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Nr. 324.- 32.Jahrg.

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Telegramm- breffes Sozialdemokrat Berlia".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 24. November 1915.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Kernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.

Die vierte Isonzoschlacht für die Italiener erfolglos.

Die Sünden der anderen.

Die Ansichten, die der Vorwärts" über das Verhalten der französischen   Sozialisten in den letzten Wochen geäußert hat, find an zwei Stellen auf Widerspruch gestoßen: bei dem fran­ zösischen   Genossen Compère- Morel und bei dem deut­ schen   Genossen David. Beide äußern Bedenken gegen die Auffassung, als nähmen die Franzosen heute auch nur m allergeringsten eine andere Haltung ein als zuvor. Dec Unterschied zwischen ihnen ist nur der, daß Compère- Morel  in der Humanité" die Konsequenz seiner Partei in ihrer Treue gegenüber den Prinzipien des internationalen So­zialismus betont, während David in der Internationalen Korrespondenz" im Gegenteil feststellen zu müssen glaubt, daß sie diesen Grundsäßen heute noch ebenso untreu sei wie während der gangen Dauer des Krieges.

Lassen wir zunächst die moralische Bewertung der Politik der Franzosen   beiseite, so gehen unsere beiden Kritiker gleicher­maßen von der falschen Voraussetzung aus, wir dächten an eine grundsätzliche Wandlung in den Auffassungen der Par­tei. Tatsächlich aber bedurfte es nicht der jüngsten Kammer­berhandlungen, um uns davon zu überzeugen, daß die Sozia­listen Frankreichs   Gegner der Annegionen sind, dabei aber die Wiedererwerbung Elsaß  - Lothringens   nicht als Annerion gelten lassen wollen. Wir glaubten mur und glaubten noch heute, daß die Entschiedenheit, mit der die Fraktion im Parla­1.ent in lebhafter Auseinandersetzung mit den Bürgerlichen ihren den Eroberungen feindlichen Standpunkt vertrat, wäh­rend des Krieges in Frankreich   ohne Vorbild und darüber binaus bis zu einem gewissen Grade mustergültig für alle Sozialisten ist, die zwar auf dem Boden der Vaterlandsvertei­bigung stehen, aber immerhin die Grenzlinie zwischen sich und der nationalistischen Bourgeoisie nicht verwischen lassen wollen. Das wird Compère Morel   hoffentlich genügen. Mit den Ausführungen des Genossen David müssen wir uns schon etwas eingehender befassen, denn er beschränkt sich nicht auf den löblichen Versuch, die objektive Wahrheit festzu­stellen; er verwendet vielmehr den größten Teil des ihm zur Verfügung stehenden Papiers auf das Bemühen, dem Vor­wärts" systematische rreführung der öffent­lichen Meinung und eine parteiische Stellungnahme zu­gunsten der Franzosen nachzuweisen. Freilich bleibt es bei dem Bemühen, denn seine Argumente sind recht fümmerlich und halten einer Nachprüfung nicht stand.

"

In der Tat haben wir am 2. November mitgeteilt, daß nach einem englischen Blatt die französischen   Sozialisten ihren Eintritt ins Ministerium Briand   an mehrere Bedingungen geknüpft hätten, unter denen der Verzicht auf Annerionen die wichtigste sei. Aber wir gaben diese Mel­dung nicht nur unter Vorbehalt wieder, sondern fügten, was David verschweigt, noch hinzu, daß die Bedingungen, selbst ivenn sie gestellt seien, uns mit dem Ministerialismus der Franzosen nicht versöhnen könnten.

In der Tat haben wir, nach der Rede Renaudels, in dem Auftreten dieses Führers der französischen   Partei ein Ab­weichen von dem bisherigen Standpunkt der mehr oder weniger frititlosen 3ustimmung zu der bürgerlichen Politik" und ein erstes Zeichen des Wiederbeginns der selbständigen Orientierung" gesehen. Aber wir haben feinen Moment daran gedacht, den Leser über die Stellung der französischen   Genossen zur elsaß  - lothringischen Frage in die Frre zu führen. Beweis: Wir gaben die auf das Kriegsziel bezüglichen Teile der Renaudelschen Ausführungen im Wortlaut wieder. Wir erblickten in den Bemerkungen über die Annegionen nur insofern einen Fortschritt, als hier zum erstenmal in offener Kammersizung der von dem der Bour­geoisie abweichende Standpunkt- abgesehen von Elsaß- Loth­ ringen   mit einer Energie verfochten wurde, wie wir sie bei­spielsweise in der Reichstagsrede des Genossen David vom August dieses Jahres vermißt haben.

Endlich sind wir nicht einmal, sondern wiederholt der törichten und gefährlichen Phrase von der Niederwer fung des deutschen   Militarismus scharf entgegen­getreten. Sie bei Renaudel besonders zu unterstreichen, schien uns überflüssig, weil sie bei ihm nur als eine durch einen Zwischenruf provozierte Wendung auftauchte, und weil wir überdies im unmittelbaren Anschluß an die Wiedergabe seiner Rede die Zimmerwaldresolution des französischen   Parteiaus­schusses und ihr Zurückgreifen auf die Zerschmetterung des deutschen Militarismus" aufs schärfste verurteilten.

Die Vorwürfe Davids prallen also an uns ab. Wir sind auch in diesem Falle den Pflichten der objektiven Bericht­erstattung durchaus nachgekommen. Dabei befleißigten wir uns allerdings unserer Gewohnheit gemäß, alles das hervor. zuheben, was einer fünftigen Wiederannäherung der Sozia­listen der verschiedenen Länder dienlich sein kann. Diese Methode gedenken wir auch weiter zu befolgen, und wir lehnen

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 23. November 1915.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Auf verschiedenen Stellen der Front hielt, durch das flare Wetter begünstigt, die lebhafte Feuertätigkeit an. Im Priesterwalde blieben zwei feindliche Sprengungen erfolglos.

Ein französischer Doppeldecker stürzte bei Aure( in der Champagne) nach Luftkampf ab.

Deftlicher Kriegsschauplah. Reine wesentlichen Ereignisse.

Balkankriegsschauplah.

Nördlich von Mitrovica   sowie nördlich und nordöst­lich von Pristina   wurde der Feind in Nachhutkämpfen ge­worfen. Ueber 1500 Gefangene, 6 Geschüße wurden ein­gebracht.

Auch die südöstlich von Pristina   kämpfenden bulgari­schen Kräfte drangen erfolgreich vorwärts. Es wird von dort die Gefangennahme von 8000 Serben und eine Bente von 22 Maschinengewehren und 44 Geschüßen ge­meldet.

Oberste Heeresleitung.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 23. November.  ( W. Z. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 23. November 1915.

Russischer Kriegsschauplah. Reine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplak.

Die großen Kämpfe um den Görzer Brüdentopf und am Rande der Hochfläche von Doberdo   dauern fort. Mehrere Angriffe starker feindlicher Kräfte auf die Podgora wurden blutig abgeschlagen. Auch bei Bevma und Oslavija hielten sich unsere Truppen gegen alle Stürme. Bielfach fand der Kampf auch nachts kein Ende. Die Beschießung der Stadt Görz   in der Zeit vom 18. bis zum 21. November hat wieder erhebliche Verluste an Menschenleben und bedeutende Schäden perursacht: 20 Bivil­personen wurden getötet, 30 verwundet, 46 Gebäude vollkommen zerstört, 250 start, 600 leicht beschädigt. Gestern warfen die Italiener abermals einige hundert schwere Bomben in die Stadt. Auf der Hochfläche von Doberdo   gelang es dem Feind, unsere Front südwestlich des Monte San Michele vorübergehend bis an den Westrand von San Martino zurückzudrängen. Ein Nachtangriff ungarischer und färtnerischer Truppen brachte die ursprüngliche Stellung wieder vollständig in unseren Besit. Mehrere Stürme der Italiener östlich Selz sticßen auf das steirische Infanterie- Regiment Graf Bed Nr. 47, das seine Stellungen zweimal durch Feuer, ein drittes Mal im Hand­gemenge fest behauptete. Nördlich des Görzer Brückenkopfes wiederholten sich die üblichen Vorstöße des Feindes mit dem ge­wohnten Mißerfolg.

Zwei unserer Flieger warfen auf Arfiero Bomben ab.

In letter Zeit suchen die allgemein zugänglichen- Bresse  berichte der italienischen Obersten Heeresleitung auffallend viel über Erfolge zu sagen. Demgegenüber sei heute, ein halbes Jahr nach der Kriegserklärung unseres einstigen Bundesgenoffen, mit aller Deutlichkeit festgestellt, daß wir die zu Beginn des Krieges gewählte Verteidigungsfront allenthalben, am Isonzo   schon in der vierten Schlacht, siegreich behaupten. Seit Beginn der Kämpfe im Südwesten vermochte der Feind sich nicht einmal jenen Zielen zu nähern, die er im ersten Anlauf zu erreichen hoffte; wohl aber hat ihn der Krieg an Toten und Verwundeten bereits eine halbe Million Männer gekostet.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Die an der oberen Drina tämpfenden f. und t. Truppen greifen die montenegrinischen Stellungen auf dem Rozora Sattel und nordwestlich davon an. Eine öfter­reichisch- ungarische Kolonne ist in Prijepolje eingerückt. Die Kämpfe im Amfelfeld nehmen einen günstigen Fortgang. Unsere im Jbartal vordringenden Streitkräfte stehen sechs Kilo­meter nördlich von Mitrovica  , deutsche Truppen einen halben Tagmarsch nördlich von Pristina   im Kampf. Die Bulgaren   dringen über die Zegovac- Planina vor.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

es ab, uns für den notgedrungenen Verzicht auf eine durch­greifende Kritik an Zuständen und Vorgängen im eigenen Lager dadurch schadlos zu halten, daß wir um so eifriger den Sünden der anderen nachspüren.

*

Immerhin veranlassen uns Davids und Compère- Morels gegensätzliche Auffassungen über die Haltung der französischen  Genossen, unsere eigene Ansicht noch einmal auszusprechen. Wir sind, kurz gesagt, keineswegs mit Compère. Morel der Meinung, daß die amtliche Partei und die Rammerfraktion treu und fest auf dem Boden sozialistischer Grundsäße stehen. Ihre Beteiligung an der Regierung, ihr einseitiges Urteil über die Schuld am Kriege, ihr Bemühen, die französische   und englische Bourgeoisie und möglicherweise noch gar den russischen Zarismus zu Trägern der Demokratie und des Freiheitsgedankens zu stempeln, ihr geringes Ent­gegenkommen gegenüber den Annäherungsversuchen der deut­ schen   Sozialdemokratie- das alles bietet einer Kritik unter sozialistischen Gesichtspunkten eine genügend große Angriffs­fläche, und die Situation wird für die Parteileitung und ihr offizielles Organ, die Humanité", dadurch nicht gebessert, daß fie das Vorhandensein einer wachsenden Opposition in den eigenen Reihen geflissentlich verschweigen. Aber alles das hindert uns nicht, die Besonderheiten der Lage unserer französischen Freunde anzuerkennen und vor allem auch ihr Verhältnis zu Elsaß- Lothringen   zu verstehen.

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Wir betonen: zu verstehen. Das ist etwas anderes als billigen. Wir beklagen und verurteilen es, daß die französischen   Sozialisten den Rückerwerb Elsaß- Lothringens   zu einer der Voraussetzungen des Friedens erklären. Es läuft das auf eine sinnlose Verlängerung dieses entseßlichen Krieges hinaus. Wir würden es um der Zukunft Europas   willen für geboten erachten, daß sie sich auf die Forderung der Wieder­Herstellung des Statusquo beschränkten. Aber wir können freilich nicht zugeben, daß sie sich mit dem von ihnen mehrfach ausgesprochenen Verlangen nach einer Volksabstimmung in einen Gegensatz zu den Beschlüssen unserer internationalen Kongresse bringen.

"

David sagt, solange die Franzosen an ihrem Zerschmette rungsziel festhielten und solange sie die Rückgewinnung Elsaß­Lothringens zur Vorbedingungen ihrer Friedensbereitschaft machten, könnten sie auf ein Entgegenkommen unsererseits nicht rechnen. Bedeutet das, daß die deutsche Sozialdemokratie der Aufstellung dieser beiden Kriegsziele widersprechen muß, so sind wir ganz damit einverstanden. Soll es aber heißen, daß sie auf jeden Versuch verzichten soll, in Deutschland   jetzt, und gerade jeßt, für eine Beschreitung des von den englischen Lords empfohlenen Mitteltvegs" einer vernunftgemäßen Beendigung des Krieges Stimmung zu machen, so legen wir den schärfsten Protest gegen ein solches Anfinnen ein. Wir mögen unseren Gegnern, wie David an anderer Stelle ver­langt, auch die Ueberzeugung beibringen, daß sie keine Aus­ficht haben, Deutschland   militärisch oder wirtschaftlich nieder­zubrechen, aber wir leisten dem Frieden einen noch größeren Dienst, wenn wir den Genossen im feindlichen Auslande zeigen, wie energisch wir von allen Befürwortern eines Ver­nichtungskrieges und allen Anhängern einer Eroberungs­politik abrücken. Vor nichts muß sich die deutsche Sozialdemo­tratie mehr hüten, als vor der Taktik derer, die die Aufmert­samkeit von den Möglichkeiten und Notwendigkeiten bei uns zu Hause durch die Hervorkehrung fremder Fehler ablenken. Fm anderen Fall läuft fie Gefahr, zu einer Partei der ber­paßten Gelegenheiten zu werden.

Der bulgarische Kriegsbericht.

Sofia  , 23. November.  ( W. Z. B.) Amtlicher Bericht vom 21. November. Die Kämpfe um Pristina   gehen weiter. In der Gegend von Giliani haben wir bis jetzt sieben­tausend Mann gefangen genommen, zwei Maschinen­gewehre, vier Geschüße erbeutet. Auf der übrigen Front feine Veränderung.

Die Blockade Griechenlands   durch die Entente.

London  , 23. November.  ( W. T. B.) Meldung des Reuter­schen Bureaus. Der Daily Telegraph  " meldet aus Saloniti vom 21.: Die Erklärung einer fried. lichen Blockierung Griechenlands   schuf eine sehr kritische Lage, die möglicherweise zu ernsten Stomplitationen führen fann. Denys Cochin  , der mit General Sarrail nach der Front abzureisen gedachte, fährt nach Athen   zurück.

London  , 22. November.  ( W. Z. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Pall Mall Gazette  " schreibt, die informelle Blockade Griechenlands   sei die erste Dosis des einzigen Heilmittels, das die