Mr. 306.- 32. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Ami Morigplag, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 5. November 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplas, Nr. 151 90-151 97.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 4. November 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplak.
Nördlich von Massiges stürmten unsere Truppen einen nahe vor unserer Front liegenden französischen Graben in einer Ausdehnung von 800 m. Der größte Teil der Befatung ist gefallen, nur 2 Offiziere( darunter 1 Major) und 25 Mann wurden gefangen genommen.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg . Vor Dünaburg wird weiter gekämpft. An verschiedenen Stellen wiederholten die Russen ihre Angriffe, überall wurden sie zurückgeschlagen. Besonders starke Kräfte setten fie bei Garbunowfa ein; dort waren ihre Verluste auch am schwersten. Das Dorf Mikulischki konnten sie im Fener unserer Artillerie nicht halten, es ist wieder von uns besett. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Reine wesentlichen Ereignisse.
Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen.
Die Russen versuchten gestern früh einen Ueberfall auf das Dorf Kuchocka- Wola. In das Dorf eingedrungene Abteilungen wurden sofort wieder hinausgeworfen.
Ein abermaliger Versuch des Feindes, durch starke Gegenangriffe uns den Erfolg westlich von Czartorysk streitig zu machen, scheiterte. Aus den vorgestrigen Kämpfen wurden insgesamt 5 Offiziere, 1117 Mann als Gefangene und 11 Maschinengewehre eingebracht.
Bei den Truppen des Generals Grafen von Bothmer wurde auch gestern noch in und bei Siemikowce gekämpft; die Zahl der bei dem Dorfkampf gemachten Gefangenen hat sich auf 3000 erhöht. Nussische Angriffe südlich des Ortes brachen zusammen.
Balkankriegsschauplah.
Gegen zähen feindlichen Widerstand sind unsere Truppen beiderseits des Koslenik- Berglandes( nördlich von Kraljevo ) im Vordringen. Destlich davon ist die allgemeine Linie Zakuta- Vt. Pcelica- Jagodina überschritten. Destlich der Morava weicht der Geguer; unsere Truppen folgen. Es wurden 650 Gefangene gemacht.
Die Armee des Gennrals Bojadjieff hat Valakonje und Boljevac( an der Straße Zajecar- Paracin ) genommen und im Vorgehen von Svrljig auf Nisch den Kalafat ( 10 km nordöstlich von Nisch ) erstürmt.
Oberste Heeresleitung.
Ministerkrise in Griechenland .
Athen , 4. Nov.( W. T. B.)( Meld. der Agence Havas.) Da es bei der Erörterung der militärischen Gesezanträge in der Kammer zu einem Zwischenfalle zwischen dem Kriegsminister und der benizelistischen Mehrheit kam, stellte Ministerpräsident 3a i mis die Vertrauensfrage. Venizelos erklärte, es sei den Liberalen unmöglich, die Regierung zu unterstützen, beren Politik den Interessen des Landes unheilvoll sei. Alle Parteiführer griffen sodann in die Debatte ein. Die Regierung tam mit 114 gegen 147 Stimmen in die Minderheit. Infolge dieses Mißtrauensvotums der Kammer erklärte Zaimis, bie Ministerkrisis liege offen zutage. Er ersuche die Kammer, sich bis zur Bildung eines neuen Kabinetts zu vertagen.
Der bulgarische Kriegsbericht. Sofia , 3. November. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht über die Operationen vom 1. November: Unsere Dffensive entwickelte sich weiter. Auf der Straße ZajecarBolewac wurde die Linie Trzvelobrdo- Bukovo- Lotarskopole- Velicezevica- Höhe 756- Höhe 890- Dorf StrebinicaHöhe 919- Dorf Belipotok erreicht. Im Svrljisfi- Timoftale nahmen wir das Dorf Svrljig und den Ples- Berg. Unsere Truppen gingen auf das linfe Ufer des Flusses über. Nach der Einnahme von Bela- Palanka gingen unsere Truppen bis zur Linie Gradec- Höhe 917- Vrandol- Höhe 460- BogoviBerg- Dorf Secsnica( nördlich Surdulica). Wir machten weitere Fortschritte und eroberten ein Geschük, eine Feldfüche, sowie eine große Menge Kriegsmaterial. König Beter bon Serbien mar an dieser Front anwesend und gab seinen Soldaten, um sie zu ermutigen, die Versicherung, daß die englisch - französischen Truppen im Begriff seien, der serbischen Armee zur Hilfe zu eilen. Die Lage auf dem mazedonischen Kriegsschauplag bleibt unverändert, abgesehen von unserem Vormarsch gegen die Höhen Sonteyfaglava, Sleppaplania und Breslabplanina, die wir einnahmen. Südlich von Strumiza nichts Neues. Wir machten in dieser Gegend 600 Gefangene, erbeuteten 4 Geschütze und 2 Maschinengewehre. Die verbündeten Truppen eroberten Goina Gora, Rudna, Glava, Gorni Milanovacz, Milochebo, Starideo und Popowic. Am Vormittag desselben Lages fegten die Serben das Arsenal vor Kragujevac in Brand, die Stadt wurde am Nachmittag von den Verbündeten besetzt.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 4. November. ( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: 4. November 1915.
Russischer Kriegsschauplatz.
Der Feind setzte seine Angriffe gegen die Strypafront fort. Die gegen die Stellung bei Wisniowczyk und Burkanow gerichteten Angriffe brachen vor unseren Hindernissen zusammen. Bor den Schützengräben zweier Bataillone wurden 500 russische Leichen begraben. Im Dorfe Siemitowce nördlich von Bieniawa wird nach wie vor heftig gekämpft. Oesterreichischungarische und deutsche Truppen gewannen den Ort fast ganz zurück. Die Zahl der in diesem Raume eingebrachten Gefangenen beträgt dreitausend. Auch am unteren Styr wurden zahlreiche Borstöße des Gegners abgeschlagen. Bei den vorgeftrigen Kämpfen westlich von Czartorysk hat ein aus Truppen beider Heere zusammengesetztes Armeekorps insgesamt fünf russische Offiziere und eintausendeinhundertsiebzehn Mann gefangen genommen und elf Maschinengewehre erbeutet.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die Angriffe der Italiener auf dem Görzer Brückenkopf und die Nachbarabschnitte danern fort. Gestern waren die heftigsten Stürme gegen Zagora, die Podgorahöhen und den Monte San Michele gerichtet. Wieder wurde der Feind überall abgewiesen. Auf den Podgorahöhen wird um einzelne Gräben noch gekämpft.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
Deftlich von Trebinje ist ein Angriff gegen die montenegrinischen Grenzstellungen im Gange. Destlich von Bileca und südlich von Avtovac wurden in den dort erkämpften Pofitionen feindliche Vorstöße abgeschlagen. Auf dem Berg Bobija kam es zu Handgranatenkampf. Der serbische Widerstand im Raume von Kragujevac und bei Jagodina wurde gebrochen. Der Feind ist im Zurückweichen. Von der Armee des Generals bon Koeven rückten österreichisch ungarische Streitkräfte über Pozega hinaus. Die Verbindung zwischen Uzice und der östlich von Visegrad kämpfenden Gruppe ist hergestellt. SADweftlich von Cacat warfen wir den Feind von den das Tal beherrschenden Höhen. Andere österreichisch- ungarische Kolonnen nahmen die Höhen Stolken und Lipnica Glavica und drängen die Serben auf den Drobuja- Rücken zurück. Deutsche Truppen rädten in Jagodina cin.
Von den bulgarischen Kräften brang eine kolonne bis Boljevac füdwestlich von Zajecar vor. Eine andere nahm den Berg Lipnica nordöstlich von Nisch . Die Angriffe der Bulgaren südwestlich von Birot gewinnen Raum.
Der Stellvertreter des Chefs bes Generalftabes: b. oefer, Feldmarschalleutnant.
arm
Crenuva
Die Front in Serbien
6
AR N
Jan
Belgrad Fanale Jemendria Kiganj
Pozarevac
donan
selgrat
Lazarevac alanka ajero trangjelova
Mokoceva Prahava
Salajua
Krepoljin
Szite
Visegrad
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Heresnica
40944
Turnu Severi
RUMANSIEN
Milanovac
Cacak Jagodina Caracin Zajecar
Kraljeva
tage faros
Senica Straval
Krusevac
Planinica Aleksinac Slatina
Svrljig MISCH
Donan
Marsumie Bela Palankarot SERBIEW
MONTENEGRO
0 20
Vrandal
Egri Palanka
Novinazar
Leskovac
Mitrovica
Deific
Pristine
Hranja
Prizren
Kumaniy
Shute
ÜSKÜ
Rele
Prilip
Negotini
Chrida
Manastir
ALBANIEN
Durazp Tirana
70 60 60
Km
Verd
Bregalnica
Solstip
GRIECHENL
Der Stand der Front am 24.0kt am 3.November
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ULGAR
Der Krieg bis ans Ende.
Asquith und Briand haben in ihren Parlamenten über die auswärtige Politik und die Kriegslage gesprochen. Der leitende Minister Englands, der sich und seine Kollegen gegen zahlreiche und heftige Preßangriffe verteidigen mußte, hat dabei den Hauptton auf die Rechtfertigung des in der Vergangenheit Geschehenen gelegt, während Briand , der mit einem neuen Stabinett vor die Deputiertenkammer trat, Zustimmung zu seinem Zukunftsprogramm begehrte. Der eine sprach wie ein Advokat, der andere wie ein General, der seinen Truppen neuen Mut einflößen will. Aber einig waren sich beide in dem absoluten Vertrauen auf den endlichen Erfolg der von ihnen für gut und gerecht gehaltenen Sache.
Es gibt einen Unterschied in dem Ton von heute und dem, der an denselben Stellen vor etwa Jahresfrist angeschlagen wurde. Es ist nicht mehr das alte, etwas übermütige Selbstbewußtsein. Der Sieg der Entente wird nicht mehr für so über jeden Zweifel erhaben angesehen, daß es fast als eine Beleidigung des Nationalgefühls gelten könnte, die absolute Unmöglichkeit einer Niederlage näher zu begründen. Schließlich ist doch manches sehr viel anders gekommen, als London und Paris erwartet haben. Jedoch von irgend welcher Geneigtheit zum Nach ge ben ist nicht die Rede. Die leitenden Staatsmänner Frankreichs und Englands sind nicht minder entschlossen, bis zum Siege durchzuhalten, wie der deutsche Reichskanzler. Sie haben sich am 2. und 3. November genau ebenso zubersichtlich gegeben wie Bethmann Hollweg am 19. August, und um auf Parlament und Volk etwas von ihrer Gewißheit zu übertragen, suchten sie eben die Dinge und Ereignisse, die in Deutschland Hoffnungen erwecken, von der anderen Seite darzustellen: Das russische Heer ist nur zurückgewichen, um sich zu neuem Vormarsch zu rüsten, und die deutschen Truppen sind nicht imstande, die schon vor einigen Monaten erreichte Linie zu überschreiten; in Frankreich sind die Deutschen seit einem Jahre nicht vorwärts gekommen, sondern haben sogar an einzelnen Stellen vor den Alliierten weichen müssen; die Dardanellenaktion war zwar an sich ein Mißerfolg, aber sie hat türkische Armeen festgehalten, die sonst im Kaukasus den Russen und in Mesopotamien den Engländern hätten gefährlich werden können, und was der Deutschen und Bulgaren Vordringen auf der Balkanhalbinsel angeht, so läßt sich da freilich ein Gefühl starken Mißbehagens nicht unterdrücken, allein es werden mit Eifer Gegenmaßregeln getroffen, und wenn die Verbündeten die tapfer kämpfenden Serben nicht retten können, so werden sie sie wenigstens rächen.
Man sieht, es kommt nur auf die Aufmachung an, und mögen wir nun auch die von Briand und Asquith beliebte Gruppierung und Beleuchtung der Tatsachen für irreführend, für widersinnig und lächerlich halten, so bleibt doch bestehen, daß England und Frankreich sich keineswegs schon als überwunden betrachten, daß sie an einen baldigen Frieden- wer sprach doch von dem Frieden noch vor Weihnachten? nicht denken, ja, daß sie noch immer auf den Sieg ihrer Waffen hoffen.
Träumt ihr den Friedenstag? Träume, wer träumen mag. Krieg ist das Losungswort, Sieg! Und so flingt es fort.
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Nun ist die Frage nur, wie dieser Sieg aussehen so II, welche Bedingungen erfüllt, welche Ziele erreicht sein müssen, wenn die Ministerien und die Parlamente in London und Paris zum Frieden bereit sein sollen. Sieg ist ein relativer Begriff, in diesem Kriege mehr als in einem anderen, und schließlich müssen sich die Staatsmänner unter diesem Worte doch etwas Bestimmtes und Greifbares vorstellen. Im Herbst 1914 hat Asquith es auch mehrfach unternommen, sein Kriegsziel zu umschreiben.„ Wir werden," so sagte er damals,„ das Schwert nicht wieder in die Scheide stecken, bevor Belgien für alles, was es geopfert hat, und darüber hinaus entschädigt ist, bevor Frankreich gegen jede Angriffsdrohung sichergestellt ist, bevor die Rechte der kleineren Nationalitäten von Europa auf eine unbedingt feste Grundlage gestellt sind und bevor die Militärherrschaft Preußens völlig und endgültig zerstört wurde." Dieses Programm war unklar und phrasenhaft, aber es war immer noch deutlicher, als wenn der englische Premier jetzt versichert, daß die englische Nation heute ebenso entschlossen sei wie je, den Krieg bis zumerfolgreichen Ende weiterzuführen, und alle Quellen zu erschöpfen bis unser gemeinsames höchstes 3iel" erreicht sei.
Was ist das erfolgreiche Ende? Welches ist das höchste Ziel? Etwa die Zerschmetterung und Aufteilung Deutsch lands ? Oder nur die politische und wirtschaftliche WiederHerstellung Belgiens und die Herausgabe der offupierten Provinzen der französischen Republik?