Nr. 20.- 33. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 21. Januar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplas, Mr. 151 90-151 97.
Heftige russische Angriffe in der Schlacht bei Czernomik.
Volksernährungsfragen.
Uns wird geschrieben:
Die bisher ergriffenen Mittel gegen die Teucrung befriedigen nicht. Die Getreide- und Mehlverteilung ist freilich im wesentlichen gut geregelt. Dagegen ist das Kartoffelproblem nicht endgültig gelöst. An zahlreichen Orten wird über zu knappe Zufuhren und Mischung der Eß- mit Futterkartoffeln geflagt. Vielfach wird eine Kartoffelnot für das Frühjahr vorausgesagt, weil die an sich reiche Ernte durch Feuchtigkeit und Fröste gelitten hat und enorme Kartoffelmengen verfüttert und gebrannt werden. Die Erzeuger und Händler stehen eben im Begriff, eine Erhöhung der Kartoffelpreise durchzusetzen. Das Schweinefleisch ist eine Rarität geworden und alles andere Fleisch wird täglich teurer. Seefische find unerschwinglic), weil die fleischlosen Tage die Nachfrage danach sehr gesteigert haben, ohne daß die ausländischen Fischer und Händler durch Höchstpreise von der Ausnutzung der Konjunktur hätten abgehalten werden können. Butter, Fett und Del sind trok sehr hoher Preise nur schwer erhältlich.
Diese Schwierigkeiten werden durch den Hinweis auf das ebenfalls schwer unter der Teuerung leidende feindliche Ausland nicht erträglicher. Dem Abg. Rösicke hat es gar beliebt, den Vorwärts" der Schönfärberei zugunsten Englands und der englischen Volfsernährung zu zeihen. Ohne für den Augenblick in Einzelheiten einzugehen, sind wir in der angenehmen Lage, die Haltlosigkeit dieser burgfriedlichen Angriffe an Zahlen zu demonstrieren, die Dr. Delbrüd im Reichshaushaltsausschuß zum Beweise der Allgemeinheit der Teuerung vorgetragen hat. Der Staatssekretär des Innern gab da die Verteuerung der Lebenskosten von Kriegsanfang bis jetzt in Deutschland auf 58,9 Proz., in England auf 40 Proz., in Frankreich auf 58 Proz. und in der Schweiz auf 20,3 Proz. an. Da der deutsche Arbeiter schön im Frieden am teuersten lebt, so trifft ihn die Preissteigerung schwerer. Wenn der deutsche Arbeiter z. B. 30 M. und der englische 20 M. für Lebensmittel auszugeben pflegt, so bedeutet eine gleiche relative Steigerung noch feine gleiche absolute Belastung. In diesem Falle hätte der deutsche Arbeiter 45 M. und der englische 80 M. auszugeben. Der Unterschied springt in die Augen und mahnt zu einer sehr vorsichtigen Verwendung der Prozentzahlen.
In der Suche nach neuen Methoden zur Linderung der Zeuerung ist die preußische Regierung auf die Zwangssyndizierung der berufsmäßigen Vieh händler und Viehzüchter verfallen, was der Ministerialdirektor Dr. Friedrich Freund in der National- Zeitung" die Selbstverwaltung der Erwerbsstände" nennt und dahin definiert, daß man die Kraft der Produzenten und der berufsmäßigen Händler in einer Organisation zusammenfaßt und dieser Organisation die Regelung der Herstellung und Verwertung des Produktes einschließlich der Preisfeststellung unter Kontrolle der Staatsgewalt überträgt".
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Die berufsmäßigen Landwirte und Händler jeder Provinz sollen also zu einem Syndikat vereinigt werden, dessen Vorstand von einem Staatsbeamten mit Einspruchsrecht präsidiert wird. In einem Beirat sollen auch die Verbraucher zum Wort kommen.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 20. Januar 1916.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Unsere Stellungen nördlich von Frelinghien wurden gestern abend von den Engländern unter Bennzung von Rauchbomben in einer Breite von einigen hundert Metern angegriffen; der Feind wurde zurückgeschlagen, er hatte Verluste.
Feindliche Artillerie beschoß planmäßig die Kirche von Lens.
Ein englischer Kampfdoppeldecker mit zwei Maschinengewehren wurde bei Tourcoing von einem deutschen Flugzeug aus einem feindlichen Geschwader heruntergeholt.
An der Yser zwang das Feuer unserer Ballonabwehrgeschütze ein feindliches Flugzeng zur Landung in der feindlichen Linie. Das Flugzeug wurde sodann durch unser Artilleriefeuer zerstört.
Die militärischen Anlagen in Nancy wurden gestern nacht von uns mit Bomben belegt.
Deftlicher Kriegsschauplatz. Artilleriekämpfe und Vorpostengeplänkel an mehreren Stellen der Front.
Nichts Neues.
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Oberste Heeresleitung.
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Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 20. Januar. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Wien 20. Januar 1916.
Russischer Kriegsschauplak.
Die neue Schlacht an der bessarabischen Grenze hat an Heftigkeit zugenommen. Außer den schon gestern gemeldeten Angriffen, die alle in die frühesten Morgenstunden fielen, hatten unsere braven Truppen, ihnen voran die Budapester Honveddivision, bis in den Nachmittag hinciu fast stündlich an verschiedenen Stellen zwischen Toporous und Bajan zähe Anstürme überlegener Kräfte abzuschlagen. Der Feind drang im Laufe der Kämpfe einige Male in unsere Schüßengräben cin, wurde aber immer wieder im Handgemenge- einmal durch einen schneidigen Gegenangriff der Honvedregimenter Nr. 6 und Nr. 30 unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Das Vorgelände unser Verschanzungen ist mit russischen Leichen übersät. Im Gefechtsraume einzelner Bataillone wurden achthundert bis tausend gefallene Ruffen ge= zählt.
Die anderen Fronten der Armee Pflanzer- Baltin standen den ganzen Tag hindurch unter russischem Geschütfeuer. Auch bei der nördlich anschließenden Front in Ostgalizien gab es kurzen Artilleriekampf.
Italienischer und Südöstlicher Kriegsschauplas. Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes: von Hoefer. Feldmarschalleutnant.
eingetroffen, um sich nach Rom zu begeben. König Nikita bleibt in Stutari, um dort den Verteidigungskampf zu leiten. ( Anm. des W. T. B.: Hierzu wird uns mitgeteilt, daß an amtlicher Stelle über die oben gemeldeten Vorgänge nichts be fannt ist.)
Bern , 20. Januar. ( W. T. B.) Der von Havas verbreiteten Meldung des Temps" über den Abbruch der Friedensverhandlungen zwischen Montenegro und Desterreich- Ungarn entspricht im ganzen eine in der Pariser Presse enthaltene Havasmeldung aus Rom . Der eigentliche Ursprung der Senfationsmeldung erscheint recht zweifelhaft." Temps" läßt sich von seinem Genfer Vertreter die Nachricht aus Stutari geben, andere Blätter bringen sie aus Brindisi . Jedenfalls begegnet die Meldung in der Pariser Presse selbst stärksten Zweifeln, denn Blätter wie Journal des Debats "," Petit Journal" und„ Echo de Paris" geben sie unter allem Vorbehalt wieder, zu= mal sie in geradem Widerspruch mit den in derselben Ausgabe enthaltenen Meldungen aus englischen Blättern über die llebergabe des Degens Nikitas sowie über den Aufruf des Königs an sein Volk stehen, in dem gesagt werde, daß nur Ergebung oder Untergang übrig sei. Petit Parisien" und" Journal", die gestern hier nicht eingetroffen waren, waren von der französischen Zensur wegen der Wiedergabe der Mitteilung des montenegrinischen Generalkonsulats in Rom verboten worden.
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Der französische Tagesbericht.
Paris , 20. Januar. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Mittwoch nachmittag. Dem borangegangenen Bericht ist nichts hinzuzufügen.
Paris , 20. Januar. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern abend. Südlich der Somme im Abschnitt von Libons wurde ein feindliches Blockhaus durch unser Feuer zerstört. Zwischen Soissons und Reims verursachten unsere Schützengrabengeschüze ernsten Schaden an den feindlichen Werken in den Gegenden von an d Ailles westlich von Craonne. In den Argonnen beschossen wir auf dem Marsch befindliche Truppen in der Gegend nördlich Court Chausse. In Lothringen erzielte unser Fener auf eine Gruppe von Deutschen bewohnter Häuser bei Alincourt westlich von ChâteauSalins das beste Ergebnis. Da in der Nacht vom 18. zum 19. zwei deutsche Flugzeuge vier Bomben auf Nanch abgeworfen hatten, ftieg eins unserer Flugzeuggeschwader auf und bombardierte die Bahnhöfe von Mez und Arna ville. Es wurden 22 Bomben auf Gebäude geworfen, die Schaden erlitten.
Belgischer Bericht. Das außerordentlich günstige Wetter verursachte auf beiden Seiten auf der ganzen Front sehr lebhafte Artillerie- und Bombenwerfertätigkeit. Wir bekämpften mit Erfolg feindliche Batterien und zerstreuten einen Transport südlich von Digmuiden.
Die englische Meldung.
London , 19. Januar. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht aus dem britischen Hauptquartier. Sechzehn unserer Flugzeuge griffen am 17. das feindliche Vorratsdepot bei Lefars, nordöstlich von Albert, an und richteten beträchtlichen Schaden ant. Heute fanden neunzehn Lufttämpfe statt. In fünf davon wurden die feindlichen Maschinen niedergebracht. In zwei Fällen gingen unsere Flugzeuge verloren. Der Feind ließ am 18. südlich von Fricourt zwei Minen springen, ohne viel Schaden anzus richten. Wir bombardierten heute mit gutem Erfolge die feindlichen Laufgräben an verschiedenen Punkten. Eine Abteilung unserer Truppen überfiel im Dunkel die Laufgräben des Feindes nördlich von dem Flusse Lys und brachte mehrere Gefangene zurück. Der Feind ließ eine Mine bei der Hohenzollernschanze und eine andere
Der Grundgedanke des neuen Versuches ist gesund. Beschlagnahme und Höchstpreise sind obrigkeitliche und polizeiliche Mittel, die zur Organisation der Verteilung, nicht aber der Erzeugung genügen. Gegen die passive Resistenz oder den und kann beseitigt werden, wenn die Hergabe von vor unseren Laufgräben südöstlich von Cuinchy springen. Es wurde Streit der Erzeuger und der Händler waren Staat und Ver- Futtermitteln an die Verpflichtung zur Lieferung oder auch kein Schaden angerichtet. Feindliche Artillerie war nordwestlich von braucher bisher rechtlos. In der neuen Organisation sollen nur zur Erhaltung des Viehes unter vom Staat bestimmten Fromelles tätig. Deftlich von Opern bei Frelinghien zwang unser die Erwerbsstände die Verantwortung für eine ausreichende Bedingungen geknüpft wird. Damit wird zwar das Feuer ein feindliches Flugzeug zum Landen. Versorgung der Verbraucher zu angemessenen Preisen selbst fapitalistische Prinzip der höchsten Rentabilität durchbrochen. übernehmen. Die sich daran fnüpfenden Erwartungen könnten Aber dafür ist im Krieg kein Platz. An seine Stelle muß die größer sein, wäre der kontrollierende Staat freier vom Einfluß Rücksicht auf das Gemeinwohl, die Erzeugung nach dem Beder Erzeuger. darf gegen Lohn treten.
Der Kampf in Montenegro wieder aufgenommen?
Einen Vorteil hat die vorgeschlagene Organisation sicher: die Ausschaltung und Beschränkung der Handelsgewinne durch West front: Auf der Rigaer Front lebhafte Fliegertätigkeit die ausschließliche Zulassung der berufsmäßigen der Deutschen . Die feindlichen Flugzeuge erschienen in der Gegend Händler und durch die Einführung eines Schlußscheins der unteren Düna , in Kurland , in der Nähe von Skotel( 12 Stilomit dem Vermerk des Stall- und Marktpreises. Für die meter westlich Friedrichstadt ) und über Dünaburg , wo sie Bomben Städte wird die gemeindliche Regelung des Bern , 20. Januar. ( W. T. B.) Ein aus Mailand über- abwarfen. Der Versuch der Deutschen , bei Lennewarden, flußFleischbertriebes nötig, damit die Großschlächter nicht mitteltes Communiqué der Agenzia Stefani besagt: Der abwärts Friedrichstadt , die Düna zu erreichen, wurde leicht durch einsaden, was den Viehhändlern mühselig abgezapft wurde. montenegrinische Generalkonsul in Rom hat unser Feuer vereitelt. In der Nähe von Samman( 11 Kilometer Die neue Idee ist nicht aus bloßem Zufall im preußischen heute früh im Auftrage des gestern abend in Brindisi ange- südöstlich Friedrichstadt ) verwendeten die Deutschen giftige Gase. Ministerium aufgegriffen worden. Während die Preisbildung fommenen Ministerpräsidenten Musdhkowitsch mitgeteilt, daß Auf der Dünaburger Front wurde das Artilleriefeuer in der des Schlachttieres vom Stall bis auf den Markt, ja bis in König Nikita und deffen Regierung alle Be- Gegend von Dannenfeld( 14 Kilometer nordwestlich Jakobstadt) den Laden genau fontrolliert wird und den allzu habsüchtigen dingungen Desterreich- Ungarns abgelehnt verstärkt, und später versuchten die Deutschen hier zwei Angriffe, Händlern und Fleischern der Wucherparagraph droht, bleibt hatten und daß der Kampf bereits auf der die jedesmal durch unser Feuer zurückgewiesen wurden. die Landwirtschaft in der Preisfeststellung ganzen Front wieder begonnen hat. Der König Kaukasus : Durch unseren heftigen, unerwarteten Stoß auch jetzt wieder frei, denn Einspruchs- und seine Söhne weilen inmitten der Truppen, um den letzten gegen das Zentrum der in Unordnung geratenen türkischen Armee recht des dem Syndikate vorstand präsidierenden Staats- Verteidigungsfampf zu leiten. Aus Brindisi wird gemeldet: wurde sie aus ihren starken, in langer Zeit ausgebauten Stellungen beamten werden mobl die Vichzüchter nur wenig Die Königin von Montenegro, die montenegrinischen Prin- zwischen dem Tortum- See und dem Scharian- Fluß, nördlich gebunden werden. werden. Diese empfindliche Lücke muß zessinnen und der montenegrinische Ministerpräsident sind hier Melasgert, in ciner Breite von mehr als 100 Werst hinaus
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