Gewerkschaftliches.
Berufsberatung der Kriegsbeschädigten.
Der Ausschuß der Berliner Gewerkschaftskommission ver. anstaltete am Montag eine Konferenz der Berufsberater. An berselben nahmen außer den Vertretern der freien Gewerkschaften auch die Vertreter aller derjenigen Arbeiter- und Angestelltenorganisationen teil, die während des Krieges in allen gemeinsamen Angelegenheiten mit der Gewerkschaftskommission zusammengehen.
Der Referent Eugen Brüdner empfahl der Versamm. Tung in wohldurchdachten Ausführungen die folgende Entschließung zur Annahme:
Die am 8. November 1915 bersammelten Berufsberater aus der Gruppe der Arbeitnehmer erklären:
werden.
1. Bei der Unterbringung der Kriegsbeschädigten in passende Arbeitsstellen kommen ausschließlich in Groß- Berlin heimats. berechtigte resp. zuständige Kriegsverlegte in Betracht. 2. Berufsberatung jedoch soll allen Kriegsverlegten auteil 3. Notwendig ist zu diesem Zweck die Eröffnung der Bazarette. Falls dieses nicht angängig, ist den Kriegsverlegten Zeit zu geben, sich mit dem zuständigen Berufsberater in Verbindung zu sehen oder aber es sind in den Lazavetten Sprechstunden eine zurichten, in denen die Berufsberater mit den Kriegsverlegten birekt in Verbindung treten tönnen.
4. Versucht muß werden, die Kriegsverlegten ihrem alten Beruf wieder zuzuführen. Dazu dienen in erster Linie die in den einzelnen Industrien getroffenen Vereinbarungen( KriegsArbeitsgemeinschaften). Kann ein Kriegsverlegter seinem bisherigen Beruf nicht zugeführt werden, so ist demselben Gelegen heit zur Erlernung eines anderen Handwerkes oder Berufes zu geben.
5. Um diese Umlernung vornehmen zu tönnen, ift not wendig die Unterstüßung der Familie des Kriegsverlegten während der Zeit des Umlernen, um wirtschaftliche Sorgen fern halten zu können.
Diese Unterstüßung soll und muß Aufgabe des Reiches fein, folange jedoch das Reich Vorsorge hierfür nicht getroffen, hat die Gemeinde die Kosten zu übernehmen.
6. In den Hauptausschuß der Stadt Berlin und der Vor orte sind Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganifationen hinzuzuziehen.
7. Die Berufsberater erklären es für durchaus notwendig, baß seitens des Hauptausschusses Fühlung mit den Staats- und Reichsbehörden genommen wird, um in den Staats- und Reichsbetrieben Kriegsverlegte, die sonst nicht unterzubringen sind, unterbringen zu können.
Dem Referat folgte eine längere Aussprache. Mancherlei praktische Erfahrungen, die in der Berufsberatung schon gemacht worden sind, wurden von den Rednern ausgetauscht. Aus den Darlegungen aller Redner flang der ernste Wille heraus, den Kriegsverlegten nach besten Kräften beim Aufbau ihrer wirtschaftlichen Eristenz ratend und helfend zur Seite zu stehen und diesen neuen Zweig der gewerkschaftlichen Arbeit mit demselben Ernst und dem gleichen Eifer zu pflegen, mit dem sie sich der sonstigen Organisationsarbeit gewidmet haben. Die vom Referenten vorgelegte Entschließung wurde von den Vertretern der Organisationen aller Nichtungen einstimmig angenommen.
gebenben Streife entgegenkommend, fo daß fünftig konflikte zwischen Diefer Vertrag ist für die Buchbindergehilfen unannehmbar und Urbetter und Unternehmer, wie sie in letter Beit in diesem Revier in Biel wird bereits gestreift. wiederholt vorgekommen sind, vermieden werden.
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Die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten . Was ist aus der Luft gegriffen? Es herrscht vielfach die Meinung, daß durch den europäischen Mitte Oktober ging durch die Arbeiterpreffe eine Notiz, nach Krieg die Arbeitsverhältnisse in den Vereinigten Staaten günstige der in einem Dresdener Betriebe einem Kriegsbeschädigten die feien. Daß dem nicht so ist, geht schon aus den zahllosen heißen Militärrente auf den Lohn angerechnet worden war. Der Direktor Kämpfen hervor, die zurzeit in der Union von den Arbeitern um des Betriebes hätte sich dabei auf den Industrieschußverband be- die Erhöhung der Löhne und sonstige wirtschaftliche Verbesserungen rufen, der es nicht zulaffe, daß zu der Rente auch noch der volle geführt werden. Es handelt sich bei den Lohnfämpfen zumeist nicht Lohn gezahlt werde. Der Deutsche Industrieschutzverband versandte um außergewöhnliche Lohnsteigerungen, sondern nur um solche, die nun an die Presse nicht an uns eine Zuschrift, in der es durch die gewaltige Steigerung der Preise für die notwendigsten heißt: Lebensbedürfnisse bedingt sind. Kämpfen z. B. die Eisenkonstrukteure Selbstverständlich sind diese Mitteilungen alle aus der Luft um Erböbung des Tagelohnes von 4 auf 4.50 Dollar, so ist weder gegriffen. Der Deutsche Industrieschußverband hat sich im die absolute Lohnböbe noch die geforderte Erhöhung etwas Außer Gegenteil vergewiffert, daß auch bei voller Lohnzahlung den gewöhnliches. Sie bewegen sich durchaus in den Schranken des Ges Kriegsinvaliden nicht etwa die Kriegsdienstbeschädigtenrente ver- feges, daß der Lohn der Arbeiter sich an der äußersten Grenze zur fürzt oder abgezogen werde, und hat die ihm vom Kriegsmini- Befriedigung seiner Bedürfnisse hält. sterium gegebene Auskunft seinen Mitgliedern durch Zirkular Sehr bezeichnend aber für die Arbeitsverhältnisse in den Ver im März dieses Jahres mitgeteilt." einigten Staaten ist die ungewöhnliche Arbeitslosigkeit, die gegen wärtig im Lande herrscht. Das New Yorker„ Labor Bulletin" stellt fest, daß in der ersten Hälfte des Jahres 1915 die Arbeitslosigkeit der organisierten Lohnarbeiter größer war als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dabei war die Arbeitslosigkeit in dieser Zeit ausfchließlich auf Arbeitsmangel zurüdzuführen, nicht auf Lohnfämpfe und Arbeitsunfähigkeit. Unter den 13 wichtigsten Industrien des Landes zeigte sich die größte Arbeitslosigkeit in der Bau- und Be fleidungsindustrie. In beiden Industrien war während der sechs Monate fast die Hälfte der Lohnarbeiter ohne Arbeit. Im Januar 1915 betrug die Arbeitslosigkeit in der Bekleidungsindustrie 64,4 Proz. Im Staats- und Stadtdienst dagegen war die Arbeitslosigkeit gleich Null. In den letzten Monaten, also der Bauzeit, betrug die Arbeitslofigkeit bei den organisierten Bautischlern 20 Broz. und es ist keine Aussicht auf eine Besserung vorbanden. Ein paar Bauten für Mu nitionsfabriken sind für die Gesamtlage im Baugewerbe gänzlich unwesentlich.
Zwei Rundschreiben, die der Industrieschuhverband in der Angelegenheit versandte, legte er seiner Zuschrift bei. In diesen Rundschreiben werden die Mitglieder des Verbandes ersucht, in ihren Betrieben an geeigneten Stellen Kriegsinvaliden zu beschäftigen, für welche der Verband einen Beschäftigungsnachweis eingerichtet habe. Hinsichtlich der Entlohnung heißt es in beiden Rundschreiben gleichlautend:
Von der Heeresverwaltung ist die Zusicherung gegeben worden, daß eine Kürzung der staatlichen Fürsorge nicht erfolgen soll, wenn den Invaliden die Möglichkeit eines Erwerbes geboten
werde."
Diese höchst überflüssigen Auslaffungen über Dinge, die gar nicht zur Diskussion standen, sind recht merkwürdig. Sie verschieben die Grörterung auf ein anderes Gebiet. Niemand hat behauptet, daß die Heeresverwaltung die Militärrente fürzen werde, wenn den Kriegsinvaliden ausreichender Verdienst geboten werde. Gegen solchen Verdacht braucht der Industrieschutzverband die Heeresverwaltung also nicht zu verwahren. Der Schußverband wird aber deutlicher darüber werden müssen, was denn nun eigentlich aus der Luft gegriffen sei. Ist es die Behauptung, einem Kriegsinvaliden wäre der Lohn um feine Rente gekürzt worden oder ist es der Hinweis des Direktors auf eine Anweisung des Industrieschutzverbandes? Im letzteren Falle handelte es sich um einen häßlichen Streit, um dessentwillen man aber nicht die böse Bresse wenn auch in deutungsfähigen Wendungen beschuls digen sollte. Der in Frage kommende Fabrikdirektor ist ein sonst fozial gesinnter Unternehmer, der einzelne Arbeiter aus sich heraus nie kleinlich behandelt hat. Es lag kein Anlaß vor, seine Aeußerungen mißtrauisch zu behandeln. Ausland.
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Tarifvertragskämpfe im schweizerischen Buchbindergewerbe.
Aus Philadelphia wird berichtet, daß Ende August 79 000 Per fonen arbeitslos waren. Die Zählung ergab, daß ein Fünftel der Arbeitslosen länger als 6 Monate, die Hälfte 3 Mnnate, die übrigen 2 Monate lang ohne Arbeit waren. Am schwersten war die Textilindustrie betroffen; zwei Drittel der Arbeitslosen gehörten der Manufaktur- und mechanischen Industrie an.
Aber nicht nur in den Industrien, die feine Kriegsmaterialien anfertigen, berricht unter den dafür in Betracht kommenden Arbeitern Arbeitslosigkeit, auch unter den für die Kriegsmittelindustrie in Frage tommenden Arbeitern ist die Arbeitslosigkeit erschreckend. Das geht aus der Tatiache hervor, daß sich für 1000 gesuchte Arbeiter 15 000 gemeldet baben. In dieser Industrie sind die Zufunftsaussichten für die Arbeiter dazu noch die schlimmsten. Ist der Krieg zu Ende, dann ist es auch die Kriegsmittelindustrie in den Vereinigten Staaten . Tausende von Arbeitern werden dann brotlos werden und die Zahlen der Arbeitslofen vermehren. Zwar die Unternehmer suchen durch ihre Politifanten die Regierung der Vereinigten Staaten auf die Bahn der militärischen Rüstungen zu treiben, damit sie ihre teueren neuen Maschinen möglichst lange ausnügen fönnen. Aber selbst, wenn das gelingen sollte, wird nicht die ganze Kriegsmittelindustrie für die amerikanische Regierung beichäftigt werden können.
Die Arbeitsverhältnisse sind nach dem Gesagten in den Ver einigten Staaten feineswegs günstig; der Krieg trifft auch dort das Proletariat schwer. Und felbit die einigen Arbeiter, die gegenwärtig in der Kriegsmittelindustrie Beschäftigung gefunden haben, ſehen nach dem Kriege einer schweren Zukunft entgegen. Nur der Kapitalismus als Gesamtheit gewinnt durch den Strieg, wie überall so auch in den Vereinigten Staaten .
Der Schweizerische Buchbindermeisterverband will an Stelle der bestehenden Ortstavifverträge einen einheitlichen Landestarifvertrag einführen, damit aber neben einigen fleineren Verbefferungen gleichzeitig auch Verschlechterungen der bestehenden Arbeits- und Lohnbedingungen durchsetzen. So follen fleinere Sektionen die 9½stündige tägliche Arbeitszeit statt der gegenwärtigen 9stündigen einführen fönnen. Für Nacht- und Sonntagsarbeit wurde bisher ein Lohnzuschlag von 100 Proz. bezahlt, er soll nun aber auf 50 Prog. herabgefeßt werden. Der Minimal lohn von 26 Frank per Woche für ausgelernte Buchbinder im ersten Gehilfenjahr wird als ungenügend erklärt, um so mehr, als er zum Höchstlohn werden dürfte. Im zweiten Gehilfenjahr soll der minimale Wochenlohn 30 Frank betragen; für Preß- und Hand- Zum Schlusie noch eine Bemerkung, die nur in loserem ZuGemeinsame Lohneingaben der Bergarbeiter. bergolder 36 Frant, für Spezialarbeiter 34 Frant. Im Jahre fammenhang mit der behandelten Frage zu stehen scheint. In dem 1914 hatten 15 von 27 Gehilfen bis zum Alter von 19 Jahren Vorstehenden ist die Arbeitslosigkeit in der Bekleidungsindustrie als Die vier gewerkschaftlichen Bergarbeiterorganisationen haben einen Wochenlohn von unter 30 Frant, 12 von 30 bis 39 Frant, die ungeheuerlichste bezeichnet worden. Die Arbeiter in der Be fich am vergangenen Sonnabend dahin geeinigt, in Anbetracht der 34 im Alter von 20 und 21 Jahren Wochenlöhne von unter 30 bis fleidungsindustrie wiesen schon von jeher die höchsten Zahlen unter argen Teuerungsverhältnisse und mit Rücksicht auf die gegen 39 Frank und 455 im Alter von 22 bis 45 Jahren und darüber den Arbeitslofen auf. Es ist nun bemerkenswert, daß nach Unter wärtigen Betriebsgewinne eine allgemeine Rohnerhöhung von zehn Wochenlöhne von 30 bis 42 Frank; 63 Spezialarbeiter erzielten fuchungen des Bundesgesundheitsamtes der Vereinigten Staaten bis zwanzig Prozent zu fordern. In besonderen Eingaben an die Wochenlöhne von unter 40 bis über 50 Frant, 85 blieben dagegen nur 2 Prozent der in der Bekleidungsindustrie beschäftigten Organisation der Werkbesizer in Rheinland- Westfalen , Wurm- unter 40 Frant. Arbeiter und Arbeiterinnen, deren Löhne be- Arbeiter frei sind von förperlichen Mängeln und reits die Anfäße im Meisterentwurf erreichten, sollen eine Lohn- beiten. In New York wurden 3000 Arbeiter, davon 2000 gebiet bei Aachen und an die oberste preußisch- fiskalische Bergwerts. erhöhung von 2 Broz. erhalten, falls sie nicht etwa seit 3 Monaten männliche, untersucht. Bei diesen 8000 Arbeitern wurden 13 457 berwaltung für das Saargebiet und die westfälischen Staatsgruben fchon eine solche erhalten haben. Die Aufbefferung der höheren förperliche Mängel und Krankheiten gefunden, und zwar wieſen ist die geplante Lohnerhöhung beantragt und begründet worden. Löhne bleibt der gegenseitigen Verständigung vorbehalten. Nach die 2000 männlichen Arbeiter 9451 und die 1000 weiblichen Auch die im oberschlesischen Steintohlenrevier dem zweiten Vertragsjahr tritt abermals eine Rohnaufbesserung 3916 förperliche Mängel und Krankheiten auf. Voran in den Krank Bertretenen Bergarbeiterverbände aller Richtungen find mit einer von 2 Proz. ein. Der 1. Mai wird je nach der Geschäftslage heiten stand die Tuberkulose. Bei 60 Proz. wurden Augenleiden schriftlichen Lohneingabe bei den Werksverwaltungen vorstellig ge- auf Verlangen der Arbeiter freigegeben, jedoch ohne Bezahlung". feſtgeſtellt und 26 Broz. litten an Hals- und Nasenfrankheiten. worden. Unter Hinweis auf den guten Geschäftsgang der Kohlen. Dagegen werden die gefeglichen Feiertage voll bezahlt. Der neue Sollte zwifchen der unter den Kleiderarbeitern herrschenden, fast Vertrag soll drei Monate nach europäischem Friedensschluß in chronischen Arbeitslosigkeit und diesem ungeheuerlichen Prozentiat industrie und auf die Teuerung ersuchen sie um eine Erhöhung Kraft treten und vierjährige Geltungsdauer haben. Sechs Monate von förperlichen Mängeln und Krankheiten, von denen sie heimdes Bohnes für alle auf den Bergwerken beschäftigten Arbeiter ohne vorher tann er auf den 30. Juni gekündigt werden und er läuft gefucht werden, nicht ein tieferer Zusammenhang bestehen? Die Unterschied der Berufsklassen. Hoffentlich zeigen sich die maß ein Jahr weiter, wenn von teiner Seite die Kündigung erfolgt. Antwort wird lauten müſſen: Ja! URANIA Taubenstr. National- Theater.
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