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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin "

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

262 eg

Dienstag, den 16. November 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

00% als 10

Konzentrische Berfolgung der serbischen Armee.

Zum 25jährigen Bestehen

der

Generalkommission der Gewerkschaften

1890-1915.

Am 17. November 1915 kann die Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands auf ihr 25jähriges Bestehen zurückblicken. Es war das Sturmjahr 1890, das sie ins Leben rief jenes große Jahr, als das deutsche Proletariat in der Februarschlacht dem Ausnahmegesetz und seinem Schöpfer Bismarck den Todesstoß versetzte und als auch die Partei ihre Organisation wieder aufrichten konnte. Die gewerkschaft­liche Einheit ist damals aus Machtkämpfen mit dem Unter­nehmertum hervorgegangen. Nachwehen der ersten Mai­feieraussperrungen und Angriffe der Arbeitgeber auf das Koalitionsrecht der Arbeiter gaben den Anstoß zur Ein­Berufung der ersten Gewerkschaftskonferenz am 16. und 17. November 1890 in Berlin und zur Einsehung einer zentralen Kommission, die sich als Generalkommission " kon­ftituierte. Sie sollte den Gewerkschaftskongreß vorbereiten, eine möglichst vollkommene Organisationsgrundlage schaffen, Angriffe auf das Koalitionsrecht der Arbeiter abwehren und schwachen Organisationen beistehen. Die Generalfommission­hatte in der ersten Zeit einen schweren Stand. Der Druck der Striſis lähmte die Gewerkschaftskämpfe, lichtete die Gewerk­schaftsreihen, schuf Mißtrauen und Kleinmut, der sich bald gegen die neue Zentrale wandte. Die Darlehen, die sie zur Unterstüßung aussichtsloser Kämpfe aufnahm, das Cor­respondenzblatt", das sie herausgab und das Geld kostete, der von ihr aufgestellte Organisations- Entwurf, der die Lokalorganisation verneinte, aber auch den Freunden des Industrieverbandes nicht weit genug ging, wurden Angriffs­punkte gegen sie. Eine Vorständekonferenz 1891 zu Halber­ stadt billigte zwar ihren Organisationsentwurf, entzog ihr aber das Recht der Streifunterstüßung, um deretwillen man fie gegründet hatte, und finanzierte sie durch Beiträge der Ge­werkschaften. Diese Pflichtbeitragsleistung zog der General­fommission weitere Gegnerschaft zu. Der erste Gewerkschafts­fongreß modifizierte die Organisationsgrundlage, indem er die Bildung von Unionen durch den Abschluß von Kartellen, als Uebergang zu Industrieverbänden ersezte. Er führte zur Ausscheidung der in Berlin besonders zahlreichen Lokal­organisationen, die die politische" Gewerkschaft dem Unter­ftüßungs" verband vorzogen. Der Kampf zwischen diesen beiden Richtungen währte schon seit 1884, nahm aber nach dem Halberstädter Kongreß die schärfsten Formen an. Indes benutten die Verbände die nächsten Jahre zum zielbewußten Ausbau im zentralistischen Sinne: sie erhöhten die Beiträge, berbesserten das Unterstützungswesen, zentralisierten die Streitunterstützung und Streifreglementierung, schufen ge­ordnete Lokal-, Bezirks- und Zentralverwaltungen und standen beim Eintritt der günstigen Konjunktur 1895 ungleich schlag­fertiger da, als die lokalen Fachbereine, deren bester Rückhalt die örtlichen Kartelle waren. Damit war der Kampf bereits zugunsten der Verbände entschieden. Die spätere Zusammen­fassung der Lokalisten hat es nie über 20 000 Mitglieder im Reiche gebracht.

Doch war damit der Bestand der Generalkommission noch nicht gesichert. Noch einmal umtobte sie der Sturm auf dem zweiten Kongreß 1896 zu Berlin , der sie zu verschlingen drohte. Diesmal handelte es sich um die Beitragspflicht der Gewerk­schaften, um das Correspondenzblatt", um das Hinüber­greifen in sozialpolitische Aufgaben, das man ihr besonders in Parteikreisen verargte, und um den Entwurf eines zen­tralen Streifreservefonds, durch den die erstarkenden Ver­bände fich benachteiligt wähnten. Der Entwurf fiel dem rafenden See zum Opfer, die gewerkschaftliche Einheit ging indes siegreich aus den damaligen Kämpfen hervor.

Die

Es war hohe Zeit, den Kleinmut endgültig zu begraben, denn Unternehmertum und Regierung rüsteten sich bereits zur Unterdrückung der Gewerkschaften. Nach dem großen Hamburger Hafenstreit an der Jahreswende 1896/97 begann die Aera der Vorbereitung der Zuchthausvorlage. deutsche Arbeiterschaft erhob sich dagegen in einer großzügig organisierten Protestbewegung und der dritte Gewerkschafts­fongreß 1899 zu Frankfurt a. M. gab diesem Protest eine ge­waltige Resonanz. Am 20. November 1899 wurde die Vor­Lage im Reichstag begraben.

Nach der Abwehr dieses Attentats auf das Koalitions­recht ging das Unternehmertum zur Selbsthilfe über. Es schuf fich neue Kampforganisationen, zentralisierte sie nach dem Muster der Gewerkschaften, gründete Streifversicherungen und rief gelbe Arbeitervereine ins Leben. Vor allem fuchte es die Gewerkschaften, durch Massenaussperrungen

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 15. November

1915.(. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Nordöstlich von Ecurie wurde ein vorspringender fran­zösischer Graben von 300 Meter Breite nach heftigem Kamgfe genommen und mit unserer Stellung verbunden. Auf der übrigen Front keine Ereignisse von Be­deutung.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg . In der Gegend von Smorgon brach ein russischer Teilangriff unter schweren Verlusten vor unserer Stellung zusammen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.

Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen.

Im Anschluß an den Einbruch in die feindliche Linie bei Podgacie griffen deutsche und österreichisch- ungarische Truppen gestern die russischen Stellungen auf dem West­ufer des Styr in ganzer Ausdehnung an. Die Russen sind geworfen, das westliche Ufer ist von ihnen gefäubert.

Balkankriegsschauplah.

1835

Die Verfolgung blieb überall im Fluß. Gestern wurden im ganzen über 8500 Gefangene und 12 Geschüße eingebracht, davon durch die bulgarischen Truppen etwa 7000 Maun und 6 Geschütze.

Oberste HeeresIeitung.

zu schädigen.

Es erzielte aber statt des erhofften Er­folges, die gegenteilige Wirkung, daß die Arbeiter zu Hunderttausenden in die Gewerkschaften hinein­getrieben wurden. Beim Ablauf des Jahrhunderts hatten diese 680 000 Mitglieder, 1904 hatten sie die erste Million, 1906 die 11 Million, 1910 die zweite Million überschritten und ihre Vermögen stiegen von 7,7 Millionen( 1900) auf 16,1 Millionen( 1904), 25,3 millionen( 1906) und 52,5 Millio­nen im Jahre 1910. Die Tarifverträge, die die Arbeitgeber­organisationen als Kampfeswaffe zur Ausdehnung der Kämpfe und Knebelung der Gewerkschaften ausnüßen wollten, wurden ein mächtiges Werkzeug zur Verallgemeinerung ge­werkschaftlich geordneter Arbeitsbedingungen, die ein neues forporatives Arbeitsrecht, in der Wirkung über das gesetzlich geregelte weit hinausgehend, darstellten.

Auch in der Sozialpolitik blieben die Gewerkschaften nicht untätig. Sie wirkten unermüdlich für den Bauarbeiterschutz und hatten den Erfolg, ihre Bestrebungen auf der Internatio­nalen Baufachausstellung 1913 anerkannt zu sehen. Sie pro­pagierten durch Kongresse und Ausstellungen den Heim­acbeiterschutz und erreichten ein Heimarbeitsgesetz, das freilich noch sehr verbesserungsbedürftig ist, sie forderten die Reichs­arbeitslosemunterstüßung und schufen dafür in der gewerk­schaftlichen Arbeitslosenunterstügung den tragfähigen Unter­bau. Sie organisierten die Arbeitervertreterwahlen für Ge­werbegerichte und Arbeiterversicherung, gründeten Arbeiter­fekretariate für Städte und größere Bezirke und ein Sentral­arbeitersekretariat in Berlin . Wie erfolgreich dieses Wirken war, bewies die Gegenaktion der Regierung in der Reichsver­sicherungsordnung. Mit voller Kraft aber nahmen sie den Kampf für Arbeiterschuß und allgemeine Sozialpolitik auf; jeder ihrer Kongresse seit Hamburg 1908 war ein glänzendes Plädoyer gegen den Stillstand der Sozialreform.

Was die Gewerkschaften für die Arbeitslosenfürsorge und Arbeitsvermittlung, was sie gemeinsam mit der Partei für die Kriegsfürsorge und Lebensmittelversorgung geleistet haben, bedarf feiner Hervorhebung, da es zur Genüge bekannt ist. Bis weit in die Reihen ihrer Gegner hinein hat dieses

Der österreichische Generalstabsbericht. gogle Wirken ungeteilte Anerkennung gefunden. Für den deut­

Wien, 15. November. ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 15. November 1915.

Russischer Kriegsschauplas.

Die Kämpfe bei Czartoryst haben gestern den vollen Erfolg herbeigeführt. Der geschlagene Feind wurde aus dem Styrbogen über den Fluß zurückgeworfen. Bei seinem eiligen Rückzuge hat der Gegner alle verlorenen Ortschaften angezündet.

Hiermit haben die vierwöchigen zähen und ruhmvollen Kämpfe um Chartorysk ebenso zum Rückzuge der Ruffen in ihre ursprüng­lichen Stellungen geführt, wie die seinerzeit von den russischen Truppen hoffnungsvoll angekündigten Durchbruchsversuche bei Siemitowce an der Strypa.

Die schon gestern angegebene Beute erhöht sich. Sonft find keine nennenswerte Ereignissen zu verzeichnen. Italienischer Kriegsschauplatz.

Die feindliche Angriffstätigkeit an der Isonzo front hat geftern, vielleicht infolge des strömenden Regens, fichtlich nach­gelassen. Im Abschnitt der Hochfläche van Doberdo wurde jedoch heftig weitergekämpft.

Am Nordhange des Monte San Michele gelang es den Italienern, wieder in eine durch schweres Artilleriefeuer ge­schlagene Lücke unserer Stellung einzudringen. Starke feindliche Kräfte, die abends nördlich dieser Einbruchsstelle zum Angriff vorgingen, wurden blutig abgewiesen. Hierauf setzte unser Gegen­angriff ein, der das verlorene Frontstück vollständig zurückgewann und dem Feinde außerordentlich große Berlufte zufügte. Auch ein starker italienischer Angriff gegen den Monte dei Sei Busi brach wie alle früheren zusammen. Durch die Be schießung von Görz wurden bisher 58 Zivilpersonen ge­tötet, 50 verwundet, etwa 300 Häuser und fast alle Kirchen und Klöster schwer beschädigt.

Eines unserer Fliegergeschwader belegte neuer­bings Berona mit zahlreichen Bomben.

Südöstlicher Kriegsschauplaz.

Alle Armeen verfolgen. Nur stellenweise hält noch der Feind.

Unsere Visegrader Gruppe hat die Montenegriner über den Lim zurückgeworfen und Sokolovic sowie die östlichen Anhöhen erreicht.

Bei der Armee von Rövek wurden wieder 850 Ge fangene eingebracht und zwei Maschinengewehre erbeutet. Im Toplica- Tale ist Profuplje erreicht. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

schen Arbeiter werden die Gewerkschaften selbstverständlich nach wie vor dem Kriege die wirtschaftliche Repräsentation bleiben, die der politischen Vertretung, der Sozialdemokratie, getreu zur Seite steht. So lange diese beiden einig und fest auf ihrem natürlichen Boden bleiben, werden sie allen fünf­tigen Stürmen gewachsen sein.

Das Jubiläum der Generalfommission ist auch ein solches für ihren Vorsißenden Carl Legien , der ein volles Vierteljahr­hundert auf diesem Posten steht. Die Generalfommission hat zu ihrem Jubiläum eine Erinnerungsschrift heraus­gegeben, in der die 25 Jahre deutscher Gewerkschaftsbewe gung" von 1890-1915 eine geschichtliche Würdigung erfahren.

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87 Der serbische Heeresbericht.

Baris, 14. November. ( W. T. B.) Meldung der Agence Habas­Serbischer Bericht vom 11. November. An der Nord­front zogen wir uns nach erbitterten Kämpfen in guter Drdnung vor dem an Zahl überlegenen Feind auf die Stellungen Troglar­Maglisch Alexandrowac zurüd. An der Oft front, welche das linke Ufer der südlichen Morava , das Ufer der Binatscha- Morava und den Nordeingang des Katschanikpasses um­faßt, wurden alle Angriffsversuche des Feindes zurückgewiesen.

Bericht vom 12. November: Wir griffen an und warfen den Feind im Susta und Kriwatale und im Tale der Binaticha Morava sowie in der Richtung Tetowcikopik zurück. Am Babuna besetzten die Serben mit den Alliierten das Dorf Tschitschewo und den Bahnhof Gradsko.

Der russische Generalstabsbericht.

Petersburg, 15. November. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht bom 14. November. Die Deutschen versuchten den Ort Berse münde in Nichtung Urfül anzugreifen, wurden aber durch unser Artilleriefeuer zurückgewiesen. In Gegend Dünaburg und weiter südlich bis zum Prypet nichts zu melden. Der heftige Kampf in der Gegend des Dorfes Miedwieze( 10 Kilometer nord­westlich Czartorysk) dauert an. Die feindlichen Versuche gegen den Styr vorzugehen, sind durch unser Feuer vereitelt. Bei dem Dorf Podagcie( 8 Kilometer nordwestlich Czartorysk) heftiger. Kampf.

Russischer Ministerwechsel.

Kopenhagen , 15. November. ( W. T. B.) Birschetvija Wjedomosti" meldet: An Stelle Striwoscheins ist Fürst Wasintschitoff zum Landwirtschaftsminister Gausersehen. Der Rücktritt Ruchlows als Verkehrsminister war eine unabweisbare Notwendigkeit, denn unter seiner Amts­führung war die Mißwirtschaft fast sprichwörtlich geworden.