Der Kommandant der„Bqralong" ließ die„Nicosian" einige i Meilen nach Avonmouih zu schleppen und darauf deren bei ihm zurückgebliebene Mannschaft an Bord der„Nicosicm" zurückbringen; j zugleich sendete er einen Brief an den Kapitän der„Nicosian", worin er diesen ersuchte, seiner Mannschaft, insbesondere den dar- unter befindlichen Amerikanern einzuschärfen, weder bei ihrer An- kunft in Liverpool noch bei ihrer Rückkehr nach Amerika etwas über die Angelegenheit verlauten zu lassen. Der Brief, den der Zeuge Curran selbst gelesen hat, war unterzeichnet:„Captain William McBride, H. M. S. Baralong". Daß der fremde Dampfer „Baralong" hieß, hat auch der Zeuge H i g h t o w e r, während er sich an Bord dieses Schiffes befand, von einem Steward des Damp- fers erfahren, während der Zeuge Palen bekundet, daß er beim Verlassen des Schiffes an seinem Bug diesen Namen in schwer les- baren Buchstaben gelesen habe. Die Aussagen der sechs Zeugen werden im wesentlichen von dem 18 Jahre alten Zeugen Larimore Holland bestätigt, dessen eidliche Aussage vor dem öffentlichen Notar Frank S. Carden in der Grafschaft Hamilton im Staate Tennessee am 12. Oktober 1915 abgegeben worden ist. Der Zeuge, der sich als Heizer auf der „Baralong" befand, hat den unerhörten Vorfall an Bord dieses Schiffes miterlebt. Auch nach seinen Angaben hatte die„Baralong" die amerikanische Flagge gesetzt und war, von der„Nicosian" gedeckt, auf den Schauplatz zugefahren, wo sie, sobald das Unterseeboot ficht- bar wurde, das Feuer auf dieses eröffnete und es so zum Sinken brachte. Er bestätigt ferner, daß etwa fünfzehn Leute der Besatzung des Unterseebootes, als dieses sank, über Bord sprangen und, teils im Wasser schwimmend, teils beim Versuch, an den Tauen der „Nicosian" hinaufzuklettern, von dem Geschütz- und Gewehrfeuer der „Baralong" getötet wurden. Wenn seine Aussage in einzelnen Punk- ten von den übrigen Zeugenaussagen abweicht, so hat das seinen Grund offenbar darin, daß er die Vorgänge nur zum Teil selbst ge- sehen hat, während er andere Vorgänge, insbesondere die an Bord oer„Nicosian", anscheinend nur vom Hörensagen weiß. Auf Grund des vorstehenden Materials kann es keinem Zweifel unterliegen, daß der Kommandant des britischen Hilfskreuzers „Baralong", McBride, der ihm unterstellten Mannschaft den Befehl gegeben hat, hilf- und wehrlose deutsche Seeleute nicht zu Gefangenen zu machen, sondern sie feige zu ermorden, sowie daß seine Mannschaft den Befehl befolgt und sich dadurch des Mordes mitschuldig gemacht hat. Die deutsche Negierung teilt diese furchtbare Tat der britischen Regierung mit und nimmt bestimmt an, daß diese, nachdem sie von dem Sachverhalt und den anliegenden Verhandlungen Kenntnis ge- nommen hat, unverzüglich den Kommandanten und die beteiligte Mannschaft des Hilfskreuzers„Baralong" wegen Mordes zur Ver- antwortung ziehen und nach den Kriegsgesetzen bestrafen wird. Sie erwartet in kürzester Frist eine Aeußerung der britischen Regierung, daß diese das Verfahren zur Sühnung des empörenden Vorfalls ein- geleitet hat; demnächst erwartet sie eine eingehende Aeußerung über das Ergebnis des nach Möglichkeit zu beschleunigenden Verfahrens, um sich selbst davon überzeugen zu können, daß die Tat durch eine ihrer Schwere entsprechende Strafe geahndet worden ist. Sollte sie sich in ihrer Erwartung täuschen, so würde sie sich zu schwerwiegen- den Entschließungen wegen Vergeltung des ungesühnten Verbrechens genötigt sehen. Berlin , den 28. November 1915.
vom U-£ootstrieg. London , 8. Dezember. (28. T. 93.) Meldung de? Neuterfiben Bureaus.„Daily Telegraph " erfährt: Der britische Dampfer .Commodore" wurde versenli; einer von der Besatzung ist ertrunken. /lmerikanischer Tanköampfer versenkt. New Aork, 8. Dezember. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Aus Rom wird gemeldet: Der amerikanische Tankdampfer„Communipro" wurde bei Tripolis versenkt. Ueber das Schicksal der Besatzung und über die Nationalität des U- Bootes ist nichts bekannt. Zusatz des W. T. B.: Falls die Nachricht zutrifft, wird das Schiff Oel, also Konterbande, an Bord ge- -habt haben._ Eine Gppojltlonsreüe im ungarischen Reichstag. Die„B. Z. a. M." meldet vom 8. Dezember aus B u d a p e st: Im ungarischen Reichstag begannen gestern die VerHand- lungen über das sechsmonatige Budgetprovisorium. Nach dem Bericht des Referenten sprach der Oppositionelle Graf Michael Karolyi der Negierung sein Mißtrauen aus, weil trotz der der Negierung zur Verfügung stehenden Aus- nahmegewalt bei der Versorgung des Landes mit�L e b e n S- Mitteln große Fehler begangen seien. � Redner hält den Zeitpunkt für gekommen, vom frieden zu sprechen. Für uns und Deutschland war der Krieg ein Defensivkrieg. Wir haben den Krieg zur Züchtigung Serbiens begonnen, da dies gelungen, ist der F r i e d e n s g e d a n k e aktuell ge- worden. Jene, die den ersten Schritt zum Frieden tun, wird die Geschichte an die höch st e Stelle setzen. Man braucht auch nicht zu befürchten, daß die Feinde dies als ein Zeichen von Schwäche ansehen würden, im Gegenteil— es ist eine Offenbarung der Stärke. Budapest , 8. Dezember. (M. T. B.) Aus der gestrigen Rede des Ministerpräsidenten Grafen Tisza sind noch die fol- genden Aeußerungen über die Friedensfrage nachzutragen: Ich meine, wir können in der Tat behaupten, oaß die sachlichen Vor- bedingungen des Friedens gegeben sind. Sie waren ja eigentlich immer gegeben, denn die Möglichkeit des Friedens hätte in dem Augenblick eintreten können(Hört! hört!), da unsere Gegner ihren gegen uns gerichteten feindseligen und eroberungssüchtigen Absichten entsagt hätten. Allein die inneren Vorbedingungen des Friedens sind im geg- nerischen Lager noch nicht vorhanden. Diese inneren Vorbedingungen fehlten noch, sie fehlten von Anfang an, da man noch glaubte, die Er- oberunaSabsichten würden mit Leichtigkeit sich verwirklichen lassen, sie fehlten später, denn es kamen immer neue Momente, auf die man Hoffnungen setzte, bald der Eintritt Italiens in den Krieg, bald die Erwartungen einer gleichen Stellungnahme Rumäniens , oder eines vollen Sieges an den Dardanellen, bald weiß Gott was. Jetzt ist ihre letzte Zuflucht noch die Hoffnung, daß bei uns Entinutigung und Erschöpfung eintreten werden. Das ist es, wogegen wir alle Stellung zu nehmen haben, wogegen wir alle die Wahrheit zur Geltung zu bringen haben, daß es in der ganzen ungarischen Nation keinen einzigen Mann gibt, der den Frieden früher ichließen möchte, als nachdem die Vorbedingungen eines ehrlichen, unsere Sicherheit und unsere zukünftige Größe bürgenden Friedens geschaffen sein werden.(Langanhaltende, sich immer wieder erneuernde stürmische Zustimmung, Eljen-Rufe und Beifall rechts und in der Mitte, Rufe links„Wir alle verkünden dasselbe".) Gewiß, wir alle sind darin ganz eines Sinnes, darum eben halte ich es für meine patriotische Pflicht, die? zu betonen, und ich bin den Herren Abgeordneten von der anderen Seite sehr dankbar für diesen Widerhall, der eine Mißdeutung einzelner der heutigen Erklärungen in einem Sinne verhütet, der dem be- treffenden Herrn Abgeordneten sicherlich fernlag.(Allgemeine Zu- stimmung.) SoziaMische Versammlung in Paris . Paris , 8. Dezember. (T. U.) Am Montag versammelten sich in Paris die Vertreter des Verbandes der sozialistischen
[ Vereine des Seinedepartements, um Stellung zu nehmen zu jdem am 25. Dezember in Paris zusammentretenden Partei- l tag der gesamten sozialistischen Partei Frankreichs . Der Minister Sembat stattete der Versammlung einen kurzen Be- such ab. Die Genossen Bouvderon und Merxheim , die an der internationalen Konferenz in Zimmerwald teilgenommen hatten, wurden, als sie in der Versammlung erschienen, dem „Temps" zufolge lebhaft zur Rede gestellt. Bourderon ver- teidigte sich und erklärte, er sei ausdrücklich als Vertreter der Minderheit nach Zimmerwald gegangen. Die Verhandlungen führten zu keinem Resultat. Man ernannte eine Kommission, die bis zum 19. Dezember eine annehinbare Resolution ent- werfen soll. Die„H u m a n i t 6" nimmt von der ganzen Versammlung nur kurz Notiz, lvagt es aber nicht, auf den Inhalt der Verhandlungen einzugehen. Der Genosse Merr- heim wollte am Abend in einer Volksversammlung über die Friedenskonferenz von Zimmerwald berichten, doch wurde die Versammlung von der Regierung verboten. Kriegsüebatte im Unterhaus. London , 8. Dezember. (W. T. B.) Unterbaus. Lonsdale fragte, ob ein Abkommen zwischen der englischen Regierung und den Vertretern der Kausleute von Kopenhagen geschlossen worden sei, ob dieses Abkomme» die Wiederausfuhr von Gütern nach krieg- führenden Ländern gestatte und ob der Minister die Bedingungen dieses Abkommens mitteilen wolle. Lord Robert Cecil erwiderte, er bedauere sehr, daß unüberwindliche politische Gründe ihn verhinderten, das Abkommen auf den Tisch des Hauses zu legen; er könne nur sagen, daß das Abkommen auf dem Grundsatze beruhe, daß ein wirksamer Unterschied zwischen dem gutgläubigen Handel der Neutralen und dem feind- lichen Ueberieehandel gemacht werde Auf eine weitere Frage erklärte Cecil, das Abkommen stehe im Einklänge mit der Politik der Verhinderung der Einfuhr, deren Deutschland bedürfe, um den Krieg fortzuführen. DaS Abkommen habe die Billigung der Admiralität und der anderen Ressorts gefunden; er könne nicht mit- teilen, ob es dem Kabinelt unterbreitet worden fei. D a l z i e l sagte, er werde bei näckster Gelegenheit auf die Frage zurückkommen. Lord Roberl Cecil betonte, er könne keine Erklärung über das Verhältnis des Vierverbandes zu Griechenland abgeben. McKenna führte aus, daß die Goldreserven der Banken, einichließlich der Bank von England , am 30. Juni 110 Millionen Pfund Sterling betragen hätten. Das Publikum habe zu diesem Zeitpunkte schätzungsweise 7S Millionen gegen 78 Millionen Pfund Sterling am 30. Juni 1914 im Besitz gehabt. Auf eine Frage erklärte McKenna, der gegen- wältige Betrag des im Besitze des Publikums befindlichen Goldes sei natürlich sehr viel geringer. Jowett(Arbeiterpartei) fragte den Schatzkanzler, ob das Flugblatt, m dem die Arbeiter aufgefordert werden, weniger Fleisch ünd Brot zu verzehren und die größte Sparsamkeit zu üben, auch den Gästen des jüngsten Lordmayor- baiikells zugesandt worden sei. McKenna antwortete, er habe keinen Grund anzunehmen, daß dies nicht geschehen sei. A S q u i t h lehnte es ab, Mitteilungen über die Ergebnisse der Reise Kitcheners zu machen. Wilsons Ootschast. Washington, 7. Dezember. (W. T. B.) Meldung deS Reuter- ichen Bureaus. Wilsons Botschaft an den Kongreß spricht sich in sehr heftigen Worten über die Komplotte in den Vereinigten Staaten aus. Wilson beschuldigt Deutschland zwar nicht direkt, für die Komplotte ver» antwortlich zu sein, spielt aber in allgemeinen Aus- drücken darauf an. Der Präsident sagte, er glaube nicht, daß eine unmittelbare Gefahr für die Beziehungen der Bereinigten Staaten zu den anderen Ländern bestehe. Er fuhr fort: Ich muß leider mitteilen, daß die schwersten Drohungen gegen den nationalen Frieden und die Sicher- heit innerhalb unserer eigenen Grenzen aus- gestoßen wurden. Zu meinem Bedauern muß ich zugeben, daß Bürger, die unter anderen Flaggen geboren, aber in Amerika naturallsiert wurden, die Autorität und den guten Namen der Re- gierung in Verruf zu bringen und unsere Industrie zu vernichten versuchten, wo sie eS als im Interesse ihrer Rachgier gelegen be- trachteten, daß sie versuchten, gegen sie Schläge zu führen und unsere politischen Bestrebungen den ausländischen Intrigen unter- zuordnen. Der Präsident fubr fort: Obwohl die Zahl dieser Personen im Vergleich zu anderen fremden Einwanderern gering sei, habe sie die Vereinigten Staaten doch zu energischen gesetzlichen Maßnahmen ge- zwungen. Amerika erwartete niemals, daß Männer deutschen Ur- sprungs, welche bei der Erfüllung ihrer Uulertanenpflichl so viel Freiheit genießen, sich in böswilliger Absicht gegen die Regierung und das Volk wenden würden, die sie willkommen hieß und ernährt. Ter Präsident fordert den Kongreß auf, Gesetze zu schaffen, die eine ausreichende Bürgschaft gegen diese Uebel bieten. Solche von Leidenschaft und Treu- losigkeit erfüllten anarchistischen Kreaturen müßten vernichtet werden. Der Präsident erklärte hierauf die Neutralitätspolitik der Vereinigten Staaten und sagte! Der zerstörende Krieg soll um- grenzt bleiben. Ein Teil der großen Familie der Völker sollte den Friedensproiest aufrecht erhalten, schon um einen allgemeinen Wirt- schafilicken Ruin zu verhindern. Ueber die Monroedoktrin sagte der Präsident: Wir halten unerschütterlich an ib'rem Geiste fest. Im Falle Mexikos haben wir die Probe darauf bestanden. Ueber den PanamerikanismuS sagte der Präsident: Gerade weil wir eine unbelästigte Enlwickeluug und eine ungestörte Regierung nach unseren eigenen Grundsätzen von Recht und Freiheit verlangen, sind wir gegen jede Einmcngung, von welcher Seite immer sie kommen möge, in unsere Anschauungen. Wir wollen kein stehendes Heer erhallen, außer in dem Umfange, in dem eS unsere Erfordernisse in friedlichen und kriegerischen Zeiten ver- langen. Der Präsident betont sodann die Notwendigkeit einer genügend großen Handelsflotte. Aus vielen ge- wichtigen Gründen sei eS»otwendig, daß die Vereinigten Staaten über eine große Handelsflotte verfügen, die sie einmal dazu benützten, um reich zu werden. Wir haben uns durch unsere unentschuldbare Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit und eine hoffnungslose kurzsichtige proviuzlerische Politik des sogenannten wirtschaftlichen Schutzes fast um unsere Existenz gebracht. Es ist böchste Zeit, daß wir den Fehler gut machen und unsere kommerzielle Unabhängigkeit wieder erlangen. Die Botschast lautet weiter: Die ganze amerikanische Hemisphäre muß die gleiche Unabhängigkeit und Selbständigkeit genießen, wenn sie nicht in den Wirrwarr der euro - päischen Angelegenheiten hineingezogen werden soll. Der Rest der Bolschaft befaßt sich hauptsächlich mit der B e- sprechung der Rüstungspläne, der Vergrößerung von Armee und Flotte und Vorschlägen, wie die hierfür nötigen Gelder aufzubringen feien. Große üeutsthe Vorbestellungen in Amerika ! London , 8. Dez.<W. T. B.) Die„Times" erfährt aus New Dork, daß Deutschland , wie dort verlaute, in den Vereinigten Staaten Waren im Betrage von hundert Mil- lionen Dollar bestellt habe, die sechzig Tage nach Ablauf des Krieges in Deutschland abgeliefert werden sollen. Die Aufträge umfaßten Kupfer, Baumwolle, Wolle, Speck, Weizen, landwirtschaftliche Geräte usw. An der Vor- bereitung zur Durchführung der Aufträge werde bereits gearbeitet. Die angekauften Waren sollen in der Nähe der atlantischen Häfen, wo zahlreiche deutsche Handelsschiffe liegen, aufgestapelt werden.
politische Ueberstcht. Neue Kriegskredite— zehn Milliarden. Wolfis Tclcgraphcnburcan meldet: Gutem Vernehmen nach ist dem Reichstag ein zweiter Nachtrag zum NcichShaushaltSetat für das Rechnungsjahr 1915 zugegangen, der eine Kreditsordcrung von zehn Milliarden Mark enthält. WaS will die„Deutsche Gesellschaft 1914."? Die„Deutsche Gesellschaft 1914", der bekanntlich die Genossen Lensch, Südekum, Göhre, Arons angehören, teilt durch ein Wolff-Telegramm mit, in welcher Weise sie die„Pflege des EinhcitSgedankens im deutschen Bürgertum' ausüben will: „Die Deutsche Gesellschaft 1914" bezweckt nach 8 1 ihrer Satzungen„reichSdeutschen Männern aus allen Berufen und Ständen ohne Unterschied der Parei die Möglichkeit eines Vorurteils« freien, zwanglosen geselligen Verkehrs zu geben und so den Geist der Einigkeit von 1914 in die Jahre des Frieden« binüberzu- tragen". Für die Verwirklichung dieses Zweckes hat die Gesellschaft eine Art von Klubhaus eingerichtet, dieses mit Büchereien, mit Erfrischungsräumen, mit Lese-, Schreib- und Konferenzzimmern aus« gestattet, um den Mitgliedern die tägliche Gelegenheit zum Verkehr und zur Aussprache auf einem gewissermaßen neutralen Boden zu geben. Fragen de» öffentlichen Leben» sollen unter den ver- ichiedensten Gesichtspunlten und von verschiedenem Standpunkte aus in Vorträgen erörtert und auch andere Veranstaltungen zur Belebung des Einheitssinnes getroffen werden. Politisch tätig wird die „Deutsche Gesellschaft 1914" nicht sein. Weiter wird mitgeteilt, daß man an der Einheit von 1814 durch Zahlung eines jährlichen Beitrage« von min- bestens 60 M. arbeiten muß, daß aber Frauen die Mitgliedschaft nicht erwerben können. Auch ist die Mitgliederzahl der D. G. be- schränkt, und die Mitgliedschaft erwirbt man nur durch ausdrückliche Aufnahme. « Die.Bremer Bürgerzeitung� schrieb schon vor einigen Tagen zu der Tatsache, daß einige Sozialdemokraten der neuen Gesellschaft angehören:„Die Herrschaften au» unseren Reihen werden sich nun bald entscheiden müssen, ob sie zur„Deutschen Gesellschaft" oder zur Sozialdemokratie gehören wollen. Sollten sie wirtlich keinen Standpunkt finden können, so muß er ihnen klar ge- macht werden."_ Die Nationalliberalen zur Herabsetzung der Altersgrenze. Die nationalliberale Fraktion deS deutschen Reichstages hat sich einstimmig für die Herabsetzung der Altersgrenze zum Bezüge lder Altersrente vom 70. auf das 65. Lebensjahr ausgesprochen unid einen entsprechenden Antrag an den Reichstag gerichtet, in dem sie die unverzügliche Vorlegung eines ontsprechenden Gesetz- entwurfes verlangt.
Das tägliche örot. Regelung der Butterversorgung. (Amtlich.) Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 8. Dezember eine Verordnung über den Verkehr mit Butter beschlossen. Die Verordnung bezweckt in der Hauptsache, einen Ausgleich zwischen Bnttcrüberschutzgebietcn und Butter- bedarfsgebieten zu schaffen. Eine Vermittlungsstelle erhält das Recht, von Molkereien, die im Jahre 1914 min- bestens 500000 Liter Milch oder eine entsprechende Menge Rahm verarbeitet haben, bis zu 15 Prozent ihrer monatlichen Butterberstellung abzurufen und diese Butter Bedarfsgebieten zuzuweisen. Die Vermittlungs- stelle, als die zunächst die Zentral- Einkaufsgescll- fchaft m. b. H. in Berlin in Aussicht genommen ist, soll in erster Linie solche Buttermengen in Anspruch nehmen, über die noch keine Lieferungsverträge ab- geschlossen sind. Reichen diese Mengen nicht aus, so sind die durch Verträge verschlossenen Mengen entsprechend zu kürzen. Die VermittelungSstelle gibt die Butter nur an G c- m e i n d e n oder vom Reichskanzler bestimmte Stellen ab. — Die Verordnung enthält ferner Vorschriften über die Aus- gäbe von Butter» oder Fettkarten. Danach sind die Gemeinden berechtigt und auf höhere Anordnung ver- pflichtet, Butter- oder Fettkarten einzuführen und zu be- stimmen, daß die billigere Butter und Fette der minder- bemittelten Bevölkerung vorbehalten bleibt. Die Verordnung tritt am 1. Januar 1916 in Kraft. Herabsetzung der Buttrrpreise in der Provinz. Auf Grund des§ 3 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung der Butterpreise vom 22. Oktober 1915 sind die in der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 24. Oktober 1915 festgesetzten Grundpreise für die Pro- vinzen Ostpreußen um 4 M.. Westpreußen um 2 M., Schles- wig-Holstein um 3 M., Posen und Hannover um 2 M., für einen Teil Brandenburgs um 1 M., für den Regierungsbezirk KöSlin um 2 M. und für die Regierungsbezirke Stettin und Stralsund um 1 M. herabgesetzt worden. Für die Um- gebung Groß-Berlins, Teile der Provinz Brandenburg sowie die übrigen Teile Preußens bleiben die durch die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 24. Oktober 1912 festgesetzten Grundpreise einstweilen bestehen. Die abgestuften Grundpreise treten am 15. Dezember 1915 in Kraft.
Bierboykott der Wirte. Die Bierfabrikonten in Rheinland-Westfalen haben ihre dritte Bierprciserhöhung beschlossen. Während des Krieges wurde der Hekloliterpreis um 16 M. erhöhl. Diese fröhliche Ausnutzung der Konjunktur hat endlich die Wirte in Harnisch gebracht. Die Wirte- Vereinigungen in Solingen haben beschlossen, falls die Brauer auf der Erböhung beharren, mit dem 15. Dezember den Bierausschank einzustellen und gemeinsam leichten und billigen Wein einzukaufe» und zu verschänken._
Letzte Nachrichten. Eine Falschmeldung. Amtlich. Berlin , 8. Dezember. (W. T. B.) In der französischen Kammer soll nach neutralen Presse- Nachrichten die Auskunst erteilt worden sein, Deutsch- l a n d habe bereits im vorigen Jahre die Jahresklasse 1916 einberufen, die jetzt in die Front gehe; von der Jahresklasse 1917, die in Abschnitten einberufen sei, werde der vorletzte Teil jetzt eingestellt. Diese Auskunft ist falsch. Die Jahresklasse 1916 ist noch nicht einmal ganz in die Rekrutendepots eingestellt. Die Jahresklasse 1917 ist überhaupt noch nicht einberufen.