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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.
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Freitag, den 17. Dezember 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
und der Weltmarkt.
New Yort, 24. November.( Eig. Ber.) Während sich die Völker Europas zerfleischen, schickt sich das Großkapital der Vereinigten Staaten an, ihnen ihre Märkte wegzunehmen. Die Sache ist kein Problem mehr, dessen Lösung von unsicheren Faktoren abhängt. Die Mög lichfeit ist gegeben und der Plan fir und fertig. Der Krieg hat den amerikanischen Kapitaliſten einen ungeahnten Goldregen gebracht. Zwei riesige Ernten und eine nie zuvor gefehene Ausfuhr von Industrieprodukten haben ein Goldschiff nach dem anderen nach den Küsten Ameritas gelockt. Amerikanische Effekten im Werte von vielen Hundert Millionen Dollar haben die Rückreise nach der Heimat angetreten und die Summe der Zinsen und Dividenden stark vermindert, die bisher jährlich nach Europa flossen. Seit dem Kriege hat das amerifanische Kapital dem Auslande für mindestens drei Viertel Milliarden Dollar Anleihen gewährt, die wiederum die Zahlungsbilanz zugunsten des Landes beträchtlich verschieben. Zu alle dem fommt, daß seit dem Infrafttreten des neuen Banksystems am 16. November 1914 ein großer Teil der Reserven, die die Banken früher dem Gesetz nach) halten mußten, freigesetzt worden ist. Das alles hat dazu geführt, daß eine gewaltige Menge Kapital Anlage sucht. So dringend ist das Bedürfnis des Kapitals nach Verwertung, daß eine äußerst lebhafte Nachfrage nach feftverzinslichen amerikanischen Effekten besteht, obwohl die Gefahr besteht, daß der Krieg eine allgemeine Erhöhung des Zinsfußes im Gefolge haben wird.
Der Ueberfluß an Geldkapital hat nun die Häupter des amerikanischen Kapitals bewogen, die Felder zu beadern, die das europäische Kapital infolge des Strieges hat brach liegen Iassen müssen. Eine große Gesellschaft, die American International Corporation, ist mit einem Kapital von 50 Mill. Dollar gegründet worden, um namentlich Rußland , Südamerifa und China wirtschaftlich auszubeuten. Alle möglichen finanziellen und industriellen Unternehmungen sollen im Auslande in Angriff genommen werden. Die Aufzählung aller der angegebenen Zwecke der Gesellschaft würde ganze Spalten füllen. Die American International Corporation hätte sich nicht mehr Aufgaben stellen fönnen, wenn sie die Absicht hätte, die ganze Weltwirtschaft zu monopolisieren. Man glaube nicht, daß dies nur amerikanischer Bluff ist. An der Spize des Unternehmens stehen die kapitalkräftigsten Finanzinstitute der Vereinigten Staaten und die Gründer und Leiter sind die bedeutendsten Größen des amerikanischen Finanzkapitals. Der Hauptmann ist Herr Vanderlip von der großen National City Bank , an der die Firma Morgan and Co. sehr stark interessiert ist. Dieses große Finanzinstitut hat seine internationalen Beziehungen in der letzten Zeit beständig erweitert und steht eben im Begriff, die International Banking Corporation aufzusaugen, welch lettere schon Zweigstellen hat in Bombay, Kaltutta, Canton, Cebu , Colon, Hankow, Hongtong, Kobe, London , Manila , Panama , Peting, San Franzisko, Schanghai , Singapur und Yokohama . Die National City Bank selbst hat unlängst Zweigstellen in Südamerika gegründet. Die nächste Zweigstelle soll in Petersburg aufgemacht werden. Zu den 24 Direktoren der American International Corporation gehören unter anderen J. Ogden Armour von der großen Fleischkonservenfabrit, William E. Corey von dem großen Rüstungsunternehmen Midvale Steel and Ornance Co., der Eisenbahnfönig Hill und Otto H. Kahn von Kuhn, Loeb u. Co., Percy A. Rockefeller von der Standard Dil Co. Herr Stone von der Firma Stone and Webster, die in der ganzen Welt elektrische Anlagen errichtet hat, wird Vorsitzender der neuen Gesellschaft sein, und Herr Straight, der die finanziellen Geschäfte der Firma Morgan in Ostasien geleitet hat, wird ihm als Vizepräsident zur Seite stehen. Die Gesamtliste der Direktoren zeigt, daß eine gewaltige Kapitalmacht hinter dem neuen Unternehmen steckt.
Ein Zweck der American International Corporation ist, gut bekannte Papiere ausländischer Regierungen direkt an das Publifum zu verkaufen. Wahrscheinlich will man den Versuch machen, den großen unverkauften Teil der letzten englisch - französischen Anleihe in dieser Weise an den Mann zu bringen.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 16. Dezember 1915.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Lebhafte Artilleriekämpfe und rege Fliegertätigkeit anf dem größten Teile der Front.
Bei Vailly wurden zwei kleine Postierungen auf dem Südufer der Aisne nachts von den Franzosen überfallen. Leutnant Immelmann brachte gestern über Valenciennes das siebente feindliche Flugzeng, einen englischen Eindecker, im Luftkampf zum Absturz.
Der vorgestrige Fliegerangriff auf Müllheim ( Baden ) soll nach französischer Darstellung als Ziel die dortigen Bahnhofsanlagen gehabt haben. In deren Nähe ist aber keine der geworfenen Bomben gefallen, dagegen wurde in der Stadt ein Bürger getötet, ein anderer verletzt. Der rein militärische Schaden beschränkt sich auf die Zerstörung einiger Fensterscheiben im Lazarett.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Heeresgruppe des Generalfeldmarfchalls v. Hindenburg . Russische Abteilungen, die nördlich des DryswjatySees bis in unsere Stellungen vorgedrungen waren, wurden durch Gegenangriff zurückgeworfen. In der Gegend der Beresina- Mündung brach ein Vorstoß des Feindes im Feuer unserer Infanterie zusammen. Heeresgruppe des Generalfeldmaricballs Prinz Leopold von Bayern. Die Lage ist unverändert.- Nachts kam es zu kleinen Patrouillenzusammenstößen.
Heeresgruppe des Generals v. Cinlingen. Bei Berestiany scheiterte ein feindlicher Angriff. Ein russisches Flugzeug mußte östlich von Luck im Bereich der österreichisch- ungarischen Truppen landen. Balkankriegsschauplah.
Die Rämpfe in Nordmontenegro wurden mit Erfolg fortgesetzt. Die österreichisch - ungarischen Truppen stehen nahe vor Bijelopolje. Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 16. Dezember. ( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: 16. Dezember 1915.
Russischer Kriegsschauplab.
Jm Gebiete des Kormin- Baches wies die Armee des ErzHerzogs Joseph Ferdinand einen russischen Vorstoß ab. Südwestlich von Olyka wurde ein feindlicher Flieger zum Landen gezwungen und gefangen. Eines unserer Flugzeuggeschwader belegte die an der Bahn Micdwicce- Sarny liegende Eisenbahnstation Antonowka und den Bahnhof von Klewan mit Bomben. Die Aktion hatte Erfolg. Bei Klewan entstand ein Brand. Alle Flugzeuge lehrten tros heftiger Beschießung unversehrt zurüd. Italienischer Kriegsschauplatz.
An der Tiroler und an der Isonzo - Front fanden einzelne Geschäßlämpfe statt. Im Flitscher Becken bemächtigten sich unsere Truppen durch Ueberfall einer italieuischen Vorstellung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Unsere Truppen warfen gestern den Feind auch füdöstlich von Glibaci in die Tara- Schlucht hinab.
Andere österreichisch- ungarische Kolonnen gewannen unter heftigen Kämpfen die Höhen unmittelbar nördlich von Bijelopolje und das Gelände halben Weges zwischen Rozaj und Berane.
Weftlich von Jpet hat der Gegner den Rückzug gegen Plav und Gufinje angetreten. Die Zahl der gestern mitgeteilten Gefangenen erhöhte sich auf neunhundert Mann.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Die Effekten der Industrieunternehmungen im Gründer des Unternehmens, die hier wohl zwei Fliegen mit
Million Gründerattien herausgegeben worden. Diese Gründerattien sind unter die Leiter des Unternehmens verteilt worden und erhalten 20 Proz. vom Gewinn, nachdem 7 Proz. auf das gesamte Aktienkapital verteilt worden sind. Unter diesen Umständen wird man es verstehen, weshalb die Hauptmacher großmütig unterlassen haben, einen Gründer- und Emissionsgewinn einzustecken. Auf ein Gehalt nebenbei verzichten fie natürlich nicht.
Es heißt, daß man einen Anfang mit den großen Plänen in Südamerika machen will. Die Entwickelung des südlichen Kontinents ist durch den europäischen Strieg ins Stocken gebracht worden, weil das europäische Kapital ausbleibt. Man will vor allen Dingen versuchen, in London und Paris füdamerikanische Effekten aufzukaufen, um sich die wirtschaftliche Macht zu sichern. Den größten Gewinn verspricht man fich jedoch von Rußland . Dort sollen die Bodenschätze ausgebeutet und Eisenbahnen errichtet werden. Man will russische Konzessionen erwerben und die zu errichtenden Unternehmungen in den Vereinigten Staaten finanzieren. würde in Rußland ein großer Markt für amerikanische Maschinen und andere Industrieprodukte geschaffen werden.
Das sind noch ungelegte Gier, wird man in Europa fagen, aber Eatsache ist, daß die amerikanischen Stapitalisten von allen Seiten Aufforderungen erhalten, zur Entwickelung fremder Länder beizutragen. Beständig findet man in den Zeitungen und Zeitschriften Artikel von Russen und Chinesen, die auf die Entwickelungsmöglichkeiten ihrer Länder hinweisen und dem amerikanischen Sapital reichen Gewinn versprechen. Dieses wird sich daher kaum viel um Konzessionen zu bemühen haben, und Konkurrenten hat es unter den obwaltenden Umständen nicht zu befürchten. Es ist das Bankkapital, das sich zurzeit hauptsächlich nach dem Auslande sehnt. Es hai so große Profite gemacht und sieht keine Möglichkeit, in der gewohnten Sphäre, der Industrie, Anlage zu finden. Je länger der Krieg dauert, um so trüber wird die Zukunft des europäischen Kapitals und um so stärker wird der Auswande rungsdrang des amerikanischen werden; denn die nach Anlage verlangenden Geldsummen steigen mit jedem Kriegsmonat, und es sind keine Anzeichen vorhanden, die dafür sprechen, daß sich die Richtung dieses Entwickelungsganges verändern wird, solange der Krieg dauert.
Der bulgarische Kriegsbericht.
Sofia , 15. Dezember. ( W. T. B.) Meldung der Bul garischen Telegraphen- Agentur. Die amtliche Mitteilung über die Operationen am 14. Dezember lautet: Die Engländer und die Franzosen sind auf griechisches Gebiet zurückgeworfen. Unsere Truppen befinden sich an der griechischen Grenze, nachdem sie vorläufig die Verfolgung des Feindes eingestellt haben. An der ganzen Front herrscht Ruhe. Wir haben dem Feinde 1234 Gefangene, darunter 18 Offiziere, und 14 Geschütze, 62 Munitionswagen, 10 zweispännige Sanitätstarren und viel anderes Kriegsmaterial genommen. Von nun an wird der Generalstab Berichte nur an jenen Tagen zur Veröffentlichung bringen, an denen bedeutende Operationen zu melden sein werden.
Schaffung einer neutralen Zone.
Sofia , 15. Dezember. ( W. T. B.) Meldung der Bul garischen Telegraphenagentur. Nachdem die bulgarischen Armeen durch die Einnahme von Monastir und Nesna in die Nähe der griechischen Grenze gelangt waren, machte die bulgarische Regierung, von dem Wunsche geleitet, jede Möglichkeit von Zwischenfällen zwischen den Vorposten der bulgarischen Armeen und den griechischen Grenzwachen auszuschalten, der griechischen Regierung den Vorschlag, eine neutrale 8one dadurch zu errichten, daß die Truppen je zwei Kilometer von der Grenzlinie zurückgezogen werden. Seitens der hellenischen Regierung ist die Antwort eingetroffen, daß sie den bulgarischen Vorschlag annehme und der Kriegsminister den hellenischen Behörden die nötigen Befehle erteilt habe, sich mit den bulgarischen Offizieren wegen Errichtung einer neutralen Zone ins Einbernehmen zu setzen.
Geschlichtete Meinungsverschiedenheiten über die Saloniki- Expedition.
Auslande sollen an das Publikum jedoch nicht abgegeben einer Klappe schlagen wollen. werden. Es heißt, daß die Anlage suchenden Kapitalisten Da man sich gewaltige Profite verspricht, ist dafür gemit ausländischen Papieren nicht vertraut sind und sie nicht sorgt, daß die Häupter des amerikanischen Finanzfapitals tisch französischen Verständigung über die Fort kaufen würden. Man will diese Effekten deshalb berpfänden nicht zu furz fommen. Das ganze Kapital von 50 Millionen fegung der Baltanegpedition läßt sich Secolo von und dem Publikum festverzinsliche Obligationen ausstellen, für Dollar, von dessen baldige Vermehrung man schon spricht, ist seinem Pariser Berichterstatter folgendes melden: Zu Beginn der die die großen Namen unter den Direktoren Bürgschaft schon gezeichnet. Die Hälfte bleibt in den Händen der Aktien- Ausschiffung der Verbandstruppen in Saloniki zögerte England in Leisten. Es klingt zwar sonderbar, daß das Publikum wohl befizer der National City Bank, deren Direktion daher den folge des griechischen Protestes, während Frankreich felbst die Geausländische Regierungspapiere, aber feine ausländischen Ausschlag gibt. Die Aftien zerfallen in zwei Teile. Für fahr einer Ministerfrisis auf sich nahm und alle feine Truppen Industrieeffekten faufen soll. So äußern sich jedoch die 49 Millionen Dollar find gewöhnliche Aktien und für eine landete. Erft auf Drängen Frankreichs schiffte England einige