dem Einbringen in Swinernflnde auf Anweisung de« ThefS deS Admiralstnbes der Marine mit freiem Geleit nach dem Ort, wo er angehallen war, wieder entlassen worden. Ter Mitzgrifs ist begangen worden im Änschlutz an einen Vorfall, der sich mit demselben Dampfer in der Nacht vorher in der Nähe von Simrishamn abgespielt hatte. Da dieser Vorfall von sckiwediscden Blättern in nicht zutreffender Weise besprochen wird, wird hiermit folgendes festgestellt: Der Dampfer ,Argo* wurde in dieser Nacht von zwei deutschen Torpedobooten außerhalb des schwedischen Hoheitsgebietes aufgefordert, zu stoppen, damit er auf Bannware untersuch: würde. Er stopple zunächst, drehte dann aber mit Hartruder und äußerster Kraft auf das zwanzig Meter querab von ihm liegende deutsche Torpedoboot zu. um es zu rammen. Nur durch ein sosortiges Gegenmanöver gelang es diesem, den Rammstost so abzuschwächen, daß leine ernst« lichers Beschädigung eintrat. Während dieses Manövers gelang es dem Dampfer, in die nahen schwedischen Gewässer zu entkommen. Der deutsche Kommandant hat darauf in Achtung der schwedischen Hoheltsgewässer van der Verfolgung abgelassen, obgleich der Dampfer mit unbedingter Bannware für Rußland , nämlich Geschoß« drehbänken, vollbeladen war. Es sei noch hinzugefügt, daß wie fest« gestellt worden ist, der Kapitän, der Steuermann und der Lotse des Dampfers betrunken waren. M eine Mne aufgelaufen. Frankfurt a. M., 23. Dezember. (SB. T. B.) Die„Frarckfurte�. Zeitung" meldet aus Amsterdam : Ein großes Trans« Port schiff ist zwei Seemeilen südlich von Sunderland auf eine Mine gelaufen und gesunken.
Nlelöung öes türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 23. Dezember. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der I r a k f r o n t ist die Lage unverändert. An der Kaukasusfront versuchten im Ab» schnitt von Milo russische Abteilungen an uns heranzukommen. Ihre Vorhut wurde nach zweistündigem Kampf verjagt. An den anderen Teilen der Front dauern die Patrouillenkämpfe an. Ander Dardanellenfront versuchten fünf Torpedoboote und ein Kreuzer des Feindes sich Saros zu nähern, mußten sich aber, nachdem eines unserer Geschosse den Kreuzer getroffen hatte, wieder entfernen. Bei Sedd ul Bahr richtete der Feind am 22. Dezember anhaltendes Artillericfeuer gegen unseren rechten Flügel. Unsere Artillerie zerstörte mehrere Schützengräben und Bomben- laßer des Feindes und brachte durch drei Treffer feindliche Haubitzenbatterien zum Schweigen. Unter der noch nicht aufgezählten Beute von Ari Burun wurden auch mehrere Minenwcrser, Pontons und Decauvillewagen gefunden. Ein feindliches Flugzeug, das ani 22. Dezember Birseba überflog, wurde von uns heruntcrgcschossen. Einer der Insassen wurde gefangengenommen, der andere war tot.
wehrpfljchtüebatte im Unterhaus. Lolltnm, 22. Dezember. (SB. T.®.) Ausführliche Meldung. Unterhaus. T e n n c> n t sagte in Beantwortung einer Frage, das Londoner Verleidigungskoips gegen Luftangriffe sei noch nicht dem KiiegSamte unlerslelll worden. Di Hon lNationalist) sragtc, ob der Regierung bekannt sei, daß gewisse sehr reiche Engländer ihr Eigentum in England verlausten und nach New Jorl übersiedelten, um der Besteuerung zu entgehen, und ob diese Leute Pässe erhielten. Minister des Innern John Simon erklärte, davon nichts zu wissen: die Erteilung der Pässe sei sehr erschwert.(Zwischenruf Markhams: Außer für Parlamentsmitglieder.) Premierminister A s q u i t h sagte auf eine Anfrage, Sir John Hamilton sei nicht aus dem Orient zurückgekehrt, um ein neues Kommando zu übernehmen. Wenn er ein anderes Amt elhielte, würde es bekannt gemacht werden. Asquilh begründete dann die Forderung der Heeresvermehrung um eine Million Mann und sagte, die Armee aus den verschiedenen Kriegsschauplätzen betrage einschließlich der Engländer über See über 12S0(>c>st Mann. Die Verluste seien febr groß. Die Reliutierung drene in erster Linie zur Auffüllung. Dos Hauvtziel müßte stets fein, die Effektivstärke möglichst der Sollstärke entiprechend zu erhalten. Asquith jubr fort: Das ist namentlich bei den Territorialtruppen schwer. Wir brauchen viel mehr Leute, um die neuen Formationen aufzufüllen und die gesamten Streitkräfte zu verstärken. ASquith lehnte es ab, anzugeben, wieviele Divi- nonen oder wieviel Mannschasten nötig seien und sagte: Wir brauchen alle Männer militärfähigen A l l e r s, die nicht aus wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich sind. Wir brauchen, noch den nötigen Abzügen, für die Herstellung der Munition und die Auirechierhaltung des Exvoribaridels die
der schwarze Maurer Buchholz. Er hatte arg unter Durchfall zu leiden gehabt, die ganze Zeit. Am Tage vorher klagte er mir, er könne nicht mehr. Er war erbärmlich mager geworden seit der Seit, wo ich vor sieben Wochen zum erstenmal mit ihm abgekocht hatte auf dem Marsch zur Front. Im Winter war er als Holz« fäller in den Wald gegangen und haue dort das Kochen aus dem ff gelernt.„Eine Ente," sagte er,..in Papier gewickelt und mit Lehm eingefchiofsen und dann ins Feuer geschmissen, dl« wird prachtvoll." Ich habe sein Rezept nicht erproben können, ab er's getan hat. weiß xh nicht, denn wir sind wenig mehr zusammengekommen, weil er in«ine andere Korporalschaft kam nach der Einteilung in die Kompagnie. Nun lag er vor mir, riß die Augen auf und gab keinen Laut von sich.— Was aus ihm gewovden ist. habe ich nicht mehr in Erfahrung bringen können. Man rief mich aus dem Graben, der wenige Schritte vor uns lag und die andern schon aufgenommen hatte. VorwärtSl Ich schleppt« mich ein paar Schritte weiter in ein Loch und sprang in den Graben. Haupt- mann GL war darin mit feiner Kompagnie.„Bon welcher Kom- pagni« seid Ihr?"—„Elfe!"—„Was macht Ihr denn noch hier hinten beim zweiten Bataillon? Eure Kompagnie liegt vorn, in lv Minuten ist Sturm angesetzt!"—„Wir sind Reservczug!"— Unteroffizier Schubert ist neben uns. Wir nehmen strammen Schritt, werfen uns hin, wieder auf. vorwärts! Die ganze Be- sinnung habe ich wohl nicht mehr, denn ich weiß nicht, ist es still um uns gewesen aber Höllenlärm. Rur die Granatenspritzer sehe ich rings aufwirbeln, als wenn ein Knabe eine Handvoll Steine in einen Sumpf schmeist, und die schweren Spritzer springen auf und tümpeln. nur riesenhafter ist alles, und ich wundre mich einen AugenSlick. nicht getroffen zu werden, halte die Hand wie schützend vor di« Augen und ttabe vorwärts neben Franz. Endlich sind wir an dem russischen Graben, den wir noch gar nicht gesehen haben, und springen hinein. Ein paar tote und ichwerverwundete Russen liegen drin.„Pfui Deibel," sagt einer,„die Bande hat heute Artillerie in Masse!"— Ich untersuche schnell einen Ruffensack nach Brot, finde nichts und werfe ihn ärgerlich weg. Wir müssen tveiter vorwärts, steigen auS dem Graben heraus und gehen ein paar Schritte. Da ist es mir. als ob mir«in singender Draht zwischen die Füße geworfen wird, ich schmeiße mich hin und krieche in den Graben zurück. Ganz kurz von links her pfeift ein Ma- schinengetvchrfeuer in uns hinein. Ein paar Minuten, dann ist es still. Nachher erfahre ich von einem, er hätte am Dorf einen Offizier und drei Mann an einem Maschinengewehr gefunden und dies« mit drei Kameraden niedergemacht.— Alz das sonderbare Pfeifen verstummt war. machten wir unS wieder auf. Wieder spritzten Granaten um uns her. Links von uns liegt ein lang- gestrecktes Dort. Die untere Hälfte, an der wir letzt vorbei- kommen, steht in Rauch und Flammen. Der Rauch schlägt über imS her, bedeckt unS und beißt ü, die Augen, bis wir an die obere
Höchstzahl, gleichviel, ob wir das Freiwilligenkhstem oder den Dienst- zwang anwenden. Der Rückzug von der E u v l a b a i und der Anzaczone bedeutet nicht ähnliche Operationen bei Kap Helle«. wo wir den Eingang der Meerengen beherrschen. Dieser Schiitl geschah gemäß den Urteilen milttärischer und seemännischer Rat« geber. Nachdem Monroe und Kilchener alle Stellungen geprüft hatten, hat die Regierung den Rückzug mft großem Widerstreben gutgeheißen. R e d m o n d sagte, es sei skandalös, daß noch kein ausführlicher Bericht Sir John Hamiltons über die Expedition an der Suvlabai vorliege. Redner erklärte sich durch LsquithS Rede enttäuscht, da sie nichts über Beibehaltung oder Ausgabe des Fretwilligensystem« sage. Die Entscheidung müsse bald fallen. Die Einführung der Wehr« Pflicht würde aber unheilvoll sein, die Nation spalten und im Parla- ment und im Lande heftig belämpft werden. Die nationalistische Partei sei unter den augenblicklichen Umständen entschieden gegen jede Form einer Dienstpflicht. S t a n t o n(Arbeiterpartei) erklärte sich gleichfalls als durch ASquiths Rede nicht befriedigi. da sie offenbar etwas der- heimliche. Der Bericht Lord Derbys müste ungünstiger sein, als er sein dürfte, sonst wäre er dem Unterbaufe bereits mit« geteilt.— Holl(Liberal ) fragte, ob die Regierung versucht habe, mehr als die bisher bewilligten drei Millionen Mann auszuheben. — ASquith sagte, das Gesetz sei in keiner Weise verletzt worden.— Der Redner, der in Liverpool Reeder ist, sagte, er bekomme in den Häfen London und Liverpool nur halb so viel Arbeiter al« er brauche; andere Reeder seien in gleicher Lage, und das werde täglich schlimmer.(Hört! hört!) Auch der Eisenbahn fehlten Ar- beiler; die TranSporlftage sei aber wesentlich sür die ZahlungS- fähigkeil der Nation. Die Hauptaufgabe Englands sei, die Verbündeten finanziell und mit Munition zu unterstützen; den Ver- bündelcn müsse es überlassen bleiben. Soldaten auszubringen. iHörr! hörr!) Redner widersprach der Heeresvermehrung, welche den festen Auibau der Nation und ihre Fähigkeit, den Krieg zu ge- Winnen, gefährde. C a r s o n bekämpfte Holt und sagte, die Regierung behandle die Jndustriefrage eher zu schonend. Er habe an der Regierungs- forderung nur auszuietzen. daß sie zu spät komme und nicht groß genug sei. Das Gallwoliunlernehmen sei eine große Enttäuschung; ihre Ursachen müßten später untersucht werden. Thomas(Arbeiierpartei) sprach gegen die Wehrpflicht; im Notfälle müsse Lord Derbys Werbearbeit wiederholt werden. D r l l o n(Naiionalist) forderte eine genauere Darlegung der Gründe sür die HeereSvermebrung und für die Ansicht, daß daS Land sie ertragen lönne. Dillon fuhr fort, die Zeit werde kommen, wo die geiamte Politik und Diplomatie, die zu diesem Kriege ge- führt und England in die jetzige Lage gebracht hätten, erörtert werden müßten. Irland werde jedenfalls die Dienstpflicht nicht dulden. Parker(Arbeiterpartei) sagte, er werde der Dienstpflicht scharf widersprechen. G r i s f i t b(liberal) erklärte eS für zu spät, die Dienstpflicht zu bekämpfen, sie bestehe in gewissem Sinne seit Beginn von Lord Derbys Arbeit. R u n c i m a n legt« die Methode der Regierung für die Be- urlaubung unentbehrlicher Arbeiter aus dem Heere dar. Die Debatte dauerte bei Redaktionsschluß der Blätter fort. Austritt öer liberalen �bgeorüneten aus üen rusiischen KriegshilfskommWonen. Als Antwort auf die neuerdings erfolgte ungesetzliche Hinausschiebung der Wiedereinberufung der Duma hat die Fraktion der P r o g r e s s i st e n in der Sitzung vom 11. De- zember beschlossen, die von der Duma in die besonderen Konferenzen bei den Ministerien gewählten Mitglieder ihrer Fraktion aus diesen Konferenzen abzuberufen. Ein ähnlicher Beschluß ist mit großer Stimmenmehrheit auch in der Fraktion der Kadetten angenommen worden. Damit scheiden die Vertreter der liberalen Parteien aus den Institutionen aus, die während der Augustsession der Duma geschaffen wurden, um eine Zusammenarbeit der Bureau- kratie mit den Vertretern der politischen Parteien zu ermöglichen. Durch ihren Eintritt in diese Kommissionen hofften die Liberalen Einfluß auf die Verwaltung zu gewinnen und gewisse Kontrollfunktionen auszuüben. In Wirklichkeit jedoch benutzte die Bureaukratie die liberalen Ab- geordneten als Kulisse, hinter der sie ungestört ihr früheres Tretben fortsetzen konnte. Es war der Regierung zwar recht angenehm, daß manche stehen gebliebenen Räder des Ver- waltungSmechantsmus dank der Mitwirkung der„Vertreter der Gesellschaft" in Gang gebracht wurden, sie dachte aber im übrigen nicht daran, aus dieser Mitwirkung die Kon- sequenzen zu ziehen, die die Liberalen offen und insgeheim herbeiwünschten. Als vor der plötzlichen Vertagung der
Hälfte kommen, die noch unversehrt ist. Hier hat stch ein Trupp mit einem Zugführer versammelt und weiß nicht recht, was zu tun ist. Ruh« ist eingetreten. Wir verschnaufen uns etwas. Franz stöbert im Haus und bringt einen kleinen Kanten verschimmeltes Brot an. Gierig essen wir's auf. Der Unteroffizier, der den Zug führt, meint:„Wir wollen quer durch das Dorf auf die andere Seite gehen. Vielleicht gibts da was zu sehen." Wir machen uns aus. ein knapper Halbzug, und kommen über die Land- stratze aufs freie Feld. Das Land steigt von hier aus sachte an. Als wir auf der Höhe sind, sehen wir links ein« kleine Schar land» einwärts lausen. Hinter ihnen aus der Waldecke vor uns tauchen geordnete Massen auf. Kein Mensch kann sich ein Bild machen. echließlich setzt links von uns Maschinengewehr, und Infanterie- ;euer«in und die Mass«n stutzen.„Panje macht einen Gegen- angriff," schreit einer.„Feuer!" Wir stellen unS hin und schießen, was das Zeug hält. Da wird es auch im Wald vor uns lebendig. In tiefen Reihen rücken die Kolonnen von etwa 800 Meter her an. Zunächst sind es nur Flecken in der Landschaft, die Farbe und Gestali zu wechseln scheinen, wie bei herausziehendem Gewitier graue Wolken sich türmen. Ich hin niedergekniet. Laden, zielen, ab- drücken— laden, zielen, abdrücken!— Immerfort nach Herzens- lusr reingefeueri in die größer wertenden, näherkommenden Massen. Ich habe das Gefühl: heute kommt's noch toll. Wir paar Mann werden über den Haufen gerannt, von dieser ruhig sich wälzenden Masse erdrückt. Laden, zielen, schießen! Immerfort. Mit einer fast teuflischen ZBut bemerke ich etwa 5 Tresser. Rechts von unS entsteh! mit einemmal ein Lärm; unser rechter Flügel fängt an zurückzulaufen. Ein Hallo geht los. Franz schreit:„Die Schweine türmen. So eine feige Bande." Mit einemmal schreit einer: Hurra! Alles schreit wie besessen mit: Hurra, Hurra!, daß die Kehlen bersten. Unterdessen wird weiter geschossen. An 200 Patronen habe ich verschossen. Da ruckt's heftig in meiner linken Schulter, die linke Hand fliegt mit Gewehrschaft nach hinten.„Franz!" schreie ich.„der lange Hund da vorn hat auf mich geschossen. Schieß mir das Schwein!"—„Haste eins weg?" —„Ja. ich kann den Arm nicht hoch kriegen, das Schlüsselbein scheint kaputt." Franz legt an und schießt. Der lange Laban rollt sich zusammen. Ein Maschinengewehr setzt ein. Haufen fallen drüben. Panje macht sich nieder in die Erde, einige laufen sporn- streichs zurück. Ich habe mich auf den Rücken geworfen und stich« den Tornister loszuwerden. Der Arm fängt lebhaft an zu schmerzen. Ein Unteroffizier schnallt mir das Lederzeug ab. ich krieche ganz elend und hilflos die flache Mulde zurück ins Dorf. Unter heftigen Schmerzen atme ich auf, als ich hinter einem Panjehaus liege und ein Kamerad mir die blutende Schulter ver- bindet. Ein paar Läuse nimmt er mir noch lachend ab und sagt: „Du brauchst keen Blut mehr herzujeben. Dat jenügt."—„Laß doch die Witze", wimmere ich, süßsauer lächelnd, und trabe zurück.
Duma im Herbst die Befürchtung laut wurde, die Mitwirkung der„gesellschaftlichen Kräfte" für die Versorgung der Armee könnte durch einen Konflikt mft den Parteien untergraben werden, vermochten Vertreter der Regierung triumphierend darauf hinzuweisen, daß die bei den Ministerien gebildeten Kommissionen unter Beteiligung der hierzu gewählten Ab- geordneten ganz gut die Duma mft ihren Kommissionen ersetzen könnten. Die elementarste Einsicht hätte damals den liberalen Mitgliedern der Ministerkonserenzen den Austritt aus diesen Institutionen diktieren müssen. Aber die Abgeordneten blieben taub gegenüber allen dahinzielendrn Aufforderungen von ItnkS und fuhren unermüdlich fort, die Fußtritte der immer unver« schämter werdenden Reaktion mft seelenruhiger Arbeit in den Ministerkonferenzen zu beantworten. Sie wollten, so erklärten sie, den Gegnern im„schwarzen Block" keinen Vorwand geben, sie der Gleichgültigkeit gegenüber der KriegSnot zu bezichtigen, denn höher als alle Gegensätze der Parteien und alle innere politischen Kämpfe stehe das Gebot der gemeinsamen Arbeit zur Abwehr und zur Vernichtung des Feindes. Erst jetzt haben die liberalen Mitglieder der Ministerkonserenzen die Unhaltbarkeft dieses Standpunktes eingesehen und— wenn auch reichlich spät— den Mut gefunden, daS reaktionäre Wüten der Regierung mft dem Boykott der Ministerkonferenzen zu beantworten. Annahme eines Kriegskreöits in tzollanü. Haag, 23. Dezember. (W. T. B.) Die zweite Kammer hat den außerordentlichen Kriegskredit von 50 Millionen Gulden für das Jcchr 1916 angenommen.
politische Ueberstcht. Arbeitsruhe in den Staatswerkstätten. Amtlich. Berlin , 23. Dezember. (W. T. B.) Eine erfteuliche WeihnachtSüberraschung ist den in den Staats- Werkstätten mit der Herstellung von Waffen. Geschützen und Muniffon beschäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen zu- teil geworden, die zugleich die bisher erzielten Leistungen auf diesem Gebiete erkennen läßt. Während nämlich im vorigen Jahre an den Weihnachts- und Neujahrsfesttagen in diesen Werkstätten zur Deckung des überaus großen HeeresbedarfS gearbeitet werden mußte, ist eS, wie wir hören, der Heeresverwaltung in diesem Jahre möglich gewesen, die Staats» Werkstätten während der Feiertage stillzulegen und die Arbeit ruhen zu lassen.
Die neuen Steuer«. Staatssekretär H e l f f e r i ch hat im Reichstage erklärt, daß er sein Steuerprogramm nicht mitteilen könne, weil die Verbündeten Regierungen noch nicht darüber entschieden haben. Mittlerweile sickert aber doch immer mehr von den neuen Stcuerplänen durch. So teilt der„Beel. Lokal-Anzeiger" mit, daß man zunächst aller Voraussicht nach in erster Linie die Erhöhung bereits bestehender Reichssteuern, insbesondere der Zigaretten st euer und anderer Steuern, die nicht die große Masse des Volkes treffen, ins Auge fassen werde. Es ist anzunehmen, daß die Steuervorlagen gleichzeitig mit dem Reichshaushaltsplan für 1916 dem Reichstage zugehen werden. Daß die Zigarettensteuer die Masten des Volkes nicht trifft. ist eine etwas kühne Schlußfolgerung.— Die Mitteilung, daß in Preußen die Steuerzuschläge verdoppelt werden sollen, wird offiziös dahin berichtigt, daß noch kein Beschluß des Smats- Ministeriums vorliegt. Daß es aber so kommen wird, vermag man nicht zu bestreiten._
Der Ernährungsbeirat. Der aus 15 Reichstagsmitgliedern bestehende Beirat, der gemeinsam mft dem R.'ichsamt des Innern die Lösung der Ernährungsprobleme zu beraten hat. soll nach einem Wunsche der„Köln . Volkszeiiung" möglichst schnell und entschlossen handeln. Mit Recht bemerkt das ultramontane Blatt dazu, daß mit weiteren Reden diese wichtigen Fragen weder mehr geklärt noch gelöst werden können.— Von sozialdemokratischer Seite sind sür diesen Beirat vorgeschlagen die Genossen Schmidt(Berlin ). Ebert, Molkenbuhr und Bauer.
Kriegsbekanntmachungen. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf den Neujahrsbriefverkehr können Prrvat- briefsendungen im Gewicht über 50 Gramm(Fcldpostpäckchen) nach dem Feldheere in der Zeit vom 29. Dezember bis einschließlich 2. Januar nicht angenommen werden. Der Staatssekretär deS Reichspostamts. Kraetke.
Letzte Nachrichten. Aus dem rumänischen Senat. Bukarest , 23. Dezember. (W. T. B.) Der Senat setzt« die Adreßdebatte fort. Senator Z e n o p o l(Anhänger Take Jonescus) ist der Meinung, daß Rumänien nur eine Politik verfolgen kann, die auf die Einigung aller Rumänen abzielt. Die für Bessarabien arbeitende Strömung komme nicht auS der öffentlichen Meinung, sondern sei fremden Geldern zu verdanken. (Zwischenruf des Senators JSworanu:„Schlecht genug, daß wir uns um Bessarabien nicht gekümmert haben!") Als der letzte Redner, Senator P a l t e n e a n u, daS Wort ergreift, ruft T o m a I o n e s c u:.Ich möchte wissen, welchen Preis der Redner für den Wechsel seiner politischen Ansichten erhalten hat." Es entsteht ein großer Tumult, in dessen Verlauf Senator Polteneanu Toma JoneScu einen Unverschämten nennt und ihn daran erinnert, daß Gregor Eantacuzene im Senat ihn beschuldigte, daß er sich für ärztliche Dienste bezahlen ließ, die er verpflichtet war. umsonst zu leisten.(Beifall.) Senator Palteneanu fragt weiter, ob sein Bruder ihn beauftragt habe, eine solche unverschämte Frage zu stellen. Toma JoneScu verläßt darauf mit seinem Bvitder Take JoneScu, der während deS Zwischenfalls gleichfalls anwesend war. seinen Sitz. Palteneanu erklärt, daß er für die Advesse stimmen werde. Die Anhänger der nationalen Aktion müßten wissen, daß nur ente einzige Aktion möglich sei und sollten die öfferrtliche Meinung hierauf vorbereiten. Warum sollen wir. ruft er. nur nach Westen und Novden marschieren können, wo es doch leichter ist, Bessarabien zu erhalten? Man müsse die Lage logisch beurteilen und den Umständen Rechnung tragen. Der Augenblick für Rumänien sei nicht verloren, und die Regierung werde sprechen, wenn er gekommen sei» werde.