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Nr. 327.- 32.Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

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Telegramm Adresse:

Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Am: Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 27. November 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Das Amfelfeld im Befitz der Verbündeten.

Warum nicht jett?

Nicht der Entwurf zu einer Striegsgewinnsteuer wird dem Reichstag vorgelegt: der Bundesrat fordert von der Volksvertretung abgesehen von der sofortigen Besteuerung der Reichsbankgewinne nur ihre Zustimmung zu ge­wissen vorbereitenden Maßregeln. Die Handels- und Erwerbsgesellschaften sollen genötigt werden, von dem in den Kriegsgeschäftsjahren erzielten Mehrgewinn eine Sonderrücklage in Höhe von 50 Prozent für die kommende Steuer zu machen, mit anderen Worten dafür zu sorgen, daß der Profit sich bis zu dem Augenblick, an dem sich das Reich zum Zugreifen entschließt, nicht vollkommen ver­flüchtigt hat..

Ueber die Einzelheiten des Gesetzes wird vielleicht noch zu reden sein, wenn der Entwurf im Wortlaut bekannt ist. Zunächst kommt es mehr auf das Prinzip an, und da fönnen wir nur aufs lebhafteste bedauern, daß der Bundesrat sich nicht dazu aufgerafft hat, schon jett, in diesem Augenblick, die Steuer selbst zu fordern, sondern sich mit einer Vorlage be­gnügt, die stark nach einem Beruhigungspulver schmeckt. Ist er überhaupt entschlossen, einen Teil der Kriegskosten auf dem Steuerwege und zwar durch eine Belastung der im Kriege er­zielten Gewinne zu decken warum hält man sich dann so lange bei der Vorrede auf?

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Etwas anderes wäre es ja, wenn die Regierung sich prinzipiell ablehnend gegen Kriegssteuern berhielte. Es gibt eine finanzwirtschaftliche Theorie, die lehrt, daß die Kosten der Kriege durch Anleihen aufge­bracht werden sollen und daß die Staaten nur dann den Steuerweg beschreiten dürfen, wenn sie entweder gar nicht mehr oder nur noch zu unerträglichen Bedingungen borgen tönnen. Wer diese Auffassung teilt, muß unter den gegen­wärtigen Verhältnissen Gegner einer Steuer sein, da Deutsch­ land   bisher mit Hilfe der Anleihen Geld ganz mühelos auf­gebracht hat, bequemer jedenfalls als die Länder, mit denen es im Kriege liegt. Aber der Grundsatz ist falsch. Falsch be­sonders unter höheren als rein finanzwirtschaftlichen Gesichtspunkten. Charakteristisch für die Anleihe ist, daß sie die Tilgung der Schulden vollständig der Zukunft vor­behält und daß sie denen, die durch Zeichnungen zur Auf­bringung der für den Krieg notwendigen Gelder beitragen, ihre Opferwilligkeit" mit recht hohen Zinsen lohnt. Das An­leihesystem bewirkt also, daß für die Generation, die den Krieg führt, die aus finanziellen Erwägungen entstehenden Hemmungen vollständig wegfallen, ja daß die besitzenden Klassen geneigt sind, den Strieg schon mit Rücksicht auf die Zinsen als eine vortreffliche Konjunktur anzusehen.

Zum guten Teil aus diesen Gründen hat England bereits in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts mit der Deckung der durch Steuern Kriegsfosten begonnen und es ist diesem Syſtem, dessen Vorzüge der große liberale Minister Gladstone während des Krim­frieges in einer berühmt gewordenen Rede pries, bis zum beutigen Tage treu geblieben. Das jüngste vom Schatzkanzler Mac Renna eingebrachte Budget des Kabinetts Asquith   sieht beträchtliche Steuererhöhungen für Kriegszivecke vor. Hier werden wirkliche Opfer verlangt, hier wird, wie es Gladstone forderte, dem Volfe zu Gemüte geführt, daß es mit mehr oder weniger schöner Begeisterung für den Strieg nicht getan iſt, und man darf wohl annehmen, daß die kritischen Stimmen, die sich jüngst innerhalb wie außerhalb des Parlaments er­hoben haben, ein wenig auch durch das Anziehen der Steuer­schraube beeinflußt worden sind.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 26. November 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplas. Auf vielen Stellen der Front Artilleriekampf. Sonst nichts Wesentliches.

Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  . Ein Versuch der Russen, die Misse bei Pulpe zu über­schreiten, wurde vereitelt.

Feindliche Angriffe bei Bersemünde und auf der West­front von Dünaburg   sind abgeschlagen. Heeresgruppen des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern und des Generals v. Cinfingen

Nichts Neues.

Balkankriegsschauplah.

Südwestlich von Sjenica und von Mitrovica   wurden feindliche Nachhuten, die sich an diesen Stellen noch vor der Front der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen hielten, geworfen.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 26. November.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 26. November 1915.

Russischer Kriegsschauplab. Keine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Die Lage im Görzischen hat sich nicht geändert; die heftigen Kämpfe dauern fort. Wiederholte Angriffe des Feindes gegen den Abschnitt von Oslavija scheiterten. Am Nordhang des Monte San Michele war das Gefecht nachts noch im Gange. Ein Angriff auf den Gipfel dieses Berges wurde durch unser Feuer erstickt.

Borstöße gegen den Raum von San Martino wurden abgeschlagen. Je deutlicher die Italiener die Nutlosigkeit auch ihrer jüngsten Offensive erkennen müssen, desto häufiger fallen schwere Bomben und Brandgranaten in die Stadt Görz  , die nun planmäßig in Trümmer geschossen wird. Täglich steigt die Zahl der abgebrannten und zerstörten Häuser und Kirchen.

Gesicht zu wahren. Dann wird man markten und feilschen. Dann werden die, welche die großen Gewinne geschluckt haben, viel dreister auftreten, als in den Tagen, wo ihr wohlgefüllter Geldbeutel in einem zu trassen Gegensatz zu den Ent­behrungen der Masse stand.

Oder fürchtet die Regierung vielleicht, die Nuznießer des Strieges tönnten in ihrem Patriotismus nachlassen, wenn sie von ihnen auch noch andere Opfer heische, als daß fie fünfprozentige Anleihe zeichnen? Da gibt es denn doch Dinge, deren Erhaltung uns wichtiger dünft, als der Lieferanten- Patriotismus, und dazu gehört das Bewußtsein der breiten Massen, daß nicht die einen bluten und ent­behren, während die anderen im Kriege eine günstige Kon­junktur sehen.

Kämpfe zwischen Franzosen und Bulgaren  .

Saloniki, 26. November.  ( W. T. B.)( Meldung der Agence Havas.) Die Franzosen griffen die Bulgaren   westlich Krivolak an und bemächtigten sich des Dorfes Brusnit. Sie schlugen einen heftigen nächtlichen Gegenangriff zurück. Auf der übrigen Front herrscht vollständige Ruhe. Erhebliche französische und englische Verstärkungen treffen hier weiter ein. Der serbische Kriegs­minister ist nach Gewgheli abgereist.

Der montenegrinische Bericht.

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Cetinje  , 26. November.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 25. November: Am 23. und 24. November nichts Neues. Ein österreichisches Flugzeug belegte San Giovanni di Medua, unsere Verpflegungsbasis, mit Bomben, ohne wesentlichen Schaden anzu­

richten.

Eine russische Balkanexpedition?

Mailand  , 25. November.  ( W. T. B.) Secolo" meldet aus Rom  , man bringe eine lange Unterredung, die Sonnino gestern vor­mittag auf der Consulta mit dem russischen Botschafter gehabt habe, in Zusammenhang mit einer bevorstehenden russischen Baltanegpedition. Es werde bestätigt, daß das Expeditions­beer nunmehr vollständig sei, und daß russische Streitkräfte binnen furzem die Türken und Bulgaren   angreifen würden. General Kuro­patkin, der Oberbefehlshaber des Expeditionskorps, befinde sich in Taschbunar zwischen Ismail und Kilia mit etwa 150 000 Mann. Andere 100 000 Mann seien in Odessa   veriammelt.

Abrüstung Griechenlands  ?

Mailand  , 26. November.  ( W. T. B.) Secolo" teilt mit, daß Sonnino im Verlaufe des gestrigen Ministerrats den amtlichen Text der Antwortnote Griechenlands   verlesen habe. Griechenland   teilte darin mit, daß es mit der teil­weisen Abrüstung in einigen Tagen beginnen Der Vierverband verlange jedoch, daß die Ab­rüstung vollständig und schnellstens geschehe. Erklärung des griechischen Minister­präsidenten.

werde. Der bisherige Schaden an Baulichkeiten ist mit 25 Millionen Kronen zu bewerten, jener an Privateigentum, Kunstwerken und Sammlungen überhaupt nicht abzuschätzen.

Südöstlicher Kriegsschauplay.

Die an der oberen Drina tämpfenden t. und 1. Truppen drängten den Feind über den Goles und den Kozarasattel zurück und nahmen Cajnice. Auch auf der Giljeva- Planina süd­westlich von Sjenica wurden die Montenegriner von unseren Bataillonen geworfen. Südlich von Novipazar ersteigen unsere Kolonnen die Mofra Planina. Südwestlich von Mitrovica   ver­trieben wir eine ferbische Nachhut. Das Amselfeld ist völlig im Besit der Verbündeten.

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Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschaleutnant.

"

Paris  , 26. November.  ( W. T. B.) Petit Parifien bringt eine Unterredung feines Athener Korrespon denten mit dem griechischen Ministerpräsidenten Skulüdis. Stuludis ermächtigte den Korrespondenten zu folgenden Mitteilungen: Die griechische Regierung wird alles daran sezen, um das Mißver ständnis, das zwischen den Alliierten und Griechenland   entstanden ist, zu zerstreuen. Unser größter Wunsch ist, die Beziehungen freund­fchaftlichen Vertrauens aufrechtzuerhalten, die die Erinnerung an die Vergangenheit und die Sorgen um aktuelle Interessen auferlegen. Griechenland   ist neutral und wird neutral bleiben, was auch kommen mag. Wir werden fortfahren, alle Vor­

Natürlich fann unter den heutigen Verhältnissen, wo jeder Tag hunderte von Millionen verschlingt, feine Rede davon sein, einen auch nur einigermaßen beträchtlichen Teil der Kosten wird, um so größer die Zahl derer, die durch Lieferungen schläge, daß wir uns attiv am Kriege beteiligen sollen, durch Steuern einzubringen. Dazu ist weder England noch aller Art Profit machen. Hier findet eine Kapitalansammlung Bolitik die einzige zu sein scheint, die den Wünschen des Landes, das bon wo sie auch herkommen, zurückzuweisen, weil diese Deutschland   imstande. Die Staaten sind zur Aufnahme von An- statt, die sich wie faum eine andere zur unmittelbaren Heran- nach zwei Kriegen friedens durstig ist, entspricht. Unsere freund leihen in größtem Umfange genötigt, und die Steuern fommen ziehung für Kriegszwecfe eignet. Die Besteuerung der schaftliche und wohlwollende haltung gegen die schließlich nur als Deckungsmittel für die Schuldzinsen in Kriegsgewinne ist unter sittlichen Gesichts- alliierten nach der Landung ihrer Truppen in Saloniki hat sich Betracht. Aber das ändert nichts an ihrem moralischen punkten die beste Kriegssteuer. Sie erfaßt einen darin gezeigt, daß wir ihnen freien Durchgang durch unser Gebiet Wert, und der wird natürlich um so größer sein, je mehr die Wertzuwachs, der nicht nur unverdient" ist, sondern der er- ficherten, was bereits eine Abweichung von den ſtrikten Regeln der Steuern diejenigen trifft, die von einer erfolgreichen Durch worben wurde, während die Masse des Volkes die größten Neutralität in sich schloß. Heute wollte man von uns die Ver­führung des den Krieges größten alliierten Armeen, die in Vorteil haben, Opfer an Gut und Blut brachte, ja, der seine Wurzeln in pflichtung erlangen, die oder die gar aus dem Kriege unmittelbar ihren Nugen eben diesen Opfern hatte. Serbien   operieren, über die griechische Grenze zu ziehen. In feinem Falle erweist sich die hin ridgehen zu lassen und griechisches Gebiet zur Ver und Im Prinzip hat alles dies, wie ihr Gesezentwurf er- pflegungsbasis und zum Gebiet militärischer Aktionen machen wieder verfochtene Theorie, Steuern dürften feine sozial- fennen läßt, die deutsche Regierung erkannt und anerkannt. zu lassen, was bon unferer Seite die aktive Teil politischen Zwecke verfolgen, als verfehlter und unhaltbarer, Aber wir fragen immer wieder: warum trägt sie nabme am Kriege darstellen würde. Ich habe antworten als während eines Krieges, und wieder ist es England, das Bedenken, die Steuer schon jetzt zu fordern? Sie müssen, daß wenn eine derartige Möglichkeit Ereignis werden würde, zuerst den richtigen Weg betrat, indem es schon zur Finan- tann doch faum eine Ablehnung ihres Projekts die Anwendung der Haager Konvention eintreten fönnte, zierung seiner Striege mit Napoleon   die Erbschaftssteuer er- im Reichstag   befürchten. Wir möchten die Partei sehen, die die den Neutralen erlaubt, durch Entwaffnung der krieg höhte und die progressive Einfommensteuer einführte. es wagen würde, ihm heute im Reichstag einen ernstlichen Tatsache entgegenzutreten, daß ihr Land zum Kriegsschauplatz werde. führenden Armeen, die auf ihrem Gebiete operieren, der Inzwischen hat sich eine neue Steuerquelle erschlossen. Widerstand entgegenzusetzen. Ist der Krieg erst vorüber, so Ich füge hinzu, daß ich diese Bemerkung nur in theoretischer Form Je weitere Ausdehnung die Kriege erhalten, je intensiver sie ist die Gefahr einer Opposition viel größer. Die, die in der aufgestellt habe und um der Rechtslage willen, ohne tatiäc geführt werden, je mehr Menschen sie auf die Beine bringen, Stunde der Not für eine populäre Finanzpolitik zu haben lich der Zukunft vorausgreifen zu wollen, da die je mehr Technik in den Dienst der Heere und Flotten gestellt gewesen sind, werden es dann nicht mehr so nötig haben, ihr stände oft zwingender als Rechtsgrundsätze sind.

U m.

Die Bes