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Nr. 342.

"

32. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 12. Dezember 1915.

Der englische Standpunkt.

boten wurden.

Zur

Kartoffelfrage

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liegen folgende Anträge vor: Die Sozialdemokraten beantragen: a) Die Kartoffelversorgung ist durch neue strikte Durchfüh­rung der Enteignung sicherzustellen. Die dem Abgabezwang unter­liegende Menge muß bis zu 50 Proz. des Bestandes ohne Be­rücksichtigung fünftiger Lieferungen erhöht werden, wobei der notwendige Bedarf für die Viehhaltung des eigenen Betriebes zu berücksichtigen ist. Bei der Lieferung darf die gute Gßkartoffel nicht zurüdgehalten werden.

rationen, namentlich für die Bergarbeiter, erhöht werden. Die soll weiter das Recht gegeben werden, Gerste selbständig verarbeiten Ernteergebnisse seien zweifellos besser, als nach der mangelhaften zu lassen. Berechnung angenommen wurde. Die Landwirtschaft scheine auf Abg. Hoch( Soz.) erörtert die Malzkaffeefrage. diesem Gebiete eine recht merkwürdige Zurückhaltung" üben zu Präsident Ka uz erklärt das Verlangen, die Gersteverordnung Wir haben bereits aus den eben so interessanten wie verdienst wollen. Aufgabe des preußischen Landwirtschaftsministers wäre es, im Sinne des tonservativen Antrages für sympathisch. Bei der lichen Artikeln, die Dr. Hans Vorst im Berliner Tageblatt" diesen Dingen mit aller Schärfe auf den Grund zu gehen, um die nicht sehr reichlichen Ernte an Gerste ist die Erfüllung dieſes auf Grund seiner persönlichen Erlebnisse während des Krieges in vorhandenen Vorräte genau festzustellen. Auf die vorgeschriebene Wunsches aber nicht durchzuführen. Die Reichsfuttermittelstelle Frankreich und England veröffentlichte und die einen wertvollen Streckung des Roggenmehls durch Weizenmehl könne man ohne ist aber angewiesen worden, bei besonderen Härten Nachsicht zu Beitrag zum Verständnis der Anschauungen und tatsächlichen Ver- weiteres verzichten. Die Spannung zwischen Getreide- und Mehl- üben. Auch das andere Verlangen der Konservativen ist nicht durch­hältnisse des feindlichen Auslands bilden, mehrfach Stichproben preisen sei berechtigt. führbar. Den Fabrikanten von Malzkaffee und anderen Gerste­gegeben. Heute entnehmen wir einer neuesten Veröffentlichung Abg. Käppler( Soz.): Die Reichsgetreidestelle arbeitet zu Artikeln sind Preise genau vorgeschrieben. Die Preise sind zwar Hans Vorsts über den englischen Standpunkt" folgende Stellen: teuer. Die Spannung zwischen den Getreide- und den Mehlpreisen hoch, das hängt aber mit den hohen Preisen für Gerste zuſammen. Lissauers" Haßgesang" ist in England bekannter geworden, ist nicht berechtigt, nur trifft daran die Reichsgetreidestelle nicht Abg. Hoch hält es für ganz erfreulich, wenn Preise vorge­als er es verdiente. Man hat ihn dort jogar für einen adäquaten die Schuld. Sie ist mit Spesen und Gebühren belastet, die durch schrieben werden. Die Malzkaffeefabrikanten haben zu 62 M. ge­Ausdruck der deutschen Volksseele gehalten, weil auch die Nedens- nichts begründet sind. Verteuernd wirkt die große Zentralisation liefert, sobald sie aber mit der Bentrale in Verbindung getreten art Gott strafe England" den Briten nicht verborgen blieb, son- des Handels, die im Anfang berechtigt war, heute aber einer Degen- waren, ist der Preis sofort um 10 M. erhöht worden ohne jeden dern vielmehr schleunig die Runde durch alle ihre Wizblätter tralisation Platz machen könnte. Die R.-G. müßte weniger Han- ersichtlichen Grund. machte. Man verallgemeinert diese Geschmacklosigkeiten und denkt dels- als Ausgleichs organisation sein. Die Aufbewahrung Ein Vertreter der Regierung erklärt, diefer Preis sei festgesett nicht daran, daß die große Mehrzahl des deutschen Volkes in diesem des Getreides könnte man ruhig den Kommunalverbänden über- worden auf Grund der Angaben der Fabrikanten, die am Bfund Kriege viel Wichtigeres zu tun hat, als sich mit Saßgebeten und lassen. Die R.-G. braucht nicht als Käufer des Getreides aufzu- 2 Pf. Reingewinn haben. Der Grossist verdient ebenfalls 2 Pf., -gesängen abzugeben, und daß auch bei uns die Verständigen be- treten, sie soll nur den Ausgleich regeln. Den Mühlen z. B. fällt es im der Händler 8 Pf. reit sind, zu unterschreiben, was Bernard Shaw kürzlich den Eng- Frieden gar nicht ein, nach der Ernte das ganze Getreide zu Glauben zu schenken. Der Kommunalverband des Redners habe Abg. Weileböd( f.) warnt davor, den Fabrikanten zu viel ländern gepredigt hat: Ein Gentleman haßt nicht seinen Feind, kaufen und zu lagern; sie kaufen einfach nach Abruf. Die denn das einzige, was den Krieg überhaupt für einen anständigen Reports sind nicht berechtigt. Die Kommissionäre erhalten im im eigenen Auftrag hergestellte Gersteprodukte mit 30 Bf. pro Menschen erträglich macht, ist eben die Ueberzeugung, daß diefer Frieden pro Tonne 3 Mt. Heute ist das Getreide dem freien Ver- Pfund verkaufen können, die von Fabrikanten mit 1 M. ange­nicht eine Frage persönlichen Hasses und niedriger Gefühle ist." kehr entzogen, die Landwirte müssen das Getreide abliefern, So steht man denn in England dem durch ein kräftiges Ver- trotzdem zahlt man 6 bis 7 M. Gebühren und noch Zuschläge. Ein größerungsglas gesehenen deutschen Nationalhaz ohne Verständnis solcher Kommissionär habe im Vorjahre täglich bis zu 420 m. ver­gegenüber und fühlt sich dadurch sogar geschmeichelt. Ich habe mit dient. Große Rücksicht auf den Handel brauche nicht genommen einem intelligenten Engländer, der früher in Deutschland studiert zu werden. Auf die Mühlen habe man auch keine Rücksicht ge= hat und auch jetzt im Kriege ab und zu deutsche Zeitungen zu lesen nommen. Die Sadleihgebühr ist nur bei Verzug berechtigt. Red­pflegt, ausführlich über diese Frage gesprochen, die ihn, wie er ver- ner gibt interessante Beispiele für die Art, wie es die Agrarier ficherte, namentlich psychologisch interessierte. Er suchte zu er verstanden haben, sich durch die Hergabe der Säcke noch besonders gründen, warum sich der deutsche Haß gerade gegen England ge- zu bereichern. Das Mehl müsse und könne verbilligt werden, wandt habe. Ich sagte ihm, daß die Erscheinungen, an die er u. a. auch dadurch, daß man die unberechtigten Spesen beseitigt. bente, sich mehr in den ersten Monaten des Krieges geltend ge- Statt dessen habe man das an die Nudelfabriken gelieferte Mehl macht und seitdem schon bedeutend nachgelassen hätten, leugnete verteuert. Die R.-G. fordert 48 M. für den Doppelzentner, bie aber natürlich nicht und konnte nicht leugnen, daß sich auch jetzt Mühlen liefern ihn mit 36 M.! Die R.-G. verteuert diese Pro­noch in vielen Kreisen eine besondere Abneigung gegen England dufte um 30 Millionen Mark im Jahre. Die N.-G. hat auf von ihr bemerkbar mache. gekauftes Mehl große Aufschläge gelegt, die eigentlich als Wuch er bezeichnet werden müßten. Die Mühlen sind nicht die Preistreiber, denn sie erhalten nur ihre Mahllöhne. Die Regierung muß dafür sorgen, daß wir gleichmäßig niedrige Preise für Brot bekommen. Die R.-G. hat große Mengen Getreide verschrotet, die zu 30 m. pro Doppelzentner an die Landwirte abgegeben wurden; den Schrot­müllern hat man statt der üblichen 10 M. 20 M. Lohn bezahlt. Man hat große Mengen absolut guten Weizens verschrotet, sie also statt zu Brot zu Wiehfutter verwendet. Die Lage der Mühlen ist, mit Ausnahme einiger Großmühlen, eine trostlose. e) Es ist eine Frist zu bestimmen, bis zu der die Gemein­Tausende von Mühlen stehen still, tausende arbeiten mur mit be­ben die Höchstpreise für den Kleinhandel einführen müssen. schränktem Betrieb. Ein Ausgleich in der Beschäftigung fann ge- Die Konservativen wollen, daß auf die sicher zu stellenden Men­funden werden, wenn man die Sonntags- und die Nacht- gen alle Kartoffeln anzurechnen find, die der Erzeuger von seiner arbeit in den Mühlen berbietet. Die Getreidevorräte müßten diesjährigen Ernte nachweislich als Speisekartoffeln verkauft hat. auf alle Mühlen verteilt werden. Die Wahllöhne sind auskömm- Das Zentrum fordert Erweiterung der Beschlagnahme über lich, eine Erhöhung wäre nicht zu rechtfertigen. Die konservative die Grenze von 20 Proz. hinaus. Resolution läuft auf eine Stiflegung der Großmühlen hinaus. Wer- Abg. Ebert( Sog.): Die Verbitterung in der Bevölkerung artige Maßnahmen sind entschieden zu bekämpfen. Zum Teil find ist ganz wesentlich auf die Zustände auf dem Kartoffelmarkt zurüd­allerdings die in Verbänden vereinigten Mühlen selbst mit schuld, zuführen. Die Regierung hat diese Frage behandelt wie heißes weil sie versucht haben, die R.-G. zu boykottieren. Gisen. Sie wollte weder Höchstpreise noch Beschlagnahme. Die gungsmöglichkeit der Mühlen. Abg. Böhme( natt.) fordert eine Statistik über die Beschäfti- Folge waren hohe Preise, und als man endlich zu spät eingriff, jezte man Erzeugerpreise fest, die viel zu hoch. waren. 2,50 W. Abg. Schweikhardt( Fortschr.) tritt für eine größere Be- pro Zentner wäre richtig bemessen. Es ist falsch, zu behaupten, rücksichtigung der kleineren und der mittleren Mühlen ein. Zur für Kartoffeln hätten wir Friedenspreise. Die Landwirte liefern Erreichung dieses Zwedes müssen aber die Anschlußbedingungen heute unsortierte, teilweise direkt schlechte Startoffeln. geändert werden. Wenn Getreide und dann wieder das Mehl von schlimmsten war es im Westen, wo sich die Bauern direkt geweigert einem Ende Deutschlands nach dem anderen transportiert werden haben, zu den Höchstpreisen zu verkaufen. In Landeshut ( Schlesien ) muß, dann wirkt das verteuernd. fonnte man nicht einmal für 3,20 M. Kartoffeln kaufen. Dic neue Verordnung geht zwar etwas weiter, sie beseitigt aber die Miß­stände nicht, denn die Landwirte werden im Frühjahr wieder nur noch Saatkartoffeln zu höheren Preisen verkaufen. Wir haben deshalb beantragt:

" In der deutsche Presse," sagte er, werden moralische Vor­würfe besonders häufig und heftig gegen England erhoben. Wie erklären Sie das?"

Ich erinnerte ihn an die Blockade und den Aushungerungs­plan, der doch England zum Urheber habe. Er wollte diesen Grund nicht gelten lassen. Krieg ist Krieg," meinte er." Wir können es nicht ernst nehmen, wenn man in Deutschland unsere Blockade­politik für berbrecherisch erklärt. Denn die Deutschen würden, wenn fie in der Lage wären, genau so handeln. Wir wissen ja in der deutschen einschlägigen Literatur auch Bescheid und kennen zum Beispiel Molttes Briefwechsel mit Professor Bluntschli genau, in dem sich Moltke dafür ausspricht, daß im Kriege alle Hilfsquellen des feindlichen Landes, darunter gerade auch die Lebensmittel, zum Gegenstand des Angriffs gemacht werden müssen. Wir wissen auch, daß sich der deutsche Generalstab, zum Beispiel in seiner Schrift über den Kriegsgebrauch im Landkriege, auf denselben Standpunkt gestellt hat. Unsere Blodadepolitik mag unbequem sein, aber wie kommt man dazu, sie für berbrecherisch" zu erklären? Sie ist sogar ein sehr humanes Kriegsmittel. Wenn eine solche Politik glückt, so wird nämlich niemand verhungern, denn ehe es so weit käme, wäre der betroffene Staat auf unblutige Weise gezwungen, Frieden zu schließen. Aber wie ist es mit dem perfiden Albion und der englischen Heuchelei und Lügenpolitik?"

Ich erwähnte, daß England sich in diesem Kriege den An­ſchein gebe, als Schirmherr des Rechts, als Beschüßer der Schwachen und Unterdrückten aufzutreten, daß es sogar den Schutz der belgi schen Rechte zum Kriegsgrund gewählt habe, während es doch in seiner Geschichte nie gezögert hätte, die Schwachen zu verlegen, wo feine Interessen im Spiele gewesen wären.

" Gewiß," erwiderte er lebhaft, wir hätten nicht davan gedacht, für Belgien einzutreten, wenn nicht unsere eigensten Interessen uns dazu veranlaßt hätten. Darüber sind sich auch bei uns alle Ginsichtigen klar. Aber da die Interessen eines Staates ein jo kompliziertes Gebilde sind, daß die große Menge sie nicht richtig beurteilen kann, so trachtet natürlich jeder Staat danach, in ent­scheidenden Fällen dem Wolke seine Interessen durch Ideale plau­fibel zu machen, die jeder verstehen kann. In Wirklichkeit sind es natürlich nie Sentimentalitäten, die in der Politik den Ausschlag geben, sondern die allerrealsten Machtfragen. Große Politiker haben nie anders gehandelt, auch die Deutschen nicht, mit Friedrich dem Großen an der Spitze.

b) Der Transport der Kartoffeln ist durch Frachtermäßi gung und eine genügende Bereitstellung von Eisenbahnwagen zu erleichtern.

c) Soweit die Herbeischaffung der Kartoffeln durch Mangel an Arbeitskräften erschwert wird, ist durch Bereitstellung von Gefangenen Ersatz zu schaffen.

d) Für Fabrikkartoffeln gilt der Höchstpreis für Speise­Bartoffeln mit einem Abzug, der dem geringeren Stärkegehalt der Kartoffeln entspricht. Vom 1. Januar 1916 ab wird der Höchstpreis für solche Speisekartoffeln, die nicht bis zum 1. De­zember 1915 von den Landwirten bei der Reichskartoffelstelle oder ihren Organen angemeldet sind, um 25 Proz. herabgesetzt.

Am

Vom 1. Januar 1916 ab wird der Höchstpreis für solche Speisekartoffeln, die nicht bis zum 1. Dezember 1915 von den Landwirten bei der Reichskartoffelstelle oder ihren Organen an­gemeldet sind, um 25 Prog. herabgesetzt.

Abg. Böhme( natl.): Wenn jetzt noch Kartoffeln zurüd­gehalten werden, dann liegt das daran, daß man im vorigen Jahre höhere Preise bewilligt hat und darauf wird vermutlich jetzt wieder gerechnet.

Unterstaatssekretär Michaelis meint, daß die jeßige Rege­lung der Brotrationen ausreichend ist. Die Arbeiter der schweren Industrie erhalten bereits mehr Brot. Es ist jetzt Vorsorge ge­troffen, daß der Ausdrusch des Getreides durch besondere mili­tärische Dresch- Kolonnen in den einzelnen Kreisen erfolgt. Die R.-G. leidet besonders unter der ausgedehnten Selbstbewirtschaftung. Daß die R.-G. verteuernd wirke, ist nicht zutreffend. Der baye­rische Wirtschaftsverband kann das Mehl auch nicht billiger liefern. Gine Aenderung im System der Kommissionsgebühren ist nicht Die Höchstpreise werden schon jetzt nicht beachtet. Die Sadt möglich, wohl aber ist man bestrebt, eine Verringerung der Be- Elberfeld hat in der Eifel pro Zentner 25 Pf. extra bezahlen müſſen. triestosten herbeizuführen. Die Rapports find dadurch gerecht- funktionieren, sonst hätte es nicht vorkommen dürfen, daß z. B. Die Organisation bei der Zentralstelle scheint nicht richtig zu fertigt, daß das Getreide im Laufe der Zeit leidet. Wenn im Handel Schiebungen vorgekommen sind, so lag das vermutlich vor Berlin einige Tage ohne Startoffeln war. Gründung der Kriegsgetreidegesellschaft. Die R.-G. muß gewisse Ich bin auf das vorstehende Gespräch jo ausführlich einge- Aufschläge nehmen, um die Kosten der nötigen in Reserve zu hal­gangen, weil es für den englischen Standpunkt sehr charakteristisch tenden Vorräte zu decken. Das Brotmehl wird dadurch nicht ver­ist. Schon als ich die aktive Beteiligung des englischen Volkes am teuert. Die Verteuerung des Mehles für Nets, Lebkuchen usw. ist Heeresdienst schilderte, habe ich darzulegen versucht, daß es sich jetzt berechtigt; wer sich heute solche Dinge leisten kann, der soll auch Abg. Kreth( t.) macht den Frost dafür verantwortlich, daß durchaus um einen nationalen Krieg handelt. Dieser Gindrud mehr bezahlen. Die Verschiedenheit in den Mehl- und Brotpreisen zeitweise teine Kartoffeln auf den Markt kamen. Die Höchstpreise befestigt sich durch alle Gespräche, die man mit Engländern über ergibt sich aus der Verschiedenheit der Organisation. Die R.-G. find nicht hoch, denn der Futterwert der Kartoffeln ist erheblich höher. Wie denken sich die Sozialdemokraten die Rationierung diesen Gegenstand führt. Man hat sich sehr allgemein an die Auf- liefert das Mehl überall zu den gleichen Preisen, es tann also nur fassung gewöhnt, daß die Beteiligung Englands an diesem Kriege fein, daß die Kommunen Zuschläge erheben. Sobald es möglich der Kartoffeln? Präsident Kau erörtert die Schwierigkeiten, die sich der unvermeidlich gewesen sei, weil dabei die wichtigsten Lebensinter- ist, sollen die Preise weiter herabgesetzt werden. Daß Getreide Jm vorigen Jahre ist die effen des Reichs auf dem Spiele ständen. Und wenn es zu Beginn verschrotet wurde, war eine Notwendigkeit, um die Flerschversor- Kartoffelversorgung entgegenstellen. des Krieges viele Engländer gab, die der Meinung waren, daß gung des Volkes zu heben. Daß etwas gutes Getreide darunter Reichskartoffelstelle fast im Ueberfluß erstickt. Ein Fehlschlag war Großbritannien hätte neutral bleiben tönnen, so hat diese Ansicht war, ist richtig, aber es trifft nicht zu, daß man das Getreide den es nur für die Reichskasse, die viel Geld verloren hat. Im Sommer dann später allen Boden verloren. Dieser Stimmungswechsel ist Menschen entziehen wollte, um es den Schweinen zu geben. Wollte haben die Sachverständigen erklärt, daß die Regierung nicht eingu­gerade dadurch hervorgerufen, daß man sich über die militärischen man alle Mühlen berücksichtigen, so müßte man den Mahllohn ganz greifen brauche. Deshalb ist zunächst nichts geschehen. Die Kar­Erfolge der Mittemächte keinerlei Täuschungen hingibt. Ich habe bedeutend erhöhen. Das würde zu einer Verteuerung des Mehles toffelernte ist spät eingebracht worden, dem Transport stellten sich schon erwähnt, daß man sich in England fehr wohl ein zutreffendes führen. Gegenwärtig sind 331 Mühlen angeschlossen, mit einer Schwierigkeiten entgegen; deshalb der Mangel. Die Landwirte Bild über die Kriegslage machen kann. Denn die amtlichen Mit- größeren Zahl ist nicht zu arbeiten. Würde man mur eine kleine haben ihre Vorräte nicht zurückgehalten. Wo die Kartoffeln ge­teilungen sind vollständiger und zuverlässiger, die Zensur weit blieben sind, das wisse man leider nicht. Redner trägt eine Statistik milder als etwa in Frankreich , und ein Teil der Presse neigt dazu, vor, aus der sich in der Tat ergibt, daß in fast allen Städten sehr aus patriotischen und vielleicht auch aus politischen Gründen die große Mengen Kartoffeln angeliefert worden sind. Die Händler Lage ja nicht als zu günstig zu schildern." weigern sich einfach, den Bedarf auf den Markt zu bringen, weil ihnen die Preise nicht hoch genug sind. Jedenfalls hat die Reichs­fartoffelstelle getan, was getan werden konnte. Sintende Preise festzusehen, ist nicht angängig.

Die Lebensmittelfrage

vor der Reichshaushaltskommission.

( Gigung bom 11. Dezember.)

Anzahl Großmühlen voll beschäftigen, dann könnte man das Mehl noch etwas verbilligen. Die Nachtarbeit muß im Bereiche der Mög­lichkeit bleiben, denn unter Umständen kann sie sich als notwendig erweisen. Am besten ist es, jetzt an der Mühlenpolitit nichts zu ändern, wenn es möglich ist, dann sollen die mittleren und fleinen Mühlen berücksichtigt werden.

Abg. Behrens( wirtsch. Ber.) fordert höhere Brotrationen für die Forstarbeiter.

Abg. Roefide( f.) bezweifelt, baß die größeren Mühlen, die mit hohen Frachtjäßen zu rechnen haben, billiger arbeiten fönnen, als wie die mittleren oder die kleinen Mühlen. Die Abzüge, die Die Kommission wendet sich der Beratung der Anträge zu, die den Landwirten gemacht werden, wenn sie feuchtes Getreide liefern, Mehl- und Getreidelieferung find zu hoch. behandeln.

bas nicht leisten.

Staatsjetvetär elfferich warnt davor, immer neue Aus­Die Sozialdemokraten beantragen, zunächst für die gaben zu unterstübungssweden zu beschließen. Das Reich könne Dauer des Krieges und folange besondere Maßnahmen für die Sicherstellung der Vodernährung erforderlich sind, die Nachtarbeit wird später abgeftimant. Damit ist dieser Teil der Diskussion erledigt, über die Anträge von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens, ferner die Arbeit an Sonn­Abg. Stubbendorf ( f.) bespricht eine Verordnung, die den und Feiertagen für alle Getreidemühlen zu verbieten. Soweit dies für die Sicherstellung der Ernährung der Bevölke- Anbau möglichst vieler brach liegender Badenflächen anstrebt. Diese Berordnung ist bedenklich, denx beim Düngen solcher Flächen werden rung erforderlich ist, fönnen die Landeszentralbehörden von dieſem Düngemittel unwirtschaftlich vergeudet. Der Aufwand steht dann Verbot Ausnahmen gestatten. in feinem Verhältnis zum Ertrag. Die Nationalliberaten ferbern eine möglichst gleichmäßige Be­Staatssekretär elfferich macht vertrauliche Mittei­schäftigung der Mühlenbetriebe auch der mittleren und fleineren. lungen über die Versorgung mit Stidstoff. Die Ronfervativen verlangen, daß die Ueberschußverbände, Abg. thein begründet einen fortschrittlichen Antrag auf beren Mühlen nicht genügend beschäftigt sind, statt Getreide Mehl ausreichende Versorgung der Landwirtschaft mit fünstlichen Dünge­abliefern dürfen. mitteln. Die Verordnung betr. Einschränkung des Anbaues von Rüben muß schleunigst aufgehoben werden.

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Die Freikonservativen wollen die mittleren Mühlen mehr be­rüdsichtigt wissen. Eine Resolution der Konservativen fordert eine andere Rege­lung der Bemessung von Hinterforn. Abg. Gothein bespricht die Kommissionsgebühren für den Ankauf von Getreide. Wir müssen unbedingt sehen, daß die Brot­

Die Beratung wendet sich nun der Gerste zu. Abg. Roeside begründet einen konservativen Antrag, in dem verlangt wird, daß Landwirten, die eine Mißernte gehabt haben, die Gerste belassen werden soll. Nach einer Bundesratsverordnung muß die Hälfte der Gerste abgeliefert werden. Den Kommunen

Abg. Giesberts: Die Schwierigkeiten sind nicht zu ver­tennen, aber das ist nicht zu bestreiten, daß die Regierung zu spät eingegriffen hat. Die Stadtverwaltungen haben offenbar fich ihrer Aufgabe auch nicht gewachsen gezeigt. Wenn es nicht anders geht, dann muß der Handel ausgeschaltet werden.

Abg. och( Sog.): Selbstverständlich haben nicht alle Land­wirte ihre Startoffeln zurückgehalten. An der Preistreiberei sind die Spekulanten schuld, die den Bauern höhere Preise versprochen haben. Mit der vorgelegten Statistik ist nicht das zu beweisen, was bewiesen werden soll. Was gefehlt hat, ist ein vernünftiger Arbeitsplan unter Ausschaltung des spekulativen Zwischenhandels. Die Preise hätten so festgesetzt werden müssen, daß darin ein An­reis zum balbigen Berfauf gelegen hätte.

An der weiteren Diskussion beteiligten sich noch die Abgg. Fishbeck, Böhme und Roeside. Bekterer bestritt, daß die Landwirte mit Absicht schlechte Startoffeln auf den Markt bringen. Die Kommunen müssen ein Kenirsrecht über die vorhandenen Kartoffelvorräte haben.

Abg. Wurm( Soz.) berechnet, daß die Kartoffel bei der Liefe= rung an die Spiritusfabriken fich mit 71 M., beim Verkauf nur mit 55 M. bewertet. Sowohl Produzenten als auch Händler halten Kartoffeln zurück. Diese Kartoffeln kommen sofort auf den Markt, sobald man die Preise zu einem bestimmten Termin herabsetzt. Die Höchstpreise dürfen sich nur auf gute Speisekartoffeln beziehen, sind sie nicht sorgfältig sortiert, dann müssen die Preise herabgesetzt werden.

Die Verhandlungen werden am Montag fortgesetzt.