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Bedeutung. Diel wichtiger ist. daß nach Ansicht der engK- scheu Regierung heute der Schiffsverkehr auf dem Suezkanal tatsächlich gefährdet fein muß, wenn sie sich zu einer solchen Maßregel entschließt. Denn daß die englische Negierung nur aus weiser Vorsicht auf bloße Möglichkeiten hin die Schließung verfügt hat, ist sicherlich nicht anzunehmen. Dazu greift die Verfügung viel zu tief in die eng- Iis che Schiffahrt nach Indien und Ostasien c i n. Hat auch die Benutzung des Suezkanals durch englische Schiffe im letzten Jahrzehnt vor dem Kriege relativ abgc- nommen, so war die englische Schiffahrt an der den Kanal passierenden Gesamttonnage doch noch immer mit mehr als 60 Proz. beteiligt, und dieser Anteil ist sicherlich seitdem durch die Ausschaltung der deutschen und österreichisch-ungarischen Handelsmarine von der Kanalbenutzung auf 7380 Proz. ge­stiegen. Die Sperrung des Kanals trifft also die englische Schiffahrt am allerschwersten. Die Frachtsätze von England nach Indien , dem indischen Archipel und Ostasien stehen heute ohnehin durchweg vier-, fünfmal so hoch, als in den normalen Zeiten vor dem Kriege, und sie werden durch den Umweg um die Südspitze Afrikas herum, den jetzt die Schiff- fahrt machen muß. zweifellos ganz beträchtlich weiter ge- steigert werden. Der Seelveg von London nach Bombay durch den Suezkanal beträgt z. B. nur ungefähr 6100 See- meilen(zu 1,83 Kilometer), um das Kap der guten Hofs- nung herum dagegen 11230 Seemeilen, der Seeweg von London nach Kalkutta über Suez 8020, um das Kap der Guten Hoffnung herum über 12 000 Seemeilen. Tatsächlich sind denn auch nach Londoner Meldungen die Sätze für Per- frachtungen von London nach den vorderindischen Häfen be- reits um 30 40 Proz. gestiegen, und mit einer weiteren Steigerung ist in Anbetracht der Knappheit des zur Verfü- gung stehenden Schiffsraums ohne Zweifel zu rechnen. Wer die Rücksichtnahme der englischen Regierung auf die Interessen der englischen Handclsschiffahrt kennt, kann deshalb unmöglich glauben, die anglo-ägyptische Regierung sähe nur Gespenster oder sie rechne lediglich mit der Möglich- keit oder Wahrscheinlichkeit eines Beduinenangrisfs auf den Suezkanal. Derartige gelegentliche Angriffe der Sinai - Beduinen auf den Suezkanal bezw. auf dort postierte englisch - ägyptische Truppendetachements sind in dem zu Ende gehen- den Jahr wiederholt von englischen Blättern gemeldet wor- den, ohne daß sie sich deshalb besonders aufgeregt hätten, noch fand die englische Regierung darin einen Anlaß, den Kanal zu sperren. Schon im Dezember vorigen Jahres sind nach englischen Berichten mehrmals tllrkisch-arabifchc Streifkorp? bis nahe an die Ostseite des Suezkanals gelangt und haben dort Scharmützel mit den am Kanal postierten englisch - indischen Truppen bestanden. Wenn also jetzt plötzlich die englische Regierung nach Kitcheners Inspektionsreise die Absperrung des Suezkanals verfügt, so müssen ernste Gründe dafür vor- liegen und tatsächlich hat sich inzwischen manches in Südlyrien und auf der Sinai -Halbinscl geändert. Selbstverständlich haben auch die Engländer die Zeit gründlich zur Befestigung ihrer Stellungen am Suezkanal ausgenutzt. Am mittleren Kanal zwischen dem Menzale-, Ballah-, Timsah- und dem großen Bittersee sind ausgedehnte Erdbefestigungen angelegt worden, die nach allen Regeln der modernen Kricgstcchnik mit mehrfachen Reihen von Schützen- grüben, Minen und zahlreichen Batterien ausgestattet sein sollen. Die Beherrschung des östlichen Mittelmeeres und des Roten Meeres gestattete den Engländern, auf Schiffen auch das schwerste Material hcranzuschaffen, das sie für ihre Befesti- gungszwecke gebrauchten. Ferner haben die Engländer an ver- fchiedenen Stellen des Nils große befestigte Reservelager an- gelegt, vornehmlich bei dem als Bahnknotenpunkt wichtigen, vom Suczkanal durch die Arabische Wüste getrennten Kairo , wo das steil aufsteigende Felsengebirge des Mokatam eine gcnn es sich schon zum Lagenfcuer zu steigern. Drüben griffen immer mehr Baitcrien in den Kampf ein, und alle vereinigten ihr Feuer auf unseren Abschnitt, so daß ein Angriff zu erwarten war. Bald kam denn auch der Befehl zu höchster Gefechtsbereitschaft. Inzwischen verstärkte sich die Beschießung unserer Graben womöglich noch, auch bei uns begannen die Kanonen zu sprechen, und um die Mittagsstunde, sonst die ruhigste Zeit de? TageS, war ein wütender Artillerickampf hinüber und herüber im Gang. Der Zugführer befahl, ehe er die Mannschaften in die Unter- stände zurücknahm, mich mit zwei Mann als Beobachter gegen den Feind, unter den gegebenen Umständen ein Auftrag von höchster Bedeutung und Verantwortlichkeit. Außer einem alten, erfahrenen Gefreiten war Bruno befohlen worden. Ich nahm ihn an meine Seite, und so kauerten wir dicht zusammengedrängt im Graben, von Zeit zu Zeit angestrengt nach dem Feind spähend. Zu sehen war gar nichts, denn das ganze Gelände glich einem aufgewühlten See. aus dem die Einschläge der schweren Granaten und Minen tvie kirchturmhohe Wellen aufbrandeten und wieder in sich ver- sanken. Jeder Feldsoldat kennt da? Bild, in seiner schauerlichen Er- habcnheit vielleicht der stärkste Eindruck vom Wesen des Krieges. Dazu das höllische Getöse! Wenn es eine Nervenprobe gibt, so die: Mitten im Granatfeuer sich selbst in der Hand behalten. ES wäre menschlich, von diesen Eindrücken überwältigt und in die Flucht geschlagen zu werden. Bruno preßte sich eng an den Grabenrand. Man sah es an seiner Haltung, daß er sich am liebsten von der Lehmwand hätte einsaugen lassen. Mich reizte es. dem Menschen ins Gesicht zu schauen, der noch gestern so hochfahrend mit seiner GeisteSstärke geprahlt hatte. Ich sah das Gesicht eines Leidenden, das Antlitz einer über- irdischen Oual. Jede Muskel angespannt, in den Augen jene un- heimliche Starrheit, die jedem Soldaten während eines schweren Feuers die Pupillen weitet, der Mund ein zwischen zwei Klammern gesetzter Binderstrich, über die Stirn ein nie rastendes Zucken laufend und oberhalb der Nasenwurzel eine feine Falte, die sich bei jedem Einschlag krampfhaft bewegt. Kein Wort fiel. Der Kampf raste fort, raste bis in die Dämme- rung hinein, dann kam man uns abzulösen, und im Unterstand sah ich das Gesicht Brunos noch einigemal im Schein seiner Ziga- rette, an der er heftig sog. Der Ausdruck war noch nicht verändert. wie eingegossen prägten sich die wenigen Stunden in seiner Miene aus. Schwere Tage kamen nun. Von früh bis abends Artillerie- ieuer aus den schwersten Kalibern, nachher haben wir erfahren, daß eS die Vorbereitung für die WeihnachtSoffenswe der Franzosen war. ständig erhöhte Bcoeitslbaft, wenig Schlaf und noch weniger Essen. Wie sich die entsetzliche Spannung löste, weißt Du ja selbst. In der Woche vor Weihnachten erstickte der Angriff im Blut. Wir sollten nn» auf drei Tage zurückgenommen werden. Du kannst Dir unsere Befriedigung vorstellen. In unserer alten Unterkunft sah es vielleicht noch trostloser aus, als beim ersten Einzug. Doch das war uns alles gleichgültig. Wir wollten nur schlafen, uns einmal wieder sattessen, dann hieß es ja doch wieder vor in den Graben, und dagegen war es in dieser Scheune fürstlich zu wohnen. Bruno hatte die schwere Zeit heil überstanden, und ich war nun begierig zu sehen, ob die Eindrücke wohl sein sonstiges Wesen gewandelt hatten. Den ersten Tag kam er mir vor wie von einem schweren Bann befangen, aber schon am zweiten Tage regte sich der

natürliche starke Festung bildet. Außerdem haben die Eng- länder, wie berichtet wird, am Suezkanal große Wasserwerke angelegt, um die östlichen Gebiete des Suezkanals überschwem- men zu können. Nach auswärtigen Blättermeldungen sollen diese Anlagen für die Verteidigung des Kanals von größter Bedeutung sein. Da Genaueres über sie nicht bekannt ist, läßt sich nicht sagen, wielveit die darauf gesetzten Hoffnungen berechtigt sind. Bekanntlich beginnt der Kanal bei Port Said mit zwei weit ins Mittelmeer hinausragenden langen Molen zur Abhaltung des durch die Wogen herangeschwemmten Nil- schlamms urrd tritt dann, an beiden Seiten von Dämmen be- gleitet, in den östlichen Teil des Menzalesees. Die westliche Seite des Kanals steht hier also schon ohnehin unter Wasser. Auch das östliche Ufergebict, das etwas höher liegt, mag sich teilweise unter Wasser setzen lassen; aber nicht überall, z. B. nicht bei der beträchtlich über dem Kanalspiegel liegenden Bodenerhebung bei El Kantara. Ebenso erhebt sich die zwischen dem Südende des BallahfeeS und dem Nordend? des Timsahsees gelegene Bodenschwelle von El Gir und die zwi­schen Tusun und dem Nordenide des Großen Bittersees ge- legene Felsenquelle des Serapeums hoch über das Kanal- niveau. Bon einem Unterwasserfetzen der östlichen Ufergebiete dieser Strecken kann daher nicht die Rede sein. Ebensowenig läßt sich auch dos Ostufer der Kanalstrecke vom Südende des Kleinen Bittersees nach Suez , wo niehrfach die Ausläufer des Sinai zum Kanal herantreten, unter Wasser setzen. Der Kampf um den Suezkanal wird denn auch kaum noch lange auf sich warten lassen. In England rechnet mach wie es scheint, ziemlich sicher darauf, daß noch im Januar die ersten türkischen Angriffe erfolgen werden. Die Zwischen- zeit wird von der englischen Regierung nach Kräften dazu ausgenutzt, alle Truppen, die anderswo irgendwie entbehrlich sind, nach Aegypten zu werfen: Engländer. Iren, Australier. Jndier, Sudanesen. Auch ein Teil der wiedereingefchifften Truppen, die bisher auf Gallipoli und den Inseln Jmbros. Tenedos und Lemnos statloniert war�n. wird nach Aegypten geschafft. H, C.

Zrieöensausjichten. In einem Leitartikel pesL a b o u r L e a d e ick' vom 16. Dezember spricht sich Philip Snowden hoffnungs- voll über die Möglichkeit von Friedensunterhandlungen aus. Dafür sprächen Ton und Aeußcrungen von Zeitungen und Politikern, eine gewisse Geneigtheit, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen, ferner Mißtrauen in das Geschick der eng- tischen Regierung, den Krieg zu einem erfolgreichen Ende zu führen, und fchließstch Rcoeu und Antworten im Parlament, die von der bisher g�zeigien unbeugsamen Haltung der Re- gierung stbarf abstächen. Beklagenswert im Vergleich zu den tapferen Anstren- girngen der deutschen , österreichischen und italienischen Sozia- listen fei das Verhalten der englischen Arbeiterpartei. Gäbe es eine solche alle Arbeiter umfassende in England, so könnte man die Regierungen zur Vernuuft bringen. Von der Kanzel und Tribüne aus habe eS sechzehn Monate lang Erklärungen geregnet, daß Deutschland die Weltherrschaft erstrebe. Wäre das wahr, so hätte Deutsch- land, auf dem Gipfel seines Erfolges stehend, nicht die Hand zum Frieden gereicht. Jode Verteidigung des� Krieges, die England macht, die macht Deutschland auch. Auf jedes Hiel, das wir erfüllt sehen möchten, strebt auch Deutschland hin. Man sollte meinen, daß unter diesen Umständen jede Anregung zum Friedens- schluß von den Demokraten des Vierverbandes mit Begeiste- rung hätte aufgenommen werden müssen. Die tollste Form unserer Kriegsleidenschaft ist jedenfalls, so lange zu kämpfen, bis Deutschland um Frieden bittet.

alte Adam wieder in ihm in seiner vorlauten, besserwissenden und unzufriedenen Weise. So war der Heilige Abend gekommen, für un» noch viec zu früh, denn wir mutzten nun wieder vor. E» war auffällig still vorn. Nur selten schickt« die französische Artillerie einen Gruß herüber, und dabei kam eS uns noch so vor. als wären diese vereinzelten Schüsse mit Absicht zu weit gezielt. Ich mag Dir kein Stimmungsbild von diesem Abend malen, wozu auch wenigstens äußerlich gar kein Anlaß vorhanden war. Wir erlebten einen Abend, wie wir deren schon Dutzende erlebt hatten. Wie es jedem Einzelnen innerlich zumute war, läßt sich überhaupt nicht sagen. Dam, und wann versuchte«in sentimentales Gemüt,«inen WeihnachtSchoral anzustimmen, aber über ein ge- dämpstes Summen gedieh das Lied nicht hinaus. Bi» Mitternacht vertrieben wir uns die Zeit mit Essen, Trinken, Rauchen, mit dem Austausch von Liebesgaben, dann legte sich einer um den andern hin und probierte es mit dem Schlafen. Plötzlich steigt aus dem benachbarten Unterstand eine helle, klare, etwa» scharfe Männerstimme hoch, und seltsam unwesentlich evklingt es durch die Nacht: Es ist«in Ros' entsprungen.. Heftige, unterdrückte Stimmen mischen sich in den Gesang, in den feindlichen Gräben rührt es sich, und einige nervöse Schüsse knallen blindlings in das Dunkel. Nebenan erhebt sich«in Wortwechsel. Ich unterscheide ganz deutlich die Stimm« des Zugführers und dazwischen«n« zornig widersprechende Stimme, die sich immer wieder unierbricht und in Gesang übergeht. Von Jesse war die Art...* »Zum letzten Male: Ich verbiete Ihnen, zu singen. Ts ist Regimentsbefehl, daß nicht gesungen werden darf." Ein heiserer Aufschrei, ein Klirren wie von Waffen gegen. einander, dann ein heftiger Tumult. Ich stürze hinüber und sehe eben noch, wie Bruno von zwei Kameraden zurückgerissen wird, wie sich der Zugführer mit hochrotem Gesicht von der Erde erhebt, der mir zuschreit: Unteroffizier, ich übergebe Ihnen diesen Mann! Er scheint einen Tobsuchtsanfall zu haben. Wir werden ja sehen." DaS totenblasse, schweißbedeckle Gesicht Brunos wendet sich mir zu und mit unnatürlich belegter Stimme fängt er an zu reden. Und es begab sich, daß ein Gebot vom Kaiser AugustuS auS- ging, daß alle Welt geschätzet würde..." Kurz und gut: ES blieb nichts anderes, als den Mann zu binden und zu knebeln und nach dem SanitätSunterstand zu schicken, daß man ihn abholen solle, was nach zwei Stunden auch geschah.... Seitdem habe ich von Bruno nichts mehr gesehen und gehört. Wer will untersuchen, was in der Brust dieses Menschen vorge- gangen war? Hatten ihn die Eindrücke der schweren Kampftage aus dem Kreis seines Bewußtseins gedrängt, waren an jenem Abend übermächtige Erinnerungen seiner Herr geworden? Warum er aus dem Krieg nach Bethlehem entfloh, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Soweit die Geschichte, die mir zu den wertvollsten und noch. denklichsten Erlebnissen zählt. Ich habe gefunden, daß eS vielen ähnlich ergeht wie Bruno. Sie suchen vielleicht ein anderes Beth- lehem, aber sie alle sehnen sich nach einem Ort der Erlösung. Möchten wir ihn bald alle finden." Mein Freund schwieg, erhob sich und stumm schritten wir zu- sammen durch den trüben Winterabend.

Da dies natürlich nicht möglich ist, soll daS Ziel durch wirt­schaftliche Erschöpfung erreicht werden. Laßt uns versuchen, schließt das Blatt, uns gegenseitig in den Geist des andern zu versetzen. Deutschland hat uns die Gelegenheit gegeben. Sozialistische Konferenz im yaag? Amsterdam , 24. Dezember. (W. T. B.) Ein hiesiges Blatt meldet aus dem Haag, dort seien Mittwoch abend Sozialdemokraten aus den kriegführenden Ländern zu einer Konferenz zusammen- getreten, um zu besprechen, was für gemeinsame Schritte zur Erreichung eines baldigen Friedens unternommen werden könnten. An der Konferenz hätten außer niederländischen bekannte Sozialdemokraten aller kriegführenden Länder mit Ausnahme Italiens teilgenommen. Die Opposition in Frankreich . Der kurze Bericht über die Stellungnahme der Föderation b e l a Seine , der sozialistischen Organisation von Groß-Paris. au dem am 25. Dezember zusammentretenden Parteitag findet eine Ergänzung in einer Mitteilung, die wir der.Bataille" entnehmen: Ein Delegierter beantragte ein Tadelsvotum gegen die parla- meniorische Fraktion und den permanenten Ausschutz. Er forderte den sofortigen Rücktritt der sozialistischen Minister. Ein anderer Delegierter billigle zwar die Hallung der Mehrheit, aber er ver- langte, daß die sozialistischen Abgeordneten eine wirksamere Kontrolle über die Regierung ausübten, die eS Frankreich ermögliche, siegreich au» dem Kampfe hervorzugehen. Resolutionen wurden von Boorderon, dem Teilnehmer der Ztmmerwalder Konferenz, Jean L o n g n e t und der Organisations« leitung eingebracht. Diejenige BourderonS bewegte sich im Rahmen der Zimmerwalder Beschlüsie. Longuet besürwortete vor allem die Wiederaufnahme der internationalen Beziehungen zwischen allen Gliedern der Arbeiterinternational«. Er wünscht nicht, daß diese Wiedervereinigung um den Preis einer Spaltung in den einzelnen Sektionen der Jnieniationale zustande komme, und er schließt mit der Erklärung, daß es ohne Internationalismus keinen Sozialismus gebe. F i a n c e t t e begründet den BorstandSantrag, der im wesent- lichen auf die erneute Versicherung binauSläuft, daß die Interessen des Landes und die der Partei identisch seien. Bei der Abstimmung erhielten die Resolution Bourderon 645, diejenige LonguetS 388S und die der Leitung 5121 Stimmen. Das bedeutet, daß auf dem Kongreß selbst von der Födöralion de la Seine für die erste 2, für die zweite 16 und für die dritte 26 Stimmen abgegeben wurden. Die Föderation de la Seine, die natürlich stark unter Kontrolle und Einfluß der Parteileitung und der beiden sozialistischen Minister steht, gehört nicht zu den oppositionellen Gruppen. ES ist daher doppelt bemerkenswert, daß sich auch in ihr der Widerspruch gegen die amtlich« Paneipolilp stark zu regen beginnt. /fach Rußlcmü will nur �siegreichen� ßrieüen. Petersburg, 24. Dezember. (W. T. B.) Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur. Im Budgetausschuß der Duma hielt Minister deS Aeußern Sfafonow eine mehr als einstündige Rede, wobei er ankündigte, daß er ermächtigt sei, in der Plenarsitzung der Kammer Erklärungen über die all- gemeine politische Lage zu geben. Der Minister stellte fest, daß die Beziehungen zu Griechenland infolge der Befestigung Salonikis durch die Alliier- ten voll ständig bestimmt seien. In Zukunft müsse Rußland eine feste Haltung gegenüber P e r s i c n beobachten. Auf eine Frage Miliukows über die Gerüchte betreffs Verhandlungen zugunsten dos Friedens erklärte Sfafonow entschieden, daß diese Gerüchte unbegründet und sinnlos seien. Der Minister bekräftigte von neuem, daß die kaiserliche Regierung die unerschütterliche Absicht habe, den Krieg bis zu einem stegreichen Ende zu führen. Der Ausschuß nahm sodann einen von Schingarcw ein- gebrachten Beschlußantrag an, in welchem nachdrücklich ver- kündigt Wird, daß Rußland nicht an Frieden denken wolle, so lange die Kraft Deutschlands nicht ge- brachen sei. Der Ausschuß stimmte auch einem Beschlußantrag Miliukows zu, welcher eS als notwendig bezeichnet, der persischen Front Aufmerksamkeit zuzuwenden angesichts der besonderen Wichtigkeit, die dem asiatischen Kriegsschauplatze wegen der jüngsten Balkanereignisse zukomme. Schließlich sprach der Ausschuß den Wunsch aus, daß abgesehen von den militärischen Unternehmungen der Minister des Aeußern unmittelbare Maßnahmen treffen möge, um den russischen Einfluß in Persien zu befestigen. Englische tzanüelsprobleme. London , 23. Dezember,(W. T. B.) Meldung des Reuter« scheu BureauS. Das U n t e r h a u S hat sich biS zum 4. Januar verlagt. HandelSmini st er Runciman machte wichtige Mit- teilungen über Handelsprobleme nach dem Kriege, mit denen das HandelSamt sich jetzt beschäftigte. Er führte auS, Deutsch- land sei kommerziell geschlagen und eS sei die Pflicht des britischen Volkes, zu verhüte», daß es nach dem Kriege wieder in die Höhe komme, ES werde untermcht, wie weit sich die Deutschen deS briti» schen Finanp'ystcmS bedient, wie weit deutsche Schiffe britische Häfen benutzt haben und wie viel Grundbesitz in den Händen von Ausländern sei._ Kriegsbekanntmachungen. Verpflegnngsgeld für Beurlaubte. Berlin , 24. Dezember.<W. T, B.) Das Kriegs- Ministerium bat vor einigen Tagen verfügt, daß mit Freifahrt beurlaubte Unteroffiziere und Mannschaften vom 21. Dezember ab täglich 1,50 Mark VerpflegungSgebührnisse er- halten. Die Auszahlung für die ganze Urlaubsdauer sollte vorAntritt des Urlaub» erfolgen. Lette Nachrichten. Eine Glanzleistung Herv6s. Bern , 24. Dezember. (W. T. B.) H e r v ö kündigt in der G u e r r e Sociale" an, daß sich vom ersten Januar ab der Name des Blattes ändere. Indem ich den alten Namen aufgebe, sagt er, will ich den Bruch unterstreichen zwischen unserm franzö- fischen Sozialismus, der zu seinen ruhmreichen Ueberlieferungen zurückkehrte, und dem deutschen Sozialismus, der intellektuell und moralisch bankerott machte. Ich will öffentlich zum Ausdruck bringen, daß die Radikalsten wie die Reaktionärsten von uns mehr Vaterlandsliebe fühlen, da sie den Krieg bi» zur Ausrottung des preußischen Militarismus wollen, als die Pseudosozialisten von Zimmerwald, die anscheinend einen deutschen Frieden anzunehmen gewillt sind. Darum wählte ich eine» Namen, der unseren Willen und unsere Gewißheit auf den Sieg ausspricht: Vom ersten Januar ab heißt die»Guerre Social«"(Der soziale Krieg)La Bictoire" (Der Sieg).