Einzelbild herunterladen
 

Mr. 306.- 32. Jahrg.

Abonnements- Bedingungen: Abonnements. Preis pranumerandet Bierteljährl 8,30 ML monatl. 1.10 wöchentlich 25 fg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 fg. Sonntags nummer mit illuftrierter Sonntags Beilage Die Neue Welt" 10 Big Bost abonnement: 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Bost Zeitungs Breisliste. Unter Kreuzband file Deutschland   und Desterreich Ungarn  2.50 Mart, für das übrige Ausland Mark pro Monat. Bostabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemart, Holland  , Italien  , remburg, Bortugal Rumänien, Schmeben und die Schweiz  

Erichetat tägl

.

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

5 Pfennig

Die Infertions- Gebühr

beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. geile oder deren Raum 60 Big., für politische und gewerkschaftliche Vereins und Bersammlungs- Anzeigen 30 Pig. Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 fg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Sort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buch­ftaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Noteffe: Sozialdemokrat Beriin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Ami Morigplag, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 5. November 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplas, Nr. 151 90-151 97.

Serbiens   zweite Hauptstadt Nisch   bedroht.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 4. November 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Nördlich von Massiges stürmten unsere Truppen einen nahe vor unserer Front liegenden französischen   Graben in einer Ausdehnung von 800 m. Der größte Teil der Be­fatung ist gefallen, nur 2 Offiziere( darunter 1 Major) und 25 Mann wurden gefangen genommen.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Vor Dünaburg   wird weiter gekämpft. An verschiedenen Stellen wiederholten die Russen ihre Angriffe, überall wurden sie zurückgeschlagen. Besonders starke Kräfte setten fie bei Garbunowfa ein; dort waren ihre Verluste auch am schwersten. Das Dorf Mikulischki konnten sie im Fener unserer Artillerie nicht halten, es ist wieder von uns besett. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Reine wesentlichen Ereignisse.

Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen.

Die Russen versuchten gestern früh einen Ueberfall auf das Dorf Kuchocka- Wola. In das Dorf eingedrungene Abteilungen wurden sofort wieder hinausgeworfen.

Ein abermaliger Versuch des Feindes, durch starke Gegenangriffe uns den Erfolg westlich von Czartorysk streitig zu machen, scheiterte. Aus den vorgestrigen Kämpfen wurden insgesamt 5 Offiziere, 1117 Mann als Gefangene und 11 Maschinengewehre eingebracht.

Bei den Truppen des Generals Grafen von Bothmer wurde auch gestern noch in und bei Siemikowce gekämpft; die Zahl der bei dem Dorfkampf gemachten Gefangenen hat sich auf 3000 erhöht. Nussische Angriffe südlich des Ortes brachen zusammen.

Balkankriegsschauplah.

Gegen zähen feindlichen Widerstand sind unsere Truppen beiderseits des Koslenik- Berglandes( nördlich von Kraljevo  ) im Vordringen. Destlich davon ist die allgemeine Linie Zakuta- Vt. Pcelica- Jagodina überschritten. Dest­lich der Morava   weicht der Geguer; unsere Truppen folgen. Es wurden 650 Gefangene gemacht.

Die Armee des Gennrals Bojadjieff hat Valakonje und Boljevac( an der Straße Zajecar- Paracin  ) genommen und im Vorgehen von Svrljig   auf Nisch   den Kalafat  ( 10 km nordöstlich von Nisch  ) erstürmt.

Oberste Heeresleitung.

Ministerkrise in Griechenland  .

Athen  , 4. Nov.( W. T. B.)( Meld. der Agence Havas.) Da es bei der Erörterung der militärischen Gesezanträge in der Kammer zu einem Zwischenfalle zwischen dem Kriegsminister und der benizelistischen Mehrheit kam, stellte Ministerpräsident 3a i mis die Vertrauensfrage. Venizelos   erklärte, es sei den Liberalen unmöglich, die Regierung zu unterstützen, beren Politik den Interessen des Landes unheilvoll sei. Alle Partei­führer griffen sodann in die Debatte ein. Die Regierung tam mit 114 gegen 147 Stimmen in die Minderheit. Infolge dieses Mißtrauensvotums der Kammer erklärte Zaimis, bie Ministerkrisis liege offen zutage. Er ersuche die Kammer, sich bis zur Bildung eines neuen Kabinetts zu vertagen.

Der bulgarische Kriegsbericht. Sofia  , 3. November.  ( W. T. B.) Amtlicher Be­richt über die Operationen vom 1. November: Unsere Dffensive entwickelte sich weiter. Auf der Straße Zajecar­Bolewac wurde die Linie Trzvelobrdo- Bukovo- Lotarsko­pole- Velicezevica- Höhe 756- Höhe 890- Dorf Strebinica­Höhe 919- Dorf Belipotok erreicht. Im Svrljisfi- Timoftale nahmen wir das Dorf Svrljig   und den Ples- Berg. Unsere Truppen gingen auf das linfe Ufer des Flusses über. Nach der Einnahme von Bela- Palanka gingen unsere Truppen bis zur Linie Gradec- Höhe 917- Vrandol- Höhe 460- Bogovi­Berg- Dorf Secsnica( nördlich Surdulica). Wir machten weitere Fortschritte und eroberten ein Geschük, eine Feld­füche, sowie eine große Menge Kriegsmaterial. König Beter bon Serbien mar an dieser Front anwesend und gab seinen Soldaten, um sie zu ermutigen, die Versicherung, daß die englisch  - französischen Truppen im Begriff seien, der serbischen  Armee zur Hilfe zu eilen. Die Lage auf dem mazedonischen Kriegsschauplag bleibt unverändert, abgesehen von unserem Vormarsch gegen die Höhen Sonteyfaglava, Sleppaplania und Breslabplanina, die wir einnahmen. Südlich von Strumiza nichts Neues. Wir machten in dieser Gegend 600 Gefangene, er­beuteten 4 Geschütze und 2 Maschinengewehre. Die verbündeten Truppen eroberten Goina Gora, Rudna, Glava, Gorni Mila­novacz, Milochebo, Starideo und Popowic. Am Vormittag desselben Lages fegten die Serben das Arsenal   vor Kragujevac   in Brand, die Stadt wurde am Nachmittag von den Verbündeten besetzt.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 4. November.  ( W. Z. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 4. November 1915.

Russischer Kriegsschauplatz.

Der Feind setzte seine Angriffe gegen die Strypafront fort. Die gegen die Stellung bei Wisniowczyk und Burkanow gerichteten Angriffe brachen vor unseren Hindernissen zu­sammen. Bor den Schützengräben zweier Bataillone wurden 500 russische Leichen begraben. Im Dorfe Siemitowce nördlich von Bieniawa wird nach wie vor heftig gekämpft. Oesterreichisch­ungarische und deutsche Truppen gewannen den Ort fast ganz zurück. Die Zahl der in diesem Raume eingebrachten Gefangenen beträgt dreitausend. Auch am unteren Styr wurden zahl­reiche Borstöße des Gegners abgeschlagen. Bei den vorgeftrigen Kämpfen westlich von Czartorysk hat ein aus Truppen beider Heere zusammengesetztes Armeekorps insgesamt fünf russische Offiziere und eintausendeinhundertsiebzehn Mann ge­fangen genommen und elf Maschinengewehre erbeutet.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Die Angriffe der Italiener auf dem Görzer   Brückenkopf und die Nachbarabschnitte danern fort. Gestern waren die heftigsten Stürme gegen Zagora, die Podgorahöhen und den Monte San Michele gerichtet. Wieder wurde der Feind überall abgewiesen. Auf den Podgorahöhen wird um einzelne Gräben noch gekämpft.

Südöstlicher Kriegsschauplas.

Deftlich von Trebinje   ist ein Angriff gegen die montene­grinischen Grenzstellungen im Gange. Destlich von Bileca und südlich von Avtovac wurden in den dort erkämpften Pofitionen feindliche Vorstöße abgeschlagen. Auf dem Berg Bobija kam es zu Handgranatenkampf. Der serbische Widerstand im Raume von Kragujevac   und bei Jagodina   wurde gebrochen. Der Feind ist im Zurückweichen. Von der Armee des Generals bon Koeven rückten österreichisch ungarische Streitkräfte über Pozega   hinaus. Die Verbindung zwischen Uzice und der östlich von Visegrad kämpfenden Gruppe ist hergestellt. SAD­weftlich von Cacat   warfen wir den Feind von den das Tal beherrschenden Höhen. Andere österreichisch- ungarische Kolonnen nahmen die Höhen Stolken und Lipnica Glavica und drängen die Serben auf den Drobuja- Rücken zurück. Deutsche   Truppen rädten in Jagodina   cin.

Von den bulgarischen Kräften brang eine kolonne bis Boljevac füdwestlich von Zajecar vor. Eine andere nahm den Berg Lipnica nordöstlich von Nisch  . Die Angriffe der Bulgaren  südwestlich von Birot gewinnen Raum.

Der Stellvertreter des Chefs bes Generalftabes: b. oefer, Feldmarschalleutnant.

arm

Crenuva

Die Front in Serbien

6

AR N

Jan

Belgrad Fanale Jemendria Kiganj

Pozarevac

donan

selgrat

Lazarevac alanka ajero trangjelova

Mokoceva Prahava

Salajua

Krepoljin

Szite

Visegrad

Erb. Meram

Heresnica

40944

Turnu Severi

RUMANSIEN

Milanovac

Negotin Kragujevac  

Cacak Jagodina Caracin Zajecar

Kraljeva

tage faros

Senica Straval

Krusevac

Planinica Aleksinac Slatina

Svrljig MISCH

Donan

Marsumie Bela Palankarot SERBIEW

MONTENEGRO

0 20

Vrandal

Egri Palanka

Novinazar

Leskovac

Mitrovica

Deific

Pristine

Hranja

Prizren

Kumaniy

Shute

ÜSKÜ

Rele

Prilip

Negotini

Chrida

Manastir

ALBANIEN

Durazp Tirana

Elbasan  

70 60 60

Km

Verd

Bregalnica

Solstip

GRIECHENL

Der Stand der Front am 24.0kt am 3.November

N

ULGAR

Der Krieg bis ans Ende.

Asquith   und Briand   haben in ihren Parlamenten über die auswärtige Politik und die Kriegslage gesprochen. Der leitende Minister Englands, der sich und seine Kollegen gegen zahlreiche und heftige Preßangriffe verteidigen mußte, hat dabei den Hauptton auf die Rechtfertigung des in der Ver­gangenheit Geschehenen gelegt, während Briand  , der mit einem neuen Stabinett vor die Deputiertenkammer trat, Zustimmung zu seinem Zukunftsprogramm begehrte. Der eine sprach wie ein Advokat, der andere wie ein General, der seinen Truppen neuen Mut einflößen will. Aber einig waren sich beide in dem absoluten Vertrauen auf den endlichen Erfolg der von ihnen für gut und gerecht gehaltenen Sache.

Es gibt einen Unterschied in dem Ton von heute und dem, der an denselben Stellen vor etwa Jahresfrist ange­schlagen wurde. Es ist nicht mehr das alte, etwas übermütige Selbstbewußtsein. Der Sieg der Entente wird nicht mehr für so über jeden Zweifel erhaben angesehen, daß es fast als eine Beleidigung des Nationalgefühls gelten könnte, die ab­solute Unmöglichkeit einer Niederlage näher zu begründen. Schließlich ist doch manches sehr viel anders gekommen, als London   und Paris   erwartet haben. Jedoch von irgend welcher Geneigtheit zum Nach ge ben ist nicht die Rede. Die leitenden Staatsmänner Frankreichs   und Englands sind nicht minder entschlossen, bis zum Siege durch­zuhalten, wie der deutsche   Reichskanzler. Sie haben sich am 2. und 3. November genau ebenso zubersichtlich gegeben wie Bethmann Hollweg   am 19. August, und um auf Parlament und Volk etwas von ihrer Gewißheit zu übertragen, suchten sie eben die Dinge und Ereignisse, die in Deutschland   Hoff­nungen erwecken, von der anderen Seite darzustellen: Das russische   Heer ist nur zurückgewichen, um sich zu neuem Vor­marsch zu rüsten, und die deutschen   Truppen sind nicht im­stande, die schon vor einigen Monaten erreichte Linie zu über­schreiten; in Frankreich   sind die Deutschen   seit einem Jahre nicht vorwärts gekommen, sondern haben sogar an einzelnen Stellen vor den Alliierten weichen müssen; die Dardanellen­aktion war zwar an sich ein Mißerfolg, aber sie hat türkische Armeen festgehalten, die sonst im Kaukasus   den Russen und in Mesopotamien   den Engländern hätten gefährlich werden können, und was der Deutschen   und Bulgaren   Vordringen auf der Balkanhalbinsel   angeht, so läßt sich da freilich ein Gefühl starken Mißbehagens nicht unterdrücken, allein es werden mit Eifer Gegenmaßregeln getroffen, und wenn die Verbündeten die tapfer kämpfenden Serben nicht retten können, so werden sie sie wenigstens rächen.

Man sieht, es kommt nur auf die Aufmachung an, und mögen wir nun auch die von Briand   und Asquith   beliebte Gruppierung und Beleuchtung der Tatsachen für irreführend, für widersinnig und lächerlich halten, so bleibt doch bestehen, daß England und Frankreich   sich keineswegs schon als über­wunden betrachten, daß sie an einen baldigen Frieden- wer sprach doch von dem Frieden noch vor Weihnachten? nicht denken, ja, daß sie noch immer auf den Sieg ihrer Waffen hoffen.

Träumt ihr den Friedenstag? Träume, wer träumen mag. Krieg ist das Losungswort, Sieg! Und so flingt es fort.

-

-

Nun ist die Frage nur, wie dieser Sieg aussehen so II, welche Bedingungen erfüllt, welche Ziele erreicht sein müssen, wenn die Ministerien und die Parlamente in London  und Paris   zum Frieden bereit sein sollen. Sieg ist ein relativer Begriff, in diesem Kriege mehr als in einem anderen, und schließlich müssen sich die Staatsmänner unter diesem Worte doch etwas Bestimmtes und Greifbares vorstellen. Im Herbst 1914 hat Asquith   es auch mehrfach unternommen, sein Kriegsziel zu umschreiben. Wir werden," so sagte er damals, das Schwert nicht wieder in die Scheide stecken, bevor Belgien   für alles, was es geopfert hat, und darüber hinaus entschädigt ist, bevor Frankreich   gegen jede Angriffsdrohung sichergestellt ist, bevor die Rechte der kleineren Nationalitäten von Europa   auf eine unbedingt feste Grundlage gestellt sind und bevor die Militärherrschaft Preußens völlig und end­gültig zerstört wurde." Dieses Programm war unklar und phrasenhaft, aber es war immer noch deutlicher, als wenn der englische Premier jetzt versichert, daß die englische Nation heute ebenso entschlossen sei wie je, den Krieg bis zumer­folgreichen Ende weiterzuführen, und alle Quellen zu erschöpfen bis unser gemeinsames höchstes 3iel" erreicht sei.

Was ist das erfolgreiche Ende? Welches ist das höchste Ziel? Etwa die Zerschmetterung und Aufteilung Deutsch­ lands  ? Oder nur die politische und wirtschaftliche Wieder­Herstellung Belgiens   und die Herausgabe der offupierten Pro­vinzen der französischen   Republik?