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Zusammentritt öer griechischen Kammer. Alhc», 22. Januar.  (28. T. B.) Meldung der Agenee Havas. Die Kammer wird ihre Arbeiten am Montag aufnehmen. Eine Thronrede wird nicht verlesen wenden, die Legierung wirS sich aber vorbehalten, zu einem späteren Zeitpunkt Erklärungen über die politische Lage abzugeben. Man nimmt an, daß Rouphos, der frühere Gouverneur von Kreta  , zum Präsidenten der Kammer gewählt werden wird. König Konstantin über öie Haltanpoiitik öer Verbündeten. London  , 21. Januar.  (W. T. B.) Die Blätter veröffeitflichen eine Unterredung d eS Athener   Korrespondenten derAssociated Preß  " mit König Konstantin. Ter Koni g, der sehr erregt war, sagte:Es ist die reinste Heuchelei, wenn England und Frankreich   von der Verletzung der Neutralität Belgiens   und Luxemburgs   reden, nach dein, was sie mir getan haben und noch tun. Ich habe alles ver- sucht, um in der englischen   und französischen   Pressekair play" zu erhalten. Sobald die englische Presse mit einer erstaunlichen Verdrehung der Tatsachen und unter Entstellung der Motive Griechenlands   eingegriffen hatte, gab ich einem ihrer Korrespon- dcnten eine vollständige Erklärung über die Lage Griechenlands  . Ebenso habe ich der französischen   Presse eine solche offene Er- klärung gegeben. Das einzige Forum der öffentlichen Meinung, das niir offen steht, sind die Vereinigten Staaten  . Ich werde immer wieder an Amerika   appellieren, um das unparteiische Gehör zu finden, das mir die Verbündeten versagen. Tie Truppen der Verbündeten haben Lemnos  , Jmbros, Mhtilene, Castellorizo, Korfu  , Saloniki   mit der Halbinsel E h a l c i d i c e und einen großen Teil Mazedoniens  besetzt. Was bedeutet ihr Versprechen, nach dem Kriege Schaden- crsatz zu zahlen. Sie können die Leiden meines Volkes, das aus seinem Heim vertrieben ist, nicht vergüten. Sie machen die mili- tärische Notwendigkeit geltend. Unter dem Zwange der milrtäri- scheu Notwendigkeit ist Deutschland   in Belgien   eingedrungen und hat Luxemburg   besetzt. Es ist zwecklos, zu sagen, daß die Mächte, die jetzt die Neutralität Griechenlands   verletzen, sie nicht garantiert hätten, wie es bei Belgien   der Fall war. Denn die Neutralität von Korfu   ist von England, Frankreich  , Rußland  , Oesterreich-llngarn und Preußen garantiert. Und worin lag die militärische Not- wendigkeit, die Brücke von Demirhissar zu zerstören, die 1% Mill. Drachmen gekostet hatte und die den einzigen Weg bildete, auf dem unsere Truppen in Ostmazedonien   mit Lebensmitteln versorgt werden? Die Brücke war unterminiert und konnte beim Heran- nahen des Feindes in einem Augenblick in die Luft gesprengt wer- den. Eingestandenermaßen war kein Feind m der Nähe der Brücke und kein Anzeichen für sein Herannahen vorhanden. Was ist ferner die Notwendigkeit für die Besetzung von Korfu  ? Wenn Griechenland   mit Serbien   verbündet ist, so ist es Italien   auch, und die Serben hätten leicher nach Albanien   und Italien   gebracht werden können als nach Korfu  . Wollen die Italiener die Serben nicht haben, weil sie die Cholera fürchten, und glauben die Alliierten, daß den Griechen die Choleragefahr weniger unangenehm ist als den Italienern? Tie Alliierten sagen, daß sie Castellorizo, Korfu   und andere Punkte besetzt haben, um Stützpunkte für die Unterseeboote ausfindig zu machen. Die bri- tische Gesandtschaft in Athen   hat 2000 Pfund, was ein großes Vermögen für einen griechischen Fischer ist, für Informationen an- geboten, die zur Entdeckung eines Unterscebootsstützpunktcs führen würden, aber sie hat niemals eine Nachricht über einen Untersee- bootsstützpunkt in Griechenland   erhalten, und niemals sind Unter- sceboote von Griechenland   aus mit Vorräten versorgt worden. Die Geschichte der Balkanpolitik der Verbündeten ist ein großer Fehler nach dem anderen, und aus Aerger, weil alle ihre Berechnungen fehlgeschlagen sind, suchen sie Griechenland   das Ergebnis ihrer eigenen Dummheit aufzubürden. Wir haben sie gewarnt, daß die Expedition in Gallipoli fruchtlos sein würde, und daß die Oester- reickcr und Deutschen Serbien sicherlich zerschmettern würden. Sie wollten es nicht glauben, und jetzt wenden sie sich gegen Griechen- land Ivie erzürnte, unvernünftige Kinder. Sic haben absichtlich jeden Borteil griechischer Sympathie wegge- warfen. Am Beginn des Krieges waren 80 Proz. der Griechen der Entente günstig gesinnt, heute würden nicht 20 Proz. eine Hand rühren, um den Verbündeten zu helfen."
Der französtsche Tagesbericht. Paris  , 22. Januar.  (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Freitag nachmittag. Aus dem Laufe der Nacht ist nichts zu melden, ausgenommen aus dem ArtoiS  , wo wir mit Erfolg unter den deutschen   Schützengräben in der Gegend des Hügels 119 südlich von ThcluS eine Mine springen ließen. Paris  , 22. Januar. fW. T. B.) Amtlicher Bericht von Freitag abend. In Belgien   bewirkte das Feuer unserer Artillerie gegen die deutschen   Schützengräben in den Dünen mehrere Brände. Zwischen Soissons und RcimS wurde in der Gegend von Vregny(nordöstlich SoissonS  ) eine feuernde feindliche Batterie von uns unter Feuer genommen und zum Schweigen gebracht. In den V o g e s e n beschädigten wir im Laufe einer Beschießung in der Gegend des RehfelsenS Schützengräben und zerstörten eme feindliche Beobachtungsstelle. Aus dem übrigen Teile der Front war der Tag durch eine ziemlich lebhafte Tätigkeit der beiderseitigen Artillerie gekennzeichnet. Belgischer Bericht. Ziemlich heftiger Artilleriezweikampf in der Gegend von Tixmuiden. Unsere Batterien überraschten eine von Beerst nach der Dser im Marsch befindliche Kolonne. Der Feind wurde zerstreut. Die englische Meldung. London  , 21. Januar.  (W. T. Bericht aus dem britischen Hauptquartier. Der Feind ließ westlich von Fricourt drei Mmen springen, eS wurde kein Schaden angerichtet. Wir brachten östlich von Festubert eine Mine zur Explosion. Unsere Artillerie sprengte vier Arbeiterabteilungen auseinander. Wir bombardierten mit Erfolg die Artilleriestellungen und Laufgräben östlich von Fleurbaix. Sonst gegenseitige Artillerietätigkeit._ Der russische   Heeresbericht. Petersburg, 22. Januar.  (W. T. B.) Amtlicher russischer B e r i cht v o m 21. I a n u a r. Westfront: Aus der Gegend von Dwinsk   wird erfolgreiche Tätigkeit unserer Artillerie gemeldet. Bei dem Bahnhof Wilejka(3S Kilometer östlich Smorgon) erbeuteten wir ein deutsches Flugzeug. Nördlich von Tzartorysk versuchte der Feind sich in Besitz der von uns besetzten Höhen zu setzen, wurde aber zurückgeworfen. In der Gegend nordwestlich Zbaraz(18 Kilo- meter nordwestlich Tarnopol  ) explodierte ein Luftballon deS Feindes und verbrannte in der Luft. Seine Gondel fiel später in unsere Linien. Kaukasus  : In der Küstengegend versuchten die Türken unsere Truppe» in breiter Front zurückzuwerfen, sie wurden jedoch mit
großen Verlusten abgewiesen. Unsere Abteilungen nahmen nach Kampf die Stadt Hasankala und trieben den fliehenden Feind bis zu den Befestigungen von Erzerum zurück; wir machten hierbei löOO Gefangene und erbeuteten eine Kanone, viel Munition und ein Zeltlager. Die Türken ziehen sich überstürzt aus allen Richtungen, unter dem Schutz der Festung Erzerum. zurück und lassen ein großes Munitionslager und große Vorräte an Heiz- Material in unserer Hand. Südlich des Urmiasee» warfen wir erneut eine Abteilung Kurden über den Djaghatu-Fluß zurück.
Melöung öer italienifthen Heeresleitung. Rom  , 21. Januar.  (W. T. B.) Amtlicher Krieg«» b e r i ch t. In dem gebirgigen Teil des Kriegsschauplatzes Artillerie- tätigkeit. In der Gegend der Tofana  (Hochboite) zwang eine un- serer Abteilungen feindliche Truppen zum Rückzug, nachdem sie ihnen schwere Verluste zugefügt hatte. Am mittleren und unteren Jsonzo verhinderte gestern Nebel die Artillerietätigkeit, dagegen war der gegenseitige Kampf mit Bomben, der besonders den Zweck verfolgte, die Verstärkungsarbeiten in den feindlichen Linien zu zer- stören, heftig._ Ca bor   na. Meldung öes türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel  , 22. Januar.  (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht. Gestern hat eins unserer Wasserflug  - zeuge T e n e d o s überflogen und mit Erfolg Bomben auf den Flugzeugschuppen und die Lager des Feind-s gemorfen. Gestern morgen hat ein feindliches Kriegsschiff eine Weile die Umgebung von Seddul Bahr beschossen. Von den anderen Fronten nichts Neues._ Dementierung eines englischen   /lömiral- ftabsberichts. Berlin  , 22. Januar.  (W. T. B.) Einer Reuter-Nachricht zu- folge meldet der Befehlshaber des englischen Geschwaders an der belgischen Küste, Admiral Bacon, in einem Bericht: Nur wichtige militärische und maritime Objekte der flandrischen Küste sind beschossen worden, um die Zivilbevölkerung vor Menschen- Verlusten und Schaden zu bewahren. Sechsmal sind große kombi- nierte Operationen ausgeführt worden, wobei u. a. ein Torpedo- boot, 2 Tauchboote, eine große Baggermaschine versenkt, 8 militä- rische Fabriken vernichtet, die Hafenwerke von Zeebrügge   erheblich beschädigt, Wersten   und Molen beschädigt und 13 schwere Geschütze vernichtet wurden. Blutige Verluste des Feindes seien überdies groß. Die englischen Verluste betragen 3 Patrouillenboote. Gesamtverluste der Engländer 34 Tote und 24 Verletzte. Hierzu wird dem W. T. B. von zuständiger Seite mitgeteilt: 1. Die Absicht, nur militärische und maritime Objekte der flandrischen Küste zu beschießen, mag vorgelegen haben, der tat- sächliche militärische Erfolg blieb aus. denn eS wurden fast nur Ver- luste der Zivilbevölkerung herbeigeführt. 2. Sechs große kombinierte Operationen stnd den deutschen  Streitkräften nicht zum Bewußtsein gekommen. Seit dem 23. No- vember 1914 sind sechs schwächliche Versuche gemacht worden, die nicht einmal den Charakter einer scharfen Rekognoszierung er» reichten. 3. Ein Torpedoboot ist im Nachtgefecht mit zwei Zerstörern gesunken, wobei der eine feindliche Zerstörer vom Kampfplatz weg» geschleppt werden mußte, während unsere Leute sich mit eigenen Mitteln retteten. 4. Es ist kein Tauchboot durch die englischen Küstenangriffe verloren gegangen. K. Es ist keine große Baggermaschine versenkt oder beschädigt worden. 6. Es ist keine militärische Fabrik vernichtet worden. 7. Die Hafenwcrke von Zeebrügge   find völlig unbeschädigt geblieben. 8. Die Wersten   find gänzlich unbeschädigt geblieben. 9. Die Treffer gegen die Granitmole in Zeebrügge   waren ohne jede Wirkung und werden es auch in Zukunft sein. 19. Es ist kein einziges Küstengeschütz vernichtet oder beschädigt worden. 11. Die Verluste während des ganzen Jahres waren: 1 Mann tot, 4. schwer verletzt, 2, leicht verletzt. Die hin und wieder gegen die Landstellunge» von La Panne aus angestellten Schießversuche der englischen Monitore find hier als Schießübungen angesehen worden, die nur in seltenen Fällen eine Abstrafung durch unser Geschützfeuer verdienten. Es gereicht zur Befriedigung, daß die englischen Verluste be- deutender sind, als wir selbst sie angenommen haben. Zusammengefaßt: Admiral Bacon hat seine ergebnislose Tätig- keit wohl zu wirllichen GesechtSereignissen aufbauschen müssen, wahr» scheinlich um den mit England Verbündeten und dem englischen Volke die Untätigkeit der englischen Flotte zu verbergen; denn man kann nicht annehmen, daß der Kommandierende englische Admiral vor der belgischen Küste, Bacon  , militärisch so urteilSloS ist, daß er feine Erfolge nicht einzuschätzen verstände. Englands neue Dlockade. London  , 21. Januar.  (W. T. 23.)Times* schreibt: Die Debatte im Unterhause über die Blockade verspreche ein Ereignis von größter Bedeutung zu werden. Man erwarte, daß die Regierung den Antrag, der hierübP; eingebracht werden wird, annehmen werde. Seine An- nähme durch das Unterhaus würde der Regierung bei ihrer neuen Politik eine kräftige Stütze gewähren. Diese neue Politik könne als eine regelrechte Blockade- und Konterbandepolitik der vier verbündeten Großmächte de- zeichnet werden. Das Parlament werde die kräftigste Politik, welche die Minister einschlagen können, um Deutschland  die Daumenschrauben anzulegen, unterstützen. Grey werde im Laufe der Debatte eine wichtige Rede halten. Die Kämpfe in Kamerun  . London  , 21. Januar. Reutermeldung.(W. T. B.) Amtlich. Nach der Besetzung von Jaunde   in Kamerun   am 1. Januar wurden nach verschiedenen Richtungen Kolonnen ausgeschickt, um den Feind nach der Küste zu drängen und ihm den Rückzug nach spanischem Gebiet abzuschneiden. Eine dieser Kolonnen befreite 17 Engländer und sieben bürgerliche französische   Gefangene sowie drei fran- zösische Offiziere und Unteroffiziere. Bis zum 18. Januar liefen Berichte ein, daß die Deutschen   E b e l o w a und Akonolinga geräumt hätten. Der deutsche Gou- verneur Ebermeyer und der deutsche Komman- baut Oberst Zimmermann erreichten das spanische Gebiet. Weiter südlich an der spanischen Grenze wird gekämpft. Dort trachten zwei kleine französische   Kolonnen von der Küste
und dem französischen   Kongo   den Feind zu verhindern, nach spanischem Gebiet auszuweichen. Anmerkung der Redaktion deS 23. T. B.: Falls tatsächlich der Gouverneur und der Kommandeur der Scbutztruppen spanisches Gebiet erreicht haben, so ist voraussichtlich in allernächster Zeit eine amtliche deutsche oder spanische Meldung über den Gang der Ereignisse seit dem Fall von Jaunde   zu er- warten. Bis dahin erscheint der ziemlich unklaren Reutermeldung gegenüber Mißlrauen geboten. Nach dem Inhalt der englischen Meldung ist jedenfalls anzunehmen, daß der Versuch, die deutschen  Streitkräfte in der Richtung auf die Küste abzudrängen und ihren Uebertritt auf spanisches Gebiet zu hindern, bisher nicht gelungen ist. Paris  , 22. Januar.  (W. T. B.)Journal" meldet aus London  : Ein Telegramm aus Lagos   berichtet, daß es den Deutschen   seit einigen Wochen gelungen sei, vereinzelt in Spanisch-Guinea einzudringen, und daß sie dort Lager aufgeschlagen hätten, welche jetzt der bei Ngaundere  (soll wohl Jaunde   heißen) geschlagenen Truppe als /Zuflucht dienten; ferner irrten feindliche Abteilungen ohne Munition im Süden von Kamerun   umher, deren Ucbergabe bevorstehe. Aus diesen Nachrichten ergebe sich, daß die Eroberung dieser deutschen Kolonie vollendet sei. * Paris  , 22. Januar.  (W. T. B.)Journal* meldet aus London  : Zwischen Madrid  , London   und Paris   hat ein Meinungsaustausch über die Eni- waffnung und Jnternierung deutscher   Sol- baten» stattgefunden, welche sich nach Spanisch- Guinea geflüchtet haben; der Regierung in Madrid   ist mitgeteilt worden, daß die französisch-englischen Truppen den Feind auf spanisches Gebiet verfolgen würden, falls die spanischen   Behörden nicht über genügende Hilfsmittel ver- fügten, um der spanischen   Neutralität Beachtung zu verschaffen. Besprechungen hierüber sollen zwischen dem französischen  Generalgouveneur von Aequatorial-Afrika und einem Vertreter von Spanisch-Guinea eingeleitet sein. Deutsch  -französische Vereinbarung wegen des /lustauschs nicht wehrfähiger Zivilgefangener. verNn, 22. Januar. DieNorddeutsche Allge- meine Zeitung" schreibt: Nach langen Verhand- lungen ist soeben zwischen der deutschen   und der französischen  Regierung eine Vereinbarung wegen Freilassung der beiderseitigen nicht wehrfähigen Zivilgefangenen zustande gekommen, welche die hierüber bisher getroffenen Ver- abredungen erheblich erweitert hat. Auf Grund der neuen Vereinbarung sollen nämlich unverzüglich folgende drei Klaffen von Zivilgefangenen in Freiheit gesetzt und in die Heimat entlassen werden: 1. Frauen und Mädchen; 2. männliche Personen unter 17 und über 53 Jahren; 3. Männer zwischen 17 und 55 Jahren, die wegen ihres körperlichen Zustandes zur Erfüllung militärischer Pflichten völlig untauglich sind. Ausgenommen von der Freilassung sind nur Personen, die sich wegen gemeiner Verbrechen oder Vergehen, mit Einschluß derer gegen die Sicherheit des Staates, in Untersuchungs- oder Strafhaft befinden, ferner die Geiseln im eigentlichen Sinne, d. h. solche Personen, die nach Völkerrecht zur Sicherstellung des Wohlverhaltens der Bevölkerung oder der Erfüllung ge- wisser ihr auferlegter Verbindlichkeiten festgehalten werden können. Die Vereinbarung findet Anwendung sowohl auf die im eigenen Staatsgebiet mit Einschluß der Kolonien und Protektorate festgenommenen feindlichen Zivilpersonen, als auch auf solche Zivilgefangene, die auS den von den beider- seitigen Streitkräften besetzten feindlichen Gebieten oder von eigenen, neutralen oder feindlichen Schiffen fortgeführt worden sind. Wie sich aus diesen Abreden ergibt, ist es leider nicht gelungen, das Abkommen den deutschen   Vorschlägen gemäß auch auf die beiderseitigen wehrfähigen Zivilgefangenen zu erstrecken. Immerhin ist die Vereinbarung als ein wesent- licher Fortschritt im Sinne der Menschlichkeit zu begrüßen. da hiernach auf beiden Seiten viele Tausende von Zivil- gefangenen, die an der Kriegführung völlig unbeteiligt sind, die Freiheit zurückerlangen; insbesondere können auch die aus dem Elsaß   und aus den deutschen   Schutzgebieten fort- geführten Personen, soweit es sich nicht um Wehrfähige handelt, nach langer Leidenszeit in die Heimat zurückkehren. Die Vorbereitungen für die Durchführung der Verein- barung werden nach Möglichkeit beschleunigt werden, so daß mit einem baldigen Eintreffen der beteiligten Deutschen   gc- rechnet werden kann. Dittere Worte der Erkenntnis. Mailand  , 21. Januar.  (T. U.) Unter der Ueberschrist Die Ehre" bringt der sozialistische A v a n t i" einen langen Artikel, strotzend von beißendem Sarkasmus, dem wir folgende Stichproben entnehmen: Im Leben ist alles relativ, besonders in Kriegszeiten, vielleicht weil der Krieg das richtige Leben ist, wie uns täglich die Kriegsliteraten und Kriegsjournalisten er- zählen, die ihre Heldentaten an der Front von Rom   und Mailand   vollbringen. Die Idee und der Begriff der Verteidi- gung, der nationalen Gefahr, der Barbarei, des Rechts der Neutralen, des Rechts der Nationalität, des internationalen Rechts, das sind alles ganz präzise Imperative, heilige, un- veränderliche Worte, wenn sie uns gegen den Feind dienen. Sie werden aber sofort kontinentaler Plunder, Trödelkram, künstliche Erfindungen, Gebilde aus Gummielastikum, wenn der Feind sie anwendet, anruft gegen unsere Interessen, gegen unsere militärischen Not- wendigkeiten, gegen unser Schicksal. Wenn der Feind ein neutrales Land auf seine Seite zu ziehen sucht, so nennt man seine Anstrengungen Intrigen, Korruption. Bestechung; wenn wir aber dasselbe tun, dann nennt man unsere Be- mühung Propaganda. Die einzige Neutralität, die wir uns gegenüber dulden und anerkennen, ist die uns begünstigende. Gegen den Feind erlaubten wir uns eine absolute, heroisch abschließende Neutralität. Die Erfolge unserer Feinde sind höchstens scheinbare; seine militärischen Kommuniques Phantasiemeldungen. Das Volk in Feindesland wird von seiner Regierung frech betrogen. Hunger und Revolution sind dort zu Hause. Wenn der Feind erklärt, er könne den Krieg fortsetzen und sei seines Endsieges sicher, so sind daS stereotype Formeln, groteske, eitle Deklamationen, die der Wirklich- keit nicht entsprechen, denn er ist doch schon von uns besiegt! Wenn der Feind aber erklärt, er sei bereit, Frieden zu schließen, dann ist es klar, daß er ihm passen würde, weil er eben bis jetzt siegreich war. Zu den Kriegs- Waffen zählt heute als allgemeinste und verbreitetste Waffe die Zeitungslektüre. Der lateinische Genius, der slawische