der Kirchhof von Szaszali ist wieder in unserem Besik. Zwei Offiziere, hundertfünfzig Mann wurden gefangen genommen. Unser Artilleriefeuer ließ einen feindlichen Angriff von Garbanowka nicht zur Entwicklung kommen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Bei Schtscherssy( am Njemen nordöstlich von Nowogrodef) scheiterte ein starker russischer Angriff.
Heeresgruppe des Generals v. Liningen. Westlich von Czartorysk wurde Rudka genommen. Balkankriegsschauplah.
Die Armeen der Generale v. Koeveß und v. Gallwik find im weiteren Vordringen.
Die Armee des Generals v. Gallwitz hat seit dem 23. Oftober zweitausenddreiunddreißig Gefangene gemacht und mehrere Maschinengewehre erbeutet.
Die Armee des Generals Bojadjieff hat Zajecar genommen. Nördlich von Knjazevac wurde der Timok in breiter Front überschritten. Knjazevac ist in bulgarischer Hand. Mehrere Geschüße wurden erbeutet. Die Höhe der Drenova Glava( fünfundzwanzig Kilometer nordwestlich von Pirot ) ist besetzt.
Oberste Heeresleitung.
*
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 28. Oktober. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 28. Oftober 1915.
Russischer Kriegsschauplas.
Die bei Czartory& t fämpfenden verbündeten Kräfte haben gestern das Dorf Rudka erstürmt. Sonst im Nordosten nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplas.
Das feindliche Artilleriefeuer war gestern an der Isonzofront wieder lebhafter. Die italienische 3. Armee erneuerte den Angriff
auf die Hochfläche von Doberdo bisher nicht. Dagegen sette die nördlich anschließende 2. Armee ihre vergeblichen Anstrengungen gegen unsere festen Stellungen mehrfach fort und dehnte sie anch auf das Flitscher Becken aus. Je eine weitere Armee greift die Dolomitenfront und Südtirol an. Im Abschnitte von Riva sind Einleitungstämpfe im Gange. Auf der Hochfläche von Lafraun geht der Feind mit Sappen vor. Ein Angriffsversuch gegen unsere Stellungen nördlich des Werkes Lusern scheiterte in unserem Artilleriefeuer. Vor dem Col di Lana brachen gestern nachmittag sechs Stürme der Italiener zusammen. Ebenso mißlangen kleinere feindliche Angriffe gegen Tre Saffi, die Fanesstellung und den Nordausgang des Travenanzestales.
Im Raume von Flitsch schlugen die Verteidiger am Westhange des Javorcek einen Angriff an den Hindernissen blutig ab. Gegen unsere Linien südöstlich des Mrzli Vrh und gegen Dolje gingen abermals starke Kräfte vor. Sie wurden gleichfalls abgewiesen. Nur um einzelne Grabenstücke ist der Kampf noch im Gange. Auch ein abends gegen den Raum nördlich Selo angesetzter feindlicher Angriff brach zusammen. Uebergangsversuche der Italiener nördlich Canale wurden vereitelt. Der Görzer Brückentopf stand wieder unter schwerem Feuer. Ein vereinzelter Borstoß des Feindes gegen den Monte Sabotino mißlang vollständig. Mehrere italienische Bataillone, die gegen den Abschnitt nördlich des Monte San Michele vorstichen, mußten in unferem Artillerie- und Maschinengewehrfeuer in ihre Deckungen zurückflüchten.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
Die östlich von Visegrad vordringenden 1. und t. Truppen haben den Feind beiderseits der Karaula Balvan über die Grenze zurückgeworfen. Zwei flantierend angesetzte Gegenangriffe einer montenegrinischen Brigade wurden abgeschlagen.
Der aus österreichisch ungarischen Kräften zusammengesette rechte Flügel der Armee des Generals v. Koevek hat die obere Kolubara in breiter Front überschritten.
Die Deutschen erstiegen die Gebirgskette nördlich von Rudnit. Deftlich davon dringen auf gleicher Höhe österreichischungarische Kolonnen beiderseits der Straße Topola Kra gujevac vor.
Die Armee des Generals v. Gallwit gewann das Gelände westlich der Eisenbahnstation Lapowo und vertrieb den Gegner unter schweren Kämpfen von den Höhen südlich und südöstlich von Svilajnac .
Die bulgarische erfte Armee hat Zajecar und Knjazevac erobert und fämpft erfolgreich auf den Höhen des linken Timokufers. In Knjazevac wurden vier Geschütze und sechs Munitionswagen erbeutet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: gez.: v. oefer, Feldmarschalleutnant.
wurden einige Gebäude beschädigt. Es wurde nur geringer militärischer Schaden angerichtet.
Sofia , 28. Oktober. ( W. T. B.)( Meldung der Bulgarischen Bukarest , 28. Oftober.( W. T. B.)„ Universul" meldet, Telegraphenagentur.) Nach langen blutigen Kämpfen haben die bulgarischen Truppen Pirot eingenommen, wo sie heute daß das russische Geschwader, das Warna beschoß, aus sechs ihren siegreichen Einzug hielten. Die bulgarische Armee hat mit zehn Einheiten bestand. Ein anderes russisches Geschwader der österreichisch - ungarischen und deutschen die Verbindung her- habe zu derselben Zeit Burgas beschossen.
gestellt.
Das bulgarische Vordringen.
Italienische Kriegshandlung gegen
Innere Kämpfe in England.
Am kommenden Dienstag wird der englische Premierminister, wie sein Kollege Lloyd George ankündigt, im Unterhaus eine Erklärung über die Kriegführung abgeben, und das Parlament soll dann Gelegenheit zu einer Besprechung der Lage erhalten. Ob diese Diskussion jene Klarheit über die diplomatischen und militärischen Fragen verbreiten wird, die ein großer Teil der englischen Presse seit Wochen laut und dringend verlangt, muß abgewartet werden, und ebenso läßt sich heute noch nicht voraussehen, ob und inwieweit in der Dienstagsigung das Volk und seine Vertreter Aufschlüsse über die Vorgänge innerhalb des Kabinetts bekommen. Das britische Kabinett ist ein Kollegium, das seine Geschäfte außerordentlich geheim zu halten pflegt, und auch die engsten Parteifreunde der regierenden Herren sind über ihre Ansichten und Pläne in der Regel nur höchst unvollkommen unterrichtet. Daher müssen wir auch eine interessante Mitteilung des ,, Labour Leader" über gefallene und bevorstehende Entscheidungen in der Regierung zunächst mit einiger Vorsicht aufnehmen, obwohl sie viel innere Wahrscheinlichkeit besitzt.
Das Organ der Unabhängigen Arbeiterpartei will nämlich wissen, daß es vor etwa vierzehn Tagen der Wehrpflicht wegen im Kabinett zu lebhaften Szenen gekommen ist. Fünf Anhänger der sofortigen Einführung der Dienstpflicht hätten ihre Demission gegeben und sie erst zurückgezogen, nachdem sich Asquith verpflichtet habe, unmittelbar nach dem Abschluß der Werbekampagne des Lord Derby die Wehrpflicht für alle im entsprechenden Alter stehenden Männer einzuführen, die nicht im Bergbau, im Transportgewerbe und in der Eisen- und Maschinenindustrie beschäftigt seien.
Trifft diese Meldung zu, dann will die englische Regierung den Drängern nachgeben, aber gleichzeitig versuchen, es nicht mit denen zu verderben, die das festländische Rekrutie rungssystem mit wirtschaftlichen Argumenten bekämpfen und fich dagegen sträuben, daß den für die Aufrechterhaltung des Exports wichtigen Industriezweigen die Arbeitshände entzogen werden. Gleichzeitig mögen Asquith und seine Kollegen auch darauf spekulieren, durch die Freilassung der großen Gewerbe die Gegnerschaft der einflußreichsten Gewerkschaften abzumildern.
Freilich, selbst wenn Herrn Asquith das alles gelingt, ist seine Regierung noch nicht aus den Schwierigkeiten heraus, denn eine Entscheidung in der Wehrpflichtfrage bannt noch nicht die Meinungsverschiedenheiten, die auch nach dem Ausscheiden Carsons im Kabinett noch über die Zweckmäßigfeit der in Vergangenheit und Gegenwart getriebenen Balfanpolitik bestehen.
Nun scheint es, als ob man jezt das Ei des Kolumbus gefunden habe. Man geht mit der Absicht um, die Meinungsverschiedenheit auf etwas gewaltsamem Wege aus der Welt zu schaffen: die Zahl der Kabinettsmitglieder soll verringert werden. Nach Reuter sind sich alle Parteien darüber flar, daß das gegenwärtige Kabinett, das größte( will sagen, das zahlreichste) in der Geschichte Englands, zur Erledigung der Kriegsangelegenheiten etwas ungeschickt ist. Uneinigkeit bestehe nur darüber, wie das Ziel der Verkleinerung zu erreichen sei, und das wäre verständlich, da natürlich jede der Sofia , 27. Oftober.( W. T. B.) Die Bulgarische TeleGruppen, aus denen sich die Koalitionsregierung zusammengravhenagentur erfährt: Die bulgarischen Truppen haben in der Umgebung von Knjazevac bedeutende Erfolge des Secolo" teilt mit, die Benfur habe ihm seit vier Tagen die ist, sondern nur einen Teil der Minister umfaßt, ist der engere Mailand , 28. Oktober. ( W. T. B.) Der römische Korrespondent binett, das wohlgemerkt nicht mit dem Ministerium identisch Mailand , 28. Oktober. ( W. T. B.) Der römische Korrespondent fett, ihre Vertrauensleute am Ruder halten will. Das Kadavongetragen. Sie befesten dieie Stadt. Außerdem nahmen Beröffentlichung der Nachricht verboten, wonach ein italienisches Ge- Rat, der die Geschicke Englands lenkt. Wer ihm nicht andie bulgarischen Truppen die fehr mäutige Stellung von Drenova fchwader zusammen mit französischen Schiffen an der Beichteßung gehört, hat, mag er auch Minister sein, auf die große Politik Glava im Sturm, die den Schlüssel zum befestigten Rayon von von Dedeagatich teilgenommen habe. So habe Italien unmittelbar feinen Einfluß und ist nichts als ein Verwaltungsbeamter. in die Aktion gegen Bulgarien eingegriffen. Vorerst nehme Italien Sofia , 27. Oftober.( W. T. V.) Die Bulgarife Tele- nicht an der militärischen Unternehmung des Vierverbandes nach Träger in Zukunft die 22, die heute als Mitglieder des KaIn der englischen Presse werden 10 Namen genannt, deren graphenagentur meldet: Die bulgarischen Behörden dem Balkan teil, es arbeite jedoch zuſammen mit den Verbündeten binetts regieren, ablösen sollen. Sie verteilen sich so ziemhaben die Linie Dedeagatic- Otticilar beiegt, zur Erreichung des gemeinsamen Bieles auf anderen Wegen mit. deren Betrieb von nun an durch den bulgarischen Staat erfolgen lich gleichmäßig auf Liberale und Konservative. Genosse Henderson ist nicht unter ihnen. Die ArbeiterSofia, 28. Oftober.( W. T. B.) Meldung der Bulgarischen Mailand , 28. Oktober. ( W. T. B.)„ Corriere della Sera " partei wird allem Anschein nach trotz ihrer Bereitwilligkeit Depeschenagentur . Die Festung Zajecar ist in die Hände der meldet aus Rom , daß gestern der Ministerrat vollzählig zu- zur Unterstützung der Regierungspolitik nicht gewürdigt, auch Bulgaren gefallen. sammengetreten sei. Sonnino habe seinen Kollegen die Lage mit auf der Kommandobrücke zu stehen. Sie muß sich an auseinandergesetzt, die nach den neuesten Ereignissen im dem Bewußtsein ihrer Vaterlandsliebe genügen lassen. Orient entstanden sei. Es liege kein Grund vor, zu glauben,
wird.
Beschießung Warnas.
Sofia , 28. Oftober.( W. T. B.) Meldung der BuI- daß die jetzt noch neutralen Balkanstaaten, Griechenland und Die Kriegsdebatte im Oberhaus.
garischen Depeschenagentur. Heute morgen er Rumänien , ihre Neutralität aufgeben wollten. Es scheine, London , 28. Oktober. ( W. T. B.) In der bereits erwähnten schien ein russisches Geschwader vor Warna und daß unter den Diplomaten des Vierverbandes die Ansicht Sigung des Oberhauses sagte Lord Cromer unter anderem: Die begann nach den Weisungen eines Wasserflugzeuges die Stadt Sonninos vorherrschend geblieben sei, wonach vorläufig von Beschränkung der parlamentarischen Erörterung hat die Kritik in und den Hafen zu beschießen. Unsere Küstenbatterien der Taktik der Vorschläge und Angebote an neutrale Staaten die Preise verlegt. Die Reibung hätte vermieden werden können, erwiderten das Feuer. 3wei russische Schiffe von abgesehen werden solle, bis der Vierverband auf den ver- wenn die Regierung nicht alle ihre Pläne und Handlungen mit einem der Klasse Tri- Swiatitelja wurden von Granaten schiedenen Striegsschauplägen entscheidendere Ergebnisse erlangt undurchdringlichen Geheimnis umgeben hätte. Es war die Pflicht oder Torpedos getroffen und versenkt. Die anderen haben werde. Wenn diese Erfolge erreicht seien, könne man der Regierung, in der Frage der Wehrpflicht gleich anfangs Schiffe zogen sich, von Unterfeebooten verfolgt, zurüd. Der vielleicht die Verhandlungen mit den Neutralen erfolgreich deutlich erklären, wieviel Soldaten fie Beschießung fielen einige Zivilpersonen zum Opfer, außerdem wieder aufnehmen. brauche, und daß die Wehrpflicht tommen müsse,