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Nr. 854.- 82.Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

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Telegramm- dresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 24. Dezember 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Nernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Die Kuppe des Hartmannsweilertopfes zurüderobert.

Finanzfragen.

Was alle Welt weiß, was bereits zum Gemeinplake ge­worden ist, daß nämlich der Krieg den Völfern für lange Zeit ungeheuere finanzielle Lasten aufbürden wird, das ist nun glücklich auch im deutschen   Reichstage ausgesprochen worden. Nicht daß das hohe Haus" sich darauf besonnen hätte, daß das Wesen des bürgerlichen Parlamentarismus in der Verfügung über das Staatsbudget besteht. Während der beinahe anderthalb Jahre, die der Krieg dauert, hat im Gegen­teil der deutsche Reichstag   alles gehen lassen und nur immer bon neuem die Zustimmung zu Anleihen ausgesprochen und auch jetzt ist die Auseinandersegung über die Finanzen nur ganz nebenher erfolgt, gelegentlich einer Gesegesvorlage, die eine Steuer auf Kriegsgewinn einleitet. Bei dieser Gelegen­heit erfuhr man also, was wie gesagt alle Welt weiß, daß Lasten entstehen, aber man erfuhr noch gar nichts dar­über, wie diese Lasten getragen werden sollen. Das wird bielleicht im März erörtert werden, wenn alles gut geht. Indessen scheint es angebracht, die spärlichen Resultate der Debatte vom 20. Dezember etwas näher ins Auge zu fassen.

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Der Herr Schatsekretär wiederholte den Scherz, daß das bergangene Finanzjahr( vom 1. April 1914 bis 31. März 1915) mit einem Ueberschuß von 230 Millionen Mark abgeschlossen habe und er gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch das Laufende Jahr, das am 31. März 1916 schließt ,,, im Gleich­gewicht bleiben werde". Er fügte indessen hinzu, man solle ,, fich feinen blauen Dunst vormachen", denn faktisch stehen die Dinge ganz anders. In der Tat: jener Ueberschuß und das erhoffte Gleichgewicht sind zustande gekommen, weil man einfach die Ausgaben für Heer und Marine aus dem Budget fortgelassen hat und sie aus den Milliarden der Kriegs­anleihen bestreitet. Da von den Gesamtausgaben im letzten Friedensjahre weit über die Hälfte auf die Ausgaben für Heer und Marine entfallen, fo waren eben nur weniger als die Hälfte der im Budget vorgesehenen Ausgaben zu decken. Dazu tommt noch, daß in diesen beiden Jahren dem Reiche die außerordentliche" Ein­nahme aus dem einmaligen Wehrbeitrage zufloß. Auch ist zu beachten, daß die Ausgaben für Verzinsung der Kriegsanleihe nicht aus den ordentlichen Einnahmen gededt werden, sondern vorläufig werden die Zinsen mit dem geliehenen Gelde ge­zahlt. Schließlich sind nicht alle für den Friedensetat vor gesehenen Ausgaben tatsächlich gemacht worden, sondern man hat alle nicht absolut notwendigen Aufwendungen, so z. B. Ausführung von Bauten für die Post- und die Eisenbahn­verwaltung verschoben. Wenn also im Kriegsjahre das Gleich­gewicht im Reichshaushalt wirklich herbeigeführt wird, wie es heißt, dann bedeutet das nur, daß die Einnahmen ausreichen, um bei weitem weniger als die Hälfte der normalen Aus­gaben zu bestreiten.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 23. Dezember 1915.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Ju heißem Ringen nahmen gestern die tapferen Ne­gimenter der 82. Landwehr- Brigade die Kuppe des Hart­manusweilerkopfes zurück. Der Feind erlitt außerordent­lich schwere blutige Verluste und ließ 23 Offiziere und 1530 Mann als Gefangene in unseren Händen. Mit der Ausräumung einiger Grabenstücke am Nordhang, in denen die Franzosen   noch sitzen, sind wir beschäftigt.

Die Angabe im französischen   Tagesbericht von gestern abend, es seien bei den Kämpfen um den Kopf am 21. De­zember 1300 Deutsche   gefangen worden, ist um mindestens die Hälfte übertrieben. Unsere Gesamtverluste einschließ­lich aller Toten und Vermißten betragen, soweit es sich bisher übersehen läßt, etwa 1100 Mann.

Deftlicher und Balkan  - Kriegsschauplah. Keine Ereignisse von Bedeutung.

Oberste Heeresleitung.

Der öfferreichische Generalstabsbericht.

28ien, 23. Dezember.  ( W. 2. B.) Amtlich wird ver lautbart: 23. Dezember 1915.

Ruffischer Kriegsschauplah.

Reine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplak. Die allgemeine Lage ist unverändert.

In den Judicarien tam es auch gestern zu heftigeren Ge­fchüßfämpfen.

An der füftenländischen Front wurbe auf ber Bodgora ber Angriff eines italienischen Bataillons gurkdgeschlagen.

Südöstlicher Kriegsschauplag.

Eine in der Gegend von Tepca noch in den Felsen des aörblichen Taraufers verborgen gebliebene fleinere montenegri nische Abteilung wurde nach furzem Rampf gefangengenommen. Sonst nichts Neues.

Der Stellvertreter bes Chefs bes Generalstases. b. oefer, Feldmarschalleutnant.

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Das Entscheidende ist, daß Herr Helfferich zum ersten Male den Schleier lüftete, um seine Zukunftspläne anzubeuten und bei dieser Gelegenheit sich prinzipiell für in­dirette Steuern und insbesondere für Ver­tehrssteuern erklärte.

Nun liegen die Dinge so, daß 3. B. Verkehrssteuern, die schwer auf die konsumierenden Massen abzuwälzen sind, be­reits in Deutschland   bestehen( Wechselstempelsteuer, Wert­papiersteuer, Börsenumfassteuer, Schecksteuer) und, wenn über haupt, nur in geringem Maße erhöht werden können. Ver fehrssteuern, die viel einbringen, sind allerdings denkbar. Aber Tatsache ist, daß derartige Steuern auf die letzten Glieder im Verkehr, und das sind stets die perf tätigen Maffen, abgewälzt werden und zwar abgewälzt mit einer Abrundung, mit einem Aufschlag. Produzenten und Händler, die diese Steuern entrichten, erhöhen dann ein fach die Warenpreise um einen höheren Sag, als es durch die Steuer bedingt wäre, ziehen Getvinn aus der Besteuerung, die Konsumenten werden doppelt geschröpft zugunsten des Staates und der Unternehmer.

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Das Entscheidende ist dieses: das Einkommen ber arbeitenden Massen in Deutschland   ist während des beispiel­Losen Aufschwunges, den der deutsche   Kapitalismus   seit 1870 genommen hat, erschreckend niedrig geblieben. Im Vergleich mit England, Frankreich  , den Vereinigten Staaten   blieb Deutschland   das Land der niedrigen Löhne. Der Krieg wird, darauf deuten alle bisherigen Anzeichen hin, die Macht der industriellen und landwirtschaftlichen Unternehmer gelvallig steigern und es wird den Arbeitern nicht leicht werden, die Löhne in Einklang zu bringen mit der Verteuerung des Lebens­unterhaltes, die totficher eintreten wird. Es muß deshalb jebe Belastung, die nicht ausschließlich den Mehrwert, den von den Unternehmern erzielten Profit trifft, sondern in dieser oder jener Weise aus dem Arbeitseinkommen geschöpft wird, die Lage der arbeitenden Massen empfindlich verschlechtern.­Das aber und nichts anderes fündigt uns die Regierung jegt an.

Zum Wahlergebnis in Griechenland  .

Athen  , 22. Dezember.( 2. 2. B.) Die Anhänger von Venizelos  und die Freunde der Entente machen die größte Anstrengung, um bas Ergebnis der Wahlen oder richtiger der Richtbeteiligung an der Wahlen als für Venizelos befriedigend auszulegen, um die Auf faffung im Auslande zu verwirren. Der Vertreter bon Wolffs telegraphischem Bureau ist in der Lage, offiziel festzustellen, daß das Gegenteil der Fall ist. Die Wahlen waren ein großer Erfolg für die Regierung und beweisen, daß die Partei von Venizelos  , wenn sie sich an den Wahlen beteiligt hätte, start in der Minderheit geblieben wäre.

Das Seegefecht bei Varna   in russischer Darstellung.

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ihm gewaltige indirekte Steuern aufgebürdet werden würden. Leider hat er seinerseits zur Beruhigung nur anführen tönnen, daß die erste Steuer, die eingeführt wird, die Steuer Allerdings sind die Einnahmen des Reiches ebenfalls auf Kriegsgewinne, eine Besitzsteuer ist, und daß die notwen­zurückgegangen, schon aus dem Grunde, weil eine der Haupt- digen Lebensmittel nicht belastet werden sollen. Betersburg, 28. Dezember  .( W. T. B.) Meldung der Peters­einnahmequellen versagt, die Zölle auf eingeführte Waren. Nun, die Kriegsgewinne sollen besteuert werden. Jedoch burger Telegraphen- Agentur. Von berufener Seite wird gemeldet: Zum Teil sind sie aufgehoben, zum Teil fallen sie fort, weil wird sich wohl faum jemand darüber einer Täuschung hin- Am 21. b. Mis. begegneten atvei ruffische Torpedoboote, die eine nichts eingeführt werden kann. Nun fönnte man daraus geben, daß das noch weniger ist, als der vielberufene Tropfen Torpedoboot, auf welches sie sofort Jagd machten. Das bulgarische Sreuzfahrt an der bulgarischen Küste unternahmen, einem bulgarischen schließen, daß nach dem Kriege halt auch die Einnahmen sich auf den heißen Stein. Dffenbar tann man die Kriegsgewinne Torpedoboot flob nach Varna  . Unsere Torpedoboste verfolgten es erhöhen werden, weil dann die Einfuhr sehr groß sein nur einmal besteuern, weil sie nur einmal gemacht werden. Bis zur Buchteinfahrt, als die Küstenbatterien bas Feuer auf fie er wird und folglich die Zölle viel einbringen. Indeffen Man wird also eine einmalige Einnahme bon- wenn öffneten. Unsere Torpedoboote entfernten fich aus dem Feuerbereich ist dieser Schluß mit Vorsicht zu hehandeln, denn es ist es hoch tommt ein paar hundert Millionen Mart erzielen, der Batterien ohne Verluste noch sonstigen Schaden. Im Verlauf nicht wahrscheinlich, daß man die 8ölle ohne weiteres wieder- während es darauf antommt, dauernde Einnahmen in Höhe dieser Kreuzfahrt wurden zwei türkische Segelschiffe verfenft, die nad einführen fann. Im lezten Friedensjahre brachten die 8ölle von Milliarden zu schaffen. Dabet setgte sich bei der Be- Conftanza fuhren, um Benzin zu holen. Die Befagungen wurden rund 885 Millionen Mart ein, wobei sich diese Summe meffung der Steuern, die auf die Striegsgewinne der Reichs- gefangen genommen. folgendermaßen verteilte: aus den Zöllen auf Rohstoffe für banfattionäre gelegt werden soll, daß die bürgerlichen Parteien Industriezwede 138,2 Millionen, auf halbfertige Waren 30,4, feineswegs geneigt sind, bei der Erfassung der Kriegsgewinne Der französische   Tagesbericht. fertige Waren 141,2, Nahrungs- und Genußmittel 554,3, lebende tüchtig zuzugreifen. Baris, 23. Dezember  .( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Tiere 21 Millionen. Selbst ein so konservativer Politifer wie Herr Helfferta berfichert allerdings, baß die Sahlung Mittwoch nachmittag. Von der Nacht ist fein wichtiges Er Prof. Hans Delbrüd stellt fest, daß es ein Unding ist, von Steuern eine Ehrenpflicht set, der sich die Reichen nicht eignis zu melden. In den Bogefen gestattete der von unseren Bölle auf unentbehrliche Nahrungsmittel und Rohstoffe zu er- entziehen werden und gab seinen Willen fund, energisch auf Truppen geftern geführte Angriff unsere Stellungen auf den östlichen heben, wenn der Preis für diese Produkte auf dem Welt- dem Wege der Besteuerung des Befiges vorzugehen. Schön. Hängen des Hartmannsweilertopfes erheblich auszu­marfte in die Höhe schießt; es sei aber gar tein Zweifel Indessen Schatzsekretäre tommen und gehen, sind vergäng- breiten. Die Zahl der von uns zu Gefangenen gemachten darüber möglich, daß dieser Krieg für lange Zeit eine un- lich wie die Blumen des Feldes. Man braucht nur daran zu Deutschen   beträgt bisher zwölfhundert, darunter neunund geheure Teuerung nach sich ziehen werde.( Novemberheft der erinnern, daß seit 1908 bis 1915 die Herren b. Stengel, zwanzig Offiziere; die Gefangenen gehören verschiedenen Regi Preußischen Jahrbücher.) Da nun die 8ölle einen Sydow, Wermuth und Kühn den Posten zierten und menterк an.

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sehr wesentlichen Zeil der faktischen Einnahmen des Reiches daß die drei ersten gegen ihren Willen gehen mußten, ausi Baris, 22. Dezember  .( B. 2. B.) mtlicher Bend­ausmachen und in der Hauptsache fortfallen müffen, so ist teinem anderen Grunde, als dem, daß fie gegen die Unluft bericht. In Belgien   zeigt die Artillerie fich im Gebiete von nicht abzusehen, wie man diefe Lücke ausfüllen will. der Besitzenden zum Steuerzahlen nicht aufkommen tonnten. Het Sas und Boefinghe tätig. Südlich von Arras   gelegentliches,

Aber davon ganz abgesehen, ist bisher von der Regierung Dabei haben jezt die Wortführer der Konservativen und des glüdlich verlaufenes Feuergefecht in der Umgegend von Beaurains; auch nicht die leiseste Andeutung gemacht worden, wie sie 8entrums Zeugnis abgelegt, daß es bei diesen Parteien feines- wir ließen eine Mine springen, welche einen feindlichen Schützen.. denn sich die Zukunft denkt, bei der es nicht nur darauf an- wegs anders geworden ist. graben vor Daucourt nahe der Liller Straße schwer beschädigte. tommt, das bisherige an Steuern aus dem Volkseinkommen Die notwendigen Lebensmittel" will Herr Helfferich In der Umgegend von Roye wurde eine starke deutsche Patrouille herauszuholen, sondern bas Doppelte und vielleicht Dreifache, nicht ,, weiterhin belasten". Ein spärlicher Trost! Allerdings von uns unter Feuer genommen und floh mit Hinter­weil das unumgänglich ist, wenn die Schuldzinsen bezahlt und dürfte er dazu nicht imftande sein, weil, wie gesagt, der lassung mehrerer Verwundeter. Auf den Maashöhen im Ab­die Kriegsbeschädigten auch nur einigermaßen versorgt werden Krieg eine derartige Verteuerung der Ackerbauprodukte herbei- fchnitt des Bouchot Gehölzes beschossen unsere Batterien follen. führen wird, daß feine Regierung daran wird denken können, die feindlichen Schüßengräben heftig und brachten ein Der Herr Schatzsekretär ermahnte nun den Abgeordneten auch nur die bisherigen Korn, Fleisch-, Butter und sonstigen Munitionslager zum Auffliegen. Auf den Vogesen   faßte der Soch, ja nicht Beunruhigung in das Volt zu tragen, daß 8ölle auf Nahrungsmittel wieder einzuführen. Feind im Laufe einer Reihe örtlicher Kämpfe wieder Fuß in

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