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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Donnerstag, den 2. Dezember 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Harte Kämpfe zwischen Desterreichern und Montenegrinern.
Das Wirtschaftsbündnis
Weite Teile der Donaumonarchie, besonders in DeutschDesterreich, stehen unter dem Eindruck der politischen und wirtschaftlichen Erfolge Deutschlands . Man glaubt allgemein, daß eine enge Verbindung mit dem Nachbarreich DesterreichUngarn politisch und wirtschaftlich wesentlich fördern könne. Aus dieser Stimmung entspringt der Wunsch nach einer Zollunion der Zentralmächte. So wünschenswert das Biel an fich ist, so wenig wird man sich doch der Wege und Hindernisse flar.
Die großen Schwierigkeiten der Zollunion werden beleuchtet durch die Geschichte der österreichisch- ungarischen Währungsanleihen in Deutschland , deren letzte Ende November nach einem zeitweiligen Sinken des Kurses der Krone von 117,80 auf 146,50 zustande gekommen ist. Das Ergebnis war lediglich, daß eine weitere Verschlechterung der österreichischen Währung verhindert wurde. Das Disagio von mehr als 20 Broz. im Augenblick das größte Verkehrshindernis zwischen den beiden Reichen bleibt bestehen.
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Dabei treten Desterreich und Ungarn - zwei handelspolitisch und finanziell völlig selbständige Staaten- bei den Verhandlungen mit dem deutschen Anleihekonsortium bereits als eine Einheit auf, die für die handelspolitischen Verhandlungen er st noch zubilden ist. Der Ausgleich, wie die zwischen Desterreich und Ungarn bestehenden Vereinbarungen genannt werden, läuft am 31. Dezember 1917 ab. Bis dahin müssen sich Desterreich und Ungarn über die Beitragspflicht zu den gemeinsamen Kosten und über den autonomen Bolltarif einigen. Ungarn wird im besonderen zu entscheiden haben, ob es sich auch gegen Desterreich durch eine Zwischenzollinie schützen soll, wozu es staatsrechtlich befugt ist. Erst nach Klärung dieser wichtigen Verhältnisse wird Desterreich- Ungarn eine staatliche Einheit sein, die für das Ausland verhandlungsfähig ist.
Die mitteleuropäischen Wirtschaftsvereine, die sich zu Hauptträgern der Idee eines mitteleuropäischen Wirtschaftsblodes gemacht haben, empfehlen die gegenseitige zollpolitische Vorzugsbehandlung als beste Form einer engen Verbindung Deutschlands und Desterreich- Ungarns .
Die Vorzugsbehandlun ist für die Sozialdemokratie völlig unannehmbar, weil sie die Verkehrsfreiheit einschränkt, start hochschutzöllnerisch wirkt und Rußland , Frankreich , Großbritannien und die nordamerikanische Union in einen offenen oder heimlichen Wirtschaftekrieg mit Deutschland treibt. Diese leßtgenannten Staaten haben aber für Deutsch land eine unendlich größere Bedeutung als DesterreichUngarn. Vom Geschäft aber ganz abgesehen, wäre ein solcher Wirtschaftskrieg die beste Vorbereitung für einen neuen Waffenkrieg.
Ueber die bloße Vorzugsbehandlung hinaus wollen aber die Ungarn aus Furcht vor einem wenn nicht formellen, doch tatsächlichen Verlust ihrer Souveränität nicht gehen. Erst letthin erklärte das der ungarische Staatssekretär Dr. Szterenyi sehr laut und vernehmlich. Das W. T. B. hatte aus seiner Rede nicht das wesentliche hervorgeh.ben.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. Dezember 1915.( W. T. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
Westlich von La Bassee richtete eine umfangreiche Sprengung unserer Truppen erheblichen Schaden in der englischen Stellung an.
Ein englisches und ein französisches Flugzeug wurden abgeschossen, die Insassen sind gefangengenommen. Deftlicher Kriegsschauplah.
Keine wesentlichen Ereignisse.
Balkankriegsschauplak.
An einzelnen Stellen fanden erfolgreiche Kämpfe mit feindlichen Nachhuten statt.
Bei Prizren nahmen die bulgarischen Truppen 15 000 Serben gefangen und erbeuteten viele Gebirgsgeschüße und sonstiges Kriegsgerät.
Oberste Heeresleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 1. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich wird ver lautbart: 1. Dezember 1915.
Russischer Kriegsschauplay.
Keine besonderen Ereignisse.
Bei den dem österreichisch - ungarischen Oberbefehl unterstehenden verbündeten Streitkräften der Nordostfront wurden im Monate November an Gefangenen und Beute 78 Offiziere, 12 000 Mann und 32 Maschinengewehre eingebracht.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Der geftrige Tag verlief an der Isonzofront im allgemeinen ruhiger. Nur der Brückenkopf von Tolmein wurde wiederholt heftig angegriffen. Diese Vorstöße des Feindes brachen in unserem Feuer zusammen. Heute Nacht sette starkes Artilleries feuer gegen den Nordhang des Monte Sau Michele ein. Gleichzeitig griffen die Italiener den Gipfel dieses Berges an; sie wurden zurückgeschlagen. Auch feindliche Angriffsversuche im Raume von San Martino wurden abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
Unsere Truppen dringen umfassend gegen Plevlje vor. Eine Kolonne greift die Gradinahöhe südöstlich des MetalkaSattels an. Eine andere erstürmte in den Nachmittagstunden und nach Einbruch der Dunkelheit den von Montenegrinern zäh verteidigten Hochflächenrand 10 Kilometer nördlich von Plevlje.
Prizren wurde am 29. November mittags von den Bulgaren genommen. Die Armee des Generals v. Köveß hat im November 40 800 serbische Soldaten und 26 600 Wehrfähige gefangen genommen und 179 Geschütze und 12 Maschinengewehre erbeutet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
In der zweiten Entschließung heißt es:
„ In der Annahme, daß die Regierungen Deutsch . lands und Desterreich- Ungarns über die Regelung ihrer anfünftigen handelspolitischen Bezie hungen durch ihre amtlichen Stellen in Unterhandlung getreten sind, hält der deutsch - österreichischungarische Wirtschaftsverband eine Mitwirkung der großen Verbände und Körperschaften von Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft bei diesen Verhandlungen für erforderlich."
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In dieser Entschließung wird die bloße Vorzugszollbehandlung in Worten verleugnet und in der Sache bei ihr beharrt. Borgeschlagen wird ein einheitlicher Außentarif, dessen Säße nicht gleich sein müssen, was ein vollkommenes Unding ist. Ein Zolltarif mit ungleichen Sägen ist eben nicht einheitlich, sondern nur ähnlich. Die Gleichheit des Tarifschemas ist dabei wichtig und nach Kräften zu erstreben, aber nicht wesentlich. Ein einheitlicher Zolltarif mit ungleichen Zöllen schließt natürlich auch die Gemeinsamkeit der Handelspolitik gegen dritte Staaten aus. Das Charakteristikum des Wirts schaftsverbandes ist der unbedingt gleiche Außentarif; das Charakteriſtikum der Vorzugsbehandlung ist Selbständigkeit der Zollgefeßgebung und Ausschluß dritter Staaten von den im gegenseitigen Verkehr geltenden Zwischenzöllen. Diese Werkmale treffen auf die Entschließung der Dresdener Tagung zu, die also im Wesen bei der bloßen Vorzugsbehandlung verharrt. Es wäre wichtig, sowohl den geplanten Zwischenzolltarif wie den gemeinsamen Außentarif kennen zu lernen. Deutschland würde man die Augen weit aufreißen, sähe man, daß die Desterreicher und Ungarn unter Berufung auf die Schutzbedürftigkeit ihrer Industrie für viele Waren sowohl zwischen zölle wie erst recht Außenzölle verlangen, die die für Deutsch land jezt geltenden weit übertreffen.
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In
Wir empfehlen allen, die um österreichisch zu reden nicht bloße Gichaftelhuber fein wollen, nicht über, hochfliegende Ideen zu diskutieren, sondern ihr Augenmerk der Entwertung der krone zuzuwenden, die im Tausch mit der Mark ein Disagio von 20 Proz. hat. Das ist im Augenblick leider das stärkste Verkehrshindernis zwischen Deutschland und Desterreich- Ungarn !
Der montenegrinische Bericht.
Cetinje , 30. November. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht bom 28. November. Der Feind hat Foca, Metallka und Prepolje wiedergenommen. Wir machten im Laufe diese Kämpfe 54 Gefangene.
Der bulgarische Kriegsbericht.
Sofia , 30. November. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 28. November: In der Richtung auf Prizren verfolgen unsere Truppen rastlos die Serben, welche sich in großer Unordnung gegen Montenegro zurückziehen. Auf der Straße Pristina- Prizren liegen allenthalben Ausrüstungsstücke und Kriegsmaterial. Auf beiden Seiten der Straße sieht man zahlreiche tote Pferde und Ochsen, sowie beschädigte Wagen und Motorlastwagen. Wir entdeckten in der Umgebung des Dorfes Suharska, eine erhebliche Menge Munition, sowie zahlreiche Geschüße, von denen nur noch die Lafetten und Achsen übrig waren. Weiter südlich fanden wir die Trümmer des Bontonmaterials einer Pionierfompagnie. Das alles beweist, daß die Reste der serbischen
Die Rede des ungarischen Staatssekretärs war viel weniger ein Plaidoyer für die engere wirtschaftliche und politische Annäherung" der Mittelmächte als für den sehr nicht von den Hochschutzöllnern und Liebhabern einer ein- Armee nur noch umherirrende Massen sind. Im Laufe dieses alten Wunsch der ungarischen Landwirte, in Deutschland einen gegen das Ausland begünstigten und von geschränkten Meistbegünstigung allein beherrscht sein sollte. Tages machten wir 2200 Gefangene und erihm durch hohe Bollniauern abgesperrten Markt zu befizen. verfolgt und fich für ein umfassendes Programm der wirt- wagen. Wir erwarten, daß die Fraktion die geschilderten Ziele beuteten 16 Geschütze und 22 MunitionsAuf der südlichen Front entwickeln sich die Das ist aber kein Zukunftsideal des deutschen schaftlichen Annäherung der beiden mitteleuropäischen Reiche Operationen für uns günstig. Unsere Truppen besetzten am einsetzt. Die Erfüllung dieser Forderung ist dringlich, weil 26. d. Mts. die Stadt Stichevo. Heute nahmen sie die Stadt Dagegen halten wir eine Erleichterung des die Regierungen bereits in Unterhandlungen über die Kruschevo in Besitz. Die Serben operieren nunmehr in dieser Verkehrs von Gütern und Menschen zwischen zukünftige Handelspolitik der Zentralmächte eingetreten sind. Gegend nur noch als kleine vereinzelte Abteilungen. Unsere Deutschland , Desterreich und Ungarn für durchTruppen, die längs der oberen Cerna operieren, überschritten diesen Fluß und bemächtigten sich der Brücken und Straßen, die nach Bitolia( Monastir ) führen. Auf den übrigen Fronten wenig Veränderungen.
Proletariats!
aus durchführbar.
D
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Die Vereinheitlichung der wirtschaftlichen Gesetzgebung, Dem Wirtschaftsverband entgegen? der verkehrspolitischen und tarifarischen Bestimmungen, beEine am Montag in Dresden abgehaltene Tagung des sonders aber auch des Zivil- und Handelsrechtes ist, wenig deutsch österreichisch ungarischen Wirtschafts- In den täglichen Heeresberichten unseres Großen Generalstens in einzelnen Materien, noch im Krieg möglich. Es ist verbandes hat sich in einer einstimmig angenommenen Ent- stabes werden die Operationen unserer Truppen nur da flug und vorsichtig, in diesen Dingen, die für die schließung für ein Wirtschaftsbündnis der beiden Bentral- skizziert, wo Aenderungen in der Lage eintreten, und im allwechselseitige Verkehrsentwickelung höchst bedeutungsvoll find, mächte und für eine vertragsmäßig auf lange Dauer gesicherte gemeinen wird nichts erwähnt von den Fronten, wo die die großen Vorteile der Geminjamkeit und Gleichheit zuerst Gemeinsamteit der Handelspolitik ausgesprochen. Lage unverändert bleibt. Dies bezieht sich besonders auf zu erproben. Sehr wichtig wäre die Verleihung des gegen-„ Es ist auf Grund eines einbeitlichen Bolltarifschemas die südliche Front, wo infolge der passiven seitigen Anspruches auf Erwerb der Staatsbürgerschaft unter ein einheitlicher Außentarif zu vereinbaren, dessen 8oll Haltung der englisch - franzöfifchen Truppen mildeſten Bedingungen, die durch keine Verwaltungspraxis fäße nicht durchweg die gleichen für beide Gebiete zu unsere Berichte nur wenig über die Operationen verschärft werden können. Für Partei und Gewerkschaften sein brauchen. Im wechselseitigen Verkehr sind die wirtschaftlichen meldeten, die dort stattgefunden haben. Um jeder Deutung ist dabei ein besonderes Ziel gesteckt: den vielen in Deutsch Verschiedenheiten durch Ausgleichszölle zu berüdsichtigen. Dieses Schweigens in Europa vorzubeugen, die dieses land seßhaft gewordenen Arbeitern aus Desterreich und Eine zollpolitische Vorzugsbehandlung ohne Gemein- vielleicht als ein Zeichen von Mißerfolgen darstellen Ungarn das Recht zu sichern, in ihrer neuen Heimat an den famkeit der Wirtschaftspolitik ist, wie alle halben Maßnahmen, als möchte, gibt der bulgarische Generalstab bekannt, sozialen und politischen Bestrebungen teilzunehmen. Wenn unzulänglich abzulehnen. Die treue Waffenbrüderschaft mit daß die Operationen der englisch franzö die Fraktion das im Augenblick Mögliche propagiert, der Türkei und Bulgarien eröffnet uns des weiteren neue Ausblicke fischen Truppen sich auf die des Cerna- Tales übernimmt sie die Führung einer Bewegung, die und stellt uns Aufgaben, die wir nur vereint löjen können." beschränkt haben. Die englisch - französischen Truppes