TanbeS zugleich auch die Macht feiner Kolonien stärkt und— unbeschadet der freien Selbst- Verwaltung— ein engerer Zusammenschluß Englands mit seinen Nolonicu auch im politischen Interesse der letzteren liegt, besonders was ihre Stellung gegenüber fremden Staaten anbetrifft. So haben denn auch diese Kolonien das Mutterland in dem jetzigen Kriege mit allen Mitteln militärisch unterstützt, obgleich sie dazu keineswegs verpflichtet sind. Sie betrachten geradezu Englands Handels- krieg als ihren eigenen Kampf. Britisch-Südafrika hat sich sogar, lediglich, um dem englischen Mutterland zu nützen, in einen kostspieligen Krieg gegen Dcutsch-Südwestafrika gestürzt. Diese Tatsachen schaffen einen völlig neuen Boden für die früheren ReichSzollverbandspläne, so daß es heute mehr als wahrscheinlich ist, daß nach dem Krieg in der einen oder anderen Form ein britischer Reichszollverband zustande kommen wird. Es wäre ein großer Fehler, diese dem deutschen Wirtschaftsleben nach dem Kriege drohende Beeinträchtigung in naivem Optimismus zu übersehen und anzunehmen, weil vor einem Jahrzehnt die Agitation für die.Imperial Fede- ratiou" nur geringen Erfolg hatte, müsse sie auch heute unter völlig veränderten Verhältnissen ohne nennenswertes Resultat bleiben. H. C.
Der vormarfth üer Gesterreicher gegen Durazzo. Bern , 26. Januar. (W. T. B.)„Jdea Nationale" meldet unter dem 26. d. M., die Räumung von San G i o- v a int t öl M e d u a habe bereits begonnen, da starke österreichische Kolonnen auf die Stadt vorrücken. Die Reste der fliehenden Truppen suchen in Durazzo Schutz.
Der französische Tagesbericht. Paris , 26. Januar. sW. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. In Belgien fuhren die beiderseitigen Artillerien im Verlause der Nacht fort, in der Gegend von Nieuport lebhaste Tätigkeit jw entfalten. Neue Einzelheiten bestätigen, daß gestern feindliche Angriffsversuche gegen die Asermündung durch das Feuer unserer Artillerie abgeschlagen wurden. Es gelang den Deutschen nicht, sich zu entwickeln, außer an einem Punkt, wo einige Gruppen in einen vorgeschobenen Graben eindrangen. Sie wurden alsbald nach einem sehr lebhaften Kampfe vertrieben, da die gegen sie geworfenen Granaten ihnen empfindliche Ber- Uiste zufügten. Im ArtoiS wurde ein gestern vom Feinde gegen unser« Stellungen östlich von Neuville— St. Vaast gerichtetes Unter- nehmen, das vollkommen gescheitert wur, von ihm gegen Ende des Tages in größerem Umfange wieder aufgenommen. Nach einer neuen Llcihe von Minenexplosionen, die von einer sehr heftigen Be- ichießung begleitet waren, griffen die Deutschen auf einer Front von 1ö(X) Meter ungefähr in dem Winkel an, der von den Straßen Arras — Lens und Neuville— St. Vaast— TMuZ gebildet wird. Der Feind wurde durch unser Feuer ans seine Linien zurückgeworfen. An zwei Punkten, wo unsere Schützengräben durch eine Erplosion zerstört worden war, besetzte der Feind die Trichter, deren Mehrzahl alsbald von uns wieder genommen wurden. In den Vogesen be- schössen wir wirksam die feindlichen Werke bei Bau de Sapt. Paris , 26. Januar. iW. T. B.) A m t I i ch e r B e r i ch t v o n g e st e r n abend. In Belgien südöstlich von Boesinghe beschießt unsere Artillerie im Verein mit der britischen heftig die feindlichen Werke, die schwere Beschädigungen erlitten haben. Heute vormittag warfen zwei deutsche Flugzeuge fünf Bomben auf Dünkirchen und dessen nächste Umgebung. Fünf Personen wurden getötet und drei verwundet. Im ArtoiS war die Kanonade sehr lebhaft östlich Neuville und in der Gegend von Vailly, wo unser Feuer mehrere feindliche Batterien zum Schweigen brachte. Nördlich der AiSne zerstreuten wir einen bedeutenden Transport des Feindes. In der Gegend von Eraonne wurde eine schwere deutsche Batterie, welche die Brücke bei Berry au Bac zu zerstören versucht, durch das Feuer unserer schweren Geschütze beschädigt. Auf den MaaShöhen, im Abschnitt Nouilly , wurde eine feindliche Abteilung. die sich unseren Linien nach einein ziemlich lebhasten Bombardement zu näher» versuchte, durch unser Feuer leicht zerstreut. In den Vogesen wirksames Feuer unserer Artillerie auf die feindlichen Stellungen bei Mühlbach. Stoßweier und die Unterstände von Pain des EheneS. Belgischer Bericht: Ziemlich lebhafter Arlilleriekampf auf verschiedenen Punkten der belgischen Front. Die englische Nleiüung. London , 25. Januar. sW. T. B.) Bericht a u S dem britischen Hauptquartier. Heute führten wir ein wirk- lameS Bombardement auf OvillerZ, La Borfelle, Libridoux und Boesinghe durch. Bei Boesinghe brachten wir ein deutsches Bomben- depot in den deutschen Linien zur Explosion. Die deutsch « Artillerie war in der Gegend von Gommecourt, um LooS und in Hoog« tätig. Britische und deutsche Flieger traten in Aktion; die britischen be- hielten die Oberhand.__ Der rusiische Heeresbericht. Petersburg, 26. Januar. sW. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t vom 25. Januar 1S16. Westfront: Unsere Artillerie beschoß mit Erfolg die deutschen Stellungen an der Düna flußabwärts von Friedrichstadt . Am 24. Januar warf ein feindliches Flugzeug zwei Bomben auf Dünaburg ; eine Frau wurde getötet. In der Gegend des Dorfes Ossenischki, westlich des BoginSkoje- sees, warfen wir einen gegen unsere Hindernisse gerichteten deutschen Angriff zurück. In G a l i z i c n an der Strypa Artilleriekamps. Es ist beob- achtet worden, daß der Feind neuerdings wieder Ausrufe aus Lust- vallons in unseren Gebieten abwirft. Nach eingezogenen Erkundigungen hatte in einer deutschen Division eine große Anzahl Soldaten erfrorene Gliedmaßen, viele >0 heftig, daß sie zur Wiederherstellung in die Heimat zurückgeschickt werden mußten. Kaukasus : In der Gegend von Erzerum verfolgen wir iveiter die Türken und machen in jedem bewohnten Ort Gefangene. In der Gegend von MelaZgert hatten wir glückliche Zusammenstöße mit feindlichen Kavallerie- und Jnfanterieabteilungen.
Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom , 26. Januar. fW. T. B.) Amtlicher Bericht vom Dienstag. Im Lagarinatale schlugen unsere Truppen in der Nacht vom 24. Januar und später in den Stellungen in der Ilmgegend von M o r i eine Abteilung des Feindes zurück, welche sich über« löschend zu nähern versucht hatte. Im Suganatale warf die ieindliche Artillerie einige Granaten auf Borgo und Roncegno, wo- ourch im letzteren Ort eine Feuersbrunst hervorgerufen wurde. Unsere Artillerie erneuerte die Beschießung des Bahnhofs von Cal- donazzo. In dem Abschnitt von Tolmein versuchte der Feind,
durch Nebel begünstigt, zwei Angriffe gegen unsere Stellungen bei St. Lucia , die sofort zurückgewiesen wurden. Am mittleren Jsonzo heftiges feindliches Artillerieseuer gegen unsere Stellungen auf den Hohen westlich Görz . Auf der übrigen Front keine Veränderung. C a d o r n a. Meldung des türkischen Hauptquartiers. Kouftautinoptl, 26. Januar.(33. D. 23.) Amtlicher Heeresbericht. An der I r a k f r o n t unternahm der Feind uach seinen ungeheuren Verlusten bei Felahie keinen neuen Angriffsversuch. Bei Kut el Amara zeitweise aussetzender Artilleriekampf. In der Nacht des)8. Januar überfielen wir überraschend mit Erfolg ein feindliches Lager westlich von Korna und töteten zahlreiche Soldaten des Feindes und eine Menge Vieh. An dieser Front herrschte ausnahmsweise Schneefall, dem starke Kälte folgte. An der Kaukasusfront nichts von Bedeutung, außer unwesentlichen Scharmützeln am rechten Flügel nördlich vom Muradfluß. An den übrigen Fronten keine Veränderung.
Versenkung eines englischen Vampfers. London , 26. Januar. (W. T. B.) Neutermeldung. Der britische Dampfer„Norsemau" von neuntausend Tonnen soll versenkt worden sein. (Notiz des W. T. B.: Wahrscheinlich handelt es sich um den in Lloyds Register mit 10 756 Tonnen ausgeführten Dampfer „Norscman".) London , 26. Januar. (W. T. B.) Lloyds meldet: Der Dampfer„N o r s e m a n" wurde nicht versenkt, sondern ist gestrandet. Kein Menschenleben ging verloren. Norwegen und üie neue englische Dlockaüe. Kopcnhageu, 26. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Berlingske Titende" aus Kristiania herrscht dort allgemein und besonders in den Kreisen der Industrie- und Geschäfts- weit große Erbitterung gegen die englische Handelskontrolle, weil dieselbe recht willkürlich ausgeübt wird und in der Tat keinerlei nennenswerter Durchgangsverkehr nach Deutschland vor sich geht. Unter diesen Umständen verstimmt es um so mehr, daß England Nahrungsmittel, die von Amerika kommen und besonders Rohstoffe für die Herstellung von Margarine beschlagnahmt, trotzdem Norwegen ein Ausfuhrverbot hierfür erlassen hat. Durch die Beschlagnahme von Kupferdraht werden übrigens auch die elektrischen Anlagen in den Städten mit völligem Stillstand bedroht.
Das Wieöererwachen ües Sozialismus. Jean Longuet schreibt im„Populaire du Centre" über das allmählige Wiedererwachen des sozialistischen Ge- Wissens in den kriegführenden Ländern. Es komme schneller. als man nach den Ausbrüchen des nationalistischen Hasses auf allen Seiten hätte erwarten können. Nachdem Longuet die Situation in Teutschland und das Vorgehen der Minder- heit dort geschildert hat. wendet er sich nach Frankreich und England. Die Lage der französischen Sozialisten sei eine andere gewesen aüi die der deutschen . Auf sie hätte zu- getroffen, was auf den internationalen Kongressen über die Landesverteidigung gesagt worden sei.„Trotzdem war es auch in Frankreich nötig, mit Kraft gegen das Außerachtlassen der sozialistischen Grundanschauungen vorzugehen, gegen die Ueberflutung der sozialistischen Partei mit dem Nationalismus, der nichts gemein hat mit der be- rechtigten sorge, die Unabhängigkeit deS Landes aufrecht zu erhalten; gegen die Schwächung des Gewissens der proletarischen Klasse, gegen die befremdenden Abweichungen derjenigen, die behaupteten, uns einen Neusozialismus mit „sozialem Frieden" zu fabrizieren, diesem fremden Gemisch von kleinbürgerlicher Demokratie, reaktionärem Nationalismus und sozialem Konfusionismus." Das sei auf dem letzten französischen Kongreß geschehen. Zuerst durch die Konstituierung einer kraftvollen und kämpf- fähigen Minorität von 966 Mandaten unter 2766, die der Kongreß zählte, über die hinaus es 766 Man- date der Föderationen des Nordens, der Ardennen, des Pas- de-Calais , der Aisne gebe, denen es nicht möglich gewesen sei, ihren Delegierten irgend ein Mandat zu erteilen. Die Minorität umfasse alle Arbeitervcreinigungen innerhalb der Bannmeile von Paris und einige der besten Elemente in der Provinz. Sie habe ihre Meinung mit aller Entschiedenheit durch den Mund von Mistral, Pressemane, Poncet, Mau- rangeS und Longuet verteidigt, so wie sie jeden Tag in den drei Organen der Minderheit, dem„Populaire du Centre" in Limoges , dem„Droit du peuple" in Grenoble und dem „Midi Socialiste" in Toulouse zum Ausdruck komme. Die Minderheit hätte sich mit der Mehrheit auf eine Resolution geeinigt, weil ihre prinzipiellen Grundgedanken in dieser nieder- gelegt seien und weil sie die verabscheuungswürdigsten natio- nationalistischen Abirrungen herausgelassen habe. Da nun auch in Großbritannien die Arbeiter in den Klassenkampf einträten und so die Phrase von der nationalen Einheit aller zerstöre, sei die beste Aussicht vorhanden, daß wieder überall wirklich sozialistische Politik getrieben werde. Zum erstenmal sei nach der Verlesung deS Abstimmungsergebnisses über die Stellung der englischen Arbester zur Wehr- Pflicht, die„Rote Fahne" in emer offiziellen Versammlung der britischen Gewerkschaften erklungen. „In Wahrheit, die sozialistische Internationale ist lebendiger denn je". Die englische Arbeiterpartei für Unter- siützung üer Kriegspoliti? öer Regierung. London , 26. Januar. (W. T. B.)(Meldung des Reuter- scheu Bureaus.) Die Jahreskonferenz der Ar- beiterpartei nahm mit 1 562 666 gegen 662 666 Stim» men die von der Gewerkschaft der Dockarbeiter vorgeschlagene Resolution an, durch welche die Konferenz sich ver- Pflichtet, die Regierunaso viel als möglich bei der Fortsetzung des Krieges zu unter st ützen. Kriegsüebatte im englischen Parlament. London , 25. Januar. (W. T. B.) Reutermeldung. Im Ober- Hause wurde die Parlamentsbill in dritter und die Militär» d i e n st b i l l in zweiter Lesung angenommen. London , 25. Januar. (W. T. B.) Unterhaus. Handels- minister R u n c i m a» sagte auf eine Anfrage, daß der Verkehr englischer Schiffe zwischen neutralen Häsen möglichst eingeschränkt worden sei, aber ein absolute» Verbot sei nicht im nationalen Interesse.— UnterstaatSselretär Tennant erklärte, daß zwischen den freiwillig eintretenden Rekruten und denen, die auf Grund der Dienstpflichtbill ausgehoben werden sollen, keinerlei Unterschied ge- macht werden würde.
Während der Debatte über die Dienstpslichtbill war ein Antrag«ingebracht worden, um die Garantien gegen einen Miß« brauch d«S Gesetzes zu industriellen Zwecken zu verstärken, den die Mmister bekämptten und der abgelehnt wurde. Bonar Law führte auS. daß das KrtegSamt über die Leute keine Gewalt habe. bis sie aufgerufen seien. Danach ständen sie unter Mililärrechl. Aber vorher könnten sie nicht als Soldaten behandelt werden. Ein Nachfolger ües»Zorwarü'. Manchester , 26. Januar,(ffl. T. B.) Der Londoner Korrespondent de».Manche st er Guardian" schreibt: Wenn die Regierung die Einstellung weiblicher Arbeiter in den Munitionswerken fortführt, werden vermutlich nicht nur einige wenige Extreme Opposition machen. Man ist besorgt, daß im Clyde- Bezirk ernstliche Schwierigkeiten entstehen werden, wenn man nicht die lokalen Arbeitervertreter über die anzuwendenden Bedingungen mitreden läßt. Der Korrespondent erfährt, daß die gelernten Arbeiter gegen jeden Plan, der ihnen von oben aufgezwungen würde, Widerstand leisten würde, ohne deshalb zu streiken. Derselbe Korrespondent teilt mit, daß an Stelle des unterdrückten.Forward" ein neues Organ.The Worker" entstanden ist. Sein Erscheinen sei ein beunruhigende? Symptom. Das Komitee, das es herausgibt. ist eine starke Organisation, die unabhängig von den Gewerkschaften besteht, aber in Verbindung mit ihnen arbeitet. Dieses Blatt fordert im Zusammenhang mit der Einstellung von weiblichen Arbeitern, daß der-Kapitalgewinn nicht einer Klasse allein zugute läme, daß sie die übrigen Arbeiter in keiner Weise schädige und daß die organisierten Arbeiter an ihrer Kontrolle Anteil haben sollen. Drianü für Rufrechterhaltung üer Zensur. Paris , 26. Januar. (W. T. B.) Kammer. Vor der bereits gemeldeten Abstimmung über die Preßvorlage wies B r i a n d auf die Unmöglichkeit hin, zuzulassen, daß unerquickliche Artikel in die Schützengräben gelangten, wo die Soldaten der Pflicht ins An« gesicht blicken müßten. Die in Uebereinstimmung mit den Ver« tretern der Presse zu Beginn deS Kriege» geschaffene Pressekontrolle habe nach 18 Monaten Krieg das Ergebnis gezeitigt, daß alle Nervosität dem Lande erspart geblieben sei, dessen Ruhe und Zu- verficht den Feind aus der Fassung brächten. ES sei besser, das gegenwärtige System nicht zu ändern, das der Stunde gerecht werde. in der alle sich Opfer auferlegten. Der Augenblick, in dem der gegenwärlige Grundsatz der Autorität dem Grundsatz der Freiheit weichen werde, werde mit dem Sieg des Landes kommen.
GnaSenerlasse. Der Kaiser hat unter dem heutigen Datum eine große Anzabl besstaster Kriegsteilnehmer durch Gnadenerlasse von ihrer Strafe befreit und außerdem einen Erlaß über Löschung von Straf- eintragen verfügt. Der erste Gnadenerlatz erläßt allen Militärpersonen des aktiven Heeres, der aktiven Marine und der Schutztruppen die vo» Militärbeiehlshabern verhängten Disziplinarstrafen sowie die von Militärgerichten des preußischen Kontingent» oder vom Gouvernementögericht Ulm verhängten Geld- und Freiheitsstrafen, sofern die auserl-gten FreiheitS - strafen sechs Monate nicht übersteigen. Ist aus Geldstrafe neben Freiheitsstrafe erkannt, so ist die Geldstrafe nur dann erlassen. wenn die Freiheitsstrafe unter den Gnadenerlaß fällt. Aus- geschlossen von der B-gnadigung sind die Personen, die 1. unter der Wirkung von Ehrenstrafen, 2. seit der Verhängung der Strafe sich schlecht geführt haben. Der Gnadenerlaß findet auch auf die Angehörigen der Großherzoglich Mecklenburgischen Kontingente An- Wendung. Ein weiterer Gnadenerlatz bezieht sich auf K r i e g S- t e i l n e h m« r. gegen die Verfahren noch schweben. Durch ihn werden die gerichtlich noch nicht rechtskräftig erledigten Untersuchungen gegen Personen niedergeschlagen, die vor dem 27. Januar 1616 die Eigenschaft al» Kriegsteilnehmer er« langt haben. Niedergeschlagen sind durch den Erlaß alle U e b e r- tretungen, Vergehen mit Ausnahme derjenigen deS Verrat» militärischer Gcheimnisie und solche Diebstahls- und Betrugsverbrechen im Sinne der ßZ 243, 244, 264 des Reichsstrafgesetzbuchs, bei denen der Täter zur Zeit der Tat das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte. Der Erlaß bezieht sich auf diese drei Kategorien von Slraftalen, falls diese vor dem 27. Januar 1616 und vor der Einberufung des Täters zu den Fahnen begangen sind. Die Niederschlagung erfolgt unter der Bedingung, daß nicht der Täter durch Militär- gerichtliches Urteil mit Entfernung aus dem Heere oder der Marine oder mit Dienstentlassung bestraft ist oder bestraft werden wird. oder, wenn er keine Person des SoldaienstandeS ist, mit Rücksicht auf eine Straftat seine Eigenschaft als Kriegsteilnehmer verloren hat oder verlieren wird. Ferner wird den Teilnehmern an dem gegen- wältigen K r i e g e, die vor ihrer Entlastung von den Fahnen durch Urteil oder Strakbefehl eines preußischen Zivil- g e r t ch t S einschließlich der auf Grund des Gesetzes über den Be- lagerungSzustand gebildeten außerordentlichen Kriegsgerichte oder durch Stratversügung einer preußischen Polizei« b e h ö r d e oder durch Strafbescheid einer preußischen Verwaltungsbehörde wegen der vor der Einberufung zu den Fahnen begangenen Straftat bis zum 27. Januar rechts- kräftig erkannten Strafen, soweit sie noch nicht vollstreckt oder er- lassen find, einschließlich der Nebenstrafen und der rückständigen Kosten erlassen, sofern die einzelne Strafe oder ihr noch nicht voll- treckter Teil nur in Verweis, Geld st rase, Haft FestungShast Vis zu einem Jahre einschließlich oder Gefängnis bis zu einem Jahre einschließlich allein oder in Verbindung miteinander oder mit Nebenstrafen be- steht. Der Erlaß der Nebenstrafen erstreckt sich indessen nicht auf die nach K 42 Absatz 1 de» Militärstrafgesetzbuchs von RechtS wegen eingetretenen militärischen Ehrenstrafen. AuS- geschlossen von den Gnadenbeweisen bleiben: Personen deS SoldaienstandeS, gegen die durch gerichtliches Urteil auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine oder auf Dienst- entlassung erkannt worden ist oder erkannt werden wird; 2. andere Personen, die mit Rückficht auf eine Ettastat die Eigenschaft al« Kriegsteilnehmer verloren haben oder ver- lieren werden; 8. Personen, die Kriegsteilnehmer geworden sind, obwohl ste die Fähigkeit zum Dienst in dem deutschen Heer oder der Kaiserlichen Marine gemäß KZ 31. 34 de« ReichSstrafgesetzbucheS. ZK 32, 33, 42 des Militärstrafgesetzbuches verloren haben. Ferner ist der Justizminister ermächtigt, zugunsten von Kriegsteilnehmern und deren Hinterbliebenen in Strafsachen, die vor preußischen Zivilgerichten geschwebt haben. die Kosten. soweit sie noch nicht«lasten sind, ganz oder teilweise auch unter Rückerstattung bereit» bezahlter Beträge niederzuschlagen und die Befugnis zur Niederschlagung auf andere Justizbehörden zu übertragen.