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Nr. 322.

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Telegramm- Adresse: ., Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplas. Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 22. November 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplak, Nr. 151 90-151 97.

Heftige Kämpfe am Amselfeld.

Das Fiasko der russischen Balkanpolitik.

Unter den vielen Enttäuschungen, die Rußland   im letzten Halbjahr erlitten hat, wird die Enttäuschung über den Gang der Ereignisse am Balkan   in den führenden politischen Kreisen Rußlands   sicherlich am schmerzlichsten empfunden. Nicht ein­mal der Verlust Galiziens  , das ausersehen war, als glänzendste Perle die Zarenkrone zu schmücken, hat die russischen Nationa­listen und Liberalen so sehr enttäuscht, wie der Zusammen­bruch aller Hoffnungen auf Bulgarien  , dem der radikale Um­schwung auf dem Balkan   gefolgt ist. Die nachfolgenden Er­eignisse: der Fehlschlag der Hoffnungen auf eine Intervention Griechenlands   zugunsten Serbiens  , der schnelle Fort­schritt der Armeen der Zentralmächte in Serbien   und die ablehnende Haltung Rumäniens   haben den Bessimismus hinsichtlich des Balkans in den politischen Kreisen Rußlands  noch bedeutend gesteigert.

In den amtlichen Kreisen ist es auf dem Boden dieser Stimmung neulich zu einer bemerkenswerten Feststellung ge­kommen. Laut einer Meldung des Deni" fand kürzlich in Petersburg   eine Diplomatenkonferenz statt, an der außer den Vertretern der russischen Regierung auch die Ver­treter der verbündeten Mächte teilnahmen. Gegenstand der Beratung war die Lage am Balkan   und die Politik der Entente. Ein ausführlicher Bericht über die Petersburger Beratung liegt zurzeit nicht vor. Bekannt ist lediglich, daß die Teilnehmer der Beratung zu dem Ergebnis gekommen sind, die zu schroffe Aufrollung der Frage über Konstantinopel  " sei eine der Ursachen des Mißerfolges der Ententediplomatie Balkan gewesen.

Schon diese Formulierung wirft ein bezeichnendes Licht auf den Charakter der Petersburger Beratungen. Angesichts der eindringlichen Sprache der politischen Tatsachen sahen sich die russischen, die französischen, die englischen und die italienischen   Diplomaten zu der Feststellung genötigt, daß neben den militärischen Mißerfolgen die in der ersten Hälfte des Krieges scharf betonten Ziele der Alliierten im nahen Often den Mißerfolg der Entente am Balkan   mitverschuldet haben.

Meldung des Großen Hauptquartiers.butionen, die im lesten Jahrzehnt entſtanden, ſondern durch

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 21. No­vember 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

An der Bahn Ypern- Zonnebeke gelang eine größere. Sprengung unserer Truppen in der feindlichen Stellung. Französische   Sprengungen südöstlich von Souchez und bei Combres hatten keinen Erfolg. Bei Souchez kamen wir den Franzosen in der Besetzung des Sprengtrichters zuvor und behaupteten ihn gegen einen Angriffsversuch. Auf der übrigen Front an verschiedenen Stellen leb­hafte Feuerkämpfe.

Unsere Flugzeuge warfen auf die Bahnanlagen von Poperinghe und Furnes eine größere Zahl Bomben ab; es wurden Treffer beobachtet.

Der englische   Oberbefehlshaber sagt in seinem Be­richt vom 15. Oktober über unseren Angriff südwestlich von Loos am 8. Oktober, daß nach zuverlässigen Schäßun­gen 8000-9000 gefallene Deutsche vor der englisch  - fran­zösischen Stellung gelegen hätten. Diese Behauptung ist freie Erfindung. Unsere Gesamtverluste an Gefallenen, Vermißten und den ihrer Verwundung Erlegenen betrug 763 Mann.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Balkan  - Kriegsschauplah.

Deutsche   Truppen der Armee des Generals von Koeve haben Novibazar besetzt. Die Armee des Generals von Gallwitz und der rechte Flügel der Armee des Generals Bojadjieff kämpfen um den Austritt in das Lab- Tal nördlich von Pristina  .

Die Zahl der am 19. November gefangen genomme­nen Serben erhöht sich auf 3800, gestern wurden über 4400 Mann gefangen genommen.

Oberste Heeresleitung.

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Dieſe Feſtſtellung der Betersburger Diplomatenkonferen der österreichische Generalstabsbericht.

richtet sich unverkennbar gegen die Politik, die die russische  Regierung durch die Bekundung ihrer aggressiven Ziele im nahen Osten einschlug. Vom Standpunkt der gemeinsamen Biele der Ententemächte bedeuteten die Deklarationen G remyfins und Ssaionows in der Dumasigung vom 9. Februar d. J. über die Notwendigkeit der Eroberung Kon­ stantinopels   und der Meerengen eine schlimme Nieder­I age. Diese Deklarationen deckten nicht nur den schlummern­den Gegensatz zwischen Rußland   und England in der Meer­engenfrage auf, sie lösten vor allem- und das war zunächst das Wesentlichstein Rumänien, Bulgarien   und Griechen­ land   die heftigsten Besorgnisse hinsichtlich der Zukunft dieser Länder und im Anschluß daran eine stürmische Gegenbewe­gung gegen den Anschluß an die Entente aus.

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Es ist zurzeit nichts Authentisches darüber bekannt, was die russische   Regierung zu Beginn des Jahres veranlaßte, in so schroffer Weise in der Meerengenfrage aufzutreten und ihre Kriegsziele im nahen Osten in so herausfordernder Weise zu betonen. Tatsache ist jedenfalls, daß die russische Diplo­matie es durch ihr Auftreten mitverschuldet hat, daß sie jetzt von der Ereichung ihrer Ziele weiter entfernt ist als je. Aus dem Bericht über die Petersburger Beratung geht hervor, daß den Konferenzteilnehmern diese Erkenntnis zum Bewußt­fein gekommen ist und daß sie, daran anknüpfend, das Fiasko der bisherigen russischen Balkan­politik festgestellt haben.

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Neben dieser Tatsache ist noch eine andere innerpoli­tischen Charakters von Bedeutung. Zu der erwähnten Konferenz waren weder die offiziellen Vertreter der Parteien noch die Dumaabgeordneten eingeladen, die sich mit Feuer­eifer in den Dienst der auswärtigen Politik des Barismus gestellt haben. Diese in einem fast absoluten Staate auf den ersten Blick wie eine Selbstverständlichkeit anmutende Er­scheinung bedeutet indessen im jebigen Rußland   eine fchroffe Brüskierung der bürgerlichen Parteien und ihrer Wortführer. Auf keinem Gebiet haben sich die bürger­lichen Parteien, vor allem die Parteien des Liberalismus, im legten Jahrzehnt einen solchen Einfluß, eine solche Be­wegungsfreiheit verschafft, wie in der auswärtigen Politik. Allerdings geschah das nicht durch die Unterordnung der aus­wärtigen Politik des Barismus unter die Kontrolle und den Willen selbst der unvollkommenen parlamentarischen Insti­

Wien, 21. November.  ( W. Z. B.) Amtlich wird ver. lautbart: 21. November 1915.

Russischer Kriegsschauplas.

Im Wolhynischen und am Styr stellenweise Geschüßfeuer, wobei die Russen Gasbomben verwenden. Sonst keine be= sonderen Ereignisse.

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Italienischer Kriegsschauplak.

Die Italiener haben neuerdings Streitkräfte von der Tiroler Front ins Görzische gebracht. Unter Einfah solcher Verstärkungen greift der Feind den ganzen Görzer Brückenkopf neuerlich an. Vor dem Monte Sabotino brachen mehrere Vor­stöße in unserem Feuer zusammen. Im Abschnitte von Osla­vija gelang es dem Gegner, in unsere Verteidigungslinie ein­zubringen. Ein Gegenangriff brachte jedoch diese Stellung mit Ausnahme einer Kuppe nordöstlich des Ortes, um die noch gekämpft wird, wieder in unseren Besitz. Drei feindliche Vor­stöße gegen Revma   mißlangen unter schweren Verlusten. Be­sonders heftige Angriffe waren auch diesmal gegen die Pod= gora gerichtet. Auch hier wurden die Italiener blutig abge. wiesen. Der Raum beiderseits des Monte San Michele stand unter starkem Artilleriefeuer. Nachmittags gingen am Nord­hange des Berges bedeutende feindliche Kräfte vor; ihr Angriff scheiterte in unserem Kreuzfeuer. Das gleiche Schicksal hatten mehrere Vorstöße gegen den Abschnitt von San Martino und nördlich des Görzer Brüdenkopfes gegen die Straßen­sperre bei Zagora. In Tirol schlugen die Verteidiger des Col di Lana   zwei italienische Angriffe auf die Spitze dieses Berges ab.

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Südöstlicher Kriegsschauplay.

Eine österreichisch- ungarische Kraftgruppe erzwang sich gegenüber den nördlich von Cajnice eingenisteten Monte­negrinern den Nebergang über die obere Drina. Novibazar wurde von deutschen   Truppen befeht. Deftlich davon warf im Jbartal eine österreichisch- ungarische Kolonne den Feind zurüď. Die Zahl der in diesem Raume gestern eingebrachten Gefange nen übersteigt 2000. An den Eingängen des Amselfeldes wird heftig gekämpft.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Kapitulation der bürgerlichen Parteien vor der auswärtigen Politik des Barismus. Zurückgedrängt von jedem Einfluß auf die innere Politik, zu deren radikalen Umgestaltung er zu feige und zu eigennütig war, hoffte der russische Liberalismus auf dem Gebiete der äußeren Politik seine Regierungsfähigkeit nachzuweisen und den ihm fehlenden Einfluß zu gewinnen. Mitbestimmend war natürlich auch der Umstand, daß die russische Bourgeoisie und ihre liberalen Wortführer von einer erfolgreichen äußeren Politik wirtschaftliche Errungenschaften erhofften, die einen Ersaz für den Zusammenbruch ihrer Hoffnungen auf eine durch Reformen beschleunigte kapitalistische Entwickelung im Innern bieten konnten. Nach dem Staatsstreich Stolypins im Jahre 1907. begann die fieberhafte Tätigkeit des Libera­lismus auf dem Gebiete der äußeren Modernisierung der aus. wärtigen Politik des Zarismus. Zu derselben Zeit, wo die wegen Hochberrats" verurteilte sozialdemokratische Fraktion der zweiten Duma ins Zuchthaus   und in die Verbannung wanderte, reisten die Vertreter der bürgerlichen Parteien, mit Miljukow an der Spize, nach London  , um für den Barismus Reklame zu machen. Es bleibt der fünftigen Ge­schichtsschreibung vorbehalten, den Anteil der Schuld festzu­stellen, den der russische Liberalismus durch seine intensive Mitarbeit an der Ausgestaltung der europäischen   Mächte­gruppierungen und an der Vertiefung ihrer imperialistischen Gegensäße an dem Ausbruch des Weltkrieges zu tragen hat. Einen besonderen Eifer bekundete der russische Liberalismus in den Fragen des nahen Ostens, in der Balkanfrage, in der armenischen Frage, in der persischen Frage. Und nicht zu geringem Teil ist es seinen Treibereien zuzu schreiben, daß das russische Volk, ohne daß es dies ahnte und wollte, durch die Verschärfung der Gegenfäße der Großmächte am Balkan   und in Vorderasien in den Weltkrieg hinein­geschleudert worden ist.

Jetzt erntet der russische   Liberalismus, was er gesät. Seine fühnen Träume von der Schaffung eines Großruß­lands im Becken des Schwarzen Meeres   mit Hilfe der Entente sind ebenso zusammengebrochen, wie seine Hoffnungen auf die Eroberung der politischen Macht im Innern durch die Unterstützung des Barismus in der auswärtigen Politik. Die offizielle Diplomatie bekundet ihren bisherigen Kampf­genossen aus den Reihen des Liberalismus ihre Mißachtung, indem sie sie von der Beratung ausschließt, auf der das Fazit ihrer bisherigen Politik gezogen wird. Und im Lande selbst fommt wie aus mannigfachen Aeußerungen der bürger­lichen Presse hervorgeht mehr und mehr eine scharfe Verurteilung der auswärtigen Politik des Liberalismus zum Ausdruck, die die jetzige Katastrophe mit verschuldet hat. Mehr und mehr kommt es offenbar auch den bürgerlichen Kreisen Rußlands   zum Bewußtsein, daß die Aufrichtung und Erstarkung Rußlands   nicht durch Unter­stüßung imperialistischer Ausbreitungspläne, sondern durch Beseitigung des alten historischen Schutts und durch radikale innere Reformarbeit gefördert werden kann.

Blockade Griechenlands  ?

London  , 21. November.  ( W. T. B.) Den Blättern wird aus Athen   gemeldet, die britische   Gesandtschaft habe mitgeteilt, daß die Ententemächte eine wirtschaftliche und kom­merzielle Blockade Griechenlands   beschlossen haben.

Kitchener in Saloniki   und Athen  .

Lyon  , 21. November.  ( W. T. B.) Wie Progrès" aus Salo  niki meldet, ist Kitchener Freitag vormittag aus Mudros in Saloniki   eingetroffen. Er hatte eine Besprechung mit den eng lischen Generalen. Kitchener reiste wieder ab, ohne ans Land gegangen zu sein.

Athen  , 20. November.  ( W. T. B.)( Meldung des Reuterschen Bureaus.) Lord Kitchener   ist hier angekommen und besuchte in Begleitung des britischen Gesandten den König. Die Audienz dauerte über eine Stunde. Später besuchte Kitchener den Mi. nisterpräsidenten Skuludis. Heute abend reist Kitchener wieder von Athen   ab.

Der montenegrinische Bericht.

Cetinje  , 21. November.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht. Am 17. und 18. November beschoß der Feind wirkungslos unsere Stellungen auf allen Fronten. Schlechtes Wetter behinderte die Tätigkeit der Infanterie.