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Die Unternehmerverbänöe. Gegenüber den Gewerkschaften der Arbeiter hatten die Jnteressenveubande der Unternehmer von jeher den großen Vorteil, daß sie nur verhältnismäßig geringe Zahlen von Individuen in den Kreis ihrer Organisationen einzubeziehen brauchten und daher viel leichter ganze Industriezweige um- fassen und sie dabei viel straffer organisieren konnten; und je weiter die Konzentration der Betriebe und die Zentralisation der Vermögen fortschritt, eine je geringere Zahl von Unter- nehmern den wachsenden Arbeitermassen gegenüberstand, desto größer wurde dieser natürliche Vorteib Doch auch in anderer und vielleicht noch wichtigerer Beziehung ge- nossen   die Unternehmerverbände von jeher den Gewerk- schaften gegenüber einen Vorzug. Die Arbeiter, die sich zu- sammenscharten, niußten sich erst den Boden ebnen, auf dem sie kämpfen wollten, und zugleich mußten sie eine Menge innerer Widerstände besiegen, die ihnen durch Jugenderziehung. Schule, Zcitungslektüre usw. bereitet wurden. Sie konnten daher ihre Bestrebungen nicht auf daZ rein wirtschaftliche Ge- biet beschränken; Politik, Religion, die ganze Weltanschauung wurden immer wieder mit in diese Auseinandersetzungen ver- strickt, und danüt ergaben sich fortwährende Reibungen und Miß- Helligkeiten unter den Arbeitcru selbst. Die Arbeiterschaft kann ihre Ziele nur erreichen, wenn sie sich dabei von allen überkommenen Vorurteilen und inneren Widerständen freimacht und zugleich auch politisch zu wirken sucht. Ganz anders die Unternehmerschaft. Daher kommt es, baß nran schon in Medenszeiten in der Oessentlichkeit von den Untcrnehmcrverbänden viel weniger gehört hat, als ihrer sozialen Bedeutung entsprach; und jetzt während des Krieges ist es fast vollkommen still von ihnen geworden.- Es ist daher zu begrüßen, daß dieSozialpolitische Chronik" des Scptemberheftes desArchivs für Sozialwissen- schaft und Sozialpolitik" eine Zusammenstellung des dürftigen Materials über die Unternehmerorganisationen im Kriege gibt, das sich durch mühevolles Studium der jetzt besonders spär- lich fließenden Quellen gewinnen ließ. Vor allem tritt der Verfasser der Illusion entgegen, daß aus diesem Schweigen auf ein Abflauen der Bewegung ge­schlossen werden dürfe. Er zeigt, daß in den Jahren 1909 his 1911 sich ein stetiges Wachstuin dieser Organisationen und besonders der Zahl der von ihnen kontrollierten Arbeiter beobachten läßt, das von Konjunkturschwankungen ganz unberührt bleibt. Der Krieg selbst aber bedeutet für die Unternehmcrverbände im Gegensatz zu den Gewerkschaften eine Ruhepause, ja sogar eine Kräftigung, denn ihnen er- wachsen durch den Krieg keine sozialen Pflichten gegen ihre Mitglieder und zugleich brauchen sie keine Kämpfe gegen die Arbeiter zu führen. Der Allgemeine Deutsche Arbeitgeber- verband für das Schneidcrgewerbe hat allerdings beschlossen, den verwundeten Mitgliedern die an die Streikentschädigungs- lasse gezahlten Beiträge zurückzuerstatten und den ein- berufenen Mitgliedern, deren Geschäft dadurch stillgesetzt wird, Aushilfe zu gewähren. Aber aus diesen Bestimmungen selbst geht schon hervor, daß es sich hier um ein Gewerk handelt, bei dem die Kleinmeister eine große Rolle spielen, um einen Fall also, der für die Unternohmerverbände im allgemeinen nichts weniger, als typisch ist. Tatsächlich steht auch der Schneiderverbaud mit dieser Kriegsunterstützung vereinzelt da. Einen viel größeren Umfang haben die Unterstützungen angenommen, die Arbeitgeberverbände den Arbeiten! der von ihnen unifaßten Unternehniungen entweder unniittelbar ge­währten, oder zu denen sie ihre Mitglieder veranlaßten. DasReichs- Arbeitsblatt" vom September-Oktober 1911 gibt einen Ueberblick über die Aufwendungen, welche von den Betrieben des Reiches, der Bundesstaaten und der Gemeinden für diese Untcrstützungszwecke(hauptsächlich in der
Od öen Mmierungssolöaten. I m Schweiße des AiigesichtsI Heiß sendet die Augustmiitagssonne ihre Strahlen auf den grasigen Platz eines kleinen, littauischen Dörfchens, auf welchem große Kochkessel über flüchtig errichteten Feldherden brodeln. In langem Zuge, zu zweien gereiht, sind die Armierungssoldaten an- getreten, das Eßgeschirr in der Hand, um von den im Schweiße ihres Angesichts die großen Portionskcllen schwingenden Austeilern ihre Mrttagsration zu empfangen. Irgendwo in der Nähe, auf Wagen, Bretterstapeln, Steinen, oder au der Erde sitzend, löffeln sie mit Heißhunger die Gefäße schnell leer, gilt eZ doch, so schnell wie möglich hinten anzutreten, um möglichst nachweineWucht" zu bekommen. Solch Armierungssoldat ähnelt mit seinem Appetit einem bodenlosen Faß! Viele-setzen sich erst gar nicbt nieder, sondern treten sofort wieder in die Reihe, im Stehen und Weiter- gehen hastig essend! Und viel Zeit ist nicht mehr. Söbon er- scheinen einige mit Schanzzeug und Gelvehr auf der Schulter. Punkt 2 Uhr steht die Kompagnie in vier Gliedern auf dem Platze. Jeder Mann trägt Spakeu oder Schaufel, verschiedene außerdem noch Picken, Beile, Sägen usw. Jeder dritte ungefähr ist mit einem Gewehr älteren Systems bewaffnet. Noch einige Erläute­rungen des führende» Offizier-Stellvertreters, dann heißt«S: Links schwenkt, ohne Tritt, Marsch!" Das ganze Gebiet liegt im Artilleriebereich des Feindes, drum muß vorsichtig, durch Wald und Hügel gedeckt, der Weg zur Arbeitsstelle genommen werden. damit die biussen nicht, wie schon öfter, ihreschwarzen Säue" herüberschicken. So geht es kreuz und quer, über Accker und nasse Wiesen. Offene Stellen müssen einzeln überquert werden. Der Feldwebel vorn hat einen flinken Schritt an sich, und es kostet viele Schweißtropfen der schwerkeuchenden Mannschaft, ihm im vor- geschriebenen Abstand zu folgen. Endlich� ist das Ziel, ein kleiner Mischwald, erreicht, wo ein Infanterie-Offizier weitere In- strukiionen gibt. Es gilt, einennach vorn" führenden An- näherungsgraben zu»eriiefen. Einzeln und in gebückter Haltung huschen die Soldaten in den bis zum Waldsaum reichenden Graben und bald künden peitschenartige Knalle, denen ein eigentümliches Zischen aus dem Fuße folgt, daß die feindlichen Posten die Be- wegnng wohl bemerkt haben. Doch die Mannschaft ist das schon längst gewöhnt und beginnt ruhig mit der schwierigen Arbeit in dem hartgetrockneten Lehmboden, alle ö Schritte ein Mann! Ab und zu zwar bückt sich einer doch unwillkürlich tiefer, lvenn eine Kugel gar zu dicht vorüberfaucht. Plötzlich in der Ferne ein schwacher dumpfer Knall, doch nicht so schwach, daß ihn die Armierungssoldaten nicht gehört Hütten.Achtung,� es kommt Besuch!" ruft eine Stimme. In der Ferne wächst ein Geräusch empor, erst gleich dem Zischen eines Ventils, näherkommend dem Pfeifen des Sturmes in einen gegengehaltenen Trichter gleichend. Alles duckt sich im Graben nieder. Einige liegen platt am Boden, das Spatenblatt zum Schutz gegen Sprengstücke über dem Kopf kältend. Doch das Fauchen geht wieder vorüber über dem Walde erscheint ein Blitz und eine dicke weiße Rauchwolke quillt in die Lust. Erst einige Sekunden später dröhnt der dumpfe Krach der berstenden Brennzündergranate. Die RußkiS haben wieder, wie schon so oft. zu weit geschossen. Weiter klingen Spaten und Picken. Die Männer arbeiten in Hemdsärmeln, die Manchen dicken Schweißtropfen wegwischen müssen. Endlich ist cS
Form der Weiterzahlung des Gehalts für eine bestimmte Zeit) gemacht wurden, und führt auch 286 Privatfirmen auf. die Maßnahmen zugunsten ihrer Angestellten und 901, die solche zugunsten ihrer Arbeiter getroffen haben, Und es sind Firmen darunter, die diesen Zwecken recht namhafte Beiträge zu- gewendet haben. Demselben Ziele, den Arbeitern über die Kriegszeit hinweg- zuhelfcn und sich dadurch einen verläßlichen Stock geübter Arbeitskräfte zu erhalten, zugleich aber auch, eine gewisse Gleichförmigkeit in den Betriebsverhältmssen herbeizuführen, dienen auch die Arbeitsgemeinschaften, die sich in einigen Ge- werben herausgebildet haben, außer im Baugewerbe auch in der Holzindustrie, in der Gärtnerei, im Steinbruch- und Steinmetzgewerbe, im Tapezierergewerbe, in der Binnen- schiffahrt. Es wäre aber natürlich ganz verfehlt, aus diesem den besonderen Kriegsverhältnissen entsprungenen Verhalten einzelner Unternehmer und Verbände auf eine prinzipielle Aenderung in der Stellung des Unternehmertums gegenüber der Arbeiterschaft zu schließen.
Melöung öer italienischen Heeresleitung. Rom  , 10. November.  (SB. T. B.) Amtlicher Heeres- bericht von gestern. Im L e d r o t a l e griff der Gegner nach der im gestrigen Bericht gemeldeten heftigen Artillerie- Vorbereitung hartnäckig unsere Stellungen nördlich deS Bezzecca  - beckens an. Die am 13. d. Mts. abgewiesenen Angriffe wiederholten sich am 11. d. Mts. mit größerer Heftigkeit, wurden aber gleichfalls abgewiesen. Auf deni Karst wurde gestern die Aktion fortgesetzt. Den ganzen Tag über richtete die feindliche Artillerie ein heftiges ununterbrochenes Feuer aus Geschützen aller Art gegen die Wer- schanzungdelle FraSche", um unsere Infanterie zu vertreiben. Die unerlchütterlichen Sarden der Brigade Sassari widerstanden jedoch beharrlich in den eroberten Stellungen, eroberten mit bewunderns- wertem Angriffsmut noch die benachbarte bedeutende Verschanzung, genanntdei Razzi", und nahmen dem Feinde 278 Gefangene ab, darunter 11 Offiziere. C a d o r n a. Die Beschießung von Görz. Wien  , 15. November.  (SB. T. 93.) Ans dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Die Beschießung von Görz begann am 13. Oktober und dauerte mit wechselnder Stärke bis heute. An manchen Tagen fielen mehr als hundert Schuß aller Kaliber, be- sonders aber schwere Schrapnells, in die Stadt. Die Beschießung begann meist in den ersten Frühstunden und erreichte zwischen 3 uno 4 Uhr nachmittags den Höhepunkt, um dann gegen Abend ab- zuflauen. Nach amtlichen Ausweisen wurden seit Kriegsbeginn 58 Zivilpersonen gelötet und 50 verwundet, darunter viele Kinder. Zweimal tötete je ein Granatschuß je vier kleine Kinder. Das Kloster Monte Santo ist abgebrannt und dessen Kirche zerstört. Die Sakristei der Gvrzer Domlirche ist demoliert. DaS Kloster Caftagnanizza, die letzte Ruhestätte des Grasen Chambord  , erhielt mehrere Granat- und Schrapnelltreffer, wodurch das Dach und die Malereien sowohl in der Kirche als auch im Kloster beschädigt wurden. Das im Zentrum der Stadt liegende Ilriulinerinneirkloster wurde zur Hälfte zerstört. In die Kirche Santo Slntonio schlug eine Fliegerbombe durch das Dach. Beide Bahnhöfe sind durchsiebt von Artilleriegeschossen. Die Kirchen in den Vorstädten Podgora und Grafenberg, dann jene von Peuma. St. Andra und Oelavija sind ganz zusammengeschossen, zum größeren Teil auch die betreffenden'Ortschaften selbst, vqn- Görz litt am meisten der Südieil. Es dürften wenig Privathtrnser sein, die keine Treffer haben. Schätzungsweiie�dürften 300 Häuser der Stadt mehr oder weniger stark beschädigt sein. In das Prachtgebäude der Oesterreichi'sch-Unaarischen Bank schlugen mehrere Spreugstücke ein, wodurch die Decke- des Sliegenhauses und die Stiege selbst be- schädigt wurde. Besonders aber litt das neue Bezirksgericht, das bisher 10 Volltreffer erhielt. Feindliche Flieger belegten die Siadt überdies auch öfters mit Bomben. Charakteristisch für die italienische Kriegführung ist, daß am Allerseelentage die von der italienischen Stellung gut gesehene Straße zum Friedhof unter Artilleriefeuer genommen wurde.
8 Uhr. Das WortPause!" läßt Hie Emsigen innehalten. Schnell umchen sie sich fertig, nehmen Werkzeuge und Gewehre auf, um sich auf demselben Weg in den Wald zurückzubegeben. Müde strecken sich die müden Glieder auf den moosigen Teppich. Einige rauchen noch ein Pfeifchen Stummeltabak mit Kirschblättern, wäh­rend die anderen schon die Schnarchlcmte müdegearbeiteter Men- scheu von sich geben. Nach und nach verstummen die einzelnen Gespräche, bis auf ein paar emsige Briefschreiber, die gänzlich der Umgebung entrückt scheinen, liegt alles in tiefem Schlafe. Am Drahtverhau! Aufstehen' Fertigmachen!" Fröstelnd rappeln sich die Männer vom Erdboden auf, der naß vom fallenden Tau geworden. Sich, man ist jetzt erst so richtig bettfextig müde, ünd nun steht erst noch die Hauptarbeit bevor. ES ist fast stockdunkel, obgleich es erst 8 Uhr ist. Der Himmel hat sich fast ganz mit Wolken bezogen. Noch schlaftrunken treten die Leute an, schwerfällig setzt sich die Kolonne tiefer in den Wald kjineni, in Marsch. Kein Weg ist zu sehen, man hört nur das vorsichtige Schlurfen der Nagelstiefel, Stolpern, Zurufen der Soldaten. Endlich ist eine Lichtung erreicht. Lange hält es schwer, ehe der Feldwebel den richtigen Weg zum Walde hinausgefunden. Auf den Wiesen liegen dick die Nebel, aus denen dann und wann das Klingen von Eisen zu hören ist. Dort arbeiten Armierungssoldaten mit Jnfanterfften und Pionieren an den Drahtverhauen vor den Gräbeit. Bald tauchen einzelne Gestalten aus dem Nebel auf. Reihenweise legt die Kolonne die Pfähle nieder. Ein eigenartiges beklemmendes Gefühl schnürt jede Brust bei jedem Hammerschlag, jedem Kommandowort zusam- men. Dort, in dem Nebel, lauert der Feind, kaum 600 Meter ent- sernt sind seine Stellungen. Wenn er jetzt angriffe? Doch alles ist still und ruhig, nicht ein Schuß fällt! Plötzlich kommen von drüben weitgetragene, ungewohnte Klänge an unser Ohr. Die Russen singen wieder eins ihrer schönen schwermütigen Volkslieder. Alles bleibt stehen, die Arbeiter lassen lauschend die Hämmer ruhen. Immer wieder wiederholt sich dieselbe melancholische Variation vierstimmig gesungen. In der Nacht. Kein Stern erhellt die tiefe Finsternis. Nur alle paar Mi- nuten fliegt eine Leuchtkugel in die Höhe, bei deren magischem Widerschein für einen Augenblick die Konturen der zickzackförmig sich hinziehenden Gräben auftauchen. Mann an Mann stehen ?lrmierungssoldaten darin und Spatenstich um Spatenstich vertieft sich der Graben. Blindlings arbeitet jeder darauf los, denn selbst für das schärfste Auge ist es unmöglich, etwas zu erkennen. Die dunkle Nacht hat die Russen nervös gemacht, andauernd pfeifen die Kugeln der Horchposten herüber, manchmal wahre Salven. Ab und zu tastet sich der lange Lichtarm des Scheinwerfers durch die Nacht, dann duckt sich alles schnell hinter den erst flüchtig auf- gewgrfenen Wällen. Langsam nur rückt der Zeiger der Uhr fort. Eben ist es erst Zehn, da beginnen sachte einige Regentropfen zu fallen, nicht gerade freudig von den Soldaten begrüßt. Bald mehren sie sich, ein richtiger Landregen, fein und dicht, setzt ein. Fröstelnd hüllen sich einige in mitgebrachte Mäntel ober Zeltbahnen, die jedoch am Arbeiten hindern. Bald geht der Regen durch, selbst durch Zelt- bahnen und Mäntel. Durch Mützen und Litewken geht er durch, das Wasser läuft Hals und Rücken hinunter in die Stiefel, bald ist kein Faden mehr trocken. Stoisch stillstehend lassen die einen sich durchnässen, andere arbeiten grimmig weiter. Bald läßt sich
?m Motorboot auf öer f�öria. Von Hugo Schulz  - Wien  . ..., den 10. November 1015. Unter Führung eines Marineoffiziers besichtigte ich gestern die SecverteidigungSmittel eines Adria-Hafens. Im Motorboot, das blitzschnell die Wellen durchfurchte, durchkreuzten wir fast den ganzen Golf und näherten uns in der Gegend der Sdobba-Mündung aucb den italienischen Küstenstellungen. Ohne Gefahr, denn das unsichtige Wetter wob dichte Schleier um unser Schifflein. Vom Süden wehte der warme Skirokko; das Meer war bewegt, und zeit- weilig strichen kurze Regenböen peitschend über die Wasserfläche. Das kleine Boot erlaubte uns auch über die Minenfelder hinweg- zugleiten, die den Golf für die Schiffahrt völlig unpassierbar machen und selbst den Verkehr der Fischerboote auf das eigentliche Hafengebiet beschränken. Nur besonders geschulte Lotsen kenneu die Fahrrinnen zwischen den Mincnlabhrinthen. Wir fuhren auch über ein italienisches Minenfeld, das sebr kompliziert angelegt ist und Minen birgt, so kostbar wie Edelsteine, denn jede dieser fein gearbeiteten Minen kostet etliche tausend Lire. Das Geld ist aber für die Katz, denn diese Minenreihen sind unseren Marineuren in allen ihren Winkelzügen genauestens bekannt und in aller Seelen- ruhe rupfen sie ein solckws gefährliches Ding nach dem andern aus, wie Rüben aus dem Acker. In der Nähe der istrianischen Küste, weit außerhalb des Golfes, sahen wir plötzlich etwas wie einen Besenstiel aus dem Wasser des Golfes ragen; es war das Periskop eines Unterseebootes. Als wir ganz nahe gekommen waren, tauchte es auf und aus der Luke stieg ein junger Seeoffizier, dessen schlanker Oberkörper in ein schwarzes Wollhemd gehüllt war. Tie scharfgeprägten Züge des glattrasierten Gesichts waren schier ver­wischt durch triefende Nässe; ich erkannte sie aber sofort. Diesen Schiffsleutnant mit dem bartlosen Nömergesicht, der da von Schweiß und öligem Tran bedeckt aus der Tiefe auftauchte, hatte ich doch schon wo anders gesehen; kürzsich erst in einer Hafenstadt in einem eleganten Restaurant; dort aber trug er den Flottenrock und einen hohen, blendend weißen Stehkragen, und auch sonst hatte er aus- gesehen wie ein Salonlöwe. Wie rasch man sich doch von einem Salonlöwen m einen Delphin verwandeln kann! Wir lagen eine Weile Bord an Bord beim U-Boot, plauderten und ließen uns den Zauber erklären; dann nahmen wir Abschied. Die Luke schloß sich; einige kleine Springbrunnen ließen niedrige Wasser- säulen steigen, und ehe wir uns dessen versahen, war das U-Boot in der Wasscrversenkung verschwunden. Wir besichtigten noch einige KüstenverteidigungSanlagen und statteten dann auf der Rückfahrt den Marinefliegern einen Besuch ab, um die Wasserflugzeuge zu sehen. Einer von den Führern der Flugzeuge, die uns empfingen, hatte kurz vorher den uächt- lichen Flug nach Venedig   mitgemacht und dort die Vergeltung geübt für das Fliegerbombardement auf die offene Stadt Trieft. In dunkler Nacht, so erzählte er uns. erreichten sie damals nach einstündigcm Flug Venedig  , da? stockfinster war und sieb ibnen mit keinem Lichtchen verriet. Die schwarze Silhouette des Markus- turms bildete den Wegweiser und das Orientierungsobjekt. Bald aber drangen die Blicke durch das Dunkel, und das schimmernde Netz der Kanäle gab die Umrisse des Stadtbildes preis. So fanden die Flieger alsbald, was sie suchten, nämlich das Llrsenal, die elektrische Kraftanlage und den Bahnhof. Auf daö Arsenal   sauste eine 50 Kilogramm schwere Bombe, auf die anderen Objekte wurden nur Brandbomben abgeloorfen. Gleich nach dem ersten Wurf zeigten sofort vier auflodernde Flammensäulen den Erfolg. Ein Magazin brannte lichterloh; auch die anderen Würfe saßen dort, wohin sie zielten, und entfachten heftige Brände. Im Nu er- wachte die Stadt m wilder Panik und tausende Lichter blitzten auf. Dutzende von Reflektoren ließen ihre Lichtkegel durch den Raum huschen. Sehr scharf leuchtete der Scheinwerfer des Forts Tre Portz" das Fahrzeug an, aber gesehen scheint es in dem wirren Durcheinander doch niemand zu haben. Geschossen wurde wie toll, jedoch blindlings, denn ein einziges Schrapnell zerstänbie in gefährlicher Nähe unseres Hydroplans, der nach getaner Zer- störungsarbcit wieder davonflog und nach Mitternacht   daheim war.
Englisches Lob öer öeutschen Zlieger. London  , 16. November.  (W. T. B.) DieTimes" berichtet aus dem britischen Hauvtquartier: Die Deutschen  erwiesen sich als sehr tapfere Flieger und werden von unseren Leuten gerühmt. Die deutschen Flieger bewiesen nach dem
der glitschige Lehm kaum noch stechen, die Gräben füllen sich mit Wasser. Berzweislungsvolle Blicke tasten auf die Uhr, die noch nicht elf ist. Noch vier Stunden gilt es auszuhalten. Pechschwarz lastet die grausige Nacht auf den Gemütern. Auch bei der Infanterie ist es still geworden. Nur zeitweise schwingt sich eine Leuchtkugel in die nasse Luft oder knallt ein Schuh der Horchposten. Eine eisige Kälte zittert vom Kopf bis zu den Zehen und bleierne Müdigkeit drückt auf die Lider. Traumverloren verirren sich die Gedanken weit, weit zurück, fort von hier. Eine bange Stunde! Schon über eine Stunde ist die Kompagnie marschiert und noch ist kein Ende. Jetzt geht es querfeldein in der mondhellen Iiacht, über Aecker und sumpfige Wiesem Eine Abteilung nimmt große, aus Psähsen und Stacheldraht gefügte Gestelle, sogenannte spanische Reiter" mit. Still und geräuschlos schreitet alles dahin, geht es doch heute an eine ganz besonders gefährliche Stelle. Plötzlich heißt es:Halt!" Wir sind da. Rechts arbeiten eine Zlnzahl Infanteristen am Ausbau der noch dürftigen Gräben. Eine Abteilung Armierungssoldaten wird ihnen zugeteilt. Andere be- ginnen neue Gräben auszuheben, wieder andere befestigen zu- sammen mit Pionieren vorne den Drahtverhau. Mit ein paar Worten hat der kommandierende Offizier auf den Ernst der Si- tuation hingewiesen. Es wird mit einem Angriff des Feindes gerechnet. Da heißt es, schnell sich eingraben und schon sind Schaufeln und Hacken in fieberhafter Tätigkeit. Vorn klopft es emsig am erst halbscrfigen Drahtverhau. Mancher Blick bohrt sich hinaus in das mondhelle Zwielicht, das doch nicht weit zu durch- dringen ist. Werden sie kommen, wird es glücklich... Da, was ist das? Dunkle Schatten tauchen auf und verschwinden wieder, um bald aufs neue zu erscheinen. Da meldet auch schon der Horchposten:Alles in die Gräben, an die Gewehre, Visier 4001" Ruhig und deutlich gibt der Offizier die Kommandos. Noch ist alles ruhiff, kein Schuß gefallen. Vom Graben aus ist nichts zu sehen. Die Armierungssoldaten arbeiten noch fieberhaft an der Vertiefung ihrer kaum begonnenen Gräben. Die Bewaffneten liegen hinter den aufgelegten Gewehren.Langsam feuern!" Pu|f, puff, puff... beginnen die Büchsen der Infanterie zu sprechen, und nun knallt es auch bei den Slrm-ierungssoldaten lustig los, das Beispiel wirkt anfeuernd. Jetzt knattert's auf der ganzen Linie, und nun beginnt's auch vorn zu knallen. In der Luft hebt ein seltsames Schnurren, Summen und Pfeifen an, eS wird ernst.Lebhafter feuern!" Jetzt kann man die einzelnen Schüsse nicht mehr unterscheiden, die Maschinengewehre setzen mit ohrenbetäubendem Geblaffe ein. Beim Schein der Leuchtkugeln sieht man schon einzelne flüchtige Schatten ganz nahe, schon blitzt da« Mündungsfeuer der feindlichen Gewehre. Mit dröbnendem Baß setzt nun auch die beiderseitige Artillerie ein, hinüber und herüber heulen die Granaten, Schrapnells zersprengen die Luft. Aber mit wütigem Trotz beißen sich die Männer in ihren Gräben fest, senden sie Schuß auf Schuß hinaus in das höllische Dunkel. Ein, zwei Granaten ein halbes Dutzend platzen in unmittcl- barer Nähe. Jeder Augenblick kann das Ende sein, durch all die wirren überstürzenden Gedanken einen dicken schwarzen Strich ziehen. In solchen Situationen lernt erst jeder kennen, was dai Ich" heißt. Doch sie tun ihre Pflicht, die unauSgebildeten Ar- mierungssoldaten genau so wie alle anderen. Und cm dieser ge­schlossenen Phalanx zerschellt kraftlos der letzte verzweifelte mit Hurra I" vorgetragene Anstoß der Russen!.., C. Gr.