Nr. 359.- 32.Jahrg.
Abonnements- Bedingungen:
•
abonnements Brets pränumerands: Bierteljährl 8,30 M monatl. 1.10 L wöchentlich 25 fg. frei ins Haus. Einzelne Nummer Big Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags Beilage Die Neue Welt" 10 Big. Bost Abonnement: 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Voit Zeitungs. Breisliste Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2,50 Mar! für das übrige Ausland 4 Mart pro Monat. Bostabonnements nehmen an: Belgien , Dänemart, Holland , Italien , Quxemburg, Bortugal Rumänien Schweden und die Schweiz
Ericheint täglich.
5 Pfennig
Die Infertions- Gebühr
beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. geile oder deren Haum 60 Pig., für politische und gewerkschaftliche Bereinsund Versummlungs- Anzeigen 30 Big. Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 10 Big. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pig.. jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15thstaben zählen für zwei Worte. Injerate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Ervedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Ami Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Donnerstag, den 30. Dezember 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
England vor Einführung der Dienstpflicht.
Die Dienstpflicht in England.| Meldung des Großen Hauptquartiers.
Nach den neuesten Meldungen aus England hat sich der Rabinettsrat am Dienstag zum Grundsatz der Dienstpflicht bekannt. Zwar entbehren die vorliegenden Depeschen in mancher Beziehung der Klarheit, aber soviel fcheint festzustehen, daß die Regierung nicht länger auf die festländische Rekrutierungsmethode verzichten zu können glaubt und daß sie dem Parlament innerhalb furzer Frist einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen beabsichtigt.
Ein
Eine Entscheidung von gewaltiger Bedeutung! Prinzip, an dem die große Mehrheit des britischen Volkes bis zum August 1914 mit zäher Hartnäckigkeit festgehalten hat, wird aufgegeben. Das Ringen, das englische Kriegsideologen als die epochemachende Auseinandersetzung zwischen dem demokratischen Freiheitsgedanken und dem preußisch- deutschen Zwangs- und Unterdrückungssystem hingestellt haben, zeitigt einstweilen den Erfolg, daß England dieses Zwangssystem" in einem der wichtigsten Punkte übernimmt. Der Militarismus, den es besiegen wollte, zwingt das Inselreich, selbst zum Militarismus seine Zuflucht zu nehmen. Der Staat, der sich am längsten dagegen gewehrt hat, auf militärischem Gebiete die Konsequenzen aus der kapitalistischen Entwicklung zu ziehen, ist im Begriff, mit den Mächten des europäischen Festlandes in Reih' und Glied zu treten.
Vis in die legten Tage hinein war es recht zweifelhaft, ob das Kabinett zu diesem Entschluß kommen würde, und besonders in liberalen Streisen ging die Meinung dahin, daß die einander widerstrebenden Elemente innerhalb des Ministeriums sich auf ein Stompromiß einigen würden, durch die die Einführung der Dienstpflicht noch einmal hinausgeschoben würde. Aber die Befürworter der Verpreußung", die NorthcliffPresse an der Spize, arbeiteten fieberhaft, und sie hatten im Kabinett energische Freunde und Vertrauensleute, unter denen Lloyd George , der Minister für Munition und Demagogie, der eifrigste war. Ihre Stellung wurde wesentlich gestärkt durch ein Versprechen, δας zu Beginn der letzten in so großem Stil und mit so viel Tamtam unternommenen Rekrutierungskampagne bom Premierminister abgegeben worden war. Sollten, so ungefähr hatte sich Asquith geäußert, nicht genug unverheiratete Männer dem Ruf des Königs Folge leisten, ſo werde er sich dem Zwang nicht länger widerseßen.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 29. Dezember 1915.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. Westende wurde wiederum durch einen feindlichen Monitor beschossen, diesmal ohne jede Wirkung.
Der gesteru berichtete feindliche Vorstoß am Hirzstein brach bereits in unserem Fener zusammen. Am Abend griffen die Franzosen zweimal die von uns zurückeroberten Stellungen auf dem Hartmanusweilerkopf au. Nach dem ersten Angriff wurde der Feind überall sofort wieder vertrieben, die Kämpfe um einzelne Grabenstücke nach dem zweiten Angriff sind noch im Gange. An Gefangenen büßten die Franzosen bisher 5 Offiziere und über 200 Mann ein.
Die Engländer verloren gestern zwei Flugzeuge, von denen das eine nordöstlich von Lens durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze zur Landung gezwungen, das andere, ein Großkampfflugzeug, nördlich von Ham im Luftkampf abgeschossen wurde. Am 27. Dezember verbrannte ein weiteres englisches Flugzeug westlich von Tille.
Deftlicher Kriegsschauplah.
An der Küste bei Naggasem( nordöstlich von Tukkum) scheiterte der Vorstoß einer stärkeren russischen Abteilung. Südlich von Pinsk wurde eine russische Feldwache überfallen und aufgehoben.
Balkankriegsschauplah.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 29. Dezember. ( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: 29. Dezember.
-
Russischer Kriegsschauplah.
-
An der bessarbischen Grenze wiederholte der Feind gestern seine von starkem Artilleriefeuer eingeleiteten Angriffe in der Tags zuvor geübten Art. Seine Angriffskolonnen brachen überall stellenweise knapp vor unseren Hindernissen unter unserem Kleingewehr- und Geschüßfeuer zusammen. Die russischen Verluste sind groß. Destlich Burkanow nahmen wir einige Sicherungsabteilungen vor stärkeren russischen Kräften näher gegen unsere Hauptstellung zurück. In Wolhynien stellenweise Geschützkampf.
Italienischer Kriegsschauplah.
Auch gestern hielt die lebhafte Tätigkeit der Italiener an der Süd- und Südostfront Tirols an. Im Sugano- Abschnitte wurde ein feindlicher Angriff auf den Monte Carbonile( südöstlich Barco) abgewiesen. Ebenso scheiterten nächtliche Unternehmungen des Gegners im Col di Lana- Gebiete.
An der Küstenländischen Front fanden an mehreren Stellen Geschütz, Handgranaten- und Minenwerferkämpfe statt. Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Lage unverändert. Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Invaliden besser unterstüßen, sie solle den Anzuwerbenden die Sicherheit geben, daß sie nach dem Kriege unter den von den Gewerkschaften aufgestellten Bedingungen wieder Be schäftigung fänden, und sie solle vor allem einmal das Kapital fonskribieren", d. h. die vom Kriege profitierenden Unternehmungen durch Verstaatlichung ebenso in den Dienst des Vaterlandes stellen, wie die Arbeiter, die man entweder unter das Joch des Munitionsgesetes beuge oder in die Schützengräben schicke. Dazu kommt dann der Widerspruch) aus dem Lager der Wirtschaftspolitiker, die von der weiteren Verstärkung des Heeres eine Schwächung der im Interesse der englischen Weltstellung notwendigen Exportindustrie befürchten, und endlich jener nicht ganz gering anzuschlagende Widerstand der Quäfer und anderer Elemente, die sich aus religiösen und Gewissensbedenken die Freiheit des Entschlusses zum Eintritt ins Heer nicht rauben lassen wollen.
Es wird harte Kämpfe kosten, indessen schließlich wird auch im Lande die Regierung die Hindernisse überwinden, denn der Hinweis auf die militärischen Mißerfolge ist ein starkes Argument, und die Dinge haben sich so zugespitzt, daß nur die Alternative übrigzubleiben scheint: Dienstpflicht oder baldiger Friede. Solange für den Frieden die internationalen diplomatischen Voraussetzungen fehlen und die Massen nicht einsichtig und stark genug sind, die Regierenden zur Schaffung und Anerkennung dieser Voraussetzungen zu nötigen, wird einstweilen der Militarismus von einsteckennung Triumph zu Triumph schreiten.
*
London , 29. Dezember. ( W. T. B.) Reuter meldet: Der gestrige Kabinettsrat wird sich wahrscheinlich als einer der wichtigsten in der britischen Geschichte herausstellen. Es wurde bei dieser Beratung tatsächlich den großen Meinungsverschiedenheiten über den Militärdienst ein Ende gemacht. Die Erklärung Asquiths, daß Dienstpflicht notwendig ist, kam nicht unerwartet und wurde im allgemeinen gut Die Opposition gegen die aufgenommen. Dienstpflicht im Kabinett ist sehr klein und im Gegensatz zu den übertriebenen Gerüchten glaubt man, daß die Minister, welche ursprünglich dagegen waren, jetzt im Amte bleiben werden.
Die„ Times" schreibt, daß das Kabinett gestern tat. sächlich zu dem Entschlusse gelangte, in Bälde einen Gesegentwurf zur Einführung der Dienstpflicht dem Unterhause vorzulegen. Das Blatt glaubt, daß die rasche Entschließung dem kräftigen Auftreten Lloyd Georges zu verdanken sei, der durch einige Unionisten unterstützt wurde. Aus verschiedenen Gründen werden im Rabinett bielleicht einige Veränderungen vorgenommen werden, aber Tatsache ist, daß der Vorschlag, die Dienstpflicht einzuführen, auf außerordentlich wenig Widerstand gestoßen ist.
Versenkung eines montenegrinischen Segelschiffes.
=
Cetinje , 28. Dezember. ( W. T. B.) Meldung der Agence Habas. Ein österreichisch ungarisches Untersee boot hat am 23. Dezember bei San Giovanni di Medua ein montenegrinisches, mit Lebensmitteln beladenes Segelschiff verfenkt, welches mit einer kleinen Kanone den Kampf aufgenommen hatte; sein Geschütz wurde aber bald gebrauchsunfähig gemacht.
Nun sind die Ergebnisse des gewaltigen Werbungsunternehmens noch nicht öffentlich bekannt. Die Hoffnung, sie in der Sigung des Unterhauses zu erfahren, in der man die Verstärkung des Heeres um eine Million beschloß, wurde enttäuscht; Lord Derby, der Leiter der Propaganda, versicherte um dieselbe Zeit in einer Versammlung zu Bolton , ihm selbst ständen die genauen Zahlen nicht zur Verfügung. Aber es heißt, daß die Ziffer der Unverheirateten weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei und daß in den Listen eine verhältnismäßig viel größere Anzahl von Ehemännern stehe, die sich an die Zusicherung hielten, sie tämen erst nach den Junggesellen dran. Herr Asquith muß jetzt, wenn er nicht wortbrüchig werden will, sein Versprechen einlösen, und auch die hier und da versuchte Ausrede, das Kabinett sei durch die Worte seines Leiters nicht gebunden, hat nichts daran ändern können, daß die Mehrheit der zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Kabinettsmitglieder den Augenblick für den Bruch mit dem Freiwilligensystem für gekommen erachtet. Und diese Mehrheit ist allem Anschein nach recht groß, denn während man noch am Dienstagvormittag Grey, Balfour , Lord Crewe, McKenna, Harcourt, Henderson und andere als denn es sind eigentlich nur die auf dem Boden der Unabhän Gegner der alsbaldigen Einführung der Dienstpflicht nannte, gigen Arbeiterpartei stehenden Abgeordneten, die den Mut wird in den legten Weldungen die Opposition als sehr gering zum Widerstand besitzen. Aber da sind eine Anzahl ſehr fügig bezeichnet, und die Westminster Gazette" stellt fest, eifriger und sehr gewandter Radikal- Liberalen, und da sind daß es zu einer Spaltung in der Regierung nicht kommen vor allem die Fren, deren Opposition nur in dem Falle abzuschwächen wäre, wenn die Regierung, was man noch nicht Dasselbe liberale Organ sagt auch eine glatte Annahme weiß, Irland von den Segnungen der Wehrpflicht aus- Bukarest , 28. Dezember. ( W. T. B.) Kammer. In der der zu erwartenden Vorlage im Parlament voraus. Die sehr schließen wollte. Fortsetzung der Adreßdebatte ergriff der ehemalige Minister Fleine Minderheit, von der man im Unterhaus Widerspruch Weit größere Hindernisse als im Parlament werden dem Peter Carp das Wort und sagte: Wir müssen uns Rechenschaft erwarten dürfe, werde bald zum Nachgeben gezwungen sein. neuen System unter allen Umständen im Lande erwachsen, darüber geben, inwieweit die friegführenden Staaten die Gr In der Tat ist bei der Struktur des englischen Parlaments denn dort wurzelt die Abneigung gegen die Zwangsrefru- reichung des rumänischen nationalen Ideals beeinflussen. und bei der Abhängigkeit des größten Teils seiner Mit- tierung noch immer sehr tief. Wir erinnern uns des ein- diesem Zwede müssen wir die Luft von einer Reihe von Legenden glieder von der Koalitionsregierung und den Parteimaschinen stimmigen Beschlusses des Bristoler Gewerkschaftskongresses reinigen, die den Blick unsicher machen. England hat als Kriegsgrund die Verteidigung der kleinen Staaten angegeben. an der Gesezwerdung der Bill nicht zu zweifeln; allein ganz vom September und wir sehen, wie in der letzten Zeit zahl- haben gesehen, wie England sie verteidigt. Die Wahrheit ist, daß so glatt, wie die Westminster Gazette" annimmt, wird die reiche Versammlungen, die hauptsächlich von Arbeitern be- es die Verteidigung jener Staaten nur übernommen hat, um Sache am Ende doch nicht verlaufen. Die häufigen Debatten sucht waren, scharf gegen die Pläne der Dienstpflichtanhänger sich ihrer zu bedienen. England behauptet, daß es sein Schwert über das Problem haben bewiesen, daß eine numerisch zwar Front machen. Die bekannten Gründe werden da immer gegen den deutschen Imperialismus gezogen habe; Frankreich verhältnismäßig schwache, aber doch recht rührige und ener- wieder ins Treffen geführt: die Wehrpflicht bedeute den Bruch stellt sich als Verteidiger der Zivilisation hin. Der geführte Kaupf gische Minderheit vorhanden ist, die sicherlich nicht ver- mit der Demokratie, sie sei eine Waffe in den Händen der ist in Wirklichkeit eine Zerstörung der gemeinsamen Zivilisation. Rußland schlägt sich im Namen der Orthodorie und des Panslaabfäumen wird, jetzt, wo die Frage aus dem Stadium akade- Gegner der Arbeiterbewegung, sie unterminiere die bürger- Rußland schlägt sich im Namen der Orthodorie und des Panflawismus. Der wahre Grund für den Krieg ist bei mischer Erörterungen herausgetreten ist, der Regierung alle liche Freiheit. Außerdem sei es nicht wahr, daß das Frei- Frankreich die Wiedererwerbung der verlore möglichen Schwierigkeiten zu bereiten. Unter diesen Gegnern willigensystem bankerott gemacht habe. Die Regierung solle nen Provinzen; bei England liegt der Grund spielt die Arbeiterpartei die geringste Rolle; nur die Familien der Soldaten, die Hinterbliebenen und die darin, daß es eine deutsche Machtentfaling ge=
werde.
"
"
Bureaus. Die Russen haben Kashan besetzt und marschieren gegen Teheran , 28. Dezember. ( W. T. B.) Meldung des Reuterschen
Jipahan.
Aus der rumänischen Kammer.
Zu
Wir