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Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 14. Dezember 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Die englisch - franzöſiſchen Truppen aus Mazedonien verdrängt

Die englische Niederlage

in Mesopotamien .

Aus dem südlichen Mesopotamien , der vom Euphrat und Tigris durchflossenen arabischen Niederung sind in letzter Zeit allerlei türkische und englische Meldungen von einer großen Niederlage der bis nahe vor Bagdad vorgedrungenen englisch­indischen Truppen zu uns gedrungen. In der Spannung, in der heute alles auf die Vorgänge am Balkan blickt, haben diese Nachrichten nur wenig Beachtung gefunden, viel weniger, als sie tatsächlich verdienen, denn der infolge der Niederlage von Ktesiphon erfolgte fluchtartige Rückzug des englischen Invasionsheeres bedeutet nichts anderes als die Aufgabe eines seit Monaten von England mit Eifer betriebenen Operationsplanes, der leicht der Türkei hätte gefährlich wer­den können. Zum mindesten würde er sie gezwungen haben, einen beträchtlichen Teil der Truppen, die für den Zug nach Aegypten bestimmt sind, nach der Ostgrenze des türkischen Reiches zu werfen.

Der Plan bestand darin, die Russen sollten über die Kaukasusgrenze in das türkische Armenien einfallen und zu­gleich über den östlichen Teil der persischen Provinz Aserbeid­schan( die Gegend am Urmiasee) bis Mosul am oberen Tigris borzudringen suchen, während eine englische Armee unter Führung des Generals Townshend Bagdad besetzen und von dort am Tigris entlang ebenfalls bis Mosul vordringen sollte. Im Besitz jener Gegenden, sollte von den beiden Ver­bündeten dann die zwischen den Armeniern und den Kurden bestehende alte Feindschaft ausgenutzt und die Armenier zum Aufstand gegen die türkische Herrschaft aufgestachelt werden.

länder wäre nur möglich nach Eintreffen großer

Meldung des Großen Hauptquartiers.rar fungen. Wird aber England heute folche Ber

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 13. Dezember 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz. Es ist nichts von Bedeutung zu berichten.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg . An verschiedenen Stellen fanden kleine Gefechte vor­geschobener Postierungen mit feindlichen Aufklärungs­abteilungen statt. Dabei gelang es den Ruffen, einen schwachen deutschen Posten aufzuheben.

Heeresgruppe des Generalfeldmaridhalls Prinz Leopold von Bayern.

Ein vergeblicher Angriff gegen unsere Stellung bei Wulka( südlich des Wygonowskoje- Sees) kostete deu Russen etwa 100 Mann an blutigen Verlusten und an Ge­fangenen.

Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen. Nichts Neues.

Balkankriegsschauplah.

Die Lage ist nicht wesentlich verändert. Bei der Armee des Generals von Köves wurden gestern über 900 Gefangene eingebracht. Bei Ipek find 12 moderne Geschütze erbeutet, die die Serbeu dort vergraben hatten. Hinter unserer Front wurden in den letzten Tagen über 1000 versprengte Serben festgenommen.

In Mazedonien hat die Armee des Generals Todorow die Orte Doiran und Gewgheli genommen. Kein Eng­länder und Franzose befindet sich in Freiheit auf maze­donischem Boden. Nahezu zwei englische Divisionen find in diesen Kämpfen aufgerieben worden.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 13. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 13. Dezember 1915.

Russischer Kriegsschauplak. Keine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplah.

In Tirol beschießt die italienische Artillerie den befestigten Raum von Lardaro sowie unsere Stellungen bei Riva, Rovereto und am Col di Lama. In Judicarien arbeitet sich die feindliche Infanterie näher heran; auf den Berghöhen östlich des Tales griff sie an und wurde abgeschlagen.

Am Görzer Brüdentopf fanden Geschütz- und Minenwerferkämpfe statt. Ein feindlicher Angriffsversuch auf die Kuppe nordöstlich Oslavija war bald zum Stehen gebracht.

Südöstlicher Kriegsschauplaş.

Die Verfolgungsfämpfe in Nordostmontenegro nehmen ihren Fortgang.

stärkungen stellen können? Heute, wo die Lage der englischen Landungstruppen in Saloniki und auf Gallipoli immer ge­fährlicher wird, wo es in Nord- Indien gärt und der Angriff eines türkischen Heeres auf Aegypten droht? Gegenüber der Sicherung seiner Stellung auf dem Balkan und in Aegypten ist die Expedition nach Mesopotamien denn doch nur von sekundärer Bedeutung.

Zudem aber hat England heute am Tigris mit einem ganz anderen Widerstand zu rechnen wie bisher, denn der Erfolg der osmanischen Truppen bei Bagdad ist wesentlich auf eine Schwenkung der südlichen Schammarstämme zurück­zuführen. Seit Jahrzehnten schon sucht England sich günstig mit den arabischen Beduinenstämmen der Schammar, den mächtigsten im Tigrisgebiet, und den Muntefik- Beduinen ( westlich des Euphrat , zwischen der Einmündung des Alteschan und des Tigris ) zu stellen, besonders nachdem es der englischen Regierung 1901 gelungen ist, durch Parteinahme für den Sultan Mbarek in Ssabach von Kueit gegen die türkische Oberherrschaft aus Kueit eine Art von englischem Schutzstaat zu machen. Durch eine schlaue Politik und reiche Bestechungen der Scheichs ist das den englischen Agenten auch so gut ge­lungen, daß noch bis vor einigen Monaten beide Stämme, die nur nominiell die türkische Oberhoheit anerkennen, die eng­lische Expedition mehr unterstützten als hinderten. Erst int September traten bei den füdlichen Schammarstämmen feind­liche Absichten gegen die englische Truppe hervor. Weshalb, läßt sich nach den lückenhaften Nachrichten nicht sagen. Viel leicht hat man einzelne Araberscheichs beleidigt oder sonst die sehr empfindlichen selbstbewußten Beduinen verletzt. Auch religiöse Motive scheinen eine große Rolle mitzuspielen. Jedenfalls wandten die südlichen Unterstämme der Schammar plößlich ihre Gunst den türkischen Truppen zu und unter­stüßten schließlich diese offen im Kampf gegen die Engländer. Zwar ist es vorläufig nur ein Teil des auf 80 000 bis 100 000 Krieger geschäßten Schammarvolkes, der für die Türken Partei ergriffen hat, und die Muntefik halten sich allem An­schein nach noch völlig zurück; doch gärt es, wie ziemlich deut­lich aus den verschiedenen türkischen und persischen Nach­richten hervorgeht, auch bei den an der persischen Grenze hausenden Beni Lam( ungefähr 15 000 Strieger) und den persischen Lurenstämmen. Sind diese Reiterscharen auch in offener Schlacht gegen gut ausgebildete, mit starker Artillerie ausgerüsteteten Truppen nur wenig zu gebrauchen, so ver­mögen sie doch in jenen Gegenden als Begleitmannschaften, besonders im Aufklärungsdienst, bei kleineren Ueberfällen, zur steten Beunruhigung des Feindes und zur Abschneidung der Zufuhren Bedeutendes zu leisten. Wahrscheinlich werden die englisch - indischen Truppen schon bald genötigt sein, sich weiter nach Korna und Basra zurückzuziehen.

Deutlich zeigen die Vorgänge in Mesopotamien , wie die Auflehnung der Mohammedaner gegen England sich immer mehr ausbreitet und der englische Nimbus, das englische Prestige schwindet. Auf diesem Prestige beruhte nicht zum wenigsten Englands Machtstellung in der Welt des Islam, Schon die verzweifelten vornehmlich in Nord- Indien. Kämpfe gegen die Türken auf Gallipoli haben Englands An­sehen im Orient erschüttert, die Niederlage bei Bagdad und die Flucht nach Kut el Amara bedeutet eine weitere Schwächung des Prestiges, und kommt nun noch der Rückzug der eng­lischen Truppen von Gallipoli sowie Gefechtsverluste in Aegypten hinzu, dann ist die allgemeine Auflehnung des Orients gegen England fertig. Der Krieg nimmt eine immer ungünstigere Wendung für Englands Weltherrschaft. H. C.

Ein sehr wohl berechneter Plan, der eine gewisse Gewähr des Gelingens zu bieten schien, denn seit Jahren schon werden die türkischen Armenier von russisch- armenischen Emissären gegen die Türfen aufgewiegelt, und dieser Agitation läßt sich, obgleich die jenseits der türkisch - russischen Grenze lebenden Armenier von der russischen Regierung feineswegs besser be­handelt werden, ein gewisser Erfolg nicht absprechen. Dazu fommen allerlei religiöse und wirtschaftliche Gegensäge zwischen den Armeniern und den angrenzenden Kurden. Die Armenier, ein stark mit semitischen und turkmenischen Ele­menten gemischter iranischer Volksstamm, sind Christen, und zwar meist Anhänger der gregorianischen Kirche; die Kurden, ein Reiter und Hirtenvolk, indogermanischer Abstammung, find hingegen Mohammedaner, zum größten Teil gehören sie, wie die Osmanen, der sunitischen Richtung an, zum kleinsten Teil der schiitischen, wie die Perser. Und noch weit schärferer Art sind die wirtschaftlichen Gegensäße. Die Armenier, die in fultureller Beziehung höher stehen als die Kurden, sind Ackerbauer, Handwerker und vor allem Händler. Es gibt fein geriebeneres, schachersüchtigeres und zugleich skrupelloseres Handelsvolk als die Armenier, die nicht nur im eigenen Lande Handel treiben, sondern auch in allen inneren Marktplätzen Anatoliens wie der anatolischen und syrischen Küstenstädte als Auffäufer, Zwischenhändler, Geldwucherer usw. anzu­treffen sind, und von denen ein inrisches Sprichwort be­hauptet, daß ein geriebener armenischer Händler sieben syrisch- jüdische Händler an Schlauheit übertrifft. Auch in Kurdistan haben die Armenier völlig den Handel in Händen. Was der Kurde gebraucht, bezieht er vom Armenier, was er an Viehprodukten gewinnt, verkauft er ihm- und wird da bei gewöhnlich von dem schlauen armenischen Händler gründ­lich übervorteilt. Aus Rache überfallen die kräftigeren, rohen Kurden gelegentlich armenische Niederlassungen, plün­dern sie aus und massakrieren eine Anzahl Armenier. Infolge der Niederlage der Russen in Europa , ihrer ge- dem alten Stesiphon fam es am 22./23. November zu einem ringen Erfolge an der Kaukasusfront und der strengen Nieder- größeren Gefecht. Die Türken warfen mit Hilfe einiger haltung aller armenischen Aufstandsversuche durch die türki- Unterstämme des arabischen Beduinenvolkes der Schammar Sofia, 13. Dezember. ( W. Z. B.) Bulgarischer Heeres. schen Behörden ist der erste Teil des russisch - englischen die englisch - indischen Heeresabteilungen nach einem harten bericht vom 11. Dezember. Wir sehen heute die Verfolgung Offensivplanes mißglückt. Bessere Aussichten schien das Vor- Kampf zurück, der den Engländern, wie englische Berichte der englisch - französischen Truppen auf beiden Ufern des Vardar dringen des englisch - indischen Heeres in Mesopotamien zu melden, 5000 Mann an Toten und Verwundeten kostete in der Richtung von Gewgheli und Doiran fort. Diejenigen haben. Bald nach der türkischen Kriegserklärung gelang es und heute steht die englische Armee wieder da, wo sie am Teile unserer Streitkräfte, welche auf dem rechten Vardar - User den aus Indien herangeholten Truppen, sich mit Unterstüßung 29. September stand, bei Kut el Amara , das in gerader Rich vorrücken, griffen die Franzosen auf der ganzen Front an und einer aus fleineren Kriegsfahrzeugen bestehenden Flotte tung 17 deutsche Meilen südlich von Atesiphon liegt, während nahmen deren Stellungen bei den Dörfern Miletkowo und Basras am Schatt el Arab ( der Vereinigung des Tigris mit der Weg am Flußufer entlang ungefähr das Doppelte be- Smokawiza und bei der Höhe 720 südwestlich von Kowanet dem Euphrat ) zu bemächtigen, denn der Strom ist dort so tragen dürfte. im Sturm. Die 122. französische Division, die aus den Re­tief, daß Schiffe bis zu sechs Meter Tiefgang vom Persischen Damit ist der Plan eines Einfalls der englischen Armee gimentern 45, 84, 145 und 284 zusammengesetzt ist und in Meerbusen bis zu Basra hinauffahren können. Und von in Obermesopotamien als gescheitert zu betrachten, biefem Abschnitt operierte, erlitt große Verluste an Ver­Basra drangen alsbald die englischen Truppen bis Korna am denn der englische Rückzug ist unter fortwährender Belästi- wundeten, Toten und Gefangenen. In einem einzigen Zusammenfluß des Tigris mit dem Euphrat vor. Dort gung der arabischen Reiterscharen und nach türkischen Mel- Schüßengraben bei Miletkowo wurden hundert Leichen ge­stockte zunächst der Weitermarsch. Im August- September bungen unter so beträchtlichen Munitionsverlusten erfolgt, funden. Die Kavallerie, die die Flanke unserer Armee aber gelang es der englisch - indischen Expeditionsarmee einen daß mit einem baldigen erneuten Vorstoß der englisch - indischen deckt, griff bei dem Dorfe Negorki ein französisches Ort nach dem anderen am Tigris zu beseßen. Am 29. Sep- Truppen nicht zu rechnen ist. Ein Rückmarsch von 30 bis Bataillon an, das sie zersprengte, wobei sie dessen tember eroberten sie das befestigte türkische Lager von Kut 35 deutschen Meilen in sechs Tagen unter stetigen Angriffen Kommandanten gefangen nahm, Unsere auf dem linken Ufer el Amara, und Mitte November standen sie nur noch einige des nachdrängenden Feindes ist eine Leistung, die auch eine des Vardar operierenden Abteilungen warfen mittels eines Meilen südlich von der alten Kalisenstadt Bagdad. Dort bei tüchtige Truppe aufreibt. Eine erneute Offensive der Eng- träftigen Angriffs die englisch - französischen Truppen aus der

Bei Korito wurden achthundert Gefangene, bei Jpet neuerlich zwölf serbische Geschüße eingebracht. Unsere Flieger bewarfen das Lager bei Berane erfolgreich mit Bomben.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

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Der bulgarische Kriegsbericht.