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Zufriedenheit im Hause herrsSe, weil eZ diese Fragen nicht erörtern könne, über die das Oberhaus debotnert habe. Lloyd George sagte. es sei kein Grund zur Unzufriedeuheit vorhanden. Volle Gelegen- heit zur Debatte werde gegeben werden. S o o p e r fragte, ob H a l d a n e noch an der Negierung teilnehme, worüber Asqmth die Nation im Dunkel lasse. Haldane habe kürzlich einen Besuch an der Front gemacht und sich nach der Rückkebr sofort ins Kriegsamt und Auswärtige Amt be- geben, wo er sich lange aufgehallen habe. A s g u i t h habe dem Parlament und dem Publikum eine irresührende Auskunst gegeben, als er sagte, dag Haldanes Besuch an der Front mit keinem Austrag verbunden gewesen sei. Der Redner sprach die Hoffnung aus, daß Asquith Haldane endgültig und völlig von der Regierung ausschließen oder offen sagen werde, in- wiefern Haldane an der Regierung teilnehme und welche Verantwortung er in Verbindung mit dem Kriege habe. D i l l o n sagte, der Pressefeldzug gegen Haldane sei einer der schimpflichsten Vorgänge während des Krieges gewesen. Der Redner begrüßte es, daß ein Abgeordneter den Mut gefunden habe, die Ver- antwortung für die skandalösen und gemeinen Angriffe zu über- nehmen, so daß man darauf antworten könne. Haldane sei durch die Gossepresse Northcliffes aus dem Amt getrieben worden. Diese Blätter seien in den letzten Monaten die besten Freunde Deutschlands gewesen und seien täglich von der deutschen Presse als Beweis dafür zitiert worden, daß England den Krieg fürchte und ihn völlig satt habe. Hai- dane sei diesen Eipresiern geopfert worden. Sein Verbrechen sei gewesen, daß er England ermahnt habe, das Beste des preußischen Systems nachzuahmen, und er habe recht. Die Ueberpalriolen er- zählten jetzt im Lande, daß England ge�en eine Barbarennation kämpie, aber dieie Hunnen seien den Englandern in gewissen Künsten der Zivilisation überlegen, namentlich im Unterrichtswesen, und weil Haldane den Mut gehabt habe, das zu sagen, sei er von der Nortbcliffepresie verfolgt worden. London , 23. Oktober. (W. T. B.) Unterhaus. B r y c e(liberal) fragte, ob inoffizielle Verhandlungen zwischen vcranl- wörtlichen Personen in London und Berlin wegen Ab schlusses eines baldigen Friedens stattgefunden hätten, ob in derselben Absicht durch einen offiziellen Vertreter irgend- einer neutralen Macht Erkundigungen eingezogen worden sein und ob der Ministerpräsident noch an der Erklärung in der Guildhall festhalte. Lloyd George antwortete: Die Worte Asquiths gelten noch immer.(Lauter Beifall.) Wir würden nicht daran denken, Friedensverhandlungen an« zuknüpfen außer im Einvernehmen mit den Alliierten und in Uebereinslimmung mit dem Ab- kommen vom September 1314. Dies ist stets vollkommen deutlich gewesen, und ich weiß nicht, worauf die Frage hinaus will. Bryce bemerkte, Lloyd George habe den ersten Teil der Frage nicht besonders beantworter. Llopd George erwiderte, nachdem er die Punkte der Frage nochmals durchgesehen halte, emphatisch: Gewiß nicht. Ein ruPscher Aufruf. Wolffs Telegraphenbureau meldet unter denr 28. d. M.: Russische Blätter veröffentlichen den Wortlaut eines Auf- ruf>5 der ru s fische ir Sozialisten an das russische Proletariat. Sie fordern die Arbeiter eindringlich auf, sich jeder Handlung darin zu enthalten, die unmittelbar oder mittelbar dem Feinde nützen könne. Es heißt in denr Aufrufe. daß alle Sozialdeinokraten in der Auffassung einig seien, daß eine russische Niederlage im Kriege gleichbedeutend mit einer Niederlage im Kampfe für die Freiheit sei und daß die Nieder- läge in erster Linie das Proletariat treffen werde. Das arbeitende russische Volk wolle kämpfen gegen die Wirtschaft- liche, politische und kulturelle Bedrohung durch Deutsch- land und gegen die Sklaverei, die mit dem Vor dringen Deutschlands verbunden sei. Der Aufruf verwirst den Gedanken eines Sondersriedens, der die größte Gefahr für die Demokratie bedeute. Der Leiter der Arbeitergruppen der Duma K e r e n s k y halle eine lange Unterredung mit dem K r i e g s m i n i st e r." Es handelt sich bei diesem Aufruf offenbar um die Kundgebung einer Gruppe von russischen Sozialdemokraten und Sozialrevolutio- nären um P l e ch a n o w und A l e x i n s k y, die kürzlich im Aus- lande eineKonferenz" abgehalten haben. Besondere Bedeutung ist dem Aufruf nicht beizumessen, da die große Mehrheit der Arbeiter, wie noch dieser Tage der Beschluß der Petersburger Arbeiter, den Zentralkriegsausschnß zu boykottieren, erwies, es ablehnt, den Krieg alsBefreiungskrieg" anzusehen. Daß die abweichende Meinung des nationalistischen Häufleins in den russischen sozialistischen Parteien bei den unorganisierten Arbeitern einigen Anklang findet� kann nicht Wunder nehmen. Ebenso wenig verwunderlich ist die Tatsache, daß die bürgerliche Presse, die die Anschauungen der Mehr- heit der russischen Arbeiter systematisch vor der Leserwelt fälscht wie auch in anderen Ländern mit besonderem Eifer sür die nationalistischen Sozialisten Reklame macht. In der obenstekendcn Meldung ist schließlich richtig zu stellen, daß Kerenskh nieLeiter der Albeitergruppen der Duma" ge- Wesen ist. Er ist Führer der aus radikalen Bauernabgeordneten be« stehendenArbeitergruppe"(Trudowaja Gruppa), die sich nie als sozialistische oder Arbeitergruppe bezeichnet hat und auf eine solche Bezeichnung auch keinen Anspruch hat. falsche Gerüchte. Berlin , 29. Oktober. (W. T. B.) DieNorddeutsche All­gemeine Zeitung" schreibt unter der Ueberschrift: Ein falsches Gerücht. Das von einzelnen holländischen Zeitungen mitgeteilte Gerücht, daß neuerdings einige 80 Belgier wegen Kriegsverrats und Spionage in Lüttich zum Tode verurteilt seien, beruht auf freier Erfindung. In Lüttich sind in letzter Zeit weder Todesurteile wegen Be- günstigung des Eintritts von Belgiern in feindliche Armeen ergangen, noch ist dort überhaupt ein Verfahren in einer derartigen Strafsache anhängig." Ferner meldet dieNorddeutsche Allgemeine Zeitung' unter dem Titel: Das erfundene Guthaben. Mehrere englische Blätter haben die Nachricht gebracht, daß der Deutsche Kaiser bei der Bank von England ein Piivatguthaben von 1 Million Pfund Sterling besitze, welchen Beirag die englische Re- gierung als Vergeltungsmaßregel gegen die Person des Kaisers zu beschlagnahmen beabsichtige Wir können feststellen, daß diese Nachricht jeder Grundlage cnt« kehrt, da der Deutsche Kaiser überhaupt kein Privalgulhaben bei der Bank von England besitzt."

politische Uebersicht. Tie Alldeutschen. Der Gesamtvorstand des Alldeutsche» Verbandes hat am vorigen Sonntag in Berlin einegeschlossene und vertrauliche" Sitzung ab- gehalten, über die folgender Bericht vom Alldeutschen Verband ver- breitet wird, dessen Bedeutung mehr zwischen denZeilen liegt: Die Tagung wurde, wie üblich, vom Vorsitzenden, Rechts- anwall Claß, mit einem eingehenden Bericht über die politische Lage eröffnet, der, gestützt auf zahlreiche bemerkenswerte Einzeltatsachen. ein wahrheitsgetreues, ungemein

belangreiches, allerdings nicht durchgängig erfreu- l i ch e s Bild der gegebenen Wirklichkeit zeichnete. Im weiteren Verlaufe der Sitzung überbrachte einer der Führer der jungflämischen Beweguna. Pfarrer Domela Nieuwenhuis (Gent ) unter Darlegung der fläii.uchen Wünsche und Ziele die Grüße dieses Bruderstommes, während Ritterguts- besitzer Silvi Broederich aus Kurland dem Alldeutschen Ver- band die Grüße und den Dank der Balten sür die ihnen vom Verbände allezeit bekundete Treugesinnung übermittelte: Dr. M. Hainisch, Wien , berichtete über die Stimmung und die Wünsche des Deutschtums in dem verbündeten Oesterreich-Ungarn. Alle drei Redner, deren Berichte der Tagung im besonderen Maße den alldeutschen" Stempel aufdrückten, fanden stürmischen Beifall." In den Gesamtvorstand des Alldeutschen Verbandes sind u. a. gewählt worden: Gcheirmat Kirdorf und der nationalliberale Ab- geordnete Bacm eister(Elberfeld ) sowie der Führer der früheren alt- nationallibcralen Gruppe: Fuhrmann.

Aus der Zentrumspartet. Der Reichsausschuß der deutschen Zentrumspartei hat sich am 24. Oktober mit den Friedenszielen, mit sozialen Fragen und mit der Volksernährung beschäftigt. Laut dem Bericht derKölnischen Volkszeitung" Mr. 880) wurde zur Friede usfrage eine Entschließung angenommen, die sich im allgemeinen mit der Haltung derNational- liberalen und der Konservativen deckt. In den L e b e n s m i t t e l f r a g e n wurdeüberaus scharfe" Kritik an den verspäteten und lückenhaften Maßnahmen des Reichsamts des Innern geübt, Es wurde eine nachdrückliche Eingabe an den Reichskanzler beschlossen, die dem Reichs- kanzler mit entsprechenden Begleitworten persönlich übergeben werden soll. Zusammenfassend wird von den Verhandlungen gesagt: Die Zenlrumsparlei braucht ihre Grundsätze und die allgemeine Richtung ihrer Politik gemäß den jetzt geni achten Erfahrungen in keinem Punkte abzuändern. Theorie und Praxis der Partei haben auch wählend dieses Weltkrieges die Probe bestanden, ge- wisiermaßen die geistige Feuerlaufe erhalten." Für die politischen Kämpfe nach dem Kriege seien schon jetzt die notwendigen Vorbereitungen getroffen.

Tic Behandlung der Sozialdemokratie in Bayern . Am Mittwoch fand die erste Sitzung des Gemeinde- beamtengesetz-Ausschusses in der neuen Session des bayerischen Landtages statt. Die Beratung setzte ein bei dem Art. 12. Am Ende einer längeren Geschäftsordnungdebatte gab der Staatsminister v. Soden im Namen der Staatsregierung die folgende Erklärung ab: Die Begründung zu Art. 12 Abs. 1 des Entwurfes legt dar, daß sich ein berufsmäßiger Gemeindebeamter durch eine Betätigung als Sozialdemokrat der Achtung n n- würdig machen würde, die sein Amt erfordert und daß er deshalb disziplinar zu ahnden wäre. Angesichts der vaterländischen Haltung, die im gegenwärtigen Kriege auf dem Boden der gel- tenden Staatsordnung auch von selten der Sozial- demokraten an den Tag gelegt wurde, hält die K. Staats- regierung jene Darlegung nicht aufrecht und erachtet damit diese Stelle der Begründung als weggefallen. Hierbei steht die K. Staatsregierung auf dem Stand- Punkt, daß der Wortlaut des Art. 12 unverändert zu bleiben hat und hofft, daß die Beratungen über den Gesetz- entwurf in Kürze zu Ende geführt werden." Die bayerische Regierung beabsichtigte, den Ausgleich des Staatshaushalts durch einen 25 prozentigen Zuschlag zu den Staatssteucrn zu erzielen. Da der Finanzausschuß der Ab- geordnetenkammer hierfür aber wenig Neigung zeigte, ist jetzt eine zeitweilige Aussetzung der Schuldentilgung in Aussicht genomnien worden. Auf die Erklärung, die am Mittwoch im Ausschusse des bayerischen Landtages zur Beratung des Gemeiildcbcamten- gesetzcS der Staatsminister v. Soden zum Artikel 12 dieses Gesetzes gab, haben unsere Genossen am Donnerstag folgendes geantwortet: Die Staatsregierung stellt sich mit ihrer zu Artikel 12 des Gemeindebeamtengesetzes abgegebenen Erklärung auf den Standpunkt, daß ein berufsmäßiger Gemeindebeamter durch eine Betätigung als Sozialdemokrat sich nicht der Achtung unwürdig mache, die sein Amt erfordert, und daß er deshalb disziplinär nicht zu ahnden sei. Wir erkennen an, daß damit die Staatsregierung ihre Absicht bekundet hat, eine gegen eine bestimmte Partei gerichtete Tendenz aus dem Artikel 12 aus- zumerzcn. Da indessen für die Rechtsprechung nur der Gesetzes- text und nicht Regierungserklärungen zu Gesetzesentwürfen maßgebend sind, ersuchen wir die Staatsregierung, die selbst- verständliche Folgerung aus ihrer Deklaration zu ziehen und dem Absatz 1 des Artikels 12 des Gemeindebeamtengesetzes den folgenden Satz anzufügen: Diese Achtung verletzt der Gemeindcbeamte nicht durch Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte und Betätigung seiner politischen, religiösen und wissenschaftlichen Ueber- zcugung.""_

das tägliche Srot. Reichsbutterkarten. Der Beirat der ReichSprüfungS stelle für Le- ben§ mittelpreise trat am Freitagvormittag unter dem Vorsitz des MinisterialdirekiorS Luiensly in seinem Ausschuß für Milch, Bulter, Käie und Eier zunächst in Erörterungen über die Verbrauchsregelnng von Butter und Kunst fetten ein. Im allgemeinen ging die Ansicht dahin, daß die Einführung von Reichsbutterkarten zur Einschränkung und gleichmäßigen Regelung des Verbrauchs erwünscht sei. Ferner wurde Mitteilung über die in Aussicht genommene Regelung der Preise und Ver- tcilung der Kunstspeisesette gemacht. Die Fette sollen vorzugsweise der minderbemittelten Bevölkerung zur Verfügung gestellr werden. Für unbedenklich erachtet wurde die Einschränkung der Erzeugung von Fettkäse, während die Herstellung von Weichkäse, besonders von Quark, allgemein für erwünscht erachtet wurde, und zwar unter Fest- setzung von Höchstpreisen. Auf eine einheitliche Regelung sür das ganze Reich wurde von mehreren Seiten Wert gelegt.

Tie Bundesratsvcrordnung über Fleisch- und Fett- verbrauch. § 1. Dienstags und Freitags dürfen Fleisch. F l e i s ch w a r e n und Speisen, die ganz oder teilweise auS Fleisch bestehen, nicht gewerbsmäßig an Verbraucher v e r a b- o l g t werden. Dies gilt nicht für die Lieferung unmittelbar an die Heeresverwaltungen und an die Marineverwaltung.

§ 2. In Gastwirtschaften, S ch a n k- und Speise- wirtschaften sowie in Vereins- und Erfrischungsräumen dürfen 1. Montags und Donnerstags Fleisch, Wild, Geflügel, Fisch und sonstige Speisen, die mit Fett oder Speck gebraten, gebacken oder geschmort sind, sowie zerlassenes Fett und 2. Sonnabends Schweinefleisch nicht verabfolgt werden. Gestattet bleibt die Verabfolgung dcS nach Nr. 1 oder 2 ver- botenen Fleisches als A u f s ch n i t r auf Brot. § 3. Als Fleisch im Sinne dieser Verordnung gilt Rind-, Kalb-, Schaf-, Schweinefleisch, sowie Fleisch von Geflügel und Wild aller Art. Als Fleischwaren gelten Fleischkonserven, Würste aller Art und Speck. Als Fett gilt Butler und Butterschmalz, Oel, Kunstspeisesette aller Art, Rinder-, Schaf und Schweinefett. § 4. Die Beamten der Polizei und die von der Polizdi beauftragten Sachverständigen sind befugt, in die Geschäfts- räume der dieser Verordnung uuterligenden Personen, insbesondere in die Räume, in denen Fleisch, Fleischwaren und Fett gelagert, zu- bereitet, feilgehalten oder verabfolgt werden, jederzeit ein zu- treten, daselbst Besichtigungen vorzunehmen, GeschäitSaufzeich- nungen einzusehen, auch nach ihrer Auswahl Proben zum Zwecke der Untersuchung gegen Empfangsbestätigung zu entnehmen. Die Unternehmer sowie die von ihnen bestellten Betriebsleiter und Aufsichtspersonen sind verpflichtet, den Beamten der Polizei und den Sachverständigen Auskunft über das Verfahren bei Her- stellung ihrer Erzeugnisse, über die zur Verarbeitung gelangenden Stoffe und deren Herkunft sowie über Art und Uinfallg des Absatzes zu erteilen. Z 6. Die Unternehmer haben einen Abdruck dieser Verordnung in ihren Verkaufs- und Betriebsräumen auszuhängen. § 7. Mit Geldstrafe biö zu e i n t a u s e n d f ü n f- hundert Mark oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten wird bestrast: 1. wer den Vorschriften des Z 1 oder des§ 2 zuwiderhandelt: 2. wer den Vorschriften des§ 6 zuwider Verschwiegenheit nicht beobachtet oder der Mitteilung von Geschäfts- oder Betriebsgeheim« nisten sich nicht enthält: 3. wer den im§ 6 vorgeschriebenen Aushang unterläßt; 4. wer den nach§ 10 erlassenen Ausführungsvorschriflen zuwider­handelt. In dem Falle der Nr. 2 tritt die Verfolgung nur auf Antrag des Unternehmers ein. 8 8. Die zuständige Behörde kann Gastwirtschaften, Schank- und Speisewirlschafien, Vereins- und Erfrischungsräume schließen, deren Unternehmer oder Betriebsleiter sich in Befolgung der Pflichten unzuverlässig zeigen, die ihnen durch diese Verordnung oder die dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen auferlegt sind. Das gleiche gilt für sonstige Geschäfte, in denen Fleisch, Fleischwaren und Speisen, die ganz oder teilweise aus Fleisch be­stehen, feilgehalten werden. Gegen die Verfügung ist Beschwerde zulässig. Ueber die Be- schwerde entscheidet die höhere Verwaltungsbehörde endgültig. Die Beschwerde bewirlt keinen Ausschub. § 3. Die Vorschriften dieser Verordnung finden auch auf Verbrau cherverein ig un gen Anwendung. 8 10. Die Landeszentralbehörden erlassen die Bestimmungen zur Ausführung dieser Verordnung. Sie bestimmen, wer als zu- ständige Behörde und als höhere Verwaltungsbehörde im Sinne dieser Verordnung onzuiebe» ist. Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bezeichneten Behörden sind befugt, an Stelle der in den 88 1 und 2 bezeichneten Tage andere zu bestimmen sowie Ausnahmen von den Vorschriften in den 88 1 bis 3 zu gestatten. 8 11. Diese Verordnung tritt mit dem 1. November 1313 in Kraft. Der Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außer­krafttretens. Berlin , den 23. Oktober 191S.

Obstverwertung. 25?. T. B. meldet: Bor einigen Wochen ist bei der Zentral-Ein« kaufSgesellschaft in Berlin ein Kriegsausschutz der deutschen Obst- derarbeitungsinimstrie ins Leben gerufen worden, der sich aus Vertreter der Obstkonsrrven- und der Marmeladenindustrie zu, sammensetzt. Die Aufgabe dieses Kriegsausschusses war, die über- aus reichliche Obsternte dieses Jahres der Industrie bzw. dem Ver- brauch zuzuführen und damit der minderbemittelten Bevölkerung ausreichende Mengen billiger Aufstrichmittel als Ersatz für Fett und Butter sicherzustellen. Diese Aufgabe ist bis jetzt durchaus be- friedigend gelöst worden. Tie Obst verarbeitende Industrie ist mit so großen Mengen von Obst zur Erzeugung von Marmeladen per- sehen worden, daß einzelne Fabriken in diesem Jahre das Doppelte und Dreifache an Marmeladen erzeugen werden wie in früheren Jahrein Ferner ist es durch die Vermittelung der Stadtverival- tungen gelungen, große Mengen frischen Obstes direkt dem Ber - brauch der breitesten Volkskreise zuzuführen. Bis jetzt haben schon etwa 200 Städte, einzelne davon bis zu 10 Wagen Obst bestellt, so daß auf diese Weise ganz bedeutende Obstmengen in den Verbrauch übergegangen sind, die sonst infolge des großen LlngebotS voraus­sichtlich verloren gegangen wären. In der letzten Sitzung des Kriegsausschusses sind die Preise, die den Obstzüchtern gezahlt werden, abgeändert worden. Danach werden für Aepsel vom 1. November ab b, M., vom 1. Dezember ab 6, M., für Birnen 4,50 M. bzw. 5,50 M. für den Zentner gezahlt. Die Mnahmebedingungen sind in einer Anleitung nieder- gelegt, die vom Kricgsausschuß der Obstvcrarbeitungsindustric, Berlin , Französische Straße 14, kostenlos zu beziehen ist. Auch die katholischen Arbeiter werden unruhig. Der Herb st delegierten tag der katholischen Arbeitervereine von Köln verlangt in einem Tele- gramm an den Reichskanzler ungesäumt energische Maßnahmen gegen die ins Ungemesscne steigenden Preise der allernotwendigsten Lebensmittel. Das Telegramm schließt: Nur so kann in den breiten Schichten des Volkes die bis- herige opferfreudige Stimmung erhalten und befördert werden."

Letzte Nachrichten. Meldung des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 29. Oktober,(W.T.B.) Das Haupt- quartier berichtet von der D a r d a n e l I e n f r o n t: Bei Anaforta traf eine von unserer Artillerie abgeschossene Bombe ein feindliches Munitionsdepot. Sie brachte es zur Entzün- dung. Der Brand dauerte fünfzehn Minuten. Unsere Ar- tillerie zerstreute feindliche Truppen, die Verschanzungen aus- warfen. Die Antwort des Feindes hatte kein Ergebnis. Bei Art Burun schleuderte der Feind in der Nacht vom 28. Oktober bis zum Morgen Bomben gegen die Gräben auf unserem rechten Flügel. Am 28. Oktober bei Tage eröffnete die feind- liche Artillerie ein wirkungsloses Feuer in verschiedenen Rich- tungen. Bei Sedd ul Bahr gegenseitiges Artilleriefeuer und Kampf mit Bomben und Torpedos. Der Feind schoß gegen unseren linken Flügel ungefähr tausend Geschosse ab, die nur Erdstürze in einigen unserer Schützengräben hervorriefen. Sonst nichts von Bedeutung.