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the Soziales.

Arbeitsverdienst und Kriegerfranen.

Der Unterstützungsausschuß der Stadt Dortmund   hat befchloffen, daß vom 1. November d. J. ab der Arbeitsverdienst der Krieger­frauen, namentlich soweit sie als Arbeiterinnen auf induſtriellen Werken beschäftigt sind, in der Regel nicht mehr bei der Festsetzung der Kriegsunterstüßung berücksichtigt werden soll. Eine Kürzung der Unterstützung findet bei diesen Familien in der Regel also nicht mehr statt.

Ein verständiger, mit dem Gesetz übereinstimmender Beschluß, dem man Gültigkeit für alle Gemeinden wünschen muß.

faßte er einen raffinierten Plan, um sich in den Besitz von fremden Legitimationspapieren zu sehen. Er inserierte in einer Zeitung nach Schlossern, die für ein Unternehmen auf dem Flug­platz bei Berkenbrück   monatlich 200 M. Gehalt erhalten sollten. Von den etwa 50 Bewerbern suchte er den Schlosser Willy Krause  , dessen Statur seiner ähnlich war, aus und engagierte ihn angeblich Flugplatz im Forst bei Berfenbrück von hinten nieder, raubte die für den Flugplatz. Dann schoß er ihn auf dem Wege nach dem Legitimationspapiere und schleifte die Leiche an einen versteckten Platz im Walde. Dort wurde sie am 30. August von einer Arbeiterfrau beim Pilzesuchen entdeckt. Die Radfahrkarte Krauses führte zur Feststellung seiner Persönlichkeit. Weitere Nach­forschungen lenkten den Verdacht auf den Angeklagten als den Mörder. Dieser wurde Anfang September in der Edisonstr. 10 in Oberschönereide verhaftet. Er hatte unter dem Namen des Ermordeten Beschäftigung als Schlosser in den Elektrizitätswerken Erleichterung zwecks Einstellung weiblicher Arbeitskräfte. gefunden. Vor Gericht bestritt der Angeklagte, daß ein überlegter Das sächsische Ministerium des Innern hat die Gewerbe- Mord vorliege, es habe nur Totschlag vorgelegen. Als er dem Inspektoren ermächtigt, um in der Striegszeit die Einstellung Krause die Papiere gewaltsam entreißen wollte, habe dieser sich weiblicher Arbeitskräfte in den Fabriken zu erleichtern, die gewehrt. Ohne Ueberlegung habe er dann mit dem Revolver los­Vorschriften, die die Beschäftigung erschweren, zu mildern. gefeuert. Die Abschwächungen der gemeinen Tat konnten bei den Geschworenen Glauben nicht finden. Die dadurch ermöglichte Beseitigung von Arbeiterinnenschutz­vorschriften ist bedauerlich, da sie unheilvolle Folgen zu­ungunsten der Arbeiterinnen und des Nachwuchses nach sich ziehen kann. Deshalb wäre zu wünschen, daß nur in den allerdringendsten Fällen eines Notstandes von der Ermächtigung Gebrauch gemacht wird.

,, Moralische Führung" im Zeugnis.

Aus aller Welt.

Das Los der Kriegerfrauen.

Nachsicht übte, doch daran ist nicht zu denken. Soeben war die Wirtin bei mir, ob ich nicht die Miete bezahlen könnte, da ich doch gestern geiviß 20 bis 30 M. Konsumgeld erhalten hätte. 30 M., du lieber Gott, wo sollten die bei dem Wenigen, das ich faufen kann, herkommen. Für 5 M. hatte ich Warenschulden, die ich in Abzug bringen ließ, und etwas faufte ich noch, so daß mir noch ganze 3 M. verblieben. Als mein Mann noch zu Hause war, haben wir uns stets für das Geld Kraut und Kartoffeln und Winterkleider gekauft. Diesmal ist nicht daran zu denken, ob­gleich die Kinder halb nackend gehen. Wenn den Hauswirt zu seiner Handlungsweise die Not drängen würde, dann würde ich nichts sagen. Doch dem ist durchaus nicht so. Am Sonntag erst hat er ein Schwein geschlachtet. Wenn das noch weiter so geht, dann weiß ich nicht mehr, was ich noch anfangen soll.

In diesem Sinne schreibt die Frau noch eine Weile weiter, einfach und schlicht. Man sieht, daß sie trotz ihrer Verzweiflung allzukräftige Ausdrücke vermeidet, was auf einen geduldigen Cha­rakter der Frau, die in Polsnis( reis Waldenburg) ansässig ist, schließen läßt. Und doch, welcher Jammer und welche Empörung über das ihr aufgezwungene unverdiente Schicksal spricht aus dem Briefe dieser Frau. Es ist eine einzige Anklage nicht nur gegen das Schicksal selbst, sondern auch gegen die Menschen, die es nicht zu mildern verstehen, besonders aber gegen die, die es noch durch ihre Unersättlichkeit verschlimmern.

In welcher verzweifelten Lage sich jetzt ein großer Teil der Verzweiflungstat einer Mutter. Aus München   wird gemeldet: Striegerfrauen befindet, davon gibt der Brief einer Frau Zeugnis, In Lauen bei Bad Schönau   hat die Frau des wegen Betrüge­den die Schlesische Bergwacht" dieser Tage zum Abdruck brachte.reien im Gefängnis fißenden Arbeiters Lukas Gderlein ihren brei Kindern das Leben genommen. Sie brachte den Sindern mit einem Rasiermesser schwere Schnittwunden am Halse bei. Das älteste Mädchen konnte trotz der schweren Ver= legungen fliehen, brach aber bald darauf tot zusammen. Die anderen beiden Kinder starben sofort. Die Mutter brachte sich selbst schwere Verlegungen bei und liegt hoffnungslos im Krankenhaus. Der Grund der Tat liegt in der Verzweiflung über die Bergehen des Ehemannes.

Das Handlungsgehilfen und Gewerbegehilfen auf ihr Da dieser Brief typisch ist für die Verhältniffe, in denen die Verlangen über ihre Führung auszustellende Zeugnis hat sich Striegerfrauen mit ihren Kindern leben, die nur auf die Unter nur auf die Führung im Dienst, nicht auf die außerdienststübungen angewiesen sind, bringen auch wir ihn auszugsweise zur liche Betätigung des Arbeiters zu erftreden. Eine Verlegung Kenntnis. Die Frau schreibt: dieses Grundsages spielte in einem vor dem hiesigen Kauf­mannsgericht jett geführten Prozeß eine Rolle.

folgenden

Ein im Kaffee- Großgeschäft von Schöning beschäftigt gewesener Verkäufer verlangte dort Schadenersaß, weil es ihm nach seiner Angabe unmöglich sei, mit dem ihm von der Beklagten ausge= händigten Zeugnis eine Stellung zu finden. In dem Zeugnis steht nämlich: Seine moralische Führung ist zum großen Teil zufrieden­stellend gewesen. Daran hätten, wie Stläger behauptet, alle Arbeit. geber Anstoß genommen. Nach dem Grund dieser Testierung ge= fragt, gab der Geschäftsführer der beklagten Kaffee- Großhandlung an, Kläger   habe sich zwar im Geschäft nichts zuschulden kommen laffen, aber privatim ein ausschweifendes Leben geführt. Das Kaufmannsgericht fällte Schiedsspruch: Die Beklagte ändert das Zeugnis dahin ab, daß die Führung als zufriedenstellend" bezeichnet wird. Das Wort ,, moralisch" fällt fort. Außerdem zahlt die Beklagte eine Entschädi­gung von 60 M. Nach einstimmiger Ansicht des Kollegiums denke man, wenn man im Zeugnis von einer nicht ganz einwandfreien moralischen" Führung lese, an einen Griff in die Kasse oder ähn liche Vergehen, niemals aber an seine private Lebensführung. Man fönne eine derartige Lebensweise vielleicht sehr mißbilligen, aber schließlich sei der Chef nicht der Vormund und Sittenwächter feines Angestellten. Mit dem ausgestellten Zeugnis brauchte sich auch G. gar nicht um Stellung zu bemühen, denn darauf hätte ihn doch fein Chef engagiert. Der Schiedsspruch wurde von beiden Parteien angenommen.

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Gerichtszeitung.

Mietsschwindler.

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Ein Verbrecherpaar, welches zahlreiche Vermieter und Vermieterinnen in der Umgegend von Berlin   geschädigt hat, wurde gestern der 3. Straffammer des Landgerichts III   aus dem Zuchthause vorgeführt.

Heinrich Saberland und die Plätterin Anna Uhle, beide schon erheblich vorbestraft, verübten zahlreiche Diebstähle in der Weise, daß sie als Ghepaar, bisweilen auch als Brautpaar, auf­traten und in den verschiedensten Teilen Groß- Berlins   sich bei Ver­nietern ein oder zwei möblierte Zimmer mieteten, dann die erste sich bietende Gelegenheit benutten, um Geld oder Geldeswert zu stehlen und auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Beide sind vor einiger Zeit zu bezw. 3 Jahren Zuchthaus ber­urteilt worden. Jetzt lag noch ein Fall zur Beurteilung vor, in welchem die Angeklagten in der geschilderten Weise bei einer Witwe cinen Schrank erbrochen und eine Summe von 28 M. gestohlen Hatten. Haberland erhielt eine Busabstrafe von einem Monat, die Uhle eine solche von zwei Monaten Buchthaus.

Der Mord in Berkenbrück  .

Das Schwurgericht von Frankfurt   a. D. verurteilte den Schloffer Otto Göttschau wegen Ermordung des Schloffers Willy Krause   aus Berlin   im Forst bei Berkenbrück   zum Tode. Der jest 23 Jahre alte Gottschau ist wiederholt wegen Ein­bruchs vorbestraft. Da er mehrere Sachen auf dem Kerbholz hatte,

Werte Redaktion!

Um meiner Erregtheit über so manche Ungerechtigkeit etwas Luft zu machen, möchte ich mich einmal Ihnen gegenüber aus­sprechen, wie hinreichend", wie Ministerialdirektor Langner im Neichstage sagte, für uns Kriegerfamilien gesorgt wird.

Ich erhalte für mich und zwei Kinder, fünf und sieben Jahre, in vierzehn Tagen 16,50 Mart. Davon geht ab p Woche 1,50 M. auf Feuerung und 60 Pf. Versicherungsgeld für die Viktoria.( Ich will das nicht gerne einbüßen, da wir schon zwölf Jahre zahlen.) Was bleibt mir da nun auf Bebensunterhalt und Miete? Bis April konnte ich noch zahlen, trotzdem mein Mann schon seit 6. August 1914 im Felde steht; April und Juli hatte mir der Frauenverein zehn Mark Mietzuschuß bewilligt. Nun aber bei dem ständigen Steigen der Lebensmittelpreise war es mir nur möglich, einige Mark Miete aufzubringen, so daß ich nun eine Mietfchuld von 44 M. auf dem Halse habe. An Liebesgaben für meinen armen Mann kann ich nicht denken. Ich fann ihm von meinen Hungerpfennigen ebenso wenig schicken, als er mir von den seinen.

Mein jüngster Bruder starb den Heldentod, da schrieb man mir von zu Hause- ich möchte meiner alten Mutter nach diesem schweren Schlag etwas in der Häuslichkeit behilflich sein. Auf Antrag hatte mir der Frauenverein alle 14 Tage seit Januar 1915 eine Kleinigkeit an Naturalien gewährt. Da ich aber nun hier bei meinen alten Eltern bin, wurde mir die Unterstüßung, die auch in Geld gewährt wird, einfach entzogen. Ich muß aber auch bei meinen Eltern von meiner Unterstüßung leben, denn mein alter Vater ist Invalide, hat acht Kinder aufgezogen, wovon nun drei Söhne und zwei Schwiegersöhne im Felde stehen. Da möchte auch jeder gerne von Zeit zu Zeit eine Liebesgabe. Wo bleibt da hinreichend gesorgt", wenn man nun schon ein Jahr ohne Butter, Fleisch und Milch lebt. Wir leiden alle schon an Unterernährung. Mein jüngstes Kind ist an Ab­zehrung gestorben. Die Herren im Reichstage, die be= haupten, es sei hinreichend gesorgt für uns, sollten sich nur ein­mal unsere hohlivangigen Kinder ansehen.

Wo soll man sich aussprechen, soll ich meinem Mann das Herz noch schwerer machen? Soll ich meinen, selbst ganz armen Eltern flagen, daß es kaum noch auf Kartoffeln und Brot reicht?

Selbst verdienen fann ich mir nichts, denn ich bin eine durch und durch kranke Frau. Schwere, fast alljährliche Entbin dungen, und schivere förperliche Arbeit von früher haben mich so geschwächt, daß meine Kraft faum noch aufs Häusliche reicht. Vermögen befize ich nicht. Hätte ich auch nur einigermaßen ettvas, so würde ich keinen Schritt irgendwohin um Hilfe tun. Fünfzehnmal möchte man darum betteln gehen, und sich dabei anschnauzen lassen. Lieber verzichtet man auf man­ches. Es tut einem nur so leib, wenn die Kinder so herunterkommen, denn die follen sich doch auch einmal ihr Brot verdienen!

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Zwei Brüder durch eine Granate getötet. Einen gemeinsamen fanden im Oktober dieses Jahres die Zwillingsbrüder Friedrich und Tod durch einen und denselben Schuß eines russischen Geschüßes Gustav Frey aus Pr.- Holland  . In einem Gefecht bei den Kämpfen um den Brückenkopf von.... schlug eine Granate die vor­stürmenden Helden und tötete beide Brüder. Von den Kame­raden wurden beide in einem gemeinsamen Grabe zur Ruhe ge­bettet.

Eisenbahnunfälle. Auf dem Bahnhof Nimtau in Schlesien  fuhr ein Güterzug einem anderen in die Flanke. Die Lokomotive des zweiten Zuges und eine Anzahl Wagen entgleisten. Zwei Per­sonen des Zugpersonals wurden verletzt. Von der Lokomotive des D- Buges Breslau  - Berlin   gestürzt ist der Lokomotivheizer Paul Snad aus Guben  . Kurz vor Grtner vermiste ihn plötzlich der Führer, und nach kurzer Zeit fand man die Zeiche auf der Strede. S. hat sich jedenfalls hinausgebeugt und ist mit dem Kopf gegen eine Signalstange gestoßen.

Der Pariser Militärstandal. Wie Matin" meldet, sind in der Angelegenheit der betrügerischen Befreiung vom Militärdienst einige weitere Personen berhaftet worden, besonders einige verwundete Unteroffiziere, welche durch Bestechung eine Urlaubs verlängerung erwirken wollten. Bisher wurden insgesamt dreißig Verhaftungen vorgenommen.

Verband der Sattler   u. Portefeuiller

Ortsverwaltung Berlin  .

Achtung!

Achtung!

Wagen-, Auto- u. Flugzeugbranche!

Mittwoch, den 3. November 1915, abends 8 Uhr, im Gewerkschaftshause, Engelufer 15:

Versammlung

Tagesordnung wird in der Versammlung bekannt gegeben. Das vollzählige Erscheinen der zurzeit in der Branche be­schäftigten Arbeitskräfte erwartet Die Branchenleitung.

Ich wünschte mir die Herren, die von hinreichend gesorgt" Achtung! Militärbranche!

sprechen, nur vier Wochen in meine Soft dann würden sie ficher anders sprechen. Ich bin fünfzehn Jahre verheiratet. Mein Mann ist nur Fabrikarbeiter, aber er hat immer rechtschaffen für die Seinen gesorgt und nun muß man Miete und alles findet nicht statt. Mögliche schuldigbleiben. Wenn wenigstens der Hauswirt noch 158/15

Für Herbft

Winter

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Die Branchenversammlung im Monat November Die Branchenleitung.

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