Nr. 345. 82. Iahraaag.
2. KilU des Jotmiils" Kerlim IcksblÄ
Mittvoch,!5. Dezember l!)I5.
Ein Kultur-dokument. Das„Berliner Tageblatt" veröffentlicht unter dem Titel ..Eine burgfriedliche Ansprache" einen gedruckten„Brief" des konservativen Reichstagsabgeordneten Landrat a.D. von Bonin an seine Wähler und bemerkt dazu: „Der Erlaß des Ministers v. L o e b e l l, der den Burg- frieden für geeignet hielt, künftige Wahlen durch Beein- flussung der Kreisblätter vorzubereiten, beginnt Schule zu machen. Der Landrat a. D. v. B o n i n, Rittergutsbesitzer und Vertreter des Neustettiner Wahlkreises im Reichstag, richtet an seine Wähler eine gedruckte Ansprache, deren Gegen- stand fast ausschließlich der künftige Kampf gegen den„i n n c- r e n Feind" ist. Er behauptet,„die konservative Presse ist durch die Zensurbehörde mundtot gemacht", deshalb bleibe nur der Weg eines Briefes an die Wähler übrig, um mit ihnen„in einer gewissen Verbindung" zu bleiben. Die Kritik, die Herr V. Bonin an der auswärtigen Politik der Regierung, namentlich gegenüber Amerika , übt, glauben wir übergehen zu sollen. Er faßt sich hier kurz, wenn auch kräftig. Um so ausführlicher begründet er sein unbc- grenztes Mißtrauen gegen die„Neuorientierung" der inneren Politik: ..Wenn man aber die Politik unserer Reichsregierung seit Jahrzehnten verfolgt bat und ungefähr weih, welche Anschau- ungen und Einflüsse in den maßgebenden Kreisen herrschen, so kann man leider kaum im Zweifel darüber sein, daß diese Neu- orientierung in der Richtung einer noch größeren Demokratisierung unserer öffentlichen Zu- st ä n d e geplant ist." Das ist das Leitmotiv, und danach geht es zunächst an die „kriegswirtschaftlichen Maßnahmen der Reichsregierung": »Da ist zunächst die unterschiedliche Behandlung der Tage!- presse: während die konservativen Zeitungen mundtot gemacht sind, hetzen der„Vorwärts" undandereJudenblätter ziemlich ungeniert gegen uns Konservative und die Landwirt- schaft weiter... Der erste Fehler, der gemacht wurde, bestand meines Erachtens darin, daß für das Rohprodukt(Brotkorn) ein Höchstpreis festgesetzt wurde, anstatt für das Fertigprodukt(Brot), an dessen Preis die Verbraucher doch alleine ein Interesse haben. Die Folge davon ist, daß das Brot in den Großstädten und Industriezentren fast doppelt so teuer ist. als es nach den Kornpreisen sein dürfte, und daß die Großmühlen durch die Für- sorge der K.-G. Millionen über Millionen verdienen. Und da- für werden die konservativen Landwirt« des Brotwuchers und anderer Scheußlichkeiten beschuldigt! Ich fürchte, der Bundesrat wird an seiner gegenwärtigen Kartoffelpolitik auch wenig Freude erleben— es l st nicht so leicht, den Zukunftsstaat einzuführen! Als letztes, aber nicht unwichtigstes, möchte ich in diesem Zusammenhange hinweisen auf die Haltung der demokratischen Presse und Abgeordneten, die auch ein gutes Teil Schuld an der Teuerung trifft. Es wiederholt sich hier genau derselbe Vorgang wie bei der Reichsfinanzreform. Wir haben damals für gewisse Waren, wie Streichhölzer, Zigarren u. a. m. Preissteigerungen erlebt, die in den geringfügigen Steuer- belaftungen gar keine Rechtfertigung finden konnten, vielmehr nur eine Folg« des verlogenen Gezeters im Reichstage und in der liberalen Presse waren. Wenn der Inhaber irgendeiner Ware täglich in der Zeitung liest, daß die Ware knapp und teuer ist, und noch teurer werden wird, so läßt er sich daS nicht zweimal gesagt sein." Der alte Faden, daß eS keine Uebelstände geben würde, wenn es keine Kritik gäbe, wird noch eine Weile weiter- gesponnen, dann kommt ein anderes Thema an die Reihe: »Im übrigen werden aber auch die Herren Asphaltvolitiker sich noch mehr mit dem Gedanken vertraut machen müssen, daß Krieg ist. und daß sie ihr gewohntes Leben nicht gemächlich weiterführen können. Die Sozialdemokraten find regierungsfähig ge- worden und ziehen ungehindert in alle möglichen Behörden usw. ein. In der letzten kurzen Tagung des Reichstages hatte die Regierung nichts Eiligeres zu tun, als eine Abänderung des Vereinsgesetzes durchzudrücken, die den sozialdemokrati- schen Gewerkschaften schrankenlose Freiheit gewährt. Wohin soll das alles führen?! Soll nach dem Kriege der Zukunftsstaat mit lüdischerSpitze aufgerichtet werden?! Es wird sehr großer Anstrengungen von unserer Seite bedürfen, um eine solch« EntWickelung zu verhindern, und in gesundere Bahnen zurückzuleiten, was schon verfehlt ist. Den damit verbundenen schweren Kämpfen werden wir nicht auS dem Wege gehen dürfen. Ich habe den Eindruck, daß die Reichsregierung sich durch die gegenwärtige Haltung der So- i a l d e m o k ra t i e und des Judentums täuschen ätzt. Sie scheint diesen Mächten es als ein Verdienst anzu- rechnen und als ein Beweis von Gesinnungsänderung zu be- trachten, daß sie die Milliarden bewilligt haben und im Kriege anscheinend ihre Schuldigkeit tun. Das ist aber doch so selbstverständlich und liegt so sehr in ihrem eigensten Interesse, daß ich darin kein Verdienst erblicken kann. Die sozialdemo- kratischen Führer wissen doch ganz genau, daß ihnen die Wähler zu Hunderttausenden weglausen würden, wenn sie jetzt«ine andere Haltung einnehmen wollten. Die wirklichen An- schauungen der Sozialdemokratie kommen zum Ausdruck in der unveränderten Hetz« des„Vorwärts" und anderer sozialdemokratischer Blätter, und in der Tatsach«, daß die sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstage nach wie vor in das übliche Hoch auf Seine Majestät den Kaiser nicht einstimmen— nicht einmal der Offizierstellvertreter Dr. S ü d e- kum in Uniform! Wenn die Herren sich nicht einmal zu dieser rein äußerlichen Huldigung entschließen können, so läßt das ihre innerliche Stellung zur Monarchie und zu der Person des Kaisers deutlich erkennen. Wer die heutige Haltung der Sozial- dcmokratie für etwas andere? hält als ein Produkt aus Angst und Heuchelei, den beneide ich um seinen Opti- miSmus." Im Anschluß an jene unverantwortlichen Anklagen wider Volkskreise, die im Schützengraben und daheim ihre Pflickst tun wie konservative Wähler auch, folgt dann sogleich der Aufruf zum Kampf wider den inneren Feind: „Ich bin meinerseits der Ansicht, daß die Neuorientie- rung unserer Politik in der entgegengesetzten Richtung zu suchen ist. Vor allem in einer viel bestimmteren und konsequenter durchgeführten Betätigung nationaler Gesichts- punkte, wozu der durch den Krieg herbeigeführte nationale Auf- sckchrnng rncht nur eine wohl nie wiederkehrende Gelegenheit und Veranlassung bietet, sondern der Regie. rung geradezu die Pflicht dazu auferlegt. Hiermit haben eben die Sozialdemokratie und die Judenschast nichts zu tun. Wenn unser Volksleben innerlich gesunden soll, unser Volk aus dem Kriege nicht bloß einen Gewinn an Land und Leuten heim- bringen, sondern auch eine religiöse und sittliche Erneuerung der Volksseele,«inen neuen Ausgangspunkt politischer Eni- Wickelung, bann müsse« dtese beide» Mächte für
«nsere künftige Politlik unschädlich gemacht werden." Herr v. Bonin hat selbst die Empfindung, daß er seinen Brief unmöglich schließen könne, ohne auch über die preußische Wahlreform ein kräftiges Wort gesagt zu haben: „Nur auf einen Punkt muß ich aber noch eingehen; er be- trifft die Frage des preußischen Wahlrechts— eine der traurigsten Hinterlassenschaften der Bülowschen Mißwirffchaft. Die Sozial« und andereDemokraten schämen sich ni ch t, für ihre Pflichterfüllung während des gegenwärtigen Krieges eine Belohnung, und als solche eine Reform des preußischen Wahlrechts, zu fordern. Ich bin mir im Hinblick auf andere Vorkommnisse nicht ganz sicher, ob die Staatsregierung Festigkeit und Entschlossenheit genug besitzen wird, ein solches Ansinnen zurückzuweisen, weiß mich aber mit allen konservativen Männern im Kreise und über die konservativ« Partei hinaus mit vielen preußischen Patrioten darin einig, daß hiervon nun und nimmer die Rede sein kann. Das preußische Volk hängt mit Liebe und Vertrauen an seinem bewährten Wahlrecht, und die Demo- kraten aller Schattierungen haben nicht das Recht, namens deS preußischen Volkes zu sprechen." Mit soviel Liebe und Vertrauen hängt das preußische Volk an seinem Wahlrecht, daß es zu achtzig und mehr Prozent ineistens gar nicht mehr wählen geht! Den Schluß des Briefes macht ein Ausblick auf die künftige Finanzpolitik. Herr v. Bonin erklärt, der Weg zu Reich seifenbahnen gehe„nur über seine Leiche" und stellt dann den Grundsatz einer neuen Zollpolitik auf: »So sehr sich unser System des Schutzes der nationalen Ar- beit auch bewährt hat, so glaube ich doch nicht, daß die Linke das anerkennen und die Konfeguenzen daraus ziehen wird._ Zahlreiche Aeußerungen in ihrer Presse lassen vielmehr schon jetzt er- kennen, daß sie nach wie vor namentlich gegen die landwirtschaft- lichen Zölle Sturm laufen werden, der fanatische Haß, der den größten Teil des deutschen Liberalismus, abweichend von dem anderer Länder, gegen die Landwirtschaft beseelt, bürgt da- für. Einer gewissen Revision werden unsere Zollsätze fieilich be- dürfen, aber in anderer Richtung. Ich meine, wir müssen einen Ausgleich, eine gerechtere Abmessung der landwirt- schaftlichen und der industriellen Zölle unter sich anstreben. Die letzteren sind verhältnismäßig viel höher als die ersteren und schädigen dadurch indirekt die Landwirtschast, indem sie der letzteren Kapitalien und Arbeitskräfte künstlich ent- ziehen... Eine solche tveibhausartig« EntWickelung der In- dustrie, wie wir sie erleben, birgt doch auch große Gefahren in wirtschastlicher und politischer Beziehung in sich. Wenn die Ver- industrialisierung des Reiches in dem Tempo weiter fortschreitet wie bisher,- können die gefährlichen Krisen und Rückschläge gar nicht ausbleiben. Bei der Neuregelung unseres Zolltarifs lege ich weniger Wert auf die absolute Höhe der Zollsätze als auf einen billigen, gerechten Ausgleich zwischen den großen Produktions- gebieten— sei es durch eine Ermäßigung der in- dustriellen Zölle oder eine Erhöhung der landwirtschaft- lichen, wir werden hierauf um so mehr dringen müssen, als die Landwirtschaft nach dem Kriege ja in eine außerordentlich schwierige Lage geraten wird." Wir stimmen den Schlußsätzen des„Berliner Tageblatts" völlig zu, in denen es heißt:„Wir verzichten angesichts all dieser Offenherzigkeiten auf jedes weitere Wort der Kritik. Wir halten es für geradezu verdienstvoll, daß Herr v. B o n i n den Stimmungen und Wünschen, die ihn und gesinnungs- verwandte Kreise beherrschen, einmal so ungeschminkt Aus- druck gegeben hat, und zwar zu einer Zeit, woderReichs- tag versammelt ist. Der kann doch, um mit den: Reichstagsabgeordneten für Köslin 5 zu reden,„von der Zensurbehörde nicht mundtot gemacht werden",
Mus Groß-öerlin. Krieg unü Schuljugenü. Wie vorsichtig man in der Beurteilung des Einflusses des Krieges auf die verschiedensten Gebiete sein und wie sehr man sich vor übereilten Schlußfolgerungen hüten muß, dafür ist charakteristisch ein Vorgang, der sich in Charlottenburg abgespielt hat, der aber darüber hinaus für ganz Deutschland Interesse haben dürfte. Uebereinstimmend hatten die Stadtärzte in ihren letzten Berichten hervorgehoben, daß auch während des Krieges die hygienischen Lebensbedingungen und die gesundheit- lichen Zustände durchaus günstige gewesen seien, und auch die Verwaltung hatte daraus den Schluß gezogen, daß trotz der gewaltigen Umwälzungen, die der Krieg in der Lebens- weise des einzelnen wie der Gesamtbevölkerung mtt sich ge- bracht habe, die Gesundhcttsverhältnisse nicht ungünstig beein- flußt worden seien. Nunmehr veröffentlicht ein Charlotten- burger Schularzt. Dr. Kettner, in der„Deutschen Medi- zinischen Wochenschrift" einen lesenswerten Artikel über das erste Kriegsjahr und die großstädtischen Volksschulkinder, worin er zu wesentlich anderen Ergebnissen kommt. Herr Dr. Kettner gibt offen zu, daß die Annahme, daß eine sichtbare Beeinflussung der Vvlksschüler durch den Krieg nicht zu beobachten ge- Wesen sei, nicht zutrifft. Soweit es sich um erwachsene Personen handle, habe sich schon um die Mitte des ersten Kriegsjahres nachweisen lassen können, daß die körperlich schwer arbeitenden Bevölkerungsschichten nicht genügend ernährt werden— ein Umstand, der bekanntlich den Anlaß zur Aus- gäbe von Zusatzkarten für Brot und Mehl ergeben hat. Ebenso wichtig, bisher aber nicht genügend beachtet, ist die Frage, ob nicht etwa auch die Kinder von der durch den Krieg unzweifelhaft hervorgerufenen ungünstigen Lage beein- flußt werden. Diese Frage ist nach Dr. Kettner um so wichtiger, als es sich bei unserer heramvachscnden Jugend im Gegensatz zu den Erwachsenen, von denen nur ein,>venn auch nicht unbeträchtlicher Teil betroffen wird, um ganz andere Zahlenmasscn handelt, denn sie alle brauchen und verbrauchen zum Aufbau und zur EntWickelung ihres Körpers weit größerer Energiemengen, als sie der körperlich schwer ar- bettende Erwachsene zur Erhaltung seines Körperbestandes benötigt. Naturgemäß werden, wie bei den Er- wachsenen. so auch unter den Kindern diejenigen am ehesten schädigenden Einflüssen zugänglich sein, die unseren arbeitenden Bevölkerungsschichten angehören, da deren Entwicklung durch Verschlechterung der sozialen Lage ihrer Eltern doppelt gefährdet erscheint. Dr. Kettner, dessen Aufsicht ein Bezirk mit etwa 5000 Kindern vom zartesten Säuglingsalter bis zum vollendeten 14. Lebensjahre unterstellt ist und der an einer Stelle wirft,
wo Großstadt und Industrie sich die Hand reichen, und wo die verschiedenen Zweige der Jugendfürsorge zusammengefaßt sind, stellt nun auf Grund seiner Beobachtungen folgendes über die Einwirkung des ersten Kriegsjahres auf die groß- städtischen Arbeiterkinder fest: Die in der Fürforgestclle vorgestellten Säuglinge und Kleinkinder im sogenannten Spielalter haben unter der Ungunst der Verhältnisse bedeutend weniger gelitten als zu Beginn des Krieges befürchtet wurde. In vermehrter An- zahl sind eigentlich nur zwei Krankheitsbilder beobachtet worden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Krieg zu bringen sind, einmal die sogenannte englische Krankheit, die er als eine Folge der verschlechterten häuslichen Verhältnisse ansieht, und zweitens Krämpfe, worin er den Ausdruck der nervösen Beeinflussung der jungen Mütter während der Schwangerschaft erblickt, soweit diese nach Aus- bruch des Krieges eintrat. Dagegen hat er trotz des wechseln- den und teilweise recht heißen Wetters Erkrankungen an Magenkatarrhen nur selten, Todesfälle daran überhaupt nicht beobachtet. Für die Säuglinge erklärt er sich dies günstige Ergebnis aus den bundesrätlichen Bestimmungen über die Wochenhilfe, indirekt auch aus dem Geburtenrückgang und daraus, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kriegerfrauen mit ihren Kindern aufs Land zog, für die Kleinkinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahre aus der gerade in Ar- beiterkreisen zutage tretenden, oft rührenden Uneigennützigkeit der Eltern, die lieber selbst oft bittere Not leiden, als daß sie ihren Kindern auch nur die geringsten Entbehrungen materieller Natur zumuten würden. Ein wesentlich anderes Bild zeigt sich im Schulaltcr, wo die Kinder während eines großen Teils des Tages der elterlichen Gewalt entzogen sind. Auf die körperliche Ent- Wicklung der Schulfinder hat schon das erste Kriegsjahr einen deutlichen Einfluß ausgeübt, und zwar ist sowohl die G e- Wichtszunahme als auch das Längenwachs- tum bei Knaben und Mädchen im Kriegsjahre 1915 hinter den voraufgegangenen Friedens- jähren zurückgeblieben. Zunächst allerdings ver- neint Dr. Kettncr die Frage, ob die Schulkinder bereits direkt geschädigt sind; ob aber dieser noch nicht uugünstig zu nennende Zustand bei längerer Dauer des Krieges anhalten wird, erscheint ihm zweifelhast. Jedenfalls dürfte der Um- stand, daß von 33 Schülerinnen einer Klaffe im Aller von zehn Jahren innerhalb eines Zeitraums von fünf Monaten 2 Gewichtsstillstand, 26 Abnahme bis zu 2 Kilogramm und nur 5 eine Gewichtszunahme aufwiesen, die aber auch bedeutend hinter den Mittelwerten der Friedensjahre zurück- blieben, zu ernsten Befürchtungen Anlaß geben und die schleunige Inangriffnahme vorbeugender Maßnahmen erforderlich machen. Will man eine schwere Schädigung unserer heranwachsenden Schuljugend sowohl an sich als auch als Trägerin kommender Generationen vermeiden, dann sorge man dafür, daß sie ausreichend ernährt werde. Es wäre wünschenswert, wenn überall Untersuchungen nach der gleichen Richtung angestellt würden. Aber dabei allein darf es nicht bleiben. Gemeindeverwaltungen und Rc- gierungen müssen auch die entsprechenden Schlußsolgerungen daraus ziehen._ Arbeiter-Bildungsschule. Die Kurse deS LehrplanS für für das 4. Vierteljahr 1915 gehen in dieser Woche zu Ende. Bis zum Beginn des Unterrichts im nächsten Vierteljahr ist daher die Bibliothek der Schule nur Sonntags abends von 8—9 Uhr geöffnet. Der Verkauf des ausländischen Schweinefleisches. Durch preußische AuSführungSanweisung ist bekanntlich der Verkauf von ausländischem Schweinefleisch, Schweinefett und aus- ländischen Schweinefleischwaren von der Genehmigung deS Gemeindevorstandes abhängig, falls der Berkauf zu höheren Preisen als zu den für das Inland festgesetzten Preisen stattfinden soll. Der Ma« gistrat hat nunmehr unter dem Dalum des gestrigen Tages eine Bekanntmachung des Inhalts erlassen, daß er diese Genehmigung unter bestimmten Bedingungen erteilen will. Die vornehmlichsten Bedingungen sind, daß neben den auS- ländischen Waren inländische in der gleichen Geschäftsstelle nicht aufbewahrt und feilgehalten werden dürfen, daß die Geschäftsstellen als Verkaufsstellen für ausländische» Fleisch kenntlich gemacht und die Preise an einer für jeden Käufer erkennbaren Stelle beut« lich lesbar angeschlagen werden müssen. Außerdem mutz sich der Geschäftsinhaber, der mit Auslandsware handelt, strengen Kontroll- vorschrfften. insbesondere hinsichtlich der Buchführung, unterwerfen. Zuwiderhandlungen sind mit hohen Strafen bedroht. Von einer Preisfestsetzung für die ausländischen Waren ist vorläufig abge- sehen; es wird jedoch in der Bekanntmachung darauf hingewiesen, daß derjenige, der für die Waren Preise fordert, die einen über« mäßigen Gewinn enthalten, strenger Bestrafung sich aussetzt. Die Verordnung tritt bereits heute am Ib. Dezember in Kraft. _ Die Höchstpreise für Schweinefleisch. AuS unserem Leserkreise kommen Aufragen, warum für Kasseler t,60 M. geforden wird, da der Höchstpreis für Schweinefleisch nur 1,40 M. beträgt. Nach den getroffenen Bestimmungen ist der Höchstpreis nur für frisches Schweinefleisch festgesetzt, für geräuchertes oder gepökeltes Fleisch sind höhere Preise zugelassen. Die Fahrpreisermäßigung für Angehörige von Kriegs- teilnehmern in Deutschland , Oesterreich und Ungar». Für die Fahrpreisermäßigung für Angehörige deutscher, österreichischer und ungarischer Kriegsteilnehmer treten am 15. Dezember einheitliche Bestimmungen in den Binnenverkehren der ein- zelnen Bahnen in Kraft. In Oesterreich und Ungarn ist die Inanspruchnahme der Fahrpreisermäßigung abhängig von der Beibringung einer Bestätigung des Lazaretts über die Er- krankung. Verwundung oder das Ableben des Krtegsteil- nehmerß, sowie darüber, daß dem Besuch nichts entgegensteht. Auf dieser Bestätigung muß von der Polizeibehörde des Wohn- ortes des Angehörigen eine Bescheinigung über folgende An- gaben enthalten sein: Name des Reisenden und Verwandtschaft- liches Verhältnis zum Kriegsteilnehmer, Reisezweck, An- fangs- und Endstatton der Reise und Reiseweg. Aus- gestellt werden diese Bestätigungen in Oesterreich durch die polizeiliche Bezirks- oder die landeSfürst- lichc Polizeibehörde, in Ungarn vom Oberstuhlrichter- amt der Polizei- oder politischen Kreisbehördc. Eine durch- gehende Abfertigung nach österreichischen und ungarischen Stationen ist nicht jUtlässig. Der halbe Fahrpreis wird auf den österreichischen Bahnen gewährt für Eltern. Kinder. So-