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wenn die A» Werbungen nicht genügten. Die Haltung der Regierung hatte eine schädliche und gefährliche Agitation zur Folge, die in einen Klassenkampf hätte ausarten können. Nun hat die Regierung die Aufgabe der Anwerbung Lord Derby über- tragen. Aber sie hätte eS vor sechs Monaten tun sollen. Wir stehe» jetzt wieder vor großen Meinungsverschiedenheiten. Der ganze Charakter deS Krieges hat sich in den letzten Wochen geändert. Die Deutschen   behaupten noch einen Teil Frankreichs   und fast ganz Belgien  , sie haben die russische   Offensive zum Stillstand gebracht und jetzt deir Krieg nach dem Orient getragen. Die Regierung möge wenigstens gewisse allgemeine Andeutungen geben, wie sie der Lage zu begegnen gedenke. Lord Cromcr fuhr fort: Kilchcner hat im Obcrhause zu selten gesprochen, und was er sagte, das hatte vorher schon in der Presse gestanden. Das Oberhaus und das Publi- kum iv erden nicht länger mit großer Geduld diese typischen amtlichen Erklärungen anhören. Wir verlangen etwa» mehr, was ein wirkliches Er- fassen der Lage zeigt und allgemeine Pläne der Regierung andeutet. In der Oeffentlichkeit herrscht die Meinung, daß die getroffenen Maßnahmen zusammenhanglose Schritte sind und daß die Bedeutung der Ereignisse nicht ernstlich gewürdigt wird. Lord Cromer   sagte schließlich, er wünsche keinen NegierungS- Wechsel, aber die Meinung sei stark verbreitet, daß es für ein Kabinett von 22 Ministern unmöglich sei. den Krieg wirksam zu führen. Lord LanSdowne führt- aus, er sei entschieden der Meinung, daß die Leistungsfähigkeit jeder Körperschaft im um- gekehrten Verhältnis zu ihrer zahlenmäßigen Stärke stehe. Aber weder in dem jetzigen, noch in dein früheren Kabinett sei es für strategische Dilettanten möglich gewesen, ihre Pläne den verant- wortlichen fachmännischen Beratern aufzudrängen. Die Fachleute seien auch bei politisch-militärischen Fragen durchaus zur Geltung ge- kommen, aber die letzte Entscheidung stehe dem Kabinett zu. Hier- auf machte Lord LanSdowne die bereits früher gemeldeten Aus- führungen über den Balkankrieg. Lord Willoughby de B r o k e sagte: Lord LanSdowne hat die ernste Lage Serbiens   zugegeben. Fast in jeder Ministerrede wurde betont, daß wir in den Krieg ein- getrete» sind, um die kleinen Nattonalitäteil zu schützen. Wenn das der Fall ist, so wäre eZ wünschenswert, daß wir künftig mehr Erfolg dabei hätten. Die Oeffentlichkeit wird sich fragen, weshalb die zum Schutze Serbiens   nötigen militärischen Vorbereitungen nicht längst beschlossen worden sind. Lord Loreburn   sagte, die Antwort Lord LanSdownes auf seine Anfrage wegen deS BalkanfeldzugeS habe keine genügenden Aufklärungen gegeben; er müsse eS jedem überlassen, daraus seine Schlüsse auf die Voraussicht der Regierung und die getroffenen Vorbereitungen zu ziehen. Er wolle der Regierung keine Schwierigkeiten machen, aber die Nation und die Soldaten selbst hätten beruhigende Versicherungen gebraucht. Die Rede Lord LanSdowneS habe keinen völlig befriedigenden Zu- stand enthüllt und nicht davon überzeugt, daß die Pläne reiflich er- wogen und vorbereitet würden. Es schienen N eberrasch un gen bevorzustehen. ES wäre verhängnisvoll, demgegenüber u n- vorbereitet und entschlußlos zu sein. die Vorgänge in Sukareft. Bukarest  , 28. Oktober. sT. U.) DaS BlattDimineata" will aus dem seinen Verletzungen erlegenen Handlungsgehilfen Chaim Silberstein einen Nationalbelden niachen und veröffcntljchl sei» Bild an keilender Stelle.Epoca" undLa Roumanic" beschäfligen sich damit, die Ereignisie des letzten Sonntag aufzubauschen. Dem- gegenüber geht die allgemeine Auffassung dahin, daß die llnionisten- liga sich stark kompromilierte. Sie entwickelte lein Programm, sondern betrieb nur die Aufreizung der Massen. Am Montag hielten die Führer der llnionisten Take �oneScu, Goga. Lukaciu, Jstratt und HindreSeu eine Beratung bei FiiipeScu ab und faßten den Beschluß, die Agilalion energisch fortzusetzen. Am nächsten Sonniag sollen in den Provinzstädten zahlreiche Versammlungen abgeballen werden. Gleichzeiiig mit der Unionistenversammlung am vergangenen Sonn- tag hielten auch die Sozialdemokraten in ihrem Parteilokal eine Versammlung ab. Nach mehreren Reden wurde auf Antrag RalovSliS der Beschluß gefaßt, die Regierung aufzufordern, der Kriegsagitation ein Ende zu bereiten und für die ganze Dauer des Krieges die Neutralität Rumäniens   zu erklären. Sturm in üer griechischen Kammer. Lyon  , 27. Oktober.ProgreS  " nieldet aus Athen  : In der Kammer lourde von der Gruppe der türklichen Deputierten eine Frage gestellt betreffend die den Türken gehörigen Güter, die von der türkischen   Regierung nach dein Balkankriege beschlagnahmt worden waren. Bei der Erörterung dieser Frage ergab sich eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Finanzminister DragumiS und VenizeloS wegen des mit der türkischen   Regierung abgeschlossenen Abkommens über den Austausch der von beiden Ländern beschlag- »ahmten Güter. VenizeloS wurde während seiner Rede ständig von den Mitgliedern der Regierungspartei unterbrochen, er erklärte darauf, die Regierung hänge von seiner Partei ab, die die Mehrheit besitze. ES entstand ein sehr großer Lärm. Die Sitzung wurde sür eine Stunde unterbrochen. In dieser Zeit hielt das Kabinett einen Ministerrat ab. Nach Wiederaufnahme der Sitzung gab Dragumis eine verbindliche Erklärung ab, in der er erklärte, die Rede BenizeloS entspräche seinen eigenen Anschauungen, abgesehen von einigen Borbehaiten, die er geltend machen müsse. So wurde eine K r i s i S vermieden.
der rutsche Generalftabsbericht. Petersburg, 28. Oktober.  (W. T. B.) A m t l i ch e r r u s s i s ch e r Bericht vom 27. Oktober. Westlich Riga   am Babit-See kleinere Zusammenstöße. Die Deutschen   setzten ihre Angriffe westlich O e x k i l l(25 Kilometer südöstlich Riga   an der Düna  ) ohne Erfolg fort, sie wurden erneut zurückgeworfen. Der deutsche Angriff in Richtung Neu-Selburg sls Kilometer west-nordwcstlich Jacobstadt) wurde gleichfalls durch unser Feuer zurückgeschlagen. An der Düna  von der Stadt L i e>v e n h o f, flußaufwärts I a c o b st a d t. bis in die Gegend von Jlluxt Artillerie- und Gewehrfeuer. Westlich Dünaburg  setzten die Deutschen   ihre Angriffe an mehreren Orlen fort; ihre An- strengungen hatten nirgends Erfolg. Die Kämpfe dauern an. Zeit- weise erreich!« das Artilleriefeuer die größte Heftigkeit. Südlich Dünaburg   bis zuin Prypet keine Kämpfe. Südlich des Dorfes Miedwiezc(10 Kilometer nordwestlich CzartorYSk) griff der Feind an. er stieß auf einen Gegenangriff, eS kon, zum Bajonettkampf. Bei dem Dorfe Kamiciucha sll Kilometer westlich CzartorhSk) warfen unsere Truppen die Deutschen  , welche in östlicher Richtung vorgingen zurück und machten Gefangene. Südwestlich deS'ktfleckeus Olyka(halbwegs Luck Rowno ö Kilometer südlich der Chaussee). gingen unsere Truppen vor. besetzten das Dorf Konstantinowka und die Verschanzungen des Gegner«. Der feindliche Angriff in der Gegend des Dorfes Drohiczowka(3 Kilometer östlich Zusammenfluß Sirypa Tnjestr) wurde durch einen Flanlenstoß von uns aufge. halten; der Gegner wurde auf Sjutromince(2 Kilometer südöstlich Drohiczowka) zurückgeworfen. Auf der KaukasuSfront keine Veränderungen. In der Ostsee   versenkten englische O-Boote vier deutsche Dampfer.
Der Fortgang öes Krieges. Von Richard Gädke. Berlin  , 27. Oktober. Nach einer Pause von drei Monaten haben die Italiener ihre Angriffe giyzen die österreichische Südwestfront im großen Stile er­neuert. Vielleicht nicht ganz freiwillig, sondern unter dem Drucke, den die Vorstellungen der Verbündeten auf ihre Heersleitung aus­geübt haben. Offenbar will diese sich an dem Balkanabenteuer ebensowenig beteiligen, wie an dem aussichtslosen Angriffe auf die Tardanellen. Es mag dahingestellt bleiben, ob hierfür nur mili- tärische und nicht auch politische Gründe mitwirken. Jedenfalls schein! der Verlauf aller drei Jsoiizoschlachten zu beweisen, daß schon die militärischen Gründe ausschlaggebend sein könnten, denn er stellt sich als ein großer fortgesetzter Mißerfolg dar. Im Lager der Oesterreicher siehr man diesen verzweifellen Stürmen mit einer Art geringschätzigen Mitleids zu und hält sie sür einen furchtbaren Massenmord. Man mag darin wohl recht haben, wenn man den großen Unterschied in der kriegerischen Tüchtigkeit zwischen An- greiser und Verteidiger berücksichligt. Daneben aber kommt in Be- tracht, daß der erste Angriff der Italiener, der am 29. Juni begann und am 5. Juli endete, mit nur vier Armeekorps, das heißt mit offenbar zu schwachen Kräften geführt wurde. So wurde der Ver- teidiger auf alle schwachen Punkte seiner Front aufmerksam und gewann Gelegenheit wie Zeit, seine Verteidigungsanlagen mehr und mehr auszubauen. Der zweite große Angriff setzte dann 13 Tage später mit erheb- lichen Verstärkungen, im ganzen mit 17 Divisionen, ein, und wurde an Ort und Stelle nach schwerer Feuervorbereitung mit großer Er- bitterung neun Tage lang fortgesetzt. Er brach überall zusammen; zu einem gleichzeitigen Ansturm auch gegen die Tiroler- und Kärntner   Front hatte der italienische Führer nicht den Entschluß gefunden oder nicht die zahlenmäßige Kraft zusammengebracht. Seine Verluste in diesem schweren Ringen wurden aus 100<XK) Mann geschätzt. Dann erlahmte die italienische Heerführung und zersplitterte sich in einem GebirgSkriege kleiner und kleinster Unternehmungen das Ganze zur Beruhigung des italienischen Volkes, dem man jeden Tag von den tapferen Angriffen der Truppen bald hier, bald da und von täglich gemachten Fortschritten berichtete. Wenn man aber jetzt das Ergebnis dieser lobhaften Fortschritte überschaut, so sieht man sofort, daß nach den eigenen Meldungen CadornaS die vorgeschobensten Teile noch immer nur an die Grenze beider Länder gekommen sind; nur bei Monfalcone  , im Küstenlande, wo die Oesterreicher gleich im Beginn deS Krieges freiwillig auf ihre Höhenstellungen zurückgingen, haben die Italiener in den fünf KriegSmonaten 29 Kilometer Raum gewonnen. Wenn dieFort- schritte" so weiter gehen, wird der zehnjährige Trojanische Krieg ein kurzes Liebesidyll gegen den Feldzug der Italiener sein und selbst die ewig jugendliche Helena   wird alt und grau werden, ehe sie vor die Tore Wiens gelangen. Diesmal haben sie nun dem Angriff nach dem Rezept ihres Vorbildes und Meisters Joffre   eine sehr lange Beschießung durch schwere und schwerste Geschütze vorausgehen lassen, ehe sie am 21. Oktober ihre Infanterie zum Swrm losließen. Sie haben sich aber zugleich bemüht, dem Angriffe eine breitere Grundlage zu geben, indem sie nicht nur an der Jsonzofront, sondern auch gegen Südtirol  , von Westen, Süden und Osten vorstießen. Man kann ihnen billig zugestehen, daß ihnen hier an einzelnen Stellen kleine Erfolge gwlüht baben, so in der Giudicaria und besonders im Ledro-Tale, westlich des GardaseeS  , im oberen Cordevole(östlich Bozen  ) und gegen Schluderbach. Aber auch diese Fortschritte haben sich ans die Fortnahme einiger österreichischer Vorstellungen be- schränkt, während die Hauptftellungen noch kaum bestürmt worden sind. Man braucht nur daraus hinzuweisen, daß die Italiener noch nicht einmal in den Bereich der Forts von Riva, am Nordende des GardaseeS  , gelangt sind. Tie Festung Trient   nun gqz, im Süd- zipfel Südtirols  , 19 Kilometer von der Süd-, 29 Kilometer von der Lstgrenze, liegt noch im tiefsten Frieden. An der Jsonzofront haben sie in den ersten vier Tagen der Schlacht auch nicht den leisesten Gewinn zu verzeichnen. Wo sie in einzelne österreichische Gräben eindrangen, wurden sie sofort oder prompt in der nächsten Nacht wieder hinausgeworfen. Ihre Ver- luste aber müssen auch diesmal sehr große sein. Um gerecht zu bleiben, müssen wir zugestochen, daß der Angriff auf modern ausgebaute Feldstellungen gegenüber der entsetzlichen Wirkung deS Maschinengewehrs, der Handgranate und des schweren Geschützes zu den schwierigsten Aufgaben gehört, die einer hervor- ragenden Truppe überhaupt zugemutet werden können. Die ffan- zösisch-englischen Angriffe in Artois  , in der Champagne, zwischen MaaS   und Mosel, aber auch die deutschen   Angriffe an der Äser- Front haben cS bewiesen. Man wird nach den bisherigen Ersah- rungen ziemlich allgemein annehmen dürfen, daß ein Angriff, der in der Wucht und Ueberraschung deS ersten TageS nicht durchstößt bis ins freie Feld, an den folgenden Tagen so gut wie gar keine Aussichten mehr hat. Geglückt ist der Sturm auf planmäßig be- festigte Feldstellungen bisher überhaupt nur den deutschen   Truppen, sosern man darunter den völligen Sieg und nicht nur die Fort- nähme einer größeren oder geringeren Zahl von Schützengräben vorderer Linie versteht. Wenn die Italiener gekosft haben, durch ihren dritten Angriff österreichische Kräfte zu bmden, die sich sonst gegen Serbien   gc° wandt hätten, so liegt auch darin eine große Selbsttäuschung. Der Angriff der beiden verbündeten Mächte gegen Serbien   ist offenbar so planmäßig vorbereitet worden, daß die Gesamtheit der Kräfte, die man für den Erfolg nötig hielt, sofort an der Donau   und Save- Linie versammelt wurden. Man rechnet also augenscheinlich gar nicht darauf, vom Südwesten oder Westen oder Osten noch weitere Verstärkungen heranholen jju müssen. Nach den neuesten Nach- richten der Hauptquartiere l«nd eS ja nicht nur die Armeen Koevetz und Gallwitz, die nach Serbien   eingedrungen sind, sondern im Osten hat eine weitere Kraftgruppe die Donau   bei Orsova   überschritten; und vom Westen her ist über die Dvina eine Armee Sarkotie süd- lich der Matschwa eingebrochen und hat Valjewo besetzt. Eine dritte Abteilung hat sich an der oberen Drina   des Brückenkopfes von Msi- grad(noch auf bosnischem Gebiete) bemächtigt und bedroht bereits die Verbindung des serbischen   Heeres mit Montenegro. Inzwischen hat die zweite bulgarische Armee sich in Neu- «erbten ausgebreitet, am 23. Oktober Uesküb uach hartem zwei- tägigen Kampfe genommen und somit die wichtige Bahnlinie UeSküb Ntsch in breiter Front nach Norden hin überschritten. Eine dritte Armee sichert die zweite Armee gegen Süden hin, gegen die um Saloniki sich versammelnden englisch  -französischen Streitkräfte. Sie ist bei Krivolac, an der Bahnlinie Saloniki Uesküb, 66 Kilo­meter von der griechischen Grenze, 119 Kilometer von Saloniki ent- fernt, auf französische   Truppen gestoßen. Diese wollen sichbe- hauptet" haben, sind also zum Angriff jedenfalls nicht stark genug gewesen. Für die Beurteilung der Gesamtlage auf diesem so wichtig ge- wordenen Kriegsschauplatz wäre eS nötig zu wissen, wieweit die Truppenlandungen der Gegner in Saloniki bereits gediehen sind und oh sie wirklich auf griechischen Einspruch hin ins Stocken geraten lud. Die sichtbare Verwirrung, in die die Leitung des Vierver- bandcS geraten ist, gestattet aber auch militärische Schlüsse, die für unsere«ache günstig sind. Offenbar ist, daß sie die Dardanellen- expedition noch nicht endgültig aufgegeben haben, weil sie die Rück- Wirkung auf die mohammedanische Welt fürchten. Andererseits aber haben sie mindestens zwei französische und eine englische Division von dort nach Saloniki überführt eine halbe Magregel, die ihre Nachteile in sich trägt. Es folgt daraus ferner, daß die Verstär- kungen nach Saloniki von weiter her. zumal aus Frankreich   selbst kommen müssen. Das allein wird die Versammlung der Expedi- tionSamee verlangsamen und besonder? die Sicherstellung ihrer vielfältigen Bedürfnisse. Auf Griechenland   ist in dieser Beziehung selbst in dem günstigen Falle nicht zu rechnen, daß dieses sich doch noch gezwungen sähe, auf die Seite des Vierverbandes zu treten.
Sonach hat sich die Lage der serbischen   Armee trotz ihrer tapse- ren Verteidigung in der letzten Woche wiederum verschlechtert. Soweit man aus dem Gange der Ereignisse schließen darff leistet sie den stärksten Widerstand nach O st e n hin, gegen die über den Timok vordringende erste bulgarische Armee des Generals Bojadiew. Darum ist dieser in dem äußerst wegearmeu Hock)- gebirge auch nur sehr langsam vorioärtZ gekommen; immerhin iit die Zentralfestung deS Landes, Nisch, von Nordosten und Offen her bereit bedroht, während das 69 Kilometer südöstlich gelegene Piro! eingeschlossen sein soll. Auch im Norden wehren sich die Serben mit verzweifelter Ene? nie gegen die überlegenen Kräfte Mackensens. Am 6., 7., 8. Oktober fand der Uebergang über Donau   und Save statt; am 21. Oktober hatten die verbündeten Heere die Linie Valjewo Arandjelovac Petrovac-Melnica, durchschnittlich 49 Kilometer südlich der Donau  , erreicht, das sind auf den Tag etwa 2% Kilometer Raum�winn. Man muß hierbei immer die traurige» Wegeverhältnisse und dis Hemmungen berücksichtigen, die der gebirgige Charakter des Landet jedem Angreifer bereitet. An Lebensmitteln hingegen scheint es noch nicht zu fehlen. In jedem Falle sehen wir das serbische Heer auf drei Seiten von feindlichen Streitkräften umgeben, die ihm in ihrer Gesamtheit weit überlegen sind. Ter ihm zur Verfügung stehende innere Raunt beträgt von Norden noch Süden zurzeit noch etwa 229 Kilometer, vom Osten nach Westen er verringert sich jeden Tag 160 Kilo­meter. Der Rückzug gegen Uesküb ist. ohne gewaltsamen Durchbruch im Kampfe, nicht mehr frei; es kann, wenn ihm nicht noch inr letzten Augenblick eine wenig wahrscheinliche Hilfe von außen kommt, im besten Fall noch gegen die montenegrinische Grenze weichen. Dort aber, in dem unwirtlichen Lande, das kaum den eigenen Bewohnern den notwendigen Unterhalt bietet, erwartet eS ein Feind, der schlimmer ist als die verbündeten Streitkräfte: der Hunger! Man sieht nicht recht, wie es seinem Schicksal noch entgehen könnte, auch wenn eS sich nur langsam vollziehen sollte. Im Westen wie im Osten Stellungskrieg! Es ist wunderlich! wie die Feinde undwohlwollende" Neutrale von einem Scheitern der Offensive gegen Rußland   sprechen können. Daß wir so vielen Gegnern gegenüber nicht auf allen Gebieten zugleich angriffsweisz verfahren können, ist ooch auch für den Laien leicht einzusehen. Die deutsche Kriegskunst hat sich ringsum Ellenbogenfreiheit ge- schaffen, die feindlichen Streitkräfte zurückgeworfen, einen Raum erobert, der größer ist als die Hälfte Deutschlands   und schickt sich nun an, auf einer Grenze, wo die Verhältnisse besonders günstig geworden zu sein scheinen, einen endgültigen Erfolg zu suchen. Das andere wird sich dann später finden. Von einem Scheitern unserer Pläne könnte man vernünftigerweise nur dann reden, wenn es unsere Absicht gewesen wäre, nach Petersburg   oder Moskau   zu gehen, und wir diesen Plan infolge des überlegenen russischen  Widerstandes hätten aufgeben müssen. Davon kann keine Rede sein; die Heere des Zaren sind ganz unschuldig daran, daß wir auch nach Osten hin uns zeitweise auf die Festhaltung des bereits Ge- wonnenen beschränken. Das ist unser eigener, freier Wille!
Der franzö'jlsche Tagesbericht. Paris  , 27. Oktober.  (W. T.®.) Amtlicher Bericht von heute nacki mittag: Südlich von L o o s warfen wir durch unser Feuer starke feindliche Patrouille zurück und zerstreuten sie. In der Champagne versuchten die Deutschen   im Lauff der Nacht einen neuen Angriff gegen unsere Schützengräben von La Courtina zu unternehmen. Der Angriff wurde durch unser Infanterie- und Maschinengewchrfeuer sofort angehalten und mißlang voll- ständig. Auf der übrigen Front war die Nacht ruhig. General Joffre richtete folgenden Tagesbefehl an die Truppen: Ter Oberbefehlshaber ist glücklich, den Armeen den TageS- befebl zu übermitteln, den Seine Majestät der König von England Ende seines Besuches an der französischen   Front an sie zu richten geruhte:Soldaten Frankreichs  , ich bin glücklich, den Wunsch, der mir seit langem am Herzen lag, habe verwirklichen zu können und Euch meine tiefe Bewunderung siir Eure Heldentaten, für Euren Schwung. Eure Zähigkeit und jene wunderbaren militä- rischen Tugenden aussprechen zu könne», welche der stolze Erb- teil deS französischen   Heeres find. Unter der glänzenden Füh- rung Eures hervorragenden Oberbefeblshabers und seiner aus- gezeichneten Mitarbeiter, Offiziere. Unteroffiziere und Soldaten machtet Ihr Euch um Euer teures Vaterland wohl verdient. welches Euch für Eure tapferen Bemühungen zu seiner Erhallung und Verteidigung ewig dankbar sein wird. Meine Armeen sind stolz, nch an Eurer Seite zu schlagen, Euch zu Kameraden zu haben. Mögen die Bande, welche uns vereinigen, bestehen bleiben und unsere beiden Länder immer eng verknüpft bleiben. Soldaten, nehmet meine herzlichsten und aufrichtigsten Grüße entgegen. Ich zweifele nicht, daß Ihr diesen gigantischen Kampf zu einem sieg- reichen Ende führen werdet. ES liegt mir im Namen meiner Sol- baten und meines Landes daran, Euch meine warme» Glückwünsche und meine besten Wünsche auszudrücken." Präsident Poincarö, der den englischen König während seiner Reise begleitete, schließt seine persönlichen Glückwünsche denjenigen Seiner Majestät an. Paris  , 28. Oktober.  (W. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t v o n g e st e r n abend. Siachdem unsere Truppen an der Straße A r r a S Lille südöstlich von Neuville- St. Vaast eine Reihe starker Minen- Herde zur Explosion gebracht und dadurch die deutschen   Schützen- grabe» und Drahthindernisse zerstört hatten, besetzten sie sofort die Erdtrichter. richteten sich dort ein und behaupteten sich trotz der hesligen Beschießung und mehreren Gegenangriffen des Feindes- Dieier erlitt ernste Verluste und ließ uns etwa dreißig Gefangene. Im Norden der Aisne   im Abschnit Roche  (westlich von Soissons  ) richtete da« planmäßige Feuer unserer Batterien bedeutende Beschädigungen an den Anlagen feindlicher Blockhäuser und llnterstände an. Oestlich von Reims   erncuerien die Deutschen   auf der Front von Farme des MarquieseS bis ProSneS ihren LngriffSversuch mit reichlicher Anwendung erstickender Gase. Unsere Truppen konnten sich wirksam gegen die aus den feindlichen Schützengräben kommenden Gaswolken schützen und brachen durch Sperrfeuer der Infanterie und Artillerie sofort die Bemühungen der Angrelser, die überall vollständig zurückgeschlagen wurden. Lebhafte Handgranatenkämpfe dauerten den ganzen Tag in den Schützen« graben nördlich von Ville sur Tourbe an, ohne daß eine bemerkenS- werte Aenderung erfolgte. Belgischer Bericht: Der Feind entwickelte heute vor- mittag eine große Tätigkeit auf der belgischen Front. Seine Artillerie beschoß Furnes, Loo» und mehrere Stellen unserer Front. Nördlich von Sleenstraate Bombenkämpje. ßrenchs Meldung. London  , 28. Oktober.<W. T. B.) Bericht deS Feldmarschalls French. Seit dem 24. Oktober ist der Zustand an unserer Front unverändert. Auf beiden Seiten wird mit Minen gearbeitet, die Ergebnisse haben aber wenig Bedeutung. Die feindliche Artillerie lrat östlich von Dperii und südlich vom La Bassöe-Kanal in Tätig- keit. Wir dearnwortcUn das Feuer sehr wirksam. Unsere Flieger schössen gestern zwei deutsche Flugzeuge ab, das eine fiel in unsere Linien, das andere hinter die feindliche Front.
Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom  , 23. Oktober.  (W. T. B.) Kriegsbericht vom Mittwoch, Bon unseren neuen Stellungen au» auf dem rechten Ufer der Slsch