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gegen 73 206 am Kriegsbeginn. Bis jetzt haben 108 Gemeinben Ar- beitslosenfonds errichtet. Die Unterstützung der Nichtorganisierten durch die UnterstützungSkomiteeS ist weniger befriedigend. Auch zeigt sich schon in manchen Orten die Tendenz, die Zahlung der Unterhaltsbeiträge mit Berufung aus die Besserung der allge- meinen wirtschaftlichen Situation einzustellen und die Unterstützung der Armenpflege anheimzugeben. Tatsächlich aber ist die Ar- beitslosigleit in einer Reihe von Berufen, vor allem der Diamant- schleiferei. dem Baugewerbe und im Hafenbetvieb, noch so grotz. daß von einer Fortdauer der Krise gesprochen werden darf. Die Aus- weise verschiedener Armenbureaus zeigen, daß der Pauperis- m u S, der schon früher 8 bis 9 vom Hundert umfaßte, auf 11 vom Hundert gestiegen ist. Die zu diesem Punkt angenommene Re- solution fordert denn auch die Fortsetzung der lokalen Arbeitslosen­unterstützung für solange, bis normale Verhältnisse wiederkehren. Die Lage der Arbeiterschaft erscheint aber besonders trüb, wenn man sie mit der der anderen Klassen vergleicht. Das Referat des Genossen Polock zeigte mit einer Fülle von Details, wie außerordentlich diebesitzenden Klassen Hollands vom Krieg profitieren. Der Panik am Beginn des Krieges folgte eine Epoche üppiger Profite, die sich, wenn sie auch nicht an die mancher amerikanischer Firmen heranreichen, doch als ein breiter Goldstrom darstellen. Eine Reihe von Industrien und ganz be- sonders die Schiffahrtsunternehmungen und die Landwirtschaft sacken gewaltige Gewinn« ein. Die glänzende Lage der Landwirtschaft wirkt wieder auf Luxusindustrien zurück, wie die Gold- und Silbers Warenindustrie. Aber die Arbeiterschaft und die Unterbeamten bekommen sie in der L e b e n s m i t e l t e u e r u n g zu fühlen, denen die hie und da erreichten Lohnstetgerungen nicht entsprechen. Die Wirkungen bleiben nicht aus. Im ersten Halbjahr 1916 hat die Kindersterblichkeit bedeutend zugenommen, ein Herabsinken des von der Arbeiterschaft erreichten sozialen Niveaus ist unverkenn- bar. Deshalb mutz die Aktion der Gewerkschaften für die Lohn- erhöhung diese ist dem Teuerungszuschlag grundsätzlich vor- zuziehen, der tatsächlich auf Lohnderminderung hinausläuft mit aller Kraft wieder einsetzen. Die Verhandlungen deS Kongresses haben ein erfreuliches Bild der Lebenskraft und der klaren Entschlossenheit der holländischen Gewerkschaftsbewegung gegeben. Sie hat eine gefährliche Zeit siegreich überstanden von Juli 1914 bis 1. Oktober 1915 ist die Zahl der Mitglieder der modernen Gewerkschaften von 90 000 auf 84 000 gestiegen und darf den Kämpfen der Zukunft mit Zu- verficht entgegensehen.

politische Uebersicht. Zur Teuerung. Teuerungszulagen für die Arbeiter. Die Schiffbau-AktiengesellschaftWeser " in Bremen hat ihren verhei- rateten Arbeitern, die spätestens am 1. Oktober d. I. bei ihr in Beschäftigung getreten sind, eine einmalige außerordentliche Kriegsbeihilfe in Höhe von 24 60 M., je nach der Anzahl der Kinder dieser Familien, gewährt. »» Verhaftet wurde in Augsburg der Butter» und Eierhändler Karl Pitz. Er hatte in der näheren und weiteren Umgebung alle erhältlichen Eier aufkaufen lassen, um sie zu lagern. Dadurch war die Züfuhr von Eiern zur Stadt fast vollständig abgeschnitten und der Preis stieg um fast 100 Proz. Auch gegen die Eheftau deS Pitz ist ein Strafverfahren anhängig gemacht. «» * Die Fleischpreise. In der SonntagSnummer der Deutschen Tageszeitung" lesen wir: Es geht also. In Drossen in der Mark verkauft der Magistrat an jedermann bestes Rindfleisch für 1 M. daS Pfund. Schweinefleisch mit 1,30 M. und Wurst mit 1.60 M. Tarauf haben die Schlächter die Preise noch unterboten. Sie geben das Rindfleisch schon mit 90 Pf. ab. Die weitere Folge ist, daß auf den

sich Gleis an Gleis, steht Zug neben Zug. In zahlreicher Folge verkehren die Züge in vier Richtungen. Und noch vor zwei Wochen tag das ganze Bahngelände tot und brach Der abziehende Gegner hatte zerstört, was an den Anlagen nur zerstörbar war; von den Bahnhofsgebäuden sind nur die schwarzgebrannteu Umfassungs- mauern stehengeblioben. Die Spurweite der Gleise paßte nicht für das deutsche Wagenmaterial. Und heute pulsiert reges Leben auf dem Bahnhof und zahlreiche deutsche Bahnbeamte bevölkern den Gleiskomplex. Aber das alles dient nur dem Kriege, dessen blutige Spuren den Bahnknotenpunkt in Gestalt vieler Lazarett- züge berühren. Die schnell« Wiederherstellun« des Bahnhofes läßt die Vermutung zu, daß die Zerstörung durch den abrückenden Gegner doch nicht mit umsichtigem Vorbedacht, sondern mit ziem- licher Eile und Plötzlichkeit erfrngt ist. Der Transportzug der Armierungssoldaten bleibt den Tag über auf dem Bahnhof liegen. Er wird also den Mannschaften längere Zeit als Unterkommen dienen. Sobald die Soldaten die Situation überblickt haben, hält eine gewisse Wohnlichieit ihren Einzug in die besetzten Abteile. Die Rucksäcke öffnen sich, und ihren gerundeten Leibern entguillen all« die kleinen, für Nahrung und Notdurft des Tages unerräßlichen Dinge. Schon beim Früh- ftück beginnt das Auspacken und im Verlauf der Stunden folgt ein Stück dem anderen. Bald braucht man dies, bald daS. Auch für des Körpers Bequemlichkeit sorgt man nach und nack. Die Land- sturmmänner sind nun einmal in der Mehrzahl schon in jenem Alter, in dem man die schweren langschäftigen Stiefel gern mit leichten Pantoffeln, den Rock mit der Drillichjack« vertauscht. Auf dem Trittbrett eines Wagens improvisiert ein Schipper sogar einen Frisiersalon. So hat sich auch im Abteil D. deS Personenwagens dritter Klasse, Nummer 1362, eine primitive Behaglichkeit heraus- gebildet. Sechs Armierungssoldaten bevölkern täs Abteil und haben das Transportmittel in einen Wohnraum umgewandelt. Sie würden es schon einige Zeit darin aushalten. Jeder richtet seinen bescheidenen Platz nach seinen Bedürfnissen ein. Di« Schmalz. büchsen und die Marmeladeneimerchen stehen bereit. Für Mittag- brot sorgt die treue Gulaschkanon«. Am Nachmittag aber locken die Sechs aus der eigenen Büchse einen kräftigen Kaffee. Der Duft des guten Gebräus erhöht die Behaglichkeit. Die Männer denken kurze Zeit nicht an den Krieg, sie lesen in alten Zeitungen, schreiben Grütze an die Lieben daheim und plaudern von ftied- lichen Dingen. Der Abend senkt sich über den Bahnhof. Lichter glühen auf Nnd auch im Eisenbahnheim der Sechs wird in einer mitgebrachten Lckterne eine Kerze entzündet. Schwach beleuchtet sie die Wände des engen Raumes. Die Männer rücken eng zusammen und be- ginnen ein friedliches Spie». Der Skat fehlt niemals in den kargen Ruhestunden der deutschen Soldaten. Mit Andacht geben sich die Abteilgenossen ihrem Spiel« hin und lange wird es ausgedehnt. Tie Leute nutzen die Zeit, denn das Kriegs leben zeigt sich selten von einer so gemütlichen Seite. Und doch naht die Zeit, die zur Ruhe mahnt. Sech» Männer sollen in dem engen Abteil die Nacht verbringen. Sie pflegen eine Beratung über die Verteilung des schmalen Raumes. Jedem Soll es möglich gemacht werden, die müden Glieder auszustrecken. Zerwöhnt und anspruchsvoll find ja die Soldaten im Felde nicht, weder bezüglich ihrer Quartiere noch in anderen Dingen. Aber sie haben es auch gelernt, jedes kleine Mittel auszunutzen, um sich das harte Feldleben hier und dort zu erleichtern. So machen sich denn auch unsere sechs Armierungsleute an die Arbeit, ein für alle

Dörfern im Kreise Weststernberg die Fleischer Rind- und Schweine- fleisch noch 10 Pf. billiger anbieten, und das Angebot wächst."

Noch immer Kartoffelnot. In Westdeutschland haben sich die bisherigen Bundesrats- Verordnungen in der Kartoffelftage fast als ganz wirkungs« loS erwiesen. In Köln sind die Kartoffeln so knapp, datz die Stadtverwaltung nicht wagt, den durch die Bundesratsverordnung vorgeschriebenen Kleinhandelspreis von 4,86 M. für den Zentner festzusetzen. Kosten doch laut dem amtlichen Marktbericht in Köln die Kartoffeln i m Großhandel 4.60 M. bis 6,5 0 W. Im Kleinhandel werden 6 bis 9 Pf. dafür be- zahlt, also zum Teil mehr als das Doppelte deS durch die BundeSratSverordnung vorgeschriebenen Höchstpreises. Auch die Zentrumspresse(Kölner Lokal-Anzeiger" Nr. 312) wirft der Land- Wirtschaft spekulative Absichten vor:»Die Kattoffeln sind in Mieten vergraben oder liegen in den Scheunen und Kellern in der Er« Wartung, daß vielleicht die Regierung sich noch einmal besinnen und neue, der Landwirtschaft noch mehr Vorteil bietende Höchst- preise festsetzen werde." Unser Kölner Parteiblatt verlangt, daß das stellvertretende Generalkommando Kartoffeln beschlagnahmt. Der jetzige Zustand sei unerträglich.

Einzelfälle. Die Nerdhäuser Polizeiverwaltung machte vor einigen Tagen in den dortigen Zeitungen die Mitteilung, datz sie, um den fort- gesetzten Verstößen gegen die festgesetzten Höchstpreise für Butter zu steuern, gegen eine Händlerin Strafantrag gestellt habe. Al« Ant- wort hierauf veröffentlichte nun der Gutsbesitzer, für den die Händ- lerin die Butter verkauft hatte, eineRechtfertigung" seiner zu hohen Preisforderung, in der es u. a. heißt:Ich gelobe insofern feier« lichste Besserung, indem ich verspreche, nicht früher ein Stück Butter wieder nach Nordhausen zu liefern, bis sich die Verhältnisse für die Landwfttschaft im allgemeinen geklärt und für die Viehhaltung im besonderen gebessett haben. Gutsbesitzer Teichmann. Herreden ."

Zur Lebensmitteleinfuhr aus Bulgarien . Der Sonderberichterstatter des �berliner Lokal­an z e i g e r s". Kurt Aram , telegraphiert seinem Blatt folgendes: Zwischen der Zentral-EinkaufSgesellschaft Berlin , die auch im Interesse Oesterreich-Ungarns handelt, und der bulgarffchen Be- Hörde für Heeresverpflegung, demComite de Prevohane'. ist eine allgemein« Vereinbarung getroffen worden, daß die Zentrak-Ein- kaufsgesellschaft vomComite de Prevoyane' den gesamten, nach Deckung eigener Bedürfnisse für Ausfuhr verfügbaren Ueberschutz Bulgariens an Lebens- und Futtermitteln übernimmt,«inschlietz- lich der MaiSbeständ« der Ernte 1915, die un kommenden Frühjahr versandtbereit werden. Für die Preise wurde ein« beiden vertrag- schk«tzenden Teilen gerecht werdende Grundlage festgestellt. So beträgt der Preis für Mais etwa 160 Proz. des durchschnittlichen Friedenspreises. Auf der Donau werden die Getreidetransporte in den nächsten Togen, auf der Bahn Nifch Belgrad voraussichtlich in kurzer Zeit organisiert. Die Ausfuhren werden also schon bald in großem Umfange beginnen. Die Beladung der ersten Schleppkähne mit Mais ist bereits im Gange.

kriegsbetanntmachlmgen. Zur Regelung des Heeresbedarfs an Baumwoll- Erzeugniffen. Amtlich. Berlin , 14. November. (W. T. B.) Im Publikum ist vielfach die Meinung verbreitet, dqß neuerdings die Kriegs- Rohstoffabteilung des Kriegsministeriums die Beschaffung des Heeresbedarfes an Baumwollerzeugnissen übernommen habe. Diese Auffassung ist irrig. Die bisher mit der Beschaffung des Heeresbedarfes in Baumwollerzeugnissen betrauten Stellen(das Bekleidungsbeschaffungsamt, die KriegsbeklcidungSämter, die In- tendanturen, Hauptsanitätsdepots usw.) beschaffen nach wie vor

ausreichendes Nachtlager zu bereiten. Zwischen den Gepäcknetzen werden Zeltbahnen gleich Hängematten ausgespannt, in denen die zwei kleinsten unter den sechs Bewohnern des Abteils Platz finden. Dann überbrücken die Schipper den Zwffchenraum zwischen den Bänken mit Brettern, und auf der so entstehenden Fläche ruhen bald drei Soldaten friedlich nebeneinander. Für den sechsten Käme- raden bleibt ein Platz am Fußboden zwischen den Bänken. Das Lager ist hart. Zeltbahnen. Mäntel, Röcke und im Glücksfalle eine Deck« bilden dasBett". Der Luftraum im Abteil genügt auch nicht den Anforderungen moderner Schlafzimmerhygiene. Nur in einer Beziehung erinnert die seltsame Wohnung an modernen Komfort: es gehört ein Abort dazu. Unsere Schipperleute haben sich bald auf ihren Schlafplätzen zurechtgerückt und schlafen ruhig bis in den Morgen hinein. Der Gedanke an den folgenden Tag stört ihre Träume nicht. Sie wissen, datz sie nicht selbst über ihr Geschick verfügen und nehmen vom Tage. was der Tag bringt. Am Morgen beginnt die Fahrt, und nun dient das Abteil den Soldaten mehrere Tage als Wohnraum. R. S.

Theater in der Königgriiher Straße: Maria Stuart . Irene Triesch feierte in dieser Maria-Stuart - Aufführung. die der der Reinhardtbühne im Abstände von nur zwei Wochen folgte, einen seltenen Triumph. Stürmischer Jubel rief sie am Schluß um Mitternacht(so lange hatte die um 7 Uhr be- ginnende Vorstellung gedauert) wieder und wieder hervor. Der Direktion Meinhardt u. Bernauer gebührt für den die Größe Schillerscher Dichtung wieder einmal zu unmittelbarer Anschauung erhebenden Theaterabend aufrichtiger Dank. Schon die Jungfrau von Orleans, welche die Triesch vor einer Reihe von Jahren am Nollendorfplatz, an der damals noch von Halm geleiteten Bühne spielte, hatte durch ein« strömende Innigkeit des Gefühls mit fortgerissen. Jedoch konnte sich das Bild nicht zu voller Einheit zusammenschließen. Die Zartheit der Gestalt ließ den Glauben an die sieghaft gewaltig« Schlachtenkämpferin nicht aufkommen. Hier aber, in der Figur der königlichen Dulderin, deren leidenschaftliches Frauenherz, nach einem letzten, jähen Auf- flackern bei der Begegnung mit der verhaßten Feindin, sich zu weihevoller Hoheit läutert, kam das eigene Wesen der Künstlerin der dichterischen Konzeption aufs glücklichste entgegen. Der schwer- mutig gefaßte sanfte Klang der Stimm« löste Resonnanzen eines mit Bewunderung gemischten tiefen Mitleids aus, und ebenso sympathisch überzeugend war der Ausdruck des Stolzes, des Glauben? an das angestammte Herrscherrecht, der Geiftesstarke. Der Reiz, den sie einst in ihrem Jugendglücke auf die Männer ausgeübt, mit dem sie, ohne es zu ahnen, auch jetzt noch als Gefangene den Schwärmer Mortimer berauscht, erwacht im blassen Antlitze von neuem, wenn Hoffnung und Erinnerung ein Lächeln strahlend darüber breiten. Wunderbar fein war in der Szene mit Elisabeth die Skala der Empfindungen bis zu dem wilden Ausdruck der Empörung nachgebildet. Das Höchste aber bot der letzte Akt, der rührende Abschied von dem weiblichen Gefolge, die Beichte vor dem inbrünstig ersehnten katholischen Priester. Bewegungen und Stimme waren hier wie von einem Hauche schwebender Ver- klärung umzittert. Vortrefflich wirkte auch FrauFehdmerS Königin Elisabeth. Sie gab der Heuchelei einen Applomb von majestätischer Sicherheit, der es begreifen ließ, wie sich die niedere Seele durch solchen Schein

ihren Bedarf selbst und sind nur in der Vergebung an bestimmte Betriebe durch die von der Kriegs-Rohstoffabteilung geschaffene Organisation zur Regelung der Beschäftigung der gesamten Baum- Wollindustrie beschränkt. Hiernach sind alle Angebote an die KriegS-Rohstofsabteilung und überhaupt alle Angebote von Stoffen, die noch nicht fer- tig gewebt vorliegen, vollkommen zwecklos. Wer fcr- t i g e, ohne Inanspruchnahme eines Belegfcheines zu liefernde Stoffe im Besitze hat, kann diese den beschaffenden Stellen nach wie vor anbieten, ebenso wer bereit ist» fettige Stoffe im Lohn zu k o n- fektionieren. Angebote von Stoffen, die unter Verwendung eines Beleg- scheineS gewebt werden sollen, werden nur vom Kriegsausschuß der Deutschen Baumwollindustrie, Berlin , Charlottenstr. 37, e i n- gefordert und sind ohne Aufforderung ebenfalls zwecklos. Außerdem besteht, wie aus zahlreichen Anfragen und Zu- schriften zu entnehmen ist, vielfach Unklarheit über die Bedeutung und Ausfüllung der Beleascheine 3 für die Verarbeitung von Baum- wolle und Baumwollabgängen. Die Heeresverwaltung hat daher Erläuterungen zum Belegschein 3 veröffentlicht, die bei den Handels- kammern erhältlich sind. Hervorzuheben ist, daß die Belegscheine nur dazu bestimmt sind, dem Heereslieferanten die Stoffe oder� Garne zu beschaffen, die er zur Erfüllung deS Auftrages benötigt. Ist also ein Auftrag bereits mit Hilfe von Lagerbeständen an fertigen Stoffen oder von Garnen ausgeführt, die der Beschlagnahme und dem Her- stellungsverbot für Baumwollstoffe nicht unterliegen, so darf der Belegschein nicht dazu benutzt werden, das Lager neu aufzufüllen. Würde bei einem solchen Falle gleichwohl ein Belegschein ausgc- fettigt und die darin geforderte eidesstattliche Versicherung abge- geben, so setzten sich die Beteiligten der Gefahr strafrechtlicher Verfolgung aus._ Lette Nachrichten. Die Zeitungen am Bußtage. Berlin , 14. November. (SB. T. 95.) Das Oberkommando in den Marken teilt mit, datz mit Rücksicht auf den Ernst der gegenwärtigen Kriegszeit und auf die religiösen Empfindnn- gen weiter christlichjer VolkSkreife die für Sonntags erteilte Genehmigung zur Herausgabe von Mittagszeitungen und von Extrablättern fürdenButztagunddasToten- fest auch in diesem Jahre keine Geltung hat. Das Feilbieten von Zeitungen ist nur in offenen Verkaufsstellen von 12 Uhr mittags bis 2 Uhr nachmittags gestattet. Jede weitere Beschäftigung im Zeitilngsgewerbe hat an beiden Tagen bisMitternachtzu unterbleiben.

Meldung deS türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel » 14. November. (W. T. B.) Das Hauptquartier meldet von der Dardanellen- front: Am 11. und 12. November dauerte der örtliche FeuerauStaufch mit Unterbrechungen an. Die wirksame Ant- wort unserer Artillerie machte sich in den feindlichen Stellungen bemerkbar. 95ei Anafarta nahmen zwei feindliche Torpedoboote und bei Ari Burun ein Kreuzer und ein Tor- pedoboot deS Feindes ohne Ergebnis an dem Feuer der Land- truppcn teil. Unsere anatolischen Zlüstenbattcrien beschossen wirksam die feindlichen Truppen in der Umgebung von Sedd ul Bahr und Mortoliman und die dort befindlichen feind- lichen Schlepper. Sonst nichts von Bedeutung.

Der bulgarische Heeresbericht. Sofia , 14. November. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 12. November. Die Operationen auf allen Fronten entwickeln sich zu unseren Gunsten. Wir haben die Franzosen , die über das südliche Ufer des Flusses Tscher- nareka gegangen waren, im Gegenangriff über den Flutz zurückgeworfen._

selber ju täuschen vermag und ließ zugleich das wahr« Innere er- scheinen. Das Kalt-Herzlose des Organs Lang in Momenten des ZornS wie der Ton von schneidend pfeifenden Gertenhieben. Heber- raschend gut gelang trotz seiner ausgesprochenen männlichen Er- scheinung Herrn Hart lau MortimerS fanatische Jünglingsleiden- schaft. Gleich eindringlich verkörpert« Albert Steinitz, der Gast aus München , den nüchtern kalten, gegen jedes menschliche Gefühl gepanzerten Burleigh. K a y ß l e r als Leicester und Lettinger als Talbot und Mierendorff als Paulet schlössen den Kreis. Eine würdig stilvolle Dekoration verstärkte den Eindrzick. «lt.

Theater öes wefieas:Das Muleln vom Hmt"' Um die Operette steht eS gegenwärtig nicht zum Besten. Wohl wären kompositorische Talente für diese Gattung da, aber eS fehlt an rechter Musik. Solange nämlich all dciS Zeug,>»«s prätentiös Liedmelodien, Tänze usw. genannt wird, handwerkSenäßig, also ohne dichterische Nötigung, geschrieben und heute diesem, morgen jenem Worttext untergeschoben zu werden pflegt, kann es keine Besserung geben. Leo Gilbert bedeutete ehemals eines starke Hoffnung. Mit diesem Optimismus ist es nun wohl aus. Wenigstens läßt sich an einer Musik, die jetzt zum zweiten Male als Neuheit vorgesetzt wird, nichts BewnnderSwertes finden. Erst im Monopoltheater war's ein Ausstattungsstück und hieß:Woran wir denken". Jetzt ist's eine Operette und heißt:Das Fräulein vom Amt".... Von der Musik also könnte m<m schweigen. Nur das Libretto ist neu was man so alsNeuheit" be- zeichnen kann. Daß ein bildhauernder Neffe aus eines reichen Onkel» Brieftasche wirffchaftet, oder umgekehrt, daß ein Gold- onkel Junggeselle sich einen inEssig und Oel " oder in Gips und Marmor arbeitenden Neffen leistet, kommt ja in der Theaterlite- ratur alle Tage vor. Besagter Lehmkneter gleicht auch darin allen anderen Schwankneffcn, ixrfe er heimlich bei ratet. Wie durfte da der Onkel aus der Art geschlagen sein? Nein, dank seinem guten Riecher stellt er sich justauient zur Hochzeit ein. Darob fürchter- liche Beklemmung bei dem Neffen. Orckel darf beileibe nichts er- fahren. Ein Freund,Doktor" seine» Zeichens, mutz anstatt des richtig gehenden jungen Ehemannes den Pseudogatterich machen. So unersprießlich solche Roll««ruch ist sie läßt allerlei si- tuationSkmnische Verwechslungen zu. Die verschärfen sich, sobald was übrigens auch ein« bekannte Sache ist auch der Onkel vom Heiratsbazillus besessen wird. Nun deucht eS weder besonders schön noch moralisch, den liebeStvllen Onkel an der Nase herum- zuführen; denn als endlich zum Schluß des Mittelaktes seine ihm bisher unbekannte Angebetet« auf der Bildfläche erscheint, du griene Neine", da ist's eine Romane dichtende Manneszierde aus Sachsen .... Natürlich schlug dieser Bombeneffekt dem Faß den Boden aus. Und Guido Thielscher als Onkel hat Grund und Ursache, sich dieser Ulkerei zu freuen. Allerdings,«in säuerlicher Beigeschmack ist dabei. Was echte Komik vom schauspielerischen Standpunkt sein könnte, wird ver- äußerlicht in Hanswursterei. Was der Kunstfreund be- dauert, beklatscht aber die kritiklose Menge jemehr Rückschritt, desto salvengewaltiger der Beifall. Uobrigens Franz Groß als RomanschriftstellerAgathe Blütenheim" war unwiderstehlich sächsisch Und vom Neffen nebst Frau einerseits, wie von dem ihn vertretenden Freund Doktor nebst Braut läßt sich darstellerisch und gesanglich gleich Guter sagen. ek.