Nr. 26.- 33. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Donnerstag, den 27. Januar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
San Giovanne di Medna von den Italienern geräumt.
Englische Reichszollverbands-| Meldung des Großen Hauptquartiers.
pläne.
Je mehr im Verlaufe des Krieges die englische Handelsbourgeoisie erkennen muß, daß ihr hauptsächlichstes Kriegsziel, die Vernichtung der deutschen Handelskonkurrenz, sich nicht so leicht durchführen läßt, wie sie zu Beginn des Krieges an genommen hat, desto ungestümer drängt sie die englische Negierung zur Anwendung energischerer Kampfmittel. Zu diesen Mitteln gehört in erster Linie eine Ausdehnung der Bannwarenliste auf alle Artikel, die Deutschland im jezigen Striege nügen und seine Widerstandskraft stärken könnten, zweitens die Verhinderung des deutsch - schwedischen und deutsch - dänischen Schiffsverkehrs auf der Ostsee durch eine fireng durchgeführte Blockierung der deutschen Ostseeküste. Tatsächlich soll diese ,, regelrechte Blockade", wie amerikanische Blätter melden, bereits von der englischen Regierung in Aussicht genommen und eine darauf bezügliche königliche Verordnung binnen furzem zu erwarten sein.
Aber nach Auffassung der Geschäftsbourgeoisie Englands genügt es nicht, durch Abschneidung der Lebensmittel- und Rohstoffzufuhr Deutschland zur Unterwerfung zu zwingen, es muß auch verhindert werden, daß Deutschland sich nach dem Striege bald wieder erholt und seine Handels- und Schiffahrtstonkurrenz von neuem aufnimmt. Dieser Zweck soll dadurc erreicht werden, daß nach dem Kriege den deutschen Handelsschiffen die englischen und französischen Häfen verschlossen werden. Nach Meldung amerikanischer Blätter ist nämlich dem Staatsdepartement der Vereinigten Staaten die vertrauliche Nachricht zugegangen, zwischen England und Frankreich werde ein Abkommen verhandelt, wonach auch fünftig( das heißt nach Friedensschluß) teinem deutschen Handelsschifferlaubt sein solle, in einen britischen oder französischen Hafen einzulaufen.
Run wird zwar vieles nicht so heiß gegessen, wie es aufgefüllt wird, ob die englische Geschäftsbourgeoisie ihre schönen Pläne durchzuführen vermag, hängt nicht nur von ihrem Willen ab, auch der Ausgang des Krieges wird dabei ein entscheidendes Wort mitsprechen. Für die heutige Stimmung unter einem großen Teil des geschäfttreibenden wohlhabenden englischen Bürgertums und seine Absichten sind diese Vorgänge jedoch immerhin kennzeichnend.
Wichtiger als diese englischen Vernichtungspläne ist das Wiedererwachen der Zollvereinigungsbewegung in England, das Wiederaufflammen jener Forderung eines Zusammenschlusses Englands mit seinen Kolonien zu einer Art britischer Reichszollvereinigung, für die zu Beginn des laufenden Jahrhunderts Joseph Chamberlain und sein Anhang eine höchst energische Agitation betrieben haben. Wie sehr diese Forderung der Imperial Federation" bereits aufs neue Wurzel zu schlagen beginnt, beweist am besten die Verhandlung des englischen Unterhauses am 10. d. M. Das konservative Parlamentsmitglied William A. S. Hewins, früher Professor der Volkswirtschaft an der Bondoner Uni
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 26. Januar 1916.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Die Franzosen versuchten durch eine große Zahl von Gegenangriffen die ihnen entrissenen Gräben östlich von Neuville zurückzugewinnen. Sie wurden jedesmal, mehrfach nach Handgemenge, abgewiesen.
Französische Sprengungen in den Argonnen verschütteten auf einer kleinen Strecke unseren Graben, bei Höhe 285 nordöstlich von La Chala de besetzten wir den Sprengtrichter, nachdem wir einen Angriff des Feindes zum Scheitern gebracht hatten.
Marineflugzeuge griffen militärische Anlagen des Feindes bei La Panne, unsere Heeresflugzeuge die Bahnanlagen von Loo( südwestlich von Digmude) und von Béthune an.
Ocftlicher und Balkan - Kriegsschauplah. Keine besonderen Ereignisse.
Oberste Heeresleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
2ien, 26. Januar. ( W. Z. B.) Amtlich wird ver lautbart: 26. Januar 1916.
Nichts Neues.
Ruffischer Kriegsschauplas.
Italienischer Kriegsschauplay.
Am Goerzer Brüdentopf nahmen unsere Truppen in den Rämpfen bei Oslavija einen Teil der bortigen feindlichen Stelungen in Besis; hierbei fielen eintausendeinhundertfiebenundneunzig
unter fünfundvierzig Offiziere und zwei Maschinengewehre in unsere Hände. Auch an mehreren anderen Stellen der Isonzofront nahm die Gefechtstätig feit zu. Angriffe und Annäherungsversuche der Italiener gegen die Podgora, den Monte San Michele und unsere Stellungen öftlich von Monfalcone wurden abgewiesen. Unsere Flieger belegteu Untertürfte und Magazine des Feindes in Borgo und Ala mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplah. Die Bereinbarungen über die Waffenftredung des montenegrinischen Heeres wurden gestern um 6 Uhr abends von den Bevollmächtigten der montenegrinischen Regierung unterzeichnet. Die Entwaffnung geht ohne Schwierigkeiten vor sich und wurde auch auf die Bezirke von Kolasin und Andrijevica ausgedehnt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabesz bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
versität und einer der Hauptknappen Chamberlains, stellte meist begünstigungstaufel hätte ihre einstige dort folgenden Antrag: Berechtigung berloren.
Um die Macht der Verbündeten zieds Fortführung des Arieges zu vermehren, soll die Regierung fofort mit den Regie rungen der felbständigen Kolonien in Beratung eintreten, damit fie mit deren Hilfe die gesamte Wirtschaftskraft des Reiches und die unserer Verbündeten zusammenwirten läßt in einer gegen den Feind gerichteten Politik."
Ansichten flar enttvidelte und allgemeines Auffehen erregte. Es wurden dort nach einer gründlichen Eröterung der Handels. entwidlung Englands, Deutschlands und der Vereinigten Staaten von Amerika in den Jahnen 1872 bis 1902 unter anderem folgende Leitfäße aufgestellt:
M
Die Intereffen des Mutterlandes( Englands) erfordern, daß fein Austausch von Industriewaren gegen Nahrungsmittel und Nohstoffe weiter ausgedehnt wird.
Das Juteresse der Kolonien erfordert die Bevorzugung bri tischer Fabrikate, damit das Mutterland, das den größten Verbrauch von eingeführten landwirtschaftlichen Produkten in der Welt hat, andererseits die Entwicklung der Kolonialen Produktion zu fördern bermag.
Der Bestand und die Sicherung des Relches erfordert, daß es sich möglichst mit allem zum Gebrauch Nötigen selbst versorgt, und zwar nicht nur so weit als möglich, sondern auch fobald als möglich.
Das Problem der Reichsmacht ist ein Problem der Neichswirtschaft, und der einzige zwedmäßige Weg, der zur wirklichen Einheitlichkeit unseres politischen Verteidigungssystems unter Wahrung vollster Freiheit der Selbstverwaltung und der Handelsentwvidlung für alle Teile führt, liegt in der Vorzugsbehand Lung."
Ergänzend dazu heißt es weiter:
Kurz zusammengefaßt, unsere gange Butunft als Wolf hängt, wenn wir die Position, die wir befest haben, zu behalten wünschen, davon ab, baß wir unsere Bestrebungen erfolgreich durchführen. einen starten einheimischen Markt zu gewinnen als Zentrum eines sich selbstversorgenden Imperiums."
Obgleich die Agitation für eine Reichszollvereinigung da mals bei einem stattlichen Teil der englischen Industriellen Anklang fand, hat sie doch nur einen bescheidenen Erfolg gehabt. oh hat schon 1897 Kanada dem Mutterland Vorzugszölle von 20 bis 25 Proz. gewährt, und diesem Beispiel sind dann aud) Australien , Neuseeland und Britisch Südafrika gefolgt; aber zu der gewünschten Imperial Federation" ist es nicht gekommen. Erstens wollte der englische Ausfuhrhandel von diesen Plänen nicht viel wissen, weil er davon eine Stärkung der protektionistischen Tendenzen anderer Länder und damit eine Einschränkung der englischen Ausfuhr nach diesen Märkten sowie ferner eine Erschwerung des englischen Durchfuhrhandels befürchtete; zweitens aber hatten die englischen Kolonien wenig Reigung, ihre junge aufblühende Industrie der überlegenen Konkurrenz der englischen Induftrie auszusehen und die industriellen Anfätze auf ihrem Boden vernichten zu laffen. Sie wollten vielmehr die Freiheit behalten, diese beginnende einheimische Industrie nach ihrem eigenen Ermessen beliebig durch Schutzölle schüßen zu können. Tatsächlich hat denn auch Kanada , bevor es England 1897 Vorzugszölle auf Baumwoll- und Beinenwaren gewährte, die früheren Zollsäge für solche Waren um zirka 25 Prozent erhöht.
Dazu kamen die mißlichen Finanzverhältnisse verschiedener Rolonien, vornehmlich Australiens . Die direkte Bestcuerung einen Teil der Staatsausgaben; der weitaus größere Teil deckt in den meisten selbständigen Kolonien Englands nur wird aus den Zollerträgen bestritten. Vermindert sich aber Eine rect niedliche Schwenkung für einen Freihändler der Handel mit dem Ausland und wird ein wesentlich größeren von den Qualitäten eines Runciman. Es scheint sich da be- Teil der Einfuhr als bisher durch die englische Industrie gezüglich der Freihandelsfrage im modernen England eine ähn- deckt, so müssen sich dementsprechend auch die Zolleinkünfte liche Wandlung zu vollziehen wie in der Frage der Wehr- vermindern. pflicht und des Militarismus. Neu ist freilich, wie schon Staatshaushalt. Das bedeutet jedoch zunehmende Defizite im gesagt, die Forderung eines zollpolitischen Zusammenschlusses Außerdem weďte der Plant in den Solonien fäwere poliZur Begründung führte Hewins aus, Deutschland be- Englands mit feinen Stolonien nicht. Schon im Jahre 1884 tische Bedenken. Soll eit folcher Reichsgollverein Bestand ginne bereits seine Wirtschaft für die Zeit nach dem Striege bildete sich zur Propagierung dieses Gedankens die haben, dann müssen unbedingt politische Garantien für die zu organisieren. Es nuge die Hilfsquellen der von den Imperial Federation League", und im nächsten Unterordnung der sogenannten autonomen Solonien unter die deutschen Truppen besetzten feindlichen Gebiete aus und stelle Jahre forderte bereits die Londoner Handelskammer die Re- Bollbestimmungen und für die Berücksichtigung ihrer speziellen thre Rohstoffbestände und Produktionskräfte unter staatliche gierung auf, die Frage einer Zollvereinigung mit den Kolonien Interessen geschaffen werden. Es muß eine Zentrale vorAufsicht. Unter Deutschlands Leitung sei bereits ein neues in Erwägung ziehen und deren Regierungen zur Aeußerung handen fein, welche die fich ergebenden Streitigkeiten zwischen Wirtschaftsreich im Entstehen begriffen: ein mitteleuropäischer hierüber veranlassen zu wollen. Die Bewegung bewirkte, daß den beteiligten Kolonien schlichtet, lleberschreitungen der gegenZollverein. Deshalb müsse auch England sich mit das Kolonialamt tatsächlich die Kolonien zur Aeußerung über feitigen Kompetenzgrenzen inhibiert, die handelspolitischen Beseinen Kolonien zollpolitisch zusammen die Zollvereinsfrage aufforderte und im April 1887 in London ziehungen zu auswärtigen Mächten regelt, den Zollverein nad) schließen usw. eine Konferenz herbeiführte, zu der die wichtigsten Kolonien außen vertritt usw. Die Drdnung dieser verschiedenen UnDoch nicht Hewins Antrag ist das Bedeutsamste, sondern Vertreter entfandt hatten. Die Frage der Imperial gelegenheiten erschien jedoch recht schwierig, da in den autodaß dieser sowohl bei den Konservativen und Unionisten, als Federation"( Reichsvereinigung) wurde zwar als nicht nomen Stolonien das Bestreben besteht, sowohl die einheimische auch bei manchen Liberalen Zustimmung fand und sogar im fpruchreif aus der Erörterung ausgeschieden, doch erklärten Verwaltung dem Einfluß des englischen Mutterlandes mög Unterhaus die Wiederbelebung der Navigationsatte, fich die meisten Delegierten für einen Zollverband, der Eng - lichst zu entziehen, als auch die Beziehungen zu fremden das heißt die Sperrung der britischen Häfen für die deutsche land auf seinen Kolonialmärkten bestimmte Vorzugszölle Mächten eigenmächtig, entsprechend den eigenen Bedürfniffen Schiffahrt( wohlverstanden für die Zeit nach dem Kriege), fichere. zu ordnes.
P
verlangt wurde. Selbst der liberale Handelsminister Runciman , Damit war die Bewegung für die Imperial Federation" So gelang es Chamberlain nicht, mit seiner Agitation bisher einer der enragiertesten Freihändler, vergaß seine ganze jedoch keineswegs beendet. Joseph Chamberlain , der englische durchzubringen. Der Plan eines Reichszollverbandes mußte Freihandelstheoretit nnd erklärte, er wäre nicht gegen einen Kolonialminister, nahm im Jahre 1908 die Agitation für vorläufig fallen gelassen werden. Nichts wäre aber berbritischen Zollverein oder einen Zollbund Englands mit seinen diesen Plan energisch wieder auf und versammelte bald um fehrter, als daraus furzweg zu folgern, daß er auch Verbündeten, wenn die wirtschaftliche Lage eine solche Ver- fich eine stattliche Anhängerschaft. Damals( im September jest ob er nach dem Kriege teine Aussicht auf einigung nötig machen solle; jedenfalls werde man 1903) erschien in der National Rebiem" unter dem Titel Berwirklichung habe. Schon vor dem Striege hat nach dem Kriege nicht mehr Deutschland die, The Economics of the Empire"( bie ökonomischen Verhältnisse man in den selbständigen englischen Kolonien mehr und mehr gleichen Borteile gewähren, wie bisher; die des Reichs) ein 106 Geiten langer Artikel, der Chamberlains erfamit, daß die Macht des englischen Mutter