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Nr. 22.

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Vorwärts

Berliner Volksblaff.

33. Jahrgang.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3."

Fernsprecher: Am Moristlas. Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 23. Januar 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Die Entwaffnung der Montenegriner.

Das Eiserne Tor. c

Bon Gustav Eckstein .

Die Nachricht, daß die serbischen Streitkräfte von der Donau abgedrängt wurden, hat einen Parteischriftsteller dazu begeistert, seiner reichen Phantasie in der bürgerlichen und in der Partei­preffe die Zügel schießen zu lassen und eine neue Epoche der Handelsbeziehungen zwischen Zentraleuropa und dem nahen' Orient und damit der Weltgeschichte als Folge dieses frohen Ereignisses zu berkünden.

" Die jetzige Erschließung des Donauweges," schreibt Dr. Paul Bensch im Größeren Deutschland ", wird zunächst dem rumäni▪ schen und bulgarischen Getreide sowie den rumänischen Mineral­ölen den Wafferweg nach Zentraleuropa öffnen."

Danach sollte man meinen, vor der jezigen Erschließung" hätten nur die serbischen Kanonen diese Transporte und über­haupt den regsten Verkehr auf der Donau verhindert. Nun ist natürlich vor dem August 1914 feinem Serben eingefallen, auf Schiffe zu schießen, die den Donauweg hinauf- oder hinabfuhren. Und dennoch war auch damals der Verkehr auf der ganzen Donau bis zur ungarisch - rumänischen Grenze sehr gering. So belief sich auf allen österreichischen Donaustationen von Passau bis Prez­burg, einschließlich Wiens , der gesamte Güterverkehr in Zufuhr und Abfuhr im Durchschnitt auf nicht viel über Millio­nen Tonnen jährlich, während sich der Verkehr auf der Spree für Berlin und Charlottenburg allein auf etwa 9 Millionen Tonnen stellte. Den Schiffsverkehr Budapests etwa mit dem Mannheims zu vergleichen, wäre völlig lächerlich.

Woher tommt diese verhältnismäßige Verkehrsarmut des größten. Stromes Mitteleuropas , des Flusses, nach dem die Habs­burgische:: Monatchie so oft genannt wird? Die Ursachen sind mannigfaltige. Sie liegen zum Teil in den rein geographischen, zum Teil: aber auch in den wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Verhältnissen tief begründet.

Der wichtigste Umstand ist sicherlich, daß die Donau nicht wie 3. B. Rhein oder Elbe in ein Weltmeer mündet, in eine Haupt­ader des Weltverkehrs, sondern in eine wenig belebte Sackgasse. Damit hängt zusammen, daß die Mündungen des Rheins einen wohlgepflegten Garten einschließen und mächtige Handelsstädte an ihren Ufern sehen, das Delta der Donau hingegen eine Urwald­Wildnis darstellt. Dazu kommt aber noch, daß die Donau auch technisch der Schiffahrt große Schwierigkeiten bereitet. In ihrem Oberlauf bis unterhalb Breßburg find Gefälle und Strömung für eine ventable, Schiffahrt zu start. Dazu kommen fortwährende Versandungen und Verlagerungen des Flußlaufs, so daß besonders in der Strede oberhalb Naab das Auflaufen von Dampfern auf den Grund nichts Seltenes ist.

Noch viel größer sind aber die Verkehrsschwierigkeiten an der unberen Donau , und sie stehen mit den verkehrs- und handels­politischen Verhältnissen der beteiligten Länder in so innigem Zusammenhang, daß die Geschichte ihrer Bekämpfung ungemein interessant und lehrreich ist.

Es kommen dabei vor allem zwei Hindernisgruppen in Be­tracht: die Stromengen und Stromschnellen zwischen Orsova und Turn- Severin, meist zusammengefaßt unter dem Namen Das Eiserne Tor", und die versandeten Flußmündungen. Im Eisernen Tor " wird die Donau , die kurz vorher eine Breite von fast zwei Kilometern aufzuweisen hat, bis auf 100, an einer Stelle auf 60 Meter zusammengepreßt, und das Gefälle, das vorher nur 4 Bentimeter auf den Kilometer beträgt, steigert sich bis zu 13 Meter. Klippen und Untiefen erschweren noch die Durchfahrt. Im Delta, an der Einmündung in das Schwarze Meer , war die Donau lange Zeit für größere Schiffe überhaupt unfahrbar. Sie führt ganz ungeheure Massen von Sand und Schlamm mit sich, die sie an ihrer Mündung ablagert.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 22. Januar 1916.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Südöstlich von peru zerstörten wir durch eine Mine die feindlichen Gräben in einer Breite von 70 Meter.

Unsere Stellungen zwischen der Mosel und den Vogesen sowie eine Anzahl von Ortschaften hinter unserer Front wurden vom Feinde ergebnislos beschossen.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Bei Smorgon und vor Dünaburg Artilleriekämpfe. Balkan - Kriegsschauplah.

Nichts Neues.

I

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 22. Januar. ( W. Z. B.) Amtlich wird ver­lautbart: Wien , 22. Januar 1916.

Südöstlicher Kriegsschauplas." Die Waffen stredung des montenegrinischen Heeres, die die Vorbedingung für weitere Friedensverhand­lungen bildet, ist im Gange.

Die österreich - ungarischen Truppen traten zu diesem Zweck, jede Feindseligkeit unterlassend, den Bor marsch in das innere des Landes an. Die montene­" grinischen Soldaten haben, wo sie mit unseren Abteilungen zu­fammentreffen, die Waffen abzugeben und können, wenn dies ohne Widerstand geschieht, in ihren Heimatsorten unter an­gemessener Aufsicht ihrer Beschäftigung nachgehen. Wer Widerstand leistet, wird gewaltsam entwaffnet und triegsgefangen abgeführt.

Eine solche, durch militärische Gründe, sowie durch die Eigen­art des Landes und seiner Bevölkerung bedingte Lösung wird am rascheften dem seit langen Jahren von Krieg heimgesuchten Monte­negro den Frieden wiederzugeben vermögen.

Das montenegrinische Oberkommando wurde in diesem Sinne unterrichtet.

Russischer Kriegsschauplas. Gestern fanden an der ganzen Nordoftfront Geschätkämpfe statt. Bei Berestiany in Wolhynien wiesen unsere Truppen russische Streiffommandos ab.

Heute in der Frühe begann der Feind wieder mit seinen An­griffen gegen Teile der bessarabischen Front. Wir schlugen ihn zurück.

Italienischer Kriegsschauplas.

Die Tätigkeit der italienischen Artillerie war gestern an mehreren Abschnitten der Küstenländischen und der Dolomiten- Front lebhafter, als in den letzten Tagen. Auch Riva wurde wieder aus schweren Geschüßen beschossen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer. Feldmarschalleutnant.

Gewichtstonne befördert. Von Cardiff in England nach der rumänischen Stadt Galaß an der Donau aber, d. h. Seeweg- und Sulina hinauf zusammen etiva 7000 Kilometer, zahlte die Tonne Kohlen nur 10 M. Diese Jahre der freien Fahrt auf der unte­ren Donau , der fortdauernd gehemmten Schiffahrt durch das Giserne Tor, und der Zofkriege mit den Baltanländern waren es, die die österreichische Exportindustrie aufs schwerste schädigten. Die englische und deutsche Industrie hatten den Hauptvorteil.

"

Endlich wurden im Jahre 1896 die neuen Werke am Gisernen Tor unter großen Feierlichkeiten eröffnet. Begeisterung über das gewaltige Kulturwert, das etwa 37 Millionen Mark gekostet, er­füllte die europäische Tagespresse, und damals entstanden jene Phantasien über den ungeheuren Aufschwung des Verkehrs zwischen Mitteleuropa und dem nahen Orient, über die Wieder­belebung der Donauschiffahrt, deren Nachhall wir jetzt aus den Spalten des Hamburger . Echo" und des Größeren Deutschland" bernehmen. Und man muß zugeben, daß zu jener Zeit immerhin eher Veranlassung zu solchen Phantasien war als heute. Sic dauerben aber auch damals nicht lange. Denn schon sogleich nach der Eröffnung des Kanals bezeichnete, cine Reihe gewichtiger Fach­männer verschiedener Nationalität, darunter z. B. Prof. Arnold von, der Technischen Hochschule in Hannover , das Unternehmen als vom technischen Standpunkt völlig verfehlt. Die Strömung in dem neuen Kanal, der nur eine Tiefe von 2 Metern besikt, ist so reißend, daß nur einzelne Rähne mit verhältnismäßig geringer Ladung hinaufgeschleppt merden können. Bei der Probefahrt hatte von 800 Pferdestärten einen Brahm mit 260 Tonnen Labung nur mit äußerster Anstrengung die 1800 Meter lange Strede in 75 Minuten geschleppt.

Zu dieser technischen Unzulänglichkeit tam aber, daß die ungarische Regierung für die Benutzung des Kanals und für das Schleppen ufw. sehr hohe Gebühren einhebt. Vergebens protestierte besonders Rumänien aus juristischen und wirtschaftlichen Gründen gegen diese Tagen. Allerdings werden auch für die Passierung der Sulinamündung Gebühren erhoben; diese stehen aber in gar teinem Verhältnis zu denen am Eisernen Tor . Während dort für die Gewichtstonne 39 bis 67 Centimes eingehoben werden, beträgt die Tare am Eisernen Tor für dasselbe Gewicht 2,29 Fr. Und die Folgen? Der Verkehr durchs Eiserne Tor hat sich seit der glorreichen Regulierung faum gehoben. Die eingehenden Gebühren decken bei weitem nicht die Betriebskosten und die Verzinsung des Anlagekapitals, der ungarische Staat muß Jahr für Jahr Zu­schüsse leisten, die jetzt schon viele Millionen ausmachen; aber die rumänischen und bulgarischen Agrarprodukte können jetzt so wenig die Donau herauf wie früher, und die österreichischen Industries produkte geben auch nur in verschwindendem Maße auf der Donau nach den Balkanländern oder gar in die asiatische Türkei .

Bezeichnend für die Verkehrsverhältnisse ist es, daß Stabeisen aus dem großen österreichischen Eisenwert in Witkowitz ( Nordmähren ) bis zum Jahre 1908 nach Rumänien über Oderberg und Hamburg und von da zur See nach Galag verfrachtet wurde. Damals gelang es der österreichischen Regierung, beim Desterreichischen Lloyd einen billigen Tarif für den Levante - Handel zu erwirken, und seither ging das mährische Eisen über Triest nach Galaz. Der Donauweg kam auch jezt nicht in Betracht.

Für Deutschland kommt die Donau als Verkehrsstraße natürlich noch viel weniger in Frage. Die Beförderung einer Tonne Weizen von Galag nach Mainz fostete z. B. vor einigen Jahren unter Bes nugung des Donauwege 57 M., auf dem Seewege aber 10-13 M einen noch erbitterteren mit Serbien , der 1906 begann und eigent- Diese Bahlen zeigen übrigens, daß tie hohen Tagen am Eisernen ich bis zum Ausbruch des Weltkrieges mit turzen und mehr schein Tor durchaus nicht der einzige Grund dafür sind, daß die Donau baren Unterbrechungen fortdauerte. Während des ersteren Kamp - als Wafferstraße nach dem Orient nur eine sehr untergeordnete Rolle fes ging die rumänische Ausfuhr nach Desterreich- Ungarn von spielen fann. Das Wort, das Friedrich 2 ist in den vierziger 67 Millionen Mark bis auf 7,2 Millionen Mark zurück, der Export Jahren sprach, gilt eben auch heute noch: Die Nordsee ist längst der Monarchie nach Rumänien aber von 75 auf 42 Millionen Mark. mit dem Schwarzen Meer durch einen natürlichen Kanal verbunden, Noch ärger waren die beiderseitigen Schädigungen in dem Zollfrieg Er fließt an Gibraltar und Konstantinopel vorbei. Mit ihm fann mit Serbien , der dieses Land schwer bebrüdte, aber auch den öfter- eine Binnenwasserstraße niemals fonkurrieren." reichischen Industrieerport nach Serbien fast vernichtete.

Mit der Beseitigung dieser Hindernisse beschäftigten sich zwei europäische Friebenstongreſſe. Im Pariser Frieden von 1856, der den Krimkrieg beendete, wurde auf Betreiben, besonders Englands, Dr. Lensch ruft freilich pathetisch: Mit dem Kolben ist das die Regulierung der Sulinamündung der Donau beschlossen und Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß die ungarischen Eiserne Thor aufgefprengt." Schade, daß er dieses Verfahren nicht mit diesem Wert eine Guropäische Donaukommission", bestehend Regierungen besonders angsichts der wenig befriedigenden Finanz- fchon vor 20 Jahren entdeckt und den ungarischen Ingenieuren ver­aus den Vertretern der Großmächte, betraut. Im Berliner lage des Landes, wenig Lust zeigten, große Kapitalien in ein raten hat. Die Weltgeschichte hätte dann vielleicht einen anderen Frieden von 1878, der die Verhältnisse nach dem russisch - türkischen Unternehmen zu stecken, das ihre Politik nur durchkreuzen konnte. Verlauf genommen. Srieg regelte, wurde die Beseitigung der Hindernisse im Eisernen So schleppten sich die Dinge trop allen Drängens der österreichi- Die Tore, die die Natur dem menschlichen Verkehr verrammelt Zor beschlossen und Oesterreich- Ungarn mit der Durchführung schen Industrie bis zum Jahre 1890, wo enblich die Arbeiten am hat, lassen sich heute vielfach durch die moderne Technik dieses Planes beauftragt. Desterreich überließ aber dieses Mandat Eisernen Tor in Angriff genommen wurden. sprengen; die eisernen Tore aber, die kapitalistische Sonderinteressen wieder der anderen Reichshälfte. Unterdessen aber hatte die Europäische Donaukommission schon und Eigensucht ihm verschließen, bedürfen zu ihrer Deffnung anderer Nun war es aber den Ungarn mit der Oeffnung des Eisernen längst ihre Aufgabe gelöst und mit einem Aufwand von gegen Sträfte. Tors teineswegs eilig. Damals war Ungarn in noch höherem 60 Millionen Mark die Sulinamündung und den Unterlauf der Maze als jest Agrarland, Sein Hauptabsatzgebiet für landwirt- Donau bis zur ungarischen Grenze hinauf selbst für größere Hoch­daß nun

fchaftliche Produkte war Desterreich, mit dem es durch gemeinſame ſeedampfer schiffbar gemacht. Die Folge babon war, bak nim eng Freilassung der in Saloniki verhafteten

Konsuln.

New York , 21. Januar. ( W. T. B.)( Reutermeldung.) Der

hohe Bollschutzmauern gegen das Ausland abgesperrt war. Es lag lische, deutsche und französische Schiffe vom Schwarzen Meer aus daher nicht im Interesse der führenden Kreise Ungarns , die Ein- in die untere Donau eindringen und Industrieprodukte dieser fuhr landwirtschaftlicher Produkte aus den Baltanländern zu er- Länder auf dem billigen Wasserweg ohne Umladung bis tief nach leichtern. Vielmehr war die Politik Ungarns und infolgedessen Rumänien und Bulgarien bringen und von dort Agrarprodukte der ganzen Donaumonarchie stets vor allem darauf gerichtet, die holen konnten, während die österreichische Industrie auf die teure Washingtoner Korrespondent der Associated Preß " meldet, daß Agrarprodukte der Balkanländer, besonders Vieh und Fleisch, vom Gisenbahnfracht angewiesen blieb. Was das für die Konkurrenz- dank der Dazwischenkunft der amerikanischen Regierung der deutsche. österreichischen Markt fernzuhalten. Zu diesem Zwed hat die fähigkeit besagen will, dafür nur ein Beispiel: Von Kattowi in österreichisch- ungarische, türkische und bulgarische Konsul, die in Monarchie im letzten Vierteljahrhundert zwei große Bollfriege ge- Oberschlesien wurde vor dem Kriege Kohle auf der 915 Kilometer Saloniti gefangen genommen wurden und sich an Bord cines führt: einen mit Rumänien , der bon 1886 bis 1894 dauerte, und langen Bahnftrede nach Jaffy in Rumänien um 20% M. pro französischen Striegsschiffes befanden, freigelassen werden sollen.