Minister ohne Poriefeuille, Barzilai, die Gewitzheit und die Notwendigkeit eines grohen Erfolges der nationalen Anleihe her- vor. Er sprach sodann von den Ereignissen am Balkan und sagte: Der Z u s a m in e n b r u cb Serbiens und derjenige Monte- negroS. der unglücklicher weife beinahe unvermeidlich ist, vermehren nach demjenigen Belgiens seltsam die harten Aufgaben des Vierverbandes, wenn der Sieg unfehlbar die Erfüllung aller Aufgaben sowohl der geistigen wie der sittliche» bedeuten toll, die zusammen mit der Verteidi- gung der politischen und wirtschaftlichen Interessen in erster Linie den Krieg rechtfertigen. Der traurige Epilog heule ist schon lange unabwendbar be- schlössen worden, als angesichts der klar ausgesprochenen deutsch - österreichischen Umtriebe im Orient den Alliierten ein gemeinsamer und voraussehender Balkanplan fehlte, wie dies der Minister eines alliierten Staates offen zugegeben hat. Ein anderer Minister hat schon voller Lohalität anerkannt, dag keineswegs Italien am meisten für den Mangel an Voraussicht der sich vorbereitenden Er- eignisse verantwortlich ist. ES war also eine grojze Illusion, zu glauben, daß man nach der Niederlage Serbiens durch späte und nicht im Ber- hältnis stehende Hilfeleistungen das Schicksal Montenegros würde ab- wenden können und eine sehr große Illusion, daß man den Lovcen ent- setzen könnte, ohne das gesamte benachbarte Königreich zu retten, Die Hilfe in letzter Stunde fehlte ihm nicht, aber man konnte ihr nicht vor seinem Tewisien eine entscheidende Wirksamkeit znsprechen. Wenn die vorübergehende Vergewaltigung dieses heroischen Landes ohne Zweifel auch einen schmerzlichen Schick salsschlag in der gemeinsamen Bilanz darstellt so kann doch die Ueber- schätzung der Bedeutung des Lovcenberges. die fremden Strömungen oder unseren irrtümlichen Eindrücken zuzuschreiben ist, nicht vor der Prüfung durch die Wirklichkeit besteben.... Wenn die Mittel zur völligen Rettung von Montenegro — die 200 000 bis 300 000 Mann erfordert hätte und eine vielfach so große Anstrenguliz, um mit ihnen in Verbindung zu bleiben— so wäre der Lovcen, ob bewaffnet oder unbewaffnet, doch mit dem übrigen Eiclände in die Hände des Feindes gefallen. Der unausbleibliche sieg der Waffen der Alliierten wird die Ergebnisse dieses kühnen Handstreiches ebenso zu Nichte machen wie die anderen bemerkenS- werteren, die der Feind aus der Notwendigkeit heraus, den Frieden zu beschleunigen, ausgeführt hat. Damit aber die unbestreitbare lleberlcgenheit der Möchte deS VicrverbandeS an Menschen, wirt- schastlichen und finanziellen Hilfsmitteln und Schiffen nicht wirkungslos und vergeblich wird, ist ein enges, dauerndes, unzerstörbares einheitliches Vorgehen erforderlich. Die jetzigen Ereignisse sind die unvermeidliche Folge von Fehlern einer Zeit, die der Vergangenheit an- gehört. Aber glücklicherweise weisen viele Anzeichen darauf hin, daß die Auffaffung von einer einzigen Front, von einem einzigen Krieg und eiucm gemeinsamen Schicksal unter der Wirkung der schmerz- lichen Erfahrung große Fortschritte gemacht hat...
Der französische Tagesbericht. Paris , 15. Januar. (W. T. B) Amtlicher Bericht von Freilag nachmittag. Schwache Artillerietätigkeit während der Nacht. Südlich von der Somme im Abschnitte von LihonS griff eine unserer �itronillen eine deutsche Patrouille an, die enlfloh und zwei Tote und einen Verwundeten liegen ließ. In der Champagne nahmen wir deutsche Truppen in den Verbindung»- gängen und Schützengräben am Hügel von MeSnil unter Feuer und zerstreute» sie. Paris , 15. Januar. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Freitagabend. In Belgien hat da? auf die feindlichen Werke rördlich von Steenstraate gerichtete Feuer unserer Artillerie zwei starke Explosionen hervorgerufen. Nördlich der AiSne haben wir einen ProvianttranSport in dem Abschnitt Chivh nordöstlich Vailly unter Feuer genommen. Südlich von Berry au Bac ließen wir bei dem Hügel 103 eine Mine springen, die die Minenarbeiten des Gegners vernichtete. Zwischen de» Argonnen und der Maas haben unsere großkalibrige» Geschütze ein feindliches Blockhaus in der Gegend von Farges zerstört. Belgischer Bericht: Artilleriekampf, besonder» im Zentrum des belgischen Abschnittes. Der Bombenkampf wurde in der Gegend von steenstraate wieder aufgenommen. Der rusilsihe Generalsiabsbericht. Petersburg, IS. Januar. fW. T. B.) Amtlicher Bericht vom 11. Januar. Westfront: Keine Veränderung. Kan kasusfront: Im Laufe der Kämpfe an dieser Front haben wir mehr als 800 Mann. 1 Geschütze und ein« Menge MunitionS listen erbeutet. Eine kurdische Abteilung, die in die Gegend nordwestlich von Ardjisch vorgestoßen war, wurde nach Osten zurückgeworfen._ Melöung der italienischen Heeresleitung. Rom , 15. Januar. kW. T. B.) Amtlicher Kriegsbericht vom Freitag. Im Abschnitt zwischen der Sarca und der Etsch besetzten ivir zum Schutze von Loppio am Eingang des CrestataleS gelegene Stellungen und befestiaien sie. Im Terragnolotale fuhr die feindliche Artillerie am 12. fort, Brandbomben zu schleudern. ohne uns Schaden zuzufügen. In dem bergigen Abschnitt nördlich vom Suganalal führle die Tätigkeit unserer Abteilungen zu einigen für uns günstigen Zusammenstößen mit feindlichen Gruppen. Im Hochcordevole wurde die Anwesenheit de» Gegners in Zorz fest- gestellt. Unsere Artillerie beschoß das Dorf, setzte es in Brand und iiieb die Truppen, die es besetzt hielten, in die Flucht. Die militä- reichen Werke auf dem Predilpaß wurden gleichfalls mit gutem Er- iolge von uns unter Feuer genommen. Auf dem Karst zeigte die feindliche Artillerie, die von der nnserigen systematisch bekämpft wird, gestern weniger Tätigkeit. Die Befestigungsarbeiten wurden fort- gefetzt. General C a d o r n a. Meldung des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 15. Januar. (W. T. B.) Das Haupt- a uar tier ineldet von der K a u ka s u s f r o n t: In der Nacht zum 10. Januar begann der Feind zunächst mit ge- ringen Kräften Angriffe und Ueberfälle gegen die linke Flanke unseres Zentrums. Diese Versuche wurden abge- ichlagen. Der Feind ging vom 1l. und IL. Januar ab mit neuen Verstärkungen zu einer allgemeinen Offensive auf einer Front von 150 Kilometern zwischen dem Karadaghberg sudlich vom Arasflutz und Jchhan südlich von Milo vor. Die Kämpfe, die sich dort seit nahezu fünf Tagen in heftigster Weise entwickeln, nehmen einen für uns günstigen Verlauf dank der unvergleichlichen Tapferkeit unserer Soldaten, die in fast allen Abschnitten zum Gegenangriff übergehen. Nach dem zuletzt eingetroffenen Berichte läßt sich der Verlauf der in jedem Abschnitt gelieferten Kämpfe wie folgt zusammen- fassen: Erstens: Die am 9., 10. und 11. Januar wiederholt von den Nüssen mit geringen Kräften in dem Abschnitt der Gegen- den von Jchhan bis zum Lauf des Jd unternommenen An- griffe wurden von unseren Truppen mit dem Bajonett ab- gewiesen. Sie töteten Hunderte von Feinden. Zweitens: In der Nacht zum 12. Januar griff der Feind mit starken Kräften die vorgeschobenen Stellungen in dem Abschnitt zwischen dem Arasfluß und dem südlich davon ge-
legenen Berg Karadagh an. Unsere Truppen, die sich hier vierfach überlegenen Kräften gegenüber befanden, begegneten den feindlichen Stürmen nicht nur mit Festigkeit, sondern gingen an einzelnen Punkten zum Gegenangriff über und fügten dem Feinde schwere Verluste zu. Am 13. Januar vor- mittags wurde ein vom Feinde unternommener heftiger An- griff nach einem erbitterten Kamps zwischen der beiderseitigen Infanterie und der beiderseitigen Artillerie von uns mit kräftigem Feuer empfangen. Er scheiterte vollkommen. Am Nachmittag griff der Feind von neuem alle unsere in diesem Abschnitt gelegenen vorgeschobenen Stellungen an. Die Russen, die in einige unserer Schützengräben hatten ein- dringen können, wurden mit dem Bajonett abgewiesen. Drittens: In der Nacht des 11. Januar griff der Feind unsere Stellungen in dem Abschnitt zwischen dem Nordlauf des Aras bis zum Narmanpaß an. Ein Teil der vorgescho- benen Stellungen befindet sich auf dem östlich von Azab ge- legenen Hängen, die der Feind besetzt hatte. Er wurde im Anschluß an unsere Gegenangriffe wiedererobert. Wir fügten dem Feinde bei dieser Gelegenheit ziemlich schwere Verluste zu und erbeuteten eine große Menge von Waffen und zwei Ma- schinengewehre. Eine unserer Abteilungen, die von über- legenen feindlichen Streitkräften nördlich Kizlar Kale um- zingelt wurde, schlug sich tapfer durch die feindliche Linie durch und zog sich in ihre alten Stellungen zurück, indem sie den Russen gleichzeitig ziemlich schwere Verluste zufügte. Am 13. Januar nachmittags mußte der Feind nach einem von uns gegen ihn gerichteten Angriff östlich Azab einen Teil seiner Stellungen aufgeben. Ein anderer Angriff, den wir nord- östlich von dieser Gegend und östlich von Kizlar Kale aus- führten, konnte infolge eines Schneesturms nicht weiter ge- führt werden. Viertens: In der Nacht des 12. Januar beiderseitiges Gewehrfeuer und Bombenwerfen in dem Abschnitt zwischen Narmanpaß und Jchhan. Ein Uebcrfall des Feindes am 2. Januar vormittags bei Arab Gadog wurde abgeschlagen. Die Russen verloren über hundert Tote. Am 13. Januar führten zwei russische Angriffe bei Karadagh südlich Kegig zu einer vollkommenen Niederlage des Feindes. Im Verlauf des letzten Kampfes warfen sich unsere Offiziere mit dem Revolver in der Faust und unsere Grenadiere mit Hochrufen unter den Klängen der Nationalhymne auf die feindlichen Truppen und zwangen sie zu einer regellosen Flucht. Die in diesem Abschnitt gemachten Gefangenen erklären, daß in den viertägigen Kämpfen jedes ihrer Regimenter zum mindestens achthundert Mann Tote gehabt habe. An den anderen Fronten keine Veränderung.
�Die Freiheit der Meere*. Berlin , 15. Januar. (2B. T. B.) Das englische„Foreign Office" verbreitet folgende Nachricht: Vor einiger Zeit schon seien Einzelheiten veröffentlicht worden, welche zeigten, daß die Deutsche Regierung die„Freiheit ber Meere" nach ebendenselben Prinzipien handhabte, deren Ver- letzung sie der englischen Regierung vorwerfe. ES werde daran er- innert, daß schwedische Schiffe mit Klarierungspapieren in schwe- discher und deutscher Sprache versehen sein müßten, auch müßten die schwedischen Zollbehörden die Abfahrt von Schissen aus Schweden telegraphisch nach Berlin melden und müßten gleichzeitig mitteilen, daß dies« Schiffe keine Bannware als Laoung führen. Jetzt zeige sich, daß schwedische Schiff« trotz dieser Maßregel häusig mit einer Prisenbesatznng nach Swinomünde geschickt würden» wo sie sich einer Untersuchung von mindestens 48 Stunden zu unter- ziehen hätten. Seit Einrichtung der Untersuchungsstelle in Swine- münde seien so etwa 500 bis 600 Schiffe untersucht worden. Eine Untersuchung finde jedoch dann nicht statt, wenn die Papiere in Ordnung seien. Obgleich nun dieses Resultat auch am Sund von den Offizieren der deutschen Wachboote erreicht werden könnte, würden dennoch die Schiffe gezwungen, nach Swinemünde zu laufen. Man habe den Zweck dieser Einrichtung noch nicht ganz durch- schaut, sckwedische Kapitäne glaubten jedoch, die Einrichtung sei ge- schaffen, um den nordischen Nationen auf diese Weise die deutsch - Seegewalt vor Augen zu führen. Bei der deutschen Regierung sollten viele Reklamationen einge- laufen sein, durch ivelche Schadenersatz dafür verlangt würde, daß Schiff« nach Swinemünde hätten einlaufen müssen, obgleich sie mit Freigut beladen gewesen seien. Von besonderer Seite wird dem W. T. B. hierzu geschrieben: Es erübrigt sich eigentlich, auf diese englische Anzapfung einzu- gehen, denn wer lesen kann und verstehen will, versteht auch ohne Kommentar. Die Nachricbt ist jedoch in einem Punkt nicht un- wichtig. Bekanntlich hat die englische Regierung über Deutschland eine sogenannte Blockade verhängt. Ist es da nicht recht merk- würdig, daß die englische Regierung nun selbst veröffentlicht, daß etwa 600 bis 600 Schiffe von deutschen Seestreitkräften nach einem deutschen Hafen eingebracht worden seien? In dankenswertester Weise illustriert die englische Regierung hierdurch ihr am Tag« vor dieser Veröffentlichung erschienenes Weißpapier, indem sie offen zugibt, daß die englisch « Blockade weder effektiv sei noch jemals effektiv werden könne. Wenn im übrigen die englische Regierung, die allem Anschein nach endlich an die Beantwortung der amerikanischen Note vom 5. November denkt, noch einen Präzedenzfall sucht, um damit den Vorwurf der Seeräuberei abzuschwächen, so kann darauf hinge. wiesen werden, daß die von deutscher Seite erfolgte Ausübung des ?lnhaltungS- und Durchsuchungsrechts und der Untersuchung in Swinemünde hierzu ganz und gar nicht geeignet sind. Die oeut- scheu Seestreitkräfte üben das ihnen zustehende Recht nur nach Maßgabe des bestehenden Völkerrechts aus, und die Anweisungen, die sie haben, unterscheiden sich in ihrem Inhalte durch nichts von der Instruktion, die die amerikanischen Seestreitkräfte während des Bürgerkrieges hatten. Die Mitteilung dieser Instruktion an die englische Negierung ist in dem Appendix I zur anieri. konischen Note erfolgt, deren Veröffentlichung jedoch bezeichnenderweise in den englischen Zei- tungen unterblieben ist.
Kriegskritik. In einer die Lage der kriegführenden Länder behandelnden Artikelserie kommt das sozialdemokratische Züricher„Volks- recht" vom 3. 1. zu dem Ergebnis, daß ein baldiger Friedens- schluß ebenso sehr im Interesse der Mittemächte wie deren Gegner liege, entwirft aber von der militärischen Lage der Mittemächte folgendes Bilo: Welches ist, nüchtern und unparteiisch gesehen, die militärische Lage, und welche Aussichten verspricht sie? Die Waffen der Mittemächte sind bisher im Westen wie im Osten erfolgreich gewesen. Die Niederwerfung Serbiens ist ihr neuester, nicht zu unterschätzender Triumph. Der Triumph liegt ebensosehr auf militärischem, wie auf po- litischem und wirtschaftlichem Gebiete. Die serbische Armee ist schon jetzt zum größten Teil vernichtet oder gefangen. Und zu diesem Minus für den Verband kommt als Plus für den Zweiverband der Anschluß der bulgarischen Armee— gut 400 000 Mann— und die Nutzbarmachung oer türkischen Volksiräfte durch die nunmehr ge- sicherte Zufuhr von Waffen und Munition. Die Türkei kann nun» mehr offensiv eingreifen. Der politische Erfolg liegt in der dauern- den Neutralität Griechenlands und Rumäniens . Wenn aber den- noch diese Mächte zu den Waffen greifen sollten, so sicherlich nicht gegen die Mittemächte.
I Der Balkanfeldzug ist für den Verband ver- f o r o n. Selbst wenn er, was kaum wahrscheinlich, eine halbe ! Million Truppen nach Saloniki, Albanien oder Tcdeatzatsch au»- schiffte(und welche Ersatz- und Verpslegungsschwierigkeiten würde das kosten, obendrein bei der Unsicherheit der Transvortschisfc im Mittelländischen Meer, aber auch bei dem ungeniertesten Verkehr), würden sie den Feind höchstens von Aktionen in Asien abzulenken vermögen, ihn niemals aber ernstlich bedrohen, geschweige die so wichtige Verbindung zwischen Wien und Konstantinopel wieder unterbrechen können. Auch etwaige vorderasiatische Expeditionen des Verbandes würden im besten Falle reinen Defensivcharakier tragen, niemals aber eine Niederwerfung auch nur der Türkei er- möglichen. Sind aber die Siegesaussichten des Verbandes auf den anderen Kriegsschauplätzen günstiger? Italien müht sich seit dem Mai vergebens, die österreichische Front zu durchbrechen. Die winzigen Fortschritte, die es bisher gemacht, stehen in keinem Verhältnis zu seinen gewaltigen Ver- lusten. Sicherlich kann Italien sagen, daß seine Offensive wenigstens durch Fesselung einer gewissen Truppenzahl seinen Verbündeten genützt habe. Aber, selbst wenn Italien unter enormen Opfern noch Äörz und Trieft, nach Riva und Trient gelangen sollte— hieße das etwa eine Entscheidung des Krieges herbei- führen? Aber auch wenn Italien letzt endlich ein paar hundert- tausend Mann nach Albanien , Saloniki oder Äleinasien schicken sollte— an dem schweren Mißerfolg des Balkanfeldzuges vermöchte es nichts mehr zu ändern. Nehmen wir die Westfront. Die letzte Offensive JoffreS doch nach der denkbar stärksten Artillerievorbereitung und mit ge waltigen Heereskräften aus breitester Front unternommen, ist, alc Durchbruchsversuch betrachtet, nicht minder gescheitert als alle früheren Experimente der gleichen Art. Und das, obwohl sie zu un- erwartetem Zeitpunkt kam, in einem Augenblick, wo man die beut- schen Verteidigungslinien erheblich geschwächt hatte, um die serbische Offensive durchzusühren. Wenn Joffre seine neue Offensive unter- nimmt, wird er noch stärkere und zahlreichere Schanzwerke nieder- ukämpfen. beträchtlich verstärkte Truppenmassen zu zersprengen oben. Aber selbst wenn wider Erwarten nach ungeheuren sran- zösischen Verlusten da oder dort ein wirkliches Durchstoßen sämt- licher deutscher Staffelungen gelänge— wäre das wenigstens die sichere Bürgschaft des„Sieges'? Was es mit dem Aufrollen einer so ungeheuren und von Millionenheeren verteidigten Front auf sich hat, das hat ja selbst Deutschland in Galizien und Polen er- leben müssen. Obendrein würde Deutschland nicht unter dein Munitionsmangel leiden, der zur russischen Katastrophe in Galizien geführt hat. E»n französischer Versuch, in Nordfrank- reich die Entscheidung zu erzwingen, würde aller Voraussicht nach Frankreich nur viele hundert- tausend Tote und Verwundete kosten, aber keinen ernst lichen Gewinn eintragen. Und im O st e n? Rechnen wir mit dem für Rußland günstigen Fall, daß es bis zum Frühjahr seine Armeen retabliert und so reichlich mit Ersatzmannschaften aufgefüllt hat, daß es zu einer ernstlichen Offensive großen Stils übergehen könnte. Starke Kräfte müßte es ja außerdem noch gegenüber Bulgarien , der Türkei in Europa und im Kaukasus , Persien und Afghanistan mobil ballen — aber rechnen wir immerhin mit der Möglichkeit einer starke» Kraftentsaltung gegen die deutsch -österreichischen Truppen. Würde aber diese russische Offensive mehr Erfolg versprechen als die fron- zösische? Kaum, denn nach dem siegreich beendeten serbischen Feld- zug kann die Besetzung des okkupierten Landes und die Abwehr der etwaigen Angriff« des Verbandes ziemlich restlos Bulgarien und der Türkei überlassen werden, so daß die starken tn Serbien ver- wendeten Streitkräfte der Mittemächte bald abgelöst sein werden und an jeder anderen Front gesetzt werden können. Es könnte deshalb umgekehrt sogar zu einer neuen energischen deutsch -östcr- reichischen Offensive roinlnen! Ist aber für den Augenblick und die nächsten Monate kein Erfolg gegen die Mittemächte zu erwarten, worauf hofft man denn sonst? Auf die Aushungerung Deutschlands ? Darauf hoffen ein- sichtigere Gegner Deutschlands schon lange nicht mehr. So ba: zum Beispiel der Senator Charles Humbert in„Le Journal" über dies« Dinge so verständige und aller Illusionen bare Ausführungen gemacht, daß wir seinen Artikel einfach abschreiben könnten. Aber wir wollen uns kurz fassen und nur kategorisch erklären: An Hunger und Munitionsmangel ainge Deutschland nicht zugrunbo und wenn der Krieg noch diverse Jahre dauerte. Fette und einzctne Nahrungsmittel sind knapp, aber am Nötigsten mangelt es nicht. wenn auch die Preise erheblich gestiegen sind. Aber diese Preis» steigerung ist in allen kriegführenden Ländern zu beobachten. Ebensowenig aber sollte man sich im Vertrauen auf die un. bestreitbar vorhandenen russischen und zum Teil auch englischen Mannschaftsreserven auf den unausbleiblichen Erfolg des„A u s- reibungs- und Erschöpfungskrieges" verlassen. Auch vor solcher Selbsttäuschung hat ja Humbert bereits eindringlich geivarnt. Deutschland verfügt noch über Millionen unausgebildeier Wehrfähiger, die ins Feld geschickt werden können, und in Oester- reich-Ungarn steht's nicht anders. Einem Aufreibungskrieg würden also die Mitte in ächte sicherlich ebenso lange wider st ehe n könnenwieFrankreich, aufjedenFallaberlänger. als die Entente den Krieg moralisch und finan- ziell auszuhalten vermöchte. Wir dürfen das um so rücksichtsloser aus- sprechen, als wir selbstverständlich gar nicht daran denken, etwa umgekehrt die Lage Deutschlands und Oesterreichs schön färben zu wollen. der ,/toatiti* zum französischen Parteitagsbeschluß. In einem Leitartikel bespricht der„Avanti" da» Ergebnis deS jüngsten französischen Parteitages. DaS Zentralorgan der italienischen Partei stellt fest, daß das undemokratische, reaktio- näre Vorgehen der französischen Partei, die den Verlauf des Kongresses hat geheimhalten wollen, niemand wundern könne; es entspreche der Stellung der Partei, die die Mitarbeit der Re- gierung und der herrschenden Klassen angenommen und ihre besten Mitglieder in die Regierung entsandte. Logischerwcise kann die französische Partei sich nicht mehr um den Sozialismus. um das Recht, um die Gerechtigkeit bekümmern und um so weniger ums proletarische Interesse. Das Manifest der französischen Partei wird vom„Avanti" folgendermaßen zusammengefaßt und kommentiert: 1. Die französische Partei hat die Absicht, ihre Politik der Mitarbeit mit der Regierung weiterzuführen. Somit bestätigt die französische Partei die Mitverantwortlichkeit de? französischen Proletariats für die militaristische Politik der bürgerlichen Klassen nicht nur bis zum Friedenschlusse, sondern auch während der Friedensverhandlungen und über sie hinaus, und so wird die französische Arbeiterklasse für alle Folgen verantwortlich gemacht, die der Krieg und die aus ihm entstehenden Verhältnisse auf die innere und äußere Politik haben mögen. Furchtbare Verantwortlichkeit! Wir erinnern daran, daß— und zwar ist eS nicht so lange her— die französisch« Bourgeoisie auf daS begeisterte„Nack; Berlin ! Nach Berlin !" sich nach Versailles hat zurückziehen müssen, und die Pariser Plebs hat die Kommune gemacht. Würde sich der Fall wiederholen, mit wem wären die Sozialisten der „union sacree"(helligen Einheit), mit Thiers oder mit den Kommunarden? 2. Tie französische sozialistische Partei, die an der Regierung der Nation teilnimmt, hat ihr Programm der internationalen Politik festgestellt. Befteiung der kleinen, unterdrückten Völker,