Der französische Tagesbericht. Paris , 21. November. (SB. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Man meldet von der Nacht nur Artillerietätigkeit und einige Handgranatenkämpfe in der Gegend von Arras , bei den Verschanzungen des Labyrinch, in den Argon- nen bei Courte-Chaussee und Vauquois und in Lothringen bei Reillon. Paris , 21. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von ge st ern abend. An mehreren Stellen der Front konzen- triertes Feuer unserer Artillerie, dessen wirksame Ergebnisse wir feststellen konnten, namentlich in Belgien in der Gegend von Boesinghe , wo deutsche Schanzwerke zerstört wurden, und an der Somme bei Beuvraignes, wo wir kleine Posten und eine gepanzerte Kuppel des Feindes vernichteten. Auf der ganzen Front die ge- wohnliche Tätigkeit der beiden Artillerien. Belgischer Bericht. Nach einer ruhigen Nacht herrschte am Tage lebhafte Tätigkeit der feindlichen Batterien und Flieger. Unsere Artillerie zerstreute feindliche Arbeitsgruppen, beschoß die Verteidigungswerke des Feindes und bekämpfte seine Artillerie.
Der rujsisihe Generalsiabsbericht. Petersburg, 21. November. (W. T. B.) A m t l i ch e r D e- richt vom 20. November. Auf einigen Stellen der Front bei Riga heftiges Artillcriefeuer. Westlich Dünaburg mußten die Deutschen ihre Stellungen in der Gegend der Eisenbahn nach Ponjewiez aufgeben. In den vom Feinde verlassenen Gräben fanden wir wieder Waffen, Munition und noch unbeeidigte Leichen. In den anderen Abschnitten von Riga bis zum Prypet keine Ver- änderung. Auf dem linken Sthrufer konnte der Feind sich in dem besetzten Gelände halten, jedoch haben wir am lg. November die Stadt Czartorhsk zurückerobert, ebenso das Dorf Kozlince auf dem linken Sthrufer stromabwärts CzartorySk(S Kilometer). Gesierreichisch-rujsische ßliegerkämpfe. Bukarest , 21. November. (T. U.) Der„Universur meldet aus Dorohoi : Oesterreichisch-ungarische und russische Flieger erscheinen häufig über Bcssarabien und die Bukowina, um Rekognoszierungen auszuführen. Täglich kommt es infolgedessen zu Luftkämpfen. Als am Donnerstag«in österreichisch-ungarisches Flugzeug über Novo- silica erschien, um die russischen Stellungen auszuspähen, wurde es sofort von rusfischen Flugzeugen verfolgt. Die russischen Flieger warfen ivomben nach dem österreichischen Flugzeug. Trotzdem 25 Bomben geworfen wurden und mehrere davon in unmittelbarer Nähe der Flugmaschine explodierten, kehrten die beiden Flieger unversehrt zurück. Zwei rusfische Bomben fielen auf rumänisches Gebiet, ohne jedoch Schaden anzurichten. An der bessarabischen Grenze ist lebhafter Artilleriekampf zu verzeichnen._ Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom , 21. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern. Im Cordevoletale schickte der Feind am 18. No- vember nach einer intensiven Artillerievorbereitung starke Kräfte zum Angriff auf den Gipfel de? Col di Lana vor. Er wurde zurückgeschlagen. Im Gegenangriff gegen den Kampfplatz wurden Waffen, Munition und Handbomben erbeutet. Aus Kärnten wird lebhafte Tätigkeit der beiden Artillerien gemeldet. LängS der Jsonzofront dauerte der Kampf gestern heftig an. Im Ab- schnitt von Zagvra eroberten die Unsrigen ein starkes Sperrtverk. Die Beschießung dauerte von feiten unserer Artillerie kräftig fort. Es wuvde mit Erfolg ein Angriff auf die Höhen nordöstlich von OSlavia eingeleitet. Auf dem Karst faßte unsere Infanterie nach einem glänzenden Angriff festen Fuß auf einem Stück des Kammes des Monte San Michele unterhalb der dritten und der vierten Spitze. Heftig« feindliche Gegenangriffe zur Wiederrrobe- rung der Verloreiren Stellungen brachen zusammen, obgleich ihnen ein starkes konzentrisches Feuer zahlreicher Batterien voranging. Sie scheiterten sämtlich am festen Widerstand der Unsrigen. Wir
von öer wesifront. Erlebnisse und Eindrücke.*) Alarm und Marsch. Jäh schreckte der Alarmbefehl die Mannschaften— man war gerade beim Mittagesten— aus ihrer Reserveruhe. In einer Stunde marschbereit I Wie in einem Ameisenhaufen wimmelt es nun hin und her. Der läuft hin, ein paar Kameraden zu su-ben; der hat noch Wäsche draußen zum Trocknen hängen, die er nun halb- naß abnehmen und einpacken muß; dieser ist kommandiert, beim Aufpacken der Wagen zu Helsen ; jener hat beim Fourier- Unteroffizier anzutreten. um für seine Gruppe Lebensmittel zu empfangen. Die übrigen packen Tornister und rollen Mäntel. Es ist ein Hunde: tstimmigeS Rufen und Fluchen auf dem großen GutShof, der der Kompagnie als Quartier gedient hat. Dazu die Spannung, was eigentlich los sein könnte. ES hat in den letzten Tagen fernher besonders heftig gerollt und gebrummt. Zweifellos, es ist dort irgendwo etwas„im Gange* gewesen. Aber was. wo, mit welchem Resultat,— wer weiß! Allerlei Gerüchte schwirrten umher; aber sie widersprechen sich. Hier hieß eS: die Franzosen sind durckigebrochen. Dort: die Deutschen haben in ge- lungenem Borstoß die Linien feindlicher Gräben genommen und achtzehntausend Gefangene gemacht. Der Feldwebel kommt herüber.„Na, wollt Ihr nicht antreten? In zehn Minuten soll die Kompagnie stehen.'— Die wenigsten sind fertig. Mit doppelter Hast eilt nun aber alles hin und her. schreit und gestikuliert. Der Alarm ist recht überraschend gekommen, und man hatte es sich— so weit hinter der Front— wohl auch ein bißchen gar zu bequem gemacht. Mit der Zeit kommt aber doch alles in Ordnung. Die angesetzte Stunde für das Antreten� ist noch nicht gekommen, als schon die ersten, fix und fertig ausgerüstet, den voll- gepackten.Affen' auf dem Rücken, auf dem Sammelplatz erschemen. Bis alles beisammen ist, vergeht allerdings noch einige Zeit, und der Feldwebel tobt. Die leylen, die angetrottet kommen, kriegen auch noch von dem Kompaqnieführrr ihren Anpfiff, der. hoch zu Roß, pünktlich erschienen ist, sich kurz mit den anderen Offizieren besprochen hat, während die Zugführer Gepäck und Anzug kontrollieren. Endlich ist es soweit, daß die Züge.melden' können. Bis auf zwei oder drei.Unauffindbare' alles.zur Stelle*. Der Feldwebel gibt die Meldung dem Kompagniefübrer weiter. Der winkt..Kompagnie herumkommen!' Die beiden Flügel schwenken, so daß ein Halbkreis entsteht. „Na, Leute I" sagt der Hauptmann,.wir haben jetzt einen ordentlichen Marsch vor uns, heute, und wohl auch morgen. Ick hoffe, daß da jeder seine Ehre drein setzt, nicht unterwegs sckilapp zu machen. Schlappmachen gibt es überhaupt nicht. Der letzte Mann wird vorne gebraucht. Das mögt Ihr Euck, merken. Außer- dem habt Ihr hier lange genug herumgelegen. Danke— zurückschwenken I* Nun rückt die Kompagnie zum Sammelplatz des Bataillons. Ein halbes Stündchen dauert es hier noch. Endlich ist alles so- weit. Kompagnie nach Kompagnie empfängt die Kommandos: „Gepäck umhängen! Gewehr in die � Hand! Umhängen I Ohne Tritt— marsch I'
•) Diese Schilderungen stammen von einem Genoffen, dessen Truppe bei der Abwehr der letzten großen französischen September- Offensive mitwirkte. Die Red.
nahmen dem Feinide 75 Gefangene ab. Die Ueberfälle von feind- lichen Flugzeugen dinierten fort. Eines von ihnen wurde gestern durch das Feuer unserer Abwehrkanonen in der Zone von Milegna auf der Hochfläche nordwestlich Arsiero heruntergeholt. Ein ftalienischeS Flugzeuggeschwader warf gestern über dem feindlichen Flugfeld von Aisovizza gegen lvll Bomben ab und richtete auf ihm Verwüstungen an. Die Flugzeuge kehrten unversehrt zurück. Cadorna.
Melöung öes türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 20. November, 5� Uhr abends.(W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der D a r d a n e l- l e n f r o n t verjagte eine unserer Patrouillen eine kleine feindliche Abteilung aus ihren Schützengräben und erbeutete 1(XX> Sandsäcke und eine Menge Spaten und Hacken. Ein im Kojum Liman gestrandeter Schleppdampfer wurde durch eine unserer Pionierabteilungen zerstört. Unsere Ar- tillerie traf mit einer Granate ein feindliches Torpedoboot. das auf der Höhe von Atche gegen uns feuerte. Das feindliche Schiff entfernte sich in Nauch gehüllt. Bei Ari Burun hefti- gerer Kampf mit Artillerie und Bomben. Bei Sedd ul Bahr gegenseitiges Infanterie- und Moschinengewebrfeuer; desgleichen heftiges Feuer der Artillerie und Kampf mit Bomben. Unsere Artillerie zerstörte ein feindliches Blockhaus am Ker- vizdere und brachte die dort aufgestellte Artillerie zum Schweigen. Sonst nichts zu melden.
Zur Torpeüierung öer fincona. Turin , 21. November. (W. T. B.)„S t a m p a" veröffentlicht das Protokoll des Verhörs mit dem Kapitän der „A n c o n a*. Aus diesem geht hervor, daß der Kapitän, als das Unterfeeboot erschien, auf Deck war, ferner, daß der erste Schuß nicht das Schiff traf, sondern 20 Meter davon vorbeiging, und daß der Kapitän trotz des Warnungsschusses keinen Befehl gegeben hat, zu stoppen, sondern ruhig weiterfuhr. Auf der Weiterfahrt versuchten die Reifenden und die Besatzung, die Rettungsboote herunterzulaffen. Das Unterseeboot feuerte weiter auf das Schiff, bis es endlich hielt. AuS den Aussagen des Kapitäns geht schließlich hervor, daß das Unterseeboot nicht weiter ge- feuert hat, nachdem daS Schiff gehalten hatte. Macöonalös Ausscheiden aus dem Internationalen öureau. Vorläufig liegt uns nur die kurze, der„Morning Post" entnommene Nachricht vor, daß Genosse Ramsay Macdonald von seinem Posten als Vertreter der englischen Sozialisten im Internationalen Bureau zurückgetreten sei. Wir müssen weitere Mitteilungen abwarten uird können heute nur der» muten, daß— wenn die Meldung überhaupt richtig ist— das Ausscheiden Macdonalds in den zwischen dem Führer der Unabhängigen Arbeiterpartei und der parlamentarischen Labour Party bestehenden Meinungsverschiedenheiten über den Krieg und die Stellung zur Regierung seinen Grund hat. Der als Nachfolger Macdonalds genannte Will T h o r n e ist in der englischen Arbeiterbewegung eine bc- kannte Persönlichkeit. 1857 in Birmingham geboren, mußle er schon im Alter von sechs Jahren in einem Barbiergeschäft sein Brot verdienen. Mit sieben Jahren arbeitete er auf einer Seilerbahn und mit acht in einer Zicgelhütte. Im Jahre 1889 half er den Gasarbeiterverband begriinden und heute ist er der Generalsekretär dieser Organisation. Seit 1996 sitzt er im Parlament als Vertreter des Wahlkreises West Ham , der früher einmal Keir Hardie ins Unterhaus ent- scmdt hat.
Beim Ausmarsch aus dem halbverlasjenen Dorf ist die Stim- mung recht geboben. Das Ungewisse— noch immer weiß ja keiner etwas Näheres über das Wohin und Warum— reizt, das Neue lockt. Und die Glieder find noch frisch. Man fingt ein paar Liever —„Lippe-Detmold, eine wunderschöne Stadt" und„Ist alles du— un—-kel, ist alles trü— ü— be". die Leiblieder der Truppe— und ruft den Weibern , die in den Türen und Fenstern erscheinen.„Auf Wiedersehen' oder auch allerlei Scberze zu. Als die erste halbe Stunde Marsch vorüber ist, läßt der Sing- eifer aber schon beträchtlich nach. Es ist ein elender, ausgefahrener Weg, der überwunden werden mutz, dazu geht es bergauf und bergab. Die Tornisterriemen beginnen bereits unverschämt zu schnüren. Man hat wieder viel zu viel hineingestopft. Fabelhaft, was sich alles so zusammenfindet, wenn man immer bloS im Stellungskampf liegt und dann gar noch so ein paar Wochen Reserve hinter der Front kriegt. Jetzt hat man die Bescherung... Nach zwei Stunden scharfen Marschierens gibt es endlich die erste Zehn-Minuten- Pause. Es wurde höchste Zeit. Man ist„ehrlich kaputt". Die Tornister fliegen nur so vom Rücken; die müden Glieder strecken sich in dem rauhen GraS längst des Weges. Der Boden ist hart und kalt, trotzdem ruht es sich vorzüglich. Nach der kurzen Pause wieder zwei Stunden Marsch. Nun bleiben bereits die ersten Schlappmacher zurück. Die Kompagnie - sührer, die hinter ihren Kompagnien reiten� suchen mit aufmunternden Worten nachzuhelfen. In den Reihen der Marschierenden wird eS stiller und stiller. Nur ab und zu noch ein Anschwellen der Stimmen, wenn in der Ferne ein Ort auftaucht... oder der Wind lauter und drohender das ferne Geroll schwerer Geschütze herüber- trägt... Als die zweite Marschstunde sich ihrem Ende zuneigt, kommt man in einen größeren Ort, in dem noch Einwohner in beträcht- licher Zahl zu wohnen scheinen; im �übrigen ist alles voll von stab. Da gibt es— endlich!— nun nicht nur Aufenthalt, sondern auch allerlei Erfrischungen: Wasser, Kaffee, Aepfel und Birnen. Die Geister beleben sich noch einmal. Ein paar Nachzügler finden sich wieder zur Truppe. Optimisten machen sich schon Hoffnungen, man würde hier überhaupt Quartiere beziehen. Langjam senkt sich ja auch die Dämmerung auf die Erde. Aber es heißt noch einmal: Aufl Und noch einmal zwei Stunden Marsch in scharfem Tempo folgen. Zuerst geht eS nun wieder ein paar Kilometer mit Gesang und Munterkeit. Aber dann werden die Füße um so schwerer, und die Tornffterriemen drücken und schnüren ärger denn je. DaS Dämmerlichl wich längst dem Dunkel. Glücklicherweise geht aber bald der Mond auf, so daß man wenigstens halbwegs sehen kann. Aber wie weit soll der Marsch denn noch gehen? Die ganze Nacht durch,— gleich mit einem Mal« bis zur Front Die sechste Marschswnde kommt, und mindestens der fünfund- zwanzigste Kilometer, ehe in der Ferne ein paar Lichter auf- tauchen, von denen eS heißt, daß sie aus dem Dorfe herüber- schimmern, in dem die Müden Nachtruhe finden sollen. DaS Tempo ist doch beträchtlich langsamer geworden, als daS Bataillon endlich einrückt. Gott fei Dank geht die Zuweisung der Quartiere schnell. Man macht nicht viel Federlesens. Je dreißig, fünfzig, hundert Mann abgezählt— und hinein in eins der Ge- Höfte. Mag dann jede Gruppe sehen, wo sie in einer der Scheunen, auf Heuböden oder in Pferdeställen einen Platz findet. Ein bißchen Train ist schon einquartiert. Wer das schadet nicht. Es sind ältere,
In den Auseinandersetzungen über die Stellung der eng- lischen Arbeiter zum Krieg ist Tborne nicht besonders her- vorgetreten. Der Mittelweg. Wieder hat ein Mitglied des englischen Oberhauses. Lord Ribbesdale, vom Frieden und seinen Möglichkeiten ge- sprochen, und er hat zu verstehen gegeben, daß sich doch ein Mittelweg finden müsse, auf dem man zu einem Frieden gelange, den nicht der eine dem andern aufzwinge. Die Stimmen mehren sich also, die dem Aufreibungskrieg des Herrn Churchill widersprechen. Die Idee eines Friedens, der sich nicht auf dem entscheidenden Sieg der einen und der militärischen Niederlage der anderen ausbaut, gewinnt in England an Anhängern. Man hält es für möglich, daß die Streitenden auf dem Wege einer Verständigung und eines vernünftigen Ausgleichs ein Ende herbeiführen. Ob die Schlußbemerkungen des Lords, es gehe England scheinbar noch zu gut. als daß es jetzt schon der Aufstellung von Friedensbedingungcn nähertreten könne, ernst oder ironisch gemeint waren, ist gegenüber dieser Tatsache von unter- geordneter Bedeutung. Es wäre nun, wie wir schon verschiedentlich angedeutet haben, verfehlt, anzunehmen, daß diese Ansichten erwachender Besonnenheit in Deutschland ganz allgemein mit Genugtuung begrüßt würden. Im Gegenteil, sie erwecken hier und da steigendes Unbehagen und es wird eindringlich vor dem „Gimpelfang" der Briten gewarnt. Den„Mittelweg" zu be- schreiten, sei um der Zukunft Teutschlands willen Verhängnis- voll; es muß bei uns bis zum vollständigen Sieg gekänipft werden. Der Churchillschen Parole des Zerreibungskrieges muß die Forderung des Zerschmetterungskricges entgegen- gestellt werden. Graf Reventlow drückt diesen Gedanken in der„Deutschen Tageszeitung" jetzt so aus: Zum Siege gehört in diesem Kriege unauflöslicher als je die Ausnutzung des Sieges. Ein unaussetzter(soll wohl heißen.unausgenupter"— Die Red.) Sieg ist kein Sieg. und ein Krieg, der durch einen Friedensschluß unterbrochen würde ohne Ausnutzung des Sieges und ohne Benutzung der Fähigkeit, völlig zu siegen, würde sich schon bald nach dem Friedensschluß als ein verlorener Krieg darstellen. Und an einer anderen Stelle: Es kommt nicht in erster Linie darauf an, den Krieg schnell zu beendigen, sondern darauf, daß wir eine Lage schaffen, die uns in den Stand setzt, bei Friedensschluß die deutsche Zukunft tatsächlich (nicht durch Papier) zusichern. Hinter die ungeheuere, gar nicht zu überbietende Bedeutung dieser pflichlmäßigen Aufgabe jede» Deulslden und dieser Forderung an das deutsche Volk und seine Leiter, treten alle anderen Rücksichten weit zurück. Die Umstände hindern den Grafen Reventlow und seine Freunde natürlich zu sagen, was sie sich unter einer Ausnutzung des Krieges vorstellen. Englische vorschüsie an öie Verbündeten. London , 21. November. (T. U.) Minister Mc Kenna hat als Antwort auf eine Frage eines Parlamentsmitgliedes mitgeteilt, daß England aus dem Reichsfonds im Jahre 1914/15 51 025 000 Pfund Sterling an andere Mächte ge- liehen hat und daß die Gesamtsumme der noch versprochenen Vorschüsse für das laufende Finanzjahr wahrscheinlich 425 Millionen Pfund betragen werde. Hevorsiehenöefimneftie öer Suren-Nebellen Kapstadt , 20. November. (W. T. B.)(Meldung des Reuterfchen Bureaus.) DaS Parlament ist eröffnet worden. Der Generalgouverneur hielt eine Rede, in der er durch- blicken ließ, daß Aussicht auf Begnadigung der Re-
gemütliche Leute, die bei der Platzverteilung helfen und zurecht- weisen, wo Heu und Stroh zu holen ist. Ordentliche Bündel Heu und Stroh—, das ist natürlich die Hauptsache. Wichtiger noch als der Kaff«, den die Küche noch zu guter Letzt ausgibt. Es find ihrer genug, die nicht einmal mehr darauf göwartet haben. Sie haben ein paar Schnitt« Brot gegessen, den Rest aus der Feldflasche heruntergewunken, die Stiefel abgestreift und sich todmüde ins Stroh geworfen. Wie köstlich es sich doch auch in Heu und Stroh schläft, wenn man so recht müde istl Glücklicherweise haben die höhen Vor- gesetzten ein Einsehen und lassen schlafen— bis neun, bis zehn Uhr am nächsten Vormittag. Aber dann heißt es: Zum Weitermarsch fertig machen I Um elf Uhr wird die Küche noch einmal Essen ausgeben. Dann soll gleich losmarschiert werden. Man munkelt, die Kilometerzahl, die für diesen Tag vorgesehen ist, soll die des vorigen noch bewächtlich übersteigen. Dabei schmerzen die Glieder noch vom Tage vorher, und die Beine wollen sich gar nicht richtig bewegen. Das schönst« aber ist: der Himmel schaut grau in grau her- unter, und von Zeit zu Zeit plätschert eS recht vergnüglich auf die Erde nieder. Die Swaßen sind aufgeweicht und zeigen große graue Pfützen. Von den Häuserdächern tropft es: klack, klack— klack, klack. Windstöße schütteln die Baumkronen, daß die gelben Blätter nur so hochflattern... Angenehme Aussichten Aber es hilft nichls. Punkt elf Uhr fünfzehn Minuten„steht" die Kompagnie. Elf Uhr dreißig setzt sich das Bataillon in Be- wegung. Elf Uhr fünfundvierzig begrüßt eS ein erster ausgiebiger Regenguß. Zwölf Uhr ist alles naß bis auf die Haut. Und die Tornister mit aufgepacktem Mantel und aufgeschnallter Decke haben das Naß so richtig aufgesogen und wuchten doppelt so schwer denn je. Was hilft es, daß dieser und jener inzwischen unter seinen Sachen aufgeräumt, Bücher und Andenken, Strümpfe und Hemden hinausbefördert hat: das Gewicht der Nässe gleicht alles wieder aus. An den Stiefeln klebt der Lehm in dicken Paketen; und jeder Tritt spritzt eine graubraune Sauce über Schäfte und Hosen, selbst hinauf bis zum Rock und zu den Aermeln. Man glitscht oft mehr als man geht. Und mehr als einer setzt sich mit dem Hinter- teil in den Dreck. Dann lacht es wohl in seiner Umgebung kräftig auf, und der Galgenhumor treibt fem« Blüten. Im übrigen ist die Stimmung herzlich herunter. Wenn einer etwas dem Gehege seiner Zähne entschlüpfen läßt, ist es in neun von zehn Fällen ein kräftiger Fluch. Dabei wieder ein Tempo... und Pausen alle Jubeliahre ein- mal, freilich, was nützen einem jetzt auch die Pausen! Hinlegen kann man sich ja doch nicht auf die nasse Erde. Man hockt auf dem Tornister und stiert. Durch grauen Schleier trostlos verwahrloste Felder; hier und da ein verlassenes, zerschossenes und halbverbranntes Dorf. Ein paarmal vorbeirasselnde Wagen, tutende Auwmobile, die den Dreck meterweit spritzen. Wie weit soll es denn noch gehen? Der Geschützdonner klingt näher und näher. Aber noch deutet nichts oder wenig darauf, daß man sich dem eigentlichen Kampf- gebiet nähere. Dabei dämmert es schon wieder, früher freilich als sonst. Die Glieder wollen kaum noch. Einer nach dem andern bleibt zurück. Wieder kommt der Hauptmann, aufzumuntern und an- zufeuern. Aber es hilft wenig. Wenn der Regen jetzt auch wieder nachgelassen hat— der Schmutz, di« Nässe, die Läng« des Weges...