Einzelbild herunterladen
 
  
Bellen Bestehe soBald alle Einzelprozesse erledigt seien. General Hertzog teilte mit. dag er Beantragen werde, Dewet auf freien Fuß zu setzen und eine allgemeine Amnestie zu erlassen.
politische Ueberstcht. Friedensgeneigtheit der Gegner undDurchhalten". Die Parole desDurchhaltens" ist gewöhnlich damit be­gründet worden, daß die Gegner Deutschlands   an ihren Plänen zur militärischen Niederwerfung Teutschlands fest- halten. In letzter Zeit haben sich wieder die Stimmen in England gemehrt, die für eine baldige Beendigung des Ringens eintreten. Aber auch aus dieser Tatsache wird jetzt wieder der Schluß gezogen, daß Deutschland   nun erst recht durchhalten" müsse. Wir gaben erst kürzlich einige dahin- gehende Bemerkungen des Grafen Reventlow aus derDeut- schen Tageszeitung" wieder. Jetzt äußert sich auch Freiherr  v. Zedlitz in derPost" nach einer Uebersicht über die politische und wirtschaftliche Situation Englands dahin: Faßt man das ganze Bild zusammen, so erkennt man, daß in der Tat für Grogbritannien sehr dringende Gründe militärischer, w�tschaftlicher und finanzieller Natur dafür sprechen, den jW:ieg möglich st bald z u beendigen. Daß daraus für uns die Konse?uenz zu ziehen ist:Durch- halten", liegt auf der Hand."
Unverstand. Fräulein Dr. Käthe Schirmacher, eine Dame, die früher einmal in der bürgerlichen Frauenstimmrechtsbewegung eine gewisse Rolle gespielt hat, hielt vor kurzem in Kiel   eine Rede über Krieg und Frieden. Sie hat nach dem Bericht der Kieler Neuesten Nachrichten" kurz gesagt den Wunsch, daß das Ringen recht lange dauern und daß Deutschland  , wenn nun einmal doch die Stunde des Friedens komme,hart gegen das Ausland" sei. Darüber hinaus will sie aber auch die deutsche Bildung reformieren. Französisch und Englisch   sollen in den Mädchenschulen nicht mehr als Pflichtfächer gelten, die Kennt- nis dieser Sprachen sei nicht nötig für eine gebildete deutsche Frau. Das deutsche Mädchen muß durch Wandern. Turnen, durch Schaffung einer Mädchenjugendwehr zu körperlicher Tüchtigkeit er- starkl werden. Hand in Hand damit gehen sollte eine Erstraffung in geistiger Hinsicht. Erst durch den körperlichen militärischen Drill können dafür die Grundlagen gelegt werden." Mit einem Wort. Fräulein Käthe scheint der Meinung zu sein, daß wirklich nationale Gesinnung und positive Kennt- nisse sich nicht miteinander vertragen. Aber sie bleibt nicht bei der Erziehung stehen: Der Verkebr mit dem Auslände muß nach dem Kriege ge- ringer werden, planloses Umherreiien aukhören. Auch von dem deutschen   Handel wird völkische Würde gegenüber dem Verkehr mit dem Auslande verlangt, da Vorteile, die aus Kosten der Würde erlangt werden, mit nationalem Verlust enden. Wer französische  Romane kauft, begeht unlauteren Wettbewerb gegen unsere eigenen Schriftsteller." Eine merkwürdige Auffassung von unlauterem Wett- bewerb l Aber vielleicht denkt Fräulein Doktor daran, daß ein von ihr verfaßtes Buch über Voltaire so wenig Anklang gefunden hat, und diese Erinnerung läßt sie den amüsanteren französischen   Autoren zürnen. Wie sie denn überhaupt auf Frankreich   sehr schlecht zu sprechen ist. Als sie noch in Paris  lebte, schrieb sie für deutsche Zeitungen Artikel, die an den republikanischen Einrichtungen kein gutes Haar ließen, und jetzt beweist sie die Minderwertigkeit der Franzosen mit dem Satze, daß sie im Gegensatz zu Deutschland   ebenso wie die Engländer keineSagen und Märchen, köstliche Volkslieder, Sitten und Gebräuche und staatliche Ueberlieferungcn" besäßen.
Da dröhnt von hinten lautes Gerassel her.Rechts heran!" geht es durch die Reihen. Hallo, Artillerie im Trab! Und nicht bloß eine Batterie, eine Abteilung. In endloser Kolonne Geschütz hinter Geschütz, dazwischen Munitionswagen, Bagage, Feldküchen. Hei, wie das donnert und poltert und rattert und klirrt! Und wie die Gäule auSgreifen! Rufe fliegen hinüber und herüber. Der Bataillonskommandeur hat halten lassen, damit die ganze Straße für die Artillerie freigemacht werden kann. In Ruhe kann man die wilde Jagd an sich vorbeisausen sehen. Es mutz ganz was Besonderes loS sein, wenn die so im Trab herankommen", das ist die allgemeine Meinung. Und das belebt die Müden und Matten wieder einigermaßen. Als endlich der Weitermarsch angetreten werden kann, geht eS wieder flotter hinter der Artillerie drein. Mehr und mehr belebt sich jetzt die Straße. Man stößt auf eine zurückkehrende Munitionskolonne. Dort steht ein Wagentroß und lädt Bretter ab, augenscheinlich zum Barackenbau. Man kommt durch Gehölze, in denen Artillerie lagert. Die Zahl der vorbei- sausenden Autos nimmt ständig zu. Man sucht durch Zurufe Neues zu erfahren. Aber immer noch läßt sich nichts Sicheres erkunden. Die Franzosen haben neuer- dings angegriffen, das scheint sicher. Schwere Kämpfe, die noch anhalten... Aber die Front immer noch weit entfernt; der eine sagt zehn, der andere zwanzig Kilometer... Dann wird es mit dem Hinkommen heute wohl doch nichts mehr werden. Schon hat sich der Abend über die Heide gebreitet, nebelig und dunkel... Aber weshalb dann noch immer kein Halt? Warum immer noch weiter? Vor den Augen schwankt und flimmert eS, in den Ohren singt die Ermattung... Da, endlich, die Spitze biegt vom Wege ab. Zu einer Wald- lichtung hin. Da wird wohl endlich Schluß gemacht werden. Allerdings, Häuser, Baracken sind nirgends zu entdecken. Also wohl Zeltlager. Recht erfreulich bei der Nässe! Aber die Glieder sind so kaputt, daß auch ein Lager auf der feuchten, kalten Erde unter der dünnen Zeltleinwand noch lockend erscheint. Gott   sei Dank, wirtlich: die Spitze hält. Nun kommt auch für die eigene Kompagnie das Kommando: Halt! Die Gewehre werden zusammengesetzt, die Tornister abgelegt. Aber da was ist das? Täuschte sich das Ohr? Da rief doch jemand:Sturmgepäck fertigmachen I" Sturmgepäck? Soll es denn noch weiter gehen? Und am Ende gleichhinein"... Kein Mißverständnis! In einer halben Stunde soll wirklich weiter marschiert werden. Vor einer Viertelstunde hätte jeder geschworen: Eine Un- Möglichkeit! Jetzt aber, wo der Befehl gekommen ist, wird es doch geben. Das WörtchenSturmgepäck" hat wie ein Zauber gewirkt. Erregt wispert es hin und her. Weiß der Himmel, was die Nacht noch alles bringen soll. Da darf es kein Ermatten geben. Zitternde Hände nehmen Mantel. Zeltbahn und Kochgeschirr vom Tornister, um es zum Sturmgepäck zurechtzuschnallen. Als dann der Befehl zum Antreten und Weitermarschieren kommt, ist alles mit eigener Schnelligkeit zur Stelle. ES regnet wieder. Von den Helmen rinnt eS in dicken Tropfen über die Backen und in den Nacken. Die Haut schauert unter der Nässe. Die wundgelaufenen Füße scheuern schmerzhast an den lehmschweren Stiefeln. Die dicke, feuchte Mantelwolle drückt auf Schulter und Brust... Aber ohne Murren setzt sich jetzt Fuß vor Fuß, und Minute um Minute geht es vorwärts durch Nacht und Wetter, dorthin, wo drohender und drohender die Geschütze ihre eherne Stimme erklingen lassen.
So viel Worte, so viel Unsinn! Und so etwas wagt eine Frau nicht etwa bei einem Appell der Mädchenjugendwehr, sondern in einer Versammlung von erwachsenen Menschen vorzutragen. Tut es denn wirklich not, im Auslande den Eindruck zu erwecken, als sei das deutsche   Volk eine Gesell- schaft von Banausen, und als sei sein Kriegsziel die Ver- breitung von möglichst viel Unwissenheit?
Die Kriegsgewinnsteuer. Die Stiftungen der Firma Krupp   haben einer Reihe von bürgerlichen Blättern Anlaß zu der Bemerkung gegeben, daß die fteiwillige Hergabe eines Teils des Reingeivinns zu wohltätigen Zwecken die beste Art der Kriegsgewinnbesteue- rung sei. Wir halten eine derartige Argumentation für äußerst gefährlich, denn sie ist geeignet, die Notwendigkeit einer all- gemeinen Kriegsgewinnsteuer zu verschleiern. Es darf keines- falls in das Belieben des einzelnen Unternehmers gestellt werden, ob und in welcher Höhe er seine Mehrgewinne der Allgemeinheit zur Verfügung stellen will. Auch die Art der Leistung kann bei freiwilligen Gaben leicht zu einer Schädigung allgemeiner Interessen führen, denn nicht alle Wohlfahrtsinstitutionen wirken trotz bester Absichten im höheren Sinne sozial. Der Notwendigkeit gesetzlicher Bestimmungen über die Verwendung von Kriegsgewinnen kann sich auch dieKreuz- Zeitung  " nicht verschließen, aber sie hält es trotzdem für notwendig, gegen denVorwärts" zu polemisieren, weil, wir bei der Besprechung des Kruppschen Geschäftsberichts diese Notwendigkeit in den Vordergrund gestellt haben. S i e zieht aus der neuen Stiftung noch eine andere Folgerung: DaS Vorgeben der Familie Krupp aber, die darin alter und bewährter Ueberlieferung ihres Hauses folgte, zeigt aufs neue den hohen Wert, den aus sozialem wie aus wirtscbaftlichem Gebiete die Einzelpersönlickikeit kraftvoller, ihrer Pflichten und ihrer Verantwortung wohl bewußter Unternehmer hat. Solche Persönlichkeiten und Familien mit ihren industriellen Werken sind ein Besitz, auf den stolz zu sein und dessen sich zu freuen das deutsche   Volk auch aus diesem Kriege erneuten Anlaß nehmen wird." In Konsequenz dieser Anschauung bewertet dieKreuz- Zeitung  " auch die Ueberweisung von 16 Millionen Mark an die Kruppschen Angestellten-Fürsorgefonds anders als wir es tun: Wer die Einrichtung Krupps kennt, weiß, daß WohnungS- kolonien, Konsumanstalt und Pensioiiseinrichiungen dieser Firma von jeher in der ganzen Welt vorbildlich und bahnbrechend zum Segen der Arveiter gewirkt haben. Er gegrüßt es mit Freude, daß diesen Zwecken der Fürsorge für die Angehörigen des Werkes jetzt wieder l6 Millionen zufließen. In dem Umstände, daß das Verhältnis zwischen Unternehmer und Arbeiterschaft hierdurch fest und vertrauensvoll gestaltet wird, erblicken wir im Gegensätze zu mancher stüher versochlenen sozialdemo- kratischen Anschauung, an welcher derVorwärts" unbelehrbar festhalten zu wollen scheint, einen Vorteil, der gerade in der gegenwärtigen Kriegslage besonders sich bewährt." Der Unwille über unseren Krupp-Artikel scheint bei der Kreuz-Zeitung  " vor allem deshalb so groß zu sein, weil wir an gewisse Vorgänge in der neueren Geschichte des Kruppschen Unternehmens erinnerten.
Beeinflussung der Presse. UnS wird geschrieben: Leute, die umfangreiche Jnseratenaufträge zu vergeben haben, besitzen damit ein Mittel, auf die gesamte Haltung von Zeitungen oder auf ihre Stellung zu bestimmten Fragen entscheidend ein- zuwirken. Es ist also ganz natürlich, daß Kreise, deren eigent- licheS Ziel Einwirkung auf die Presse ist, dies auf dem Umweg über den Inseratenteil versuchen. Man erinnert sich der groß- kapitalistischen Gründungen, die vor dem Kriege sich zur Auf- gäbe machten, die Presse des In- und Auslandes im Interesse des deutschen   Imperialismus zu beeinflussen. Diese Tätigkeit ist nicht eingestellt worden, aber nur soweit die Beeinflussung der inländischen Presse in Frage kommt, sei hier das folgende Beispiel mitgeteilt: In Essen   gibt eS eine Ausland-G. m. b. H., der die ge- samte westdeutsche Schwerindustrie besonders nahe steht und deren Leiter besonders von einem Kruppschen Direktor ihre Weisungen empfangen. Diese G. m. b. H. betätigt sich seit geraumer Zeit als Annoncenexpedition. Die maßgebendsten westdeutschen Jndustriefirmen vergeben ihre Inserate nur durch diese Gesell- schaft, so daß deren Jnseratenvermittelung heute schon mehrere Millionen Mark im Jahr umfaßt. Wenn das Geschäft erst einmal weiter ausgebaut ist, werden Korrespondenzen und Artikel. die von der literarischen Abteilung der Gesellschaft die eine Filiale in Berlin   schon eröffnet hat oder demnächst eröffnen wird versandt werden, selbstverständlich bei vielen Zeitungen liebevolle Berücksichtigung finden. Die literarisch« Abteilung der Gesellschaft wird bis zum Friedensschluß besonders die Forderungen zu popularisieren ver- suchen, die in der bekannten Eingabe der Wirtschaftsverbände niedergelegt sind, nach dem Krieg ergibt sich von selbst die Ver- legung deS Schwergewichts der Tätigkeit auf das Gebiet der Zoll- Politik, der Sozialgesetzgebung, des Arbeiterschutzes usw. Das Wirken einer Organisation, die durch die eben angedeuteten Mittel eine Menge Zeitungen völlig in die Hand bekommt, bedeutet eine große Gefahr für die Interessen der Minderbemittelten!
Lette Nachrichten. Das neue portugiesische Ministerium. Paris  , 2l. November. sW. T. B.) Wie derTemps" aus Lissabon   meldet, hat der Präsident der Republik   das Rücktritts. gesuch deS Kabinetts Castro angenommen. Di« Blätter melden, daß das neue demokratische Kabinett folgendermaßen zusammengeictzt wivd: Vorsitz: Affonso Costa; Inneres und Finanzen' Alexandra Braga; Justiz: Catanho de Menzes; Krieg: Norton de Mottos; Marine: Leotie D e r e g o; Aeußeres' beiro; Unterricht: JoaodeBarros. Das Parlament wird vor be i r o; Unterritch: Joa de Barros. Das Parlament wird vor dem 2. Dezember zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen- berufen werden.
Von einer Lawine verschüttet. Brig  , Lt. November. fW. T. B.) Eine Militärpatrouille, die aus einem Offizier und fünf Soldaten der GebirgSinfanterie be- stand, wurde im Simplongebiet von einem Schneesturm über- rascht. Eine Rettungsabteilung hat die fünf Soldaten als Leichen aufgefunden.
Ms Groß-Serlin. Totensonntag. Diele Taufende lenkten gestern ihre Schritte nach den Friedhöfen, um liebe Angehörige zu besuchen. Die Friedhöfe waren schwarz von Menschen, und an manchen Stellen war der Andrang geradezu lebensgefährlich. Die Verkehrsmittel reichten wie immer nicht aus, und so mußten zahlreiche Fried- Hofsbesucher weite Wege zu Fuß zurücklegen, um an ihr Ziel zu kommen. Kränze, Blumen, insbesondere Wachs- und Papierblumen, wurden reichlich angeboten, vor manchen Friedhöfen mußte man förmlich Spießruten laufen, so stark war das Angebot von Papierblumen durch Kinder._ Der gestrige Friedhofsbesuch überwog bei weitem den am Bußtag, der den Friedhöfen auch schon einen starken Be- such gebracht hatte. Das Wetter war glücklicherweise trocken. Opfertage. Es vergeht kaum ein Tag, an dem uns nicht ein oder mehrere Aufrufe zu Sammlungen zugehen. Die Sammlungen haben die verschiedensten Zwecke zum Ziel, und es wurde allseitig begrüßt, daß durch eine besonders zu fordernde Genehmigung eine größere Sicherheit für die Verwendung der gesammelten Gelder gegeben sein würde. Aber die Regellosigkeit der Sammlungen besteht nach wie vor. Aus der großen Sammeltätigkeit sind vor allem hervor- zuHeben Sammlungen für unsere braven Truppen im Feld und für die Daheimgebliebenen, die besonderer Hilfe bedürftig sind. Bei diesen von den verschiedensten Organisationen und Privat- untevnehmungen unternommenen Sammlungen besteht die große Gefahr der Zersplitterung, einmal im Sammelwesen selbst, und dann bei der Verteilung. Viele Personen werden täglich mehrere- mal angegangen, für die verschiedensten Zwecke zu geben, was oft dazu führt, daß die einzelnen Zwecke leiden, und dann kann ins- besondere bei der Verteilung von Geldern oder Gaben zu leicht die Wirkung eintreten, daß an manchen Stellen doppelt und drei- fach gegeben wird, während viele andere gar nichts erhalten. Das Schlimmste ist und bleibt aber die große Regellosigkeit der Sammeltätigkeit, die wiederum durch eine oft eifersüchtige Kon- kurrenz verschiedener Organisationen hervorgerufen wird. Wir haben im Laufe des Krieges nach dieser Richtung hin manche Er­fahrungen gemacht. Die besten Absichten aber können auch dis- kreditiert werden durch die Art der Sammlungen, und eS ist im Laufe des Krieges schon wiederholt von sehr namhaften Persön- lichkeiten Front gemacht worden dagegen, Sammelmittel durch Veranstaltung geräuschvoller Festivitäten aufzubringen, die manch» mal eher den Veranstaltern oder auch der Befriedigung des Ehr- geizes dienen. Uns scheint, daß auch der neueste Plan des Roten Kreuzes von Berlin   in seiner Ausführung so geartet ist, daß er lebhaften Anstoß erregen wird. Das Rote Kreuz von Berlin   hat die Absicht, am 3., 4. und ö. Dezember Opfertage zu veranstalten. und zwar in Groß-Berlin. Die Sammlung der Spenden wird durch H a u s l i st e n, sodann durch Büchsensammlungen in den Wagen der Straßen, und Untergrundbahnen, in den Gast- wirtschaften aller Art und weiter durch Kollekten geschehen, die Behörden, Banken, Warenhäuser und Fabriken unter ihrem Personal veranstalten lassen. Ferner sollen die Lokale je nach der Zahlungsfähigkeit des bei ihnen verkehrenden Publikums For- mulare für einen Zuschlag von 5, tv und 20 Pf. auf jede Rechnung erhalten. Endlich sollen die Geschäfte und Gastwirt- schaften ersucht werden, einen bestimmten Teil ihrer Einnahmen dem Roten Kreuz zugute kommen zu lassen. Der Ertrag der Opfertage ist teils zu WeihnachiSgaben für unsere Truppen an der Front bestimmt, teils für alle die Hilfs- aktionen, in denen das Rote Kreuz von Berlin   seit Beginn des Feldzugs tätig ist. So sehr wir wünschen, daß den kämpfenden Truppen wie den Daheimgebliebenen und Notleidenden reichlich viel zugewandt werden möge, so sehr befürchten wir durch die Art der Sammlung, daß sie leicht ins Gegendeil umschlagen kann und ein Fiasko er- leidet. Es ist uns beispielsweise bekannt, daß die Stadt Berlin  die feste Absicht hat, durch Einleitung einer großen Hilfsaktion unter der Berliner   Bürgerschaft den Sammelfonds zugunsten der Familien der Kriegsteilnehmer zu ergänzen. Der Antrag zur Genehmigung dieser Sammlung ist gestellt. Dieser Sammelsonds hat schon viel Gutes gestiftet. Ohne gegen die guten Absichten des Roten Kreuzes in Berlin   irgend ein Wort sagen zu wollen, müssen wir doch betonen, daß solche allgemeinen Sammlungen zugunsten einer einzigen Organisation dahin führen, daß andere Zwecke Not leiden und daß sie schließlich auch nicht oft wiederholt werden können. Es wird eine allgemeine Zählungs- unlust eintreten, wie das jeder Fahrgast der Straßenbahn ge- legentlich der Büchsensammlung für die Kindewolksküchen wohl zur Genüge erlebt hat. Die Sammlungen wurden vom Publikum und wir haben das selbst von vielen gutsituierten Leuten ge­hört als eine arge Belästigung empfunden. Wir wollen niemand abhalten, für Zwecke zu geben, die gut und nützlich sind, soweit das das Portemonnaie gestattet. Aber Einspruch muß erhoben werden gegen die jetzt wieder beliebte Art der Sammlung zugunsten einer einzigen Organisation, worunter die unter offensichtlicher Kontrolle stehenden Einrich- tungen der Stadt Berlin   in der schwersten Weise leiden zum Nach- teil der reichliche Hilfe bedürftigen Familien Einberufener. Jnvalidenwerkstatt. Der Vorstand des Kriegsbekleidungsamts deS Gardekorps   er- sucht uns um Veröffentlichung folgender Zeilen: Auf Veranlassung des Kriegsministeriums haben die stellver- tretenden Generalkommandos bei den ihnen unterstehenden Beklei- dungsämtern Einrichtungen zur Beschäftigung von KriegSinvaliden getroffen. Beim Kriegsbekleidungsamt deS Gardekorps   ist dem Lager E(Berlin   SW. 68, Verlängerte Charlottenstr. 1, wo die aus dem Felde zurückgekommenen Sachen wieder instand gefetzt wer- ven) eine Jnvaliden-Werkstatt angegliedert, die aus einer Schuh- macher- und Sattler- sowie aus einer Schneiber-Abteilung besteht. Hier wind namentlich denjenigen Kriegsinvaliden, die infolge Ver- wundung usw. nicht mehr in der Lage sind, ihrem bürgerlichen Berufe nachzugehen, die Möglichkeit gewährt, sich für einen neuen Beruf heranzubilden, so daß sie in den Stand gesetzt werden, sich und ihren Angehörigen den nötigen Lebensunterhalt zu verschaffen. Die Einrichtung bietet aber auch Aussicht auf dauernde Beschäfti- gung, da beabsichtigt ist, die eingestellten Kriegsinvaliden bei Be- Währung später im Betriebe des Bekleidungsamts als Handwerker zu verwenden. Für die Beschäftigung in der Jnvaliden-Werkstatt kommen nur solche Kriegsinvaliden in Betracht, die bereits aus dem Militär- Verhältnis ausgeschieden sind. Ihre Einstellung erfolgt auf Arbeits- vertrag und je nach Neigung und Fähigkeiten als Schneider, Schuh- macher oder Sattler. Als Vergütung wird ihnen ein Tagelohn be- willigt, der für einen auskömmlichen Lebensunterhalt ausreicht; von dem Lohn kommen nicht etwa die den Invaliden gewährten Renten, Kriegs- oder Verstümmelungszulagen in Abzug. SinstellungSgesuche können schriftlich oder mündlich angebracht