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Nr. 19. 33. Iatirnang.
M\m des JonuörtD" Kerlim pollislilott,
Donnerstag. 20. Jannar 1916.
Zur Abwehr. Von Otto Braun  . Im Anschluß an die Veröffentlichung der Beschlüffe der Landes- kommifsion der Sozialdemokratie Preußens in Nr. 17 desVorwärts" vom IS. d. Mts. haben sechs Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses eine Erklärung erlassen. in der sie zur Motivierung ihrer von dem Beschluß der Landes- kommisfion abweickenden Stellungnahme darauf hinweisen, daß sie als Richtschnur siir ihre Tätigkeit nur das Parteiprogramm und die Beschlüsse der nationalen und internationalen Parteitage anerkennen können. Diese Erklärung involviert den Vorwurf gegen die Landes- kommiision und die Minderheit der Landtagsfraktion, daß sie von der Fraktion eine Abweichung von dem Parteipropramm und den Parteitagsbeschlüssen verlangt hätten und durch ihre Stellungnahme selbst von dem Parteiprogramm und den Beschlüssen nationaler und internationaler Parteitage abgewichen seien. Das nötigt mich, gegen diele Erklärung mit einigen Zeilen Stellung zu nebmen und den in ihr enthaltenen Vorwurf mit allem Nächdruck zurückzuweisen. Ich fordere die sechs Genossen auf, klar und unzweideutig zu erklären, von welcher Bestimmung unseres Parteiprogramms, von welchem Beschluß eines Parteitages oder internationalen Kongresses die Mehrheit der Reichslagsfraktion bei ihrer Stellungnahme am 4. Angust 1914 und die Landeskommission und die Minderheit der Landtagssraktion bei ihrer neuerlichen Stellungnahme zu der von unserer Partei im Landtage einzuschlagenden Politik ab- gewichen sind. Ich behalte mir vor, wenn die sechs Genossen die verletzten Programmpunkte und Parteitagsbeichliisse deutlich bezeichnet haben, auf die Angelegenheit zurückzukommen. Im übrigen.: Wie liegen die Dinge? Gegenstand der Verhandlung in der letzten Sitzung der Landes- kommifsion war die ErNärung, die die Mehrheit der Fraktion im Abgeordnetenhause zur Friedensfrage abgeben wollte. Der Inhalt dieser Erklärung hat weder mit dem Parteiprogramm noch mit Partei- tagsbeschlüsien etwas zu tun. Seine Beurteilung ist lediglich eine Frage der Feststellung von Tatiachert und ihre Bewertung. Während die Mehr- heit der Fraktion der Auffassung ist, daß die deutsche Regierung ihre Friedensbereilschakt ebensowenig wie die Regierungen der mit uns kriegführenden Länder erklärt habe, steht die Landeskommission in ihrer überwälltaenden Mehrheit und mit ihr die Minderheit der Landtagsfrakuon aus dem Standpunkt, daß der deutsche Reichskanzler ab iv eichend von den leitenden Staatsmännern den feindlichen Länder die Bereitwilligkeit Deutschlands   zu Friedensverhandlungen kundgetan hat. Die Regierungen Ruß- lands, Frankreichs   und Englands haben klar und unzweideutig erklärt, daß sie nicht eher von Frieden reden wollen, bis ihr Kriegs- ziel, die Niederwerfung Deutschlands  , erreicht sei. Selbst die franzö- fischen Genossen bekennen sich mit phrasenhafter Verbrämung zu diesem Kriegsziel, denn auch sie wollen nach ihrem letzten Partei- tagsbeschluß nicht eher von Frieden reden, als bis der preußische Dniitarismus vernichtet und Elsaß-Lothringen   wiedererobert ist. Demgegenüber bat der deutsche Reichskanzler im Reichstage erklärt, daß er jederzeit bereit sei. über Friedensvorschläge zu verhandeln und hat weiter die Verantwortung für jeden Tag, den dieser schreck- liche Krieg länger dauert, ausdrücklich den Friedensverhandlungen abgeneigten Ententemächten zugeschoben. lieber die Friedensbereitschaft Deutschlands   besteht auch bei den gegnerischen Regierungen kein Zweifel. Die sechs Genossen tun daher den klar zutage liegenden Tat sacheir..Gewalt an. wenn sie in ihrer im Landlage verlesenen Er« klärustg'hinsichtlich der Friedensbereitschaft die deutiche Regierung mit den'feindlichen Regierungen auf eine Stufe stellen. Dadurch dienen sie nicht dem Frieden. Inwieweit ihnen dabei das Parteiprogramm und Parten tag-Zbeschlüsie zur Richtschnur gedient haben, ist nicht recht ersichtlich. Mir ist kein Satz des Parteiprogramms, auch kein Beschluß eines sozialdemokratischen Parteitages oder eines internationalen sozia listischen Kongresses bekannt, der uns verpflichtet, Tatsachen auf den Kopf zu stellen. Und darum, um weiter nichts bandelt es sich bei dem in Frage stehenden Teil der im Landtage verlesenen Erklärung der Fraktionsmehrheit. Gegen dieses Vorgehen haben sich die Landeskommission und ich mit drei weiteren Fraktionsmitgliedern ausgesprochen. Wenn die sechs Genosien noch der Landeskommission das Recht bestreiten, der Fraktion die Politik vorzuschreiben, dann führen sie damit einen irreführenden Luflhteb aus; denn die Landes- kommifsion hat bei ihren Beratungen mit der Fraktion keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie das Recht, der Fraktion bindend ihre Taktik vorzuschreiben, für sick> nicht in Anspruch nimmt. Die Landeskommission als oberste Organisationsinstanz vor dem Paneiiag hat indes das Recht, zur Landespolitik und der Tätigkeit der LandlagSfraktion Stellung zu nehmen, ist sie doch früher selbst von der Fraktion dazu angerufen worden. Sache der Fraktion ist es dann, mit eigener Verantwortung vor der Gesamtpartci zu entscheiden, ob sie den Beschlüssen dieser Organisationsvertretung Rechnung tragen will. Die 6 Genossen haben sich wohl nicht ganz aus den Standpunkt des einen unter ihnen gestellt, der bereits am Tage vor der Tagung der Landeskommission in der Fraklionssitzung erklärte, ihn könnten Be- schlüsse der Landeskommission nicht berühren, er pfeife aus die Landeskommission; immerhin haben sie doch im weient- lichcn ihren von dem der Organisationsvertretung abweichenden Standpunkt aufrecht erhalten und im Parlament danach gehandelt. Formell waren sie dazu berechtigt. Ob sie auch im Interesse der Partei und des preußischen Proletariats handelten, wird später ent- schieden werden. Genosse Braun hat e» auffällig eilig, sich der preußischen Landeskommission anzunehmen, die doch eigentlich selbst ihre Sache führen köimle. Für das Verfahren der Anhänger der.Politik der Reichstags- fraktton", speziell soweit sie der Minderheit der LandlagSfraktion angehören, ist Brauns literarischer Eifer charakterlstisch. Die iechs Mitglieder der Fraklionsmehrheit begnügten sich bei ihrer Antwori auf die Erklärung der Landeskommission mit knapp vier Zeilen. Das Mitglied der Fraktionsminderheit Harnisch be- nötigte zu seinem Abrücken von den Sechsen schon mehr als des zehnfachen Raums. Und nun kommt heule als Nummer 2 der Minderheit Genosse Braun mit einem ganzen Artikel. Wenn das so weiter geht, kann die Erklärerer sich noch ganz niedlich aus- wacbien. . Zudem muß sich Braun sofort einer Entstellung bedienen, um seine Erklärung wenigstens mit dem Schein der Berechtigung zu umkleiden. Er liest in die Worte der Erklärung der Mehrheit der Landtagssraktion einen Vorwurf hinein, der gar nicht aus- gesprochen ist. Die Mehrheit erklärte einfach und mit gutem Recht, daß für sie nur Parteiprogramm und Beschlüsse der nationalen und internationalen Kongresse bindend seien, nicht irgendwelche Vorschriften der Landes- kommiision. Sie ließ eS dabei völlig dahingestellt, wie die.Politik der ReichstagSfraklion* vom Standpunkt der sozialistischen   Grund- sätze aus zu bewerten sei. S'e konnte sicb das auch um so ruhiger ersparen, als die.Poli ik der Reichstagsfraktion" ein sehr schwer zu definierendes Ding ist, da zahlreiche Reichstagsabgeordnele. die am 4. August 1914 mit der NcicbsiagSfraktion gegangen sind, die seit- dem eingehaltene Politik der Fraklionsmehrheit ganz anders be- urteilen. Und wenn es, wie anzunehmen, so weiter gehl, wird in
ein paar Monaten die besagte Politik nur noch ein Schatten sein, der der Vergangenheit angehört. Braun fordert nichtsdestoweniger die sechs Landtagsabgeordneten auf, ihm zu sagen, in welchen Punkten das so kautschukartige Ding, das er mit der Landeskommission die.Politik der Reichstags- sraktion" nennt, mit den Parleigrundsätzen und Parteibeschlüssen kollidiere. Die Genossen sollen das.klar und unzweideutig" tun. Dabei muß Gen sie Braun ganz genau wissen, daß zurzeit jede auch nur halbwegs klare Auseinandersetzung über sozialdemokratische Grundsätze in der Preise völlig unmöglich ist. Er muß wissen und weiß auch sicherlich, daß wir heute nicht einmal die betreffen- den Kongreßbeschlüsse und Kongreßreden abdrucken, geschweige sie erläutern können. Natürlich nur dann, wenn das in zustimmendem, rechtfertigendem Sinne geschieht; denn wenn man die Beschlüsse nur abdrucken würde, um von ihnenab zu- rücken" und sie zu verreißen, würde der ausgiebigsten Zitierung freilich nichts im Wege stehen. Brauns Aufforderung verrät also entweder eine politische Welt- fremdheit, die zum Erbarmen ist, oder aber die Absicht einer Ver- höhnung seiner Meinungsgegner, für dre kein Wort der Brand- markung zu scharf wäre. Wenn Braun behauptet, der Inhalt der Fraktionserklärung habe weder mit dem Parteiprogramm noch mit den Parteigrundsätzen irgend etwas zu tun, so mag das von den Grundsätzen gelten, wie e r sie versteht. Daß feine Privatansicht noch viel weniger Ge- meingelmng zu beanspruchen vermag, wie die der Landeskommission, sollte er sich selbst sagen. Daß wir uns mit Braun über seine Beurteilung der Friedens- bsreitschaft der V ö l k e r denn darauf kommt es ja allein an nicht auseinandersetzen werden, hätte er sich gleichfalls selbst sogen können. Denn einstweilen besteht ja leider noch das Verbot der Erörterung der Friedensbedingungen und aller damit in Zu- sammenhang stehenden Fragen. So wäre es beispielsweise un- möglich wir können ihm da jederzeit die Dokumente vor- legen auch nur seine, dem Sachverhalt durchaus widersprechende Darstellung der Beschlüsse der letzten sranzösischen Parteikonferenz durch schlagende Gegenbeweise zu entkräften. Immer wieder zeigt sich, daß heute die eine Seite das Blaue vom Himmel herunter behaupten kann, während die andre Seite den abenteuerlichen Behauptungen die Wahrheit nicht entgegen- zusetzen vermag. Man sollte eigentlich meinen, daß jeder anständige Politiker sich genieren sollte, in solcher Situation die nur einseitige Rede- freiheit ungebührlich auszunutzen. Aber man scheint auch in bezug auf poliiische Anstandsbegriffe toial umgelernt zu haben. Daß Braun Erwägungen solcher Art leider nicht zugänglich, be- weist seine Mitteilung aus einer Fraktionssitzung, wonach ein Fraklionsmitglied erklärt habe, es.pfeife auf die Landeskommiision". So wie Braun die Sache wiedergibt, ist sie auf Täuschung der Oeffentlichkeit und illoyale Stimmungsmache gegen das betreffende Fraklionsmitglied berechnet. Denn der Frevler, der dabei in Frage kommt ick, selbst bin es beiläufig, aber wirklich nur bei- läufig, nicht gewesen hat dabei, wie die der Bemerkung fol- gende ausgiebige Aussprache völlig zweifelsfrei ergab, natürlich nur sagen wollen, daß er von der Landeskommission niemals die Ent- ichließungsfrecheit der Fraktion beeinträchtigen lassen werde, daß er aber selbstverständlich gar nichts dagegen habe, daß die Landes- kommffsion ihre Auffassung zu der Streitfrage darlege und zur öffent- lichen Kenntnis bringe. Aber wenn es anständige polemische Mittel nicht mehr tun, muß eben zu minder einwandfreien gegriffen werden. Wie oberfaul muß es um eine Sache bestellt sein, deren Zweck derartige Mittel heiligen muß! _ H. S t r ö b e l. Mus öer Partei. Erklärung zum Heinc-Haafe-Konflikt. In der Polemik zwischen den Genossen Heine und Haase ist wiederholt auf die Vorgänge in der Neuköllner   Wahlvereins- Versammlung zurückgegriffen worden. Die Leitung der Ver- s a m m l u n g. die aus Anhängern der Mehrheit und Minderheit bestand, glaubt sich daher zu nachstehender Erklärung ver- pflichtet: Bezugnehmend auf die dunklen Aeußerungen des Genossen Heine dem Genossen Haase gegenüber stellt das Bureau fest, daß Haase nichts erörtert hat, das irgend den Parteigrundsätzen oder den Beschlüssen der Internationalen Kongresse oder der deutschen  Parteitage widersprochen hätte. Der stürmische Vorlauf der Versammlung ist hauptsächlich auf das Verhalten des Genossen Heine zurückzuführen, der die Ver- sammlung wiederholt zu Zwischenrufen herausforderte und dabei ein sonst unter Parteigenossen nicht übliches Verhalten an den Tag legte. Die Leitung des Bureaus sowie Genosse Haase haben sich wiederholt bemüht, die durch die Ausführungen des Genossen Heine hervorgerufene Erregung zu meistern, wurden darin aber sehr wenig vom Genossen Heine unterstützt. Wir sind daher vollständig ein- verstanden mit der Darstellung, die Genosse Haase von dem Verlauf der Versammlung gegeben hat. _ Scholz, Vorsitzender. Erklärung des Genossen Wels. Vom Genossen Otto Wels   erhalten wir nachfolgende Zu- schrift: Ihre Bemerkung zu dem Beschluß der Zentralvorstandssitzung der Provinz Brandenburg   zwingt mich, Sie um Auinahme folgender Zeilen zu bitten: Um nicht die Meinung aufkommen zu lassen, als habe der Unter- zeichnete dem Zenlralvorftand der Provinz Brandenburg   über den Verlaus der PreßkommiistonSsitzung, die die Beschwerde wegen Nicht- ausnähme einer Entschließung gegen die Sonderaklion verhandelte, ialsch berichtet, folgende Klarstellung: Die Pretzkommisston hat allerdings nicht ausdrücklich beschlossen daß jener Beschluß in seinem Wortlaut veröffentlicht werden solle, sondern sie beschloß: .Die Beschwerde des Bezirksausschusses(weil derVorwärts" den Wortlaut nicht gebracht hatte) wird als berechtigt anerkannt. Die Redaktion hat daraus jedoch nicht zu folgern, daß sie in Zu- lunft die Beschlüsse aller Organisationen im Wortlaut zu bringen habe." Das heißt also, daß die Pießkommisston die wörtliche Wieder- gäbe dieser Entschließung für notwendig hielt, worüber die Re- vaktion sich allerdings unbekümmert hinwegsetzte. Der Zentral- vorstand befand sich also nicht imIrrtum", sondern er faßte den Beschluß so auf, wie er allein einen Sinn hat, denn jene Be- schwerd« war natürlich nicht um ihrer selbst willen erhoben, sondern um den wörtlichen Abdruck des Beschlusses zu erwirken. Otto Wels  . Wir haben bereits gestern unsere Auffassung dargelegt und halten an dieser Darstellung nach wie vor fest.
lung zu stehen haben würden, die wirtschaftlichen Aufgaben gelöst werden könnten. Als unsere Heere den Weg nach der Türkei   über Serbien   freigemacht halten, erschien die Gründung einer gemein- n ü tz i g e n Gesellschaft erwünscht, welche die Ein- fuhr von Faserstoffen aus dem Orient regeln, und vor allem die eingeführte Ware den entsprechenden Stellen zugänglich machen würden. Die daraufhin unter Führung der leitenden Banken gegründete und mit einem Kapital von 2 Millionen Mark ausgestattete D eutsch-Orienia- tische Handelsgesellschaft m. b. H. Bremen arbeitet in enger Fühlung mit den maßgebenden Stellen in Berlin   an der Durchiübrung der umfangreichen Aufgabe. Vorsitzender des AufsichtS- rates ist der bisherige Präses der Bremer Handelskammer, Herr A. Lohmann.(SB. T. B.) B etrieb scinstellung en Schweizer   und holländischer Textilfabrike«. Die Hoffnungen, die man auf den Schweizer   Einfuhrtrust in Schweizer   Jndusiriellenkreisen in bezug auf die Rohstoffeinsuhr ge- setzt hat, haben sich bisher noch nicht erfüllt. Die Klagen speziell in der Textilindustrie   sind ganz allgemein, daß es an den wichtigsten Rohmaterialien fehlt. Baumwolle ist üherhaupt seil Monaten nicht in die Schweiz   hineingekommen, so daß die Svinnereien und Webereien in der allergrößten Verlegenheit sind. Zurzeit stehen MOE Webstühle still und Ende Januar rechnet man auf die Stillegung oon im ganzen 7000 Webstühlen, zu denen dann noch etwa 837 000 Spinn- und Zwirnspindeln kommen. Diese Betriebseinschränkung und teilweise Berriebseinstellung großer Textilbetriebe hat naturgemäß umfang- reiche Verluste sür diese Betriebe im Gefolge, Die Einbuße, die die Arbeiter allein an Arbeitslohn erleiden, dürfte allein monatlich mit Einschluß der ja auch von den BetriebSeinschränkungen betroffenen Hilfsindustrien 1 Mill. Mark betragen. Auch in Holland   erscheint die Belriebscinstellung holländischer Webereien und Koiffektionsfavriken unvermeidlich, wenn nicht in kurzer Zeit größere Posten Baumwoll- und Wollgarn aus England nach Holland   geliefert werden, da England niit den Lieferungen sehr stark zurückhält. Für die holländische Textilindustrie bedeuten diese Zustände eine schwere Gefahr. Es ist bereiis die Vermittlung der N. O. T.(des Niederländischen Ueberseetrustes) angerufen worden. der die Vermittlung der Einfuhrgeschäfte aus England unter sich hat. Niesengewinne der neutralen Schiffahrt. Durch den Krieg ver- mag die neutrale Schiffahrt gewaltrge Gewinne einzustreichen. Wie derVoss. Ztg." aus Rotterdam   mitgeteilt wird, beabsichtigt die Holla ird-Amerika-Dampferli nie 5V Proz.(im Vorjahre 17 Proz.) Dividende auszuschütten. Es hieß schon im September nach amerikanischen   Zeitungsmeldungen, daß die Gesellschaft im ersten Halbjahr 1915 etwa 80 Proz. des 12 Millionen Gulden betragenden SlklienkapiralS verdient habe. Wenn jetzt 50 Proz. Dividende aus- gcschütiel werden, so beiveist das, daß nur ein Teil des Gewinnes sür Dividendenzwecke zur Verwendung kommt.
Mus Industrie und Handel. Gründung einer deutsch  -orientalischea Handelsgesellschaft. Im Laufe des Krieges hatten die amilichen maßgebenden Stellen die Erkenntnis gewonnen, daß nur durch Schaffung von piivatrecht- lichen Organisationen, welche mit den Sieichsämtern in engster Füh-
Vom Roheisenverband. In der Hauptversammlung des RoheisenverbandeS wurde von der Vcrbandsleirung über die Marktlage berichtet: Das inländische Geschäft in Oualitätsroheisen hat im neuen Jahre sehr lebhaft eingesetzt. Die Nachfrage nach Haematit-Roheise», Stahl und Spiegeleisen ist sehr stark und nimmt nach wie vor die Hochoien- werke bis zur Grenze ihrer Leistungssähigkeit in Anspruch. Auch in Gießerei-Roheiien 1 und 3 ist der Absatz befriedigend geblieben. Das Jnlandgeschäft in Luxemburger   Gießerei-Roheisen liegt ver- hältnismäßig still. Dagegen ist die Nachfrage vom besreundelen und neutralen Auslande weiter gestiegen, es sind größere Abschlüsse zu befriedigenden Preise zustände gekommen. Im Monat Dezember hat der Versand 53 Proz. der Beteikigung gegen etwa 55 Prvz. in den beiden Vormonaten betragen. Der geringere Versand ist darauf zurückzuführen, daß einige Hochofenwerke in ihrer Erzeugungs- fähigkeit beschränkt waren. Der Versand im Monat Januar wird. nach den bisherigen Lieferungen zu urteilen, wesentlich stärker werden. Englands Wirtschaftspolitik nach dem Kriege. Ueber die zukünftige Wirtschaftspolitik Englands hat im eng- lischen Parlament eine lange Erörterung stattgefunden, über welcheTimes" vom 11. Januar ausführlich berichtet: Der kon- servative Slbgeordnete H e Iv i n s führte unter anderem aus: Während des Krieges hat Deutschland   alle eroberten Gebiete sofort wirtschaftlich organisiert, ihre Rohmaterialien und Fabri- kationskräfte sofort in seine Dienste gestellt, und die gegenwärtigen SBirtschaftsverhandlungen mit Oesterreich   zeigen deutlich, daß Deutschland   auf diesem Wege fortzuschreiten im Begriff ist. Es gehört unter anderem zum deutschen   Expansionsplan, sich die Roh- Materialien, besonders die Erze des britischen   Weltreiches, zu sichern. Die Zinklager von Slustvalien und die Nickelvorräte Kanadas  , dazu viele ander Materialien, werden seit vielen Jahren im wesentlichen von deutschen   Kartellen ausgebeutet. Wenn eS gelingt, die Macht dieser deutschen   Gruppen über die Produkts des britischen   Weltreiches zu brechen, so wird damit dem deutschen  Wirtschaftssystem ein schwerer Schlag zugefügt. Weiter müssen wir dem von Deutschland   geleitete:! mitteleuropäischen W i r t s ch a f t s s y st e m ein westeuropäisches S y st e nr gegenüberstellen und möglichst cm die Stelle des ersteren setzen; England und das britische   Weltreich müßten der Mittelpunkt dieser Gruppierung sein. Nach dem Kriege wird Deutschland wahrschein- lich, um seine Papierwährung zu verbessern, nicht mehr Waren einführen, sondern im größten Maßstabe und wahrscheinlich unter Staatsaufsicht Waren auszuführen versuchen. Um dieser Gefahr entgegenzutreten, muh die ganze Macht des britischen   Weltreichs gemeinschaftlich mit der Macht der Verbündeten aufgeboten werden und auch bei der Slusstellung von Zolltarifen zur Geltung kommen. Es mag zwar unmöglich sein, zwischen En(Z- l a n d und seinen Verbündeten einen Zollverein zu schließen wohl aber läßt sich trotzdem in dieser Richtung Einiges tun, und England müßte die Führung in allen diesen Fragen ergreisen. Unter allen Umständen mutz erreicht werden, daß nach dem Frieden die industriellen Werte, über die Deutschland  jetzt verfügt, und auf die es seine Papierwährung und seine An­leihen baut, nicht wieder einzulösen sind. In der Erörterung über diesen Vorschlag warnt Sir E. Mond(liberal) davor, den deutschen   Einfluß auf die Metallvor- rate im britischen   Weltreich zu überschätzen. In Kanada   hat kein deutsches Kartell und keine deutsche   Firma irgendwelche Macht über die dortigen Lager; in Australien   haben die Deutschen   nur deshalb beherrschenden Einfluß über die Schmelzindustrien erlangt, weil außer ihnen sich niemand fand, der sich der Sache annahm. D r e k Viertel der deutschen   Erfolge beruhen auf tech- nischer und finanzieller Tüchtigkeit. Er persönlich würde es auch nicht für eine Verletzung der Freihandelsgrundsätze halten, wenn die Regierung eine Schiffahrtslinie oder ein anderes Unternehmern unterstützen würde.Nach dem Krieg« werden wir aber unseren hauptsächlichsten Rivalen nicht in dem empfindlich geschwächten Deutschland  , sondern in Amerika   zu sehen haben, das durch den Krieg dag nötige Kapital für d:e industrielle Ausbreitung gewonnen hat und vielleicht nach dem Kriege durch seinen Wohlstand Einwanderer anziehen wird. Deutschland   wird nach dem Kriege von allen Angehörigen des britischen   Weltreichs und seinen Verbündeten wirtschaftlich boy- kottiert werden." Der konservative Abgeordnete Mackinder  warnt davor, mit irgendwelcher Sicherheit aus eine wirtschaftliche