Nr. 330.- 32.Jahrg.
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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 30. November 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Andauernde harte Kämpfe an der Jsonzofront.
Der Reichstag wird aller Wahrscheinlichkeit nach am Dienstag die 2er Schiffer verabschieden. Sie verbessert das Gesetz über den Belagerungszustand insofern, als nun die leichteren Vergehen auch mit Geldstrafen statt wie bisher nur mit Gefängnisstrafen geahndet werden können. Eine begrüßenswerte Reform, aber der Belagerungszustand selbst wird durch sie leider in feiner Weise berührt. Er drückt nach wie vor mit der alten Wucht, und einzelne Generaltommandos haben seit der letzten Parlamentstagung die ihnen gegebene Verfügungsfreiheit befanntlich benutzt, um der öffentlichen Meinung noch stärkere Fesseln anzulegen. Als der Krieg ausbrach, stellte ein Staatssekretär die Aufhebung des Belagerungszustandes nach Beendigung der Mobilmachung in Aussicht; in Aussicht; heute nach ungefähr 16 Kriegsmonaten, sind wir glücklich so weit, daß in dem Bereich des Oberkommandos in den Marken alle geschlossenen Versammlungen, in denen politische Gegenstände besprochen werden, einschließlich der Vorstandssigungen, mit Angabe der Redner 48 Stunden zuvor angemeldet werden müssen.
Alle Beschwerden, die seit dem Dezember des vorigen Jahres im Budgetausschuß erhoben worden sind, haben nichts geholfen, und so versprechen wir uns auch nicht viel davon, wenn in den Kommissionssigungen, die am Mittwoch beginnen, die alten Klagen wieder angestimmt und mit neuem Material belegt werden. Man wird sie freundlich anhören, Nachprüfung versprechen, und schließlich bleibt dann doch alles beim alten, oder es wird noch schlimmer. Auch die rücksichtslose Aufdeckung der Mißstände im Plenum bietet an sich noch feine Gewähr für die Beseitigung des Uebels. Trotzdem aber wird es notwendig sein, hier deutlicher und schärfer zu sprechen als bisher, schon damit allenthalben der Irrtum zerstreut wird, als hätten sich Vereine und Preßorgane das Schweigen, zu dem sie genötigt sind, freiwillig auferlegt und als billigten sie alles das, wozu sie nicht das Wort ergreifen. ,, Die Zensur", so sagte Karl Mary in einem der ersten Artikel, die er veröffentlichte ,,, ist die offizielle Kritik; ihre Normen sind. sind kritische Normen, die also am wenigsten der Kritik, mit der sie sich in ein Feld stellen, entzogen werden dürfen." Da von aller anderen Stritit abgesehen, heute auch die an der Zensur nicht im Lande geübt werden darf, ist der Reichstag um so mehr zu ihr ver pflichtet, und die sozialdemokratische Fraftion wird sich hoffentlich mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln dagegen wehren, daß man ihr in diesem Punfte wieder wie das letzte Mal das Wort beschränkt.
so
Meldung des Großen Hauptquartiers.ee, fo fann ihr niemand, der ehrlich am Prinsip des Ber
Amtlich. Großes Hauptquartier, 29. November 1915.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplatz.
Auf der ganzen Front herrschte bei klarem Frostwetter lebhafte Artillerie- und Fliegertätigkeit.
Nördlich von St. Mihiel wurde ein feindliches Flugzeug zur Landung vor unserer Front gezwungen und durch unser Artilleriefeuer zerstört.
In Comines sind in den letzten zwei Wochen durch feindliches Feuer 22 Einwohner getötet und 8 verwundet
worden.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Die Lage ist im allgemeinen unverändert.
Balkankriegsschauplah.
Die Verfolgung ist im ist im weiteren Fortschreiten. Ueber 1500 Serben wurden gefangen genommen.
Zum gestrigen Bericht über den bisherigen Verlauf des serbischen Feldzuges ist noch zu ergänzen, daß die Gesamtzahl der bisher den Serben abgenommenen Geschütze 502 beträgt, darunter viele schwere.
Oberste Heeresleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 29. November. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 29. November 1915.
Russischer Kriegsschauplak.
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplak.
Die Isonzoschlacht dauert fort. Auch die gestrigen harten Kämpfe endeten für unsere Truppen wieder mit der vollen Behauptung aller ihrer Stellungen. Gegen den Görzer Brückentopf führten die Italiener abermals neue Regimenter heran. Ungeachtet ihrer nutlosen Verluste folgte Sturm auf Sturm. Nur bei Oslavija und auf der Podgora gelang es dem Feind, in unsere Stellungen einzudringen; er wurde aber wieder hinausgeworfen. Ansonsten scheiterten alle Vorstöße schon in unserem Feuer. Der Raum beiderseits des Monte San Michele wurde gleichfalls von schr bedeutenden italienischen Kräften vergeblich angegriffen. Bei San Martino waren das Infanterieregiment Nr. 39 und das egerländische Landsturminfanterieregiment Nr. 6 an den Kämpfen hervorragend beteiligt. Jm nördlichen Jsonzo- Abschnitt wurden heftige Angriffe gegen unsere Bergstellungen nördlich Tolmein abgeschlagen.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
Unsere Offensive gegen das nördliche und nordöstliche Montenegro nimmt ihren Fortgang. Die f. u. t. Truppen find im Vordringen über den Metalfa- Sattel und südlich von Priboj . Die Bulgaren verfolgen in der Richtung gegen Prizren.
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festhält, den Vorwurf machen, sie stelle sich damit den berechtigten Ansprüchen ihrer Nation hindernd in den Weg.
Ein anderer Einwand aber, der sich sogar hier und da in der Parteipresse vernehmen läßt, ist noch weniger stichhaltig. Wenn die Sozialdemokratie redet, so heißt es, dann werden auch die anderen ih.en entgegenge. sezten Standpunkt hervorkehren, un dann sicht es schlimmer aus als zuvor. Das wäre richtig, wenn jenseits der Grenzen von den Absichten dieser anderen bisher nichts verlautet hätte. Jedoch sie sind dort genau so bekannt wie bei uns, und das Bedenkliche ist gerade, daß man sie im Auslande mit den Plänen der Regierung und den Wünschen der Mehrheit des deutschen Volkes identifiziert. Zwar kennt man im allgemeinen die abweichende Meinung der Sozial. demokratie, aber was man vermißt, ist die Nach drücklich feit ihrer Betonung und ist vor allem der Versuch, von den maßgebenden Stellen Gewißheit darüber zu erhalten, nach welcher Seite sie neigen. Die Sozialdemokratie muß sich zudem nach außen viel vernehmbarer machen als die Politiker der Rechten, denn sie vermag im Gegensatz zu diesen einen Einfluß nur in der Oeffentlichkeit und mit den Mitteln der Offentlichkeit auszuüben.
Und endlich wird noch die Frage aufgeworfen: Was helfen alle Interpellationen, wenn der Reichskanzler nur mit Ausflüchten antwortet oder möglicherweise dem Verteidi. gungskrieg einen ähnlichen Sinn unterschiebt wie der Graf Reventlow und seine Freunde? Das würde uns freilich dem Frieden nicht näher bringen, dafür aber hülfe es uns aus dem Rebel heraus, in dem wir gegenwärtig herumtappen und schaffte jene Klarheit, die doppelt notwendig ist in einem Zeitpunkte, wo man der im August angestellten Berechnung zum Troz neue Milliarden zur Fortführung des Krieges fordert. Also immer wieder und trotz allem: freie Aussprache!
Der bulgarische Kriegsbericht.
Sofia , 29. November. ( W. T. B.) Bulgarischer Generalstabsbericht vom 27. November. An der serbischen Front verfolgen wir den Gegner energisch troß der fchwierigen flimatischen Verhältnisse. Bei der Vorrückung gegen Prizrend machten wir von den Trümmern der Donau -, Drina - und Sumadijadivision dreitausend Gefangene und erbeuteten acht Kanonen. Bei ihrem Rückzuge gegen Montenegro vernichteten die Serben alle noch vorhandenen Feld- und schweren Geschüße. Die Reste der serbischen Armee gehen bloß mit Gebirgsfanonen zurück. Unsere Vorrückung gegen Prizren dauert fort. An der südmazedonischen Front besetzten unsere Truppen am 28. 5. Mts. die legte serbische Stellung an der Erna Rjeka an der Straße von Prilep nach Monastir . Bei Alince ( 11 Kilometer füdwestlich von Prilep) zogen sich die Serben gegen Monastir zurück. Infolge energischer Verfolgung feitens unferer Truppen fonnten die Serben die Brücke über die Erna Njeka nicht zerstören. An der erwähnten Straße haben die Franzosen bei ihrem Rückzuge auf das rechte Crnaufer die Bahnbrücke beim Vardar , die Brücke bei Vozerei ( 9 Kilometer westlich von Kavadar) und die Brücke beim Defilé über die Balastica(?) verbrannt und zerstört.
Wir sollten meinen, auch die Regierung mitsamt den Militärbehörden müsse sich von der Unhaltbarkeit eines Zustandes, der die Erörterung der wichtigsten Angelegenheiten fo gut wie nicht gestattet, überzeugen lassen. Wie denkt sie sich denn überhaupt die weitere Entwickelung? Soll über die Möglichkeiten der Beendigung des Krieges und über die Friedensbedingungen nicht eher gesprochen werden dürfen, als bis der Friede tatsächlich abgeschlossen oder seinem Abschluß nahe ist. In diesem Fall wird schließlich nach der Bcfeitigung der Hindernisse der Diskussion ein Sturm entstehen, dem die, die den Frieden beschlossen haben, nicht standzuhalten vermögen. Der Unwille über die Nichtachtung der öffentlichen Meinung wird, wie immer die Bedingungen auch beschaffen sein mögen, so stark sein, daß er die Staatsmänner und Diplomaten, die die Verantwortung tragen, hinwegfegt.., Was aber wichtiger ist: ein Friede, der ohne die Mitwirkung des Volkswillens zustande kommt, birgt die größten Ge- zigen Stelle, wo heute ein freies Wort möglich ist, auf der fahren für die Zukunft. Die Unzufriedenheit wird vom Tribüne des Reichstages, angeschnitten werden, ersten Tage an an feinen Grundlagen rütteln, und feine Re- und feiner Partei mehr als der Sozialdemokratie steht es zu, Bureaus.) Wie der„ Daily Telegraph " aus Athen vom 28. be gierung besist Autorität genug, um ihn zu verteidigen und den Reichskanzler über seine Pläne und Absichten zu inter- Bureaus.) Wie der„ Daily Telegraph " aus Athen vom 28. bes zu rechtfertigen. pellieren und ihm und der Welt auf jeden Fall ihr eigenes richtet, brahtete der serbische Oberst Vassitsch von der Front Hat man andererseits aber die Abficht, doch irgendwann, Programm für die Beendigung des Krieges zu entwickeln. bei Prisrend, man habe beschlossen, sich nach Skutari und bevor der lekte Schuß gefallen ist, die freie Aussprache zu Sie kann sich unter feinen Umständen länger bei Allgemein- Dura830 zurüdzuziehen. Die Vorhut der ſerbischen eröffnen, dann wissen wir nicht, warum es nicht im heiten beruhigen und auf Allgemeinheiten beschränken. Sie Truppen habe bereits die albanische Grenze überschritten. Was an gegenwärtigen Augenblid geschehen soll. muß deutlich und verständlich reden und dieselbe Deutlichkeit Waffen nicht mitgenommen werden könne, werde vernichtet werden. Jeder hat sich in den sechzehn Monaten ein Bild von dem ge- von den Vertretern der Regierung verlangen. Bassitsch hat jede Hoffnung, Monastir zu retten, aufgegeben,
macht, was Deutschland zu erreichen vermag und welches Ziel Wir kennen die Bedenken, die gegen ein derartiges Auf- da der Feind über fünfmal stärkere Streitkräfte verfüge als die des Krieges in Deutschlands Interesse liegt. Niemand wird treten erhoben werden, aber wir halten sie nicht für berechtigt. ſeinigen. Die Stadt jei bereits ausgeräumt. Auch der britische auch behaupten können, daß die militärische Lage eine Be- er da jagt, es könne im Auslande der Eindruck erweckt Konsul habe sie verlassen und set nach Florina gegangen. sprechung der Kriegszwecke verbiete. Auf den Schlachtfeldern werden, als wolle Deutschland den Frieben umieden Gin bulgarisches Detachement befehte die Brücke über die schreiten Deutschland und seine Verbündeten von Erfolg zu Preis, der verkennt vollkommen die selbstverständlichen Cerna, vier Meilen von Monaftir. Man erwartet, baß die BulErfolg, und zum mindesten militärisch befinden wir uns schon Grundlagen eines jeden sozialistischen und demokratischen garen am 28. Kenalh erreichen würden, wodurch die Bahn nach längst nicht mehr im Stande der Verteidigung. Dem Offizier Friedensprogramms. Wenn die deutsche Sozialdemokratie der griechischen Grenze abgeschnitten würde. und dem Soldaten mag auf seine Frage nach dem Ende die der Sehnsucht nach dem Frieden Ausdruck gibt, so tut sie das Antwort gegeben werden: Stampf bis zum Siege, der in dem festen Bewußtsein, daß die breiten Massen in a Ilene Politiker hat das Recht und die Pflicht, eine nähere Ländern von demselben brennenden Wunsche beseelt sind, die Definition des Begriffes Sieg zu fordern und seine eigene Gefahren und die unerhörten Opfer eines Aufreibungs- Paris , 29. November. ( W. T. B.) Montenegrinischer Bericht Meinung darüber zum Ausdruck zu bringen. frieges zu vermeiden, und wenn sie dabei die Grundlage vom 26. November. Artilleriekämpfe und Erkundungsgefechte auf Ganz gleichgültig aber nun, ob die Regierung sich solchen skizziert, auf denen sich nach dem, den Sozialisten aller allen Fronten. Wir wiefen einen lebhaften Infanterieangriff in der Erwägungen zugänglich zeigt, muß dieses Thema an der ein- Länder gemeinsamem Programm eine Verständigung erzielen Gegend von Fochta zurüd.
Der montenegrinische Bericht.