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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplat, Nr. 151 90-151 97.
Mittwoch, den 5. Januar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplats, Nr. 151 90-151 97.
Fortgang der Schlacht in Oftgalizien.
Rumänien am Scheidewege.| Meldung des Großen Hauptquartiers.
Von einem rumänischen Genossen wird uns geschrieben:
Innerhalb des eisernen Ringes, der Europa einschnürt, befinden sich nur einige fleinere Staaten, die nicht oder noch nicht am gewaltigen Völkerringen teilnehmen. Von der Lage dieser Staaten ist die Rumäniens gewiß nicht die beneidenswerteste, da es wie eine einsame Insel mitten in einem wild tobenden Meere liegt. Von außen her pochen die Nachbarn mit geharnischter Faust an die Pforten des Landes, der Nachbar von Osten verlangt drohend freien Durchzug für sein Heer.
Die Stellung der Regierung ist in der Tat eine äußerst schwierige und delikate. Die äußere Lage zwingt ihr die peinliche Innehaltung einer stritten Neutralität auf. Wie aber, wenn sie durch militärische Vorkehrungen eines ihrer Nachbarn zur Aufgabe der Neutralität gezwungen werden würde?
Neben diesen äußeren Umständen machen sich aber seit Kriegsbeginn im Innern des Landes Faktoren geltend, deren Einfluß auf die Stellungnahme Rumäniens zum Weltkriege von weit größerer Bedeutung, deren Untersuchung daher für die Beurteilung der Lage sehr wichtig ist.
Die Gesellschaftsschichten, die an der großen Politik teilnehmen, sind in Rumänien in zwei feindliche Lager geteilt; das eine gravitiert nach dem Dsten, das andere nach dem Westen. Die breiteste Schicht jedoch, die das eigentliche Volk umfaßt, steht abseits von den großen politischen Tagesfragen und nimmt an diesen keinen unmittelbaren Anteil.
Rumänien hat weder ein unmittelbares noch ein mittelbares Interesse an der Teilnahme an dem gegenwärtigen Striege. Wie leer das Gerede von der Befreiung" der Rumänien in den Grenzgebieten vom fremden Joch ist, beweist am besten die erst vor zwei Jahren erfolgte Annettierung rein bulgarischen Gebiets.
Weder Ueberbevölkerung noch das Bedürfnis von Absatzmärkten für die Erzeugnisse unserer noch in den Kinderschuhen steckenden Industrie, und noch weniger etwa das Bedürfnis der einheimischen Finanz nach auswärtigen Anlageplägen drängen den herrschenden Klassen Rumäniens eine imperialistische Politik auf. Der Absatz seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse nach dem Westen ist in Friedenszeiten durch nichts gefährdet. Dagegen gibt es noch im eigenen Lande Eroberungen wirtschaftlicher, politischer und kultureller Art von gewaltiger Bedeutung zu machen.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 4. Januar 1916.( W. T. B.) Auf
allen Kriegsschauplähen keine Ereignisse von Bedeutung.
Oberste Heeresleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 4. Januar. ( W. T. B.) Amtlich wird ver lautbart: Wien , 4. Januar 1916.
Russischer Kriegsschauplat.
Die Schlacht in Ostgalizien dauert an. Der Feind setzte geftern seine Durchbruchsversuche bei Toborouk an der bessarabischen Grenze mit großem Kräfteausgebot fort. Sein Mißerfolg war der gleiche wie in den vergangenen Tagen. Die russischen Angriffe wurden überall abgeschlagen, zum Teil in lang andauerndem, blutigem Handgemenge. Besonders erbittert waren die Kämpfe Mann gegen Mann in den zerschossenen Gräben beim Hegehaus, östlich von Rarancze, wo sich insbesondere das Warasdiner Infanterie Regiment Nr. 16 neuerlich mit Ruhm bedeckte.
Ebenso wie an der bessarabischen Front scheiterten die Angriffe, die der Feind nordöstlich von Okna und gegen die Brückenschanze bei Uscieczko führte und alle mit großer Zähigkeit erneuerten Versuche der Russen, im Raume nordöstlich von Buczacz in unsere Gräben einzubringen.
Die Verluste des Feindes find nach wie vor überaus groß. In einem 10 Kilometer breiten Abschnitt zählten wir 2300 russische Leichen vor unserer Front. Einzelne russische Bataillone, die mit 1000 Mann ins Gefecht gingen, sind laut ihren eigenen Meldnngen mit 130 zurückgekehrt. Die Zahl der nordöstlich von Buczacz in den letzten Tagen eingebrachten Gefangenen übersteigt 800. An der oberen Jkwa schoffen die Truppen der Heeresgruppe Böhm- Ermolli ein russisches Flugzeng ab. Die Bemannung, ans zwei Offizieren bestehend, wurde gefangen.
Italienischer Kriegsschauplatz.
In Südtirol und an der Dolomitenfront fanden wieder Artilleriekämpfe statt. Unsere Flieger belegten ein Magazin des Feindes in Ala mit Bomben. Der Ort Walborgeth wurde aber mals ans schweren Geschüßen beschossen. Auch im Flitscher Becken und Krngebiet rührte sich die italienische Artillerie. Nördlich Dolje nahmen unsere Truppen gestern früh einen feindlichen Graben, um den seither hartnäckig gekämpft wird. Drei italienische Gegenangriffe wurden abgewiesen. Auf der Hochfläche von Doberdo fommt es täglich an einzelnen Frontteilen zu Handgranaten- und Miuenwerferkämpfen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Nichts Neues.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Baris, 3. Januar. ( W. T. B.) Die Agence Savas" melbet aus Saloniti vom 2. Januar: König Peter, der im serbischen Konsulat abgestiegen ist, hütet wegen törperlicher Abspannung das Zimmer. Er soll nach Saloniki gekommen sein, um die Reorgani sation der serbischen Armee in die Wege zu leiten, die in Gruppen von 200 bis 400 Mann aus Albanien eintrifft. Der König wird einen Aufruf zugunsten eines heiligen Bundes zur Befreiung des vom Feinde besetzten Landes an die Serben richten.
Die Militärbehörden fahren mit der Verhaftung aber verdächtigen und bloßgestellten Personen fort.
Die Alliierten beginnen mit der Anlage einer befestigten Zone an der Front der strategischen Linie, die sich über eine Gesamtlänge von 100 Kilometern erstreckt.
Amsterdam , 4. Januar. ( W. T. B.) Ein hiesiges Platt meldet aus London : Wie die„ Times" aus Saloniki erfährt, wurden zahlreiche der Spionage verdächtige Deutsche verhaftet. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Vizedirektor und Prokurist der Banque de Saloniki. Verschiedene griechische und bulgarische Notabeln und mehrere Frauen wurden ebenfalls verhaftet. Die Gefangenen wurden sofort an Bord eines Kriegsschiffes gebracht. Weitere Verhaftungen stehen bevor.
Zur Verhaftung der Konsuln.
Paris , 4. Dezember. ( W. T. B.) Die„ Agence Havas meldet amtlich: Die in Saloniki verhafteten feindlichen Konsuln, die nach Marseille gebracht werden, werden gleidh nach ihrer Ankunft in diesem Hafen, zur schweizerischen Grenze gebracht werden.
Sofia , 4. Dezember. ( W. T. 8.) Der griechische Ge. sandte in Sofia , Naum, hat dem Ministerpräsidenten Ra do. slawow den Tert der Note vorgelegt, in der die griechische Regierung auf das energischste gegen die Verhaftung der Konsuln in Saloniti protestiert. Der Gesandte erklärte, die griechische Regierung werde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln danach trachten, ihrer Note Geltung zu verschaffen. Die griechische Regierung fei von dem aufrichtigen Wunsche durchdrungen, jedem Mißverständnis mit den Mittelmächten unbedingt auszuweichen und das gute Verhältnis dauernd aufrecht zu erhalten. Die offene Erklärung des Gesandten hat in den Kreisen der Regierung von Sofia den beften Eindrud gemacht.
Wien , 4. Januar. ( W. T. B.) In der Note der griechifchen Regierung an die Vertreter Englands und Frankreichs wegen der Verhaftung der Konsuln in Saloniti heißt es nach der„ Neuen Freien Breffe" noch: Die königliche Regierung, gestützt auf ihre Souveränität, ist berechtigt, trotz der stärkeren Macht, der fie gegenübersteht, zu verlangen, daß sofort die nötigen Befehle erteilt werden zur Vorsorge für die Sicherheit der erwähnten Ver fonen bis zu deren Uebergabe an die königlich griechischen Behörden. Außerdem ist die fönigliche Regierung berechtigt zu verlangen, daß Befehle erteilt werden, daß die von den Alliierten festgenommenen Personen an die griechischen Behörden ausgeliefert werden, welch lettere sie in Obhut und Schuh nehmen werden, und zu verlangen, daß Vorsorge getroffen wird, daß die Konsulatswappen geachtet werden.
Alle herrschenden Parteien Rumäniens sind sich darüber einig, daß Krieg geführt werden müsse; nur darüber gehen die Meinungen start auseinander, wer eigentlich der Feind sei. Die einen erinnern sich, daß die Ungarn uns das schöne Siebenbürgen entrissen, die anderen, daß die Russen uns das fruchtbare Bessarabien schnöde geraubt haben. Dieser Unterschied ist aber fein prinzipieller und bildet auch keine Scheidungslinie zwischen der auswärtigen Politik unserer bürgerlichen Parteien. Sowohl die Liberalen wie die Konservativen und die Agrarier sind in Russophile und Germanophile geteilt. Ursprünglich, bis zu der gewaltigen Karpathenschlacht, die nach mehrmonatigem Ringen mit dem Zurückwerfen der russischen Flut bis mitten in die Rokitnosümpfe endete, überwogen zu einer ernſten Dpposition zu greifen, denn ihre Forde berichtet, daß die Verhaftung des norwegischen Kondie österreich- ungarn - feindlichen Elemente, weil man allgemein rungen stießen bei der Regierung nicht auf sonderlichen Wider- fuls Seefelder auf Befehl des Generals Sarrail in den mit einem 3nsammenbruch Desterreich- Ungarns und einer ftand. Bu mehr als einem unbedeutenden Miniſterwechsel Kreisen der griechischen Regierung verschieden beurteilt wird. An leichten Zurückgewinnung Siebenbürgens und der Bukowina führte die Bewegung der Agrarier nicht; die Lage des die Mächte des Vierverbandes wurde ein neuer Protest ge rechnete. Daher neigten sich die Sympathien der rumänischen Finanzministers Costinescu, des Hauptes der Richtung richtet. Wie die Blätter melben, protestierte die griechische Ne Deffentlichkeit mehr auf die Seite der Entente. Nach der Star in der Regierung, deren Politik den gegenwärtigen Intereffen gierung auch gegen die Verhaftung griechischer Untertanen durch die pathenschlacht aber gewann die Richtung mehr und mehr an der Agrarier zuwiderlief, war zwar gefährdet, sie wurde aber Mächte des Bierverbandes auf den Verdacht von Spionage hin. Boden, die sich die Rückeroberung Bessarabiens nicht erschüttert, weil Costinescu dem Drängen der Agrarier als Kriegsziel sette. Den Zielen einer friegerischen Politit, schließlich nachgegeben hat. einerlei, ob ihre Spike sich gegen Desterreich- Ungarn oder Die Haltung der Regierung in diefer Frage ist symptogegen Rußland richtete, entsprachen vollkommen die politischen, matisch für ihre Stellungnahme in der Kriegsfrage überhaupt. wirtschaftlichen und militärischen Maßnahmen, die die Regie- Muß auch anerkannt werden, daß das bisherige Vorherrschen rung im ersten Striegsjahre traf, ohne dabei auf eine andere der österreich- ungarn - feindlichen Stimmung in Rumänien meldet amtlich: Als Antwort auf die willkürliche und Paris , 4. Januar. ( W. T. B.) Die Agence Havas Opposition im Lande zu stoßen, als auf die der Arbeiterklasse sich nicht bloß auf französische Beeinflussung und völkerrechtswidrige Maßnahme der bulgarischen Regierung und deren Sachwalterin, der Sozialdemokratie, die von An- russische Bestechung, sondern in größerem Maße auf fang an für eine Politik der absoluten Neutralität die enge fulturelle Zusammengehörigkeit Siebenbürgens mit gegen den französischen Vizekonsul in Sofia , der mit der Ob Als wichtigste dieser Maßnahmen, die sich in Rumänien und die bisher wohl begründete- Furcht vor but der Archive der französischen Gesandtschaft beauftragt ihren Folgen für die Zentralmächte besonders fühlbar machte, der Entnationalisierung und Magyarisierung der Rumänen war, hat die französische Regierung heute vormittag unter war das Ausfuhrverbot für Getreide und Siebenbürgens fügte, so darf andererseits nicht übersehen verhaften lassen, der die Archive der bulgarischen Gedenselben Bedingungen den bulgarischen Kanzler sonstige Lebensmittel. werden, daß selbst die kriegsluftigsten Elemente der herrschenden Wenn jetzt, nach 1½ Jahren Krieg, unsere Agrarier sich zu Bojarenkaste angesichts der isolierten Stellung Rumäniens auf fandtschaft in Paris überwacht. Da dieser Beamte leidend ist, wurde ihm gestattet, unter ständiger Ueberwachung in seiner einer schwachen Oppofition gegen die Regierung aufraffen und dem Balkan zu einer strengeren Auffassung der Neutralität wurde ihm gestattet, unter ständiger Ueberwachung in seiner von dieser die Beseitigung des Ausfuhrverbotes und aller übrigen gelangt sind, als das bisher der Fall war. Freilich besteht Wohnung zu bleiben. Exportschwierigkeiten für Getreide forderten, so geschah das des- auch jetzt noch die Gefahr, daß Rumänien etwa durch einen halb, weil die Hoffnung auf die Vorteile eines friegerischen russischen Durchmarschsversuch gegen seinen Willen in den Abenteuers durch die Gestaltung der militärischen Lage auf dem Strieg hineingezogen werden fönnte. An diese Frage und an Weltkriegsschauplatz mehr und mehr schwindet und die auf die der etwaigen Zurüderoberung Bessarabiens an der Seite gestapelten Ernten von zwei Jahren dem vollständigen Ver- der Zentralmächte sind jezt die bevorstehenden politischen Entderb entgegengehen. Die Agrarier brauchten hierbei gar nicht scheidungen Rumäniens geknüpft.
eintraten.
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