Einzelbild herunterladen
 

Schar der tapferen Verteidiger des großen Schutzgebietes be- drängte, gerechnet werden. Doch auch jetzt hat die Schutz- truppe die Waffen noch nicht gestreckt, sondern sie zieht sich kämpfend zurück. Daß sie mit unVergleich- lichem Opfermut und unerschütterlichem Vertrauen auf den schließlichen Sieg der deutschen Sache in Europa nun schon fast anderthalb Jahre lang das Schutzgebiet gehalten hat trotz ihrer Abgeschlossenheit von aller Zu- fuhr aus der Heimat, trotz der großen Ueberlegenheit des Feindes an Zahl und Kriegsmitteln, dafür gebührt der tapferen Truppe und ihrem umsichtigen Führer, Oberst- leutnannt Zimmermann, der heiße Dank des Vaterlandes, und wenn auch die Schutztruppe trotz heldenmütigster Gegen- wehr schließlich völlig unterliegen sollte, so ist Kamerun für uns noch nicht verloren. Ueber das endgültige Schicksal auch dieser Kolonie wird auf anderen Kriegsschauplätzen entschieden werden. Inöijche Wünsche. Bombay, 1. Januar. (SB. T. 83.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Der indische Nationalkongreß lehnte den Antrag der Engländerin Frau Besant , einen Indischen Home Rule- Bund zu gründen, gegen die äußerst heftige Opposition einer Minderheit ab, der die jüngere Generation der indischen Politiker angehört. Auf einer Tagung des MorlenbundeS führte der Präsident aus, die einzige mögliche Regierungsform für Indien sei die S e l b st- regierung unter britischer Führung. Der Präsident tadelte, daß die Engländer bei der Regierung bei Landes vielfach den indischen Gestchlspunkt außer acht ließen, und forderte, daß den Jndiern die hohen Stellen in Heer, Flotte, Diplomatie und Verwaltung zugänglich gemacht würden, sagte jedoch, daß man mit der Ver- wirklichung dieser Wünsche bis zum Ende des Krieges warien müsse. Die indischen Muhammedaner wünschten niemals einen Krieg mit der Türkei . Dies ser das denkbar größte Unglück. Sie wünschten dringend, daß die muhammedanüchen Länder beim Friedensschluß nicht in ihrer Würde gekränkt würden. Bei den weiteren Ver- Handlungen kam eS zu heftigen Lärmszenen, so daß die Sitzung geschlossen werden mußte. Die Schlußsitzung verlief ruhig, nachdem die opponierende Minderheit ausgeschlossen worden war.

Kein Ausweg. Zürich , 4. Januar. (W. T. B.) Der militärische Mitarbeiter der.Zürcher Post' würdigt die Hoffnungen der Entente unter eingehender Besprechung der Kriegslage. Er kommt zu dem Schlüsse, daß selbst bei Annahme der französischen Auffassung über die Ver- luste der beiden Gegner, bei Slusschaltung jeder Hilse von anderen Staaten, die jedoch immerhin denkbar sei, der rein militärische Ab- nutzungSkrieg noch für Monate an der Westfront kein Er- g e b n i s verspricht. Was den Handelskrieg anlangt, fragt der Kritiker: Kann die Entente ihre Kapitalverluste durch die bedeutende Verschuldung in Amerika und die uneinbringliche Verminderung ihrer Handelsflotten durch die deutschen Tauchboote endlos erlragen? Ww glauben, daß allein schon die Stellung dieser Fragen genügt, um darzutun, daß auch der wirtschaftliche Ab- nutzungskrieg von der Entente nicht ohne schwerste Schädigung der eigenen Interessen unbeschränkt weitergeführt werden kann. Mili- tärisch wie wirtschaftlich sind die Mittelmächte heute so Widerstands- fähig, daß sie einem reinen Abnutzungskrieg ebenso ruhig entgegen- sehen können, wie die Gegner. Ungarn unü öas öeutsch-öfterreichijche Wirtfchaftsbününis. Budapest , 4. Januar. (W. T. B.) Im Magnaten- f> a u s sagte Ministerpräsident Graf Tisza aus eine An- irage des Grafen Johann Hadik über die wirtschaftlichen Verhandlungen mit Oesterreich und Deutschland , die Regie- rung habe Verhandlungen mit Oesterreich begonnen, um .Klarheit zu gewinnen, ehe Verhandlungen mit Deutschland begonnen würden. Was die wirtschaftliche Annäherung an Deutschland betreffe, so lasse sich hierüber heute schwer sprechen, da leicht M i ß v e r st ä n d n i s s e eintreten könnten. Der Redner sei ein überzeugter Anhänger eines möglichst innigen Verhältnisses zu Deutschland , aber man dürfe hierin nicht weiter gehen, als die Volkswirtschaft- lichen Interessen dies erwünscht erscheinen ließen. Diese Fragen dürften nicht von einem doktrinären oder vom politftchen Standpunkte aus beurteilt werden, son- dern einzig und allein müsse das wirtschaftliche Interesse der beteiligten Staaten maßgebend sein. Die Antwort'des Grafen Tisza wurde zur Kenntnis genommen. Das kommenöe Wehrpfllchtgesetz in Cnglanö London , 4. Januar. (W. T. B.) Reuter meldet: Heute tritt das Parlament wieder zusammen. Der Bericht Lord De r b h s über die Ergebniffe seiner Kampagne wird heute ver- öffentlicht werden, also gerade gelegen für die morgige E r k l ä- rung Asquiths, in der dieser die Pläne der Regierung aus- einandersetzen wird. Wahrscheinlich werden die Verhandlungen über das Dienstpflichtgesetz eine Woche dauern. Man erwartet allgemein, daß man Abänderungsanträge annehmen wird, die, soweit möglich, den Wünschen aller Fraktionen entgegen- kommen werden. Es ist so gut wie sicher, daß die beschränkte Dienstpflicht, wenn nicht einstimmig, so doch mit überwälti- gender Mehrheit angenommen werden wird. Ebenso ist fast sicher, daß Irland n i cht unter das neue Gesetz kommen wird. In der Arbeiterkonferenz am Donnerstag wird dann über Asguiths Erklärung beraten werden. Es werden daran tausend Vertreter aller Arbeiterorganisationen des Landes teil- nehmen. Die Haltung der Arbeiter wird ganz von dem Beschlüsse dieser Versamlung abhängen. Man glaubt aber, daß die Ge- mäßigten, die für eine beschränkte Dienstpflicht für die Dauer des Krieges find, die Oberhand über die Dienstpflichtgegner haben werden, die befürchten, daß ein provisorisches Dienstpflichtgesetz später in ein dauerndes umgewandelt werden könnte. H a r- c o u r t und Samuel werden als Nachfolger Sir John Simons genannt. London , 4. Januar. (SB. T. 33.) Meldung des Neuderschen Bureaus. Aus den Berichten über die Ergebnisse des Derbyschen Werbefeldzuges geht hervor, daß von den unverheirateten Männern, die sich hätten anwerben lassen sollen, übt 160 sich nicht gemeldet haben. London , 4. Januar. (SB. T. B.) Die Einpeitscher der Parteien fordern die Abgeordneten in dringendster Form auf, zur Unter- Haussitzung am Mittwoch pünktlich zu erscheinen. Asquith werde die Bill über den Militärdienst einbringen. Eine wichtige Debatte werde folgen, eine Abstimmung sei möglich. Der parlamentarische Mitarbeiter vonDaily Ehra» nicle" sagt: Die Angriffe auf die Bill werden erstens von den Anhängern de» Prinzips der Freiwilligkeit erfolgen, zweitens

von denen, die fürchten, daß eine Vermehrung der Armee England wirtschaftlich zu sehr schwächen würde. Der Arbeiterführer Hodge schreibt im WochenblattPeople*, er wünsche die Wehrpflicht und würde Neuwahlen erzwingen, wenn Asquith seine gegenwärtige Haltung aufgäbe. Hodge meint, wenn Neuwahlen über die Frage der Wehrpflicht ausgefochten würden, würden alle ihre Gegner unterliegen. Der Londoner Berichterstatter desManchester Guar- d i a n" erfährt, daß Asquith nicht beabsichtige, alle Unverheirateten überhaupt zum Militärdienst heranzuziehen, bevor die Verheira- teten in Betracht kämen, sondern, daß er nur innerhalb der ein- zelnen Gruppen, die Lord Derby geschaffen habe, so vorgehen werde.

DerMvanti" im Kriege. Der italienische Genosse E. Renata, der in dem Pariser Nasche Slowo" eine Schilderung Italiens im Krieg« entwirft, schreibt über die Haltung desAvanti", de? führenden Organs der italienischen Partei: Verfolgt von allen Nationalisten und Interventionisten, außerstande, ihre Angriffe zu beantworten, stützt sich derAvanti" einzig und allein aus das Proletariat, dem er noch nie so wie jetzt aus der Seele gesprochen hat. Zur Zeit des Tripoliskrieges stand fast da» gesamte Prole- tariat und ein großer Teil des Bürgertums Norditaliens hinter demAvanti, während fein Einfluß in Süditalien verschwindend klein war. weil der Süden aufgestachelt durch die nationalistische und imperialistische Presse, für die Eroberung Tripolitaniens eintrat. Jetzt, wo der Wahnsinn dieses Abenteuers und die Un- gehsuerlichkeit des damaligen Lügenfeldzuges in der Presse auf- gedeckt ist..., kann man den Arbeitern und den Sauern Süd­italiens wegen ihrer damaligen Kriegsbegeisterung kein«Vor- würfe" machen, da der Tripolisfeldzug in eine Zeit fiel, wo die Auswanderung nach Amerika wegen der sinkenden Nachfrage nach Arbeitshändcn im Steigen begriffen war, und daS tripolitanische Abenteuer einen neuen Ausweg für die Auswanderung und den Erwerb versprach. Im jetzigen Kriege jedoch sind dieJntellek- wellen" mit wenigen Ausnahmen in das Lager der Nationalisten übergegangen, alleführenden" Syndikalisten, einstmals die heftigsten Kriegsgegner, sind jetzt die lautesten Rufer im Streit, allerdings nur im Wortstreit, denn die Mehrzahl von ihnen sitzt noch heute in den Cafes herum. Der jetzige Krieg fährt Genosse Renata fort hat die So­zialisten in den Stand gesetzt, ihre Reihen zu zählen, ihr« wirk- lichen Kräfte zu mustern, die sonst im Getümmel der Wahl- kämpfe und allerhand lokaler wirtschaftlicher und politischer In. teressen nicht zu erfassen sind. Die Reihen sind gelichtet, daS darf aber kein Bedauern erwecken: kann man auch die Zahl der Ge- sinnungsgenossen leichter zählen, so weiß man heute, mit wem man es zu tun hat. Daß Arwr L a b r i o l a sich im Lager der Interventionisten erwies und seine Vergangenheit endgültig ver- leugnete, hat bier bei niemandem Staunen erweckt, da man ihn nur noch als besten italienischen Nationalökonomen geschätzt hatte. Empfindlicher war der Verlust Ettore C i c c o t t i s, von dem musterhafte marxistisch« Schriften(so eine Studie über die Sklaverei vom Standpunkte des historischen Materialismus) und eine Uebersetzung aller Schriften von Marx , Engels und Lassalle stammen. Auch Ciccotti, der seinerzeit mit solcher Energie gegen den Tripolisfeldzug protestierte, ist in das Lager der Jnterventio- nisten übergegangen und hat an die Stelle des Marxismus einen sentimentalen, rhetorischen MazzinismuS gesetzt." Schon der tripolitanische Krieg hatte den Rahmen der Partei durchbrochen, indem er das Ausscheiden der Reformisten herbei- führte, die sich übrigens noch heute als Sozialisten bezeichnen, ob. wohl sie mit dem Sozialismus nichts gemein haben. Der jetzige Krieg hat noch einmal ein« Säuberung der Partei diesmal eine endgültige herbeigeführt: alle zweifelhaften Elemente sind frei- willig oder gezwungen aus der Partei ausgeschieden, da alle Frak- tionen wenn von taktischen Unstimmigkeiten abgesehen wird ausnahmslos geschlossen und entschieden vorgingen. Man kann heute mit Sicherheit sagen daß die gesamt« sozialistische Partei Italiens gegen den Krieg ist... Der italienische Sozialismus hat de«.nationalen Block" nicht akzeptiert und die innere Einheit aller wahren Sozialisten aufrecht erhalten. T r e v e s. der Vertreter des rechten Flügels der Partei und ein Gegner der Orthodoxie des linken Flügels, schreibt fast täg- lich was früher unmöglich gewesen wäre imAvanti, dem Organ des linken Flügels nach dem letzten Kongreß. Die Partei kennt nicht die Aufgabe des Kampfes gegen den äußeren Feind, sie ist dem Kampf gegen den inneren Feind treu geblieben, und in diesem Kampf steht die Einheit der Partei über jedem Zweifel. Allerdings hat Mussolini eine Anzahl Sozialisten mit sich gerissen: zunächst viele Bourgeois, die sich dem Sozialismus ange- schlössen hatten, dann aber auch die sogen, revolutionären Syndi- kalisten, ferner Demokralen, Romantiker undIntellektuelle". Ihm folgte auch ein Teil der Arbeiter, die sich größtenteils aus Sym- vathie für das oemokratische Frankreich um das OrganPopolo d'Jtalia" gruppiert hatten.... Viele Arbeiter, die sich für Mussolini begeisterten, sind nach und nach von ibm abgefallen, als sie erkannten, in welchen Abgrund er sie herabzog. Was jedoch die offizielle sozialistisch? Partei betrifft, so hat sie keine Einbuße erlitten, da die Zahl der neueingetretenen Mitglieder nach dem Aus- bruch des europäischen Krieges, mehr aber noch nach der österreichisch - italienischen Kriegserklärung, wie nie zuvor gestiegen ist, was beson- ders bemerkenswert ist angesichts der ungeheuren Schwierigkeiten der jetzigen Zeit.... Kennzeichnend ist mich noch folgendes: Seit Be- ginn seines Erscheinens hat derAvanti" eine Rubrik für Samm­lungen zugunsten des Blattes eröffnet. Die Einnahmen waren sehr bescheiden und ergaben jährlich nicht mehr als einige hundert Frank Jetzt jedoch sind seit Kriegsausbruch ca. 60 000 Frank auf diese Weise eingelaufen. Jeder sandte seine kleine Spende mit irgendeinem Wunsch:Es lebe die Internationale!"Beste Wünsche für euer Blatt!"Als Zeichen der Zustimmung für eure Halwng!" usw. Man erzählte mir in Italien , daß diese Rubrik die Zensur besonders be- unruhigt. In der Spalte derWünsche" sind die meisten weißen Flecks, aber die Namen der Spender und die Summen, die sogar von der Front kommen, bleiben stehen, und diese Daten sprechen lauter als jede Statistik._

dieVieöereinberufung ö erDuma Von den russischcm bürgerlichen Parteien, die in der letzten Augustsession in heftige Opposition zur Regierung traten und der starken Unzufriedenheit im Lande Ausdruck gaben, haben bisher nur die P r o g r e s s i st e n den Mut ge- funden, die Duckmäuferpolitik desliberalen Blocks" zu durch- brechen, der auf die Fußtritte der Regierung und der immer unverschämter auftretenden Rechtsparteien mit demütigem Schweigen und völliger Passivität antwortete. Mit ihrer, von uns bereits gemeldeten, demonstrativen Abberufung ihrer Vertreter aus denbesonderen Beratungen" bei den Mini- sterien hat die Fraktion der Progressisten einen enffchiedenen Schritt in'der Richtung der Wiederaufnahme des Kampfes gegen die Regierung getan. In ihrer aus diesem Anlaß ver- öffentlichten Deklaration bezeichneten die Progressisten diesen Schritt als eine Antwort auf die ungesetzmäßige Hinaus- schiebung der spätestens für Ende November angekündigten Wisdereinberufung der Duma. Aber auch unabhängig davon bezeichneten sie ihre Mitarbeit in bureaukratischen Jnsti- tutionen, die nur als Deckmantel für Willkürherrschaft der Regierung mißbraucht wurden, als eine enorme Schädigung

der Volksvertretung.Sie paralysiert die Kontrollfunktrone» der gesetzgebenden Kammern, untergräbt die Autorität der Volksvertretung, indem sie ihr eine Verantwortung zuweist, die sie nicht zu tragen vermag, und gibt sie Vorwürfen preis, von denen sie frei sein muß." Mit diesen entschiedenen Worten wiesen die Progressisten jede weitere Zusammen- arbeit mit der unverantwortlichen Regierung selbst auf dem Gebiete der Kriegshilfe zurück. Nun tritt die Fraktion der Progressisten mit einer neuen Deklaration in Form eines Rechenschaftsberichts für die letzten drei Monate an die Oeffentlichkeit, um ihre Gegnerschaft gegen die Regierungspolitik ausführlicher zu begründen. Die am 16. September stattgesundene Vertagung der Duma heißt es in diesem Bericht hinderte die Volksvertretung daran, die Beratung der Militärzensurvorlage zu beenden und die Berichte über das neue Revisionsstatut zu� prüfen, das eine längst ersehnte Ordnung in die Kontrolle über die Ver- ausgabung der Staatsnnttel hineintragen sollte. Der Reichsrat konnte aus demselben Grunde die Vorlage Wer die progressive Einkommensteuer nicht erledigen. In den drei Monaten nach der Vertagung der Duma heißt es in dem Bericht weiter hat sich vieles zum Schlechten verändert. Das Land, märchenhaft reich an Kohle. Naphtha und Wald, leidet Mangel an Heizmaterial; obwohl das Land eine ungeheure Menge Korn, Vieh, Zucker, Butter usw. erzeugt, leiden viele Ortschaften Not�an diesen Pro­dukten und eine drückende Teuerung lastet über dem ganzen Reich. Maßnahmen, wie das Verbot der Ausfuhr von Pro- dukten aus vielen Ortschaften oder die Uebergvbe des halben Eisenbahnnetzes in die Verwaltung der Militärbehörden haben die Lage nur noch verschärft und einen günstigen Boden für Mßbräuche geschaffen. Die finanziellen Maßnahmen, die zu dieser Zeit ge- troffen wurden, haben ihren Zweck nicht erreicht und stehen hinter den überwältigenden Bedürfnissen, die der Krieg ge- schaffen, weit zurück.... Es war klar, daß die Einberufung der Duma unter diesen Umständen der Regierung nicht erwünscht sein konnte. Die Duma hätte die Regierung scharf kritisiert; sie hätte von ihr Rechenschaft und Bewegungsfrei- heit für die Selbsttätigkeit des Volkes for- dernmüssen. Alle verstanden heißt es in dem Bericht wörtlich, daß die Duma nötig war nicht bloß zur Prüfung des Bud- gets, sondern auch zur Organisierung des Landes, zur Schaf- fung der Bedingungen, die erforderlich sind für die Entwicke- lung der Selbsttätigkeit des Volkes und die höchste Anspan- nung aller seiner Kräfte, die der Krieg fordert. Alle erkann- ten klar, wie notwendig es jetzt ist, daß die Volksvertretung die gesamte Tätigkeit der Regierung sowohl für die Ver- sorgung der Armee wie für die Aufrechterhaltung der Ord- nung im inneren Wirtschaftsleben des Landes sorgfältig überwachen soll." Die fortgesetzte Hinausschiebung der Einberufung der Duma hat diese so dringend notwendige Tätigkeit der Volks- Vertretung unterbunden. Diese Tatsache erklärt die Fraktion der Progressisten als ausschlaggebend für die Richtung ihrer jetzigen und künftigen Taktik. Man geht Wohl nicht fehl, in diesen Worten eine offene Kampfansage der Pro- gressistenpartei an die Regierung zu sehen. Zwar steht diese Partei im bürgerlichen Lager noch ziemlich isoliert, da die Majorität der Kadettenpartei unter der Führung M l l- j u k o w s diese angeblichimpressionistische" Politik vor- läufig ablehnt und es vorzieht, von den künftigen Errungen- schatten ihres Blocks mit den Oktobristen zu träumen. Aber abgesehen davon, daß die Progressistenpartei, als Vertretung der kapitalkräftigsten bürgerlichen Schichten, schon allein eine beträchtliche Macht repräsentiert, kann von der weiteren poli- tischen EntWickelung erwartet werden, daß die Forderungen der Progressisten bald denselben Widerhall im Lande finden wie ihre' Forderungen vor dem Zusammentritt der Duma im verflossenen Herbst. Unter diesem Gesichtswinkel erscheint das jetzige Auftreten der Progressistenpartei als symptomatischer und bedeutsamer Auftakt zu der bevorstehenden Einberufung der Duma.__ Die amerikanischen Rüftungspläne. Amsterdam , 4. Januar. (W. T. B.) Hier eingetroffenen amerikanischen Blättern zufolge ist in«den Pittsburger Eisengießereien ein Streik ausgebrochen, durch den die Munitionslieferungen an die Alliierten verzögert werden. Die Fabrikbesitzer versuchen eine Beilegung des Streiks. Ferner berichten diese Blätter, daß Senator Kenyon eine Vorlage für Besteuerung der Gewinne eingebracht hat, die durch Lieferungen für Kriegszwecke in Europa erzielt worden sind. Die Einnahmen aus dieser Steuer sollen für die nationale Verteidigring verwendet werden. Durch einen weiteren Gesetzentwurf, den Senator Kenyon einge- bracht hat, soll den Schiffen, die Munition befördern, ver- boten werden, Passagiere aufzunshmen. Kenyon erklärte, die Rüstungspläne in Amerika seien erst dadurch notwendig ge- worden, daß fremde Nationen durch'die amerikanischen Muni- tionsverkäuse gereizt worden seien. Freigabe von Deutschen . Washington , 3. Januar. (W. T. B.) Reutermeldung. Auf daS Ersuchen der Vereiniglen Staaten gab die ftanzösiiche Regierung den Auitrag, die Deutschen , die kürzlich von einem sran�östschen Kreuzer bei Puertorico an Bord amerikanischer Schisse gefangengenommen wurden, frei zu lassen.

Lette Nackrichten. Der montenegrinische Kriegsbericht. Paris , 4. Januar. (W. T. B.)(Meldung der Agence HavaZ.)' Ein aus Cetinje heute eingetroffener montenegrinischer Heeresbericht besagt: Arn 2. Januar schlugen wir während des ganzen Tages An- griffe in Richtung Wojkovac zurück. Wir nahmen die Stellung von Bogicevic wieder, jagten den Feind in die Flucht und fügten ihm ernste Verluste zu._ Die Fvrdsche Friedensexpedition. Frankfurt a. M., 4. Januar. (W. T. B.) DieFrankfurter Ztg." meldet aus Kopenhagen : Durch das Entgegenkommen der deut- schen Behörden darf die Fordsche Friedensexpedition durch Deutschland nach dem Haag reisen. Die Mitglieder der Expedition dürfen den Sonderzug in Deutschland nicht verlassen und keine beschriebenen Papiere, Drucksachen und photographischen Apparate mitführen. Die Mitglieder erhalten vom deutschen Generalkonsulat in Kopenhagen die Pässe. Die Abreise aus Kopenhagen erfolgt am Freitag. Die meisten Teilnehmer kehren am 12. Januar mit dem DampferRotterdam " der Holland-Amerika-Linie nach New Dort zurück. Nur eine Friedensdelegation bleibt im Haag zurück.